10-04-2024, 21:47 - Wörter:
Fast hätte sie gedacht sich verhört zu haben, aber es geschah wirklich: Ilyas lachte. Der tiefe Timbre seiner Stimme hallte auf und vermochte das immer so ernste Gesicht zu erweichen, der Klang bewegte seinen Körper und ließ ihn mit einem Mal um so vieles lebendiger, gar menschlicher wirken, als wäre eine Last an militärischer Disziplin von ihm aufgefallen. Und es war wundervoll. Amira strahlte und war begeistert ihn so zu sehen. Und da fielen ihr die Worte seiner Mutter ein und sie wusste, dass sie diese beruhigen konnte, er war über das Lächeln hinaus gekommen. Aller Anfang war schwer.
Als ihr auffiel, dass er ihre Hand und Absichten dieses Mal nicht abwehrte, ließ sich die junge Frau Zeit. Einfach, weil sie es gerne tat, weil es ihr gefiel zu sehen, dass er es genießen konnte und sich entspannte, und weil sie sorgfältig war. So besonnen und sanft sie das feuchte Tuch über seine Haut führte, dass es klitzekleine Wassertropfen auf einzelnen Härchen perlen ließ, so nutzte sie die Gelegenheit ihn sich in Ruhe und aus der Nähe anzusehen. Dass die raue Haut über deutlichen Muskeln spannte, dass sich der kräftige Kiefer markant hervor hob, und die Brust festen Widerstand gegen ihren fürsorglichen Druck hielt. Vielleicht war der kühlende Effekt das, was ihm gerade so gut gefiel, ein kleiner Teil in ihr hoffte, dass er es genoss, weil sie die Ausführende war. Aber die heiße Luft hätte ein längeres Hinauszögern ohnehin verhindert, und wie sagte man doch auch so schön? Wenn es am Schönsten war, sollte man aufhören.
Tatsächlich war es mehr ein dämmriger Schlaf, den Amira eingefangen hatte, und sie war sich nicht sicher seine Hand gespürt zu haben. Genauso gut hätte es eine Windbewegung sein können, die ihr Haar bewegte. Das Aufwecken aber erinnerte an jeden einzelnen Muskel in ihren Körper und sie fühlte sich spontan um rund zwanzig Jahre gealtert. Doch es half alles nichts, da musste sie nun durch. Das Tuch wieder um den Körper und ihren Kopf gebunden, halb schläfrig und halb kraftlos ließ sie sich von Ilyas aufs Pferd helfen, der sie natürlich am Ende der Etappe genauso wieder herunter hob. Dass dies ausschließlich sein Job war, war nun geklärt. Und bei diesem zweiten Teil des Ritts, hatte Amira weit weniger Blick für die Schönheit der Landschaft übrig gehabt, im Geiste über die Sonne und die Hitze geflucht, bei jedem neuen Sandkorn auf den Wimpern ihren Pulsschlag gespürt und auch wohl kaum ein Wort der simplen Konversation herausbringen können, wenn sie gewollt hätte. In jeder Silbe hätte wohl ihr Mann den ganzen Ärger abbekommen und das wäre nicht unbedingt das, was sie im Sinn gehabt hatte.
Irgendwann war es soweit, dass sie sogar glaubte den Schmerz gar nicht mehr spüren zu können, aber sobald sie sich auf dem Boden befand, merkte sie, dass sie sich geirrt hatte. Ihr Hintern tat unbeschreiblich weh und die Beine zitterten, als hätte sie gerade stundenlang eine ganz andere Aktivität hinter sich gehabt. Ungewollt verärgerte sie seine Rückfrage, ob sie die Pferde versorgen könne, auch wenn dahinter vermutlich nur Fürsorge stand. Aber sie war gerade in keiner guten Verfassung, gelinde gesagt, hasste sie gerade die ganze Welt und da sonst niemand da war, wäre es ein leichtes ihre Laune an ihm auszulassen. Aber Amira tat es nicht. Stattdessen nickte sie, atmete durch und nahm die Zügel der Tiere, die selbst erschöpft genug waren um dem langsamen Schritt der Frau nicht überteilt zu folgen. Eine erhobene Felsformation sollte nicht nur dem Zelt notdürftigen Schutz bieten, sondern sie fand sogar eine Stelle, die sich zum Anbinden eignen sollte. Die Witterung hatte mehrere hohle Stellen in den Stein gefräst und sie band die Tiere fest, nahm ihnen die Sättel ab um sie im Schutz einer hervorstehenden Wölbung abzulegen. Selbst das Bücken schmerzte. Amira atmete nochmals bewusst und als ihr das Glitzern der Sonne gewahr wurde, entspannte sie sich ein wenig. Sie nahm sich den Moment um in den Horizont zu blicken, hinter dem der heiße Ball so eben verschwunden war, und doch noch die Welt in rote Farben tauchte. Zumindest im unteren Bereich, denn umso höher sie blickte, umso mehr Farben erschienen und wurden dunkel und dunkler, bis sich auf der gegenüberliegenden Seite bereits die ersten Sterne sichtbar hervor wagten.
Amira lächelte und beobachtete, wie sich die Sterne nach und nach immer mehr Platz auf dem weiten Himmel erkämpften und ihre Position behaupteten. Unglaublich, sie strahlten viel heller, als sie es jemals gesehen hatte. „Sieh nur“, deutete sie auf die Milchstraße, die funkelte, als befänden sich tausende kleine Diamanten am Firmament, derer Leuchtkraft nur der Mond selbst in Frage stellen konnte. Abnehmend und weiß, ungewöhnlich groß, erspähte sie diesen auf der anderen Seite. Amira musste sich herum drehen und tat das so schnell, dass sie ungewollt beinahe über einen der Pflöge geflogen war, der dem Zelt Halt bot. Ein kleines Zelt. Der Mond schien auf einmal bei weitem weniger interessant als das Ding, das Ilyas aufgebaut hatte. Selbstredend beeindruckend, dass er diese Fertigkeit beherrschte, aber sie fragte sich mit einem Mal, wie sie beide darin Platz finden sollten. War ihm das vorher klar gewesen? Doch jetzt konnte es ohnehin nicht ändern. Und weil sie trotz der Schmerzen aufgrund des Anblicks der Sterne ihre gute Laune wiedergefunden hatte, wollte sie sich durch Spekulationen und Sorgen über den Nachtschlaf nicht wieder verderben. Bereits zuvor hatte sie den Knoten um ihr Gesicht gelöst gehabt, nun zog sie das Tuch noch über ihren Kopf und etwas enger um die Schulter, als ein kühlender Wind endlich einbrach. Noch war es angenehm, ein Ausgleich zu der Hitze, und leider keine Oase in Sicht.
Als ihr auffiel, dass er ihre Hand und Absichten dieses Mal nicht abwehrte, ließ sich die junge Frau Zeit. Einfach, weil sie es gerne tat, weil es ihr gefiel zu sehen, dass er es genießen konnte und sich entspannte, und weil sie sorgfältig war. So besonnen und sanft sie das feuchte Tuch über seine Haut führte, dass es klitzekleine Wassertropfen auf einzelnen Härchen perlen ließ, so nutzte sie die Gelegenheit ihn sich in Ruhe und aus der Nähe anzusehen. Dass die raue Haut über deutlichen Muskeln spannte, dass sich der kräftige Kiefer markant hervor hob, und die Brust festen Widerstand gegen ihren fürsorglichen Druck hielt. Vielleicht war der kühlende Effekt das, was ihm gerade so gut gefiel, ein kleiner Teil in ihr hoffte, dass er es genoss, weil sie die Ausführende war. Aber die heiße Luft hätte ein längeres Hinauszögern ohnehin verhindert, und wie sagte man doch auch so schön? Wenn es am Schönsten war, sollte man aufhören.
Tatsächlich war es mehr ein dämmriger Schlaf, den Amira eingefangen hatte, und sie war sich nicht sicher seine Hand gespürt zu haben. Genauso gut hätte es eine Windbewegung sein können, die ihr Haar bewegte. Das Aufwecken aber erinnerte an jeden einzelnen Muskel in ihren Körper und sie fühlte sich spontan um rund zwanzig Jahre gealtert. Doch es half alles nichts, da musste sie nun durch. Das Tuch wieder um den Körper und ihren Kopf gebunden, halb schläfrig und halb kraftlos ließ sie sich von Ilyas aufs Pferd helfen, der sie natürlich am Ende der Etappe genauso wieder herunter hob. Dass dies ausschließlich sein Job war, war nun geklärt. Und bei diesem zweiten Teil des Ritts, hatte Amira weit weniger Blick für die Schönheit der Landschaft übrig gehabt, im Geiste über die Sonne und die Hitze geflucht, bei jedem neuen Sandkorn auf den Wimpern ihren Pulsschlag gespürt und auch wohl kaum ein Wort der simplen Konversation herausbringen können, wenn sie gewollt hätte. In jeder Silbe hätte wohl ihr Mann den ganzen Ärger abbekommen und das wäre nicht unbedingt das, was sie im Sinn gehabt hatte.
Irgendwann war es soweit, dass sie sogar glaubte den Schmerz gar nicht mehr spüren zu können, aber sobald sie sich auf dem Boden befand, merkte sie, dass sie sich geirrt hatte. Ihr Hintern tat unbeschreiblich weh und die Beine zitterten, als hätte sie gerade stundenlang eine ganz andere Aktivität hinter sich gehabt. Ungewollt verärgerte sie seine Rückfrage, ob sie die Pferde versorgen könne, auch wenn dahinter vermutlich nur Fürsorge stand. Aber sie war gerade in keiner guten Verfassung, gelinde gesagt, hasste sie gerade die ganze Welt und da sonst niemand da war, wäre es ein leichtes ihre Laune an ihm auszulassen. Aber Amira tat es nicht. Stattdessen nickte sie, atmete durch und nahm die Zügel der Tiere, die selbst erschöpft genug waren um dem langsamen Schritt der Frau nicht überteilt zu folgen. Eine erhobene Felsformation sollte nicht nur dem Zelt notdürftigen Schutz bieten, sondern sie fand sogar eine Stelle, die sich zum Anbinden eignen sollte. Die Witterung hatte mehrere hohle Stellen in den Stein gefräst und sie band die Tiere fest, nahm ihnen die Sättel ab um sie im Schutz einer hervorstehenden Wölbung abzulegen. Selbst das Bücken schmerzte. Amira atmete nochmals bewusst und als ihr das Glitzern der Sonne gewahr wurde, entspannte sie sich ein wenig. Sie nahm sich den Moment um in den Horizont zu blicken, hinter dem der heiße Ball so eben verschwunden war, und doch noch die Welt in rote Farben tauchte. Zumindest im unteren Bereich, denn umso höher sie blickte, umso mehr Farben erschienen und wurden dunkel und dunkler, bis sich auf der gegenüberliegenden Seite bereits die ersten Sterne sichtbar hervor wagten.
Amira lächelte und beobachtete, wie sich die Sterne nach und nach immer mehr Platz auf dem weiten Himmel erkämpften und ihre Position behaupteten. Unglaublich, sie strahlten viel heller, als sie es jemals gesehen hatte. „Sieh nur“, deutete sie auf die Milchstraße, die funkelte, als befänden sich tausende kleine Diamanten am Firmament, derer Leuchtkraft nur der Mond selbst in Frage stellen konnte. Abnehmend und weiß, ungewöhnlich groß, erspähte sie diesen auf der anderen Seite. Amira musste sich herum drehen und tat das so schnell, dass sie ungewollt beinahe über einen der Pflöge geflogen war, der dem Zelt Halt bot. Ein kleines Zelt. Der Mond schien auf einmal bei weitem weniger interessant als das Ding, das Ilyas aufgebaut hatte. Selbstredend beeindruckend, dass er diese Fertigkeit beherrschte, aber sie fragte sich mit einem Mal, wie sie beide darin Platz finden sollten. War ihm das vorher klar gewesen? Doch jetzt konnte es ohnehin nicht ändern. Und weil sie trotz der Schmerzen aufgrund des Anblicks der Sterne ihre gute Laune wiedergefunden hatte, wollte sie sich durch Spekulationen und Sorgen über den Nachtschlaf nicht wieder verderben. Bereits zuvor hatte sie den Knoten um ihr Gesicht gelöst gehabt, nun zog sie das Tuch noch über ihren Kopf und etwas enger um die Schulter, als ein kühlender Wind endlich einbrach. Noch war es angenehm, ein Ausgleich zu der Hitze, und leider keine Oase in Sicht.
