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The Scholar and the Thief
01.10.1016 - 21:00
Spring's Court, Universität
Ciarán Ó Ceallaigh Isabella Rycott

Unregistered
Ciarán Ó Ceallaigh
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#1
Der Weg vom Lager der Bruderschaft nach Spring’s Court hatte ihn zwei Tagesreisen gekostet. Mal war er auf Händlerkarren mitgefahren, hatte sich zwischen Kisten und Fässern verborgen oder ein paar belanglose Worte mit den Fuhrleuten gewechselt, mal war er zu Fuß unterwegs gewesen, stets mit wachsamen Blicken auf die Straßen und die Gesichter der Reisenden um ihn herum. Den Rest der Reise hatte er Glück gehabt, sich einer Gruppe von Händlern anschließen zu können, die auf dem Weg nach Spring's Court war. Ciarán lehnte entspannt gegen die hölzernen Seitenwände des rumpelnden Händlerkarrens, während der Fahrtwind ihm den Staub der Landstraße in die Haare wehte. Der Geruch von trockenem Heu, Pferdeschweiß und altem Leder mischte sich mit dem süßlichen Duft von reifen Äpfeln aus einem der Weidenkörbe neben ihm. Er hatte sich eine Position gesucht, die so aussah, als gehörte er zur Karawane, einer der Jungen, die Waren begleiteten oder Botengänge erledigten. Niemand stellte Fragen, und das war ihm recht so.

Es war ungewohnt, allein unterwegs zu sein. Ohne Caoimhe fühlte sich die Welt seltsam hohl an, als würde ihm ein Schatten fehlen, der sonst immer an seiner Seite war. Sie war sein Anker, sein Korrektiv. Oft musterte sie ihn mit ernsten Blicken, wenn er zu übermütig wurde, doch er wusste, dass sie ihn niemals im Stich lassen würde. Seit Avonston Green waren sie ein eingespieltes Team – und ihr Fehlen hinterließ eine Lücke, die er deutlicher spürte, als er erwartet hatte. Doch diesmal hatte Caeus anders entschieden. „Zu zweit seid ihr auffälliger“, hatte er gesagt und Ciarán ein kleines Stück Pergament in die Hand gedrückt. „Merk dir das Siegel. Es ist dein einziger Anhaltspunkt.“ Die Wegbeschreibung und die Beschreibung des Gebäudes hatte Caeus ihm mündlich mitgegeben, jedes Detail mit der Präzision eines Mannes, der keine Fehler duldete. Ciarán hatte aufmerksam zugehört, sich Straßen und Markierungen eingeprägt, Wege im Kopf zurechtgelegt. Nun musste er nur noch warten, bis die Dunkelheit ihm den nötigen Schutz bot.
Das Pergament steckte zusammengerollt in seiner Tasche, Ciarán hatte es mehrmals entrollt und das darauf gezeichnete Siegel betrachtet – eine kunstvolle Prägung, die einem stilisierten Greif glich. Die Worte darunter blieben ihm ein Rätsel, aber das war auch nicht wichtig. Lesen konnte er nicht, doch er hatte gelernt, dass die Welt ihm auch ohne Buchstaben ihre Geheimnisse verriet, wenn er nur genau hinsah.

Spring’s Court tauchte am Horizont auf, als die Sonne bereits begann, sich dem späteren Nachmittag zuzuneigen. Die Stadt war lebendig, selbst von Weitem konnte er den geschäftigen Trubel des Marktplatzes erahnen, das Stimmengewirr, das Klappern von Hufen auf Kopfsteinpflaster, das ferne Lachen spielender Kinder. Als der Karren durch das Stadttor rumpelte, sprang er mit einer geschmeidigen Bewegung ab und tauchte sofort in die Menge ein, als wäre er ein natürlicher Teil davon. Der junge Dieb war noch nie in der Hauptstadt des Frühlingslandes gewesen, und so führten ihn seine Schritte über den Markt, wo er mit leuchtenden Augen die Stände betrachtete. All die Farben, die Gerüche – frisch gebackenes Brot, gewürztes Fleisch, kandierte Nüsse – ließen eine beinahe kindliche Freude in ihm aufkeimen. Er liebte solche Orte, nicht nur, weil sie eine Spielwiese für einen geübten Taschendieb waren, sondern auch, weil sie pulsierendes Leben ausstrahlten. Die Mühe der Händler, das Geschick der Kunsthandwerker, die Unachtsamkeit reicher Kaufleute, die mit den Händen gestikulierten und ihre Börsen dabei unbewacht ließen – es war ein Tanz, und Ciarán bewegte sich mit der Leichtigkeit eines geübten Tänzers darin.
Ohne große Mühe ließ er ein Stück warmes Gebäck in seine Tasche gleiten, ein goldbraunes, mit Honig glasiertes Etwas, das so gut duftete, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Er trat ein paar Schritte zur Seite, lehnte sich an einen Holzbalken und biss genüsslich hinein, während er dem Treiben zusah. Caoimhe hätte ihn jetzt mit diesem unbeeindruckten Blick bedacht, den sie immer aufsetzte, wenn er sich wie ein übermütiges Kind benahm. Der Gedanke brachte ihn zum Schmunzeln.

Nun musste er nur noch warten bis es dunkel wurde.
Doch das Warten war nur ein Übergang. Bereits zuvor hatte er sich in dem Gelehrtenviertel herumgetrieben, das ehrwürdige, steinerne Bauwerk betrachtet, dessen Mauern von wildem Efeu umrankt waren. Er hatte beobachtet, wann die Soldaten der Stadtwache ihre Runden drehten, wie lange sie vor dem Eingang verweilten und je später es wurde, umso menschenleerer wurde die Straße vor dem Gebäude. Seine Augen hatten jedes vergitterte Fenster erfasst, jedes, das sich womöglich lautlos öffnen ließ – ein Wissen, das ihm bald von Nutzen sein würde. Die Dämmerung senkte sich langsam über die Stadt, und mit ihr kam der Moment, in dem Ciarán aus dem Spiel eines neugierigen Jungen in die Rolle schlüpfte, die er am besten beherrschte: die eines Schattens, der sich lautlos durch die Nacht stahl.
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