23-02-2025, 22:47 - Wörter:
At last comes their answer
through cold and through frost

"Ehrlich gesagt fühle ich mich nicht besonders... ungewöhnlich. Ganz im Gegenteil. Eigentlich bin ich ziemlich langweilig", entgegnete sie ungewöhnlich nachdenklich. Normalerweise war sie unbeschwerter und freier. Muirín hatte Spaß am Leben und an der Liebe, genoss die Zweisamkeit mit Männern und machte sich recht wenig aus ihrer Zukunft, die schließlich auch ohne ihr Zutun noch früh genug auf sie warten würde. Irgendwann würde es eine Hochzeit und kurz danach sicher die ersten Kinder geben. So war eben der Lauf der Dinge, wenn man eine Prinzessin war. Doch heute waren ihre Gedanken und Gefühle anders, als sonst. Lauter. Penetranter. Sie verlangten nach mehr Aufmerksamkeit und wollten endlich gehört werden. Und dabei war die Angst, Remus mit solch melancholischen Gedankengängen auf der Stelle zu verschrecken, riesig groß. Viel liebe wäre sie heute genauso unbeschwert und schmeichelhaft unterwegs gewesen, wie es sonst auch der Fall war. Vielleicht war es die uneigennützige Tat des Söldners, die sie so nachdenklich gestimmt hatte.
"Glücklicherweise gibt es noch keinen Prinzen. Jedenfalls keinen, der tatsächlich zu mir gehört. In dieser Hinsicht braucht Ihr Euch also keine Sorgen zu machen", erwiderte sie eine Spur fröhlicher als noch kurz zuvor. Sie versuchte es. Versuchte, genauso glücklich und lustvoll wie sonst zu sein. Wollte ihn beeindrucken, mit ihrer Leichtigkeit und ihrem Verstand. Vielleicht auch mit ihrer ungezwungenen Art gegenüber Männern. Schon oft hat sie zu hören bekommen, dass sie so viel freier (oder meinten sie freizügiger??) war, als andere Frauen und dass man mit ihr so viel Spaß haben konnte. Es war die Bestätigung von den Männern gewesen, die sie in ihrem Tun bestärkt hatte. Die ihr zeigten, dass das, was sie präsentierte, das war, was die Männer wollten. Nicht die langweilige treue Hausfrau, die zu Hause die Kinder hütete und keine Lust mehr auf Zweisamkeit hatte. Muirín schüttelte kaum merklich den Kopf, versuchte ihre wirren Gedanken zu vertreiben und sich mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
"Entschuldigt bitte meine geistige Unaufmerksamkeit. Ich möchte Euch nicht mit meinen Gedanken belästigen", erklärte sie und zog die Stirn in Falten. "Erzählt mir mehr von Euch. Wie kann es sein, dass ihr in einem so tollen Land nur auf der Durchreise seid? Hat Euch der Dauerregen schon so zugesetzt?", versuchte sie das Thema nun wieder in eine etwas erfreulichere Richtung zu lenken.