07-06-2025, 22:14 - Wörter:
Es war ein seltsamer Gedanke, der sich langsam in ihr festsetzte – ein leiser Verdacht, der mit jedem Schnauben, jedem Lächeln von ihm deutlicher wurde. Sanna hatte nie an Schicksal geglaubt, nie an Fügung oder an vorgezeichnete Wege. Ihr Leben war immer das Ergebnis ihrer Entscheidungen gewesen – ihres Mutes, ihrer Entschlossenheit, sich selbst zu retten, wenn niemand sonst es tat. Vielleicht war sie gerade deshalb so weit gekommen: weil sie nie gewartet hatte, dass jemand sie auffing.
Und doch… da war dieser Abend. Diese Wärme, die nicht nur vom Feuer kam. Und ein Moment, der sich fast zu bedeutend anfühlte, um bloßer Zufall zu sein. Vielleicht, nur vielleicht, war dies die Ausnahme – ein winziger Augenblick, in dem das Leben ihr etwas schenkte, ohne dass sie es sich mit aller Kraft erkämpfen musste. Und sie war bereit, den Moment einfach zu nehmen, wie er kam – ohne ihn zu zerdenken, ohne Angst vor dem Danach zu haben. Nur dieser Augenblick, in dem sie sich treiben ließ, mit ihm, durch eine Strömung, die stärker war als ihr Widerstand.
Seine spöttischen Worte entlockten ihr ein schiefes Grinsen. Für einen Moment wanderte ihr Blick zur Hinterhoftür, als würde sie ernsthaft erwägen, sich in jenem Eiswasser abzukühlen, das er da eben ins Spiel gebracht hatte. Einen Atemzug lang verharrte sie still, dann schüttelte sie leise seufzend den Kopf und machte eine wegwerfende Geste. "So schlimm ist es dann doch noch nicht", murmelte sie, ehe sie wieder zu ihm sah – doch das leichte Flackern in ihren Augen war noch nicht ganz verflogen.
Und da war er wieder – dieser merkwürdige Blick, den Sanna nicht deuten konnte und der ihr früher nie aufgefallen war. Etwas darin ließ ihr Herz für einen Moment aus dem Takt geraten und sie musste aufpassen, dass das aufsteigende Rot in ihren Wangen sie nicht allzu sehr verriet. Nicht, weil sein Blick ihr unangenehm gewesen wäre – sondern weil sie fürchtete, er könnte sehen, was in ihr vorging. Wie ihre Gedanken immer wieder zu ihm fanden und wie mühelos sie in seiner Nähe zur Ruhe kam.
So wurde der Abstand, der zwischen ihnen entstand, als auch sie sich auf die Suche nach der Hose machte, zu einer willkommenen Verschnaufpause. Unmerklich atmete sie tiefer durch – als hätte sie die ganze Zeit die Luft angehalten. Für einen Moment schalt sie sich selbst. Ihre Gedanken begannen, närrische Wege zu nehmen. Doch abstellen konnte sie sie nicht.
Mit einem belustigten Lächeln betrachtete Sanna die Hose – eindeutig reparaturbedürftig, eindeutig seine. Als er näherkam, spürte sie die Veränderung in der Luft – diese besondere Art von Stille, die entsteht, wenn Worte plötzlich nebensächlich werden. Die Spannung zwischen ihnen, die sich zuvor schon angedeutet hatte, wuchs mit jedem Zentimeter, den er zwischen ihnen überwand. Es war ein Gefühl, das gleichzeitig verlockend und gefährlich war – wie das Lauschen in ein Gewitter, das noch jenseits des Horizonts lag.
Sanna hob den Blick kaum, doch sie spürte ihn – seine Wärme, seine stille Aufmerksamkeit. Und dann, ganz beiläufig, strich sein Daumen über ihren Handrücken. Eine Geste, zu unscheinbar um gewollt zu sein – und doch hatte sie eine Wirkung. Ein Prickeln breitete sich in ihrer Haut aus, lief ihre Wirbelsäule hinauf wie elektrisierende Kälte und ließ sie für einen Moment vergessen, dass sie eben noch auf der Suche nach einer lächerlichen Hose gewesen war. Sie schluckte, unmerklich, und zwang sich zur Ruhe, obwohl ihr innerer Kompass längst die Richtung verloren hatte. Es war nichts passiert – nicht wirklich. Nur eine Berührung, ein Blick zu viel, ein Herzschlag zu laut. Und doch stand sie da, das Kleidungsstück überreichend, und fragte sich, wann ein Moment begonnen hatte, so viel zu bedeuten.
Seine Worte ließen sie wie aus einem Dunst aufsteigen, ein Nebel aus Wärme, Nähe und Gedanken, die besser unausgesprochen blieben. Mit einem gespielten Schnauben stieß sie ihm gegen die Brust – nicht fest, aber bestimmt, fast schon tadelnd. "Also echt…", murmelte sie und hob die Hände, um sich demonstrativ die Augen zu bedecken. Die Geste war übertriebener als zuvor, doch sie half ihr, ein wenig Abstand zu gewinnen. "Und sollte es wirklich so schlimm um mich stehen – steck mich einfach in den Zuber mit Eiswasser. Und wag es bloß nicht, mich wieder rauszuholen", witzelte sie, der Ton zwar neckisch, aber durchzogen von jenem Flirren, das noch immer unter ihrer Haut lebte.
Sie lauschte auf die Geräusche hinter ihren Händen – Stoffrascheln, das dumpfe Auftreten seiner Schritte, ein leiser Fluch vielleicht – bis sie sich sicher war, dass er die richtige Hose anhatte. Erst dann wagte sie es, zwischen ihren Fingern hindurchzuschauen – nur zur Sicherheit, natürlich. Kurz musterte sie ihn dann, die Brauen leicht angehoben. Das neue Outfit saß deutlich besser, lag ihm fast zu gut an, und sie musste sich einen weiteren Kommentar verkneifen. "Ich merk schon… das nächste Mal bring ich dir kein Leder mit, sondern eine neue Hose", stellte sie schließlich fest, den Ton gespielt kritisch, doch ihre Augen blitzten. Dabei musterte sie den halb geflickten Stoff prüfend, als hätte sie gerade ein Relikt aus uralten Zeiten entdeckt.
Sanna ließ sich auf einen der Stühle nieder, das grobe Holz kühl und rau unter der Rückseite ihrer Oberschenkel, eine taktile Erinnerung daran, dass sie nur Einars Hemd trug. Mit einem leisen Rascheln glitt der Mantel von ihren Schultern und sie warf sich ihn über die nackten Beine. Ihr Blick wanderte über den Tisch, blieb an den Bechern hängen. Neugierig beugte sie sich ein Stück vor, um einen Blick auf die Kräuter zu erhaschen, die Helvi offenbar für ihren Bruder vorbereitet hatte. Ein Hauch Thymian? Vielleicht auch Schafgarbe? Kräuter, wie sie sie kannte – zuverlässig, bitter, mit Wirkung. Gut möglich, dass sie gegen Kopfschmerzen halfen. Oder gegen das flaue Gefühl am Morgen nach einem übermütigen Abend.
Als Veith fragte, ob sie Hunger hatte, schürzte Sanna kurz nachdenklich die Lippen. "Vielleicht nur eine Kleinigkeit...", irgendetwas womit sie ihre Hände beschäftigen konnte. "Was hast du eigentlich im Süden vor? Verwandtschaft besuchen?", versuchte sie sich an Smalltalk und schaute ihn abwartend an.
Und doch… da war dieser Abend. Diese Wärme, die nicht nur vom Feuer kam. Und ein Moment, der sich fast zu bedeutend anfühlte, um bloßer Zufall zu sein. Vielleicht, nur vielleicht, war dies die Ausnahme – ein winziger Augenblick, in dem das Leben ihr etwas schenkte, ohne dass sie es sich mit aller Kraft erkämpfen musste. Und sie war bereit, den Moment einfach zu nehmen, wie er kam – ohne ihn zu zerdenken, ohne Angst vor dem Danach zu haben. Nur dieser Augenblick, in dem sie sich treiben ließ, mit ihm, durch eine Strömung, die stärker war als ihr Widerstand.
Seine spöttischen Worte entlockten ihr ein schiefes Grinsen. Für einen Moment wanderte ihr Blick zur Hinterhoftür, als würde sie ernsthaft erwägen, sich in jenem Eiswasser abzukühlen, das er da eben ins Spiel gebracht hatte. Einen Atemzug lang verharrte sie still, dann schüttelte sie leise seufzend den Kopf und machte eine wegwerfende Geste. "So schlimm ist es dann doch noch nicht", murmelte sie, ehe sie wieder zu ihm sah – doch das leichte Flackern in ihren Augen war noch nicht ganz verflogen.
Und da war er wieder – dieser merkwürdige Blick, den Sanna nicht deuten konnte und der ihr früher nie aufgefallen war. Etwas darin ließ ihr Herz für einen Moment aus dem Takt geraten und sie musste aufpassen, dass das aufsteigende Rot in ihren Wangen sie nicht allzu sehr verriet. Nicht, weil sein Blick ihr unangenehm gewesen wäre – sondern weil sie fürchtete, er könnte sehen, was in ihr vorging. Wie ihre Gedanken immer wieder zu ihm fanden und wie mühelos sie in seiner Nähe zur Ruhe kam.
So wurde der Abstand, der zwischen ihnen entstand, als auch sie sich auf die Suche nach der Hose machte, zu einer willkommenen Verschnaufpause. Unmerklich atmete sie tiefer durch – als hätte sie die ganze Zeit die Luft angehalten. Für einen Moment schalt sie sich selbst. Ihre Gedanken begannen, närrische Wege zu nehmen. Doch abstellen konnte sie sie nicht.
Mit einem belustigten Lächeln betrachtete Sanna die Hose – eindeutig reparaturbedürftig, eindeutig seine. Als er näherkam, spürte sie die Veränderung in der Luft – diese besondere Art von Stille, die entsteht, wenn Worte plötzlich nebensächlich werden. Die Spannung zwischen ihnen, die sich zuvor schon angedeutet hatte, wuchs mit jedem Zentimeter, den er zwischen ihnen überwand. Es war ein Gefühl, das gleichzeitig verlockend und gefährlich war – wie das Lauschen in ein Gewitter, das noch jenseits des Horizonts lag.
Sanna hob den Blick kaum, doch sie spürte ihn – seine Wärme, seine stille Aufmerksamkeit. Und dann, ganz beiläufig, strich sein Daumen über ihren Handrücken. Eine Geste, zu unscheinbar um gewollt zu sein – und doch hatte sie eine Wirkung. Ein Prickeln breitete sich in ihrer Haut aus, lief ihre Wirbelsäule hinauf wie elektrisierende Kälte und ließ sie für einen Moment vergessen, dass sie eben noch auf der Suche nach einer lächerlichen Hose gewesen war. Sie schluckte, unmerklich, und zwang sich zur Ruhe, obwohl ihr innerer Kompass längst die Richtung verloren hatte. Es war nichts passiert – nicht wirklich. Nur eine Berührung, ein Blick zu viel, ein Herzschlag zu laut. Und doch stand sie da, das Kleidungsstück überreichend, und fragte sich, wann ein Moment begonnen hatte, so viel zu bedeuten.
Seine Worte ließen sie wie aus einem Dunst aufsteigen, ein Nebel aus Wärme, Nähe und Gedanken, die besser unausgesprochen blieben. Mit einem gespielten Schnauben stieß sie ihm gegen die Brust – nicht fest, aber bestimmt, fast schon tadelnd. "Also echt…", murmelte sie und hob die Hände, um sich demonstrativ die Augen zu bedecken. Die Geste war übertriebener als zuvor, doch sie half ihr, ein wenig Abstand zu gewinnen. "Und sollte es wirklich so schlimm um mich stehen – steck mich einfach in den Zuber mit Eiswasser. Und wag es bloß nicht, mich wieder rauszuholen", witzelte sie, der Ton zwar neckisch, aber durchzogen von jenem Flirren, das noch immer unter ihrer Haut lebte.
Sie lauschte auf die Geräusche hinter ihren Händen – Stoffrascheln, das dumpfe Auftreten seiner Schritte, ein leiser Fluch vielleicht – bis sie sich sicher war, dass er die richtige Hose anhatte. Erst dann wagte sie es, zwischen ihren Fingern hindurchzuschauen – nur zur Sicherheit, natürlich. Kurz musterte sie ihn dann, die Brauen leicht angehoben. Das neue Outfit saß deutlich besser, lag ihm fast zu gut an, und sie musste sich einen weiteren Kommentar verkneifen. "Ich merk schon… das nächste Mal bring ich dir kein Leder mit, sondern eine neue Hose", stellte sie schließlich fest, den Ton gespielt kritisch, doch ihre Augen blitzten. Dabei musterte sie den halb geflickten Stoff prüfend, als hätte sie gerade ein Relikt aus uralten Zeiten entdeckt.
Sanna ließ sich auf einen der Stühle nieder, das grobe Holz kühl und rau unter der Rückseite ihrer Oberschenkel, eine taktile Erinnerung daran, dass sie nur Einars Hemd trug. Mit einem leisen Rascheln glitt der Mantel von ihren Schultern und sie warf sich ihn über die nackten Beine. Ihr Blick wanderte über den Tisch, blieb an den Bechern hängen. Neugierig beugte sie sich ein Stück vor, um einen Blick auf die Kräuter zu erhaschen, die Helvi offenbar für ihren Bruder vorbereitet hatte. Ein Hauch Thymian? Vielleicht auch Schafgarbe? Kräuter, wie sie sie kannte – zuverlässig, bitter, mit Wirkung. Gut möglich, dass sie gegen Kopfschmerzen halfen. Oder gegen das flaue Gefühl am Morgen nach einem übermütigen Abend.
Als Veith fragte, ob sie Hunger hatte, schürzte Sanna kurz nachdenklich die Lippen. "Vielleicht nur eine Kleinigkeit...", irgendetwas womit sie ihre Hände beschäftigen konnte. "Was hast du eigentlich im Süden vor? Verwandtschaft besuchen?", versuchte sie sich an Smalltalk und schaute ihn abwartend an.