22-08-2025, 21:07 - Wörter:
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Das Schicksal hinterrücks mit einem Messer erdolcht zu werden?
", spie sie die Worte aus, als bestünden sie aus reinstem Zucker. Und für den Moment wurde es still zwischen ihnen. Vanja hatte es sich mit überkreuzten Beinen auf der Lehne ihrer Sitzmöbel gemütlich gemacht, sodass sie beinahe auf Augenhöhe mit ihrem Mann war und genoss noch immer die Blicke, die ihr zuweilen geschenkt wurden. Sie konnte spüren, dass der Blick ihres Dieners, der sich selbstverständlich noch immer mit ihnen im Raum befand, auf ihrem nackten Rücken lag. Das Kribbeln ihrer Wirbelsäule verriet ihr seine Gedanken. Leider waren es nicht die gleichen Gedanken, die im Kopf ihres Mannes herumspukten. "Noch eine Flasche Wein
", rief sie ihrem Diener zu und schnippste mit den Fingern. Ihre Stimmlage hatte plötzlich nichts zuckriges mehr, nicht mehr die Weichheit einer Raubkatze, sondern plötzlich mehr den Klang eines Peitschenknalls. Sie konnte hören, wie sich die Gestalt am hinteren Ende des Wohnzimmers umgehend in Bewegung setzte und für den Moment aus dem Raum verschwand. "Ich werde nicht diejenige sein, die dieses Messer in deinem Rücken führt
", versprach sie ihm und hatte wieder zurück zur lieblichen Tonlage, die extra für ihren Ehemann reserviert war, gefunden. "Außer, du lässt mich jedes Mal so um mein Vergnügen bangen, wie heute
", setzte sie beinahe etwas beleidigt hinterher und öffnete die nun nicht mehr überkreuzten Beine ein wenig, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Vanja war niemand, dem man sein Leben anvertrauen sollte. Auch nicht unbedingt als ihr Ehemann. Die Liebe und die Gefühle, die sie empfand, waren nichts dagegen, was ihr eigener Überlebenswille mit ihr machte. "
Was mich besser macht, als... diese Schlampe?
", fragte sie beinahe etwas entgeistert und warf sich den weißblonden langen Zopf über die Schulter. Ganz ergab sich der Sinn nicht, dieses Gespräch fortzuführen. Sie konnte spüren, wie sich ein Unmut in ihrer Magengegend regte, weil er sie wieder einmal in eine Ecke drängte, in der sie nicht stehen wollte. Auf verbaler Ebene konnte sie nicht mit ihrem Mann mithalten, das wusste sie, doch ehrlicherweise war es ihr nie ein großer Dorn im Auge gewesen. Dafür hatte es genug andere Bereiche gegeben, in denen sie glänzen konnte, wo er nur schwach schimmerte. "Dieses Gespräch ermüdet mich
", versuchte sie sich aus der Misere zu reden, wusste jedoch, dass er nicht locker lassen würde. "Die Schatten haben gewonnen. Es ist ein reines Leben in der Vergangenheit sich nun noch Gedanken um so etwas machen zu müssen. Ridvan ist tot. Und seine Königin untergetaucht
", fasste sie achselzuckend zusammen und rutschte in einer geschmeidigen Bewegung von der Lehne herunter, auf der sie bis gerade eben noch gesessen hatte. "Eine Königin muss nicht mit ihren Kompetenzen prahlen, mein Liebster
", schnurrte sie wie ein Kätzchen und legte keck den Kopf schief.