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In a world of thieves
07.08.1016 - 11:00
War makes thieves, an peace hangs them
Zosia Marsili Willard Sutherland

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Zosia Marsili
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#1
Es half ja doch nichts. Wenn man darauf wartete, bis jemand von offizieller Seite zu Hilfe käme, nein, da war man besser dran, wenn man sich selbst um alles kümmerte. Das war zumindest Zosias Einstellung was das Aufräumen der Taverne anging. So frohen Mutes, wie es die Situation eben zuließ, hatte sie sich bereits in der Früh überlegt, welche Aufgaben sie heute in Angriff nehmen sollte. Von wollen war da weniger die Rede. Aber, was muss, das muss nunmal. Wie immer hatte sie sich ein kleines Frühstück zusammen gebastelt und auch für den Vater etwas Nahrhaftes bereitet. Fast drei Wochen war es nun her. Und ja, er sah schon deutlich besser aus. Zumindest die blauen Flecken hatten mittlerweile mehr die Farbe von schimmligem Käse und nicht mehr von Veilchen. Aber er ächzte und stöhnte immer noch bei jeder Bewegung und der Atem rasselte mehr, als es der Tochter lieb war. Sie vermerkte in ihren Gedanken, dass sie sich doch nochmal bemühen sollte, eine Wanderheilerin zu holen, so denn noch eine in Eastergold Meadow anwesend war.

Während sie also dem Vater einige Löffel einer mittlerweile etwas erkalteten Hühnersuppe einflößte, erzählte sie ihm munter von ihrem Vorhaben. Er sollte ja nicht das Gefühl bekommen, dass er keinen Einfluß mehr hatte auf sein eigenes Geschäft. "Wenn es heute etwas lauter wird, wundere dich nicht. Ich hab mir vorgenommen die Küche und Speisekammer endlich etwas aufzuräumen. Zumindest mal zusehen, dass all die Speisereste endlich auf den Kompost kommen, anstatt auf dem Fußboden zu verrotten." plapperte sie drauf los. Der Vater hatte mit dem Löffel im Mund kaum Möglichkeit zu antworten. "Gianni und Lorenzo haben gesagt, sie helfen mit. Ich glaub sie wollen sich nur vor den eigenen Verantwortlichkeiten drücken, aber mir solls recht sein für einen Tag." Die Kinder von Galla waren mittlerweile auch schon Burschen im besten Teenager-Alter und nutzten die unruhige Stimmung in der Stadt für ihren eigenen Nutzen. Solange sie mit anpackten, konnten sie zumindest keinen größeren Unfug anstellen. "Zia Zosia!" hörte sie die Halbstarken schon von unten rufen. Na zumindest punkteten sie mit Pünktlichkeit! "Ich muss los, Papa, ich seh später wieder nach dir." gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn, stellte noch einen Becher Wasser auf den Nachttisch und eilte die Treppen hinab.

"Grüß euch Burschen! Danke, dass ihr mir helft." lächelte sie die beiden an und wuschelte dem Jüngeren, Gianni, gleich mal durch die wild abstehenden Locken. "Ziaaa! Lass das, meine Frisur" nörgelte der gleich rum während er sich die Strähnen wieder glättete. "Also, ich würde euch bitten, dass ihr euch die Küche vornehmen. Keine Sorge, die ekligen Sachen mach ich" schob sie die beiden Richtung Küche, wohlwissend, dass keiner der Jungs auch nur einen Finger mit vergammelndem Obst dreckig machen würde. "Ihr könntet mal Anfangen den Schutt ein wenig zu trennen. Einen Haufen Holz, einen Haufen Metall, einen Haufen mit Stoff. Schaut, ob noch irgendwas davon brauchbar ist und hin und wieder tragt ihr mir einen Kübel mit den Abfällen zum Kompost, gut?" als ob sie viel Mitspracherecht hätten, hah!

Fest entschlossen band sich Zosia ein Tuch um die Haare und eine Schürze übers Kleid. Mit je einem Kübel in der Hand ließ sie die beiden Neffen in der Küche zurück und begann in der Speisekammer die Reste von Lebensmitteln in unterschiedlichen Graden der Dekompostierung zusammen zu sammeln. Kohlköpfe, Äpfel, Zwiebelbündel, Knoblauchzöpfe, es war wirklich zum Weinen, wieviel Essen hier einfach aus Jux an der Zerstörung vergeudet wurde. Das war doch Geld und Mühe, das nun belanglos am Boden verstreut herum lag. Schämen sollten sie sich, die Vandalen. Vielleicht sollte sie den Fürstenprinzen mal darauf ansprechen, ob denn die Banausen auch bestraft werden! Egal, die beiden Eimer waren schnell voll. Während die Burschen in der Küche artig die Schuttmaterialien in eigene Häufchen trennten, machte sich Zosia anfangs noch selbst auf den Weg zum Komposthaufen in der Ecke des für eine Taverne in der Stadt doch recht ansehnlichen, aber überschaubaren Innenhofgarten. In der Mitte stand ein Brunnen und in einer anderen Ecke ein Hühnerkobel. Die gefiederten Vögel selbst, von denen es auch nur noch läppische drei an der Zahl gab, liefen gackernd durch das fleckige Gras.

So verging die Zeit wie im Fluge. Aber dass es einmal einen Tag ohne Zwischenfälle geben würde, das wäre ja auch fast zu schön gewesen! "Zia! Zia! Zia!" stürmte Lorenzo aufgeregt in die Küche "Was denn Lorenzo? Was ist denn los?" wenn der sonst so ruhige Bursch einmal derart aufgebracht war, musste schon etwas dramatisches passiert sein. Zosia wischte sich die Hände an der Schürze ab. "Durchatmen, sag schon." aber eigentlich brauchte es keine Aufforderung. "Die wollen die Hühner stehlen!" Jetzt wars aber mal genug! Mit grantigem Elan hastete Zosia hinaus in den Garten und konnte gerade noch erkennen, wie zwei ältere Jungs verzweifelt den Hühnern über den Hof nachjagten. Wo war nur ihr treuer Besen, wenn sie ihn brauchte! "He! Was soll das! Schleicht euch, aber schnell!" wachelte Zosia mit den Armen herum. Und trieb blöderweise damit die Hühner genau auf die beiden Eindringlinge zu. Einer, wohl etwas geschickter als der andere, schnappte sich unter einem triumphalen Aufjohlen ein Huhn. Damit war ihr Plan geglückt. Eben so schnell wie sie scheinbar im Garten aufgetaucht waren, traten sie auch wieder den Rückzug an. Hatte wer vergessen das Seitentor zu schließen? Sie konnten ja nicht über die Mauer... fix, sie selbst hatte das Gatter nicht richtig repariert. Der wohlmeinende Glauben, dass hier doch eh nichts mehr zu holen war und die Reparatur daher ein wenig warten könnte, war hiermit eindeutig widerlegt. Großartig.

Zosia versuchte die Verfolgung aufzunehmen, aber allein würde sie das nicht schaffen. "Gianni, Lorenzo, ihnen nach!" Zu dritt hätten sie mehr Chance und außerdem waren die Neffen um einiges energievoller und schneller als sie. Ums Gebäude, die Seitengasse entlang und dann auf die Hauptstraße. "Passt auf! Und wenn ihr eine Wache seht..." aber die Burschen waren allesamt schon weit im Getümmel des Tages verschwunden. Zosia konnte nur hoffen, dass sie ihre Neffen jetzt nicht auch noch ins Unglück gejagt hatte. Wer weiß, wohin die Diebe unterwegs waren oder in welchen zwielichtigen Ecken sie sich verkriechen wollten. Zosia atmete hastig, ungeübt solch körperlicher Anstrengung, und nun? All das wegen einem mickrigen Suppenhuhn?
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Willard Sutherland
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#2
Die letzten anderthalb Wochen war zunehmend Ruhe in das Stadtbild, das mit vereinzelten Trümmerbauten und leerstehenden Häusern noch von der Nacht der rechtmäßigen Rückeroberung zeugte, gekehrt. Das Frühlingsland kümmerte sich um seine Bürger, egal ob in Spring’s Court, Penwick oder wie hier in der jüngst zurückeroberten Stadt Eastergold Meadow. Auch wenn die Bürger jenes zuletzt genannten Ortes wohl erst nach einiger Zeit wieder volle Abgaben zu leisten vermochten, stand ihnen schon jetzt während der Schonfrist wieder das zu, was der Staat ihnen im Gegenzug dafür versprach. Sicherheit. Die Sicherheit dieses Fürstentums war nun zu Willards Aufgabenbereich geworden und so hatten auch die Männer, die sich für die neu zu etablierende Stadtwache gemeldet hatten, unter seiner Führung einen guten Teil zur Ruhe beigetragen.

Gerade jetzt in den ersten Wochen und Monaten würde aber auch Willard als Hauptmann selbst Präsenz zeigen müssen. Die Bevölkerung sollte das Gesicht des Mannes kennen, der einerseits für die Durchsetzung der Gesetzte des Adels sorgte aber anderseits auch für die Belange des einzelnen, aufrichtigen Bürgers einstehen sollte. Seine Rundgänge ließen ihn dabei nicht nur die Menschen hier, sondern auch die Stadt selbst kennenlernen und verschafften ihm außerdem einen direkten Eindruck von der aktuellen Lage und Stimmung der Bevölkerung. Der Marktplatz im Stadtzentrum war dabei ein Ort, der sich besonders gut dafür anbot, wenn man sich einen Überblick über die Bedürfnisse der Leute hier verschaffen wollte. Das Warenangebot, der Aufbau der Stände und schon allein die Art und Weise, wie miteinander gesprochen wurde, lies einen schnell erkennen, wo man genauer hinsehen sollte.

Mit seiner Größe und Statur fiel es dabei so schon schwer, in einer Menge unterzutauchen. Wenn man wie Willard nun auch noch eine ansehnliche Rüstung samt Bewaffnung und grünem Umhang trug, wurde es dann definitiv eine Herausforderung, kein ausschließlich bedrohliches Bild abzugeben. Da half es auch nicht, dass er den Federgeschmückten Helm unter dem Arm trug. Was aber half, war sein Erscheinungsbild zu akzeptieren und damit ein gutes Zeichen zu setzen, denn am Ende waren es Taten, die erkennen ließen, dass hinter dem Stahl auch ein menschliches Herz schlägt. „Lasst euch kurz helfen, gute Frau.“, wandte er sich deshalb an eine ältere Frau, die gerade versuchte ihren Stand mit einem Wimpel zu dekorieren, aber nicht ganz an die oberen Balken des Holzverschlages herankam. Trotz anfänglichen Zögerns erntete der Hauptmann damit nicht nur interessierte Blicke der Umstehenden sondern sogar das ein oder andere Lächeln, als er die Schnur recht einmal um den Balken band und ganz ohne Hektik mit einem Knoten fixierte, fast so, als würde er erreichen wollen, dass die Bürger der Stadt auch genau das in ihm erkannten. Denn es waren Taten, die einen Menschen ausmachten. „Habt meinen Dank.“, sprach die Händlerin dann und schien es auch so zu meinen. Aber gerade, als Willard nur lächelnd abwinken wollte, durchbrach ein Aufschrei seine Edlen Intentionen und ließ ihn herumfahren.

„Hey!“, donnerte die Stimme des Vierzigjährigen der Quelle der Unruhe hinterher, als dieser sich auch schon in Bewegung setze, um die Verfolgung der beiden Halbstarken aufzunehmen, die es mit einem Huhn in der Hand so eilig hatten, dass sie nicht mal davor Halt machten, eine junge Frau und ihr Kind umzurennen. Eine Frau und ihr Kind hatten auch während er Eroberung auf diese Art ihr Leben lassen müssen. Nein, daran durfte er gerade keine Gedanken verlieren, zog daraus aber die Energie noch ein wenig schneller zu sprinten. Man konnte meinen, dass er beinahe zu alt für diesen Job war, doch trugen seine Beine ihn noch immer so schnell wie sie es in jüngeren Jahren getan hatten. Es blieb dennoch eine Herausforderung den beiden Jungspunden hinterherzujagen. Ihren Verfolger bemerkt setzen die Flüchtigen auch noch einmal einen Zahn zu und bogen kurz darauf in eine Seitenstraße ab, in der Hoffnung, den alten Mann dort abschütteln zu können. Tatsächlich, Willard hatte sie aus den Augen verloren und sie mussten nur noch ein passendes Versteck finden oder Glück haben und die nächste Abbiegung nehmen. Der Vierzigjährige hielt in der Gasse inne. Sie waren verschwunden. Willard zog die Augenbrauen zusammen und sah jeden Winkel dieses Ganges genau ab. Unmöglich hätten sie das Ende der Gasse erreicht haben können, bevor er hier gewesen war. „Der Ritter!“, tönte es dann von hinten. Willard drehte sich aber nicht um. Es war die Stimme eines Kindes, die auch einfach nur eine Ablenkung hätte sein können. Käme er zu nahe, würde er ihn hören. Willard setzte einen Fuß vor den anderen, so bedächtig, dass er jedes Geräusch vernehmen würde. Der Bengel hinter ihm blieb wo er war, braves Kind. Aber wo waren die anderen zwei? Ein gackern durchbrach die Stille. „Scheiße! Lauf!“, schallte es kurz darauf aus einem Eck, an dem Willard vor wenigen Sekunden vorbeigeschritten war. Überrascht fuhr der Hauptmann herum und sah die Hühnerdiebe wieder flüchten. Ihre Beute hatte sie verraten, aber sie hatten freie Bahn und auch der kleine Mann, der eben noch nach dem gerüsteten Mann rief, schien getürmt zu sein. Er war am schnaufen, doch die beiden würde er nicht davonkommen lassen und setzte sich noch einmal vollen Elans in Bewegung. Aber jetzt waren sie schneller als er.

Und dennoch, heute sollte er gewinnen. Kaum hatten die beiden Hühnerdiebe das Ende der Gasse erreicht, zog es ihnen einen nach dem anderen den Boden unter den Füßen weg und sie flogen in hohem Bogen vornüber mit einem unfreiwilligen Hechtsprung in Richtung der Pflastersteine. Nur das Huhn begann zu flattern und konnte sich der Schwerkraft zumindest für einen kurzen Moment wiedersetzen. Ein triumphierendes „Jah!“ ertönte hinter beiden Ecken gefolgt von einem „Du fängst das Huhn!“. In diesem Moment begriff auch der Hauptmann was passiert war und ehe er die beiden Unglücksraben erreicht hatte, war da auch wieder der Junge, der eben noch hinter ihm gewesen war und nach ihm gerufen hatte und nun mit einem Stecken über den beiden Ganoven stand, während ein etwas kleinerer sich auf das Huhn stürzte. Blitzgescheit hatten sie einfach eine Schnur gespannt. „Liegen bleiben, sonst tut es weh!“, drohte er den Halbstarken, die dankbarer weise schon Bäuchlings auf dem Boden lagen und scheinbar noch nicht ganz verstanden hatten, was passiert war. Kurzerhand hatte der erfahrene Ritter den ersten Verschnürt, ohne dabei seine beiden scheinbaren Hilfsscheriffs aus den Augen zu verlieren. Als sich dessen Komplize dann jedoch besann und erneut zu flüchten versuchte, erntetet dieser nur einen Griff an den Hals, der ihn recht schnell wieder schmerzhaft zu Boden brachte. Willard kommentierte diesen Versuch seiner Gewalt zu entrinnen nicht einmal, hatte er es angekündigt und bereits mit weiterem Unfug gerechnet. Erst als er die zwei an Händen und jeweils einem Bein zusammengebunden hatte, stand er wieder auf, um nun auch die beiden kleineren Jungs genauer zu betrachten, die mittlerweile doch etwas eingeschüchtert waren. „Gute Arbeit.“, merkte er mit einem Schmunzeln an. „Ich nehme an, das ist euer Huhn?“, fragte er kurz darauf. „Tante Zias“, ergänzte der ältere das Nicken des jüngeren. „Dann gehen wir mal zu ihr.“, legte der Hauptmann das weiter Vorgehen fest und half den Gefesselten auf die Beine. „Sie ist im Travelers Inn“, folgte vorbildlicher weiße auf seine Anweisung. Jetzt nickte Willard zufrieden, denn dort wollte er eh noch hin und jetzt wusste er auch wer sich hinter „Tante Zia“ verbarg. Den Namen der Wirtstochter hatte er bereits schon ein paar Mal vernommen.

„Ziaa!“, ertönte es nach geraumer Zeit des Wartens im Chor und ließ einen beinahe von allein in Richtung des Trosses blicken, aus dem sich nun zwei furchtbar stolz dreinblickende Burschen lösten, um auf ihre Tante zuzustürmen, wobei einer von ihnen noch immer den Stecken und der andere das Huhn in den Händen hielt. „Wir haben sie! Wir haben sie!“, jubilierten beide und verkündeten das offensichtliche und holten schon aus, um die ganze Geschichte zu erzählen. „Dann seid ihr also Zosia Marsili.“, meldete sich dann der gerüstete Mann mit den beiden Gefangenen im Schlepptau zu Wort, nachdem er angekommen war und die beiden Jungs fertig waren – oder eben von ihrer Tante unterbrochen wurden. „Lord Willard Sutherland, der neue Hauptmann dieser Stadt.“, stellte er sich in freundlichem Ton der Wirtstochter und ihren Jungs vor. „Und die beiden kennt ihr auch schon?“, deutete er auf die gefesselten. Wobei man jetzt erst erkannte, dass es keine zwei Knaben, sondern ein Junge und Mädchen waren, wohl beide etwa 15 bis 16 Jahre alt.
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Zosia Marsili
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#3
Die Sorge um die beiden Neffen lichtete sich alsbald. Jetzt, da sie ihr aus den Augen gelaufen waren, konnte Zosia ohnehin nichts mehr tun, um ihnen zu Hilfe zu kommen, sollten sie sich in eine brenzlige Situation bringen. Nur ehrlich gesagt bezweifelte die Wirtstochter ganz stark, dass es je eine Situation geben könnte, die für die beiden Strolche brenzlig genug sein würde. Gianni und Lorenzo waren typische Stadtkinder, gewohnt auf den Straßen ihren Tag zu verbringen, hatten sie recht schnell gelernt ihre Umgebung im Auge zu behalten und welche Ecken und Gassen es zu meiden galt. Außerdem gehörte als Elternteil - oder eben Tante - eines solchen Schlingel-Duos eine gewisse Dosis an vernünftigem Vertrauen und das richtige Maß an lehrreichen Konsequenzen dazu, wollte man ihnen nicht dauernd auf die Finger schauen müssen. Meistens waren sie ohnedies gut in den diversen Familienbetrieben eingespannt. Wenn nicht, nunja, das würde Zosia alsbald erfahren, wenn sie denn heil wieder nach Hause kämen.

Ihr blieb also nichts anders übrig als vorne wieder in die Taverne einzukehren und sich weiter an das Ausmisten der Küche und der Speisekammer zu machen. Es half ja nichts nun in sorgenvolle Gedanken zu versinken. das verrottende Gemüse hüpfte nicht von alleine auf den Kompost. Dennoch konnte sie es nicht vermeiden immer wieder auf die einzige Uhr im Gebäude zu spähen. Wenn sie alsbald nichts von ihnen zu hören bekam, musste sie sich vielleicht doch noch wohl oder übel an die Suche machen oder, schlimmer noch, ihrer Schwester davon erzählen, dass ihr die Kinder abhanden gekommen waren. Nein, nein, den tadelnden Blick der Älteren wollte sie lieber vermeiden. Nach einigen Runden mit Kübeln voller schimmliger Käse und Wurtsresten, zermatschten Kohlköpfen und suppenden, ehedem in Essig eingelegten Gurken und Zwiebeln, hielt sie es aber dann doch nicht aus nicht zu wissen wo die beiden Burschen - und das Huhn - geblieben waren.

Gerade aber, als sie sich die Hände an der Schürze abwischte und mit festem Schritt durch den Schankraum zur Eingangstüre eilte, wurde diese auch schon mit freudigem Elan aufgestoßen, so eifrig, dass die Angeln trotzig ächzten und das wehe Holz gar furchtbar knarzte. Zosia wusste nicht, wohin ihr Blick erst gehen sollte. Zur beleidigten Türe, die sie eigentlich momentan noch nicht tauschen wollte. Oder zu den beiden aufgeregten Neffen, die mit stolz geschwellter Brust und einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen kaum erwarten konnten zu erzählen, was passiert war. Oder zu dem stattlichen Mann in Rüstung, der ehrfurchtgebietend hinter den Burschen in der Tür stand. Oder zu den beiden eher geknickt wirkenden Halbstarken, die gefesselt und ganz kleinlaut vor dem Soldaten hergeschoben worden. Das Huhn, Grund des ganzen Aufruhrs, hatte sich längst freigestrampelt und protestierte mit lautem Gegacker gegen den unfreiwilligen Ausflug, bis es schließlich von selbst den Weg in den Hintergarten fand.

Absurd. Mehr viel der jungen Wirtin zu der ganzen Szene vor ihr nicht ein. Absolut absurd, was sich ihr hier präsentierte. Mit offenem Mund ungläubig von einem zum anderen starrend, brauchte sie erst eine Weile, bis sie einer Antwort auf die Ansprache des Wachmanns fähig war. "Äh..... guten Morgen, Lord Sutherland, neuer Hauptmann der Wache." war sie scheinbar immer noch nicht ganz bei der Sache. Gianni und Lorenzo sahen ganz hibbelig zwischen den beiden hin und her, bald würden sie platzen, wenn sie nicht endlich ihre Geschichte erzählen durften. Den seltsamen Begrüßungs-Akt zwischen den beiden Erwachsenen konnten sie so gar nichts abgewinnen. "Ihr liegt richtig, ich bin Zosia, Tochter des Wirts hier." atmete die junge Frau endlich tief durch und schüttelte ihre Verwirrung ab. "Ich sehe, ihr habt die Übeltäter gefangen?" - "Nein! Das waren wir!" platzte Lorenzo heraus "Genau, wir waren das, wir haben ihnen eine Falle gestellt" stimmte Gianni ein "Mit einer Schnur, und dann sind sie da drüber gefallen" wechselten sie sich nun endlich mit der Erzählung ab "Dann wär uns fast das Huhn wieder abgehauen" - "Aber ICH habs gefangen, Zia Zosia" - "Ja, und dann hat er uns geholfen" deutete Gianni auf den Soldaten, mit einem Unterton, der dem Wachmann zeigen sollte, dass sie es eigentlich auch ganz allein geschafft hätten.

Zosia schmunzelte. So viel plapperten die beiden Jungs normalerweise nicht. "Großartig! Danke, ich bin sehr stolz auf euch! Ihr dürft euch gern etwas Kuchen nehmen und schaut mir doch mal nach, ob das Huhn auch gut bei den anderen angekommen ist!" wuschelte sie ihnen beiden durch das Haar und schickte sie davon, ehe sie sich wieder an den Wachmann wandte. "So, bitte, entschuldigt die beiden, kommt doch rein! Wenn ihr was zu sitzen findet, was nicht gleich zusammen bricht, dann nehmt Platz!" winkte sie die restlichen drei Besucher durch die Tür und schloß sie hinter ihnen. "Ich muss gestehen, die zwei hier kenn ich auch." warf sie einen tadelnden Blick auf den Jungen und das Mädchen. "Ihr seid doch die Kinder vom Hutmacher Corleone, nicht wahr? Alessio und Magda?" stand es denn um die Familie so schlecht, dass die Geschwister nun schon fremdes Eigentum stehlen mussten, oder war es nur ein blöder Streich gewesen, der ein wenig aus den Fugen geraten war? "Wisst ihr was, ich bring euch mal einen Becher Kräuterwasser und dann verratet ihr mir, was das Ganze sollte." lächelte sie gutmütig, ehe sie sich an den Lord Sutherland wandte, der ein wenig ins Hintertreffen geraten war bei all der Aufregung. "Lord Sutherland, darf es für euch ein Bier sein oder Wein oder zumindest auch ein Kräuterwasser?"
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Willard Sutherland
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#4
Es war erstaunlich, welch Sammelsurium an Geschichten sich anhäufte, wenn man täglich mit Menschen zu tun hatte. Abende konnte der Vierzigjährige mittlerweile mit Geschichten über seine Schützlinge füllen, die ihn stets zum Lächeln brachten. Lächeln musste der Hauptmann auch in diesem Moment, in dem sich wohl die erste größere Erzählung seines jüngsten Karriereschrittes gerade noch entwickelte. Willard kam gar nicht dazu die Frage der Wirtstochter abzunicken, so schnell erzählten ihre Neffen vom Ablauf der Festnahme. Dass seine Beteilung daran als eigentlich entbehrlich abgestempelt wurde, schien ihn dabei nicht zu stören, ganz im Gegenteil, er schmunzelte. „Gut gemacht.“, lobte er die beiden Jungen nach deren Erzählung, „Schaut doch einmal in der Garnison vorbei, dann zeige ich euch was.“, ermutigte er die beiden und versuchte damit etwas Nachwuchsarbeit zu betreiben, bevor sie verschwanden. Gescheite Burschen schon früh für das Richtige zu gewinnen war wichtig, denn umso eher man das Interesse der Jungen weckte und Förderte, umso vielversprechendere Gardisten würde sie später einmal abgeben. Auch wenn man theoretisch jeden Wehrfähigen Mann an ein Stadttor stellen konnte, brauchte es im Hintergrund gut ausgebildete Leute, die den Laden am laufen hielten. Genau dort sah er Männer, die aus solch gescheiten Jungen heranwachsen würden.

Erheitert von den beiden Buben schob er die Gefangenen weiter in den Schankraum hinein, bis er mit diesen vor einem Tisch halte machte, zwei Stühle nebeneinander schob und die Aneinandergebundenen dort absetze. „Kein Problem,“, wollte er der Wirtstochter die Sorge nehmen, dass er ihre Neffen als schlecht erzogen empfand und winkte ab, „Ich habe selber zwei Söhne, ungefähr in dem Alter. Zwillinge. Was denkt ihr, woher die grauen Haare kommen?“ Willard lächelte erneut, bei dem Gedanken, dass das auch seine Jungs hätten sein können. Wobei die wohl nicht bis zur Ausführung des Planes gekommen wären. Entweder hätte der kleine Lord sich an irgendeinem Detail des Planes gestoßen oder der kleine Träumer hätte vergessen das Seil im richtigen Moment hochzuhalten. Willard nahm nun selbst Platz, als die Gastgeberin mit am Tisch war. „Vielen Dank.“

Schamerfüllt senkte sich der Blick der beiden Jungspunde, als sie nun von der Wirtstochter auch noch identifiziert wurden. „Ja, Frau Marsili.“, gab Magda zu. „Ein Kräuterwasser, bitte.“, nahm Willard das Angebot an.
Für Willard hatte es natürlich einen großen Vorteil, jetzt die Namen der beiden zu kennen. Zumindest traute er der Wirtstochter. Und selbst wenn diese gelogen hätte, könnte er sie dafür belangen, die beiden gedeckt zu haben. Da es für die Corleone-Kinder jetzt aber auch wenig Sinn ergab, sich weiter zu wehren oder zu flüchten, löste Willard ihnen zumindest die Fesseln an den Händen, zumal hier sicher niemand zwei gesunden Jugendlichen das Wasser anreichen wollte.
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Zosia Marsili
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#5
Die ohnehin schon von ihrer Heldentat stolz geschwellte Brust der beiden jungen Neffen wurde gar noch ein wenig breiter, als der Hauptmann sie auch noch in die Garnison einlud. War es denn ein Wunder? Welcher halbstarker Bursche träumte nicht vom Soldatendasein, von klingenden Schwertern und ritterlichen Abenteuern, die am Besten in der Eroberung eines dahinschmelzenden Fräuleins enden sollte. Noch beim Verlassen des Schankraumes konnte man die beiden darüber philosophieren hören, wer denn nun den entscheidenden Beitrag zur Erfassung der Diebe gestellt hatte. Zosia allerdings runzelte nur ein wenig skeptisch die Stirn und lüpfte fast schon etwas tadelnd die linke Augenbraue zu dem Hauptmann hin, die Hände vor der Brust verschränkt, was ihrer kritischen Haltung nur noch mehr Pathos verlieh. Sie würde es bevorzugen, wenn die Burschen etwas anständiges lernten, ein gutes, solides Handwerk, und nicht jemand anderem die Rübe abzuschlagen oder - wie sie ja am eigenen Leib erlebt hatte - einfach fremde Städte einzunehmen und dann noch Tavernen zusammen zu schlagen. Besser sie lernten selbst nachzudenken, als blind irgendwelchen Befehlen Fremder zu folgen. Besser sie hatten eigene Ambitionen, als setzten die Anderer durch. Besser, sie wirtschafteten sich in die eigene Tasche, als füllten die der ohnedies schon Überreichen. Handwerk erschaffte, Soldatentum zerstörte nur. Aber außer mit einem leisen Naserümpfen, kommentierte sie die Einladung des Hauptmanns lieber nicht, wer weiß, etwa verhaftete er sie gleich wegen Verrat oder sonstigem Unsinn.

Seine joviale Art allerdings besänftigte Zosia alsbald wieder. "Na zumindest schiebt ihr eure grauen Strähnen mal nicht auf das Eheweib." schmunzelte sie, ehe sie sich zu dem etwas seltsamen Grüppchen an den Tisch bewegte. Ihr Blick schwenkte von dem einen zur anderen und wieder zurück, überlegte, was die beiden Kinder wohl wirklich zu diesem Akt der absoluten Dummheit geführt hatte. Aber auch das hier war ein blendendes Beispiel für die Konsequenzen einer soldatischen Intervention. Der Überfall hatte die einst so enge Gemeinschaft der Familien und Betriebe hier in der Straße maßgeblich verändert. Einige waren geflohen und die, die geblieben waren, zogen sich immer mehr in die eigenen vier Wände zurück. Entweder um sich, wie auch die Marsilis, um den Wiederaufbau kleinerer Schäden zu kümmern oder einfach irgendwie ihren Betrieb am Laufen zu halten in den neuen Umständen. Noch dazu begann sich Misstrauen und Vorsicht auszubreiten, ein falsches Wort könnte ja doch vielleicht schnell zu den falschen Ohren gelangen und ob dies dann nicht doch fatale Konsequenzen hätte, war noch nicht abzusehen. Man begnügte sich also mit Oberflächlichkeiten, immer weniger war man bereit seine Meinung kund zu tun. In dieser Mischung aus Konzentration auf das eigene Leben und dem zurückhaltenden Verhalten gegenüber anderer war es leicht die einstigen Freunde und ihre Probleme aus den Augen zu verlieren.

Zosia nickte, verschwand kurz und kam mit einem etwas verbeulten Zinnkrug und einigen ebenso leicht verformten Zinnbechern wieder zurück. Schnell war jedem ein Becher eingeschenkt, bevor sich auch Zosia setzte. "Nun erzählt mal, warum habt ihr denn versucht mir ein Huhn zu stehlen, hm?" versuchte es Zosia mit sanfter Stimme. Alessio und Magda sahen sich immer wieder über den Becherrand hin an und schlürften auffällig langsam an dem Wasser. Keiner der beiden traute sich wohl zu antworten, doch irgendwann fasste sich Magda ein Herz. "Es tut uns wirklich leid, Frau Marsili." Aber Alessio rollte nur ein wenig mit den Augen, ob es ihm wirklich leid tat, war wohl nicht ganz so klar. "Du kannst mich ruhig Zosia nennen." unterbrach Zosia. "Zosia" lächelte Magda ein wenig erleichtert, während Alessio auf dem Sessel herum rutschte. "Wir... wir wollten..." begann Magda ein wenig zu stottern, unsicher, wie sie das nun erklären sollte. Zosias Neugier allerdings wuchs mit jedem Atemzug. "Es war eine Dummheit." schaltete sich nun doch Alessio ein. Magdas scharfes Einatmen zeigte allerdings, dass irgendwas an der Geschichte nicht stimmte, was nur dadurch bestätigt wurde, dass Alessio seiner Schwester trotzig in die Rippen knuffte. "Eine Mutprobe, es tut uns wirklich leid. Wir hätten euch das Huhn auch wieder zurück gegeben. Ganz ehrlich" Schielte der Bruder zu Magda, versicherte sich, dass sie bei Nachfrage auch zustimmen würde.

Zosia brummte nur "Hm" Da war noch mehr im Busch, ganz sicher, aber scheinbar war es beiden Kindern irgendwie zu peinlich darüber zu reden. Es hatte wohl nur wenig Sinn, hier noch weiter nach zu haken. Vielleicht wenn man die beiden separat voneinander befragen würde, könnte man zumindest Magda dazu bringen die Wahrheit zu sagen. "Nun, Lord Sutherland, Hauptmann der Wache, wie sieht es denn um die Strafe auf Diebstahl aus?" Walleydor hatte da ja vielleicht andere Ansichten, als Castandor. Schließlich hatten sie sich ja so sehr gerühmt, dass sie Eastergold Meadow befreit hatten vom tyrannischen Griffe des Großkönigs. So ein Unfug!
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