07-06-2025, 13:50 - Wörter:
Ihre Nähe kam ihm ungelegen. Mehr als das. Sie brachte ihn aus dem Gleichgewicht, obwohl er sich doch fest vorgenommen hatte, genau dem zu entkommen. Mit dem Vorwand, noch etwas trinken zu wollen, war er am Abend in Richtung Taverne aufgebrochen, nicht aus Durst, sondern um Abstand zu gewinnen. Abstand von der Spannung, die plötzlich zwischen ihnen herrschte und die ihm mehr zusetzte, als er zugeben wollte. Er hatte gehofft, sich mit anderen Gesichtern, anderen Blicken, vielleicht sogar anderen Berührungen abzulenken. Es kam nicht oft vor, dass er mit solchen Absichten eine Schenke betrat und doch fühlte es sich heute genau richtig an. Die Anwesenheit von Helvis’ Freundin hatte ihn aus dem Konzept gebracht, beinahe in die Flucht geschlagen. Dabei kannte er Sanna schon länger, hatte sie immer wieder bei seiner Schwester gesehen, mit ihr ein paar belanglose Worte gewechselt. Höflich, zurückhaltend, wie man es eben tat. Trotzdem war da etwas an ihr gewesen, das ihn von Anfang an berührt hatte, ein Funke vielleicht, den er nie beachtet, nie ernst genommen hatte. Sanna war schön, zweifellos. Stark, selbstbewusst, mit diesem ruhigen Sarkasmus, der ihn gleichzeitig faszinierte und verunsicherte. Schöne Frauen gab es in Norsteading nicht wenige. Dennoch hatte er sich schon früher dabei ertappt, wie sein Blick zu lange auf ihr verweilte und erst jetzt, da diese Anspannung stärker wurde, kehrte diese Erkenntnis in seine Erinnerung zurück und es bestürzte ihn zutiefst, wie ein Mensch, eine solch starke Reaktion in ihm entfachen konnte. Das war gefährlich und töricht zugleich, weshalb er glaubte, ihr besser aus dem Weg zu gehen.
Allerdings hatte Veith nicht damit gerechnet, Sanna mitten in der Nacht hier draußen im Hof wiederzusehen. Während er noch damit beschäftigt war, die Ladung zu sichern und sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf ihre Nähe, trat sie plötzlich aus dem Schatten und warf ihm mit spöttischem Unterton zu, es gäbe durchaus einfachere Wege, sich unbequemer Kleidung zu entledigen. Fast hätte er gelacht, wirklich gelacht, so wie vorhin auch schon, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er wollte auf Abstand gehen und schaffte es trotzdem nicht. „Das klingt fast, als würdest du darauf hoffen, mich noch einmal nackt zu sehen“, sagte er leise, mit einem Hauch von Spott, der mehr Tarnung war als echtes Spiel. Dabei warf er ihr einen kurzen Blick zu - kühl, beinahe beiläufig und doch so undurchdringlich, dass man nicht sagen konnte, was darin wirklich lag.
Die kurze Berührung, als sie erneut seinen Arm tätschelte, ließ seine mühsam aufrechterhaltene Fassade beinahe bröckeln. Er seufzte leise, kaum hörbar. Der Gedanke, mehrere Tage mit ihr in Richtung Wolfsmark unterwegs zu sein, erschien ihm nun eher als Belastung, denn als freundliche Geste. Der Vorschlag war aus Höflichkeit entstanden, ein impulsives Angebot, dem keine größere Überlegung vorausgegangen war. Diese Reise konnte durchaus zu einer Prüfung für seine Selbstbeherrschung werden, jetzt, da er spürte, dass Sanna ihn stärker berührte, als er es wollte. Doch Veith stand zu seinem Wort und würde es nicht brechen, ganz gleich, wie sehr ihn die Vorstellung inzwischen auch verunsicherte. Sollte Sanna tatsächlich vorhaben, mit ihm gemeinsam Richtung Süden aufzubrechen, wollte er sie nicht abweisen. Er würde seinen Teil der Abmachung einhalten, auch wenn jeder Tag in ihrer Nähe wie ein stilles Ringen mit sich selbst werden könnte. „Erheiternd für wen von uns?“ Er hob fragend eine Braue, unterdrückte das Andeuten eines Lächelns und sah sie ruhig an, ohne sich zu einer weiteren Regung hinreißen zu lassen.
Er hatte den Eindruck, dass seine Zurückhaltung sie verunsicherte. Vielleicht war genau das sein Plan gewesen. Jedenfalls ließ er sich Zeit mit einer Antwort, schwieg einen Moment länger, als nötig gewesen wäre. Sie wusste, mit welchen Absichten er in die Taverne gegangen war. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sie in dem Glauben zu lassen, eine unangenehme Vorstellung, die sie womöglich peinlich berührt hätte, genug, um sich zurückzuziehen. Doch Veith entschied sich gegen das Spiel und für die Wahrheit. „Muss es nicht“, sagte er ruhig. „Morgen ist auch noch ein Tag.“ Dabei zuckte er kaum sichtbar mit den Schultern, als wäre es nichts Besonderes, an diesem Abend lieber einem Freund beigestanden zu haben, statt den eigenen Wünschen nachzugeben. „Komm, lass uns reingehen.“ Mit diesen Worten erhob er sich, griff nach seinem Umhang und ging voraus Richtung Tür.
Im Inneren machte er sich zunächst wortlos daran, das Feuer neu zu entfachen. Wärme war jetzt das Einzige, was er brauchte. Hinter ihm spürte er Sannas stille Präsenz, doch er wagte es nicht, sich zu ihr umzudrehen, aus Angst, erneut einen Teil seiner Selbstkontrolle zu verlieren. Als das Flackern der Flammen begann, den Raum in warmes Orangegold zu tauchen, richtete sich Veith schließlich auf und drehte sich langsam zu der Jägerin um. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, so wie immer, doch in seinen Augen lag etwas Neues, Unbekanntes, ein leiser Schatten, der vorher nicht da gewesen war. „Ich habe Einar schon vor einiger Zeit gesagt, er soll die Fensterläden reparieren. Vermutlich hat dich das Klappern geweckt“, sagte er, die Stimme ruhig und fast beiläufig, während er ihr dabei zusah, wie sie nähertrat. Prüfend griff sie nach dem Hemd, das er vor einigen Stunden hier aufgehängt hatte. Die Kleidung war mittlerweile trocken und als sie ihn schließlich aufforderte, sich aus dem nassen Hemd zu schälen und wieder in seine eigenen Sachen zu schlüpfen, gelang es ihr tatsächlich, ihm ein schwaches Lächeln zu entlocken. Zunächst wehrte er sich noch, doch als sie spielerisch die Hände vor ihr Gesicht hielt und ihn neckte, wurde das Lächeln breiter. „Aber ich will nachher keine Beschwerden hören, dass dich der Anblick meines Körpers nicht mehr einschlafen lässt.“ Er grinste schief, aber sein Blick blieb wachsam auf ihr liegen. Als Nordländer war er es gewohnt, keine Scheu zu zeigen, sich vor anderen zu entkleiden. Langsam zog er das durchnässte Hemd aus, das an seiner Haut klebte und schlüpfte in das trockene, wohlvertraute Gewand, das auf einem Stuhl neben dem Kamin hing. Die Wärme, die von dem Hemd ausging, war sehr willkommen. Jetzt blieb ihm nur noch, die Hose zu finden, die Helvi ebenfalls zum Trocknen aufgehängt hatte, um sie im Anschluss zu flicken. „Möchtest du einen heißen Kräuteraufguss, um dich zu wärmen?“ Helvi hatte frisch gesammelte Kräuter bereitgelegt, damit Veith sich nach seiner Rückkehr mit einem heißen Getränk aufwärmen konnte. Es war ihre Art Zuneigung zu zeigen, ohne viele Worte zu verlieren. „Ich muss davor nur meine Hose noch finden“, murmelte Veith und begann, sich durch den kleinen Haufen aus Stoffen, Garnrollen und halbfertiger Kleidung zu wühlen, in dem sich das gesuchte Kleidungsstück irgendwo verborgen hielt.
Allerdings hatte Veith nicht damit gerechnet, Sanna mitten in der Nacht hier draußen im Hof wiederzusehen. Während er noch damit beschäftigt war, die Ladung zu sichern und sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf ihre Nähe, trat sie plötzlich aus dem Schatten und warf ihm mit spöttischem Unterton zu, es gäbe durchaus einfachere Wege, sich unbequemer Kleidung zu entledigen. Fast hätte er gelacht, wirklich gelacht, so wie vorhin auch schon, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er wollte auf Abstand gehen und schaffte es trotzdem nicht. „Das klingt fast, als würdest du darauf hoffen, mich noch einmal nackt zu sehen“, sagte er leise, mit einem Hauch von Spott, der mehr Tarnung war als echtes Spiel. Dabei warf er ihr einen kurzen Blick zu - kühl, beinahe beiläufig und doch so undurchdringlich, dass man nicht sagen konnte, was darin wirklich lag.
Die kurze Berührung, als sie erneut seinen Arm tätschelte, ließ seine mühsam aufrechterhaltene Fassade beinahe bröckeln. Er seufzte leise, kaum hörbar. Der Gedanke, mehrere Tage mit ihr in Richtung Wolfsmark unterwegs zu sein, erschien ihm nun eher als Belastung, denn als freundliche Geste. Der Vorschlag war aus Höflichkeit entstanden, ein impulsives Angebot, dem keine größere Überlegung vorausgegangen war. Diese Reise konnte durchaus zu einer Prüfung für seine Selbstbeherrschung werden, jetzt, da er spürte, dass Sanna ihn stärker berührte, als er es wollte. Doch Veith stand zu seinem Wort und würde es nicht brechen, ganz gleich, wie sehr ihn die Vorstellung inzwischen auch verunsicherte. Sollte Sanna tatsächlich vorhaben, mit ihm gemeinsam Richtung Süden aufzubrechen, wollte er sie nicht abweisen. Er würde seinen Teil der Abmachung einhalten, auch wenn jeder Tag in ihrer Nähe wie ein stilles Ringen mit sich selbst werden könnte. „Erheiternd für wen von uns?“ Er hob fragend eine Braue, unterdrückte das Andeuten eines Lächelns und sah sie ruhig an, ohne sich zu einer weiteren Regung hinreißen zu lassen.
Er hatte den Eindruck, dass seine Zurückhaltung sie verunsicherte. Vielleicht war genau das sein Plan gewesen. Jedenfalls ließ er sich Zeit mit einer Antwort, schwieg einen Moment länger, als nötig gewesen wäre. Sie wusste, mit welchen Absichten er in die Taverne gegangen war. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sie in dem Glauben zu lassen, eine unangenehme Vorstellung, die sie womöglich peinlich berührt hätte, genug, um sich zurückzuziehen. Doch Veith entschied sich gegen das Spiel und für die Wahrheit. „Muss es nicht“, sagte er ruhig. „Morgen ist auch noch ein Tag.“ Dabei zuckte er kaum sichtbar mit den Schultern, als wäre es nichts Besonderes, an diesem Abend lieber einem Freund beigestanden zu haben, statt den eigenen Wünschen nachzugeben. „Komm, lass uns reingehen.“ Mit diesen Worten erhob er sich, griff nach seinem Umhang und ging voraus Richtung Tür.
Im Inneren machte er sich zunächst wortlos daran, das Feuer neu zu entfachen. Wärme war jetzt das Einzige, was er brauchte. Hinter ihm spürte er Sannas stille Präsenz, doch er wagte es nicht, sich zu ihr umzudrehen, aus Angst, erneut einen Teil seiner Selbstkontrolle zu verlieren. Als das Flackern der Flammen begann, den Raum in warmes Orangegold zu tauchen, richtete sich Veith schließlich auf und drehte sich langsam zu der Jägerin um. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, so wie immer, doch in seinen Augen lag etwas Neues, Unbekanntes, ein leiser Schatten, der vorher nicht da gewesen war. „Ich habe Einar schon vor einiger Zeit gesagt, er soll die Fensterläden reparieren. Vermutlich hat dich das Klappern geweckt“, sagte er, die Stimme ruhig und fast beiläufig, während er ihr dabei zusah, wie sie nähertrat. Prüfend griff sie nach dem Hemd, das er vor einigen Stunden hier aufgehängt hatte. Die Kleidung war mittlerweile trocken und als sie ihn schließlich aufforderte, sich aus dem nassen Hemd zu schälen und wieder in seine eigenen Sachen zu schlüpfen, gelang es ihr tatsächlich, ihm ein schwaches Lächeln zu entlocken. Zunächst wehrte er sich noch, doch als sie spielerisch die Hände vor ihr Gesicht hielt und ihn neckte, wurde das Lächeln breiter. „Aber ich will nachher keine Beschwerden hören, dass dich der Anblick meines Körpers nicht mehr einschlafen lässt.“ Er grinste schief, aber sein Blick blieb wachsam auf ihr liegen. Als Nordländer war er es gewohnt, keine Scheu zu zeigen, sich vor anderen zu entkleiden. Langsam zog er das durchnässte Hemd aus, das an seiner Haut klebte und schlüpfte in das trockene, wohlvertraute Gewand, das auf einem Stuhl neben dem Kamin hing. Die Wärme, die von dem Hemd ausging, war sehr willkommen. Jetzt blieb ihm nur noch, die Hose zu finden, die Helvi ebenfalls zum Trocknen aufgehängt hatte, um sie im Anschluss zu flicken. „Möchtest du einen heißen Kräuteraufguss, um dich zu wärmen?“ Helvi hatte frisch gesammelte Kräuter bereitgelegt, damit Veith sich nach seiner Rückkehr mit einem heißen Getränk aufwärmen konnte. Es war ihre Art Zuneigung zu zeigen, ohne viele Worte zu verlieren. „Ich muss davor nur meine Hose noch finden“, murmelte Veith und begann, sich durch den kleinen Haufen aus Stoffen, Garnrollen und halbfertiger Kleidung zu wühlen, in dem sich das gesuchte Kleidungsstück irgendwo verborgen hielt.