Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Versteckerle
17.08.1016 - 17:30
Hodgsons Waffenschmiede
Dunstan Hodgson Helena Rathnell

Unregistered
Dunstan Hodgson
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#1
Es war erstaunlich still in dem kleinen Haus, was in unmittelbarer Nähe zur Waffenschmiede stand, wenn auch nicht nah genug um im Falle eines Feuers ebenfalls sofort verschlungen zu werden. Ein gesunder Abstand von mehreren Schritten, mit einem durch die Jahrzehnte immer glatter werdenden Steinboden gesichert, sollte überspringende Flammen verhindern und stellte auch immer wieder den nötigen, mentalen Abstand zwischen Arbeitsplatz und Wohnraum her.  Dunstan pfiff einmal laut, doch keine Reaktion kam, dabei wäre das so schön einfach gewesen. Im einsetzenden Abendlicht schlich er von Raum zu Raum, versuchte seine schweren Schritte so leichtfüßig wie möglich erklingen zu lassen und sich zurückzuerinnern, was er wohl gemacht hätte, wäre er noch so jung und klein. Vielleicht … Nein, hier nicht. Seine Augen suchten erst die Ecken des Raumes ab, versuchten zu erkennen ob die Falten in den Vorhängen schon immer so ausgesehen hatten und wagte sich dann daran, eine der Garderobentüren langsam zu öffnen. Nichts. Ein paar Kleider waren ordentlich aufgehangen, doch sonst sah er nichts von Bedeutung. Mhhhhh…

Dunstan kratzte sich durch den strubbligen Schopf von braunem Haar, der wie eh und je in jede Himmelsrichtung zu streben schien und machte eine komplette Drehung um die eigene Achse. Vielleicht? Nein, auch unter dem Bett wurde er nicht fündig. Also stapfte er, diesmal weitaus lauter, aus dem Zimmer und stellte sich neben den Türrahmen, die Hände hoch erhoben und auf die kleinste Bewegung lauschend. Nichts. Er schnaubte. „Du kannst dich nicht ewig verstecken!“ Drohte er in die Leere des Flures der oberen Etage, hier hatte er alles durchgeschaut und kontrolliert. Nichts. Nicht mal ein Kichern oder eine hastig geschlossene Tür, die ihm wenigstens eine Richtung hätte vorgeben können. Mistverdammter! Die Treppe knarzte und verriet jedem, wohin er sich begab, doch auch daran konnte er jetzt nichts mehr ändern und ergab sich seinem Schicksal. „Ich geb auf!“ Schnaufte er in die kleine Küche, wo noch das Geschirr des Mittagsmahls stand, welche er unbedingt noch hatte aufräumen wollen und sich dann wieder ablenken ließ. Sie würden doch nicht etwa…? Ein letzter Blick unter den robusten Tisch, nein, auch nicht. Es war doch zum Mäuse melken!

Seine Schritte führten ihn in die Stube, wenn man es so nennen konnte, denn weder seine Tochter noch er hielten sich besonders häufig hier auf. Vielleicht…? Mhhh… nein. Dunstan sah ein zweites mal in die große Truhe, wuselte sogar zwischen dem dort gelagerten Habseligkeiten herum, doch fand nichts. „Ich geb ganz wirklich auf.“ Wiederholte er, schon nicht mehr ganz so laut, und hoffte damit sein Ziel zu erreichen, eine Finte, eine Halbwahrheit. Und auch das auch nicht zum gewünschten Erfolg führte, stahl er sich zur hinteren Türe die in den kleinen Innenhof und somit auch zur Scheune führen würde. Seine Hand berührte die Klinge, schob die knarzende Tür so dermaßen langsam auf, dass fast kein Geräusch zu hören war und wagte einen vorsichtigen Blick durch den größer werdenden Spalt nach draußen. Nichts.

Gerade zwei Schritten schaffte er es nach draußen, bis eine quietschige Stimme ihm ein lautes „BUUUUH!“ entgegenschmetterte und sich schlanke Kinderarme um ihn schlangen und ihn zu kitzeln versuchten. „Na wartet ihr kleinen Monster!“ Rief er grinsend und versuchte sowohl Ida als auch den Nachbarssohn Matthis zu fassen zu bekommen und warf sich die lachenden Kinder einfach über seine Schultern, eins links, eins rechts. Ihre Füße strampelten wild in der Luft und er spürte wie sie sich in seine Kleidung festkrallten, als er ihnen spielerisch damit drohte sie wieder fallen zu lassen und sie ein bisschen durchschüttelte. „Jetzt kommt ihr in den Eintopf!“ Drohte er den kichernden Störenfrieden mit lauten Schmatzgeräuschen, bis die Fäuste immer vehementer auf seinen Rücken einschlugen. „Neeeeeein, lass mich runter. Ich schmecke nicht!“ Behauptete Matthis, der versuchte sich hochzustemmen, damit die Welt wenigstens wieder richtig herum war, als er seine Mutter entdeckte. „Hilf mir, holde Maid! Der Barbar will mich fressen!“
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Helena Rathnell
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#2
Ah, der Sommer hatte schon seine Vorteile. Gut, wenn die Sonne runterbrannte wie eine Furie und man vor lauter Hitze kaum atmen konnte, dann verdammte sie die heißen Monate. Gerade in den engen Gassen der Stadt konnte es ganz schon drückend und schwül werden. Da half der helle Marmor auch nichts, ganz im Gegenteil. Der helle Stein brach das Licht gleißend und blendete einen, wenn man zu lange hinsah. Aber dennoch, es hatte einfach eben seine Vorteile, wenn die Sonnenstrahlen die Wäsche quasi in Minuten trocknete. Und die frische Luft, die leichte Brise, in der die Stücke hin und her wehten, gaben ihr einen ganz eigenen Duft, der viel länger hielt als im Winter, wo die Wäsche, egal wie lang sie vor dem Herd hing, trotzdem immer irgendwie muffig und klamm wirkte. Oder eben rußig und rauchig wurde. Ja, an Tagen wie diesem ging einem die Arbeit viel leichter und schneller von der Hand, da waren auch gleich mehrere Ladungen gewaschen und fertig zum abnehmen. Und wenn man sich eben auch um die Wäsche des Nachbarn kümmerte, der ja so ganz arm ohne Frau kaum den Unterschied zwischen Schmierseife und Gallseife kannte, da konnte schon so einiges anfallen. Helena tat es gern. Ein paar Hemden und Laken mehr oder weniger waren kaum die Mühe wert und außerdem war sein Innenhof ein wenig größer, da konnte man gut mehrere parallele Wäscheleinen spannen und es blieb immer noch genug Platz. Zum Beispiel um verstecken zu spielen.

Summend nahm sie das nächste nasse Wäschestück aus dem geflochtenen Weidekorb, der auf einem Schemel neben ihr stand, dazu eine Klammer und reckte sich das eine mit dem anderen auf der Leine zu befestigen. Um sie herum zwitscherten ein paar Vögel, vermutlich Spatzen, die sich nun, da es allmählich zum Abend hin kühler wurde, wieder in den Bäumen saßen und fröhlich ihr Lied trällerten. Sie hatte Dunstan sogar abgerungen in ein paar alten Kübeln ein bunte Blumen zu pflanzen, die nun hie und da den sonst recht kargen Hof mit Farbflecken schmückten. Eigentlich ganz idyllisch, eine harmonische Familienszene, mit einem liebevollen Elternpaar und einigen aufgeweckten Kindern, die fröhlich jauchzend ihrem Spiel nachhingen. Könnte man meinen. Nur, dass Helena hier nicht die Ehefrau war und Dunstan nicht der Ehemann. Sie waren nur Freunde, der eine vor Jahren sitzen gelassen, die andere seit einiger Zeit Witwe, die sich gut verstanden und einander halfen. Mehr nicht.

Wobei... wenn Helena so an den aufgehängten Tüchern vorbei schielte und den stattlichen Schmied in all seiner körperlichen Pracht da vor sich stehen sah, wäre es gelogen, wenn sie nicht zugeben würde, dass er durchaus ein ansehnlicher Mann war. Vielleicht würde sie über die Bartpflege mal mit ihm reden müssen und ein Kamm würde auch nicht schaden, aber so generell, also so generell hatte Helena schon von einigen Freundinnen gehört, dass diese ihn sicherlich nicht von der Bettkante schubsen würden, wenn er sich denn mal da drauf setzen wollte. Nachvollziehbar, ja, das konnte die junge Witwe durchaus verstehen. Das nächste Laken wurde um die Leine geworfen und mit Klammern befestigt. Bis zum Sonnenuntergang dauerte es noch ein paar Stunden, genug Zeit, dass alles trocken sein würde. Also, zurück zum Thema. Mit einem Schmunzeln beobachtete Helena, wie sich Dunstan bemühte die Kinder zu finden, die sich diesmal besonders viel Mühe gemacht hatten, ein gutes Versteck zu finden. Sie konnte die beiden grinsend aus der Tür lugen sehen, freudig erheitert darüber, dass sie den großen Schmied diesmal an der Nase herum führen konnten. Ida musste leise kichern, was Helena mit einem Finger an den Lippen quittierte. Nicht, dass sie sich noch verrieten!

"Aber aber, Dunstan, du wirst dich doch nicht zwei kleinen, harmlosen Kindern geschlagen geben, oder?" neckte sie ihren Nachbarn mit einem breiten Lächeln und griff schon nach dem nächsten Stück und den nächsten Klammern. "Ich bin mir sicher, du kennst dich hier besser aus als die beiden Naseweis!" Apropos... wo war Emma? Die Jüngste der Rasselbande sollte ihr doch eigentlich helfen, aber irgendwie war ihr das dunkellockige Mädchen scheinbar abhanden gekommen. Also nochmal durchzählen. Anne, die älteste, wollte drüben, also im Rathnell Haus, das Abendessen vorbereiten. Philip war die ganze Woche über eigentlich immer bei seinem Onkel Andrew zu finden bei dem er oft genug auch übernachtete nach einem langen Tag auf der Baustelle. Robert war vermutlich immer noch mit Onkel Godfrey und seinen Pinseln beschäftigt. Mathis und Ida spielten verstecken. Gut, und wo war Emma? Hastig sah sich Helena um und vergaß für einen Augenblick die Wäsche. So groß war der Innenhof auch nicht, dass man ihn nicht gut überblicken konnte, aber doch genug vollgestellt um auch mal irgendwie unterzugehen. Vor allem weil Emma generell ein recht ruhiges, unauffälliges Kind war. Immer wieder streiften die Augen der Mutter hin und her, suchten nervös. Sie sollte ihr ein Glöckchen umhängen oder ihr eine bunte Schleife ins Haar binden, irgendwas, das mehr hervorstechend würde.

Ah, da war sie ja, da hinter einem Holzstapel, der für das Feuer der Werkstatt aufgestapelt war. Und natürlich hatte sie sich wieder die Streunerkatze gekrallt, die scheinbar ganz zufrieden im Schoß der Fünfjährigen lag und sich kraulen ließ. Erleichtert widmete sich Helena wieder der Szenerie, die gerade mit einem lauten BUUUHHH!!!! und einem darauf folgenden Lachanfall der Kinder ihren Höhepunkt gefunden hatte. Zwei Kinder über zwei Schultern, also ihre Freundin Muriel würde bei dem Anblick schier dahinschmelzen und selbst die sonst so schnippische Rohese könnte sich da kaum eines unlauteren Kommentars verwehren, etwas in die Richtung von "Kräftig und kann gut mit Kindern, absolutes Ehemannmaterial." Helena allerdings lächelte nur breit von einem Ohr zum anderen, als Dunstan mit den beiden kindlichen Mehlsäcken auf sie zukam. "Mach dir keine Sorgen, Mathis, an euch ist doch viel zu wenig dran, als dass Dunstan davon satt werden würde." Ob ihn das allerdings beruhigen würde? Eher nicht, Mathis strampelte immer noch eifrig und zerrte am Hemd des Schmieds. "Ha! Dann ist es ja gut, dass ich nicht so viel esse! Siehst du, wenn du mich zwingst meinen Teller leer zu löffeln, dann spielst du ihm ja nur in die Karten. Dabei bin ich doch dein Sohn, du solltest auf meiner Seite stehen!" schnauffte er mit gespielter Entrüstung.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Dunstan Hodgson
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#3
Mal abgesehen von den energischen Kinderknien, die sich immer fester in seinen Oberkörper bohrten, je mehr er die Kinder hin und her wippte und andeutete sie fallen zu lassen, war das ganze hier ziemlich … heimelig. Die Mittagshitze war vorüber, aber der Sommer lag noch deutlich in der Luft, hier und da trällerte ein Vogel und beschwerte sich ganz sicher über den Krach aus dem Innenhof. Die Katze, die seit Wochen um die Schmiede herumwuselte, hatte ihren Lieblingsplatz gefunden, die Luft war erfüllt von Kinderlachen. Helena wuselte herum, machte Witze und den Haushalt, etwas, was sich Dunstans Ansicht nach eher weniger gut kombinieren ließ und doch schien es ihr absolut nichts auszumachen, seine Sachen mitzuwaschen. Und er hatte heute einige gute Geschäfte abgewickelt und konnte es sich leisten die Esse für heute ruhen zu lassen. Das Schmiedefeuer war schon eine ganze Weile aus und er hatte den späten Nachmittag damit verbracht, seiner Tochter beim laut Vorlesen zuzuhören, ihr fehlte die Übung, hatte man ihm gesagt. Also musste sie jetzt damit leben, dass er ständig irgendwo kleine Bücher auslieh, denn eine eigene Bibliothek konnte er sich wohl kaum leisten. Und so waren sie nicht wählerisch, wenn es um den eigentlichen Inhalt ging, auch wenn gereimte Hymnen über längst vergessene Küchenkräuter (so wie heute) sicherlich ziemlich weit unten auf ihrer Beliebtheitsskala zu finden waren.

Da war das Herumtollen doch eher nach Idas Geschmack und sie quietschte vergnügt, als sie ihrem Vater mit beeindruckender Vehemenz auf den Rücken klopfte, bis er sie herunterließ und sie einen Moment brauchte, bis ihr Körper wieder wusste wo oben und unten eigentlich wirklich zu finden waren. “Ich schmecke auch nicht!” Meinte sie dann mit einer Endgültigkeit, die Dunstan abwehrend die Hände hochnehmen ließ und hüpfte von Dannen, um Emma Gesellschaft zu leisten. Matthis nutzte den Augenblick und zerrte ebenfalls am Schmied herum, entlockte ihm ein brummendes Schnaufen und versuchte dann einfach ganz langsam zu Boden zu rutschen, in dem er sich richtig, richtig schwer machte. Dunstan zwickte ihn in die Seite. “Also ich glaub mit etwas Karotten dazu wirds ziemlich lecker... Genau richtig als kleines Abendessen!” Drohte er dem Kind mit einem Grinsen und begann ihn durchzukitzeln, bis er vor lauten Lachen einen Schluckauf bekam. Zeit den Jungen auf den Boden der Tatsachen zurückzulassen, wo er erstmal verschnaufen konnte.

Dunstan rieb sich immer noch grinsend über den Bart, blickte den Kindern einen Moment nach, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf Helena richtete. “Ich wurde dir ja helfen...” meinte er mit einem so frechen Gesichtsausdruck, dass Matthis davon noch einiges hätte lernen können “... aber meine Hände sind ganz schmutzig.” Eine wirklich hervorragende Ausrede, denn obwohl er sie sich heute schon mit Seife gewaschen hatte und beim Schmieden meistens Handschuhe trug, war es eben doch unvermeidbar hier und da etwas Ruß abzubekommen. Genug, um frisch gewaschenen Laken besser fern zu bleiben. “Wo wir gerade von Abendessen sprechen, hast du schon was vorbereitet? Wir haben noch Haseneintopf von gestern, den kann ich uns gleich warm machen, wenn du willst?” Es war keine Seltenheit, dass sich Dunstan mit einer gemeinsamen Mahlzeit revanchierte oder der Witwe sonst wie zur Hand ging um seine Dankbarkeit zu zeigen. Über die letzte Zeit hatte sich ein ständiges Geben und Nehmen entwickelt zwischen den Familien, jeder half eben wo er konnte.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Helena Rathnell
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#4
Helena schmunzelte weiterhin. Kein Wunder, in einer so erquicklichen Idylle wie dieser war kaum etwas anderes möglich als glücklich und zufrieden zu sein. Wenn es nach ihr ginge, so könnte es durchaus noch lange so weiter gehen. Diese traute Familienszenerie hier erinnerte sie an früher, als sie noch mit ihrem Mann und den Kindern in ihrem eigenen Innenhof so herumgetollt waren. Wehmut kam auf, als sie sich neuerlich nach einem Hemd aus dem Wäschkorb bemühte. Doch vor lauter fahrigen Gedanken waren ihr die dazugehörigen Klammern gleich mal auf den Boden gefallen. Viel zu hastig bückte sie sich nach diesen und erhob sich auch ebenso zu schnell, so dass sich vor ihren Augen die all zu bekannten Sternchen zeigten und ihr für einen Moment ganz leicht in den Gliedern wurde. Zum Glück kannte sie dieses Gefühl mittlerweile ganz gut und wusste, hoffte, dass das Rauschen in den Ohren bald wieder vorüber gehen würde. Es dauerte gerade ein paar Atemzüge, während derer sie sich am Rand des Wäschkorbs festhielt und abwartete, bis die Welt wieder aufhörte sich zu drehen. Alles gut. Alles war gut. Einmal noch tief durchatmen und sie war wieder ganz in ihrem Körper verankert, die trügerische Leichtigkeit war wieder vorbei.

Dunstan mit den Kindern spielen zu sehen, auch mit Matthis, der ja nicht einmal sein Sohn war, erfreute ihr Herz ungemein. Dem kleinen Jungen hatte der Verlust seines Vaters hart aufs Gemüt geschlagen, da war es gut, dass er in dem Schmied einen Freund und Ersatz gefunden hatte. Matthis fühlte sich wohl im Umfeld von glühendem Eisen und heißen Kohlen. Am Liebsten würde er wohl schon gern selbst den Hammer schwingen und dem Nachbarn zur Hand gehen. Aber dafür war er noch zu klein und würde das schwere Werkzeug wohl eher nur auf seine Zehen fallen lassen als es effektiv führen zu können. Irgendwann, irgendwann würde aber seine Zeit schon kommen, wenn Dunstan es denn erlauben würde und ihn als Lehrling aufnehmen würde. "Jetzt ist aber genug Dunstan." seufzte Helena mit gespieltem Tadel und zwinkerte ihrem Sohn zu. "Du hättest doch gar keine Ahnung wie du ihn am besten würzen müsstest."

Jaja, um Ausreden war Dunstan nie verlegen! "Wenn du die Seife verwenden würdest, die ich dir immer mitbringe, dann wären deine Hände nicht so schmutzig. Außerdem würde es nicht schaden, wenn du sie hin und wieder eincremen würdest, dann würde sich der Schmutz sich nicht so in den Rissen festsetzen können. Aber du willst ja nicht hören!" konnte man ihr Augenrollen wahrlich hören. Manchmal war er wie ein weiteres Kind in ihrem Flohhaufen. Er ließ sich genauso wenig von ihr sagen, selbst wenn sie es besser wusste. "Außerdem bin ich ohnehin gleich fertig, aber danke, dass du wenigstens mit dem Gedanken gespielt hast mir helfen zu wollen." Auch wenn er es meist bei den Gedanken beließ und sich lieber nicht einmischte. Eigentlich auch ganz gut so. Jeder war für seine eigenen Aufgaben in dieser ganz eigenen Zusammenarbeit zuständig.

Aber als er dann den Haseneintopf ansprach, fror Helena die Miene ein. "Sei mir nicht böse, Dunstan, aber den habe ich weggeworfen. Der war wirklich ungenießbar, viel zu salzig und das Fleisch ganz zäh." Es fehlte ihm wirklich eine Frau, die sich um das Wesentliche kümmerte. Zum Glück war sie da, sonst würde er und Ida irgendwann noch an Skorbut sterben. "Und Anne hat gemeint sie würde sich heute ums Abendessen kümmern, sie steht drüben schon ganz eifrig am Herd." Da fiel ihr ein, dass sie gar nicht auf die Zeit geachtet hatte. "Sag, hat es schon sechs geschlagen? Dann sollen wir nämlich rüber kommen zum Essen, hat Anne befohlen." Jaja, Anne geriet ganz nach ihrer Mutter und wusste mit ihren fünfzehn Jahren schon gut den Ton anzugeben.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Dunstan Hodgson
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#5
Gleich zwei, ZWEI, Seitenhiebe musste sich der Schmied ob seiner Kochkunst gefallen lassen und er schüttelte mit gespielter Entrüstung seinen Kopf. Und anscheinend war seine Körperhygiene auch nicht ausreichend, jedenfalls glaubte er ihr diesen Einwand weitaus mehr als das Geschwafel über Gewürze und Salz und wie viel er davon einsetzte. Dunstan zog einen überdeutlichen Flunsch und seufzte, als hinge alles Pech dieser Welt an seinen Schultern. Doch das war alles nur gespielt und er nahm sich nichts davon wirklich zu Herzen, nun gut, vielleicht das mit der Seife. Schaden täte es ihm wirklich nicht und er sah demonstrativ auf seine Finger die für seine Verhältnisse heute sogar ziemlich sauber waren. “Du bist ganz schön frech!” raunte er also in ihre Richtung, sich dezent zu ihrem Ohr vorbeugend, mit einem süffisanten Grinsen, weil er das nicht ernst meinte und sie nicht verärgern wollte. Aber so ganz ohne Gegenwehr durfte sie einfach nicht gegen seinen Eintopf wettern, immerhin hatten Ida und er ihn gestern ganz ohne Murren gegessen. Und seine Tochter hatte genug Mumm in den Knochen, ihm zu sagen, wenn es wirklich viel zu schlimm schmeckte.

“Nein, ich glaube ganz so spät ist es noch nicht.” Murmelte Dunstan nachdenkend, er hatte auf so ziemlich alles geachtet, aber nicht auf die Zeit. “Aber wenn das als Einladung zu verstehen ist, dann nehmen wir die selbstverständlich gerne an!” Eigentlich der perfekte Ausklang eines gar nicht mal so arbeitsreichen, dafür umso entspannteren Tag. “Ich bring das Brennholz mit rüber, habe einen guten Handel gemacht und dachte, du brauchst bestimmt auch wieder was.” Normalerweise heizte er mehr mit Kohlen, vor allem die Esse, aber im Haus war der Qualm und der Geruch viel zu schlimm und er bevorzugte Holz. Oder Torf, wenn der zu kriegen war und nicht wieder mal total überteuert.

Er drehte sich auf der Stelle einmal um und Pfiff laut nach der Kinderschar, die sich in die unterschiedlichsten Winkel des Innenhofes verkrochen hatten. Der umzäunte Bereich bot genug Möglichkeiten, schon allein weil neben der Schmiede auch noch ein kleiner Vorratsraum war, den man sicher verschließen konnte nachts, und er schon vor Jahren ein paar Obstbäume gepflanzt hatte und Holzbänke aufgestellt wurden. “Los, ihr kleinen Nichtsnutze. Hände waschen! Gesicht schrubben! Zack, Zack.” Befahl er und strubbelte Emma durch die Haare, die das irgendwie ebenso wenig mochte wie Ida in dem Alter. Weiber! Nach der Reihe bugsierte er also die Kinder und sich selbst ins Haupthaus, zur Küche, passte auf dass alle Seife benutzen und gönnte sich dann diesselbe Behandlung zusammen mit etwas von der Salbe, die so eklig klebte an den Fingern. Aber gut, was tat man nicht alles für den nachbarschaftlichen Frieden. Hah, bei diesem Gedanken fiel ihm eine weitere Errungenschaft ein, die ihm sein morgendlicher Einkaufsrundgang auf dem Markt beschert hatte. Wein, der gute rote, der so süß war, dass es einen die Lippen zusammenzog. Genau das Richtige um den Tag ausklingen zu lassen, auch wenn er nicht vorhatte, das so vor den Kindern zuzugeben. Also packte er die Flasche sorgfältig ein und hielt sie so halb zwischen zwei Bündeln der dünnen Holzscheite versteckt. Ein aufmerksamer Blick würde ihn verraten, also konnte er nur hoffen, sie waren alle viel zu abgelenkt.

Wieder im Innenhof stellte er noch sicher, dass wirklich alle Türen und Fenster sicher verschlossen waren und schaute dann zu Helena. “Fertig, wenn du es bist.” Der Weg war verschwindend kurz und es war hell genug und sowieso sicher genug in Springs Court, sie brauchte keinen Aufpasser auf dem Weg nach Hause. Und doch fühlte es sich immer besser an, wenn er ein Auge auf alles werfen konnte, was sich auch darin äußerte, dass er Ida immer mal wieder zum Unterricht brachte oder von dort abholte. Wenn er die Zeit dafür hatte. Und dann natürlich auch die Rathnell Kinder mit beaufsichtigte.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Helena Rathnell
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#6
Also manchmal hatte Dunstan ganz komische Anwandlungen, wirklich. Was heißt da bitte Einladung? Was sollte die Frage? Es war doch eindeutig ganz klar, dass sie gemeinsam Abendessen würden. Die letzten Wochen, vermutlich schon Monate, waren sie fast schon zu einer Familie zusammen gewachsen und mal bei dem einen und dann dem anderen zum alltäglichen Leben. Eigentlich trennte man sich nur zur Nachtzeit. Da schlief dann doch jeder lieber in seinem eigenen Bett. Alles andere wäre auch wirklich zu unanständig. Dass sich die beiden Familien halfen und zur Seite standen, das war gute Nachbarschaft, da rümpfte kaum wer die Nase. Aber wenn etwa Dunstan bei Helena übernachten würde oder, Gott bewahre!, Helena frühmorgens aus Dunstans Kammer schleichen würde, dann wäre wohl Feuer am Dach und die Gerüchteküche wäre kaum mehr aufzuhalten. Dann würden sich Klatsch und Tratsch in der Straße verbreiten wie ein Lauffeuer. Das sollte nicht riskiert werden. Schließlich hatte Helena gerade erst das Trauerjahr für ihren verstorbenen Ehemann beendet, blöde Nachrede wollte sie sich da nicht umhängen.

Was aber nicht heißen sollte, dass sie nicht so viel Zeit wie möglich mit dem Schmied verbringen wollte. Also zumindest wenn es sich eben ergab. Natürlich hatte sie mit ihrem Geschäft auch anderes zu tun als ihm den Haushalt zu richten oder die Wäsche zu waschen, aber dafür kam er auch herüber und reparierte mal eine schiefe Türangel oder  richtete die Kurbel am Brunnen, was eben so typisch männliches so anfiel. "Geh, Emma, bitte mach doch mal einen Blick nach draußen und sag mir, wie spät es ist!" von der Straße aus konnte man den nächsten Kirchturm gut sehen und damit natürlich auch die Uhr darauf. Und Uhrzeitlesen konnte Emma! "Gut, dass du daran denkst! Was bekommst du von mir für das Holz? Ich glaub wir haben noch, aber vermutlich hätte ich es wieder viel zu spät bestellt." bedankte sie sich bei Dunstan. Da hatte Anne sicherlich mehr ein Aug drauf als Helena. Eigentlich war sie ganz froh, dass die älteste Tochter in voller Vorfreude auf einen eigenen Hausstand sich um immer mehr Aufgaben annahm und so die Mutter entlastete, die dadurch mehr Zeit für das Geschäft (und den Nachbarn) hatte. "Bald sechs!" krähte Emma nach einem kurzen Weg nach draußen. "Na dann, sollten wir los!"

Ruckzuck waren die Kinder gesäubert und schon bewegte sich die Schar im Gänsemarsch hinüber ins Haus der Rathnells. "Da seid ihr ja!" begrüßte Anne das Grüpplein freudig. Auch sie hatte den Schmied lieb gewonnen. Ihrer Mutter hatte sie vor einigen Jahren sogar ganz verträumt anvertraut, dass Dunstan wirklich ein fescher Kerl wäre und sie ihn einmal heiraten wollte. Sicherlich eine gute Partie, aber das Alter war dann doch ein ausschlaggebender Faktor und das Mädchen entwuchs bald den kindlichen Schwärmereien. "Setzt euch, setzt euch, husch! Nicht Matthis, nicht naschen! Es gibt doch eh gleich zu essen. Pflanz dich auf deinen Sessel und lass den Topf in Ruhe!" Ein wahrer Flohzirkus hier, bis sich schlußendlich alle sechs irgendwie um den Tisch verteilt hatten. "So und nun lasst uns Dank sagen an Heofader." meinte Helena sanft und senkte den Kopf. Ob man nun daran glaubte oder nicht, das war egal, aber ein kleines Gebet brachet einfach Ruhe an den Tisch und ließ die Aufregung vor der Tür. "Von Deiner Gnad, Heofader, leben wir
und was hier gedeckt, kommt von Dir. Drum sagen wir Dir Dank und Preis, tritt segnend ein in unsern Kreis."
Und kaum waren sie fertig, war der Raum erfüllt von klapperndem Geschirr und munteren Gesprächen.

Helena schmunzelte. Was könnte es schöneres geben als solch idyllisches Familienleben! Und während sich die Kinder gegenseitig von ihren Abenteuern und Erlebnissen berichteten, warf Helena nur einen Blick zu Dunstan. Sie war es gewohnt soviel Geselligkeit und Quirligkeit. Er musste sich vermutlich noch daran gewöhnen. Die meiste Zeit der Vergangenheit war er ja allein gewesen mit seiner Tochter. Das hier war dann schon eine gewisse Umstellung.
Es dauerte nicht lange, dann waren alle Mäuler gesättigt und alle Teller geleert. Der Abend läutete sich ein. "Mama, darf Ida heute hier schlafen?" irgendwie hatte Helena wohl den Anschluss an das Gespräch zwischen den Kindern verloren. "Das musst du Dunstan fragen, von mir aus gern." Anne, scheinbar schon designierte Hausherrin, ergriff erneut das Wort. "Gut, wenn ihr beide hier schlafen wollt, dann helft ihr mir aber noch mit dem Abwasch." darauf folgte ein großes Nörgeln "Keine Widerrede, ich hab schon genug allein geschuftet!" Helena hob abwehrend die Hände, als Matthis und Emma bei ihr Hilfe suchen wollten. "Ich bin auf Annes Seite. Sie hat so gut gekocht, da könnt ihr ihr doch ein wenig zur Hand gehen, hm?" Murrend ergaben sich die beiden Kleinen ihrem Schicksal und begaben sich unter Annes Rute. "Ich kehr dafür auf, gut?" warf die Mutter einen Blick zum Schmied. "Wenn du willst, kannst du dich draußen ein wenig in den Hof setzen." Dass sie gleich nachkommen würde, sprach sie nicht laut aus, aber es schwang wohl offensichtlich mit. Außerdem musste sie ja noch bei ihm die Wäsche wieder abnehmen, über Nacht blieb die nicht im Freien hängen.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Dunstan Hodgson
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#7
Der Schmied schnaubte und zog eine einzelne Augenbraue fragend nach oben, als sie ihn fragte was er für das Holz verlangte. Nichts. Sie fütterte ihn durch, half bei den vielen kleinen Herausforderung des Haushaltes und der Erziehung eines jungen Mädchen und wollte ihn dann auch noch bezahlen!? Nichts da, irgendwo hatte selbst der Wuschelkopf seinen Stolz und er würde unter gar keinen Umständen zulassen, dass sie ihm Geld zusteckte. Und selbst wenn, konnte er es ihr einfach wieder heimlich in die Haushaltskasse werfen. Wäre nicht das erste Mal. Immerhin hatte sie weitaus mehr Mäuler zu stopfen und es sowieso viel mehr verdient als er. „Pfffffff.“ Machte er also nur einen echauffierten Laut, der hoffentlich genau diese Gedankengänge widerspiegelte. Und zwar alle.

Die kleine Prozession machte sich auf den Weg, Dunstan mit Absicht ganz hinten um alle im Augen zu behalten und gleichzeitig zu verhindern, dass jemand den Wein sah, den er zum Haus der Schneiderin schmuggelte. Und dort angekommen ging das Chaos wieder richtig los, bis alle da saßen, wo Anne sie haben wollte, einen vollen Teller und etwas zu trinken vor sich hatten und sich dann auch noch so weit beruhigten, dass man ein Gebet sprechen konnte vergingen mehrere Minuten. Zeit, die Dunstan am Kopf des Tisches sitzend verbrachte, ein glückliches Grinsen auf den Lippen und ein zufriedenes Funkeln in den Augen. Ungefähr so hatte er sich das eigentlich immer vorgestellt, auch wenn sein Leben ganz anders verlaufen war. Und die wenigen Augenblicke der Ruhe, in denen Helena das Tischgebet sprach, waren ein kleiner Segen in sich. Und der hielt nicht lange, dann ging das Geschnatter und Gemampfe los. „Anne, das ist hervorragend. Vielen Dank.“ Guterzogen, wie er manchmal, also meistens, war bedankte er sich natürlich lautstark und warf seiner Tochter einen bedeutungsschweren Blick zu, den sie mit einem Augenrollen beantwortete. „Ja, vielen Dank Anne. Schmeckt viel besser als wie bei Papa.“ Sie streckte ihm die Zunge raus und er drohte ihr spielerisch mit dem Finger, musste dann aber doch lachen. Eventuell hatte sie Recht, aber das zuzugeben würde er sich niemals erlauben.

Die Kinder regelte dann den Rest fast wie schon selbst, auch wenn Helena ein paar Worte verlieren musste, was die gerechte Aufteilung der Arbeit anging. Anne, da war er sich absolut sicher, würde einmal selbst eine hervorragende Mutter abgeben, liebevoll, aber bestimmt. Das hatte sie sich bei Helena abgeguckt. „Lass Ida kehren. Wenn sie hier schlafen will, kann sie etwas mithelfen.“ Bestimmte er und stieß auf keine Gegenwehr. Die beiden hatten schnell bemerkt, wie viel schneller Arbeiten zu erledigen waren, wenn man sich gegenseitig half. Das kannte Ida also von zu Hause her schon zur Genüge und murrte deswegen auch nicht, jedenfalls nicht vor ihm. Wer wusste schon was das Kind plante, sobald er den Raum verließ. „Ich bring das Holz raus.“ Meinte er dann und wollte gerade an Helena vorbei, als er sich vorbeugte und ihr heute schon zum zweiten Mal ins Ohr flüsterte. „Bring zwei Becher mit nach draußen. Ich habe eine Überraschung.“ Und dann tat er ganz unschuldig und begab sich, mit den Holzscheiten und er Flasche Wein, in den viel kleineren Innenhof seiner Nachbarin, wo eine gemütliche Bank stand, auf denen sie schon öfter die Abende hatten ausklingen lassen.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Helena Rathnell
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#8
Das Lob ging Anne natürlich runter wie Öl, gerade auch, weil es von Dunstan, ihrer einstigen Schwärmerei kam. Das straffte dem jungen Mädchen gleich noch mehr die Schultern und - leider - gab ihr auch noch mehr Überzeugung darin die verbleibende Kinderschar herumkommandieren zu können. Sie würde irgendwann wirklich eine gute Hausfrau und Mutter werden. Schnell war der Tisch wieder abgeräumt, aber nun ging es doch darum den Haushalt abendfertig zu machen, denn am Morgen wollte man nicht über eingetrocknetes Geschirr und dreckige Böden stolpern. Es gab immer wieder genug zu tun, da brauchte es nicht noch Altlasten vom Vortag. Dunstan jedoch hatte wohl anderes im Sinn, denn er wollte schon Helenas Angebot auf seine eigene Tochter umlenken und tat ganz geheimnisvoll, als er etwas umständlich die Holzscheite wieder aufnahm. Helenas Knie wurden ganz weich, kaum dass er mit seinem verschmitzten Grinsen auf sie zugekommen war und ihr kryptische Worte ins Ohr flüsterte. Sein Bart kitzelte an ihrem Ohrläppchen, was Helena ein leises Kichern entlockte. Becher für eine Überraschung? Was er wohl vor hatte! Der Schmied war ja schon immer für Überraschungen gut. Anfangs, kurz nach Edgars Tod, war sie manchmal recht zerrissen, ob sie sich denn an den kleinen Aufmunterungen des Nachbars wirklich erheitern durfte trotz ihrer großen Trauer um den verlorenen Ehemann. Aber mittlerweile war sie Dunstan mehr als dankbar, dass er sie mit seiner fröhlichen Art öfters als ihr lieb war aus ihrer Niedergeschlagenheit gerettet hatte. Er wusste das nicht einmal, vermutlich, dass sie das Jahr der Trauer wohl ohne ihn nicht überstanden hätte.

Dennoch. Sie musste ihn ein wenig warten lassen. "Wart draußen, ich komm nach sobald ich kann" raunte sie zurück und zwinkerte dem Schmied zu, der gar leichtfüßig und flink die chaotische Familienidylle verließ. Ein Weilchen wollte sie die Kinder schon im Auge haben und zusehen, dass sie alle Aufgaben auch artig ausführten. Außerdem galt es ja noch die Schlafsituation zu klären. Gut, viel Auswahl gab es ohnehin nicht. Im Oberstock gab es genau zwei Schlafzimmer. Eines für Helena, in dem immer noch das Ehebett stand, dessen eine Seite nun schon so lange kalt bleiben musste. Und ein zweites Zimmer für Kinder, indem einst alle fünf des Rathnell Nachwuchs untergebracht waren. Nun gab es mehr Betten als Kinder, da durfte es wohl nicht schwer fallen, dass jeder eine Matratze zum Schlafen finden würde. Schnell hatte sich Anne durchgesetzt und wusch das Geschirr ab, während Ida und Matthis abtrockneten. Emma folgte der Mutter, die gekonnt den Besen schwang, mit einem Schäufelchen um die Häufchen aufzunehmen. Gemeinsam dauerte es gar nicht lange, bis die Küche mit dem Esstisch wieder halbwegs manierlich aussah.

"So, vielen Dank für eure Hilfe und Danke nochmal an Anne für das vorzügliche Essen." und von drei Kehlen schallte ein einstimmiges. "Danke Anne!" das von einem bescheidenen "Hab ich doch gern gemacht." quittiert wurde. Helena lächelte ob der zur Schau gestellten Wohlerzogenheit, die nicht oft so präsent war. Die Kinder konnten durchaus auch anders, ganz anders! "Und nun ab ins Bett, Hände und Gesicht waschen und die Zahnpflege nicht vergessen!" scheuchte sie die Jüngsten nach oben, wo in den Zimmern immer eine Schüssel und ein Krug mit Wasser stand. Anne ahnte, dass an sie noch ein Wort gerichtet werden würde. "Schau, dass sie nicht zu viel Unfug treiben. Ich werd Dunstan noch gute Nacht sagen und von drüben die Wäsche holen." Anne verkniff sich ein Grinsen und nickte nur. "Keine Sorge, ich hab die Brut schon im Griff. Schönen Abend, Mama" Zwei Becher, nicht vergessen. Helena stellte den Besen beiseite und löste ihr Kopftuch. Das brauchte sie heute nicht mehr. Die dunklen Haare fielen in einem dicken, geflochtenen Zopf ihren Rücken hinab. Zwei Becher! Herrje, wo waren nur ihre Gedanken. Sie schnappte die erstbesten, die sie erreichen konnte und hastete aus der Tür in der Hoffnung, dass Dunstan es sich wirklich auf der kleinen Bank im Garten bequem gemacht hatte. Ihr Innenhof war weit nicht so geräumig wie seiner, aber durchaus groß genug um genutzt werden zu können. Dafür standen bei ihr in alten Töpfen, Kübeln und Fässern viele bunte Blumen und Stauden, die den Innenhof aufhübschten und manchmal sogar einen sanften Duft verströmten, gerade in den lauen Sommerabenden. "So, alle versorgt. Tut mir leid, dass es ein Weilchen gedauert hat." kam sie auf ihn zu und machte es sich auf dem freien Platz der Bank gemütlich. Sie saß gern mit einem Bein unterschlagen. "Verrätst du mir deine geheimnisvolle Überraschung?" streckte sie ihm die Becher entgegen. "Lass mich raten, es handelt sich sicherlich nicht um einen selbst gemachten Sirup, oder?"
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Dunstan Hodgson
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#9
Natürlich hatte es sich der Schmied gemütlich gemacht, aber erst, nachdem er das neue Brennholz fein säuberlich einsortiert und gleichzeitig kontrollierte hatte , ob die bereits aufgestapelten Scheite noch in Ordnung waren. Wenn sich Nässe oder schlimmer noch Fäule ausbreitete, wäre das Holz komplett nutzlos und wäre nichts weiter als verlorenes Kapital. Doch zu seiner Zufriedenheit waren es nur kleine Nager, die sich hier eingenistet hatten, vielleicht sollte er Helena mal eine Katze vorschlagen. So ein pelziger Rattenfänger war ein nützliches Haustier und die kleine Emma wäre von dem Vorschlag sowieso komplett begeistert.

Die Bank war bequem und stand hier wahrscheinlich schon ebenso lange wie das Haus der Rathnells selbst, es gab einen allumfassenden Blick über den kleinen Innenhof und er stellte sich immer gerne vor, wie viele Generationen hier wohl schon gesessen und gearbeitet hatten. Vielleicht eine Gans rupfen oder einen Weidekorb reparieren, während die Kinder ausgelassen durch den Hof rannten und spielten. Es hatte etwas Heimeliges und er seufzte einmal laut und zufrieden, bevor er die Arme vor seinem Bauch verschränkte und etwas tiefer rutschte, die Beine lang vor sich ausgestreckt. So einen ruhigen Tag hatte er gebraucht, denn obwohl er den Vormittag über seinem Handwerk nachgegangen war, hatte der Nachmittag ganz der Familie gehört. Und das schloss mittlerweile die Nachbarn mit ein, so viel Zeit wie alle miteinander verbrachten wohl auch kein Wunder. Für einen Moment die Augen schließend lauschte Dunstan den abendlichen Geräuschen der Stadt, irgendwo kam ein Pferdekarren die Straße entlang, er konnte die gedämpften Stimmen von drinnen hören, ein paar Vögel zwitscherten und er konnte die Blumen riechen, die sie hier gepflanzt hatte und auch in seinem Innenhof mittlerweile vertreten waren. Kurz gesagt, er war rundum zufrieden und gelöst, als Helena herauskam und ihn sofort ansprach. Seine Augen öffneten sich und er lächelte noch einen Augenblick verträumt, bis er sich etwas gerader aufsetzte und aus dem entspannten Lächeln ein heimlichtuerisches Grinsen wurde. “Sirup? Nein, also ja, vielleicht. Im weitesten Sinne.” Versuchte er sie noch etwas im Dunklen tappen zu lassen, aber beugte sich schon vor um die Weinflasche von unter der Bank hervorzuzaubern. “Wein ist doch auch so eine Art Sirup, oder? Und irgendwer hat ihn selbst gemacht, nicht ich, aber irgendjemand bestimmt.” Dunstan zuckte mit den Schultern und nahm ihr die Becher ab, die er zwischen seine Oberschenkel klemmte damit sie nicht umfielen und goss ihnen beiden ein.

“Ich war heute kurz auf dem Markt und konnte nicht widerstehen.” Erklärte er dann noch, stellte die Flasche zur Seite und reichte ihr einen der Becher zurück. “Prost.” Abwartend, dass sie mit ihm anstieß, hatte er Zeit die Situation weiter auf sich wirken zu lassen und konnte sich das Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen, selbst wenn er es versucht hätte. So ruhige Abende waren selten und an sich schon ein kleiner Grund zu feiern, auch wenn er nicht vorhatte es heute zu übertreiben sondern es einfach nur genießen wollte. Nach dem ersten Schluck lehnte er sich wieder zurück und grunzte zufrieden. “Eigentlich geht es uns doch ganz gut. Alle sind gesund, es gibt genug zu essen und zu trinken.” Dunstan schnalzte mit der Zunge. “Es könnte wirklich schlimmer sein, finde ich.” Und da sein Blick sowieso schon wieder auf ihrem lieblichen Gesicht lag, drückte er ihr einfach einen kleinen Kuss auf die Wange. “Danke fürs Essen. Und die Wäsche. Und deine Gesellschaft.” Er sagte es bestimmt nicht oft genug, wie gut ihre Freundschaft ihm tat und wie hilfreich es war einen weiblichen Einfluss im Leben von Ida zu haben.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Helena Rathnell
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#10
Helenas Augen weiteten sich im Angesicht der freudigen Überraschung. Wein! Und noch dazu ein ganz dunkler, der fast schon zäh aus der Falsche in die Becher lief und dabei einen süßen, fruchtigen Geruch verströmte. Oh, der würde ihr garantiert schmecken! "Na, da hast du dich aber nicht lumpen lassen. Was hat der denn gekostet?" von der billigen Sorte war er nämlich sicherlich nicht. Er konnte natürlich mit seinem hart verdienten Geld machen, was er wollte, aber dass er es für so etwas exklusives und dann noch dazu für sie ausgab, war ihr doch auf einige Weisen unangenehm. Gut, sie war auch nicht gerade arm und gönnte sich gern etwas besonderes, aber im Annehmen von Geschenken war sie immer schon recht schlecht. Abschlagen würde sie den Becher allerdings sicherlich nicht. "Prost, Dunstan." Der erste Schluck floss samtig die Kehle hinunter und breitete sich sogleich warm und einlullend im Magen aus. Herrlich. So konnte jeder Abend zu Ende gehen, nach ihrem Geschmack.
Nicht ganz so hutschpferdig wie er, stimmte sie dann doch auch in sein Lächeln ein. Es war einfach ansteckend. Dunstan war ansteckend mit seinem Frohmut und seinem Optimismus. Er war wie eine strahlende Sonne, die manchmal fast schon zu hell blendete, aber zumeist einfach einen freundlichen, zuversichtlichen Glanz in ihr Leben gebracht hatte, gerade dann, als sie glaubte, die Trauer würde ihr den Rest ihres Lebens nur mehr in Dunkelheit hüllen. Und dafür war sie ihm mehr als dankbar.

Helena tat es ihm gleich, nahm einen zweiten Schluck und lehnte sich zurück, vielleicht ein wenig eher in seine Richtung als von ihm weg. Zufrieden schloß sie die Augen und ließ sich die letzten Sommerstrahlen aufs Gesicht scheinen. Sie könnte gleich einschlafen, einfach nur, weil die Situation vollkommene Ruhe ausstrahlte. Alle Arbeit des Tages war erledigt, die Kinder versorgt, der Bauch gefüllt, ja, es konnte ihnen wirklich schlimmer gehen. Nur, soviel Tiefsinn war sie von dem Schmied eigentlich gar nicht gewohnt. Und dass er ihr dann noch ein Küsschen auf die Wange drückte, irritierte und überraschte sie fast noch mehr. Mit einem Funkeln und einem breiten Grinsen drehte sie den Kopf zu ihm, die Augenbrauen leicht fragend zusammen gezogen. "Was ist denn auf einmal in dich gefahren, Herr Hodgson? Woher kommen denn diese Worte?" vielleicht verwunderte sie es einfach nur, dass Dunstan glaubte, sich bedanken zu müssen. Sicherlich war ein wenig Anerkennung immer ganz nett, aber das hier war ja eine 'eine-Hand-wäscht-die-andere"-Situation und man musste doch nicht für alles dankbar sein, wenn man sich ja gegenseitig nichts schuldig blieb. "Danke für den Wein und das Holz. Und die dreckige Wäsche." kicherte sie leise und lehnte sich dann doch ein wenig gegen seine Schulter. Man mag sagen, was man wollte, aber körperliche Nähe war doch durch nichts anderes zu ersetzen. Und nach den Jahren der Intimität und Innigkeit mit ihrem Edgar war das letzte Jahr einsam im Bett, ohne Umarmung oder eine liebevolle Berührung wahrlich eine Qual gewesen. Sie vermisste es. Sehr. "Und für deine Nähe" fügte sie leise murmelnd an, bevor sie neuerlich einen Schluck nahm um nicht noch irgendeinen Blödsinn zu reden. Und außerdem tat es gut, dass Matthis in ihm eine Vaterfigur gefunden hatte, die die älteren Brüder nicht mehr brauchten oder auf ihre Onkel übertrugen.

Mit einem Seufzen versuchte sie die Situation wieder ein wenig zu lockern. "Lass mich nur bloß nicht vergessen, dass ich drüben noch die Wäsche abnehme, bevor es finster wird." über Nacht wollte sie die Laken und Hemden nicht draußen hängen lassen. "Achja, nur damit du es weißt, Ida hat mir letztens von einem Jungen erzählt, der ihr scheinbar ganz gut gefallen dürfte." erwähnte sie das Thema fast beiläufig, wohl wissend, dass Dunstan dabei sicherlich ganz unruhig werden würde. Dass seine kleine Tochter allmählich erwachsen wurde und bald wohl in die Pubertät kommen würde, gefiel ihm offensichtlich nicht. "Ein Hugh.... Hugh irgendwas, ich hab mir den Nachnamen nicht gemerkt. Aber er dürfte eine Klasse über ihr in die Schule gehen."
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste