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Winter wakes the Wolf
15.09.1016 - 15:00
Burg der Stelhammer, Reinkas Gemach
Trigger: Erwähnung von Ehebruch

Winterland
Reinka Norrholm
Winterland
Alter 26
Beruf Prinzessin von Wolfsmark
Wohnort Wolfsmark
Stand Verheiratet
User Lia
#6
Reinka seufzte – leise und nachsichtig. Ein Laut, so weich wie die feinen Felle unter ihrer Hand, und doch getragen vom Gewicht einer leidgeprüften Schwester, das nur sie zu tragen verstand. Natürlich. Natürlich hatte er nicht gezielt. Natürlich war da dieser unausweichliche Stolz in ihm, dieser trotzige Funken eines stolzen Winterländers, der ihr sagen musste, dass er getroffen hätte, wenn er es gewollt hätte. Dass die Axt, für die Reinka von einst von unschätzbarem ideellen Wert, in Wahrheit verschont worden war. Und sie wusste, dass es stimmte. Denn so war Leif. Wild. Ungestüm. Und doch nie grundlos grausam. Niemals gegen etwas, das ihm etwas bedeutete. Oder gegen jemanden.

Sie beobachtete, wie Leif sich schließlich setzte. Nicht mit Würde, nicht in Kontrolle – sondern wie ein Mann, der von innen zersetzt wurde. Der Kampf mit sich selbst hatte ihn erschöpft, nicht körperlich, sondern in der Seele. Die Art, wie seine Schultern sanken, wie seine Hände seinen Nacken bearbeiten, als würde er andernfalls zerfallen, schnürte ihr die Kehle zu. Seine Miene – gezeichnet von Müdigkeit, von einem inneren Ringen, das sie sich kaum auszumalen wagte – ließ einen Stich in ihrer Brust zurück. Nicht wegen seiner Worte. Nicht wegen Valda. Sondern weil sie ihren Bruder so noch nie gesehen hatte.

Oder hatte sie?

Reinka war sich nicht sicher. Vielleicht hatte sie es nie sehen wollen. Vielleicht hatte sie zu sehr die Maske gesehen, die er für die Welt trug – für ihre Eltern, für das Volk, sein Erbe. Und hatte darunter die Abgründe übersehen, die in ihm lagen. In diesem Augenblick jedenfalls war er kein Prinz. Kein Krieger. Kein Sohn. Nur ein Mann, ein Vater, zerbrochen an einem Gefühl, das größer war als er selbst.

»Ja, ich habe sie gesehen«, sagte sie schließlich, ruhig. »Sie sind unbehelligt aus Wintergard hinausgekommen. Es gab keinen Zwischenfall, niemand hat sie verfolgt.« Ihre Stimme war fest, ein Bollwerk gegen seine inneren Stürme. »Die beiden sind auf dem Heimweg. Und sie sind nicht allein.« Reinka richtete sich ein wenig auf. Ihr Blick wanderte zu dem hölzernen Familienwappen über der Tür – nicht aus Nostalgie, sondern aus Gewissheit. »Ich habe Ylfa mitgeschickt. Du erinnerst dich an sie?« Ein winziges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Sie hat dich damals im Hof blutig geschlagen, weil du sie ›Kindkriegerin‹ genannt hast, als sie dir gerade einmal bis zur Brust reichte.« Ein kleines Echo der Vergangenheit, das sie ihm reichte – nicht als Trost, sondern als Anker. »Sie ist loyaler als zehn von Eriks Männern. Und klüger als die meisten.«

Seine nächste Frage ließ sie innehalten. Reinka senkte leicht den Blick, nicht um etwas zu verbergen, sondern um ihre Worte sorgfältig zu wählen. »Der Mann …« Sie sprach langsam, tastete sich durch ein Geflecht, das gefährlich war, denn je weniger Leif wusste, was sie getan hatte, was sie befohlen hatte, umso besser. »Ylfa hat sich um ihn gekümmert. Er wird künftig kein Problem darstellen.« Es war keine Lüge. Es war auch nicht die ganze Wahrheit. Aber es genügte. 

»Mutter wiederum …« Ihre Stimme senkte sich fast unmerklich, nahm einen Hauch Vorsicht an. »Ich glaube nicht, dass sie Verdacht geschöpft hat. Noch nicht. Aber ich kann es nicht garantieren.« Ihre Finger strichen sacht über ihren Bauch, ein Reflex. »Sie sieht alles. Früher oder später wird sie fragen. Und wenn sie eine Antwort will … wird sie sie sich holen. Mit allen Mitteln.«

Sie sah wieder zu ihm. Wie er dort saß, gebeugt, als hätte sein Körper das Gewicht seiner Gefühle nicht länger tragen können. Reinka verspürte den Impuls, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Ihn an sich zu ziehen, wie früher, als er noch klein genug war, um unter ihre Decke zu kriechen, wenn der Sturm kam. Doch sie tat es nicht. Noch nicht. Noch war der Sturm nicht vorüber – und vielleicht brauchte er den Raum, um nicht erneut zu zerspringen.

Stattdessen lächelte sie. Nicht spöttisch. Nicht überheblich. Sondern mit dieser unendlich geduldigen, leisen Wärme, die nur Geschwister füreinander kannten. »Ich weiß, wie sie heißt, Leif. Und ich weiß, woher sie kommt. Das war nicht meine Frage.« Sie legte den Kopf leicht zur Seite, betrachtete ihn offen, fordernd, aber nicht hart. »Wer ist diese Frau für dich?« Dann, leiser: »Liebst du sie?«

Die Frage lag zwischen ihnen wie ein scharfes Messer. Nicht, weil es weh tun sollte – sondern weil es schnitt. Weil es Klarheit brachte. Während sie auf eine Antwort wartete, begannen ihre Gedanken bereits zu arbeiten. Möglichkeiten. Wege. Lösungen. Reinka dachte selten in Verboten – sie dachte in Konsequenzen. Und die waren klar: Es gab nur einen Weg, Leif und das Kind zu schützen.

Sie müssen fort.

So weit weg wie möglich. Außerhalb des Einflusses ihrer Mutter, außerhalb des Hofes, der Pflichten, der Machtspiele. Eine neue Identität, ein neues Leben. Reinka wusste, wie schwer das sein würde. Wie viel es kosten würde. Aber sie würde es tun, wenn ihr Bruder es verlangte. Für Valda. Für die Mutter. Für das, was richtig war. Sie sagte nichts davon. Noch nicht. Es war sein Moment. Er musste antworten, bevor sie handeln konnte. Aber in ihren Augen – fest, ruhig, verlässlich – lag das Versprechen schon bereit. Wenn er fiel, würde sie ihn halten. Und wenn er nicht konnte, würde sie gehen. Für ihn. Nur eine Antwort brauchte sie noch. Nur diese eine.
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