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25-04-2024, 08:24 - Wörter:
Für einen kurzen Moment war Amira sogar eingedöst, als sie sich hingelegt und gewartet hatte, bis er zurückgekommen war. Beinahe schon vergessen all die Worte, die an diesem Abend zwischen ihnen gesagt worden waren, Bruchstücke von Erinnerungen und einzelne Fetzen an Phrasen, die ihr unkoordiniert in den Gedanken hingen. Der Körper war so schwer geworden, dass sie sich gar nicht mehr bewegen wollte, und der Kampf gegen den Schlaf war schwer zu gewinnen. Mehr unbewusst registrierte ihr Geist seine Anwesenheit, doch wahrhaftig erst, als die Hand auf ihrer Schulter lag. Die junge Frau blinzelte und wusste für einen kurzen Moment schon wieder nicht, worum es eigentlich gegangen war, doch es dämmerte ihr langsam. Gerade noch, als sie sich auf ihren Unterarm stützte um Salbe und Wolle entgegen zu nehmen, wandte sich Ilyas bereits wieder ab und schloss seine Augen. Genauso gut hätte er das Grabesdenkmal eines gefallenen Helden sein können, wie er absolut ungerührt da lag und verdeutlichte, Amira war ihm eine Fremde. Und sie waren fremd füreinander.
Die zahlreichen Beispiele der Fürsorge des Tages konnten nicht aufwiegen, wie klar sein Desinteresse an ihr immer wieder hervor trat. Nicht nur auf einer körperlichen Ebene, gar auf einer menschlichen hätten sie wohl die Stunden seit ihrer Hochzeit ohne Worte verbringen können, wenn sie nicht immer wieder versucht hätte, mehr von ihm zu erfahren und Fragen gestellt hätte. Er dachte für sie mit, er hatte sie in seine Planung eingebunden um ihr alles, was sie auf der Reise benötigte, zur Verfügung zu stellen – doch genau so gut hätte sie ein Auftrag für ihn sein können. Das waren keine liebevollen Aufmerksamkeiten, das waren Pflichterfüllungen. Ein Beruf, der Beruf eines Ehemanns. So wie es ihre Aufgabe gewesen wäre die Beine breit zu machen, wenn er es nun verlangt hätte. Doch er tat es nicht. Vielleicht wünschte er sich an ihrer Stelle einen Knaben herbei oder eine wahrhaftig Fremde, aber definitiv niemals sie. Es war nicht einmal nötig es mit Worten zu sagen, er ließ sie spüren, dass sie in dieser Position als seine Frau nicht erwünscht war.
Also bedankte sie sich nur leise um ihn nicht in seinem wohlverdienten Schlaf zu stören, der ihn womöglich gar nicht so schnell ereilt hatte, und trug die Salbe auf, wie er ihr geheißen hatte. Das hier war auch für sie ungewohnt, denn Ilyas hatte mit seiner Einschätzung recht. Zumeist waren ihre Intimitäten mit den höher gestellten Männern schnell und effektiv gewesen, die sich wenig um ihre Bedürfnisse bei der Sache gekümmert hatten, und niemals war explizit erwartet worden, die ganze Nacht den Schlafenden zu begleiten. Ihr war es möglich gewesen sich zurück zu ziehen um den Herrn somit die Illusion eines sommerländischen Traums zu geben, der keinerlei Verantwortung von ihnen verlangte. Ihr eigenes Bett war stets leer gewesen und bot ihr die Möglichkeit eigene Gedanken zu pflegen, ohne auf die Präsenz jemand anderes reagieren zu müssen. Das war nun anders, doch das Opium würde sehr gut dabei behilflich sein keine Probleme beim Ein- oder Durchschlafen zu verspüren.
Die Salbe an ihren Händen zog rasch in die weiche Haut ein und verströmte kaum einen Geruch, der in dem kleinen Zelt unangenehm hätte auffallen können. Das brennende Gefühl bei Berührung verschwand sehr rasch und ließ sie schließlich in Erleichterung lange ausatmen, die Wolle benetzte gut die verletzte Partie und hielt sich an Position. Diese simplen Bewegungen, sich selbst zu verarzten, schienen ungemein schwer auszuführen zu sein, da die Wirkung der Pfeife bereits stark ihre Sinne dämpfte und verlangte zur Ruhe zu kommen. Somit legte sich Amira zurück, wie sie sich zuvor positioniert hatte, und rutschte dann doch heimlich ein Stück näher heran. Die Wärme, die er ausstrahlte, war wie ein Magnet. Ein wenig seitlich gedreht, legte sie ihr Gesicht nahe an seine Schulter, und ihre Hand an sein Handgelenk. Sanft streichelte der Daumen einmal, zweimal über seinen Handrücken in einer langsamen Bewegung, ehe sie hinab glitt bis der Ellbogen am Zeltboden angekommen war. Amira selbst hatte gar nicht bemerkt, wie schnell sie eingeschlafen war.
Normalerweise war ihr ein sehr leichter Schlaf zu eigen, der sich über die Jahre der alleinigen Bettruhe ausgeprägt hatte, und somit war es ungewöhnlich, dass sie selbst dann nicht aufwachte, als sich Bewegung neben ihr regte. Nach einer ganzen Weile öffneten sich erst schläfrig die Augen und es benötigte Zeit sich zu orientieren. Ein sachtes Pochen zwischen den Schläfen, die Muskeln beleidigt und schmerzend, und nichts hätte sie lieber getan, als sich auf die andere Seite in eine Fötusposition zu rollen um wieder einzuschlafen, bis ihr Körper damit einverstanden war sich mehr zu bewegen. Waren es aber Geräusche gewesen oder aber die von Sonnenstrahlen lockende Wärme, die von der Zeltwand ausgeströmt wurde, die Amira zum Aufstehen forderten. Erst, als sie sich ein wenig aufrichtete, bemerkte sie das Schwindelgefühl in ihrem Kopf und presste die Hand an die Schläfe, als würde es damit besser werden. Verschwommen und unklar war der letzte Abend, als hätte sie sich dem Wein in einer Form hingegeben, wie es für sie nicht üblich war. Es wunderte sie aber nicht, alleine aufzuwachen.
Amira pflügte die Wolle von ihrem Körper und bemerkte, dass der Berührungsschmerz deutlich nachgelassen hatte, ehe sie sich wieder anzog. Die Dupatta nur über die Schulter geworfen und noch nicht gebunden, kroch sie mit steifen Bewegungen aus dem Zelt und blinzelte dem Licht entgegen, das ihr trotz der frühen Tageszeit zu grell schien. Viel zu grell. Selbst der Versuch zwischen den Fingern hervor zu blinzeln konnte kaum Linderung bringen, stattdessen bestärkte der Reiz an ihren Augen noch die Kopfschmerzen. „Haben wir noch ein wenig Wasser?“ Vielleicht würde sie sich dann besser fühlen. Aber nach wie vor saß sie hier im Sand vor dem Zelt und war überzeugt davon, bei dem Versuch aufzustehen nur sogleich wieder umzufallen. Amira band ihre Dupatta wie am Tag zuvor und zog auch sogleich das Tuch über ihren Kopf und wenn es nur aus dem Grund war, dass der überstehende Stoff einen kleinen Schatten auf ihre Augen werfen konnte, die sich noch immer weigerten sich der Helligkeit vollständig auszuliefern.
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28-04-2024, 20:35 - Wörter:
Normalerweise war Amira wohl auch nicht etliche Stunden am Tag mit einem Pferd unterwegs und das noch dazu in der Wüste bei sengender Hitze oder verbrachte die Nacht in der kühlen Luft der Freiheit hier draussen…es mangelte ihr auch nicht an ausreichend Essen und Flüssigkeit und bisher war sie auch nicht frisch verheiratet gewesen, was am Ende auch noch verdaut werden wollte.
Alles zusammen reichte es ganz sicher aus eine Ausrede oder schlicht eine Erklärung dafür zu haben warum sie wie eine Tote geschlafen und auch das Aufstehen ihres Mannes verschlafen hatte. Dieser war schon fleißig gewesen und hatte die beiden Pferde versorgt, damit sie bei Kräften blieben und den weiteren Weg, der noch unausweichlich vor ihnen lag, noch hinter sich bringen konnten, ehe sie dann in Abu Kabir an jemanden übergingen, dem Ilyas vertraute auf sie aufzupassen bis er selbst mit Amira wieder zurück in sein Heimatland kehren würde. Die wertvollen Tiere ließ er sicher nicht bei irgendwem zurück und da Ilyas genügend Leute in Matariyya kannte, hatte er seine Beziehungen spielen lassen, die dafür sorgen würden ihnen an diesem Abend noch ein gemütliches Bett und gutes Mahl vor der Abreise zu gewährleisten, denn nichts würde der El Mansouri mehr vermissen als die Kost seiner Heimat und die sauberen Betten.
Dann hatte er sich um das Frühstück für sie Beide gekümmert, das allerdings nur aus Brot und ein paar getrockneten Früchten, zwei harten Eiern und etwas von dem rationierten Wasser bestand und nun darauf wartete anteilig von Amira gegessen zu werden, denn Ilyas….romantisch und gesellig wie er war, hatte seinen Teil bereits alleine verputzt.
Auch sein Kopf drückte, mochte er zwar weniger als sie konsumiert haben, weil er ihr schlicht die Pfeife für mehrer Züge überlassen hatte, aber es reichte aus um diesen wirklich frühen Morgen zu einem anstrengenden zu machen. Wäre er alleine gereist, wäre der Griff nicht zur Pfeife und dem Opium gegangen, wissend was ihn nun in den Morgenstunden erwartete. Es drückte hier, es pochte dort und der Stich hinter der Stirn wiederholte sich genügsam im Takt weniger Sekunden. „Es ist alles für dich fertig, bedien dich…“, ließ er verlauten und beobachtete ihre Körpersprache, die ihm immerhin beweglicher und schmerzfreier vorkam als gestern noch. „Wie geht es dir…?“, fragte er und weil es ihm zu unspezifisch erschien, fügte er an „Deiner Wunde..kannst du sitzen? Ich habe überlegt dir eines der Zelttücher unterzulegen, es könnte die Stöße abmildern und womöglich helfen. Wir reiten so gemächlich es geht, aber die Zeit… du weisst, sie drängt und die Strecke misst noch einige Stunden bis zum Abend. Reisen sind beschwerlich…“, deswegen ließ man Frauen besser zu Hause, aber das war in Ilyas Fall nicht möglich gewesen und untermalte einmal mehr wie unpraktisch Ridvans gut gemeintes Geschenk an ihn doch war.
Es wäre gelogen, hätte er nicht am Morgen einen Blick auf die schlafende Schönheit neben sich geworfen und den Duft ihrer Anwesenheit im kleinen Zelt in seiner Nase verspürt, genau wie ihre Hand, die immer noch ganz nah bei ihm ruhte. Kurz nur...ganz kurz hatte er sich die Zeit gelassen sie zu betrachten, nur um einmal mehr unzufrieden festzustellen, dass sie seine Tochter sein könnte und jedem Mann mit Rang und Namen auf Hofe gefällig war. Es hatte gereicht ihm die kurz aufkommende Sehnsucht nach Berührungen zu vertreiben...ach, es war doch Verlass auf Ilyas Kopf und Moral!
Stunden um Stunden waren vergangen. Der Ritt zäh wie dicker Haferschleim und als wollte die Sonne sie beiden quälen, kam sie Ilyas heute besonders gnadenlos und heiss vor.
Und mochte er seiner jungen Frau auch nicht sonderlich zugetan sein, der Weg ein weiteres Mal ebenso quälendes Schweigen mit sich bringen, so lenkte er sein Tier immer wieder zu ihr heran, zupfte ihr die Tücher über vermeintlich freie Hautstellen, bot ihr Wasser und mehrere Pausen, sowie Creme an mit der sie sich versorgen sollte. Bemüht, konnte man es nennen. Auf seine Weise, die immer noch mehr der eines Vaters oder Lehrers glich als der eines Ehemannes, am Ende aber doch als nichts anderes als Mühe zu werten war!
Goldene Lichter, wie kleine Sterne. Nur dass diese Sterne am Horizont glitzerten und tanzten und sich mit jeder Meile mehr vergrößerten bis nach und nach die Umrisse von Häusern dazu kamen und schließlich die Hafenstadt vor ihnen aufragte und ihre Arme erlösend für die beiden müden und durstigen Reiter öffnete.
Ilyas war erleichtert den Ritt mit Amira hinter sich gebracht zu haben, ohne dass diese vom Pferd gefallen oder vor Schmerzen freiwillig hinab gerutscht war. Sein Mitleid blieb.
„Wir treffen einen Bekannten, dort werden wir heute Gäste sein“, erklärte er und kontrollierte nebenher den Sitz seiner Taschen. „Es wimmelt vor Dieben, halt nicht an und behalt deine Arme oben“, wies er sie nun an als sie in die Stadt eintauchten.
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29-04-2024, 15:21 - Wörter:
Amira wollte sich nicht beschweren. Er tat mehr für sie, als sie jemals hätte erwarten können, und nutzte jede Möglichkeit um ihr die Reise so angenehm zu gestalten, wie es möglich war. Dummerweise war sie es dennoch nicht und löste gemächlich die illusorische Romantik der abenteuerlichen Fremderfahrungen auf, wie sie es sich im Palast oft gedacht hatte. Die Realität war schmerzhaft und dreckig, anstrengend und beschwerlich, und der Ausblick darauf das gleiche nochmals bei der Rückreise durchmachen zu müssen, war nicht gerade erbaulich. Sie hatte vergessen, wie streng die Welt sein konnte, und wie gemütlich ihr das Leben hinter hohen Mauern gemacht worden war. Auch verschwieg sie ihm zwar die Kopfschmerzen, um ihm nicht weiter zur Last zu fallen mit Dingen, die unlösbar waren, aber nahm dankbar die zusätzliche Polsterung des Sattels entgegen. Selbst während des Ritts, gestärkt von einem bereiteten Frühstück, riss seine Fürsorge nicht ab. Amira ertappte sich, wie sie ihn in Momenten, in denen er ein Stück weit voran geritten war, beobachtete, und es ihr gefiel, wenn sein Nachfragen verriet, dass sie in seinen Gedanken aufgetaucht war. Dennoch hatte die junge Frau selbst genügend Zeit sich ihre Gedanken zu machen und hatte zwar die Vermutung angestellt, dass es sich letzten Abend um keine gewöhnliche Pfeife gehandelt hatte, entschloss sich aber nicht nachzufragen. Bruchstücke der gestrigen Stunden schienen fürs Erste in ihrer Erinnerung verloren, aber er hatte ihren Zustand nicht ausgenutzt. Er hatte es nicht getan, um sie zu beanspruchen, sondern um ihr zu helfen.
Es war mehr als ein Jahrzehnt vergangen, seit Amira dieser Stadt den Rücken zugekehrt hatte, und doch in den Anfangsjahren selten ein Moment gewesen, an den diese nicht in ihrem Gedächtnis verharrte. Mit der Zeit war ihr Bild von Abu Kabir immer elender und düsterer geworden, als hätte selbst der imposante Hafen nicht gegen die goldenen Säulen und Räucherstäbchen, gar die wallenden Seidenvorhänge und bunten Früchte ihrer neuen Heimat ankommen können. Doch jetzt erschien es ihr prachtvoller, als jemals zuvor. Die Häuser in den verschiedensten Größen, bunt geschmückte Fenster und trotz der abendlichen Stunden eifrig wuselnde Menschen. Baldachine schützten Menschengruppen, umringt um ein Feier oder eine Pfeife, Kisten und Körbe wurden in Häuser getragen und Frauengruppen wandten sich um, als der Hauptmann hoch zu Ross an ihnen vorbei ritt. Die Stadt pulsierte Leben und erst, wenn der Blick zwischen die Häuserfronten in kleine Gassen fiel, sah man die Schattenseiten. Vor Hunger aufgeblähte Bäuche, Schattengestalten, Damen für besondere Dienste. Die Hauptstraße, aus dem Stadttor weiter folgend, präsentierte das eine Bild, die Abzweigungen ein anderes.
„Ich bleibe an deiner Seite“, und das auch solange wie es die Breite der Straße zuließ. Doch die Häuser rückten näher zusammen, als wollen sie böswillig ihre Zusage sabotieren, und schließlich forderte ein entgegen kommender Zweispänner auf, hintereinander zu reiten. Ihr Blick traf Kinderfüße, dann die Augen eines Jungen, gehalten unter dem Umhang einer älteren Dame. Und erst, als Amira sich einige Meter weiter nochmals umwandte sah sie, dass er ihr folgte. Rasch beugte sie sich nach vorne um Ilyas am Arm zu berühren, in einem Deut zu warten, ehe sie ihr Pferd stoppte. Amira löste die Silberkette von ihrem Ehering, dann das Kettchen von ihrem Handgelenk und hielt es deutend auf Höhe ihres Oberschenkels. Der Junge stutzte erst, rannte dann aber los und ergriff gierig ohne Wort das Schmuckstück, das im Tausch sicherlich einiges wert sein dürfte. So schnell, wie er gekommen war, rannte er bereits wieder weg. Doch als Amira aufsah, bemerkte sie mehrere Augenpaare, die neugierig und abwägend herüber blickten, manch einer tat einen Schritt näher und wagte es gleichzeitig nicht das Pferd allzu aufdringlich zu belagern. Ilyas Präsenz alleine war ausreichend, das Gesindel auf Abstand zu dem vermeintlich leichtem Opfer zu halten. „Hast du Münzen, die wir entbehren können?“ Amira drehte sich zu ihrem Mann, ungewiss wie er überhaupt dazu dachte, dass sie hier bereit war, sein Hab und Gut zu verteilen.
Vielleicht war die Szenerie auch weniger unschuldig, als es denn Anschein hatte. Denn von der anderen Straßenseite näherte sich eine auf einen Stock gekrümmte Gestalt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so dass man das jugendliche Aussehen nicht erkennen konnte. Viel mehr wirkten die Bewegungen wie die eines alten Mannes, eine Hand leicht nach vorne gestreckt um Geld zu erbetteln, und sich doch dabei absichtlich aus einem toten Winkel von hinten heran zu bewegen. Bliebe er unbemerkt, würde er sicherlich die Gunst der Stunde nutzen wollen um Ilyas vorige Bedenken zu bestätigen, und in eine der Satteltaschen greifen.
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03-05-2024, 15:56 - Wörter:
Hätte ihre Ehe irgendwo dort draussen in den Straßen von Dharan al-Bhar stattgefunden und ihr Mann wäre ein gewöhnlicher Handwerker oder schlimmer noch einfacher Arbeiter, dann wäre das was Ilyas ihr bereit war zu geben, schon ein Maß von exorbitanter Größe und für sie gar nicht mehr in Worte zu fassen. Dann hätte sie nichts gewusst von feinen Stoffen, weichen Betten und gutem Essen, hätte niemals auf einem Pferd gesessen und würde vermutlich die Mauern ihrer Stadt niemals verlassen. Das einzige, was ihr dann womöglich entgegen gekommen wäre, wäre die Tatsache, dass eben jener Mann nun in den Krieg einberufen würde ohne dass er Kenntnisse mitbrachte wie Ilyas sie besaß. Dann wäre sie vielleicht wieder frei, aber auch hungrig und noch weniger versorgt als vorher, schwanger wenn das Schicksal sie regelrecht auslachte und würde unter der Hungersnot der großen, vermeintlich goldenen Hauptstadt verhungern.
Das drohte ihr nicht mehr. Nichts davon. Ihr Mann könnte nochmal in den Krieg gehen, aber dann tat er es vermutlich aus eigenen, freiwilligen Stücken und wenn er nicht zurückkäme, wäre sie immer noch Amira El Mansouri, reicher als je zuvor und die Witwe eines königlichen Beraters, die in seinem Haus mit dem bereits vorhandenen Geld so lange auskommen könnte, bis sie eines Tages selig einschliefe.
Ihr Los, ihr beider, mochte vielleicht nicht das sein, was sie sich erträumt hatten, aber am Ende wusste wohl doch jeder von ihnen, dass sie schweigen und dankbar sein sollten. Und schweigen konnte er, der El Mansouri.
Dieser war angespannt und das soviel mehr als Amira dachte, aber wer konnte es ihr in ihrem naiven Kopf auch verübeln?! Da kam eine junge Frau aus ihrem Prunk heraus in das Elend der Strassen und ihr Herz war nicht in der Lage über den Verstand zu siegen, nein..eigentlich nichtmal klar zu denken, denn was sie da tat, versetzte gleich mehrere andere Herzen zu einer kleinen Arrhytmie und das Ihres Mannes machte mit Sicherheit den größten Sprung nach vorne. Fast so wie er mit seinem Gaul. „Amira.“, ihr Name gesprochen, dass es die Dunkelheit und Nacht fast zerschnitt. Nicht laut, aber scharf wie eine geschliffene Sarazenenklinge.
Das Gesindel, wie jeder andere seines Standes wohl dachte, scharte sich um die junge Frau. Sicher, sie wunderschön und allein der Stoff an ihrem Körper soviel wert eine Familie hier mehrere Monate zu versorgen. Das Schmuckstück aber…Ilyas sah einen Moment fassungslos hinter der Kette hier, die ihn verhöhnte wie sie funkelnd im Schein der tanzenden Fackeln und brennenden Schalen verschwand. Es war der Schmuck ihrer Hochzeit, kaum 48 Stunden alt und würde nun überhastet zu Geld gemacht, das mit tausendprozentiger Sicherheit unter dem eigentlichen Wert war, weil sich den hier niemand ausmalen konnte und sich jeder einzelne der anwesenden Umstehenden über den Tisch ziehen lassen würde.
Ilyas verzichtete darauf sie hier und jetzt zu maßregeln, auch wenn ihm die Zunge brannte…und seine Wangen, vor aufgestiegener Wut nicht minder. Es war seine Hand, die nach ihrer griff…fest und unnachgiebig. Es machte ihn unaufmerksam in diesem Moment und aus dem ehemaligen Hauptmann ein ungewohnt leichtes Opfer für den Greis, der keiner war und in seinen Satteltaschen nun auf Beutezug ging.
Der Berater zog die Hand der jungen Braut zurück und griff in die Zügel ihrer Stute. Wortlos trieb er sein Tier an und führte ihres gleich mit, wobei er keinerlei Rücksicht darauf nahm, ob dort jemand stand oder nicht, ob es nackte Füße waren oder gleich ein ganzes Kind, das ihm vor die Hufe lief. Das hier war gefährlich, das war keine Nächstenliebe!
Es dauerte eine Weile und Amira konnte sehen was ihre kleine Spende angerichtet hatte, denn es dauerte so lange dass sie verfolgt wurden, bis der Platz es in den Strassen zum Hafen hin endlich wieder erlaubte schneller zu reiten und sie die Meute abschütteln konnten. Bis zum Haus seines Freundes, der hinter Mauern verborgen ein Haus am höher gelegenen Ufer für sich beanspruchte, ritt er mit ihr durch und erst nachdem sie Einlass hinter dessen Toren bekamen, verlangsamte er den Gang der Tiere und brachte sie schließlich in den Stand.
Die Familie entfernter Freunde kam bereits aus dem Haus, als der Ältere sie zwischen den Tieren von ihrem hinabzog und seine Hand übte diese kurze, verdächtige Bewegung aus… ging in die Höhe und fokussierte ihre jugendlich pralle Wange. Es war ihm ein Bedürfnis, das ihn bald wahnsinnig machte und seine Lippen bildeten nur noch einen schmalen Strich, farblos aufeinander gepresst. Es lag nicht an den Menschen, die sich nun näherten…nein, Ilyas entschied sich bewusst dagegen sie zu schlagen, aber sein Blick sprach Bände. „Nie wieder…“, zischte er ihr harsch zu und ließ just die beide Tiere an den Zügeln wegführen, um seinen Freund zu begrüßen. Ilyas war geübt darin seine Laune umzulegen wie mit einem Fingerschnippen…er begrüßte ihn herzlich und lächelnd und stellte seine junge Frau vor, wenn auch ohne große, schmückende Worte, aber das war nicht der Situation geschuldet, sondern seinem Wesen.
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04-05-2024, 13:57 - Wörter:
Erinnerungen schwappten auf, als sie selbst auf den Straßen gelebt und in die Taschen unachtsamer Leute gegriffen hatte, alles nur um es gegen ein Stück Brot oder abgelegene Früchte zu tauschen, die den gierigen Hunger stillen konnten. Niemals hätte sie sich damals erträumt, dass einer der hoch reitenden Herrschaften sie auch nur eines Blickes würdigen würde, oder sich gar herabließ ihr ein Geschenk zu machen. Und sie wollte es ändern. Vielleicht würde sich dieses Kind die Geste des Gutenwillens zu Herzen nehmen können und seine Hoffnung an eine gute Welt daraufhin nicht verlieren. Vielleicht würde diese Tat es dazu verleiten, eines Tages selbst das wenige, das es besitzen könne, zu teilen und jemand anderen helfen, der noch weniger sein Eigen nannte. Amira war machtlos das gesamte Elend zu vertreiben und somit war nichts geblieben als das herzugeben, was sie am Körper trug. Sie wäre sogar bereit gewesen ihre Dupatta zu lösen und den erlesenen Stoff jemanden aus der Menge zu geben, wenn nicht ein scharfer Klang diesen Gedanken sogleich vernichtete.
Das erste Mal, dass er ihren Namen nannte, und sogleich ein Tonfall, der einem gut überlegen ließ, wie man seinen nächsten Schritt setzte. Die junge Frau war zusammen gezuckt und sie sah ihm an, unter welcher Spannung er stand. Seine Stimme scharf, die Griffe fest und es bestand kein Zweifel daran, dass alles, was Amira hier tat, in seinen Augen falsch war. Vermutlich war es unwürdig den armen Hungernden auch nur einen Blick zu schenken, vielleicht verbot er ihr über das gemeinsame Hab und Gut zu verfügen. Es gehörte ihm und bestenfalls schenkte er es ihr, doch niemals diesen Gestalten. Es fehlte ihr die Erfahrung und die Weitsicht daran zu denken, dass Menschen, die an der Schwelle des Todes standen und von Hunger gequält wurden, wohl bereit wären Unmenschliches zutun. Niemand von ihnen war nahe genug gekommen, um sie womöglich vom Pferd zu ziehen und die Kleider vom Leib zerreißen, auf dass jeder Stofffetzen selbst wert genug wäre, eine Weile dem sicheren Straßentod zu entkommen.
So, wie es die beiden Reiter taten. Erst mit einem Blick zurück sah sie, die Meute folgte. Waren zuvor noch Frauen und Kinder unter der Menge beigemischt gewesen, hatten sich stattdessen nun junge Männer vorwiegend der Verfolgung entschlossen und waren bemüht mit dem Tempo der Pferde mitzuhalten. Ein unbehagliches Bild, das erst von schützenden Mauern und bewaffneten Torwächtern zur Gänze aufgelöst worden war. Amira atmete durch und sah, dass sie bereits erwartet wurden. Ilyas erschien ihr nie impulsiv und die erhobene Hand war weit mehr Reaktion, als sie überhaupt in Erwägung gezogen hätte. Was auch immer der Grund war innezuhalten, sie war dankbar dafür, könnte es aber beim besten Willen nicht erraten. Niemand der Anwesenden würde mit der Wimper zucken, wenn sie die Szenerie beobachteten, denn es gehörte zum Recht des Mannes dazu seine Frau zu züchtigen, wenn er es als angemessen empfand. Die Warnung war bei ihr angekommen. „Nie wieder“, flüsterte sie leise zustimmende Antwort und merkte erst, als er sich abgewandt hatte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug. Spontan hätte sie nicht sagen können, ob seine Reaktion oder das Bild der nachfolgenden Meute stärker gewesen war, um sie in Schreck zu versetzen.
Nur einen Moment, Amira zwang sich zur Haltung und bemerkte aber, wie ihre Beine weich geworden waren. Zahlreiche Gedanken hämmerten hinter ihrer Stirn und einen jeden musste sie nun beiseite schieben, als sie ihm gefolgt war und respektvoll ein Stück hinter ihm stehen geblieben war. Grüßte, wenn sie angesprochen wurde, aber sich ansonsten zurückhielt. Die Angekommenen wurden eingeladen der abendlichen Geselligkeit für eine Weile beizuwohnen, bis ausreichend Wasser für den Waschzuber zur Körperreinigung erhitzt sei. Weiche Kissen säumten den Boden, die Pfeife – selbstredend nur für die Männer – gemeinsam mit Wein in der Mitte, verschiedene Früchte und kleine Happen waren bereitet, um dem Magen gut dienlich zu sein. Amira sprach nur, wenn sie angeredet wurde, und dann hielt sie sich höflich kurz und nickte viel eher, oder schüttelte den Kopf zur Verneinung, immer mit einem Lächeln und gebotener Zurückhaltung. Ein wenig wurde gegessen, so reichte sie ihrem Mann einen der importierten Pfirsiche, als sie sich selbst einen genommen hatte, und schließlich verlautete eine Dienerin alles vorbereitet zu haben.
Im oberen Stockwerk des Hauses war ein Zimmer für sie bereitet, das neben einem Balkon einen offenen Torbogen zu einem kleinen Nebenraum besaß, in dem sich der Zuber befand, von dem es heiß dampfte. Ein Ofen befeuerte gerade noch die letzten Kessel zum selbstständigen Nachfüllen, während Eimer mit kaltem Wasser eine Regulierung ermöglichten. Die Tür geschlossen und um ihre Nervosität zu kompensieren, gab sie ihren Fingern zutun, indem sie begann den geflochtenen Zopf langsam aufzulösen; selbst wenn außer Frage stand, dass ihm das Bad als erstes zustand. „Bitte, verzeih mir mein Fehlverhalten. Ich bin dankbar für deine Fürsorge und deine Geschenke. Es war unrechtens von mir, auf diese Weise darüber zu entscheiden.“ Den Blick gesenkt, war der Zopf leider nicht ganz so lang, wie sie es gerne gehabt hätte, und somit fuhr sie fort nicht vorhandene Knoten aus einzelnen Strähnen zu lösen.
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08-05-2024, 20:49 - Wörter:
Die Anspannung des Hauptmanns lockerte sich, man konnte zusehen als sie erst auf das Tor des Anwesens und dann schließlich durch jenes hindurch ritten. Nach dem Absitzen vermehrt und schließlich als seine junge Braut in zustimmender Weise zu ihm flüsterte. Sie war erschrocken, ob nun von dem was sie in den Strassen gesehen hatte, seinem harschen Tonfall oder eben der Körpersprache Ilyas wie er sich drohend vor ihr aufgebaut hatte, die Hand erhoben, die Stimme, die keinen Zweifel ließ wie ernst es ihm war.
Hier aber, bei dem Freund, der sie gastfreundlich und mit offenem Armen empfing wie es sich für ihr Volk, ob arm oder reich, gehörte, fiel die Anspannung endgültig von ihm ab.
Nichtsdestotrotz wirkte ihr Mann müde. Der Ritt am heutigen und gestrigen Tage, dazwischen die Nacht, die zwar erholsamen, aber auch keinen angenehmen Schlaf gebracht hatte. Erholsam zumindest für Amira Körper und tief was die Träume anging, aber am Ende immer noch eine Nacht in der kühlen Wüste, auf engstem Raum und verbunden mit den Kopfschmerzen, die man als Zoll für das schmerzlindernder Opium zuvor zahlen musste. Die sengende Hitze des Tages hatte diese nicht unbedingt gelindert und ebenso wenig der wiegende Gang der beiden edlen Rösser, die ihre Besitzer zwar zuverlässig bis in die Stadt getragen haben, nun aber selber wohlverdient in den Stallungen zur Ruhe kommen dürfen und mussten.
Ilyas hatte seine Ruhe darin gefunden in sicheren Räumen zu sein. Ein Umstand, der als seine Person soviel mehr wert war als manche sich denken konnten und auch Amira konnte noch unmöglich nachfühlen wie es ihm damit ging. Erstrecht nach so einem Moment und Bad in der Menge dort draussen. Der Mann der zwei Gesichter, der eines zwingend vorzugeben hatte und das andere, versteckte…das mit diesen Menschen fühlten, weinte und hungerte.
Er hungerte nicht. Er hatte gut und üppig gesessen. Hühnchen mit Reis und vielerlei anderer Köstlichkeiten, die mit Brot und den Fingern gegessen wurden. Die Finger danach mit duftendem Wasser gereinigt und in Kräutern ebenfalls von Gerüchen befreit, wie herrschaftliche Häuser ihrer Region es so taten. Ilyas tupfte sich noch die Hände ab, als er zum ersten Mal seiner Frau einen Hauch von Aufmerksamkeit schenkte und den Diener etwas vom Wein in ihr Glas nachschenken ließ. Der Wein würde sie gut schlafen lassen - er war sich sicher ihr Gesäß musste immer noch schmerzen und so konnte er wenigstens etwas Abhilfe schaffen. Die gesamte Geste belief sich zwar ausschließlich auf ein Nicken gen dem Landsmann und weniger in Beachtung für Amira selbst, aber es war einmal mehr ein eindeutiges Signal, dass sie ihm nicht einerlei war oder er zumindest seine auferlegte Aufgabe ernst nahm und gewissenhaft erledigte.
Danach widmete er sich der Pfeife und seinem alten Freund. Die Frauen hatten den Raum zu verlassen und womöglich mochte die Hausdame der Frau aus der anderen großen Stadt ihr Anwesen oder ein paar süße Desserts zeigen, ein paar kostspielige Besitztümer vorführen oder anderen oberflächlichen Dingen frönen. Man kannte sich nicht und alle hatte schlicht eine Rolle zu spielen.
Erst zurück unter vier Augen kam das frisch vermählte Paar wieder zu Worten, wobei es Amira war, die das Schweigen brach..und Ilyas das gutmöglich noch eine ganze Weile hinausgezögert hätte.
Es war ein leises, aber doch hörbares Ausatmen des kantigen Mannes, dessen Schultern aber zeigten wie sehr die Tage ihn strapaziert hatten. Er hasste das zunehmende Alter, den Körper, der ihm aufzeigte keine zwanzig mehr zu sein und der danach schrie mit schmerzlindernden Salben ins Bett gelegt zu werden. Wie ein Greis. Er hasste es.
Das Seufzen erklang und Ilyas drehte sich um. Sein Blick legte sich auf die hübsche Frau, die er die seine nennen durfte - musste. Sie wusste nichts von ihm, gar nichts…oder eben nur das was sie glauben sollte. Nichts von allem was Ilyas in seinem Innern stets mit sich allein ausmachte war ihr bekannt und es war eine schwerfällige Einsamkeit mit weiterer Last auf diesen müden Schultern. Was also antworten? Sein Blick fokussierte sich auf ihrer Gestalt, begutachtete einmal mehr aus der Distanz was ihm seit zwei Abenden gehörte seit er ihr die Schärpe abgenommen hatte und was er doch nie angerührt hatte.
Und noch ein Atemzug.
Tief.
Seine breiten Kiefer mahlten unter dem dunklen Bart mit den viel zu vielen weißen Verrätern darin.
Dann gab er sich einen Ruck und kam auf sie zu. Immer noch schweigend blieb er so nah vor ihr stehen, dass sein Fuß beinahe auf ihren getreten war und der Stoff seiner Kleidung ihre berührte. Eine der braungebrannten Hände hob sich, sonnengegerbt ob der Jahre, die er draussen als Gardist verbrachte…nein, das hier waren nicht nur die Hände eines Beraters, der mit Feder und Worten um sich warf, sondern Hände, die einst eingepackt hatten, Hände, die Aufstände niedergerungen und auch getötet hatten. Jene Hand ging an den Zopf, den sie entknotet hatte und fuhr durch das vom Wind und dem Tuch eher zottelige als seidige Haar, auch wenn er sich sicher war, dass es sonst andersrum der Fall war. Seine Finger dienten als grobzinkiger Kamm, verhedderten sich hier und da, aber er war vorsichtig und entknotete was es zu entknoten gab. „Ein Teil meines Zorns mag darauf gezielt haben, dass du es bestimmt hast ohne mich zu fragen. Das ist nicht richtig“, begann er seine Erklärung und fuhr fort, den Blick auf ihr dunkles Haar in seinen Händen gerichtet. „Ein großer Teil galt deiner Naivität. Du hast gesehen was sie angerichtet hat und magst dir vielleicht ausmalen wozu es hätte führen können. Ein entscheidender Teil meiner Wut aber ist gleichzusetzen mit Enttäuschung und hier zeigt sich womöglich meine Naivität, nahm ich doch an, das Schmuckstück wäre von emotionaler Bedeutung für dich."
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09-05-2024, 07:52 - Wörter:
Womöglich war es einem Überfall gleich gekommen, so rasch das Wort an ihn zu richten, denn selbst die Sekunden seit dem Schließen der Türe zählten wenig. Aber die Nervosität fraß sie innerlich beinahe auf, die Schwere der letzten Geschehnisse ungeklärt zwischen ihnen stehen zu lassen und nicht zu wissen, wie es weitergehen würde. Und hielt an, während er schwieg. Ilyas sah erschöpft aus, wie sich wohl ebenso fühlte, würde nicht das Adrenalin ihre Energie putschen. Sie hatten einen langen Ritt hinter sich und nun machte sie ihm hier noch den Abend schwer, plagte ihn mit Sorgen und sicherlich Unzufriedenheit über ihre Worte, über ihre Entscheidungen und alles, was sie tat. Wie könnte er da nicht frustriert mit ihr sein? Das mehrmalige Seufzen sprach Bände.
Doch dann kam Ilyas nahe, näher. Unsicherheit flackerte in ihrem Blick auf, denn Amira wusste nicht, was er von ihr erwartete. Dieses Mal hob sich seine Hand in ganz anderer Manier und war.. zärtlich? Viel zu intensiv nahm sie die Berührung wahr, die gar nicht ihre Haut berührte, und seinen Geruch in ihrer Nase, beinahe schon seinen Atem an ihrer Haut. Es würde reichen ein wenig ihr Gewicht zu verlagern und sie könnte ihm in die Arme fallen, ihren Wange an seine Schulter legen und einfach nur atmen. Einen sicheren Hafen finden, ihn mit ihrer Nähe spüren lassen, wie sehr sie ihre Tat bereute und versuchen wolle es wieder gut zu machen. Von Wein im Kopf ein wenig schummrig, weigerte sich Amira diesen als Ausrede für ihre Sehnsucht nach Nähe, die nichts mit Leidenschaft zutun hatte, zu akzeptieren und das Herz wog schwer. Könnte es sich so anfühlen, wenn er Gefallen an ihr fände?
Seine Worte straften sie mehr, als es die erhobene Hand getan hatte, und ließen Amira für eine Weile schweigen. Unfähig all das zu fassen, was er ihr gerade mitgeteilt hatte, und erdrückt von Schuldgefühlen. „Ich.. wusste nicht, dass es dir etwas bedeutet.“ Er hatte sie vor der Hochzeit gemieden, kaum gesprochen, nicht angesehen und währenddessen, danach zurückgewiesen. Mit welch positivem Gefühl hätte sie es verbinden sollen? Genau so gut hätte jeder Schmuck und jede Kleidung von einem beliebigen Diener ausgesucht worden sein, oder gar nur den Zweck erfüllen sollen, sie wie ein neues Pferd oder Kamel in den Stallungen zu schmücken, das man stolz der Außenwelt präsentieren wollte. Doch er hatte ihr nie den Eindruck vermittelt, stolz auf sie oder diese Bindung zu sein. Nicht ihre Großzügigkeit hatte ihn gestört, sondern seine Sorge bei der Gefahrensituation hatte überwogen, die Missachtung seines Geschenks ihn beleidigt. Amira atmete aus. Sie war sein Besitz und ihr Verhalten hatte seinen Besitz gefährdet, andere Hoffnung wagte sich nicht zu schöpfen. Denn das, was sie wollte, konnte sie nicht von ihm bekommen. Er hatte mehrfach klargestellt, dass er ihre Nähe nicht genoss, und dass er nicht bereit war ihren Wunsch nach Nähe zu erfüllen - nicht erfüllen zu wollen.
„Ich hätte die Geste deines Geschenks nicht missachten sollen und ich werde es wiedergutmachen. Ich möchte dich nicht nochmals enttäuschen“, und das entsprach der Wahrheit und ihren Mühen. War sie gedankenlos und geblendet von der Armut der Straßen gewesen, würde sie aufpassen nicht mehr achtlos mit seinem Eigentum umzugehen. Wenn es nicht um ihretwillen war, dann um seinetwillen. Dennoch war schließlich die Entscheidung sich nicht an seinen Körper zu lehnen, sondern einen kleinen Schritt zurück zu machen, sich der Sehnsucht zu widersetzen und um dem Schmerz einer abermaligen Zurückweisung zuvor zu kommen. „Das Pferd, die Stute, sie ist wunderschön. Hat sie bereits einen Namen?“ Und obwohl sie sich ein wenig seiner Nähe entzogen hatte, streichelten ihre Finger seine Hand an ihrem Haar, wie um die Berührung nach wie vor willkommen zu heißen, ehe sie mit der anderen zu dem Torbogen deutete, der in den Nebenraum führte. „Doch du bist erschöpft und möchtest dich sicher ausruhen. Wenn du es erlaubst, werde ich deine Haare waschen, oder ich ziehe mich zurück und falle dir nicht mehr zur Last.“ Seine Haut unter ihren Fingern war rau und erzählte von schwerer Arbeit früher Tage. Hatte er sich seinen Rang erst unter Widrigkeit verdienen müssen? Doch nun zog sie ihre Finger langsam wieder zurück, wusste sie doch, dass er von ihr nicht berührt werden wollte. Womöglich war es bereits zu viel gewesen.
Das Beisein der Gesellschaft hatte im Gegensatz zu ihm nicht die Wirkung mit sich gebracht, ihre eigene Anspannung zu verlieren. Die Hitze der Sonne, die Schwere des Kopfes und Schmerzen in den Gliedern würden ihren Tribut erst zollen, sobald Amira fähig war Entspannung zuzulassen und ihre Bedenken zu begraben. Selbst jetzt mochte zwar eine Schwere der Erschöpfung an ihr nagen, aber aus ganz anderen Gründen, als der körperlichen Energielosigkeit. Er erlaubte es nicht, ihn mit offenen Armen zu empfangen und im Halten und Gehaltenwerden eine Ruhe zu finden, gar ihm selbst zu schenken, indem sie ihre Mühen in dieser Partnerschaft nicht aufgab. Er war nicht ihre freiwillige Wahl gewesen, doch das bedeutete nicht, dass sie nicht versuchen wollte das zu sein, was er brauchte. Jetzt aber fand sie sich ohne klare Direktion verloren zwischen dem, was ihm nicht gefiel und dem, was er womöglich erwartete. Unschlüssig, wo ihr Platz eigentlich war und gleichzeitig im Wunsch ihm das zu geben, was er gerade benötigte.
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| Ilyas El Mansouri |
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09-05-2024, 22:11 - Wörter:
Worte konnten oft soviel mehr weh tun als Schläge. Natürlich war es unmöglich aufzuwiegen und jemand, der ständig geschlagen wurde, wie sicher einige des schwächeren Geschlechts oder Kinder es ertragen mussten, gerade in den unteren Gesellschaftsschichten…da wäre ein paar verletzten Worte wohl das was man sich am meisten wünschte. Gegen Worte konnte man lernen sich abzuschirmen, gegen Worte, konnte man eine Gleichgültigkeit entwickeln, den Kopf ausstellen, dem Herzen verbieten zuzuhören.
Amira aber wurde nicht geschlagen und ihr frischer Ehemann hatte sich augenscheinlich direkt vor ihren im Hof noch vor wenigen Stunden dagegen entschieden. Hatte er einen Grund gehabt? Womöglich. Ein Mann fand doch oft einen Grund und selbst wenn nicht..bedurfte es dann einer Erklärung? Ilyas Verstand war von wacher und reichlich wenig engstirniger Natur. Amira nun zu schlagen, hätte vielleicht seiner Wut Luft gemacht, sein Gewissen aber mit einer neuen Last gelegt, die vermutlich länger abhielte als die Wut verfliegen mochte.
Hätte sie sich nun gegen ihn gelehnt, wer weiß…womöglich hatte der Moment der Zweisamkeit in diesem Schlafzimmer, endlich wieder in vier Wänden, dazu der Duft des eingelassenen Bades und die Strapazen der letzten Tage..dazu beigetragen, dass er es zugelassen hätte. Doch es wusste eben niemand, vermutlich nichtmal der Hauptmann selbst, der so oder so am Ende stocksteif dastünde und die ungewohnte Nähe ertragen müsste.
Ihre Nähe - immer noch ein Graus, scheinbar.
Doch sie war es, die nun zurücktrat. Es überraschte ihn und fast hätte er den Zopf losgelassen, wäre es eben nicht nur dieser kleine Schritt ihrerseits gewesen, mehr eine Verlagerung ihres Gewichts, ein Wiegen von ihm fort. Fort.
Ihre Hand hielt seine an Ort und Stelle, auch wenn er für einen Moment das vermeintliche Kämmen ihrer dunklen Pracht einstellte und zusah wie ein ganzer Teil davon aus seiner Hand glitt, ehe nur noch ein paar Strähnen hellerer Spitzen in seiner Hand ruhte und er jene schloss als würde er den letzten Hauch davon festhalten, sie bei sich halten..ihr den Rückweg versperren.
„Ich hatte vor nur einmal in diesem Leben zu heiraten….“, er korrigierte sich sofort. „Ich hatte nie vor zu heiraten, aber ich habe dir mein Wort gegeben, meinen Namen und meinen Schutz. Mir bedeutet dieses Versprechen an dich etwas, weil ich meine Versprechen halte und mein Wort nicht breche“, es gab genügend Gelegenheiten in seinem Leben, wo dieses den El Mansouri genau in jener Tatsache strafte, er wollte nicht auch nicht in dieser Ehe ein Verräter sein. „Es bedeutet mir also etwas.“, schloss er seine Erklärung und nickte ihr Versprechen ab ihn nicht wieder zu enttäuschen. Er bezweifelte, dass sie es schaffte.
Ihre kleinen Finger strichen über die ledrige Haut und seine dunklen Augen beobachteten das Tun bis sie es abbrach und die letzte Bindung damit kappte.
Seine Brauen zogen sich zusammen, vielleicht weil er über ihr Angebot nachdachte, vielleicht aber auch, weil er unzufrieden damit war dass sie sich zurückzog und schlussendlich unzufrieden mit sich selbst es überhaupt zu bemängeln. Es musste ihm egal sein. Es war soviel leichter wenn sie keinen Kontakt suchte und es ersparte ihr die Verlegenheit seiner ewigen Zurückweisung.
Er wirkte erschöpft auf sie. Worte taten weh. Da war man wieder bei dem Thema..
Nichts lieber würde er mehr verheimlichen als den Altersunterschied zwischen ihnen, doch war es nicht so, als habe er sich aus falschem Eifer eine blutjunge Braut gesucht, die seine Tochter sein könnte ohne sich dafür angestrengt haben zu müssen. Ilyas wäre nicht Ilyas, würde er sich nun echauffieren und dagegen sprechen, weil sein Ego die unterschwellige Beleidigung nicht ertrug. Aber konnte ein Fakt überhaupt zur Beleidigung werden? Wenn das Ego es nicht verkraftete definitiv. Ilyas diente einem König, dessen Inneres so wankelmütig und angeknackst war, dass alles eine Beleidigung sein mochte.
„Wasch es…und rasier es, wenn du das kannst. Morgen treffen wir auf die Prinzessin“, da wollte er zumindest den Bart gestutzt haben. Ordentlich sollte er sein, abnehmen würde er ihn wohl niemals mehr in diesem Alter. Er ließ es wie eine Beiläufigkeit klingen, aber im Grunde bat er um ihre Gesellschaft..oder gestattete ihr die seine als er nun rüber in das angrenzende Zimmer ging, wo der Badezuber befeuert worden war und die Dämpfe mit ätherischen Ölen die Luft aller Räume längst erfüllten.
Er verspürte keine Hemmung oder Scham als er sich seiner Waffe und dann der Kleidung entledigte, etwas, was sie zuvor noch nicht gesehen hatte…hatte sie ihn doch aus seinem eigenen Schlafzimmer verbannt. So war es nun das erste Mal, dass sie den kräftigen Körper des ehemaligen Militärs und all die sich darauf befindlichen Narben sehen konnte. Braun gebrannt und immer noch muskulös, zeigte sich das was nun Amira gehören sollte …und kurz darauf im Badewasser bis zum Hals versank. Es war eine Wohltat sich den Sand vom Körper zu waschen und die Wärme des Wassers verhieß einen entspannten, baldigen Schlaf. Ilyas nahm sich den Moment mit geschlossenen Augen. Ob sie nun herantrat oder doch die Flucht vor ihm ergriff..es kümmerte ihn nicht. Er genoß.
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| Unregistered |
| Amira El Mansouri |
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10-05-2024, 15:39 - Wörter:
Unklar und diffus flammte etwas in ihrer Erinnerung auf. Es waren keine Worte, sondern Gefühle von Schwere und Trauer, von Verlust und Bedauern. Amira vermochte sich nicht mehr an die Erzählung selbst zu erinnern, aber an ihr Empfinden dabei und ihr Mitgefühl für ihn, das sie gemeinsam mit seiner jetzigen Korrektur verband. Er hatte einst geliebt. Ihr wurde klar, dass sie viel zu viel verlangte und ungerecht ihm gegenüber gedacht hatte. Hätte er sich plötzlich Hals über Kopf verlieben sollen nur, weil sie an ihn gebunden war? Das hätte ihr niemals gefallen können. Es wäre an ihr Heofader auf Knien dafür zu danken, dass ihr ein Mann geschenkt wurde, der nicht einem jeden Augenaufschlag den Hof machte, sie auf ihren Körper reduzierte oder sein kaufmännisches Ego gleich seinem dicken Bauch vor sich trug. Jederzeit hatte er ihre Wünsche respektiert, ihre Wunden versorgt, sie vor Gefahren bewahrt. Er gab so viel mehr, als sie jemals hätte erwarten können. Wie blind und taub war sie doch gewesen.
Bereits während sie ihm in den Nebenraum gefolgt war, lösten ihre Hände die Dupatta von ihrem Körper und schoben den Stoff von den Schultern, um ihn sorgsam gefaltet auf der Kommode im Schlafzimmer abzulegen, die nahe dem Torbogen stand, damit der edlen Kleidung nichts geschehe. Tatsächlich hatte Amira nie einen Gedanken an den Altersunterschied verschwendet, denn nicht nur schienen ihr jüngere Altersgenossen, die ihr im Palast begegnet waren, ungestüm und weltfremd, andererseits war er ein stattlicher Mann, der sich nicht in Konkurrenz zu denken brauchte. Und Amira bemerkte, wie er mit jedem Kleidungsstück, das seinen Körper verließ, immer attraktiver wurde. Die Sonne mochte ihren Tribut gezollt haben, die Kämpfe seine Haut geschunden, aber er war stark und erhaben, sie wollte ihn zu gerne berühren. Um ihn nicht zu sehr bei seinem Tun zu beobachten, wandte sie sich der kleinen Eisenschale zu und tröpfelte ein wenig des Duftöls nach, das von der darunter stehenden Kerze erhitzt wurde und sein Aroma im Bad verteilte. Die Luft war von den Dämpfen warm und schwer geworden und lockten effektiv zur Entspannung ein.
Erst, als sie anhand des Geräusches von Wasser gehört hatte, dass er in die Wanne gestiegen war, holte sie schließlich Notwendiges heran. Einen kleinen Schemel zum Sitzen, eine seifenartige Mixtur und Öl, einen dünnen Kamm mit einer kleinen Klinge, schärfer als jeder Säbel. Ein leerer Eimer wurde außen unter seinem Hinterkopf abgestellt und in einem Krug kühlte sie das kochende Wasser auf eine angenehme Temperatur herab, ehe sie schließlich an dem Kopfende des Zubers auf dem kleinen Hocker Platz nahm. Amira rollte ein weiches Leinentuch, das wohl eingewebte Wollfäden besaß, und griff Ilyas sanft in den Nacken. „Hier, das ist bequemer.“ Sie schob es in Position, damit er seinen Kopf darauf ablegen konnte und der zwar abgerundete, aber härtere Holzrand ihm nicht unangenehm wäre. Zunächst begann sie das Haar zu befeuchten und genoss es, ihre Finger sorgsam in seine Locken, die ob der Feuchtigkeit stärker zutage traten, sinken lassen zu können. Amira nahm sich die Zeit die Seife langsam und wohltuend in die Kopfhaut einzumassieren, um sie danach genau so gründlich wieder hinaus zu spülen. Sorgfältig, auf dass nicht ein einziger Tropfen über seine Stirn in das Gesicht fließen würde und ihn stören sollte. Nachdem sie die Restfeuchtigkeit mit einem Tuch abgetupft hatte, teils aus etwas längeren Strähnen gequetscht, reichten wenige Tropfen Öl verrieben auf der Handfläche aus, um es dann geschmeidig glänzen zu lassen.
Ihr gefiel es, sich ihm auf diese Weise widmen zu können, weswegen sie sich Zeit für jeden Schritt und alles Weitere nahm, zugleich bemüht so wenig seine Entspannung störend, wie es ihr möglich war. Mithilfe des Kamms stutzte sie längere Barthaare auf eine Länge zurück, und mit Vorsicht wurde die scharfe Klinge an seiner Haut bedient, dass es sich gar womöglich nur wie ein Seidentuch anfühlen würde. Ebenso hatte Amira darauf geachtet, dass keine Haare in seinem Badewasser landeten, sondern die einzelnen Härchen in den Eimer zu ihren Füßen fallen gelassen. Eine milde Salbe sollte die Hautstellen vor jeglicher Reizung bewahren, die wohl schon bereits eingezogen war, als sich ihr Daumen immer noch über seine Wange bewegte. Amira stellte den Tiegel ab und beugte sich ein wenig nach vorne, so dass sie Ilyas in einer lockeren Umarmung von hinten umfassten, die Arme bis zum Ellbogen somit ins Wasser getaucht und die Hände an seinen Schlüsselbeinen abgelegt. Es war eine langsame Bewegung gewesen ohne die Intention es einem Überfall gleich zu machen, indem ihre Finger abließen die Salbe weiter zu verteilen, über den Hals tiefer auf die Schulter glitten und wie selbstverständlich ihre Arme nachgezogen hatten. Ihr Kopf neben seinem, küsste sie ihn mit Geduld und zärtlich auf die Schläfe. „Ich danke dir“, flüsterte sie so leise, dass man es schon in zwei Metern Entfernung kaum mehr hätte hören können, „du bedeutest mir mehr, als der Schmuck.“
Amira zog ihren rechten Arm ein wenig zurück nur, um ihn leicht angewinkelt auf dem Rand des Zubers ablegen zu können. Ihre Hand blieb jedoch regungslos an seiner Schulter, denn sie wollte nicht, dass er sich manipuliert fühlte. Stattdessen legte sie ihren Kopf an ihrem Oberarm ab, bemerkte, was sie vermisst hatte: Ruhe. Vielleicht erwartete er, dass sie ging und ihn alleine ließ, vielleicht wäre es angemessen gewesen. Aber sie wollte nicht. Ilyas Gegenwart tat ihr gut und die lang ersehnte Entspannung drang in ihre Glieder, so unbequem ihre aktuelle Sitzposition auch war, so hart der Schemel, so verdreht ihr Körper. Sie konnte ihre Augen schließen und dennoch seinen Atem hören, seine Haut unter ihren Fingern spüren und wissen, dass er hier war. Sie mochte in diesem Moment einfach nur in seiner Gesellschaft bleiben und vielleicht, würde es ihm irgendwann auch gefallen sie um sich zu haben.
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13-05-2024, 11:02 - Wörter:
Vermutlich war Ilyas auch zu alt, zu erfahren und reif, um sich schlicht aufgrund von Amira überragender Schönheit zu verlieben. Zweifelsohne empfand er die Frau, die Ridvan ihm so großzügig vor die Füße geworfen hatte wie ein flatterndes Huhn oder gar leblose Seide, als schön. Sie war jung, besaß einen traumhaften Körper und wenn sie den Mund aufmachte hatte man nicht das Bedürfnis ihn ihr zu verbieten oder ihr einen Sack über den Kopf zu stülpen.
Für Schmetterlinge in seinem Bauch konnte all das aber nicht sorgen - das war wirklich zu viel verlangt und Ilyas käme wohl auch nicht auf die Idee sich derart Hals über Kopf darauf einzulassen einer Frau soviel Macht über sich und seinen Verstand zu geben. Schon gar keine, die vom König geschickt war und sicher auch vorher schon Männern Dinge entlockt haben sollte. Ihm würde sie nichts entlocken. Ihm würde sie nichts nachweisen. Kopfschmerzen aber bereitete sie ihm nun schon wenn er daran dachte sein eh schon schwieriges Doppelleben nun auch noch auf die Anwesenheit einer Ehefrau anzupassen.
Trotzdem und auch wenn es meistens nicht den Anschein machte, zumindest jetzt versuchte er sich wirklich auf sie einzulassen. Ihrer Bitte nachzukommen und ihr diesen Hauch von ehelicher Zusammenkunft zu gewähren. Es war mehr, näher und intimer als alles zuvor…sah man von ihrem halbnackten Körper im Zelt ab, den er allerdings kaum hatte sehen können, noch beachten wollen. Selbstbeherrschung hieß hier die Devise und die verlangt ihm ernsthaft alles ab.
Er bettete den Kopf auf das Handtuch um, was tatsächlich eine Wohltat war und mit simplem Handgriff erreicht. Die Augen weiterhin geschlossen, fühlte er ihren Berührungen nach und die waren zweifellos angenehm und etwas, was er sich viel zu selten gestattete. Auch wenn Ilyas nicht im Zölibat lebte, Frauenbesuche zuließ und Badehäuser seiner Heimat besuchte, der durchweg realistische Mann machte sich da gar nichts vor…eine bezahlte Dienstleistung blieb eine bezahlte Dienstleistung, unbeirrt dessen, dass es sich dabei um eine ziemlich intime Form handelte.
Es war eine Wohltat den Sand, Schweiß und einfach nur die trockene Hitze der beiden Tage vom Körper zu waschen. Die Haare befeuchtet, nun wieder duftend, weich und gekämmt. Ein schönes Gefühl auf der Kopfhaut und jede Berührung der Fingerspitzen ein kleiner Schauer. Wenn Amira aufmerksam war, konnte sie vielleicht die Gänsehaut bemerken, die die Behaarung seiner Arme aufstellte und sich bis in seinen Nacken zog.
Die Rasur lief ohne Komplikation, das stellte sich als praktisch heraus, war sein nüchterner Gedanke. Eine Frau, die ihn rasieren konnte, war eben genau das…praktisch. Es gab schon einige Details, die das Leben in einer Ehe durchaus positiver machte…man musste nur gewillt sein sie gegenüber den negativen aufzustellen und auch sehen zu wollen. Auch in dem Punkt war Ilyas weder naiv noch zwanghaft anti eingestellt…er blieb sich treu in seinem Dasein als nüchterner Analytiker.
Die Salbe und das Ritual des Eincremens …unnötig langgezogen, das stand außer Frage, wurde aber nicht bemängelt. Stattdessen atmete er die Öle ein, fühlte weiterhin ihren Händen und zarten Fingern nach und erst als sie an ihm hinab wanderten, unschuldig auf die Höhe seiner Schultern und Brust, hielt er für einen Moment den Atmen an..nur um die kurze Anspannung wieder abzuschütteln, als Amira ihren Platz um ihn herum geschlungen fand. Ein neues, verbundenes Gefühl und eine Ruhe, die auch ihm so willkommen war wie nichts anderes in den letzten Tagen…nein Wochen. Einfach atmen. Die Stille genießen, atmen und fühlen..ihre Atmung und ihre Hand auf seiner Haut. Seine Hand schloss sich fester um den beschlagenen Rand des Badezubers. Sein Kopf drehte sich seitlich in die entgegengesetzte Richtung ihres Gesichts, seine Wange fand den freien Oberarm, der sich weich von junger Haut und Öl an seine frisch gestutzte Wange schmiegte. Seine Hand fuhr über ihren Unterarm dem eigenen Gesicht in feiner Spur entgegen, eine Bewegung so zart…während die andere Hand verzweifelt nach Beherrschung suchte.
Atmen. Die Augen geschlossen halten. Sie gehörte ihm. Sie würde ihm auch dann noch gehören. Bald.
Er hielt den Augenblick aufrecht und ließ die Minuten vergehen bis tiefe Zufriedenheit einkehrte.
Er erlöste sie aus der Position, die sie so tapfer aufrecht hielt, nur um ebenfalls den Moment nicht zu zerstören, als er zu ihr sprach ohne sie anzusehen..stattdessen waren es seine Lippen, die sprechend unter den Worten die dünne Haut der Innenseite ihres Oberarmes berührten. „Das Wasser kühlt rasch. Darf ich dich ansehen?“
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