12-05-2025, 10:29 - Wörter:

Wenn es nach ihm ging, dann wären sie jetzt gleich schon in das Gemach seiner Eltern geplatzt und hätten die Neuigkeiten verkündet. Er brauchte keine Vorbereitung, musste sich nicht zurecht machen, würde seinen Sieg genauso im Großen feiern, wie er ihn hier mit Aleena im Kleinen feierte. Deswegen verstand er auch zuerst nicht, warum Aleena seine Hand weiter hielt und den subtilen Wunsch ausdrückte, noch ein wenig hier zu bleiben. „Bist du sicher?“, fragte er sie direkt. Vier Jahre Ehe und er hatte sich daran gewöhnt, dass sie selten direkt aussprach, was sie wollte, etwas, das gerade anfangs für viele Missverständnisse und übergangene Wünsche gesorgt hatte. Aber heute besann er sich eines Besseren. Es schien ihr wirklich wichtig zu sein, den Morgen langsam anzugehen, das sah er alleine in ihrem weichen, zögerlichen Blick, der kein Gegenmanöver zuließ. Also entspannte sich auch Leifs Haltung und sein Blick wurde weicher. „Ich denke, das kann auch noch etwas warten.“ Nach kurzem Schweigen fügte er an: „ Mutter und Vater haben so lange gewartet, was schadet ein Morgen, hm.“
In seiner Tüchtigkeit und der neu geschöpften Energie konnte Leif sich aber nicht einfach zurück ins Bett legen und mit Aleena im Arm stundenlang faulenzen. Er musste irgendwas tun, oder zumindest dafür sorgen, dass sie nicht mehr so… mitgenommen wirkte. „Lass mich aber wenigstens Tee für dich holen. Hast du Hunger?“, drückte er ihre Hand, kühl in seiner, und hoffte, dass sie ihn nicht dazu verdonnerte, den Morgen wirklich untätig mit ihr rumzuliegen. Wenn er eines von seiner Schwester gelernt hatte, dann, dass man Schwangeren keinen Wunsch abschlug.