05-04-2024, 19:46 - Wörter:
Die Trommeln setzten ein und begannen den Takt vorzugeben, Hände flogen in die Luft und Menschen sprangen von einem Bein auf das andere, klatschten rhythmisch und jubelten in einer Artikulation, die das genaue Analysieren von Worten unmöglich machte. Amira stellte sich gar nicht die Frage, ob sie das hier wollte oder nicht, denn die Antwort auf diese Frage war vollkommen irrelevant. Sie hatte kein Recht diese getroffene Entscheidung in Frage zu stellen, sie würde ihn weder blamieren noch seine Ehre verletzen oder gar als indirekte Präsentantin des Hofs diesen durch falsche Worte und Taten bloßstellen. Rein objektiv betrachtet, war Ilyas mehr, als sie jemals zu hoffen gewagt hätte. Er stammte aus einem guten Haus, er war der ranghöchste Soldat der Garde und genoss damit ein unsagbares Vertrauen in einer Machtposition, die ihresgleichen suchte. Vielleicht stimmte irgendetwas mit ihm nicht, der schließlich ohne Ehepartner und Kinder so alt werden konnte, doch streng genommen hatte auch Amira ihren Zenit überschritten. Es war höchste Zeit die Aufgaben einer Ehefrau zu übernehmen, wenn sie nicht am Ende selbst Ursache für übliche Gerüchte und Nachrede sein wollte.
Ihre Rolle war klar. Sie würde daran arbeiten ihm die Liebe entgegenzubringen, die sie ihm versprochen hatte. Sie werde lernen ihn zu lieben. Mit neuem Mut und dem gedanklichen Zuspruch, mit allem klarzukommen, wie er war, setzte sich der neue Schritt selbstbewusster vor den anderen. Leichtfüßig war sie ihm gefolgt, direkt hielt sich der Augenkontakt und sie tanzte ihren Part, wie es von ihr erwartet wurde. Hier musste sie sich mehr bewegen als er, wenn sie sich drehte, einmal den Arm in einer fließenden Bewegung von ihm wegstreckte oder um ihn herum wirbelte, ohne auch nur für eine Sekunde den Körperkontakt zu verlieren. Waren es ihrer beider Hände, war es ihre entlang seiner Schultern oder seine an ihrer Hüfte. Die Regeln dieses Tanzes waren klar vorgegeben und Amira würde sie nicht brechen. Asynchron wurden ihre Bewegungen langsamer, wenn sich die Trommelschläge beschleunigten und wie ein Metronom passte sie sich im exakten Takt ein, wenn sie wieder langsamer geworden waren. Tanz war über die Jahre wie eine Gangart für sie geworden und in Fleisch und Blut übergegangen. Amira musste nicht nachdenken, sie folgte der Musik und fühlte ihren Körper sich bewegen, voller Elan und Freude, gänzlich in ihrem Element. Und Ilyas misste kein einziges Mal seine Anpassung in diesem Miteinander, was sie im Nachhinein schwerlich beeindrucken musste. Dabei hatte sie immer gedacht, dass Soldaten abseits schwertschwingender Manöver keine andere Gangart beherrschten.
Mit einer letzten Drehung stand sie wieder direkt vor ihm, oder viel mehr an ihm. Der Mann überragte sie über ein gutes Stück, doch ungebrochen blickte sie ihm in die Augen, als ihre Hand an seiner Brust lag und sie jetzt in plötzlicher Ruhe angekommen erst merkte, wie die Bewegung ihren Körper erhitzt und das Herz beschleunigt hatte. Die schweren Atemzüge bewegten sich gegen seinen Körper und tatsächlich lächelte sie, denn tanzen bereitete ihr Freude. Es ließ sie Sorgen vergessen, verhinderte sich Gedanken zu machen und half dabei sich nicht auf eine mögliche Zukunft zu fokussieren, die sie ohnehin nicht beeinflussen konnte. Stattdessen war die junge Frau ganz in diesem einen Augenblick angekommen und dieser gehörte ihm alleine.
Fast zumindest, denn die Trommeln dröhnten laut in ihrer aller Ohren, dass es beinahe schon schmerzte. Es hätte bei einer Parade kaum lauter sein können. Jubel und Begeisterung flutete den Raum, als sich weitere Paare zur wieder eingesetzten Musik ebenfalls im Tanz zusammenfanden und sich der Hauptfokus aller verschob. Trotz der offenen Seitenfronten, die dem kühlenden Nachtwind Zugang gewährten, war die Luft stickig und schwer, geladen von Gerüchen der gebratenen Speisen und behangen von Alkohol, den manch ein männlicher Gast zu viel konsumiert hatte. Nichts davon konnte Amira erreichen, als befänden sich die beiden in ihrem eigenen kleinen Kosmos, die Hand mittlerweile seitlich an seinem Hals, während ihr Daumen der Kontur seines Unterkiefers nachstrich, als wolle sie unter dem dicken Bart herausfinden, wo dieser sich befand. „Seid Ihr zufrieden, mein Herr?“, flüsterte sie gerade laut genug um es ihn hören zu lassen. Weniger um ihre eigene Leistung zu bewerten, als mehr um herauszufinden, was seine Gedanken waren und wer er eigentlich war. Amira hatte sich dagegen entschlossen unglücklich zu sein, aber die Umsetzung würde ihr nicht alleine gelingen.
Ihre Rolle war klar. Sie würde daran arbeiten ihm die Liebe entgegenzubringen, die sie ihm versprochen hatte. Sie werde lernen ihn zu lieben. Mit neuem Mut und dem gedanklichen Zuspruch, mit allem klarzukommen, wie er war, setzte sich der neue Schritt selbstbewusster vor den anderen. Leichtfüßig war sie ihm gefolgt, direkt hielt sich der Augenkontakt und sie tanzte ihren Part, wie es von ihr erwartet wurde. Hier musste sie sich mehr bewegen als er, wenn sie sich drehte, einmal den Arm in einer fließenden Bewegung von ihm wegstreckte oder um ihn herum wirbelte, ohne auch nur für eine Sekunde den Körperkontakt zu verlieren. Waren es ihrer beider Hände, war es ihre entlang seiner Schultern oder seine an ihrer Hüfte. Die Regeln dieses Tanzes waren klar vorgegeben und Amira würde sie nicht brechen. Asynchron wurden ihre Bewegungen langsamer, wenn sich die Trommelschläge beschleunigten und wie ein Metronom passte sie sich im exakten Takt ein, wenn sie wieder langsamer geworden waren. Tanz war über die Jahre wie eine Gangart für sie geworden und in Fleisch und Blut übergegangen. Amira musste nicht nachdenken, sie folgte der Musik und fühlte ihren Körper sich bewegen, voller Elan und Freude, gänzlich in ihrem Element. Und Ilyas misste kein einziges Mal seine Anpassung in diesem Miteinander, was sie im Nachhinein schwerlich beeindrucken musste. Dabei hatte sie immer gedacht, dass Soldaten abseits schwertschwingender Manöver keine andere Gangart beherrschten.
Mit einer letzten Drehung stand sie wieder direkt vor ihm, oder viel mehr an ihm. Der Mann überragte sie über ein gutes Stück, doch ungebrochen blickte sie ihm in die Augen, als ihre Hand an seiner Brust lag und sie jetzt in plötzlicher Ruhe angekommen erst merkte, wie die Bewegung ihren Körper erhitzt und das Herz beschleunigt hatte. Die schweren Atemzüge bewegten sich gegen seinen Körper und tatsächlich lächelte sie, denn tanzen bereitete ihr Freude. Es ließ sie Sorgen vergessen, verhinderte sich Gedanken zu machen und half dabei sich nicht auf eine mögliche Zukunft zu fokussieren, die sie ohnehin nicht beeinflussen konnte. Stattdessen war die junge Frau ganz in diesem einen Augenblick angekommen und dieser gehörte ihm alleine.
Fast zumindest, denn die Trommeln dröhnten laut in ihrer aller Ohren, dass es beinahe schon schmerzte. Es hätte bei einer Parade kaum lauter sein können. Jubel und Begeisterung flutete den Raum, als sich weitere Paare zur wieder eingesetzten Musik ebenfalls im Tanz zusammenfanden und sich der Hauptfokus aller verschob. Trotz der offenen Seitenfronten, die dem kühlenden Nachtwind Zugang gewährten, war die Luft stickig und schwer, geladen von Gerüchen der gebratenen Speisen und behangen von Alkohol, den manch ein männlicher Gast zu viel konsumiert hatte. Nichts davon konnte Amira erreichen, als befänden sich die beiden in ihrem eigenen kleinen Kosmos, die Hand mittlerweile seitlich an seinem Hals, während ihr Daumen der Kontur seines Unterkiefers nachstrich, als wolle sie unter dem dicken Bart herausfinden, wo dieser sich befand. „Seid Ihr zufrieden, mein Herr?“, flüsterte sie gerade laut genug um es ihn hören zu lassen. Weniger um ihre eigene Leistung zu bewerten, als mehr um herauszufinden, was seine Gedanken waren und wer er eigentlich war. Amira hatte sich dagegen entschlossen unglücklich zu sein, aber die Umsetzung würde ihr nicht alleine gelingen.
