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child, heed wisdom's call
05.08.1016 - 23:30
Alys Gemächer | Ceridwens Heiligtum | Farynn
Alys Flachnàn Glynis Flachnàn

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Alys Flachnàn
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#11
Mit unendlich erschöpftem Blick betrachtete Alys ihre große Tochter und versuchte zu ergründen, was sich hinter ihren schönen Augen abspielte. Doch konnte Alys hierbei nur mutmaßen. Glynis schien ihr für einen kleinen Augenblick vollkommen entrückt, vollkommen außerweltlich und fremd. Als sei der Geist ihrer großen Mutter kurz über sie beide gekommen. Alys glaubte, einen Luftzug zu spüren und blickte in die Flammen ihres offenen Kamins. Sie zischten, züngelten, tänzelten und knisterten. Sie war hier.... So musste es sein. Fast schon besitzergreifend legte Alys plötzlich die Arme um ihre Tochter und zog sie an sich, drückte Glynis Kopf mit sanfter Gewalt gegen die eigene Schulter und legte ihr schützend die Hand auf den Hinterkopf, um sie festzuhalten. Die Hohepriesterin fröstelte, doch sie spürte dann, dass die große Mutter Ceridwen vorübergezogen war.

Alys löste sich nach einigen Augenblicken wieder von ihrer Tochter und war froh. Die große Mutter hatte sie ihr nicht genommen. Noch nicht. Aber vielleicht war es auch eine Warnung gewesen. Was sie empfangen hatte, konnte ihr genauso schnell genommen werden. Glynis schien jedenfalls einigermaßen zur Vernunft gekommen zu sein. Zumindest sprach sie nun bedeutend ruhiger. Sie war für einen winzigen Augenblick fort gewesen... war vom Göttlichen berührt worden - da war Alys sich sicher. Der Geist der großen Mutter war über Glynis gekommen. Und hatte ihre Tochter zu der Erkenntnis geführt, dass sie gemeinam Gareth eine Chance geben wollten. Doch dazu musste er erst einmal hier her bewegt werden. Dies war ganz entscheidend... und ebenso entscheidend war für Alys, dass ihre Tochter nicht mitkommen würde, wenn sie Gareth in Ishcateslieve besuchte. Sie wollte nicht, dass die Geschwister sich ohne Vorbereitung trafen und erkannten. Alys wollte zuvor mit ihm allein sprechen, ihn vorbereiten, ihn in die richtige Richtung führen.

Auch wenn Alys glaubte, dass Glynis in Wahrheit eine Tochter der Göttin und sie selbst nur ein Gefäß zum Austragen dieser Tochter gewesen war, hieß das noch nicht, dass Glynis unfehlbar war. Sie war noch jung und musste viele Dinge noch lernen. Alys hingegen war schon vor Jahren zur Hohepriesterin berufen worden. Ihr kam die schwierige Aufgabe zu, junge Menschen und allgemein alle Anhänger der alten Religion in die richtige Richtung zu weisen.
Für einen Moment hielte sie einander noch an den Händen - dann löste Alys diese Vertraulichkeit jedoch auf und trocknete das Gesicht ihrer Tochter mit einem ihrer eigenen Taschentücher. Vorsichtig tupfte sie die rosigen und vom Weinen geröteten Wangen ab und gab Glynis einen Kuss auf jede Seite. "Wir werden ihm seine Möglichkeiten aufzeigen und ihn bei seiner Entscheidungsfindung unterstützen...", beschloss Alys und versuchte, das Thema zu einem Abschluss zu bringen. An dieser Front war heute wahrlich nicht mehr zu gewinnen. Und ehrlich gesagt war Alys schon froh, wenn ihre Tochter nicht selbst zu Pergament und Feder griff um ihrer Mutter zuvor zu kommen.

Um dies zu verhindern, nahm Alys einen weiteren Versuch vor, ihr Kind mit sich zu versöhnen. Sie legte eine Hand auf Glynis Schulter und führte sie zurück an den Tisch, an dem sie - gefühlt vor Stunden - noch gesessen hatten. Dann schenkte sie ihnen beide heißen Tee nach und nahm schließlich ebenfalls wieder Platz. "Es gefällt mir nicht, wenn wir derart im Streit liegen. Vor uns liegen zu viele, zu wichtige Aufgaben, als dass wir uns erlauben könnten, uns gegenseitig zu zerfleischen...", ergriff Alys schließlich wieder das Wort. Und dabei meinte sie ausnahmsweise nicht den Kampf um Gareth - und nicht nur den Zwischen zwischen ihnen beiden.
Sie meinte alles, was da draußen vor sich ging. Der Krieg, aber auch die Gerüchte um die erwachenden Drachen. Das Aussterben der Drachen hatte eine massive Verdrängung der alten Religion begleitet. Und auch wenn diese Gerüchte alle gefährlich klangen, so war Alys innerlich überzeugt davon, dass sie noch große Bedeutung würden entfalten können. Ein Wiedererstarken des Glaubens an die große Mutter. Vielleicht war der Krieg der anderen Länder ein erstes Zeichen dafür, dass ihr Glaube an den himmlischen Vater langsam zugrunde ging. Und Alys fragte sich, ob Glynis ebensolche Gedanken hatte... oder ob sie sich die langen Stunden nur damit verkürzte, ihre Fingernägel anzumalen. Gut möglich, dass nur die Hohepriesterinnen bisher in der Lage waren, die Anzeichen zu erkennen...
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Glynis Flachnàn
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#12
So gut es sich auch anfühlte, dass sich Alys auf sie zu bewegte, sich gar fast mütterlich gab, so wusste Glynis doch, dass dies nur von geringer Dauer sein würde. Sie war eben keine gute Mutter, nie gewesen und auch ihre Versuche machten die Dinge meistens schlimmer, als sie wirklich retten konnten. Glynis spürte jenen Zweifel deutlicher, als Alys sprach und Worte wählte, die so bewusst gewählt waren, so gezielt, dass sie ihre Wahrheit in ihren Schatten nicht verbergen konnten. Alys hatte Hintergedanken, das war ihr jetzt offensichtlich. Glynis fühlte, wie der Zweifel, eine Enttäuschung wurde, so dass erneut ihre Augen mit glasigem Kummer gefüllt wurden. Alys vergaß zu oft, dass die Tochter sehr wohl verstand und den Menschen Alys sehr gut kannte. Nicht als fürsorgliche Mutter aber eben als die Hohepriesterin, die ihren fanatischen Glauben über die sozialen Bedürfnisse aller stellte. Glynis kannte Alys über die ganzen Jahre, hatten sich auch von ihr drängen und anleiten lassen, um jetzt auch eine Priesterin zu sein. Doch Glynis hegte inzwischen auch an dieser Tatsache Zweifel, ob sie Priesterin sein wollte. Es war nicht der Glauben, der ihren Zweifel nährte, sondern Alys selbst. Ihr Leben war so fanatisch gebunden, so unfrei und doch immer getrieben, so dass Glynis sehr wohl sah, dass es ihren eigentlichen Wünschen widersprach. Die junge Frau träumte von Welten, von Abenteuern und von etwas, was nicht vorgegeben war. Überraschungen, die nicht planbar waren, die nicht bewahrt und gelenkt wurden. Alys war das alles nicht. Dieser ganze Ort war das nicht. Glynis betete oft zur großen Mutter, ihr einen Weg zu zeigen, mehr zu sein als nur eine Priesterin, etwas anderes, was ihre Träume möglich machte aber sie erhielt nie eine Antwort. Die Priesterin erhielt nie eine Antwort. Nur diese endlose Stille, die sie stets deuten musste. Rituale mochten in ihrer Wiederholung Sicherheit vermitteln, Relikte mochten Tradition greifbar machen aber letztlich blieb immer nur die Deutung und Auslese der gegebenen Darstellungen. Doch Glynis hatte nie Darstellungen, Wunder oder auch nur irgendeine göttliche Eingebung erhalten. Ihr blieb nur Stille, so dass sie den fanatischen Eifer der eigenen Mutter und gleichsam Hohepriesterin nicht nachvollziehen konnte. Glynis glaubte nahbarer, bodenständiger und versuchte Anleitung darin zu sehen, nicht Führung. Deswegen trafen die Worte von Alys auf Widerstand, der spürbar wurde, weil sich Glynis von Alys zwei Schritte zurückzog, so denn auch die gefundene Wärme und besorgliche Umgebung der Mutter aufgeben musste. Ihr guten Handlungen, wie das Abtupfen der Tränen, die Küsse auf die Wangen und auch jenes Halbvertrauen, verloren sich nun, da Glynis Ahnung, dass Alys wieder einmal ein doppeltes Spiel spielte, ihren deutlichen Tribut forderte.

Mit einer dezenten Bewegung nahm sie Hand von Alys von ihrer Schulter, hielt diese kurz fest und ließ sie dann ins Nichts fallen. Glynis war traurig, dass sah man auch;- aber auch ihren festen Trotz in den von Tränen geschönten Augen. Alys konnte ihre Spiele mit anderen spielen aber nicht mit Glynis, die sich verteidigen wollte. Es ging hier nicht mehr nur um Gareth, den sie binden und gefangen nehmen wollte, sondern auch darum, dass Alys es sich so einfach machte und glaubte mit dieser Formulierung zu gewinnen. Sie versicherte nicht, dass sie gemeinsam aufbrachen und sie versicherte nichts, was Glynis wirklich wollte. Sie ging wieder einmal nur von ihrer Sichtweise aus und die Worte zeigten Glynis dies so deutlich, dass sie grimmig auf ihre Unterlippe biss, um nichts Böses zu sagen. Was verstand Alys denn nicht? Sie hätte doch nur anbieten müssen, zusammen zu reisen, wirklich gemeinsam zu agieren und nun gab es wieder halbverlogene Weisungen. Glynis hatte genug, so dass sie nervös mit ihren Haaren spielte, immer wieder hektisch ihre Strähnen zog, um einen klaren Gedanken zu finden, der die Enttäuschung erträglich machen würde. Das Knistern des Feuers untermalte ihre traurig-wütenden Augen, fast hätte sie mit dem Fuß aufgestampft, um diese Verlogenheit zu zerbrechen, die sie bei Alys glaubte. Sie wollte sie nicht verachten, nicht hassen und gab sich Mühe, sie zu verstehen aber auch dieses Verständnis ließ nur diese kalte Enttäuschung zurück. Glynis brummte, wischte sich selbst mit dem Handrücken die Tränen aus den Augenwinkeln, seufzte dann und räusperte sich aufgesetzt. Mit einem auslegenden Hüftschwung bewegte sie sich wieder zur Tür.

"Wir liegen nicht im Streit," log sie und man merkte deutlich, dass sie log, da ihre Stimme sich dabei seltsam überschlug. Glynis wollte streiten, wirklich streiten und gewinnen. Sie ließ sich nicht so einfach vorführen und noch dazu(!) mischte sich Alys in ihre Erscheinung ein. Glynis liebte ihre Nagelfarben so sehr, dass sie diese nicht aufgeben würde. Wirr sprangen die Gedanken hin und her, konnten sich nicht entscheiden, welcher Vorwurf gegen Alys größer war. So wurde es am Ende kein Vorwurf, sondern schlicht ein Ausruf: "Wichtige Aufgaben!" Es war fremd, unpassend und auch kein Satz, der irgendwie passen wollte. Glynis war irgendwie verloren, konnte ihre Wut beherrschen aber nicht ihr Sprachzentrum. So schwang auch etwas Hohn in ihrem Ausruf mit. Die junge Priesterin packte den Griff der Tür, wandte sich dabei halb zurück. "Ich habe jetzt auch noch wichtige Aufgaben, Mutter," sagte sie mit einem selbstgerechten Ausdruck im Gesicht, indem sie fast einen Entenschnabel mit ihren Lippen formte. Glynis riss die Tür auf, um sehr theatralisch abzutreten aber durch ihre Unachtsamkeit schlug sie die Türkante genau gegen ihr Knie, so dass sie einen starken Schmerz verspürte. "Bei allen Flüchen... Verdammte Schweinemistsoße...," schimpfte sie, wie ein Rohrspatz und torkelte ihr Knie haltend zurück in den Raum. Dabei drohte sie auch über den Saum ihres doch hübschen Kleides zu stolpern, dass bedrohlich um ihre Füße sowie dem Absatz ihrer rechten Sandale wehte, der sich schon anschickte, sich an einem groben Faden zu verfangen.
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Alys Flachnàn
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#13
Alys atmete hörbar aus. Mit zunehmendem Alter tat sie dies immer öfter. Oder aber mit zunehmender Resignation, was ihre Tochter betraf. Die Hohepriesterin verstand immer weniger, was ihre Tochter eigentlich wollte. Sie warf ihr Vieles vor, forderte Vieles ein und war doch niemals zufrieden zu stellen. Alys konnte und wollte dies einfach nicht verstehen. Woher kamen dieser Unfrieden und diese Undankbarkeit? Woher der Drang, etwas Anderes sein zu wollen?
Was hätte sie anders machen sollen oder können? Was man auch tat - Glynis stieß es von sich. Vermutlich, weil sie so uneins mit sich selbst war. So gespalten in ihrer Person. Vielleicht - hoffentlich - würde auch dies sich bessern, wenn ihr Bruder wieder an ihrer Seite war. Wenn er dem Weg der Vernunft folgte und sich als Druide in ihren Reihen eingefunden hatte. Dann würde Glynis erkennen, dass dies auch für sie der richtige Weg war. Schon immer gewesen war.

Alys' Hand fiel ins Leere, hing kurz schlaff an ihrer Seite. Doch dann hob sie beide Hände vor ihre Mitte und legte sie kunstvoll ineinander. Die vollkommene Würde ausstrahlende Haltung einer Hohepriesterin - was auch sonst?
Ihrer Tochter standen derweil wieder die Tränen in den Augen. Sie zuppelte hektisch an ihren Haaren herum und kam ihr wie ein einziges Nervenbündel vor. Den Tee... sie musste den Tee trinken. Doch noch ehe Alys ihr die Schale erneut vorhalten konnte, rauschte ihre Tochter schon wieder auf die Tür zu - war so schnell fort wie ein Berggewitter und Alys blickte ihr verständnislos und entrückt nach.

Sie atmete abermals schwer, als Glynis erklärte, sie lägen nicht im Streit. Die Hohepriesterin ließ den Kopf kurz hängen, schloss die Lider fest über den Augen und blickte dann fest wieder auf. Der wütende Hohn, der ihr entgegen schlug, brachte auch Alys langsam zur Weißglut. Glynis war ihre Tochter - doch das hieß nicht, dass es für sie überhaupt keine Grenzen gab. Alys öffnete schon den Mund für eine wütende Erwiderung, kam mit stechendem Schritt näher, als Glynis behauptete, ebenfalls wichtige Aufgaben zu haben. Doch die Göttin war schneller. Sie strafte Glynis mit einer Unachtsamkeit. Die Tür stieß gegen die Knie der Jüngeren, ihr Gewand fand seinen eigenen Weg um Knöchel und Schuhwerk, doch die Hohepriesterin war da, um den Fehler auszugleichen. Doch ihre Geste war nicht sanft. Bestimmt legte sie der Priesterin eine schwere Hand auf die Schulter und glich ihr Ungleichgewicht damit wieder aus, verhinderte ein Stürzen. "Die Göttin zürnt, Priesterin. Ihre Geduld ist allmählich erschöpft. Du wagst es - wieder und wieder - die Gebote der Gemeinschaft zu verachten und ihren Zorn heraufzubeschwören."

Diesmal war Glynis selbst schuld. Sie hatte jede mütterliche Geste von sich gestreift, alles mit Füßen getreten, das man ihr hatte zukommen lassen wollen. Sie beleidigte die Aufgaben der Hohepriesterinnen, verkannte ihre Wertigkeit und log, um ihren minderen Willen durchzusetzen. "Du wirst Dich einem Schweigegelübde unterziehen - so lange, bis Gareth hier ist und ich Dir anderes gestatte!", entschied die Hohepriesterin - die zwar körperlich nicht überlegen sein mochte. Doch wie immer - wenn sie ihre Taten in den Dienst der Göttin stellte - wirkte sie ungleich größer, raumfüllender, raumgreifender und mächtiger. Als spreche die Göttin selbst aus ihrem Munde.
Ihre Hände pressten sich fest, schmerzhaft ineinander während sie ihrer Tochter diese Last auferlegte. Sollte sie sich nun nicht zurück auf den Pfad der Demut finden, würde sie mit dem Verlust weiterer Privilegien zu rechnen haben.
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Glynis Flachnàn
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#14
Der Sturz wurde verhindert und doch blieb ihr das Gefühl jenes Sturzes erhalten. Ihre eigene Mutter hielt sie bestimmt und fest an der Schulter, doch es war keine liebevoll und fürsorgliche Berührung. Glynis ahnte, dass Alys darin wieder Zeichen sehen wollte oder dies zumindest behaupten würde. So tat sie es auch. Es war ihre gewohnte Selbstgerechtigkeit, ihre eigenen Gedanken mit der einer Gottheit zu verknüpfen, sie der großen Mutter zu zuschreiben, obwohl sie wissen musste, dass es ihre eigene Geduld war, von der sie sprach. Alys wollte sie drillen, abrichten und formen, wieder geleiten und anführen, und bediente sich in dreister Selbstgerechtigkeit jener wichtigen Magie, die sie alle verband. Glynis wusste, warum dies nicht mehr ihr Zuhause war, vielleicht war dies nie gewesen. Die Worte von Alys durchdrangen jenen Panzer von Wut und Zorn, den Glynis tragen wollte und hinterließen eine eigene Wüste von Traurigkeit. Eine Wahrheit wurde ihr schlagartig klar, dass hier nichts mehr zu gewinnen war. Dieser Ort war verloren und wenn sie wahrhaft glauben wollte, wirklich eine Person sein wollte, musste sie gehen. Anders als Alys sah sie diesen Moment als Prüfung der großen Mutter, nicht als Zeichen, sondern inwiefern sie als Mensch handeln konnte. Sie deutete den Sturz nicht als Zeichen der gewollten Unterwerfung unter die Hohepriesterin, sondern als Symbol für jenen Bruch mit diesem Zuhause, welches Alys gehörte aber nicht mehr Glynis gleich war. Glynis hatte sich entwickelt, ihre Träume zogen sie weiter, auch wenn sie ein gemütlicher Charakter war. Gelegentlich träumte sie von Dingen, von wundersamen Erscheinungen und auch einzelnen Bildern, die fern von hier lagen. Sie glaubte, dass dies Visionen waren oder auch nicht aber diese Fragmente in ihrem Geist verlangten Antworten, die über diesen Ort hinausgingen. Die große Mutter schien sie anders zu fordern und sie legte den Willen und die Wünsche ihres Glaubens deutlich anders aus, als es Alys jetzt tat. Langsam drehte sie sich um, sehr andächtig und nahm die Hand ihrer Hand, um diese zu halten.

Ein letztes Mal, bevor sie einen Entschluss fassen musste. Doch ihr Herz wusste bereits darum. Sie würde das Heiligtum verlassen. Vielleicht würde sie zurückkehren aber es gab auch andere Orte, die noch Glauben suchten, vielleicht sogar ehrlicher glaubten, als mancher hier. Hier war alles verdorben von Ritual und Scheinheiligkeit, ohne echte Hingabe und Vertrauen, sondern nur mit Pflicht verbunden. Glynis wollte von Herzen glauben, sich den Menschen zuwenden, sich nicht verstecken und jedem echten Gespräch aus dem Weg gehen. Als ihre Mutter das Schweigegelübde einforderte wurde ihr alles klar. Glynis schnaufte böse, während sich ihre Augen weiteten. Schlagartig ließ sie die Hand ihrer Mutter los und trat wieder von ihr weg. Alys wusste, wie wichtig ihr Gespräche, Konversation und Unterhaltung waren. Sie handelte genau gegen jenen innigsten Antrieb von Glynis, jenen Wert, der ihr Lebenskraft gab. Alys wollte sie verletzen, bestrafen und erniedrigen. Glynis wurde alles klar. Wirklich klar. Sie konnte nicht direkt antworten, weil sie sich selbst diesen Bruch erklären musste. Wieder setzte sie die Macht des Rituals gegen sie ein, machte es sich zu eigen und benutzte es als Strafe, nicht als Weg zu einer tieferen Besinnung. Alys war so fern von einer Güte, die Glynis suchte, dass der Bruch leicht zu erklären war und so tat die junge Frau das, was sie bisher für unmöglich gehalten hatte. Nein, sie würde sich nicht beugen.

"Ich werde dies nicht tun," jappste sie wütend, leicht ins Traurige fallend, während ihre Augen wieder jenen Kummer darstellten. "Ich werde diesen Ort verlassen und auf die große Reise gehen," entschied sie und setzte nun auch ein Ritual sowie Tradition gegen sie ein. Als Priesterin konnte sie auf eine große Reise gehen, um Gläubige zu besuchen, einen eigenen Tempel zu errichten oder auch nur den Glauben in die Welt zu tragen, dorthin in die Natur, wo er einst geboren war. Mit der großen Reise, die nicht so einfach verwehrt werden konnte, konnte sie sich dem Gelübde entziehen. Lieber frei und auf Reisen als still und einsam hier, so war es Glynis Absicht geworden. Ein bisschen fürchtete sie sich vor der Reise, da sie den Hain und diesen Ort nie wirklich verlassen hatte und auch nicht der Mensch war, der seine gemachte Häuslichkeit verließ aber Alys, ihre eigene Mutter, machte es ihr unmöglich. Das Schweigegelübde war so grausam gegen ihre eigene Person gerichtet, dass nur dies die Antwort sein konnte. Glynis hielt hier nichts mehr. "Du hast gewonnen. Ich gehe," verschärfte sie ihren Ton, griff dann aber zur Schale mit dem Tee, um sich tatsächlich etwas zu beruhigen. Noch dazu hatte sie jetzt Durst, so dass die Schale nicht sonderlich damenhaft in einem großen Zug entleerte und dann wütend krachend abstellte. Alys sollte schon sehen, was auch Glynis über den Glauben wusste. Energisch blickte sie ihre Mutter an, wartend auf ihre Reaktion.
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Alys Flachnàn
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#15
Natürlich, wie so oft mit Glynis, geschah das Unvorstellbare: das Mädchen begehrte erneut auf. Lauter, vehementer, entschiedener. Jedes Wort versetzte Alys gleichsam einen Dolchstoß in die Magengegend. Es schmerzte sie unendlich, ihr Kind so wenig unter Kontrolle zu haben, dass nicht einmal eine Strafe sie mehr zu bändigen vermochte. In ihren vielen Jahren als Hohepriesterin war ihr noch nie ein derartiger Widerstand entgegen gebracht worden. Und sie verstand auch noch immer nicht, womit sie diesen verdient hatte - ausgerechnet von dem Menschen, der ihr am teuersten war.
Dieses Mädchen hatte nicht die geringste Ahnung von der grausamen Welt, die dort draußen auf sie wartete. Auch Alys hatte nur eine vage Ahnung, ließ sich immer wieder von Alen auf neue Schauerlichkeiten hinweisen. Dennoch war sie nicht darauf vorbereitet, mit welchem Hass Glynis ihr erneut widersprechen würde. Was dachte dieses störrische Kind sich nur dabei? Musste sie unbedingt erst selbst auf die Nase fallen, um zu erkennen, wie schön sie es hier im friedlichen Hain auf dem Berg hatte? Musste sie selbst erst ein Opfer von Gewalt, Krieg und anderen Menschen werden, um das Schöne dieses Heiligtums erkennen zu können? Die sanft blühenden Baumknospen, das saftig-weiche Gras unter ihrem Schuhwerk, die kühle Feuchtigkeit in der Luft, der rollende, grollende Donner über ihrem Zuhause in den Bergen?

Ihre Tochter glaubte also, einfach so davonzukommen, sich der Strafe einer Hohepriesterin entziehen zu können, indem sie ein Recht auf eine Pilgerschaft einforderte. Unter keinen Umständen würde Alys dies zulassen. Sie würde es natürlich nicht komplett verhindern können... doch sie würde es in jedem Falle hinauszögern. Glynis würde ihre Strafe verbüßen - zumindest, wenn sie mit dem dazugehörenden Segen einer Hohepriesterin auf Wanderschaft geschickt werden wollte ... anstatt sich heimlich davon zu stehlen.

Diese Gewissheit war in Alys sofort da - doch noch ehe sie sie ihrer Tochter mitteilen konnte, gab diese sich scheinbar verbal geschlagen: 'Du hast gewonnen', sagte Glynis und setzte damit die größte aller Wunden. Als ob dies ein Gewinn für Alys war - nachdem sie verzweifelt dafür gekämpft hatte, alle ihre Kinder in unmittelbarer Nähe zu behalten. Alys reckte den Hals und ließ immerhin nicht zu, dass ihre Körperhaltung die Schwere der Wunde preisgab. Doch der Stachel und das damit verbundene Gift saßen tief. Sehr, sehr tief. Und Glynis musste wissen, dass dies nur ihr eigener Gewinn war - nicht der ihrer Mutter.
Während die Tochter eine Schale voll Tee ergriff um ihren Durst zu stillen, schritt Alys äußerst zielstrebig auf die Tür zu. Sie öffnete diese und gab einer Dienerin ein Zeichen, das für Glynis weder sicht- noch hörbar war.
Erst danach kehrte sie in ihre Kammer zurück, blieb aber vor der Tür stehen um ihr Kind am einfachen Davonrauschen zu hindern.

"Du wirst Deine Reise antreten, Priesterin. Doch erst, nachdem die Dir auferlegte Strafe verbüßt ist. Danach wirst Du den Segen einer anderen Hohepriesterin erhalten - Vorräte, einen Esel und das Siegel der großen Mutter.
Doch wage es ja nicht, diese Errungenschaft als einen Gewinn für mich zu verbuchen. Du weißt mehr als jeder andere Mensch, dass Du damit das Gegenteil von dem erzwungen hast, das ich zu erreichen gedachte."
, erwiderte Alys mit der Größe und Würde einer Hohepriesterin - und der gleichzeitig vollkommen in die Knie gegangenen Mutter, die erkannte, dass sie ihr Kind vermutlich für immer verloren hat.
Blieb nur zu hoffen, dass Glynis keine Flucht aus einem der Fenster anstrebte - vor der Tür würde sie schnell von den herbeigerufenen Druiden abgefangen werden. "Du wirst deine Strafe verbüßen. Und jeder Tag, an dem Du das Schweigen brichst, wird deine Reise um einen weiteren Tag verzögern!", bestimmte die Hohepriesterin.
Vielleicht war zumindest dies ein kleiner Gewinn: Alys musste sich nun nicht mehr damit verkämpfen, ihrem Kind eine Mutter sein zu müssen. Glynis hatte dies endgültig klargemacht. Sie schien weder das eine, noch das andere zu wollen. Vermutlich wusste das Kind selbst nicht, was es wirklich wollte.
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Glynis Flachnàn
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#16
Das war nicht ihre Mutter. Nur ein Schauspiel einer eitlen alten und machthungrigen Frau. Sie reckte ihren Hals, zeigte sich erhaben, wollte sich erhaben darstellen und Glynis sah sehr wohl, was hier vor sich ging; zumindest glaubte sie das. Sie war ohnehin darin sehr gut, etwas zu glauben und momentan glaubte sie fest daran, dass diese sogenannte Mutter ihre Gegenspielerin war, die alles in ihrem Leben fremdbestimmte. Oh! Nein. Alys lag so falsch. Glynis rang sich mit Mühe eine gleichgelagerte Haltung ab, um ihre Gegenspielerin aufmerksam zu spiegeln. Die junge Priesterin wusste genau, warum sie etwas tat und wozu es diente. Manchmal änderten sich die Gründe aber sie tat immer ihr Bestes, um die möglichst beste Glynis aus ihrer eigenen Sicht zu sein. Vielleicht war es auch nur eine selbst-erfüllende Prophezeiung, die sie lebte. Doch Glynis würde sich niemandem unterwerfen. Niemandem. Denn sie wusste genau, was sie sein wollte und was sie noch sein würde. Alys verstand nicht, dass Glynis eine stolze junge Frau war, die mehr Wunder vom Leben erwartete, als bloße Sicherheit. Sie brauchte echte Menschen, Gespräche und Abenteuer, die nicht vorgezeichnet waren, von Ritual und göttlichem Gefallen. Mitunter suchte sie auch Liebe oder ein liebreizendes Abenteuer, eine ferne Romanze oder auch nur das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden. Glynis war Veränderung und Jugend, all das, was Alys nicht mehr war. Nicht mal mit der Größe und Würde einer Hohepriesterin - und der gleichzeitig vollkommen in die Knie gegangenen Mutter-Darstellung, konnte sie den Zorn brechen oder jenes Vertrauen zurückgewinne, welches Glynis so sehr brauchte, um nicht fliehen zu müssen. Es blieb aus Glynis Perspektive nur ein Theaterstück, in dem sie nur eine Nebenrolle spielte. - Und das mochte sie nicht. In ihrer eigenen Welt war sie immer die Hauptdarstellerin.

Die hübschen Finger zuckten vor Zorn und Trotz, während sie sich mühsam krümmten. Keinerlei Beherrschung konnte verbergen, dass Glynis sehr zürnte und auch ihr Gesicht entglitt völlig über diese Weisung ihrer falschen Mutter. Alys nahm ihr jene Eigenschaft, die sie so sehr an sich schätzte. Sie verbot ihr zu sprechen. Diese Gelübde konnte Glynis nicht einfach so ablegen. Hektisch fuhr sie sich durch die Haare, warf die Teeschale vor sich auf den Boden und trat wild im Schritt auf und ab. Ihre Augenlider begannen zu zucken. Ihre ganzen Erfolge waren dahin, so verlor sie jenen Halt, der sie bisher ausgezeichnet hatte. Veränderung musste erzwungen werden. "Du willst mich scheitern sehen...," schimpfte sie schreiend, wobei sich ihre Emotionen entluden, die Alys erneut geweckt hatte. Diese Hohepriesterin war eine Despotin. Eine Schreckensherrschaft, die Zuflucht mit Unterwerfung verwechselte. Glynis würde leben, da war sie sich sicher und wieder einmal gab es keine gute Antwort gegen Alys, die ihre Macht schamlos ausspielte aber dazu gehörten immer zwei. Glynis war nicht mehr machtlos. Nicht mehr chancenlos. Alys verschwand kurz aus dem Sichtfeld, so dass Glynis für einen winzigen Augenblick einen ruhigen Gedanken suchen konnte, der aber nur nach einer Flucht verlangte. Erst im Anschluss daran kehrte die Hohepriesterin zurück, blieb aber vor der Tür stehen um Glynis genau an jener Flucht zu hindern, die sie bereits in den Augen liegen hatte.

"Ich werde gehen. Jetzt sofort," sagte sie in einem bedrohlich ruhigen Tonfall, während sie ihre Haare sortierte, eifrig noch Luft suchte und in Richtung Ausgang stolzierte. Der Blick lag fest auf ihrer falschen Mutter. "Du hast mich verloren...," erklärte sie und wollte wirklich fliehen. Sie wollte nur noch hier weg. Glynis hatte ein wenig Geld, würde sicherlich noch Proviant finden und kannte ein paar Karten. Nicht viele und sicherlich war sie auch zu ungebildet, um wirklich die Tragweite zu verstehen aber in diesem Augenblick war es für sie nur wichtig, endlich ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Der Göttin auf ihre Weise zu dienen. Hier gab es nur Ketten, stille Gefängnisse und eine lieblose Obrigkeit, die nichts von Vertrauen oder Würde verstand. "Ich verlasse diesen Ort," donnerte sie mit brechender Stimme und Tränen in den Augen, wobei der Kohlestift breite Linien zog sowie bereits sehr stark verlaufen war. "Mutter," wertete sie dieses Ausruf drastisch ab und blickte angespannt in das ihr nun mehr feindliche Gesicht, während sie ihr Gegenüber mit traurig-schwacher Berührung mit beiden Händen an den Schultern packte. Glynis schüttelte müde an diesen, um die Hohepriesterin aus dem Weg zu bewegen. Doch dieser Ort blieb vorerst Gefängnis. Und sie hasste ihn so sehr dafür. Jetzt war es soweit. Die Göttin prüfte sie in ihrem Willen. Glynis würde nicht versagen, ihre Ketten sprengen und ihr Schicksal finden, indem sie Alys überzeugte, gehen zu müssen. "Lass' mich gehen," jammerte sie flehend mit immer leiser werdender Stimme.
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Alys Flachnàn
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#17
Alys’ Augenbrauen zogen sich zusammen, während sie das Gebaren der jungen Priesterin betrachtete. Sie warf ihre Teeschale zu Boden und ging wilden Schrittes hin und her. Noch nie hatte die Hohepriesterin jemanden gesehen, der derart außer sich war. Nun, das stimmte nicht ganz. In ihrer Zeit als junge Priesterin hatte auch Alys sich von verzweifelten Menschen verunsichern lassen, die sich ihr weinend und vollkommen außer sich vor die Füße geworfen hatten. Für einen Augenblick fühlte sie sich beinahe so hilflos wie damals. Denn das hier war kein Fremder, über dessen Schicksal sie noch einige Tage nachdenken und es dann wieder vergessen würde. Das hier war eine von wenigen Personen, die ihr über allem standen. Glynis derart zu sehen, war wie eine neue Welle von Gift inmitten der immer noch klaffenden und bald eiternden Wunde.

Dann hatte ihre Tochter sich scheinbar beruhigt und erklärte, sie würde gehen - jetzt sofort. Doch Alys blieb an der Tür stehen, wie ein Ölgötze, eine Statue, ein Fels, gegen den sehr viele Wellen noch zu branden hatten um ihn abzutragen oder komplett auszuhöhlen.
Und so kalt, wettergeglättet, standhaft, unbeweglich und unbezwingbar blieb die Hohepriesterin, als ihre Tochter ihr ihre Entscheidung vor den Latz knallte. Sie werde gehen, sofort. Sie werde diesen Ort verlassen. Alys hatte gelernt, den Schmerz an sich abperlen zu lassen, doch natürlich kostete es auch sie alle Kraft, diesem Sturm stand zu halten.
Bis zu dem Punkt, an dem Glynis ihre Schultern ergriff und in ein flehendes Jammern ausbrach. Es war abscheulich, dieses Bild zu betrachten. Darum versuchte Alys, an ihrer der Priesterin vorbei zu blicken und sich nicht auf ihr Flehen einzulassen.

Für die Hohepriesterin galt es nun, abzuwägen, wie sie weiter vorgehen wollte. Auf keinen Fall konnte sie sich beugen und dem Willen der Jüngeren nachgeben. Sie konnte diese Respektlosigkeit nicht hinnehmen und Glynis auch noch damit belohnen, dass sie sie ziehen ließ.
Und gleichzeitig wollte sie auch nicht den einfachen Weg gehen; nicht nach den Wachen rufen und Glynis abführen lassen - denn dies würde ihr Band (sollte es denn noch immer ein Band geben, das diesen Namen verdiente) endgültig zerschneiden. Auch das wollte Alys nicht. Was sie wollte, war ein glücklicher Ausweg aus dieser abscheulichen, dramatischen Situation, in der sie sich befanden. Wahre Tragik spielte sich zwischen ihnen ab - keiner schien noch Wege zu finden, die zu einer guten, glücklichen Lösung führen würden. Keine von ihnen konnte ihren Standpunkt verlassen, nachdem sie sich derart aneinander hochgeschaukelt hatten.
Sie musste nüchtern bleiben; die Lage unaufgeregt und wie eine wahre Hohepriesterin regeln. Sie musste über den Dingen stehen und Glynis an den Platz weisen, der ihr in der Welt zukam. Kinder hatten sich ihren Eltern unterzuordnen. Und Priesterinnen hatten sich dem Willen der Hohepriester zu unterwerfen. Aus Alys’ Sicht war es so simpel wie dies. Das Aufbegehren einer Tochter, einer Jüngeren, gegen eine Mutter und eine Erfahrene, eine Respektsperson, war in jeder Welt undenkbar - und wenn man noch so weit weg flüchtete. ”Du hast mein Urteil gehört, Priesterin. Und Du wirst deine Strafe verbüßen!”, wiederholte Alys kalt und unnachgiebig. Sie würde Glynis nicht einfach so davonkommen lassen.
Und so kalt und unnachgiebig blieb sie auch stehen. Sie versuchte nicht einmal, ihr Kind abzuschütteln oder auch nur zu berühren. Sollte Glynis doch ihren Tobsuchtsanfall bekommen - Stürme kamen und gingen. Alys würde auch diesen aushalten. Und wenn er noch so viel Schaden anrichten würde… irgendwie würde sie es schon überleben.
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#18
Warum fühlte es sich nur so an, als ob sie in Flammen verbrennen würde? Ihre Mutter richtete mit einer selbstgerechten Wut über sie, die Glynis nicht nur verletzte. Glynis wollte sie herausfordern, ihren Trotz und ihre Selbstgerechtigkeit brechen, um endlich die Selbstbestimmung zu finden, die ihr hier immer wieder verwehrt würde. Die Gläubigen von Heofader glaubten an eine ewige Verdammnis, sofern man sich von ihm entfernte und gegen seinen Schöpfungswillen agierte. Nicht zwingend war daran ein moralisches Gebot geknüpft, sondern viel mehr die Entfernung vom Göttlichen höchstselbst und genau das wurde Glynis gerade angetan. Man würde sie von dem trennen, was sie wirklich brauchte und wofür sie lebte: Teilnahme am sozialen Leben. Ihre eigene Mutter bestrafte sie für nichts anderes als den Wunsch, eine eigene Person zu sein. Glynis entschied sich in diesem Augenblick, dass ein weiteres Zusammenleben mit Alys nicht mehr möglich war. Keine Versuche mehr, eine Einigung zu erzielen oder auch nur im Ansatz seinen eigenen Willen zu verhandeln. Denn hier galt allein, was Alys für richtig befand und was sie sagte, war nun mehr Gebot. Wenn dies nun die Gebote waren, würde Glynis sie brechen müssen. Sie nahm sich insgeheim vor, nicht ihr Schweigegelübde abzulegen und so die große Göttin nicht aufzubringen, wenn sie versagen musste. Glynis wusste um ihr eigenen Geisteszustand und sie war sich sehr sicher, dass sie diese Strafe nicht tragen konnte. Wenn sie das Gelübde öffentlich brechen würde, hätte ihre Mutter wieder einmal etwas gegen sie in der Hand und könnte sie nicht nur mit dem Zorn der Gemeinschaft heimsuchen, sondern auch jedweden Glauben an das Gute gegen sie verwenden.

Es war aus Glynis Sicht ein böser Plan, der eine ebenso perfide Gegenwehr verlangte. "Ich werde verbüßen, was die große Göttin und wahre Mutter für mich erachtet," antwortete sie etwas theatralisch und berief sich auf eine Autorität, die größer war als Alys. Immerhin war Alys nicht die große Göttin selbst und letztlich waren auch ihre Urteile nur Interpretationen eines möglichen Göttlichen. Glynis fuhr sich wütend durch die Haare, so dass diese verwirbelten und wild abstand. Glynis kämpfte um ihre Würde, ihr eigenes Ansehen, vor sich selbst aber auch vor ihrer Mutter, die sehen sollte, dass sie sich nicht ohne Widerstand unterwarf. Sie kannte die Prophezeihungen und die geheimenm Riten, so dass Alys nicht alles gegen sie richten konnte, was dieser Hain verbarg. Glynis atmete wütend und beherzt ein sowie aus. Viel mehr rang sie inzwischen mit sich selbst als mit ihrer Mutter um diesen Augenblick. Alys war kalt und nachgiebig, so dass Glynis jene Haltung nur spiegelte. Glynis nahm sich vor ein Feuerritual abzuhalten und ein göttliches Urteil für sich zu erzwingen. Dieses konnte nicht einmal Alys hintergehen oder in böser Absicht wandeln. Glynis wusste sehr wohl, wie die Riten und Rituale dieses Ortes funktionierten. Leider war sie ebenso gut darin, wie ihre Mutter und leider auch ebenso gut darin, einen möglichen Ausgang eines Ritus zu beeinflussen.

"Die Göttin wird entscheiden," meinte sie nur und gab nicht zwingend zu, dass sie das Gelübde dadurch hintertreiben würde. Wenn die Göttin ein klares Zeichen aussprach, dass sie gehen sollte, würde ein Gelübde zeitlich nicht mehr möglich sein, weil sie dann alsbald aufbrechen müsste. Alys hatte Glynis verloren, denn Glynis trennte sich gerade von dem Gedanken, eine echte Mutter finden zu können. Sie glaubte nicht einmal mehr daran, dass dieser Hain ein dauerhaftes Zuhause sein konnte. Das große Mögliche, die Außenwelt, und ein Weg mit der Göttin im Herzen, außerhalb von persönlichen Einflüssen durch Alys, schienen ihr nun deutlich notwendiger und Glynis glaubte viel mehr daran, dass sie hier nicht mehr atmen konnte und alle Zeichen für sie gesetzt waren, auf die große Wanderschaft zu gehen. Sie war dieser ständigen Kämpfe mit Alys und ihren Gesellinnen so überdrüssig. "Du hast gewonnen," sagte sie und ging die letzten Schritte zur Tür. "Ich wünsche dir ein angenehmes Leben, wie du es dir immer erträumt hast aber ich bin nicht mehr Teil davon," offenbarte sie ihren tiefen Gedanken, der inzwischen so klar war, dass sie nicht anders konnte, als ihn auszusprechen. Dies tat sie jedoch nicht mehr in Wut oder Zorn, sondern mit einer trauernden Traurigkeit in der Stimme und im Angesicht. Ihre Augen wurden glasig, fanden jeweils zwei Tränen für das was hätte sein können und nun mehr blieb nur Abschied.
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