15-04-2024, 21:50 - Wörter:
Das war nun doch ein wenig erstaunlich. Ehrlich gesagt. Zosia hätte sich den neugeschaffenen Prinzen von Eastergold Meadow doch ein wenig anders vorgestellt, nicht so ein junges Bübchen, das gar ein wenig duckmauserisch in der Tür stand. Er dürfte wohl in ihrem Alter sein, sah vielleicht ein wenig jünger aus, aber das mochten auch das gute Essen und der ausreichende Schlaf gepaart mit wenig Sorgen sein, die ihm kaum noch eine Falte ins Gesicht gezeichnet haben. Der Vorteil des Adels, offensichtlich. Die Wirtstochter nickte ihrer Schwester zu, die noch einen Blick durch das Fenster wagte, um sich abzusichern, das alles in Ordnung war, ehe sie wirklich ihrer Wege ging. Was Zosia nur daran erinnerte, dass sie sich einen Glaser besorgen musste, der die Fenster wieder Instand setzte. Die provisorischen Holzverschläge, die sie jeden Abend montieren musste, waren nur eine temporäre Lösung, ehrlich gesagt. Nur noch ein Punkt auf ihrer Liste, die in ihrem Kopf immer länger und länger wurde. So lange, dass es allmählich selbst ihr schwer viel, alle zu behalten.
Aber höflich war er. Und fast schon ritterlich mit seiner Wortwahl. Sehr erstaunlich. Zosia hielt nicht damit zurück, dass sie sehr positiv überrascht war. Das sah man ihrer Miene deutlich an, eine Eigenheit, die sie leider nicht abstellen konnte. Meist war in ihrem Gesicht ganz offen abzulesen, in welcher Stimmung sie sich gerade befand. Nur wenn sie sich sehr bemühte, schaffte sie es, ihre Mimik im Zaum zu halten. Aber wozu? Sie hielt nur wenig davon etwas vorzuspielen. Und so war auch ihre Antwort. Ehrlich, geradlinig und unverblümt. Das war auch im Wirtshaus der gängige Umgangston. Alles andere verstanden die einfachen Gemüter doch nicht. “Also ich bin überrascht, dass ich hier überhaupt mal einen Fürsten vor mir stehen hab!“ blaffte sie belustigt und lehnte den Besen an den nächsten Holzträger, der die Decke stützte. Sie würde ihn wohl nicht brauchen, hatte sie den Eindruck. “ich könnt jetzt nicht behaupten, dass der Adel zu unseren ständigen Gästen hier gehört hätte!“ verschränkte sie die Arme vor der Brust, nachdem sie sich doch noch einmal die störrischen Locken zurechtgerückt hatte. “Aber bitte, seht euch ruhig um.“ breitete sie die Arme aus und gab den ganzen Schankraum zur Begutachtung frei. “Ich kann euch auch noch gern in die Hinterräume, die Speisekammer, Küche oder Keller führen, wenn ihr das gesamte Ausmaß erfassen wollt. Wobei, ihr habt ein Glück, der gröbste Schutt ist bereits weg. Also keine Sorge, dass ihr etwa irgendwo drüber stolpert, Euer Gnaden“ ein wenig Schnippigkeit konnte sie sich nicht verkneifen.
Als er allerdings auf ihren Vater zu sprechen kam, fror ihr die Miene bitter ein. “Die Hoffnung könnt ihr an Heofader schicken. Es liegt an ihm meinem Vater seine Gesundheit wieder zu schenken.“ fanden sich die Arme wieder eng vor dem Körper verknotet. Diese Hilflosigkeit nagte an ihrem Gewissen, so sehr, dass sie kaum noch ruhig schlafen konnte. Immer ein Ohr wachsam darauf gespitzt, ob ihr Vater irgendeinen Laut gab, auf den sie reagieren sollte. Doch meistens schlief er, selbst unter tags, wobei die wachen Momente immer länger wurden. Das gab doch Hoffnung, oder nicht? Die Verbeugung war wohl gemeint, aber er konnte sie sich sparen, ehrlich gesagt. Was brachte es denn? Es machte das Geschehene nicht ungeschehen. Fast etwas abwesend stubste Zosia mit dem Fuß ein Bröckchen Putz davon, das sie gerade noch aufkehren wollte. Auch das war ein fast sinnloses Unterfangen. Sie hatte das Gefühl, egal wie oft sie kehrte, der Dreck und Staub wurde einfach nicht weniger.
Hellhörig sah sie den jungen Prinzen an, als er auf das Angebot eines Tavernen-Rundgangs wirklich aufgriff. “Ehrlich?“ konnte sie es irgendwie gar nicht glauben, dass es ihn wirklich interessierte. Das Angebot beantwortete sie erst einmal mit kritisch zusammen gekniffenen Augen. Natürlich wollte der neue Fürst die einst so gut laufende Taverne wieder in Schwung bringen. Das brachte ihm ja auch Steuern, nicht wahr? Jedes voll besetzte Haus und jedes aktive Handwerk brachte Umsatz für die Stadt und Steuern für die Kasse. Sie musste ihn durchschauen, hinter die freundliche Fassade stochern. Freudestrahlend würde sie ihm nicht um den Hals fallen aus lauter Dankbarkeit. Da musste es doch einen Haken geben, nicht wahr? Kein Fürst, kein König, nicht einmal ihr Onkel würde einfach so Geld ausgeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Damit waren doch sicherlich Bedingungen geknüpft, die noch in ferner Zukunft Auswirkungen haben könnten.
Aber höflich war er. Und fast schon ritterlich mit seiner Wortwahl. Sehr erstaunlich. Zosia hielt nicht damit zurück, dass sie sehr positiv überrascht war. Das sah man ihrer Miene deutlich an, eine Eigenheit, die sie leider nicht abstellen konnte. Meist war in ihrem Gesicht ganz offen abzulesen, in welcher Stimmung sie sich gerade befand. Nur wenn sie sich sehr bemühte, schaffte sie es, ihre Mimik im Zaum zu halten. Aber wozu? Sie hielt nur wenig davon etwas vorzuspielen. Und so war auch ihre Antwort. Ehrlich, geradlinig und unverblümt. Das war auch im Wirtshaus der gängige Umgangston. Alles andere verstanden die einfachen Gemüter doch nicht. “Also ich bin überrascht, dass ich hier überhaupt mal einen Fürsten vor mir stehen hab!“ blaffte sie belustigt und lehnte den Besen an den nächsten Holzträger, der die Decke stützte. Sie würde ihn wohl nicht brauchen, hatte sie den Eindruck. “ich könnt jetzt nicht behaupten, dass der Adel zu unseren ständigen Gästen hier gehört hätte!“ verschränkte sie die Arme vor der Brust, nachdem sie sich doch noch einmal die störrischen Locken zurechtgerückt hatte. “Aber bitte, seht euch ruhig um.“ breitete sie die Arme aus und gab den ganzen Schankraum zur Begutachtung frei. “Ich kann euch auch noch gern in die Hinterräume, die Speisekammer, Küche oder Keller führen, wenn ihr das gesamte Ausmaß erfassen wollt. Wobei, ihr habt ein Glück, der gröbste Schutt ist bereits weg. Also keine Sorge, dass ihr etwa irgendwo drüber stolpert, Euer Gnaden“ ein wenig Schnippigkeit konnte sie sich nicht verkneifen.
Als er allerdings auf ihren Vater zu sprechen kam, fror ihr die Miene bitter ein. “Die Hoffnung könnt ihr an Heofader schicken. Es liegt an ihm meinem Vater seine Gesundheit wieder zu schenken.“ fanden sich die Arme wieder eng vor dem Körper verknotet. Diese Hilflosigkeit nagte an ihrem Gewissen, so sehr, dass sie kaum noch ruhig schlafen konnte. Immer ein Ohr wachsam darauf gespitzt, ob ihr Vater irgendeinen Laut gab, auf den sie reagieren sollte. Doch meistens schlief er, selbst unter tags, wobei die wachen Momente immer länger wurden. Das gab doch Hoffnung, oder nicht? Die Verbeugung war wohl gemeint, aber er konnte sie sich sparen, ehrlich gesagt. Was brachte es denn? Es machte das Geschehene nicht ungeschehen. Fast etwas abwesend stubste Zosia mit dem Fuß ein Bröckchen Putz davon, das sie gerade noch aufkehren wollte. Auch das war ein fast sinnloses Unterfangen. Sie hatte das Gefühl, egal wie oft sie kehrte, der Dreck und Staub wurde einfach nicht weniger.
Hellhörig sah sie den jungen Prinzen an, als er auf das Angebot eines Tavernen-Rundgangs wirklich aufgriff. “Ehrlich?“ konnte sie es irgendwie gar nicht glauben, dass es ihn wirklich interessierte. Das Angebot beantwortete sie erst einmal mit kritisch zusammen gekniffenen Augen. Natürlich wollte der neue Fürst die einst so gut laufende Taverne wieder in Schwung bringen. Das brachte ihm ja auch Steuern, nicht wahr? Jedes voll besetzte Haus und jedes aktive Handwerk brachte Umsatz für die Stadt und Steuern für die Kasse. Sie musste ihn durchschauen, hinter die freundliche Fassade stochern. Freudestrahlend würde sie ihm nicht um den Hals fallen aus lauter Dankbarkeit. Da musste es doch einen Haken geben, nicht wahr? Kein Fürst, kein König, nicht einmal ihr Onkel würde einfach so Geld ausgeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Damit waren doch sicherlich Bedingungen geknüpft, die noch in ferner Zukunft Auswirkungen haben könnten.
