22-06-2025, 11:19 - Wörter:
Veith zog den dicken Umhang enger um die Schultern, während er sich mit gleichmäßigem Schritt durch das Marktgewimmel von Wintergard bewegte. Der Schnee hatte längst wieder neue Spuren in der festgetretenen Erde hinterlassen, die Händler waren mit dem Einbruch der Dämmerung dabei, ihre Stände abzubauen. Der Duft von Rauch, Tierhäuten und Eisen hing schwer in der Luft. Neben ihm tapste Valda, Sannas zweijährige Tochter, an seiner Hand entlang, während er Helvis Pony hinter sich führte, das Sannas Schlitten mit den übriggebliebenen Fellen ziehen sollte.
Trotz der klirrenden Kälte, die ihm in die Wangen biss, war Veith warm ums Herz, sobald seine Gedanken zu Sanna wanderten und genau dieser Umstand missfiel ihm zutiefst. Er war töricht genug gewesen zu glauben, das Feuer, das die gestrige Nacht in ihm entfacht hatte, würde durch ein wenig Holzhacken am Hof erlöschen. Doch es hatte nicht geglimmt, es hatte gebrannt. Selbst beim Fischen am eisverkrusteten Fluss, selbst während er auf der Burg schweigend die Waffen kontrollierte, war ihr Bild immer wieder in seinem Kopf aufgetaucht. Die Art, wie sie gelächelt hatte, ein wenig zögerlich, ein wenig erstaunt, als sich ihre Lippen in Helvis Küche berührt hatten. Nun war er wieder unterwegs zu ihr. Wieder mit der Hoffnung, einen Blick, ein Wort, vielleicht ein Echo dieses Augenblicks zu erhaschen, obwohl er sich zur Vernunft zwingen wollte. Seine Miene blieb wie aus Stein gemeißelt, kühl und unbeteiligt, doch unter der Oberfläche tobte etwas, das er längst nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Dann entdeckte er sie, die blonde Jägerin zwischen den verbliebenen Marktständen, das Licht des späten Nachmittags verfing sich in einzelnen Strähnen ihres Haars. Veiths Blick glitt zum Schlitten, der unweit von Sanna stand - halb beladen, mit wenig Fellen, die noch auf Abnehmer warteten. Sie hatte offenbar gut verkauft an diesem Tag, trotz der klirrenden Kälte und der müden Gesichter der Marktbesucher. Etwas in ihm lockerte sich für einen Moment, ein Hauch von Stolz vielleicht oder war es doch etwas anderes? Sie war zäh, das wusste er. Zäher als viele Männer, die er kannte. Gerne hätte er ihr am heutigen Tag geholfen, nicht nur jetzt beim Heimbringen der Ladung, sondern auch davor, beim Tragen, beim Ausbreite der Ware, beim Stillstehen in dieser Kälte.
Aber sie war stolz und er war verunsichert.
Veith straffte die Schultern, zwang die gewohnte Ruhe zurück in seine Züge. Was, wenn sie es bereute? Was, wenn es für sie ein Moment gewesen war, der nie hätte geschehen dürfen? Er wollte sein Gesicht wahren, nicht zu viel preisgeben und somit trat er zunächst stumm wie immer auf die junge Frau zu, während Valda zur Begrüßung in die Arme ihrer Mutter sprang. „War der Markt gut heute?“ fragte er, als Sanna sich schließlich von ihrer Tochter löste. Seine Stimme war ruhig, seine Miene undurchdringlich wie immer, doch unter dem gleichmütigen Blick arbeitete es in ihm. Das flüchtige, viel zu kurze Aufeinandertreffen in Helvis Küche, ihre Lippen auf seinen, die Küsse, die ihm mehr genommen als gegeben hatten und dann war Helvi reingeplatzt. Am Morgen hatte seine Schwester ihm ohne Umschweife die Leviten gelesen. Dass es dumm von ihm gewesen sei, Sanna zu verführen. Dass sein Handeln nicht nur ihn etwas anging, sondern Konsequenzen haben konnte. Ihre Worte waren hart gefallen, scharf wie ein frisch geschliffenes Messer. Veith hatte versucht, ruhig zu bleiben, hatte ihr entgegnet, dass er zu seinen Entscheidungen stand. Dass er Sanna nicht in Schwierigkeiten bringen würde – niemals. Aber für Helvi zählten solche Beteuerungen nichts. Für sie war die Sache klar. Sanna war tabu. Sollte er es dennoch wagen weiterzumachen, würde er sich die Finger verbrennen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dafür, so hatte sie gesagt, würde sie höchstpersönlich Sorge tragen.
Jetzt stand er vor Sanna, mit jener kühlen Entschlossenheit im Gesicht, die er sich aufgesetzt hatte, als hätte nichts von der Nacht zuvor stattgefunden. Doch unter der Rüstung aus Selbstbeherrschung arbeitete ein Herz, das ihn in der Brust plötzlich schneller schlug, als ihre Blicke sich trafen.
Trotz der klirrenden Kälte, die ihm in die Wangen biss, war Veith warm ums Herz, sobald seine Gedanken zu Sanna wanderten und genau dieser Umstand missfiel ihm zutiefst. Er war töricht genug gewesen zu glauben, das Feuer, das die gestrige Nacht in ihm entfacht hatte, würde durch ein wenig Holzhacken am Hof erlöschen. Doch es hatte nicht geglimmt, es hatte gebrannt. Selbst beim Fischen am eisverkrusteten Fluss, selbst während er auf der Burg schweigend die Waffen kontrollierte, war ihr Bild immer wieder in seinem Kopf aufgetaucht. Die Art, wie sie gelächelt hatte, ein wenig zögerlich, ein wenig erstaunt, als sich ihre Lippen in Helvis Küche berührt hatten. Nun war er wieder unterwegs zu ihr. Wieder mit der Hoffnung, einen Blick, ein Wort, vielleicht ein Echo dieses Augenblicks zu erhaschen, obwohl er sich zur Vernunft zwingen wollte. Seine Miene blieb wie aus Stein gemeißelt, kühl und unbeteiligt, doch unter der Oberfläche tobte etwas, das er längst nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Dann entdeckte er sie, die blonde Jägerin zwischen den verbliebenen Marktständen, das Licht des späten Nachmittags verfing sich in einzelnen Strähnen ihres Haars. Veiths Blick glitt zum Schlitten, der unweit von Sanna stand - halb beladen, mit wenig Fellen, die noch auf Abnehmer warteten. Sie hatte offenbar gut verkauft an diesem Tag, trotz der klirrenden Kälte und der müden Gesichter der Marktbesucher. Etwas in ihm lockerte sich für einen Moment, ein Hauch von Stolz vielleicht oder war es doch etwas anderes? Sie war zäh, das wusste er. Zäher als viele Männer, die er kannte. Gerne hätte er ihr am heutigen Tag geholfen, nicht nur jetzt beim Heimbringen der Ladung, sondern auch davor, beim Tragen, beim Ausbreite der Ware, beim Stillstehen in dieser Kälte.
Aber sie war stolz und er war verunsichert.
Veith straffte die Schultern, zwang die gewohnte Ruhe zurück in seine Züge. Was, wenn sie es bereute? Was, wenn es für sie ein Moment gewesen war, der nie hätte geschehen dürfen? Er wollte sein Gesicht wahren, nicht zu viel preisgeben und somit trat er zunächst stumm wie immer auf die junge Frau zu, während Valda zur Begrüßung in die Arme ihrer Mutter sprang. „War der Markt gut heute?“ fragte er, als Sanna sich schließlich von ihrer Tochter löste. Seine Stimme war ruhig, seine Miene undurchdringlich wie immer, doch unter dem gleichmütigen Blick arbeitete es in ihm. Das flüchtige, viel zu kurze Aufeinandertreffen in Helvis Küche, ihre Lippen auf seinen, die Küsse, die ihm mehr genommen als gegeben hatten und dann war Helvi reingeplatzt. Am Morgen hatte seine Schwester ihm ohne Umschweife die Leviten gelesen. Dass es dumm von ihm gewesen sei, Sanna zu verführen. Dass sein Handeln nicht nur ihn etwas anging, sondern Konsequenzen haben konnte. Ihre Worte waren hart gefallen, scharf wie ein frisch geschliffenes Messer. Veith hatte versucht, ruhig zu bleiben, hatte ihr entgegnet, dass er zu seinen Entscheidungen stand. Dass er Sanna nicht in Schwierigkeiten bringen würde – niemals. Aber für Helvi zählten solche Beteuerungen nichts. Für sie war die Sache klar. Sanna war tabu. Sollte er es dennoch wagen weiterzumachen, würde er sich die Finger verbrennen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dafür, so hatte sie gesagt, würde sie höchstpersönlich Sorge tragen.
Jetzt stand er vor Sanna, mit jener kühlen Entschlossenheit im Gesicht, die er sich aufgesetzt hatte, als hätte nichts von der Nacht zuvor stattgefunden. Doch unter der Rüstung aus Selbstbeherrschung arbeitete ein Herz, das ihn in der Brust plötzlich schneller schlug, als ihre Blicke sich trafen.