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No blade can mend what time has torn
16.09.1016 - 09:00
Königlichen Stallungen Wintergards

Winterland
Reinka Norrholm
Winterland
Alter 26
Beruf Prinzessin von Wolfsmark
Wohnort Wolfsmark
Stand Verheiratet
User Lia
#5
Sie blickte nicht auf, als er ihre Bemerkung über das Gelage aufgriff, doch ein kaum merkliches Lächeln schlich sich auf Reinkas Lippen, eines dieser flüchtigen, die rasch verblassen, als hätten sie nie existiert. „Feuchtfröhlich genug, dass die meisten der Gäste keinen sonderlich angenehmen Morgen hatten. So viel steht fest.“ Ihre Stimme war ruhig, nüchtern, wie immer – aber da lag ein winziger Hauch von Spott darin. Dann wandte sie sich halb zur Seite, dem Fuchs den Rücken zugewandt, Geist im Blick, und fuhr ruhiger fort: „Ich habe dieses Jahr nicht allzu viel davon mitbekommen. Die Kunst, sich zur rechten Zeit zu verabschieden, ist unter Prinzessinnen eine durchaus unterschätzte.“ Die künftige Herrin von Wolfsmark war sich für eine ordentliche Portion Selbstironie offenbar nicht zu schade. Schlimmer wäre es, ihr Malheur während des Festmahls zugeben zu müssen. Verfluchte Müdigkeit.

Veiths Worte über das Verhältnis zu seiner Schwester ließ sie wiederum nicht unberührt, auch wenn sie äußerlich kaum reagierte. Kein neugieriger Blick, kein forschendes Nachfragen. Nur ein sanftes, zustimmendes Nicken. „Manchmal ist das Band zwischen Geschwistern wie ein vereister Fluss. Man sieht nur die Oberfläche, doch der Strom darunter …“ Sie ließ den Satz unbeendet, fast wie ein ein bewusstes Nicht-Weitergehen. „Es ist schwer, jemandem zu helfen, der sich gegen jede ausgestreckte Hand wehrt“, fuhr sie leise fort. Ihr Blick ruhte dabei nicht auf ihm, sondern auf dem Rand der Boxentür, wo sich ein Spalt im alten Holz zeigte, durch den ein zarter Streifen Licht fiel. „Und schwerer noch, wenn man selbst Teil des Grundes ist.“ Sie wusste genau, wovon sie sprach, deswegen fügte sie ruhig an: „Ich kenne das. Mehr, als ich zugeben möchte.“ Nicht aufdringlich. Kein Mitleid. Nur eine metaphorische Hand, die in der Kälte kurz sichtbar wurde, ehe sie wieder im wärmenden Mantel verschwand.

Dann aber hob sie den Kopf, und als er seine nächsten Worte sprach, geschah etwas Seltenes: Die Zurückhaltung wich aus ihrem Blick, ein warmes Leuchten trat an ihre Stelle, ein Funken, der sich nicht so leicht unterdrücken ließ. „Ich hatte gehofft, dass Ihr diesen Vorschlag macht.“, fasste sie beinahe neckend seine Formulierung auf. Die Worte kamen ohne Zögern, klar, aufrichtig – fast zu schnell, fast zu sehr Reaktion und nicht bedacht. Doch sie ließ sie stehen. Nicht alles musste immerzu gefiltert sein.  Sie trat zu Geist, der bereits ungeduldig mit dem Schweif schlug, als spürte er die Aufbruchsstimmung, und griff mit geübter Selbstverständlichkeit nach dem Zaumzeug. „Dann bleibt nur noch die Frage, wem Ihr Euch heute anvertraut.“ Ein kurzer, schräger Blick zu den beiden Stuten, während sie die reichverzierten Lederriemen durch ihre Finger gleiten ließ. „Die Stille oder der Sturm.“

Reinka selbst schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung in den Sattel ihres grauen Wallachs. Es kostete sie mittlerweile Mühe – ihr sich verändernder Leib trug bereits mehr Gewicht, als sie gewohnt war. Doch sie ließ sich nichts anmerken, griff ruhig nach den Zügeln, ließ Geist einen halben Schritt vorwärts tun, bevor sie wartete, dass Veith zu ihr aufschloss. „Ich würde vorschlagen, wir reiten nordwärts. Entlang der Höhenzüge oberhalb des Flusstals. Das Licht bricht dort spät durch das Gehölz, aber wenn es das tut, leuchtet es über das Eis wie Goldstaub. Und die Pferde lieben den harten Grund unter den Hufen.“ 

Für einen Moment schwieg sie, ließ den Blick durch die mächtigen Stalltore hinaus zur weißen, schneegespickten Weite gleiten, die vor den Mauern Wintergards auf sie warteten. Der Himmel war klar, die Luft so kalt, dass der Atem der Tiere in heißen Dämpfen aufstieg. Und doch lag in dieser Kälte kein Tod – nur Reinheit. Ein Versprechen, dass alles, was still war, nicht verloren sein musste. Und sie konnte es kaum erwarten.

Sie wandte den Blick, sah zu Veith. Noch hatte er sich nicht entschieden, noch stand er zwischen den beiden Stuten – zwischen dem Feuer und der Stille. Reinka sagte nichts. Sie drängte nicht. Aber ihr Blick, ruhig und wartend, sprach eine Sprache, die man nicht zu lernen brauchte, wenn man aus dem Winterland kam. Manches wählt man nicht mit dem Verstand. Sondern mit dem Instinkt.
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RE: No blade can mend what time has torn - von Reinka Norrholm - 30-05-2025, 22:26

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