07-06-2025, 11:20 - Wörter:
Sie ritten aus den Stallungen, durch das schwere Eichentor, das langsam hinter ihnen wieder geschlossen wurde. Wintergard lag still vor ihnen, noch immer ein wenig verschlafen und doch regte sich erstes Leben. Die Häuser standen eng beieinander, ihre Dächer trugen eine dicke Schneeschicht, die im ersten Licht des Morgens schimmerte. Aus den Schornsteinen stieg Rauch in dichten Schwaden auf und vermischte sich mit dem kalten Morgennebel. Die wenigen Menschen auf den Straßen hielten inne. Alte Frauen mit eingewickelten Schultern, Kinder, die ihre Spiele für einen Moment pausierten, Händler, die ihre Stände vorbereiteten – alle schenkten den Reitern ehrerbietige Blicke oder ein leises Nicken. Der Respekt galt zumeist der Prinzessin, teils dem schweigsamen Krieger an ihrer Seite. Veith spürte die Blicke, kühl und aufmerksam, doch sein Gesicht blieb ausdruckslos, sein Schweigen fest. Neben ihm grüßte die Prinzessin stumm zurück, ihre Lippen formten ein sanftes Lächeln, als sie einem der Kinder zuwinkte - ein stiller Funken Wärme an diesem doch so kalten Morgen.
Ein Hund bellte aufgebracht, doch der Schmied hinter seiner Werkstatt verscheuchte ihn mit einem rauen Wort. Für einen Moment zuckten die Pferde nervös, dann beruhigten sie sich wieder. Reinka zog ihren Umhang fester um sich, das Fell raschelte leise. Die Stille, die zwischen ihnen lag, war wohltuend – eine Ruhe, die Veith selten empfand. Es gab kaum Nordländer, mit denen er sich in solch stummen Übereinkunft wohlfühlte. Viele hier sprachen zu viel, ließen ihre Gedanken ungefiltert fließen, was ihn meist ermüdete. Halger war so ein Mann. Doch da Halger oft nie eine Antwort erwartete, fiel es Veith leicht, sich aus diesen Gesprächen zurückzuziehen. Mit Reinka war es anders. Sie war ihm in diesem Schweigen verwandt. Sie brauchte keine leeren Worte, fühlte sich womöglich von ihnen gestört, wenn Veith sie richtig einschätzte. Genau deshalb war ihr gemeinsames Schweigen keine Last, sondern ein Band.
Es war Reinka, die die Stille schließlich durchbrach. Veith wandte den Blick zu ihr, nahm ihr Profil in sich auf, ein Bild das Stolz und Entschlossenheit in sich trug. Ihre Worte entlockten ihm ein leises Seufzen, das tief aus seiner Kehle kam, getragen von der Last, die auf seinen Schultern als Familienoberhaupt ruhte. Die Sorge um Ylva und ihre Zukunft, war schwer und unerbittlich. Nie hatte er um diese Bürde gebeten. Er war nur ihr Bruder. Doch er wusste ebenso, dass ihr Vater, wenn ihm dieses Urteil noch zustehen würde, keine andere Wahl gehabt hätte, als ebenso zu handeln. Es war egal, dass Hakon Ylva einst das Kämpfen gelehrt hatte – wie jedem seiner Kinder auch. Das Leben als Krieger war voller Gefahren und Härte, und Ylva war besser aufgehoben als Ehefrau und Mutter. Nur so hoffte er, würde ihr ein langes und erfülltes Leben vergönnt sein, frei von den Schatten des aufziehenden Krieges und den ständigen Bedrohungen, die den Pfad eines Kämpfers begleiteten.
„Ich verstehe, was Ihr sagt“, begann er leise, die Stimme rau und schwer von den Gedanken, die ihre Worte in ihm weckten. Sein Blick senkte sich, als müsse er die Last, die ihn bedrückte, tief in sich vergraben. „Doch es fällt schwer, tatenlos zuzusehen, wie sich der Sturm zusammenbraut, während einem selbst die Hände gebunden sind.“ Er ballte die Faust um den Zügel. Der Fuchs unter ihm spannte sich, seine Muskeln zogen sich an, bereit zum Sprung, doch Veith hielt ihn mit der gleichen ruhigen Kraft, mit der er seine eigenen Gedanken zu bändigen suchte. „Deshalb wäre mein Herz ruhiger, wüsste ich Ylva in Sicherheit. Was ist daran verkehrt, sich an der Seite eines anständigen, fleißigen Mannes zu wissen? Ein sicherer Hafen, mehr kann ich ihr nicht wünschen.“
Veith ließ den Blick über das offene Feld schweifen, die Weite, die sich vor ihnen ausbreitete, forderte ihn heraus. Sein Griff am Zügel wurde fester, doch nicht hart. Die Stute spürte seine Spannung, ihr Körper schien zu pulsieren vor Energie, das Feuer in ihr brannte lodernd und ungestüm. Er nickte knapp, sein Gesicht unverändert ernst, seine Augen jedoch hellwach. „Ihr habt recht“, erwiderte er und es war unverkennbar, dass es ihm durchaus Freude bereitete, das Pferd laufen zu lassen. „Bis zum Waldrand, dann sehen wir weiter.“ Mit einem kurzen, scharfen Druck seiner Fersen setzte er die Stute in Bewegung. Der kalte Wind schnitt ihm ins Gesicht, ließ den Atem in weißen Wolken vor ihm tanzen. Schneeflocken wirbelten hinter ihnen auf, während die Hufe des Pferdes den hartgefrorenen Boden durchbrachen. Der Rhythmus des Galopps war gleichmäßig, ein wilder Puls, der sich mit dem pochenden Herzschlag Veiths verband. Jede Bewegung des Tieres fühlte sich lebendig, beinahe ungezähmt an. Als sie den Waldrand erreichten, zog Veith die Zügel behutsam an, ließ die Stute allmählich zur Ruhe kommen. Ihr Atem ging schwer, dampfte in der kalten Luft, doch in ihren Augen glomm noch dieses unverkennbare Feuer. Veith warf einen Blick zu Reinka. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln zog über seine Lippen. „Sie trägt mehr Wildheit in sich, als ich erwartet hatte“, sagte er rau, doch in seiner Stimme lag Anerkennung. „Vielleicht mehr, als man zähmen sollte.“
Ein Hund bellte aufgebracht, doch der Schmied hinter seiner Werkstatt verscheuchte ihn mit einem rauen Wort. Für einen Moment zuckten die Pferde nervös, dann beruhigten sie sich wieder. Reinka zog ihren Umhang fester um sich, das Fell raschelte leise. Die Stille, die zwischen ihnen lag, war wohltuend – eine Ruhe, die Veith selten empfand. Es gab kaum Nordländer, mit denen er sich in solch stummen Übereinkunft wohlfühlte. Viele hier sprachen zu viel, ließen ihre Gedanken ungefiltert fließen, was ihn meist ermüdete. Halger war so ein Mann. Doch da Halger oft nie eine Antwort erwartete, fiel es Veith leicht, sich aus diesen Gesprächen zurückzuziehen. Mit Reinka war es anders. Sie war ihm in diesem Schweigen verwandt. Sie brauchte keine leeren Worte, fühlte sich womöglich von ihnen gestört, wenn Veith sie richtig einschätzte. Genau deshalb war ihr gemeinsames Schweigen keine Last, sondern ein Band.
Es war Reinka, die die Stille schließlich durchbrach. Veith wandte den Blick zu ihr, nahm ihr Profil in sich auf, ein Bild das Stolz und Entschlossenheit in sich trug. Ihre Worte entlockten ihm ein leises Seufzen, das tief aus seiner Kehle kam, getragen von der Last, die auf seinen Schultern als Familienoberhaupt ruhte. Die Sorge um Ylva und ihre Zukunft, war schwer und unerbittlich. Nie hatte er um diese Bürde gebeten. Er war nur ihr Bruder. Doch er wusste ebenso, dass ihr Vater, wenn ihm dieses Urteil noch zustehen würde, keine andere Wahl gehabt hätte, als ebenso zu handeln. Es war egal, dass Hakon Ylva einst das Kämpfen gelehrt hatte – wie jedem seiner Kinder auch. Das Leben als Krieger war voller Gefahren und Härte, und Ylva war besser aufgehoben als Ehefrau und Mutter. Nur so hoffte er, würde ihr ein langes und erfülltes Leben vergönnt sein, frei von den Schatten des aufziehenden Krieges und den ständigen Bedrohungen, die den Pfad eines Kämpfers begleiteten.
„Ich verstehe, was Ihr sagt“, begann er leise, die Stimme rau und schwer von den Gedanken, die ihre Worte in ihm weckten. Sein Blick senkte sich, als müsse er die Last, die ihn bedrückte, tief in sich vergraben. „Doch es fällt schwer, tatenlos zuzusehen, wie sich der Sturm zusammenbraut, während einem selbst die Hände gebunden sind.“ Er ballte die Faust um den Zügel. Der Fuchs unter ihm spannte sich, seine Muskeln zogen sich an, bereit zum Sprung, doch Veith hielt ihn mit der gleichen ruhigen Kraft, mit der er seine eigenen Gedanken zu bändigen suchte. „Deshalb wäre mein Herz ruhiger, wüsste ich Ylva in Sicherheit. Was ist daran verkehrt, sich an der Seite eines anständigen, fleißigen Mannes zu wissen? Ein sicherer Hafen, mehr kann ich ihr nicht wünschen.“
Veith ließ den Blick über das offene Feld schweifen, die Weite, die sich vor ihnen ausbreitete, forderte ihn heraus. Sein Griff am Zügel wurde fester, doch nicht hart. Die Stute spürte seine Spannung, ihr Körper schien zu pulsieren vor Energie, das Feuer in ihr brannte lodernd und ungestüm. Er nickte knapp, sein Gesicht unverändert ernst, seine Augen jedoch hellwach. „Ihr habt recht“, erwiderte er und es war unverkennbar, dass es ihm durchaus Freude bereitete, das Pferd laufen zu lassen. „Bis zum Waldrand, dann sehen wir weiter.“ Mit einem kurzen, scharfen Druck seiner Fersen setzte er die Stute in Bewegung. Der kalte Wind schnitt ihm ins Gesicht, ließ den Atem in weißen Wolken vor ihm tanzen. Schneeflocken wirbelten hinter ihnen auf, während die Hufe des Pferdes den hartgefrorenen Boden durchbrachen. Der Rhythmus des Galopps war gleichmäßig, ein wilder Puls, der sich mit dem pochenden Herzschlag Veiths verband. Jede Bewegung des Tieres fühlte sich lebendig, beinahe ungezähmt an. Als sie den Waldrand erreichten, zog Veith die Zügel behutsam an, ließ die Stute allmählich zur Ruhe kommen. Ihr Atem ging schwer, dampfte in der kalten Luft, doch in ihren Augen glomm noch dieses unverkennbare Feuer. Veith warf einen Blick zu Reinka. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln zog über seine Lippen. „Sie trägt mehr Wildheit in sich, als ich erwartet hatte“, sagte er rau, doch in seiner Stimme lag Anerkennung. „Vielleicht mehr, als man zähmen sollte.“