03-07-2025, 17:40 - Wörter:
Er glaubte, einen Funken in ihren Augen aufglimmen zu sehen. Kein harmloses Aufflackern, sondern jenes heiße, lodernde Feuer, das wohl dann aufstieg, wenn sie sich provoziert fühlte. Denn Veith hatte es gewagt, sie zu fragen, ob sie sich hatte über den Tisch ziehen lassen. Kaum ausgesprochen, lag seine Frage wie ein Zündfunke in der Luft, gefährlich nah an einem Pulverfass. Er sah sie einfach an – unverwandt, ohne Ablenkung, mit der scharfen Aufmerksamkeit eines Kriegers, der jede Regung, jedes winzige Leuchten in ihren Augen aufnehmen wollte. Veith liebte ihren unerschütterlichen Kampfgeist, die Selbstsicherheit, mit der sie sich durch den Alltag schlug und die Kraft, die sie ausstrahlte, als trage sie die Welt auf ihren Schultern. Sanna war mehr als nur eine Kämpferin, sie war eine Mutter, die mit jeder Faser ihres Herzens für ihre Tochter lebte. Gleichzeitig schulterte sie die Last ihre Familie zu versorgen und sie tat das mit einer beeindruckenden Hingabe und Geschicklichkeit. Doch trotz der Distanz, die zwischen ihnen lag, trotz seiner Rolle als Außenstehender, regte sich in ihm auch ein Gefühl, das er kaum zuzulassen wagte: Stolz. Ein leises, warmes Aufglühen, das ihn erfüllte, wenn er sah, wie sie sich erhob, sich behauptete, ganz so, als wäre sie eine Königin in ihrem eigenen kleinen Reich. Dieses Gefühl war vielleicht unangebracht, vielleicht sogar vermessen, aber es ließ sich nicht leugnen. Veith war stolz auf Sanna, nicht nur wegen dessen, was sie tat, sondern auch wegen dessen, was sie war und das, so wusste er, war ein Geschenk, das er nur im Stillen bewahren durfte.
Ihre Antwort traf ihn wie eine kleine, wohlgezielte Parade - scharf genug, um ihn zu fordern, aber mit jenem selbstbewussten Unterton, der ihm ein unwillkürliches Schmunzeln abrang. Seine Miene lockerte sich, kaum merklich zuerst, dann deutlicher, als er die Lippen zusammenpresste, um das Lächeln zu unterdrücken, das sich unaufhaltsam in seine Züge schlich. „Kann ich das?“ fragte er schließlich, seine Stimme leicht, fast neckend, doch der Blick, den er auf sie richtete, blieb wachsam, warm und irgendwie weicher als zuvor. Das angedeutete Lächeln ließ sich nicht länger bändigen. Es trat hervor, langsam, wie ein Sonnenstrahl zwischen dichten Wolken und spielte für einen kostbaren Moment um seine Mundwinkel.
Damit er nicht noch mehr von dem verriet, was in ihm vorging, wandte er sich schließlich wieder der Arbeit zu. Mit betont ruhigen Bewegungen begann er, die verbliebenen Felle und Lederwaren auf dem Schlitten zu verstauen. Es war eine willkommene Ablenkung und vor allem eine Gelegenheit, den Blick von ihr zu lösen, ehe er sich noch weiter in ihren Augen verlor. Denn so sehr er sich bemühte, die Fassung zu wahren, hätte er dort noch ewig stehen können, nur um sie anzusehen. Je länger er das tat, desto deutlicher wurde ihm, wie töricht das Ganze eigentlich war. Schön langsam kam er sich vor wie ein närrischer Junge, der nicht wusste, wohin mit all dem, was er fühlte und der glaubte eine Frau wie sie könnte sich nie für sein stummes Staunen interessieren, während ihr Leben längst von ganz anderen Dingen gefordert wurde.
Es machte ihn schwach und allein der Gedanke daran erfüllte ihn mit einem stillen, brennenden Widerwillen. Aber so sehr er auch dagegen ankämpfte, konnte er nicht leugnen, dass sich das Feuer erneut in ihm regte. Jenes ungestüme, verzehrende Gefühl, das ihn schon in der vorangegangenen Nacht übermannt hatte und das ihn seither nicht mehr losließ. „Ich bin unschuldig. Deine Tochter hier wollte sich nicht vom Beerengelee trennen“, entgegnete Veith mit einem schiefen Lächeln, als er Valda sanft über den Kopf strich. Diese quittierte seine Worte prompt mit einem zustimmenden Laut - eine kleine, überdeutliche Erinnerung an ihre Mutter, dass Helvis' Gericht längst zu einer ihrer erklärten Lieblingsspeisen zählte. „Helvi wollte, aus naheliegenden Gründen, nicht, dass ich dich allein abhole“, fügte er schließlich mit einem vielsagenden Unterton hinzu. In seinem Blick lag ein Hauch von Belustigung, gemischt mit jener leisen Verlegenheit, die nur aufkam, wenn man sich allzu deutlich an einen Moment erinnerte, den jemand anders nie hatte sehen sollen.
Veith spürte die Berührung, noch ehe er sie bewusst wahrnahm. Es war ein Hauch auf seinem Arm, so leicht, dass sie ebenso gut Einbildung hätte sein können, doch sein Körper reagierte schneller als sein Verstand. Er hielt inne, wandte sich zu ihr, denn diese Geste hatte etwas in ihm gelöst, das noch immer unter der Oberfläche schwelte. Sein Blick fand den ihren – suchend, fragend, vielleicht sogar ein wenig verwundet von der Wortlosigkeit, mit der sie ihn zurückließ. In seinen Augen lag kein Vorwurf, nur dieses stille Innehalten, das entsteht, wenn zwei Menschen an einem Punkt stehen, an dem alles möglich und nichts gewiss ist. Er hatte gehofft, sie würde etwas sagen. Doch sie wich ihm aus und so wandte auch er sich wieder ab und machte sich an die Arbeit, den Schlitten mit den Riemen zu befestigen. Behutsam hob die Jägerin Valda auf den Rücken des Ponys und kaum saß das Mädchen sicher, begannen ihre Augen vor Freude zu leuchten. Ein Glitzern wie Sonnenstrahlen auf frischem Tau breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sich die kleine Gruppe endlich in Bewegung setzte. Selbst Veiths gewohnt mürrischer Ausdruck schmolz dahin, als er zu Valda sah. Etwas Weiches, beinahe Rührendes legte sich über seine Züge, während er beobachtete, wie das kleine Mädchen mit vor Aufregung geröteten Wangen auf dem Pony saß.
Die Unsicherheit in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen und langsam glitt sein Blick von Valda zu ihrer Mutter. „Helvi hat heute einiges an mir ausgelassen“, begann er mit ernster Miene, doch in seinen Augen lag abermals ein schelmisches Glitzern, das verriet, dass er genau wusste, worauf sie anspielte. „Die Fische waren ihr zu mickrig und offenbar habe ich auch das Hemd ihres Mannes auf dem Gewissen, jedenfalls ist eine Naht aufgegangen.“ Valda nahm kaum Notiz von dem Gespräch der Erwachsenen, denn sie war zu gebannt davon, hoch oben auf dem Rücken des Ponys zu sitzen, von wo aus sich der Markt wie eine bunte, lebendige Welt unter ihr ausbreitete. „Du kennst meine Schwester. Sie ist immer geradeheraus und hat heute keine Gelegenheit ausgelassen, mir ihre Meinung klar und deutlich mitzuteilen.“Während seine Hand sanft über den Hals des Ponys strich, fügte er schließlich hinzu: „Mach dir keine Sorgen, sie wird sich wieder beruhigen.“ Irgendwann. In seinem Geist hallte das Wort noch nach, eine leise Hoffnung, dass sich die Wogen glätten würden, auch wenn es noch dauern mochte.
Ihre Antwort traf ihn wie eine kleine, wohlgezielte Parade - scharf genug, um ihn zu fordern, aber mit jenem selbstbewussten Unterton, der ihm ein unwillkürliches Schmunzeln abrang. Seine Miene lockerte sich, kaum merklich zuerst, dann deutlicher, als er die Lippen zusammenpresste, um das Lächeln zu unterdrücken, das sich unaufhaltsam in seine Züge schlich. „Kann ich das?“ fragte er schließlich, seine Stimme leicht, fast neckend, doch der Blick, den er auf sie richtete, blieb wachsam, warm und irgendwie weicher als zuvor. Das angedeutete Lächeln ließ sich nicht länger bändigen. Es trat hervor, langsam, wie ein Sonnenstrahl zwischen dichten Wolken und spielte für einen kostbaren Moment um seine Mundwinkel.
Damit er nicht noch mehr von dem verriet, was in ihm vorging, wandte er sich schließlich wieder der Arbeit zu. Mit betont ruhigen Bewegungen begann er, die verbliebenen Felle und Lederwaren auf dem Schlitten zu verstauen. Es war eine willkommene Ablenkung und vor allem eine Gelegenheit, den Blick von ihr zu lösen, ehe er sich noch weiter in ihren Augen verlor. Denn so sehr er sich bemühte, die Fassung zu wahren, hätte er dort noch ewig stehen können, nur um sie anzusehen. Je länger er das tat, desto deutlicher wurde ihm, wie töricht das Ganze eigentlich war. Schön langsam kam er sich vor wie ein närrischer Junge, der nicht wusste, wohin mit all dem, was er fühlte und der glaubte eine Frau wie sie könnte sich nie für sein stummes Staunen interessieren, während ihr Leben längst von ganz anderen Dingen gefordert wurde.
Es machte ihn schwach und allein der Gedanke daran erfüllte ihn mit einem stillen, brennenden Widerwillen. Aber so sehr er auch dagegen ankämpfte, konnte er nicht leugnen, dass sich das Feuer erneut in ihm regte. Jenes ungestüme, verzehrende Gefühl, das ihn schon in der vorangegangenen Nacht übermannt hatte und das ihn seither nicht mehr losließ. „Ich bin unschuldig. Deine Tochter hier wollte sich nicht vom Beerengelee trennen“, entgegnete Veith mit einem schiefen Lächeln, als er Valda sanft über den Kopf strich. Diese quittierte seine Worte prompt mit einem zustimmenden Laut - eine kleine, überdeutliche Erinnerung an ihre Mutter, dass Helvis' Gericht längst zu einer ihrer erklärten Lieblingsspeisen zählte. „Helvi wollte, aus naheliegenden Gründen, nicht, dass ich dich allein abhole“, fügte er schließlich mit einem vielsagenden Unterton hinzu. In seinem Blick lag ein Hauch von Belustigung, gemischt mit jener leisen Verlegenheit, die nur aufkam, wenn man sich allzu deutlich an einen Moment erinnerte, den jemand anders nie hatte sehen sollen.
Veith spürte die Berührung, noch ehe er sie bewusst wahrnahm. Es war ein Hauch auf seinem Arm, so leicht, dass sie ebenso gut Einbildung hätte sein können, doch sein Körper reagierte schneller als sein Verstand. Er hielt inne, wandte sich zu ihr, denn diese Geste hatte etwas in ihm gelöst, das noch immer unter der Oberfläche schwelte. Sein Blick fand den ihren – suchend, fragend, vielleicht sogar ein wenig verwundet von der Wortlosigkeit, mit der sie ihn zurückließ. In seinen Augen lag kein Vorwurf, nur dieses stille Innehalten, das entsteht, wenn zwei Menschen an einem Punkt stehen, an dem alles möglich und nichts gewiss ist. Er hatte gehofft, sie würde etwas sagen. Doch sie wich ihm aus und so wandte auch er sich wieder ab und machte sich an die Arbeit, den Schlitten mit den Riemen zu befestigen. Behutsam hob die Jägerin Valda auf den Rücken des Ponys und kaum saß das Mädchen sicher, begannen ihre Augen vor Freude zu leuchten. Ein Glitzern wie Sonnenstrahlen auf frischem Tau breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während sich die kleine Gruppe endlich in Bewegung setzte. Selbst Veiths gewohnt mürrischer Ausdruck schmolz dahin, als er zu Valda sah. Etwas Weiches, beinahe Rührendes legte sich über seine Züge, während er beobachtete, wie das kleine Mädchen mit vor Aufregung geröteten Wangen auf dem Pony saß.
Die Unsicherheit in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen und langsam glitt sein Blick von Valda zu ihrer Mutter. „Helvi hat heute einiges an mir ausgelassen“, begann er mit ernster Miene, doch in seinen Augen lag abermals ein schelmisches Glitzern, das verriet, dass er genau wusste, worauf sie anspielte. „Die Fische waren ihr zu mickrig und offenbar habe ich auch das Hemd ihres Mannes auf dem Gewissen, jedenfalls ist eine Naht aufgegangen.“ Valda nahm kaum Notiz von dem Gespräch der Erwachsenen, denn sie war zu gebannt davon, hoch oben auf dem Rücken des Ponys zu sitzen, von wo aus sich der Markt wie eine bunte, lebendige Welt unter ihr ausbreitete. „Du kennst meine Schwester. Sie ist immer geradeheraus und hat heute keine Gelegenheit ausgelassen, mir ihre Meinung klar und deutlich mitzuteilen.“Während seine Hand sanft über den Hals des Ponys strich, fügte er schließlich hinzu: „Mach dir keine Sorgen, sie wird sich wieder beruhigen.“ Irgendwann. In seinem Geist hallte das Wort noch nach, eine leise Hoffnung, dass sich die Wogen glätten würden, auch wenn es noch dauern mochte.