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'Cause you know that love takes time
05.08.1016 - 15:00
Schloss der Familie Stafford
Aleena Stelhammer Lester Stafford

December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#1
'Cause you know that love takes time
Just the beat of a lonely heart

Sanft berührten die schmalen Finger der Blondine die kalten Tasten des Flügels, der sich seit ihrem Auszug vor vier Jahren keinen Zentimeter bewegt hatte. So oft hatte sie diesen Raum in ihren Träumen gesehen, die warme Holzvertäfelung mit ihrem so markanten Muster, die die Wände schmückte, die wallenden Vorhänge, die sanft im Wind tanzten, wenn das Fenster einen Spalt weit offen stand. Es war eines ihrer Lieblingszimmer gewesen. Das Klavierzimmer war ihr eigener kleiner Rückzugsort gewesen. Die Musik schon immer ihre Art der Verarbeitung. Vornehmlich das Klavier, weil sie dieses am besten beherrschte, doch auch ihre Singstimme war recht ansehnlich. Harfe spielen hatte sie als kleines Mädchen zwar auch gelernt, aber ihr Herz würde auf ewig für genau diesen Flügel schlagen, der dort stand, wo Aleena so viele Jahre lang aufgewachsen war. In ihrer Heimat. Im Frühlingsland. Dem Ort, dem ihr Herz gehörte. Die blühenden Wiesen mit ihren Wildblumen, die saftigen Farben des Himmels und der Bäume, der bunten Blüten und der Vögel, die ihre Kreise am Himmel zogen. Hier war sie zu Hause. Und dann doch auch wieder nicht. Seit vier Jahren war das hier nicht mehr ihr Wohnort und auch wenn es ihr sehr weh tat es zuzugeben, doch mittlerweile hatte sie sich irgendwie daran gewöhnt. Ausgesprochen hatte sie diese Worte bisher noch nicht. Es war schwer genug es sich einzugestehen, dass sie mittlerweile eine andere Heimat hatte.

Obwohl das Winterland es ihr wahrlich nicht leicht gemacht hat, hat sie sich mittlerweile an den beißenden Wind und den glänzenden Schnee gewöhnt. Irgendwie hat sie es geschafft sich anzupassen. Eine Frühlingsblume, die sich weiter entwickelt hat und sich nun auch ihren Weg durch die Schneedecke kämpft. Sie wird wieder erblühen, sie konnte die ruhende Kraft in sich spüren. Nur der Zugang dazu gestaltete sich noch etwas schwierig. Mit diesem Thema würde sie sich jedoch beschäftigen wenn wieder etwas Ruhe eingekehrt war. Im Moment genoss sie die Zeit im Schloss der Staffords und hoffte, dass ihr Ehemann bald wieder heimkehren würde. Auch wenn das gleichzeitig bedeutete das Frühlingsland alsbald zu verlassen. Doch es fühlte sich einfach so an, als würde etwas fehlen. Vielleicht war es auch nur die konstante Anwesenheit von Angespanntheit die aktuell fehlte, wer weiß das schon...

Der erste Ton des Klaviers erklang und hallte noch eine ganze Zeit lang nach. Es war wie reiten - auch wenn man es monate- oder sogar jahrelang nicht mehr gemacht hatte verlernte man es nicht. Und beim Musizieren war es das gleiche. Ihre Finger wussten was zu tun war.
Aleena schloss die Augen und genoss das Geräusch der Klaviertasten, wie sie an die Anschläge kamen. Ihr Fuß ruhte gleichzeitig auf dem Pedal. Es war als würde plötzlich eine ganz neue Energie erst durch ihre Finger, dann durch ihre Arme und von dort durch ihren ganzen Körper fließen. Ein sanftes Lächeln zupfte an den Mundwinkeln der Prinzessin, während die Töne des Klaviers immer lauter und kräftiger wurden.
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Lester Stafford
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User
#2
sometimes its not the song that makes you emotional... its the people you sing with


Wenn Lester sich für eine Tageszeit entscheiden müsste, die er am liebsten hatte, dann würde er wohl die Mittagszeit wählen. Nachdem die Pflichten am Vormittag abgearbeitet waren, konnte er sich zurückziehen, seine Gedanken schweifen lassen, für sich spielen, schlafen oder mit Mama und/oder Papa auch einfach mal kuscheln. Seit er ein Kleinkind war nahm er sich fast täglich die Stunden nach dem Mittagessen für sich und in dieser Zeit sollte ihn niemand stören und das war auch eigentlich allen schon immer klar gewesen. Während er meist zuerst schlief und dann noch mit einem Buch oder einem Spielzeug entspannte, hatte er sich heute dazu entschieden, es andersherum anzugehen.

Sanft fuhr Freda ihrem Kind über die Stirn um es zu wecken, da Lester auch noch etwas vom Nachmittag haben und am Abend gut einschlafen sollte. Ein Streicheln, das ihn langsam die Augen öffnen und seine Mama wohlig müde betrachten ließ. Und als sie gerade begann, ihr Kindchen auspacken und anschließend noch wie immer mit ihm zu schmusen, bahnten sich sanfte Klaviertöne den Weg durch die einen Spalt geöffnete Schlafzimmertür. Ein Lächeln kam ihr über die Lippen, das den Ausdruck der Verwunderung im Gesicht ihres Sohnes bestätigte, der darauf aber auch nur lächelte und etwas zügiger als sonst begann sich aus seinen Schlafsachen zu befreien. Dankbar lies er sich noch in seine Lieblingshose, die mehr Sack als Hose war, helfen, verzichtete auf ein Oberteil, da der Hosenbund von Bauch bis über die Brust ging und machte sich auf den Weg in das Klavierzimmer.

Ein warmes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit, als er kurz im Türrahmen verweilte. Es war seine Tante Aleena, die wohl auch noch seine gewohnte Mittagszeit in Erinnerung hatte. Und auf einmal fühlte er sich wie vor 4 Jahren, als Regelmäßig die weichen Klaviertöne die Mittagsruhe des damals Sechsjährigen beendeten. Ein glückliches Kribbeln erfüllte ihn in diesem Moment, der nach langer Zeit noch immer so vertraut schien, als hätte er sie erst gestern zuletzt spielen gehört. Und dann war da das Lied, das er so sehr liebte und auch noch ganz regelmäßig vorgesungen bekam.

“Lay down your head and I′ll sing you a lullaby
Back to the years of loo-li lai-lay”

Begann der Zehnjährige in seiner glockenhellen Stimme die sanften Klaviertöne zu begleiten, die das Lied spielten, das ihn eigentlich so oft in den Schlaf brachte anstelle ihn wieder unter den Wachen zu begrüßen. Ganz ruhig durchquerte er den Raum in Richtung seiner Tante, die bis gerade anscheinend noch ihre Augen geschlossen hatte.

“And I'll sing you to sleep and I′ll sing you tomorrow
Bless you with love for the road that you go”

Schon immer hatte er ein gutes Gehör und ein Gefühl für seine Stimme gehabt. Aber singen tat er nur, wenn er sich wohl fühlte und niemand ihn drängte. Wenn er mit jemanden so freiwillig sang, bedeutet das etwas. Friedlich nahm er auf der Klavierbank neben seiner Tante Platz, legte seinen Kopf achtsam an deren Schulter und hielt so die wohlklingenden Töne bis zur nächsten Strophe inne.

“May you sail fair to the far fields of fortune
With diamonds and pearls at your head and your feet
And may you need never to banish misfortune
May you find kindness in all that you meet”

Es war damals ein schweres Los, ein Unglück, für Lester gewesen, als der Mann aus dem Norden seine Tante zu sich genommen hatte. Die Wochen nach ihrem Auszug hatte der noch Sechsjährige sie regelmäßig gesucht, die Stunden mit ihr schmerzlich vermisst und sich gesorgt, wo sie denn nur war. Scheinbar hatte er die Permanenz ihres Gehens erst nicht realisieren können. Von da an galt die eben gesungene Strophe und der folgende Refrain nicht nur ihm, sondern auch stets Aleena, der es im Norden an nichts fehlen sollte.

“May there always be angels to watch over you
To guide you each step of the way
To guard you and keep you safe from all harm
Loo-li, loo-li, lai-lay”

Für die nächsten unbegleiteten Töne legte er seinen Kopf wieder an seine Tante. Diesmal wog er schwerer, denn heute verstand er, dass die gemeinsame Zeit, die sie miteinander hatten vergänglich war. Seine Hand ruhte nun auch sanft in ihrem Schoß. Man spürte an der Art, wie Lester sang, wie sehr er dabei auch fühlte. Es war nicht einstudiert, es war natürlich.

“May you bring love and may you bring happiness
Be loved in return to the end of your days
Now fall off to sleep, I'm not meaning to keep you
I'll just sit for a while and sing loo-li, lai-lay”

Er sehnte sich nach der Rückkehr seines Papas, er fehlte ihm. Bald würde er zurückkehren und das machte ihn genauso glücklich wie in diesem Moment die Zeit mit Aleena. Aber wenn Vater und Sohn wieder vereint waren, würde das Ende der Zeit mit seiner Tante bald erreicht sein. Leif würde sicher zügig zurück in die Heimat wollen.

“I'll just sit for a while and sing loo-li, lai-lay”

Schloss er das ihm so vertraute Schlaflied ab. Dabei ran ihm eine Träne über das Gesicht und sein Köpfchen fiel nun wieder langsam aber noch schwerer an Aleena. Das Lied, das ihn sonst so beruhigte, im schönen an seine Tante denken ließ und schnell in den Schlaf brachte, wühlte ihn plötzlich auf. Er wusste nicht wieso er weinte und ob es das Glück um die gemeinsame Zeit, die Trauer um den baldigen Abschied oder die Wut auf ihren Ehemann war. Er nahm nur ein Gemisch aus Emotionen wahr, wobei die einen ihn das Herz erwärmten und die anderen es sich wieder zusammenziehen ließen. Während das Lied ein großes „Ich habe dich lieb“ bedeutete, war es nun nicht mehr ganz so leicht, zu wissen, was er spürte. Er schluchzte ein einziges Mal, hing aber ansonsten beinahe lethargisch da und starrte auf das Klavier. Lester brauchte einen Moment.



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December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#3
Während die schmalen Finger über die Tasten flogen, war es, als durchströme sie der wiegende Rhythmus dieses allzu bekannten Liedes. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass sie diese Melodie mithilfe des Klaviers nach außen trug. Schon ihre Mutter hatte ihr als kleines Mädchen dieses Lied vorgesungen und obwohl es ihr eine Herzensangelegenheit war, dieses Klänge auch an ihre eigenen Kinder weiter zu geben, hatte sie zu ihrer großen Schande noch nicht die Möglichkeit dazu gehabt. Die Kinderlosigkeit setzte der jungen Frau sehr zu. Die Last auf ihren Schultern wog schwer, denn es war die einzige Bestimmung, der sie wahrlich zu folgen hatte: einen Erben für den Kronprinzen des Winterlandes zu gebären. Das war ihre Aufgabe und bis jetzt hatte sie kläglich versagt. Und wenn sie ehrlich darüber nachdachte, dann waren auch ihre Fähigkeiten als Ehefrau ausbaufähig, auch wenn es ihr immer noch äußerst schwer fiel sich eine lange und glückliche Zukunft im rauen Winterland vorzustellen. Es gab keine Alternative, dessen war sie sich bewusst. Und trotzdem haderte sie manchmal damit. Es wurde seltener, als noch vor vier Jahren, aber die Zweifel waren noch immer präsent. Sie nagten an ihr und drohten sie vor allem im ersten Jahr ihrer Ehe vollends zu übermannen, doch sie hat gekämpft. Gekämpft für eine glücklichere Zukunft.

Als die helle Stimme ihres Neffen erklang schlich sich ein sanftes Lächeln auf ihre rosigen Lippen. Selbst ihre Wangen hatten eine ungewöhnliche Röte angenommen, die sie sonst nur wegen der Kälte ihrer neuen Heimat verspürte. Ohne sich durch den neu dazu gekommenen Gesang beirren zu lassen spielte sie weiter das Lied, das sie damals ihrem Neffen zum Einschlafen vorgesungen hatte. Es war das perfekte Versprechen eine wunderbaren Zukunft voller Freude und Sorgenlosigkeit. Es war die Hingabe sich immer um den Anderen zu kümmern, immer dafür Sorge zu tragen, dass ihn kein schweres Schicksal ereilen würde. Es war eine Hommage an die Familie und die Liebe, die damit einher ging. Obwohl Lester nicht ihr eigenes Kind war, würde sie Alles für ihren Neffen geben. Er war der Sohn ihres großen Bruders und auch wenn sich Charles und Aleena heute bei weitem nicht mehr so nah standen, wie es damals noch der Fall war, als er noch nicht den Thron hatte besteigen müssen, wusste sie tief in ihrem Herzen, dass Blut doch immer dicker sein würde als Wasser.

Sie spürte das leichte Beben in Lesters Stimme und konnte in seinem Gesicht erkennen, dass ihn das Lied ungewöhnlich aufwühlte. Seine Augen schimmerten im Mittagslicht, das durch die hohen Fenster fiel und noch ehe sie sich versehen konnte, rann eine Träne über seine Wange. Die letzten Töne verhallten im nun so stillen Klavierzimmer und sie genoss die Berührung, die sein Kopf an ihrer Schulter verursachte. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, legte ihren Arm um seinen kleinen Körper und übte sanften Druck aus. "Weine nicht", flüsterte sie leise und streichelte ihm von hinten über den Kopf und rückte ein kleines Stückchen ab. "Es gibt keinen Grund traurig zu sein", ergänzte sie lächelnd, wischte ihm die Träne von der Wange und verharrte einen Moment mit ihren kühlen Fingern unter seinem Kinn. "Ich wundere mich, dass du den Text noch immer so gut kennst", lobte sie ihn dann, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren. "Aber warum hat es dich so traurig gemacht?".
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Lester Stafford
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#4
Sein kleiner Körper hing schwach an dem der Frau, die in diesem Moment das Lied harmonisch ausklingen ließ. Die wässrigen, das Sonnenlicht in tiefer Melancholie zurückwerfenden, großen blauen Augen des kleinen Prinzen verharrten in ihrer Position. „Weine nicht“, sagte sie. Weine nicht, wiederholte er in Gedanken und presste die Lippen aufeinander. Nicht weinen. „Es gibt keinen Grund traurig zu sein“, waren die nächsten Worte, die ihren Weg in seine Ohren fanden. Er verstand nicht. Sein Kopf fühlte sich ganz heiß und drückend an, sicher waren seine Wangen ganz rot. Seine Augenbrauen hatten sich zusammengezogen und er spürte, wie sich dadurch Runzeln über seiner Nase auftaten. Seine kleinen Finger wollten sich zu einer Faust ballen. All das nahm er war. Das war doch Wut, keine Trauer? Sein Herz wog ganz schwer und er fühlte nicht mehr, wo seine Beine anfingen oder wie sein Steiß das weiche Kissen der Klavierbank berührte. Und auch das Atmen fiel ihm schwer, als würde ihn etwas erdrücken. Das alles nahm er auch war. Also doch Trauer?

Die sanfte Berührung seiner Tante gab ihm die Möglichkeit, seinen Körper wieder zu spüren. Es beruhigte ihn. Aber er wusste noch immer nicht, was er fühlte. Sein Blick verharrte reglos auf den Tasten des Instruments. Jetzt begann er wahrzunehmen, wie seine Beine zitterten, er vernahm das Gefühl, es ganz eng haben zu wollen und doch auszubrechen. Seine Lungen versuchten trotz der Last schneller zu Atmen, auch sein Herz klopfte schneller. Angst? Und dann, dann war da noch dieses schöne, kribbelnde Gefühl im Bauch. Freude?

Er liebte dieses Lied und noch immer war es ein fester Bestandteil seines Abendrituals und auch in seiner Mittagspause wollte er es regelmäßig hören. Früher, da gab es Phasen, da mussten sie es ihm immer wieder vorsingen, ohne Pause. Zwar hatte das mit den Jahren nachgelassen, dafür hatte er begonnen immer mehr selbst zu singen, wenn er sich gerade allein und unbeobachtet fühlte. Dabei erfüllte es noch immer den selben Zweck: Seine Gedanken ließen von ihm ab und er fühlte sich geborgen. Und Freda war klug genug, ihn das glauben zu lassen und einfach entzückt seiner Stimme zu lauschen, wusste sie, dass Lester es hasste, wenn man ihn zum Singen drängte oder ihm dafür größere Aufmerksamkeit schenkte. Dass er nun mit Aleena gesungen hatte, war etwas anderes. Eine Art Ausnahme, aber viel mehr noch ein gemeinsames Musizieren. Nur der eigenen Freude wegen. Das hatte er gern.

Wieder unterbreitete seine Tante ihm die Feststellung, dass er Traurig war. Er löste sich etwas aus seiner Starre und fuhr mit seinen Fingern durch ihr helles Haar. Seine Lippen hielten den Druck nicht mehr aus und er Schluchzte erneut. Dann, ganz bedächtig, folgte sein Blick den kleinen Händen. Wahrscheinlich hatte sie recht. Trauer. Die Erwachsenen verstanden oft besser was genau er nun fühlte, als er selbst, das wusste er. Wie schafften sie es das so gut zu wissen? Es war doch ein Wirrwarr aus Signalen, die sein Körper ihm senden wollte und so viele Gedanken, die da alle auf einmal gehört werden wollten und ihn regelrecht anschrien. Er drehte seine Hand etwas, so dass sich ihre Haare um diesen Wickelten. Konnten Erwachsene Gedanken hören und die vielen Stimmen voneinander unterscheiden? Wenn dem so war, wieso gab es dann unter ihnen so viel Streit, Zwist, Gewalt und Krieg? Hörten sie nur seine Gedanken? Vielleicht dachten andere nicht so laut und weniger. Ja, andere dachten weniger. „Du denkst zu viel“, hatte sie ihm schon hin und wieder gesagt. Aber denken war wichtig. Sonst blieb die Welt Chaos, wenn man nicht dachte. Oder sahen andere die ganze Unordnung eben gerade nicht, weil sie nicht dachten? Aber wie sollte man aufhören über das Durcheinander nachzudenken, wenn genau dieses der Grund war, weshalb man dachte und es deshalb sehen konnte und wiederum denken musste?

Manchmal konnte man sich fragen, ob Lester überhaupt noch wirklich anwesend war, wenn er wie jetzt ganz still, fast in Trance, war und es eine ganze Weile dauerte, bis er wieder den Mund auftat. Sekunden, die sich wie Minuten anfühlen konnten oder Minuten, die sich wiederum wie Stunden anfühlten. Es gab aber auch Momente, da vergingen viele Minuten, die sich aber nur wie ein Wimpernschlag anfühlten. Jetzt waren es einige Minuten gewesen, bis er wieder etwas von sich gab. Es war ein sanfter Laut, der sogar zufrieden klang und wohl das Zeichen dafür war, dass Lester sich nach den letzten Minuten wieder sortiert hatte und auch ausdrückte, dass er sich herrlich wohl bei seiner Tante fühlte. Denn dieses hohe „hmmm“, tat er früher schon oft, wenn es ihm gerade gut ging. Er umarmte sie einen Moment und rückte dann von ihr ab. „Die 115.000 großen Schritte, die Rose und ich nicht gehen können.“, brachte er trübselig heraus, nachdem er wieder Luft geholt hatte.

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Aleena Stelhammer
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#5
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Ihre schmale Hand legte sich beruhigend auf den Kopf ihres Neffen. Für einen Moment schloss die junge Frau ihre Augen und sog seinen Duft ein, der sie so sehr an ihr zu Hause erinnerte. Eine Mischung aus Charles, Freda und dem blumigen Duft des Landes, das sie so sehr liebte. Das Frühlingsland war ihre Heimat und hatte ihr so viele Jahre ein wunderschönes zu Hause geboten, dass sie sich heute manchmal fragte, wie sie es damals vor vier Jahren geschafft hat in die Kutsche zu steigen und das Land zu verlassen. Als sie die Augen wieder öffnete und von dem einfallenden Sonnenlicht geblendet wurde, legte sie den Arm um die kleinen Schultern ihres Neffen, ehe sie ein Stückchen von ihm abrückte, um ihm in die Augen sehen zu können. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre rosigen Lippen.

"Lass dich nicht von solchen Gedanken herunterziehen. Lass uns liebe die gemeinsame Zeit genießen, die wir noch haben, ehe es für mich wieder zurück geht", versuchte sie seine Stimmung positiv zu beeinflussen, ohne selber traurig zu werden. Natürlich hatte es ihr lange Zeit sehr zugesetzt, dass die Entfernung zwischen Springs Court und Wintergard so weit war, doch in den letzten Monaten hat sich etwas verändert. Sie hat angefangen sich dem ewigen Winter gegenüber zu öffnen, hat versucht ein bisschen was von beiden Ländern in sich aufzunehmen. Und es hatte funktioniert: sie fühlte sich ein bisschen weniger fremd, als zuvor. Auch wenn es ein langer Prozess sein würde, den Winter als ihre neue Heimat anzusehen, würde sie spätestens wenn sie das erste Mal Mutter wurde alles dafür tun, damit sich ihre Kinder pudelwohl in Wintergard fühlen würden. Und wer weiß - vielleicht würde damit auch ihre eigene Veränderung mit einher gehen. Ein Stich in ihrer Brust folgte diesem Gedanken, so wie immer wenn sie an die Zukunft dachte. Bis jetzt waren sie trotz einiger Versuche kinderlos geblieben. Und auch wenn sie das Bett sicher nicht so oft miteinander teilten, wie es Eheleute im besten Fall tun sollten, haben sie doch mittlerweile einiges ausprobiert. Doch mit einer Schwangerschaft war die Stelhammer noch nicht gesegnet worden.

"Erzähle mir von Rose", bat sie ihren Neffen und ein nostalgischer Glanz trat in ihre blauen Augen. Damals hätte sie ihre Stute mitnehmen können, doch sie wollte ihr nicht die saftig grünen Wiesen stehlen, die sie so sehr liebte. Also haben sie sich damals dazu entschieden die hellbraune Stute in Springs Court zu lassen, sodass Lester sich um sie kümmern konnte. "Ich hoffe, du hast ihr immer mal wieder eine extra Möhre gegeben und dazu liebe Grüße von mir ausgerichtet?", vielleicht würde das Gespräch über das Pferd Lester nun auch etwas Entlastung bieten. Offenbar nahm ihn dieses Thema mehr mit, als Aleena gedacht hat. Dass ihr Weggang noch jemanden so zusetzen würde, wie es bei ihr selbst der Fall war, hat sie nicht bedacht.
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Lester Stafford
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User
#6
Seine Tante war einer der wenigen Personen, die einen wirklich besonderen Platz in seinem Herz eingenommen hatten, das noch so klein, doch in Wahrheit schon immer riesig war.  Umso unnahbar der heute Zehnjährige stets zu Menschen sein konnte und so unbekümmert er ganz für sich im Stillen seine Zeit zu verbringen vermochte, umso zugewandter, wertschätzender und manchmal sogar anhänglicher konnte er sein. Während andere Kinder jeden schnell in ihr Herz zu schließen vermochten, schien Lester sich nicht mal eine Handvoll unter den vielen Menschen ausgesucht zu haben, deren Zuwendung er annahm und diese auch erwiderte. Alle anderem waren ihm egal. Seine Herzensmenschen aber, ohne denen fehlte ihm etwas und deren Abwesenheit hinterließ ein Loch, das man nicht füllen konnte. Mit viel Liebe und Aufmerksamkeit konnte man eine Brücke bauen, die aber rasant wieder einzustürzen vermochte und Lester in ein Tal aus Melancholie versinken ließ. Er schluchzte noch einmal und griff mit seiner kleinen Hand haltsuchend in das Gewand der Tante, die so recht mit ihren Worten hatte. Noch war sie hier, noch war das Loch gestopft. Und dennoch symbolisierte die winzige Faust, die an ihrem Kleid klammerte, wie hilflos der Zehnjährige dem gegenüberstand, was die nächsten Tage folgen würde. Er erwiderte ihren Blick mit einem der das unendliche Betteln aussprach, für das er nicht die Worte fand. Sie sollte hierbleiben.

„Sie schaut oft nach Nordwesten.“, begann er sich durch die Bitte seiner Tante aus dem Sog der Machtlosigkeit zu lösen, „Manchmal, da gehen wir auf den Berg und stellen uns vor, dass wir dir winken können.“ Er hob dabei etwas die Mundwinkel und Aleena konnte sich denken, wie albern Lester das fand und das seine Mama eine ganze Weile gebraucht haben musste, um ihn dazu zu bewegen, diese Art des Trauerns auszuprobieren. Der Zehnjährige fuhr dabei ganz zart mit seinem Finger über die unbedeckte Haut oberhalb Aleenas Brust, wie er es schon als Kleinkind getan hatte. „Mama kommt immer mit. Sie sagt, dass sie so auch ihrer alten Familie winken kann.“, sprach er weiter von diesem Ritual, dass in Wahrheit wohl nur der Person galt, der er gerade davon erzählte, wie die darauf folgenden Worte bestätigten, „Ich denke aber, sie kommt nur mit, weil ich danach immer nichtmehr allein reiten kann.“ Genau das war die Liebe und Aufmerksamkeit, die es brauchte, um eine Brücke zu bauen.  Anfangs freute sich Lester immer auf diesen Ausritt, den er aber nie zurückreiten konnte. „Die Gedanken in meinem Kopf brechen dann aus und ich muss immer weinen und manchmal auch schreien oder toben.“, berichtete er wohl von der Trauer, die seiner Mama stets das Herz brach. Auch Aleena wusste sicher noch, dass Lester nicht immer so anhänglich war, wenn seine Gefühle ihm übel mitspielten. In Gedanken an diesen Teil seiner selbst, den er sich hin und wieder wegwünschte, legte er sein Köpfchen auf das Herz seiner Tante und lauschte dessen gleichmäßigen schlagen und hielt dabei ihre Hand. „Ich möchte nicht brüllen und wüten. Niemals.“, erzählte er nach einen anhaltenden Moment der Stille fast so, als wäre es eine riesengroße Entschuldigung.  Aber es war wirklich so, manchmal half es nur noch, sich mit ihm einzuschließen, damit er sich oder andere nicht verletzte. Das schien auch heute noch so sein, zum Glück sehr selten. Er sah nun wieder zu ihr auf und lächelte sogar. „Mama ist aber da und hilft mir. Sie sagt, dass ich es nur sagen muss, wenn ich spüre, dass es gleich passiert. Das klappt gut.“, erzählte er davon, dass er sich Hilfe zu holen wusste. Er legte die Hand seiner Tante nun auf seine unbedeckte Brust. Die vergangenen Tage hatte Aleena das sogar einmal erleben dürfen, wie das mittlerweile ablief. Freda hatte sich mit Lester zurückziehen müssen und war erst einige Zeit später ohne ihn zurückgekommen und hatte Aleena erzählt, was war. Sie hatte ihm beigestanden und ihn dann, auf seinen eigenen Wunsch, eingeschlossen. Es schien für ihn symbolisch zu sein, um eine Trennung von der Außenwelt zu haben. In dem Fall, um nicht so sehr an seinen Papa denken zu müssen oder dies tun zu können, ohne Angst zu haben, jemanden anzuschreien. Die besorgte Mutter lauschte dann immer, sollte Lester wieder unruhiger werden, um ihm sofort helfen zu können. In der Regel spielte er dann aber einfach eine Zeit lang für sich und entspannte.  „Das darf ich bei dir auch noch, oder?“, fragte er dann noch und es war zu spüren, dass er ihr gerade etwas anvertraut hatte, über das es ihm eigentlich so schwer fiel zu sprechen und das er auch niemanden außer seinen engsten Vertrauten erzählen würde.

Die Entlastung, die ihm das Gespräch bot, schien tatsächlich groß zu sein, als wäre da schon lange der Drang in ihm gewesen, ihr zu erzählen, wie er sich mit ihrem Weggehen fühlte. Natürlich sah man es ihm an und es war allein dadurch, wie er gerade geweint hatte deutlich geworden. Aber endlich die Worte dafür gefunden zu haben, lies ihn sich weniger Hilflos fühlen. „Idee:“, begann er nun verheißungsvoll einen Vorschlag anzudeuten, „Wir gehen zu Rose und du gibst ihr die extra Möhre selbst. Und wir reiten.“ Er nahm ihre Hand und stand auf, bevor er an sich herab und dann in Richtung Tür sah. „Aber erst muss ich Mama fragen.“, teilte der artige Junge mit, was für ihn ganz klar war, auch wenn Fredas Antwort wohl in dieser Situation keine andere außer „Ja“ sein konnte. „Und umziehen. Aber das musst du ja auch.“, erzählte er das, was offensichtlich war, konnte er in seinem Sack mit Füßen nicht reiten, wollte aber dennoch signalisieren, dass er sie nicht einfach warten lies und außerdem bescheid wusste, dass es auch bei ihr nicht sofort losgehen konnte. Nachdem er seine Tante noch einmal ausdauernd gedrückt und den Moment genossen hatte, war er auch abgezogen, um den Plan in die Tat umzusetzen. Natürlich hatte Freda dem Ausflug zugestimmt und sofort jemanden losgeschickt, um die wichtigsten Sachen mitsamt den Satteltaschen herunterzutragen. Er sollte nur schonmal vorgehen und sich allein umziehen und dann warten, da sie sich noch verabschieden wollte.

Etwas später fand Lester sich dann auch wieder im Klavierzimmer ein. Der Anblick, der sich seiner Tante Bot, als sie irgendwann dazustieß, war aber vielleicht nicht gerade das, womit sie gerechnet hatte. Auch Lester schien sich ab und an mal ausprobieren zu wollen und war dabei wie alle Kinder auch mal gedankenlos und völlig unbefangen. Ein eng geschnittenes Kleid in den Farben des Frühlingslandes bedeckte den zarten Köper des Zehnjährigen bis auf die Hälfte der Waden. Ansonsten regulär in Strumpfhose und Reiterstiefel gekleidet, drehte er sich gedankenversunken im Kreis und erfreute sich am Gefühl der Rotation und gluckste und kicherte hin und wieder, wenn sich der Saum ganz besonders im Wind wog. Man könnte sogar meinen, dass ihm dieses Kleidungsstück mit seinem schmalen Körperbau und seiner Frisur stand und aus der Entfernung ein Fremder nicht auf den ersten Blick erkennen würde, dass dort gerade eigentlich ein Junge tanzte.
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