21-07-2025, 14:38 - Wörter:
Während seine Stimme die Stille im Garten und in ihrem Kopf vertrieb, ließ sich die Königin etwas tiefer in die Kissen sinken. Angeregt lauschte sie seinen Erzählungen und schloss für einen Moment die Augen, versuchte sich von seinen Worten mitreißen zu lassen in die Vergangenheit des heutigen Tages. Und die meisten Momente davon konnte sie sich mehr als nur bildlich vorstellen, sodass sich ihre Lippen zu einem sanften Lächeln verzogen. "
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Richtet Eurer Frau bitte mein tiefstes Mitgefühl für das nicht vorhandene Würfelglück aus. Ich kenne solche Situationen zu gut
", entgegnete sie leise grinsend und hörte weiter zu. Nadir präsentierte sich auch heute, im Beisein von nichts und niemandem außer der Königin persönlich, als der Lebemann, den sie damals vor vielen Jahren kennen gelernt hat. Stets ein beinahe anzügliches Lächeln auf den Lippen und einer Erzählung im Herzen, die einen dazu brachte mehr zu wollen. Mehr von diesem Leben, das er führte. Es wirkte so unbeschwert und leicht. So, als könnte er jeden Tag neu entscheiden, womit er seine Zeit verbringen wollte. Keine Verpflichtungen, keine Sorgen, keine Ängste. Es gab nur ihn und seinen Lebensmut. Yasirah beneidete ihn um die Freiheiten, die er hatte. Auch wenn sie sich für diese Gedanken schämte, aber manchmal wünschte sie sich in ein anderes Leben hineingeboren worden zu sein. Auch, wenn sie dann nie Ridvan und ihre wundervollen Kinder kennen gelernt hätte - doch die Krankheit, die Ridvan in den dunklen Klauen hielt, ließ nicht locker und machte ihr eigenes Leben zur Hölle. "
Eine Königin, die sich in einen Bettler verliebt?
", fragte sie entsetzt nach und überlegte, ob sie ein solches Lied jemals selbst zu Ohren bekommen hatte. Sie schüttelte den Kopf, sodass die dunklen Haarspitzen tanzten und setzte sich nun wieder etwas aufrechter hin, faltete die Beine unter dem Körper zu einem Schneidersitz und legte die Hände entspannt auf die Knie. "So etwas ist unmöglich!
", rief sie grinsend aus und musterte ihren Schwager. Obwohl sie sich schon so lange kannten und Yasirah ihr Leben für das seine geben würde, gab es da trotzdem Geheimnisse zwischen ihnen, die sie vermutlich nie miteinander austauschen würden. So wie die Tatsache, dass Yasirah schon seit einigen Monaten eine Affäre hatte. Zwar war er kein Bettler, doch ein Geheimnis würde es dennoch bleiben. Zwar waren die Menschen im Sommerland eher offen und tolerant (vor allem den männlichen Bewohnern gegenüber), doch Yasirah war noch immer eine Königin. Sie würde nicht zugeben, dass sie Trost in den Armen eines anderen Mannes fand, auch wenn es nicht das erste Mal war, dass sie darüber nachgedacht hatte. Und wenn sie gerade so ehrlich zu sich selbst war, musste sie auch erneut feststellen, dass sie auch über gewisse Körperlichkeiten mit ihrem Schwager schon häufiger nachgedacht hatte. Nicht, dass da jemals etwas passiert wäre, aber gereizt hat es sie immer. Um sich selbst ein wenig von diesen Gedanken abzulenken, antwortete sie auf seine Frage, die noch immer zwischen ihnen im Raum stand. "
Dieser Tag ist genauso gut oder schlecht wie jeder andere auch. Ich beneide Euch um ihre Freiheiten, um die Möglichkeit mit Eurer Frau und einem Piraten zu wetten und einer Gauklerin zu lauschen. Beides habe ich schon seit langer, langer Zeit nicht mehr getan
", stellte sie mit ruhiger Stimmt fest und nahm sich weitere Trauben. "Ich war heute bei meinem Gemahl, habe versucht zu ihm durchzudringen, habe mit ihm geredet und ihm von früher erzählt. Habe versucht an den von Opium vernebelten Gedanken vorbei zu kommen, doch es gelingt mir einfach nicht
", erzählte sie mit von Traurigkeit geplagter Stimme. Es war zum verzweifeln und Yasirah wusste nicht, was sie noch tun sollte. "Vielleicht könnt Ihr mal versuchen mit ihm zu reden? Vielleicht habt ihr etwas, was ich nicht habe
", überlegte sie laut und legte den Kopf leicht schief. "Mit was vergnügt sich eure Frau heute Abend eigentlich?
", fragte sie neugierig nach und hoffte, noch etwas mehr über Nadir und sein Leben erfahren zu können. Es war die perfekte Ablenkung, weil es gleichermaßen so nah und doch so fern war.