26-01-2025, 17:36 - Wörter:
Der Saal war warm, fast schon stickig, unzählige Gerüche des anstehenden Festmahls schwängerten die Atmosphäre, was Reinka bei ihrem Eintreten noch deutlicher auffiel, als es vermutlich üblicherweise der Fall gewesen wäre. Sie strich sich über den schweren Stoff ihrer dezenten anthrazitfarbenen Robe, eine Bewegung, die mehr mit der sanften Beruhigung ihres rebellierenden Magens als mit Eitelkeit zu tun hatte. Sie begrüßte flüchtig die einzelnen Familienmitglieder und anderen Anwesenden, die sich in der Festhalle verteilt hatten, hielt jedoch kurz inne, als sie die kleine Gruppe entdeckte, die sich unweit der Tafel versammelt hatte. Ihre Sicht verschwamm kurz, als sie versuchte, vergeblich den Sitz ihrer Korsage zu korrigieren. Kurz bereute es, ihre Zofe noch vor wenigen Minuten angetrieben zu haben, sie noch ein wenig enger zu zurren, damit sie, die sehnige Kriegerin, nicht wirkte wie eine Frau, die dem Essen ein wenig zu sehr zugetan war. Was durchaus stimmte! Doch man musste es ihr ja nicht gleich um ihre Taille herum ansehen, die zunehmend gerundeten, dauerhaft geröteten Wangen und ihr plötzlich existentes Dekolleté waren Beweis genug.
Schließlich gab sie es frustriert seufzend auf und näherte sich der Gruppe, ihren Blick auf den breiten Rücken ihres Gatten geheftet. Erik hatte es tatsächlich zum Fest geschafft, ohne von seinen Vasallen aufgespürt werden zu müssen, und das sogar noch vor der Ankunft seiner Frau! Er schien kurz vor ihr eingetroffen zu sein und sprach mit einer unverkennbaren Mischung aus Belustigung und Spott mit seinem Waffenbruder, klopfte ihm auf die Schulter und grinste, während sein Blick unverhohlen das farbenfrohe, auffällige Wams musterte. Reinka konnte sich ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel kaum verkneifen, doch sie fing sich rasch. Ihre Hände glitten erneut über die Korsage ihres Kleides, während sie näher trat und nur ein Hauch milder Überraschung in ihrem Gesicht lag. Erik war Erik – manchmal ein wenig ungehobelt, aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie nahm sich fest vor, ihm später ein paar passende Worte mitzugeben, sollte er sich noch weiter in diese Richtung verlieren.
„Aleena, Schwester.“ Reinkas Stimme war freundlich, aber zurückhaltend, als sie die Kronprinzessin begrüßte und standesgemäß den Kopf vor ihr neigte. Ihre Schwägerin schien an diesem Abend tatsächlich zu strahlen, ein Leuchten, das man vielleicht nur bemerkte, wenn man genauer hinsah. „Du hast dich übertroffen. Ich freue mich schon darauf, den Grund dieses Anlasses zu erfahren“, fuhr sie fort und ließ eine Hand vage durch den Raum schweifen. Sie wusste, dass Aleena Perfektion wichtig war, und da es diese Tugend in Norsteading eher selten gab, wollte sie ihr die Versicherung geben, sie hier vor sich zu sehen. Dass sie bereits wusste, worum es ging, verschwieg sie natürlich und wandte sich an ihren Bruder. „Leif.“ Ihre Stimme wurde etwas ruhiger, als sie ihn mit einem Blick musterte, der sowohl Vertrautheit als auch Respekt ausdrückte. Es war noch nicht lange her, dass sie mit ihm hinter verschlossenen Türen gesprochen hatte, ein Gespräch, das eindeutig Spuren in ihr hinterlassen hatte. Sie hatte Seiten ihres Bruders gesehen, die ihr bisher verborgen geblieben waren – Dinge, die noch zu Ende gesprochen waren. Sie war trotz allem dankbar und stolz. Sie wusste, dass er sein Geheimnis nicht mit vielen teilte. Und sie wusste, was es ihn kostete, in diesem Augenblick er selbst zu sein. Deshalb ließ sie ihre Begrüßung schlicht und doch bedeutsam ausfallen. Sie trat zu ihm, legte kurz eine Hand auf seinen Unterarm und sagte mit einem leisen, aber festen Lächeln: „Es tut gut, dich zu sehen, Bruder.“ In dieser schlichten Geste und den wenigen Worten lag eine Versicherung: Er konnte ihr vertrauen.
Ihr Blick glitt zu der kleinen Gestalt, die er auf dem Arm trug. Swantje schien wie immer neugierig und lebendig, doch ihr Gesicht leuchtete auf, als sie Reinka sah. „Und Schwesterchen.“ Reinkas Stimme wurde weicher, als sie ihre Schwester liebevoll betrachtete. „Du bist ja schon wieder gewachsen“, murmelte sie leise, und strich ihr über das dunkle Haar. Es war ein Moment reiner Zuneigung, ein Moment, der sie all das andere für einen Moment vergessen ließ.
Und nun zu ihrem werten Gatten. Als Reinka sich ihm zuwandte, wurde ihr Blick kurz ein wenig schärfer. Sie trat nah genug an ihn heran, dass niemand sonst ihre Worte hören konnte, und legte ihre Hand an seinen Arm. „Wenn du dich nicht augenblicklich zusammenreißt, mein Herz“, sagte sie mit einem Lächeln, das nach außen hin liebevoll wirkte, aber von einem Blick begleitet wurde, der an bitterer Ernsthaftigkeit nichts vermissen ließ, „kannst du dir schon einmal dein Nachtlager an der Feuerstelle im Flügel der Kinder vorbereiten lassen.“ Swantje und Luitwin würden ihren Schwager mitsamt seinem Kater mit Freuden am nächsten (sehr frühen) Morgen betreuen. Sie ließ ihre Hand kurz auf seinem Arm verweilen, schenkte ihm einen bedeutungsvollen Blick und ließ ihn dann los, als hätte sie ihm nur eine kleine Liebkosung geschenkt, bevor sie sich wieder dem Kronprinzenpaar zuwandte.
Schließlich gab sie es frustriert seufzend auf und näherte sich der Gruppe, ihren Blick auf den breiten Rücken ihres Gatten geheftet. Erik hatte es tatsächlich zum Fest geschafft, ohne von seinen Vasallen aufgespürt werden zu müssen, und das sogar noch vor der Ankunft seiner Frau! Er schien kurz vor ihr eingetroffen zu sein und sprach mit einer unverkennbaren Mischung aus Belustigung und Spott mit seinem Waffenbruder, klopfte ihm auf die Schulter und grinste, während sein Blick unverhohlen das farbenfrohe, auffällige Wams musterte. Reinka konnte sich ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel kaum verkneifen, doch sie fing sich rasch. Ihre Hände glitten erneut über die Korsage ihres Kleides, während sie näher trat und nur ein Hauch milder Überraschung in ihrem Gesicht lag. Erik war Erik – manchmal ein wenig ungehobelt, aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie nahm sich fest vor, ihm später ein paar passende Worte mitzugeben, sollte er sich noch weiter in diese Richtung verlieren.
„Aleena, Schwester.“ Reinkas Stimme war freundlich, aber zurückhaltend, als sie die Kronprinzessin begrüßte und standesgemäß den Kopf vor ihr neigte. Ihre Schwägerin schien an diesem Abend tatsächlich zu strahlen, ein Leuchten, das man vielleicht nur bemerkte, wenn man genauer hinsah. „Du hast dich übertroffen. Ich freue mich schon darauf, den Grund dieses Anlasses zu erfahren“, fuhr sie fort und ließ eine Hand vage durch den Raum schweifen. Sie wusste, dass Aleena Perfektion wichtig war, und da es diese Tugend in Norsteading eher selten gab, wollte sie ihr die Versicherung geben, sie hier vor sich zu sehen. Dass sie bereits wusste, worum es ging, verschwieg sie natürlich und wandte sich an ihren Bruder. „Leif.“ Ihre Stimme wurde etwas ruhiger, als sie ihn mit einem Blick musterte, der sowohl Vertrautheit als auch Respekt ausdrückte. Es war noch nicht lange her, dass sie mit ihm hinter verschlossenen Türen gesprochen hatte, ein Gespräch, das eindeutig Spuren in ihr hinterlassen hatte. Sie hatte Seiten ihres Bruders gesehen, die ihr bisher verborgen geblieben waren – Dinge, die noch zu Ende gesprochen waren. Sie war trotz allem dankbar und stolz. Sie wusste, dass er sein Geheimnis nicht mit vielen teilte. Und sie wusste, was es ihn kostete, in diesem Augenblick er selbst zu sein. Deshalb ließ sie ihre Begrüßung schlicht und doch bedeutsam ausfallen. Sie trat zu ihm, legte kurz eine Hand auf seinen Unterarm und sagte mit einem leisen, aber festen Lächeln: „Es tut gut, dich zu sehen, Bruder.“ In dieser schlichten Geste und den wenigen Worten lag eine Versicherung: Er konnte ihr vertrauen.
Ihr Blick glitt zu der kleinen Gestalt, die er auf dem Arm trug. Swantje schien wie immer neugierig und lebendig, doch ihr Gesicht leuchtete auf, als sie Reinka sah. „Und Schwesterchen.“ Reinkas Stimme wurde weicher, als sie ihre Schwester liebevoll betrachtete. „Du bist ja schon wieder gewachsen“, murmelte sie leise, und strich ihr über das dunkle Haar. Es war ein Moment reiner Zuneigung, ein Moment, der sie all das andere für einen Moment vergessen ließ.
Und nun zu ihrem werten Gatten. Als Reinka sich ihm zuwandte, wurde ihr Blick kurz ein wenig schärfer. Sie trat nah genug an ihn heran, dass niemand sonst ihre Worte hören konnte, und legte ihre Hand an seinen Arm. „Wenn du dich nicht augenblicklich zusammenreißt, mein Herz“, sagte sie mit einem Lächeln, das nach außen hin liebevoll wirkte, aber von einem Blick begleitet wurde, der an bitterer Ernsthaftigkeit nichts vermissen ließ, „kannst du dir schon einmal dein Nachtlager an der Feuerstelle im Flügel der Kinder vorbereiten lassen.“ Swantje und Luitwin würden ihren Schwager mitsamt seinem Kater mit Freuden am nächsten (sehr frühen) Morgen betreuen. Sie ließ ihre Hand kurz auf seinem Arm verweilen, schenkte ihm einen bedeutungsvollen Blick und ließ ihn dann los, als hätte sie ihm nur eine kleine Liebkosung geschenkt, bevor sie sich wieder dem Kronprinzenpaar zuwandte.