22-08-2025, 20:50 - Wörter:
Der Duft von Opiumpfeifen durchbrach die eh schon von Gewürzen, Kerzenrauch und angebratenem Fleisch geschwängerte Luft. Im Hintergrund waren die glockenhellen Töne von Kastagnetten und das dumpfe Dröhnen der Trommeln zu hören, wozu die Menschen tanzten, lachten und sich in den Armen lagen. Es war das Fest des Jahrhunderts: die Krönung des neuen Königs von Matariyya. Dass Blut, Mord und Verderben diesem wundervollen Fest voraus gegangen waren, davon war jetzt nichts mehr zu spüren. Die Menschen feierten, genossen die Festlichkeiten und präsentierten sich in ihren schönsten funkelnden Gewändern. Jedenfalls die, die es sich leisten konnten. Denn während hier im Palast geschlemmt wurde, hungerten draußen noch immer die Menschen. Dharan al-Bhar war die Hauptstadt des Sommerlandes, wurde vor einigen Monaten schwer von einer verheerenden Flutwelle getroffen und litt seit Jahrzehnten unter der bis vor kurzem amtierenden Königsfamilie ben Sahid, doch dieses Fest sollte all das Leid der letzten Jahre überschatten. Es sollte Versprechungen machen, dass es nun besser werden würde. Geflüsterte Worte, neu geknüpfte Verbindungen, das Teilen von Pfeifen in den Hinterzimmern. Der neue König, Samir Al-Mazhir, war das Versprechen an ein neues Kapitel. Was hinter den bunten Tüchern, die so typisch für die sommerländische Kultur waren, alles geschehen war, das stand auf einem ganz anderen Blatt.
Natürlich hatten es sich die Eheleute Neshat nicht nehmen lassen, sich heute hier blicken zu lassen. Während sie jedoch noch Arm in Arm hier aufgetaucht waren, hatten sich ihre Wege mittlerweile schon längst getrennt. Für Vanja spielte es keine Rolle, wo sich ihr Mann aufhielt. Sie hatte ihre Fühler ausgestreckt und sammelte Informationen, hörte da hin, wo jemand sich in Verschwiegenheit wog, lauschte dort, wo andere aus Höflichkeit weghörten. Vanja war eine Spinne in ihrem Netz, nur deutlich hübscher anzusehen. Aber mindestens genauso gefährlich. Dass man sie chronisch unterschätzte war nichts, was sie überraschte. Sie gab sich sogar eher noch Mühe dieses Bild zu unterstützen: die gute Ehefrau, die ihren Mann des Nachts beglückte und tagsüber die Kinder und den Herd hütete. Sie war wunderschön anzusehen, aber sonst für wenig zu gebrauchen. Nur das Zucken eines Mundwinkels verriet, was sie selbst darüber dachte, während sie an dem Wein nippte, den man ihr eingeschenkt hatte. Immer wieder konnte sie die Blicke anderer Männer auf sich ruhen spüren, wusste, dass es ihre weißen Haare waren, die die Aufmerksamkeit zwischen all den Brünetten auf sich zogen. Sie wusste, dass die Männer sie wollten. Insgeheim. Schmutzig. Egal wie. Und Vanja genoss es in vollen Zügen. Sie tat so, als ziere sie sich, doch insgeheim waren es diese Spielchen, die ihr das Leben versüßten.
Sie stand eher am Rand der feiernden Gäste, behielt den Überblick über alle, die kommen und gingen, betrachtete ihre Kleider und Anzüge, die Mimik in ihren Gesichtern, die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Gläser leerten und die leeren Augen, mit denen sie ihre eigenen Ehefrauen und Ehemänner betrachteten. Vanja sammelte. Doch als sie plötzlich bemerkte, wie sich jemand neben sie stellte, blinzelte sie ein paar Mal überrascht. Eine junge Frau, die perfekt in das Bild des sommerländischen Adels hineinpasste, hatte sich an ihre linke Seite gestellt. "
Natürlich hatten es sich die Eheleute Neshat nicht nehmen lassen, sich heute hier blicken zu lassen. Während sie jedoch noch Arm in Arm hier aufgetaucht waren, hatten sich ihre Wege mittlerweile schon längst getrennt. Für Vanja spielte es keine Rolle, wo sich ihr Mann aufhielt. Sie hatte ihre Fühler ausgestreckt und sammelte Informationen, hörte da hin, wo jemand sich in Verschwiegenheit wog, lauschte dort, wo andere aus Höflichkeit weghörten. Vanja war eine Spinne in ihrem Netz, nur deutlich hübscher anzusehen. Aber mindestens genauso gefährlich. Dass man sie chronisch unterschätzte war nichts, was sie überraschte. Sie gab sich sogar eher noch Mühe dieses Bild zu unterstützen: die gute Ehefrau, die ihren Mann des Nachts beglückte und tagsüber die Kinder und den Herd hütete. Sie war wunderschön anzusehen, aber sonst für wenig zu gebrauchen. Nur das Zucken eines Mundwinkels verriet, was sie selbst darüber dachte, während sie an dem Wein nippte, den man ihr eingeschenkt hatte. Immer wieder konnte sie die Blicke anderer Männer auf sich ruhen spüren, wusste, dass es ihre weißen Haare waren, die die Aufmerksamkeit zwischen all den Brünetten auf sich zogen. Sie wusste, dass die Männer sie wollten. Insgeheim. Schmutzig. Egal wie. Und Vanja genoss es in vollen Zügen. Sie tat so, als ziere sie sich, doch insgeheim waren es diese Spielchen, die ihr das Leben versüßten.
Sie stand eher am Rand der feiernden Gäste, behielt den Überblick über alle, die kommen und gingen, betrachtete ihre Kleider und Anzüge, die Mimik in ihren Gesichtern, die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Gläser leerten und die leeren Augen, mit denen sie ihre eigenen Ehefrauen und Ehemänner betrachteten. Vanja sammelte. Doch als sie plötzlich bemerkte, wie sich jemand neben sie stellte, blinzelte sie ein paar Mal überrascht. Eine junge Frau, die perfekt in das Bild des sommerländischen Adels hineinpasste, hatte sich an ihre linke Seite gestellt. "
Kann ich Ihnen helfen?
", fragte Vanja zuckersüß und deutete ein respektvolles Nicken an. Nicht, dass sie tatsächlich Respekt für eine andere Frau empfand, aber den Schein musste man immerhin wahren...