16-05-2025, 10:31 - Wörter:
„Eneas?“
Sannas Blick hob sich langsam, ihr Ausdruck weich, doch von einem leisen Bedauern überschattet.
Eneas war fort – und sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wohin er verschwunden war. Die Spuren seines Pferdes hatten sich am Bach verloren, als hätte er es mit Absicht durchs Wasser geführt, um jede Fährte zu verwischen. Ob ihm etwas zugestoßen war oder er einfach nur gegangen war, ließ sich nicht sagen. Sanna hörte die Nuancen in Tyras Stimme – Sorge, ja, aber auch ein leiser Vorwurf, der zwischen den Worten hing. Ihre Kehle schnürte sich zu. Was hätte sie sagen sollen?
Sie senkte den Blick zurück auf das köchelnde Wasser im Kessel, als könne sie dort eine Antwort finden. Doch es blieb nur das leise Blubbern, das die Stille nicht mildern konnte.
„Was macht das Kind hier?“
Was Valda hier erlebte? Sie begann, den anderen Teil der Welt zu begreifen – jenen, den Sanna ihr so lange vorenthalten hatte: Schmerz, Zweifel, Verlust. Dinge, die kein Kind verstehen sollte. Und doch war es unausweichlich.
Sanna hatte versucht, ihre Tochter davor zu schützen – mit aller Kraft. Sie hatte sie umgeben mit Wärme, Geschichten und einem Gefühl von Sicherheit. Doch all das reichte nicht mehr. Und warum? Weil sie das Bett mit einem Mann geteilt hatte, der ihrer Tochter nie das würde geben können, was sie am dringendsten brauchte: Schutz. Schutz vor einer Welt, die zu groß, zu hart und zu gleichgültig war. Eine Welt, die sie irgendwann brechen würde – so wie sie es Tag für Tag mit Sanna versuchte.
Und Sanna wusste: Sie konnte ihre Tochter nicht davor bewahren. Nicht vor allem.
Aber sie konnte versuchen, sie darauf vorzubereiten. Ihre Hand halten. Ihr zeigen, wie man weitergeht, wenn es weh tut. Ihr vorleben, dass es da draußen – trotz allem – noch Gutes gab. Etwas, für das es sich lohnte, nicht aufzugeben. "Sie lernt", sagte Sanna leise – fast mehr zu sich selbst als zu Tyra.
Ein sanftes, aufmunterndes Lächeln huschte über ihr Gesicht, das sie ihrer Tochter schenkte. Valda erwiderte es zögerlich, während ihre kleinen Finger unbeholfen an den Kamillenblüten zupften.
Als Tyra erneut von Eneas sprach, durchbrach Sanna ihr Schweigen – zögerlich, mit einem Anflug von Unbehagen. "Er wollte Wasser holen. Doch er kam nicht zurück. Die Spuren seines Pferdes… verlieren sich im Bach." Nachdenklich rührte sie in der dampfenden Flüssigkeit, ehe sie sich erhob und begann, schmale Ästchen zusammenzusuchen. Bis Tyra wieder auf den Beinen war, würden sie wohl hier verweilen müssen. Mit ruhiger Entschlossenheit formten ihre Finger eine Hasenfalle. "Ich weiß nicht, wohin er sich aufgemacht hat", sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu Tyra.
Sannas Blick hob sich langsam, ihr Ausdruck weich, doch von einem leisen Bedauern überschattet.
Eneas war fort – und sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wohin er verschwunden war. Die Spuren seines Pferdes hatten sich am Bach verloren, als hätte er es mit Absicht durchs Wasser geführt, um jede Fährte zu verwischen. Ob ihm etwas zugestoßen war oder er einfach nur gegangen war, ließ sich nicht sagen. Sanna hörte die Nuancen in Tyras Stimme – Sorge, ja, aber auch ein leiser Vorwurf, der zwischen den Worten hing. Ihre Kehle schnürte sich zu. Was hätte sie sagen sollen?
Sie senkte den Blick zurück auf das köchelnde Wasser im Kessel, als könne sie dort eine Antwort finden. Doch es blieb nur das leise Blubbern, das die Stille nicht mildern konnte.
„Was macht das Kind hier?“
Was Valda hier erlebte? Sie begann, den anderen Teil der Welt zu begreifen – jenen, den Sanna ihr so lange vorenthalten hatte: Schmerz, Zweifel, Verlust. Dinge, die kein Kind verstehen sollte. Und doch war es unausweichlich.
Sanna hatte versucht, ihre Tochter davor zu schützen – mit aller Kraft. Sie hatte sie umgeben mit Wärme, Geschichten und einem Gefühl von Sicherheit. Doch all das reichte nicht mehr. Und warum? Weil sie das Bett mit einem Mann geteilt hatte, der ihrer Tochter nie das würde geben können, was sie am dringendsten brauchte: Schutz. Schutz vor einer Welt, die zu groß, zu hart und zu gleichgültig war. Eine Welt, die sie irgendwann brechen würde – so wie sie es Tag für Tag mit Sanna versuchte.
Und Sanna wusste: Sie konnte ihre Tochter nicht davor bewahren. Nicht vor allem.
Aber sie konnte versuchen, sie darauf vorzubereiten. Ihre Hand halten. Ihr zeigen, wie man weitergeht, wenn es weh tut. Ihr vorleben, dass es da draußen – trotz allem – noch Gutes gab. Etwas, für das es sich lohnte, nicht aufzugeben. "Sie lernt", sagte Sanna leise – fast mehr zu sich selbst als zu Tyra.
Ein sanftes, aufmunterndes Lächeln huschte über ihr Gesicht, das sie ihrer Tochter schenkte. Valda erwiderte es zögerlich, während ihre kleinen Finger unbeholfen an den Kamillenblüten zupften.
Als Tyra erneut von Eneas sprach, durchbrach Sanna ihr Schweigen – zögerlich, mit einem Anflug von Unbehagen. "Er wollte Wasser holen. Doch er kam nicht zurück. Die Spuren seines Pferdes… verlieren sich im Bach." Nachdenklich rührte sie in der dampfenden Flüssigkeit, ehe sie sich erhob und begann, schmale Ästchen zusammenzusuchen. Bis Tyra wieder auf den Beinen war, würden sie wohl hier verweilen müssen. Mit ruhiger Entschlossenheit formten ihre Finger eine Hasenfalle. "Ich weiß nicht, wohin er sich aufgemacht hat", sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu Tyra.