20-05-2025, 19:34 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20-05-2025, 21:08 von Reinka Norrholm.)
Reinka antwortete nicht sofort. Doch ein leiser Laut, kaum mehr als ein gerauntes »Mhm«, ließ sich aus ihrer Kehle vernehmen – nicht spöttisch, nicht belustigt, sondern ... anerkennend. Eine winzige Falte löste sich aus der Stelle zwischen ihren fein geschwungenen Brauen, kaum merklich, aber da. Nicht viele verstanden, worauf sie mit ihren Worten hinauswollte. Noch weniger antworteten richtig. Er hatte es. Ohne zu zögern, ohne zu prahlen.
Sie kommentierte seine Anwandlung bezüglich höfischer Etikette nicht weiter, wandte sich stattdessen erneut dem Wallach in ihrem Rücken zu, eine letzte zärtliche Geste über die kräftige Kruppe, und setzte sich schließlich langsam in Bewegung. Kein Zögern in ihrem Gang, aber eine gewisse Bedachtheit. Die Stuten schnaubten nahezu gleichzeitig, als sie mit ihrem silberhaarigen Gast näherkam – die eine mit flacher, ruhiger Atmung, die andere unruhig, wie ein Drahtseil gespannt. Reinka hob eine Hand zum Fuchs, legte sie gegen die warme Stirn der Stute, deren Ohren gespannt zuckten. Sie redete nicht sofort weiter, ließ nur ihre Fingerspitzen den Fellstrich entlang wandern, bis zur Ganasche.
Dann – beiläufig, fast so, als fiele ihr die Frage eben erst ein: »Ihr habt gefehlt beim Gelage der Sieger.« Keine Anschuldigung. Keine Neugier. Nur ein leiser Ton, der andeutete, dass es ihr aufgefallen war. Und dass sie es schade fand. Ohne dass sie es aussprechen musste. Sie ließ der Stute Zeit, ihr Gewicht auf eines der Hinterbeine zu verlagern, und trat dann einen halben Schritt zurück. Ihr Blick wanderte zu Veith, suchte nicht sein Gesicht, sondern maß ihn mit einer Ruhe, die mehr sagte als Worte. Ein Mann, der wusste, wann man sich zeigte – und wann man fortblieb. Auch das: keine Schwäche. Vielmehr eine Art von Stärke. »Vielleicht war es gut so«, sagte sie nach einer Weile, fast tonlos. Und doch lag ein winziges Funkeln in ihren Augen, das sich nicht zu deuten gab. Denn was Veith Alvarsson somit verpasst hatte, war eine Prinzessin von Wolfsmark, die beinahe über ihrer Wildschweinkeule eingenickt wäre, hätte ihre Mutter sie nicht rechtzeitig in ihre Gemächer geschickt. Verfluchte Müdigkeit.
Dann wandte sie sich ab, ging langsam zur schwarzen Stute hinüber, die ein Ohr in Veiths Richtung drehte, sich jedoch nicht von ihrem Platz rührte. Reinka berührte sie nicht, noch nicht. Stattdessen sprach sie nun das aus, weswegen er wirklich hier war. »Die Schwarze stammt aus den herbstländischen Linien. Ruhiger Geist, unerschütterlich. Ein Tier, das sich auch unter Anspannung nicht selbst verliert. Sie kennt den Sattel, reagiert auf Schenkelhilfen wie auf Stimme. Leicht zu führen. Ideal, wenn jemand lernen will ... oder nicht ständig kämpfen möchte.« Ihre Stimme war ruhig, fest, ohne Stolz, aber voller Wissen. Sie sprach nicht wie eine Prinzessin, sondern wie eine Frau, die ihre Tiere kannte, sie gesehen und geformt hatte. »Die Rotbraune hingegen – blitzschnell im Kopf. Hohe Ausdauer. Trägt den Funken ihrer Mutter, die ich selbst geritten habe, bis sie mir beinahe das Becken zertrümmert hätte. Hat viel sommerländisches Blut. Ihr werdet bei ihr nicht befehlen können, nur überzeugen. Gebt Ihr ihr ein Ziel, läuft sie. Versucht Ihr, sie zu zwingen, springt sie rückwärts. Sie geht für ihren Reiter durchs Feuer, solange er keine Schwäche zeigt.«
Ein kurzer Seitenblick. Nicht wertend. Nur Information. Dann schwieg sie, trat wieder näher zur Braunen, die inzwischen mit dem Vorderhuf scharrte, ungeduldig, unzufrieden. Ein kurzes Zungenschnalzen, kaum hörbar, brachte das Tier zur Ruhe. Nicht aus Furcht – aus Vertrautheit. »Ihr sucht für Eure Schwester, wenn ich mich recht entsinne«, sagte sie schließlich, ohne dass es eine Frage war. »Dann ist es nicht das Pferd, das entscheidet, sondern das Mädchen.« Ein Hauch von etwas durchzog ihre Stimme. Etwas wie... Verständnis? Oder Mitleid? Vielleicht beides. Sie wusste, wie es war, wenn Entscheidungen über einen gefällt wurden. Auch wenn sie richtig gemeint waren. »Bringt sie her. Lasst sie entscheiden. Ich werde da sein. Nicht als Prinzessin.« Sie sah ihn an, diesmal direkt. »Nur als die, die ihr das passende Herz unter dem Sattel sucht.« Sie trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust, nicht abwehrend, sondern abschließend. Geist schnaubte erneut, als wollte er sich einmischen. Reinka schenkte ihm ein winziges, schiefes Lächeln, das sich nicht bis zu ihren Augen durchschlug. »Möchtet Ihr zunächst testen, was Ihr Eurer Schwester schmackhaft machen wollt?« Eine kleine Spitze. Kein Hohn. Nur ein Versuch, zu locken. Ein Anstoß, damit er etwas von sich zeigte, und Reinka letztendlich eine dringend benötigte Ablenkung bot.
Sie kommentierte seine Anwandlung bezüglich höfischer Etikette nicht weiter, wandte sich stattdessen erneut dem Wallach in ihrem Rücken zu, eine letzte zärtliche Geste über die kräftige Kruppe, und setzte sich schließlich langsam in Bewegung. Kein Zögern in ihrem Gang, aber eine gewisse Bedachtheit. Die Stuten schnaubten nahezu gleichzeitig, als sie mit ihrem silberhaarigen Gast näherkam – die eine mit flacher, ruhiger Atmung, die andere unruhig, wie ein Drahtseil gespannt. Reinka hob eine Hand zum Fuchs, legte sie gegen die warme Stirn der Stute, deren Ohren gespannt zuckten. Sie redete nicht sofort weiter, ließ nur ihre Fingerspitzen den Fellstrich entlang wandern, bis zur Ganasche.
Dann – beiläufig, fast so, als fiele ihr die Frage eben erst ein: »Ihr habt gefehlt beim Gelage der Sieger.« Keine Anschuldigung. Keine Neugier. Nur ein leiser Ton, der andeutete, dass es ihr aufgefallen war. Und dass sie es schade fand. Ohne dass sie es aussprechen musste. Sie ließ der Stute Zeit, ihr Gewicht auf eines der Hinterbeine zu verlagern, und trat dann einen halben Schritt zurück. Ihr Blick wanderte zu Veith, suchte nicht sein Gesicht, sondern maß ihn mit einer Ruhe, die mehr sagte als Worte. Ein Mann, der wusste, wann man sich zeigte – und wann man fortblieb. Auch das: keine Schwäche. Vielmehr eine Art von Stärke. »Vielleicht war es gut so«, sagte sie nach einer Weile, fast tonlos. Und doch lag ein winziges Funkeln in ihren Augen, das sich nicht zu deuten gab. Denn was Veith Alvarsson somit verpasst hatte, war eine Prinzessin von Wolfsmark, die beinahe über ihrer Wildschweinkeule eingenickt wäre, hätte ihre Mutter sie nicht rechtzeitig in ihre Gemächer geschickt. Verfluchte Müdigkeit.
Dann wandte sie sich ab, ging langsam zur schwarzen Stute hinüber, die ein Ohr in Veiths Richtung drehte, sich jedoch nicht von ihrem Platz rührte. Reinka berührte sie nicht, noch nicht. Stattdessen sprach sie nun das aus, weswegen er wirklich hier war. »Die Schwarze stammt aus den herbstländischen Linien. Ruhiger Geist, unerschütterlich. Ein Tier, das sich auch unter Anspannung nicht selbst verliert. Sie kennt den Sattel, reagiert auf Schenkelhilfen wie auf Stimme. Leicht zu führen. Ideal, wenn jemand lernen will ... oder nicht ständig kämpfen möchte.« Ihre Stimme war ruhig, fest, ohne Stolz, aber voller Wissen. Sie sprach nicht wie eine Prinzessin, sondern wie eine Frau, die ihre Tiere kannte, sie gesehen und geformt hatte. »Die Rotbraune hingegen – blitzschnell im Kopf. Hohe Ausdauer. Trägt den Funken ihrer Mutter, die ich selbst geritten habe, bis sie mir beinahe das Becken zertrümmert hätte. Hat viel sommerländisches Blut. Ihr werdet bei ihr nicht befehlen können, nur überzeugen. Gebt Ihr ihr ein Ziel, läuft sie. Versucht Ihr, sie zu zwingen, springt sie rückwärts. Sie geht für ihren Reiter durchs Feuer, solange er keine Schwäche zeigt.«
Ein kurzer Seitenblick. Nicht wertend. Nur Information. Dann schwieg sie, trat wieder näher zur Braunen, die inzwischen mit dem Vorderhuf scharrte, ungeduldig, unzufrieden. Ein kurzes Zungenschnalzen, kaum hörbar, brachte das Tier zur Ruhe. Nicht aus Furcht – aus Vertrautheit. »Ihr sucht für Eure Schwester, wenn ich mich recht entsinne«, sagte sie schließlich, ohne dass es eine Frage war. »Dann ist es nicht das Pferd, das entscheidet, sondern das Mädchen.« Ein Hauch von etwas durchzog ihre Stimme. Etwas wie... Verständnis? Oder Mitleid? Vielleicht beides. Sie wusste, wie es war, wenn Entscheidungen über einen gefällt wurden. Auch wenn sie richtig gemeint waren. »Bringt sie her. Lasst sie entscheiden. Ich werde da sein. Nicht als Prinzessin.« Sie sah ihn an, diesmal direkt. »Nur als die, die ihr das passende Herz unter dem Sattel sucht.« Sie trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust, nicht abwehrend, sondern abschließend. Geist schnaubte erneut, als wollte er sich einmischen. Reinka schenkte ihm ein winziges, schiefes Lächeln, das sich nicht bis zu ihren Augen durchschlug. »Möchtet Ihr zunächst testen, was Ihr Eurer Schwester schmackhaft machen wollt?« Eine kleine Spitze. Kein Hohn. Nur ein Versuch, zu locken. Ein Anstoß, damit er etwas von sich zeigte, und Reinka letztendlich eine dringend benötigte Ablenkung bot.