08-06-2025, 10:21 - Wörter:
Veith konnte sich kaum erinnern, jemals innerhalb weniger Stunden so viel geredet oder so oft gelächelt zu haben. Es war, als hätte etwas in ihm nachgegeben - ein innerer Widerstand, den er bis dahin nicht einmal bewusst wahrgenommen hatte. Genau das beunruhigte ihn. Es war ungewohnt, ja fast beängstigend, wie leicht ihm jedes Wort gefallen war, wie vertraut sich ihr Lachen in seinen Ohren angehört hatte. Eigentlich hätte ihn dieses Gefühl alarmieren müssen. Es hätte Grund genug sein sollen, schleunigst auf Abstand zu gehen. Vielleicht doch noch eine Taverne finden, ein Zimmer nehmen, sich mit einer Schankmaid ablenken und zur Vernunft kommen? Doch schon der Gedanke daran verursachte dieses warme, ziehende Brennen in seiner Brust. Ein Gefühl, das sich nicht einfach zur Seite schieben ließ. Es wurde stärker, je mehr er sich vorstellte, Sanna nicht mehr zu sehen oder ihre Stimme nicht mehr zu hören. Allein der Versuch, sich von ihr zu lösen, brachte ihn innerlich ins Wanken. Damit wuchs auch die Sorge. Seine Schwester würde es niemals gutheißen, nicht diese Art von Nähe, nicht diese Gefühle. Nicht bei Sanna. Sie sah in ihr jemanden, den man schützen musste, nicht begehren. Jemanden, der ohnehin schon viel zu viel allein trug: ein Kind, Verantwortung, das tägliche Ringen um ein wenig Sicherheit in einer Welt, die ihr kaum je gnädig war. Da hatte Veiths stilles Verlangen keinen Platz. Es half niemandem. Es machte nichts leichter. Im Gegenteil, es drohte alles komplizierter zu machen.
„Ich könnte dafür sorgen, dass du ihn doch noch brauchst“, entgegnete er, seine Stimme ein wenig zu beiläufig, um glaubwürdig unschuldig zu klingen. Ohne den Hauch eines Bedauerns stichelte er weiter, ließ sie das Eiswasser nicht vergessen, vielleicht, weil er ihre Reaktionen genoss. Womöglich, weil es ihm half, nicht über das nachzudenken, was wirklich in ihm vorging. Gerade eben noch hatte er sich darüber geärgert, was sie in ihm auslöste und nun saß er da, suchte förmlich nach ihrer Nähe, hielt das Gespräch lebendig, neckte sie, weil es ihm gefiel, wenn sie konterte. Es war gefährlich, dieses Spiel, das keines sein durfte. Denn tief in ihm war da die Gewissheit, dass dies nicht mehr als ein Moment sein durfte. Ein flüchtiger Austausch, ein wenig Leichtigkeit zwischen all dem, was unausgesprochen zwischen ihnen stand. Was auch immer er fühlte, an diesem Abend, an diesem Ort, durfte er dem keinen Raum geben. Nicht hier, nicht in Helvis Haus. Seine Schwester hätte kein Verständnis für diese Art von Nähe. Im besten Fall würde sie ihn zur Rede stellen, im schlimmsten dafür sorgen, dass er es bereute, sich nicht besser im Griff gehabt zu haben.
Die Pause, die zwischen ihnen entstand, als sie beide nach seiner Hose suchten, war durchaus willkommen. Es brachte ihn dazu, das flüchtige Kribbeln in seinem Inneren wieder unter Kontrolle zu bringen, den Blick von ihrem Gesicht zu lösen und sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf den zarten, fast vertrauten Ton in ihrer Stimme. Für einen Moment konnte er so tun, als sei dies nichts weiter als ein alltäglicher Zwischenfall, keine Berührung, kein verstecktes Lächeln, keine unausgesprochenen Gedanken, die ihn seit Stunden begleiteten. Er nahm die Hose von ihr entgegen, doch seine Finger streiften dabei flüchtig ihre. Viel zu flüchtig, wenn man bedachte, was dieser Moment mit ihm machte. Ein Lächeln, kaum mehr als ein Hauch, zuckte über seine Lippen, ehe er sich räusperte und den Blick senkte. Worte lagen ihm auf der Zunge, einfache, harmlose Worte, aber sie fühlten sich falsch an. Belanglos. Zu wenig. „Danke“, murmelte er schließlich, leise, fast heiser. Dann, nach einem Moment, in dem er sich innerlich durchringen musste, hob er doch den Blick, suchte ihren. „Du machst es einem verdammt schwer, sich einfach nur anzuziehen und zur Tagesordnung überzugehen.“ Er versuchte zu lächeln, aber es wurde ein schiefer Ausdruck, halb Spott, halb Ehrlichkeit. Vielleicht auch eine Spur Hilflosigkeit.
Veith lachte leise auf, als sie ihn gegen die Brust stieß. Diese gespielte Empörung stand ihr fast genauso gut wie das verlegene Lächeln, das sie dabei kaum unterdrücken konnte. „Ich merke es mir.“ Seine Stimme klang rauer, als er wollte, aber er machte sich keine Mühe, es zu verbergen. Er senkte den Blick nur für einen Moment, doch das Bild, das ihre Worte in ihm wachgerufen hatten, ließ ihn länger innehalten, als vernünftig gewesen wäre. Sanna, halb versunken im Wasser, ihr Haar feucht, die Kleidung an den Schultern verrutscht, ihre Haut vom kalten Nass gezeichnet...Er räusperte sich, zwang sich zur Ordnung.
Er hing Einars nasse Kleidung sorgfältig neben dem Kamin auf, ein willkommener Vorwand, um ein wenig Abstand zu schaffen und Sanna dabei den Rücken zuzukehren. Die Wärme des Feuers auf der Haut, ihr Blick im Nacken, beides ließ ihn einen Moment zu lange verharren. „Unsinn, das Leder kann ich wirklich gut gebrauchen“, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen, aber mit ehrlicher Stimme. Stoff ließ sich fast überall auftreiben, doch gutes, festes Leder war ein anderes Thema. Stark genug, um Rüstteile zu flicken, zäh genug, um ihn unterwegs vor dem Schlimmsten zu bewahren. Er drehte sich halb zu ihr, der Ausdruck in seinem Gesicht ungewohnt weich. „Danke, dass du an so etwas gedacht hast.“
Als Sanna schließlich Platz nahm, den Umhang abstreifte, um ihn sich über die nackten Beine zu werfen, fiel sein Blick unwillkürlich auf die zarte Gestalt, die sich darunter offenbarte. Das viel zu weite Nachthemd seines Schwagers umhüllte sie sanft und lag doch so, dass er das flüchtige Spiel von Licht und Schatten auf ihrer Haut wahrnahm. Der grobe Stoff fiel weich über ihre Schultern, schmiegte sich lose an ihre Taille, ließ aber genug Raum für das, was darunter war. Ihre Brüste hoben sich unter dem Stoff kaum merklich, aber sichtbar, gerade so viel, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Er spürte, wie sich sein Herz einen Moment schneller bewegte, während seine Hände nach den Bechern tasteten. Der Krieger schenkte schweigend das heiße Wasser ein und beobachtete, wie der feine Dampf sich kräuselnd in die kühle Luft hob. Der Duft der Kräuter war sofort da, herb, beruhigend, mit einem Hauch von Erde. Dann wandte er sich wieder zum Tisch, stellte die Becher ab, mit einer Bewegung, die betont ruhig wirken sollte. „Mein Onkel braucht Unterstützung bei der Holzernte in den vom Käfer befallenen Wäldern.“ Um sich von seinen Gedanken an Sanna abzulenken, ging er zur Vorratskammer und holte ein grobes Brot sowie ein Stück Käse hervor. Das Brot besaß eine knusprige Kruste, die beim Schneiden leise brach, während der Käse mild und fast nussig duftete. Behutsam legte er beides auf einem Teller vor Sanna auf den Tisch. „Wann hast du vor, zum Markt aufzubrechen? Es ist besser, früh dort zu sein, um einen guten Flecken zu ergattern“, sagte er und nahm dann neben ihr Platz.
„Ich könnte dafür sorgen, dass du ihn doch noch brauchst“, entgegnete er, seine Stimme ein wenig zu beiläufig, um glaubwürdig unschuldig zu klingen. Ohne den Hauch eines Bedauerns stichelte er weiter, ließ sie das Eiswasser nicht vergessen, vielleicht, weil er ihre Reaktionen genoss. Womöglich, weil es ihm half, nicht über das nachzudenken, was wirklich in ihm vorging. Gerade eben noch hatte er sich darüber geärgert, was sie in ihm auslöste und nun saß er da, suchte förmlich nach ihrer Nähe, hielt das Gespräch lebendig, neckte sie, weil es ihm gefiel, wenn sie konterte. Es war gefährlich, dieses Spiel, das keines sein durfte. Denn tief in ihm war da die Gewissheit, dass dies nicht mehr als ein Moment sein durfte. Ein flüchtiger Austausch, ein wenig Leichtigkeit zwischen all dem, was unausgesprochen zwischen ihnen stand. Was auch immer er fühlte, an diesem Abend, an diesem Ort, durfte er dem keinen Raum geben. Nicht hier, nicht in Helvis Haus. Seine Schwester hätte kein Verständnis für diese Art von Nähe. Im besten Fall würde sie ihn zur Rede stellen, im schlimmsten dafür sorgen, dass er es bereute, sich nicht besser im Griff gehabt zu haben.
Die Pause, die zwischen ihnen entstand, als sie beide nach seiner Hose suchten, war durchaus willkommen. Es brachte ihn dazu, das flüchtige Kribbeln in seinem Inneren wieder unter Kontrolle zu bringen, den Blick von ihrem Gesicht zu lösen und sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf den zarten, fast vertrauten Ton in ihrer Stimme. Für einen Moment konnte er so tun, als sei dies nichts weiter als ein alltäglicher Zwischenfall, keine Berührung, kein verstecktes Lächeln, keine unausgesprochenen Gedanken, die ihn seit Stunden begleiteten. Er nahm die Hose von ihr entgegen, doch seine Finger streiften dabei flüchtig ihre. Viel zu flüchtig, wenn man bedachte, was dieser Moment mit ihm machte. Ein Lächeln, kaum mehr als ein Hauch, zuckte über seine Lippen, ehe er sich räusperte und den Blick senkte. Worte lagen ihm auf der Zunge, einfache, harmlose Worte, aber sie fühlten sich falsch an. Belanglos. Zu wenig. „Danke“, murmelte er schließlich, leise, fast heiser. Dann, nach einem Moment, in dem er sich innerlich durchringen musste, hob er doch den Blick, suchte ihren. „Du machst es einem verdammt schwer, sich einfach nur anzuziehen und zur Tagesordnung überzugehen.“ Er versuchte zu lächeln, aber es wurde ein schiefer Ausdruck, halb Spott, halb Ehrlichkeit. Vielleicht auch eine Spur Hilflosigkeit.
Veith lachte leise auf, als sie ihn gegen die Brust stieß. Diese gespielte Empörung stand ihr fast genauso gut wie das verlegene Lächeln, das sie dabei kaum unterdrücken konnte. „Ich merke es mir.“ Seine Stimme klang rauer, als er wollte, aber er machte sich keine Mühe, es zu verbergen. Er senkte den Blick nur für einen Moment, doch das Bild, das ihre Worte in ihm wachgerufen hatten, ließ ihn länger innehalten, als vernünftig gewesen wäre. Sanna, halb versunken im Wasser, ihr Haar feucht, die Kleidung an den Schultern verrutscht, ihre Haut vom kalten Nass gezeichnet...Er räusperte sich, zwang sich zur Ordnung.
Er hing Einars nasse Kleidung sorgfältig neben dem Kamin auf, ein willkommener Vorwand, um ein wenig Abstand zu schaffen und Sanna dabei den Rücken zuzukehren. Die Wärme des Feuers auf der Haut, ihr Blick im Nacken, beides ließ ihn einen Moment zu lange verharren. „Unsinn, das Leder kann ich wirklich gut gebrauchen“, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen, aber mit ehrlicher Stimme. Stoff ließ sich fast überall auftreiben, doch gutes, festes Leder war ein anderes Thema. Stark genug, um Rüstteile zu flicken, zäh genug, um ihn unterwegs vor dem Schlimmsten zu bewahren. Er drehte sich halb zu ihr, der Ausdruck in seinem Gesicht ungewohnt weich. „Danke, dass du an so etwas gedacht hast.“
Als Sanna schließlich Platz nahm, den Umhang abstreifte, um ihn sich über die nackten Beine zu werfen, fiel sein Blick unwillkürlich auf die zarte Gestalt, die sich darunter offenbarte. Das viel zu weite Nachthemd seines Schwagers umhüllte sie sanft und lag doch so, dass er das flüchtige Spiel von Licht und Schatten auf ihrer Haut wahrnahm. Der grobe Stoff fiel weich über ihre Schultern, schmiegte sich lose an ihre Taille, ließ aber genug Raum für das, was darunter war. Ihre Brüste hoben sich unter dem Stoff kaum merklich, aber sichtbar, gerade so viel, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Er spürte, wie sich sein Herz einen Moment schneller bewegte, während seine Hände nach den Bechern tasteten. Der Krieger schenkte schweigend das heiße Wasser ein und beobachtete, wie der feine Dampf sich kräuselnd in die kühle Luft hob. Der Duft der Kräuter war sofort da, herb, beruhigend, mit einem Hauch von Erde. Dann wandte er sich wieder zum Tisch, stellte die Becher ab, mit einer Bewegung, die betont ruhig wirken sollte. „Mein Onkel braucht Unterstützung bei der Holzernte in den vom Käfer befallenen Wäldern.“ Um sich von seinen Gedanken an Sanna abzulenken, ging er zur Vorratskammer und holte ein grobes Brot sowie ein Stück Käse hervor. Das Brot besaß eine knusprige Kruste, die beim Schneiden leise brach, während der Käse mild und fast nussig duftete. Behutsam legte er beides auf einem Teller vor Sanna auf den Tisch. „Wann hast du vor, zum Markt aufzubrechen? Es ist besser, früh dort zu sein, um einen guten Flecken zu ergattern“, sagte er und nahm dann neben ihr Platz.