09-04-2024, 19:31 - Wörter:
Die Sonne war noch gnädig zu dieser Stunde, aber das würde sich im rasanten Tempo ändern. Ilyas hatte einen ziemlich strikten Zeitplan wann er wo mit Amira und den beiden Tieren, die sie tragen würden, rasten wollte…aber das wunderte wohl niemanden. Er hatte bereits gefrühstückt und der Proviant war, genauso wie Kleidung für sie beide, bereits in den üppigen Satteltaschen verstaut..andere Kisten hatte er bereits vor Tagen dem Tross, welcher die Prinzessin zurück zum Hafen gebracht hat, mitgegeben. Nein, niemand konnte sagen, er habe nicht mitgedacht…an Amira gedacht, umsichtig und rücksichtsvoll auf sie und ihre Belange geachtet. Zweifellos hatten Frauen diese Arbeit erledigt, aber beauftragt waren sie vom El Mansouri.
Genau wie die Stute, die nun auf sie wartete und mit der sie just Bekanntschaft schloss…wie auch mit dem Stallburschen, der seinem Herrn einen kurzen Blick zuwarf, sich dann aber selbstverständlich die Bitte seiner neuen Herrin augenblicklich ausführte.
Ilyas beobachtete den Moment aus dem Augenwinkel, verfolgte die Hände, die die Beine seiner Frau hinaufbeförderten und er war sich sicher, dass der arme Kerl sie so wenig wie möglich dabei berührte..doch faktisch hatte Amira um diese Berührung gebeten, hatte sie seiner vorgezogen…mit purer Absicht. Er war nicht von gestern und durchschaute ihr Verhalten, das er zwar nicht kindisch nennen würde, sehr wohl aber kalkuliert. Die Provokation fand ihr Ziel - sichtbar wurde dies aber gewiss nicht. Stattdessen nickte der Hausherr seinem Stalljungen zu und wies ihn mit noch ein paar Anweisungen an wie er Haus und Hof ab nun zu bewachen hatte. Seine Mutter würde auf ihn und andere Angestellte vertrauen, aber Ilyas hatte, wohl durchdacht, einen kleinen Hausstand, denn jede Seele mehr war eine Gefahr für den Amra, der nun seinerseits aufsaß und die Zügel in den Händen sortierte. Kein Blick galt Amira selbst und ebenso wortlos gab er dem Tier sachte die Hacken, lenkte es an der Haustüre vorbei zu seiner Mutter für ein weiteres Lebewohl und ein paar Worte, die durchaus auch Amiras Ohr erreichten. Er sollte nachsichtig mit dem Mädchen sein und lächeln, wie sie es ihm schon am Vorabend aufgetragen hatte. Ihren Sohn bewegte es lediglich zu einem Nicken.
Das Osttor hinter dem Palast war der Weg der Wahl, denn hier bedeutete es so wenigen ärmeren Strassen ausgesetzt zu sein wie möglich. Er wollte Amira sicher aus der Stadt bringen und erst hinter den Toren der Stadt nahmen die straffen, breiten Schultern des Hauptmann a.D. einen Hauch von entspannterer Haltung ein. Vollends entspannt konnte Ilyas wohl einfach nicht und auch hier trug er Waffen bei sich und wirkte stets ein wenig auf der Hut, was er mit jeder weiteren Meilen ein wenig abnahm. Dafür nahm die Intensität der Sonnenstrahlen zu und ihr Mann, der für den Ritt selbst einen Kaftan samt Hose …in Dunkelgrün..gewählt hatte, zog sein eigenes Bandana über den Kopf um diesen und das Gesicht vor der Sonne und Sand zu schützen. Erst hier draussen, schon eine gute Stunde unterwegs, schweigsame sechzig Minuten, die nicht viel Hoffnung auf eine harmonische Zukunft machten, später…drehte er nun seinen Kopf zu ihr und streckte den Arm nach ihr aus. Zwar folgten an dieser Stelle immer noch keine Worte, aber eine dieser Gesten, die er für sie übrig hatte, umsichtig und auf ihr Wohl aus. Ihr Tuch zog er aus ihrem Nacken hinauf auf ihren Schopf, damit sie es annehmen und selbst binden konnte. Ein Hitzschlag war das letzte was er nun für sie wollte.
Schweigen.
Er konnte herrlich schweigen und geriet dabei gar nicht in die Verlegenheit der Stille, die andere so schlecht ertragen konnten.
Er ließ sich von seinem Pferd wie auf Wellen treiben und hoffte, Amira würde den ungewohnten Schmerz nachher ertragen können, der ihren Hintern mit absoluter Sicherheit ereilte.
Kurz vor Mittag.
Zur Rast gezwungen. Die Sonne im Zenit.
Ilyas war unzufrieden darüber, dass sie in der Zeit ein wenig zurücklagen und nun der Hitze derart ausgesetzt waren, weswegen er ihr in die Zügel griff. Ein Schnalzen der Zunge, dann trieb er beide Tiere an. Mitdenken war erlaubt und er ging davon aus, dass sie sich gut festhielt, wobei er das Tempo gar nicht vollkommen ausreizte um sie nicht zu gefährden und trotzdem das Ziel der kleinen Siedlung rund um die Oase zu erreichen. Wer hier durch die Wüste reiste, war auf diese Fixpunkte angewiesen, denn tags verbrannte einen die Sonne gnadenlos und nachts wurde es so kalt und teils stürmisch, dass so mancher sein Leben in den Dünen ließ, der undurchdacht reiste. Ilyas passierte das nicht.
Gespannte Tücher, kleine Zelte….ein Fleck von Leben mitten im Nichts war das Ziel, das lebensrettend vor ihnen auftauchte und erst dort verlangsamte der Ältere die beiden nun wirklich ermatteten Tiere, die ebenso ihre Pause, Wasser und Futter brauchten. In Matariyya war man gezwungen eins mit der Natur zu sein und Ilyas beherrschte diese notwendige symbiotische Unterwerfung.
Er zügelte die Tiere ab und hielt neben einem der massiven Zeltpfähle, stieg ab und holte auch Amiras Zügel über den Kopf des Tieres nach vorne um beide gemeinsam anzubinden. Dieses Mal wartete er allerdings gar nicht erst ab, sondern griff seiner Frau an die Hüfte und zog sie hinab. Sie ging ihm gerade bis zur Brust und die beiden Augenpaare, die als einziges nicht verhüllt waren, schauten sich einen Moment lang, ehe er sich wieder umwandte und eine Feldflasche mit Wasser und etwas Brot vom Pferd wickelte. Einen dazukommenden Mann der kleinen Siedlung grüßte El Mansouri mit ein paar Worten und wie alle die herkamen, bat er um die Erlaubnis zu verweilen bis sie Mittagshitze sie aus ihren Fängen entließe und sie den Weg weiter in die Wüste zum nächsten Punkt würden fortsetzen können. Zum Dank tauschte er ein paar Früchte und Münzen und während der Mann die Tiere für sie versorgte, nahm Ilyas Amira mit in den Schatten der Tücher und Palmen, an deren Stamm sie es sich gemütlich machten. Gemütlich insofern, dass ihm der Rücken und ihr sicher bereits der Hintern schmerzte. Das alles stand wirklich unter einem schwierigen Stern und die neugewonnenen Verantwortung für seine Frau war ihm bereits zum ersten Mal lästig. Er tolerierte sie - ihre Worte hingen immer noch in seinem Ohr. Einhändig zog er sich das Tuch vom Kopf, atmete tiefer durch und hinterließ mit einem Wischen der Hand über die Stirn etwas vom klebrigen Sand dort. Es war unerträglich warm. Trotzdem stellte er Wasser und eingepacktes Brot zunächst vor Amira im Sand ab und gönnte sich einen Moment mit geschlossenen Augen, Rücken und Kopf an den harten Stamm gelehnt.
Genau wie die Stute, die nun auf sie wartete und mit der sie just Bekanntschaft schloss…wie auch mit dem Stallburschen, der seinem Herrn einen kurzen Blick zuwarf, sich dann aber selbstverständlich die Bitte seiner neuen Herrin augenblicklich ausführte.
Ilyas beobachtete den Moment aus dem Augenwinkel, verfolgte die Hände, die die Beine seiner Frau hinaufbeförderten und er war sich sicher, dass der arme Kerl sie so wenig wie möglich dabei berührte..doch faktisch hatte Amira um diese Berührung gebeten, hatte sie seiner vorgezogen…mit purer Absicht. Er war nicht von gestern und durchschaute ihr Verhalten, das er zwar nicht kindisch nennen würde, sehr wohl aber kalkuliert. Die Provokation fand ihr Ziel - sichtbar wurde dies aber gewiss nicht. Stattdessen nickte der Hausherr seinem Stalljungen zu und wies ihn mit noch ein paar Anweisungen an wie er Haus und Hof ab nun zu bewachen hatte. Seine Mutter würde auf ihn und andere Angestellte vertrauen, aber Ilyas hatte, wohl durchdacht, einen kleinen Hausstand, denn jede Seele mehr war eine Gefahr für den Amra, der nun seinerseits aufsaß und die Zügel in den Händen sortierte. Kein Blick galt Amira selbst und ebenso wortlos gab er dem Tier sachte die Hacken, lenkte es an der Haustüre vorbei zu seiner Mutter für ein weiteres Lebewohl und ein paar Worte, die durchaus auch Amiras Ohr erreichten. Er sollte nachsichtig mit dem Mädchen sein und lächeln, wie sie es ihm schon am Vorabend aufgetragen hatte. Ihren Sohn bewegte es lediglich zu einem Nicken.
Das Osttor hinter dem Palast war der Weg der Wahl, denn hier bedeutete es so wenigen ärmeren Strassen ausgesetzt zu sein wie möglich. Er wollte Amira sicher aus der Stadt bringen und erst hinter den Toren der Stadt nahmen die straffen, breiten Schultern des Hauptmann a.D. einen Hauch von entspannterer Haltung ein. Vollends entspannt konnte Ilyas wohl einfach nicht und auch hier trug er Waffen bei sich und wirkte stets ein wenig auf der Hut, was er mit jeder weiteren Meilen ein wenig abnahm. Dafür nahm die Intensität der Sonnenstrahlen zu und ihr Mann, der für den Ritt selbst einen Kaftan samt Hose …in Dunkelgrün..gewählt hatte, zog sein eigenes Bandana über den Kopf um diesen und das Gesicht vor der Sonne und Sand zu schützen. Erst hier draussen, schon eine gute Stunde unterwegs, schweigsame sechzig Minuten, die nicht viel Hoffnung auf eine harmonische Zukunft machten, später…drehte er nun seinen Kopf zu ihr und streckte den Arm nach ihr aus. Zwar folgten an dieser Stelle immer noch keine Worte, aber eine dieser Gesten, die er für sie übrig hatte, umsichtig und auf ihr Wohl aus. Ihr Tuch zog er aus ihrem Nacken hinauf auf ihren Schopf, damit sie es annehmen und selbst binden konnte. Ein Hitzschlag war das letzte was er nun für sie wollte.
Schweigen.
Er konnte herrlich schweigen und geriet dabei gar nicht in die Verlegenheit der Stille, die andere so schlecht ertragen konnten.
Er ließ sich von seinem Pferd wie auf Wellen treiben und hoffte, Amira würde den ungewohnten Schmerz nachher ertragen können, der ihren Hintern mit absoluter Sicherheit ereilte.
Kurz vor Mittag.
Zur Rast gezwungen. Die Sonne im Zenit.
Ilyas war unzufrieden darüber, dass sie in der Zeit ein wenig zurücklagen und nun der Hitze derart ausgesetzt waren, weswegen er ihr in die Zügel griff. Ein Schnalzen der Zunge, dann trieb er beide Tiere an. Mitdenken war erlaubt und er ging davon aus, dass sie sich gut festhielt, wobei er das Tempo gar nicht vollkommen ausreizte um sie nicht zu gefährden und trotzdem das Ziel der kleinen Siedlung rund um die Oase zu erreichen. Wer hier durch die Wüste reiste, war auf diese Fixpunkte angewiesen, denn tags verbrannte einen die Sonne gnadenlos und nachts wurde es so kalt und teils stürmisch, dass so mancher sein Leben in den Dünen ließ, der undurchdacht reiste. Ilyas passierte das nicht.
Gespannte Tücher, kleine Zelte….ein Fleck von Leben mitten im Nichts war das Ziel, das lebensrettend vor ihnen auftauchte und erst dort verlangsamte der Ältere die beiden nun wirklich ermatteten Tiere, die ebenso ihre Pause, Wasser und Futter brauchten. In Matariyya war man gezwungen eins mit der Natur zu sein und Ilyas beherrschte diese notwendige symbiotische Unterwerfung.
Er zügelte die Tiere ab und hielt neben einem der massiven Zeltpfähle, stieg ab und holte auch Amiras Zügel über den Kopf des Tieres nach vorne um beide gemeinsam anzubinden. Dieses Mal wartete er allerdings gar nicht erst ab, sondern griff seiner Frau an die Hüfte und zog sie hinab. Sie ging ihm gerade bis zur Brust und die beiden Augenpaare, die als einziges nicht verhüllt waren, schauten sich einen Moment lang, ehe er sich wieder umwandte und eine Feldflasche mit Wasser und etwas Brot vom Pferd wickelte. Einen dazukommenden Mann der kleinen Siedlung grüßte El Mansouri mit ein paar Worten und wie alle die herkamen, bat er um die Erlaubnis zu verweilen bis sie Mittagshitze sie aus ihren Fängen entließe und sie den Weg weiter in die Wüste zum nächsten Punkt würden fortsetzen können. Zum Dank tauschte er ein paar Früchte und Münzen und während der Mann die Tiere für sie versorgte, nahm Ilyas Amira mit in den Schatten der Tücher und Palmen, an deren Stamm sie es sich gemütlich machten. Gemütlich insofern, dass ihm der Rücken und ihr sicher bereits der Hintern schmerzte. Das alles stand wirklich unter einem schwierigen Stern und die neugewonnenen Verantwortung für seine Frau war ihm bereits zum ersten Mal lästig. Er tolerierte sie - ihre Worte hingen immer noch in seinem Ohr. Einhändig zog er sich das Tuch vom Kopf, atmete tiefer durch und hinterließ mit einem Wischen der Hand über die Stirn etwas vom klebrigen Sand dort. Es war unerträglich warm. Trotzdem stellte er Wasser und eingepacktes Brot zunächst vor Amira im Sand ab und gönnte sich einen Moment mit geschlossenen Augen, Rücken und Kopf an den harten Stamm gelehnt.
