[Charles Stafford]

Bevor diese Reise überhaupt ihren Anfang nahm war Charles am überlegen einfach durchzureiten um so vielleicht ein wenig eher anzukommen. Doch schlussendlich hatte er sich dagegen entschieden. Er hatte sich Zeit gelassen und ganze drei Tage mit dem Ritt nach Wintergard verbracht. Seine Schwester war schwanger und er würde noch einmal Onkel werden. Wahrlich großartige Neuigkeiten. In Anbetracht der aktuellen politischen Lage jedoch war es nicht wirklich einfach für ihn sich darüber zu freuen. Denn es bedeutete dass er noch mehr Verantwortung hatte und vor allem dass dieser Krieg nicht in einem kompletten Gemetzel enden durfte. Denn seine Nichte oder sein Neffe sollte in einer friedlichen und guten Umgebung aufwachsen können. So wie es bei ihnen allen der Fall war aber......so einfach würden sie es nicht beenden können.

Doch es war nicht dieses Anliegen weswegen Charles den Weg zu den Stelhammers antrat. Offiziell ja, aber eigentlich war es notwendig dass Ariald Stelhammer und er sich besprachen. In den wichtigen Angelegenheiten. In politischen Dingen. Nur würde das öffentlich für ziemlich viel Unruhe sorgen. Niemand sollte darüber Bescheid wissen. Deswegen nutzte er die Schwangerschaft seiner Schwester als offiziellen Grund. Es war in aller früh als er die Tore passierte und wenig später im Burghof zum stehen kam. Sein Pferd hielt und anschließend abstieg. Wahrscheinlich schlief der Großteil der Leute hier noch, aber er würde nicht lauter als nötig werden. Schließlich wollte er niemanden wecken. Ein Stallbursche kam dem Charles sein Pferd überreichte.

"Gebt dem König Ariald Stelhammer Bescheid dass Charles Stafford soeben eingetroffen ist und seine Anwesenheit erwartet", machte er dann deutlich. Er sollte mehr in diesem Land unterwegs sein denn er stellte fest dass er sich zu kalt angezogen hatte. Da es ihm ganz lieb war so unauffällig wie möglich zu reisen, trug er keine all zu prunkvolle Kleidung. Auch wenn man ihm ansah dass er aus dem Frülingsland kommen musste. Für dieses Wetter war er nicht vorbereitet gewesen, aber er wollt auch nicht auf halben Wege umdrehen um sich andere Kleidung zu besorgen und er wollte hier seine Zeit auch nicht unnötig damit verschwenden passende Kleidung zu organisieren. Geduldig wartete er nun also im Hof und sah sich einmal kurz um.

[Ariald Stelhammer]

Ariald hatte überlegt, wie lange es her war, als er Charles zuletzt empfangen hatte. Seine grauen Zellen waren nicht mehr die schnellsten und mit den vergangenen Vorbereitungen, Eastergold Meadow wieder einzugliedern, teilte sein Kopf die Geschehnisse nun in VOR der Einnahme und NACH der Einnahme. Charles spielte dabei immer eine zentrale Rolle, aber wann war er zuletzt auf der Burg Wintergard gewesen? Ariald winkte in seinen Gedanken ab, weil er die Zeitstränge sowieso nicht korrekt auf die Kette kriegen würde. Er konnte manchmal ja nicht mal auseinander halten, ob Luitwin oder Swantje älter war. Nun, da er außerdem eine schwangere Kronprinzessin unter seinem Dach hatte, wusste er, wie Raik sich fühlen musste. Frigga war am Durchdrehen und er musste er seinen grauen, halbscharfen Verstand einerseits dafür einsetzen, die Weiber zu beruhigen, während er sich andererseits noch um all die anderen Angelegenheiten kümmern musste. Zuletzt hatte Frigga Aleenas Matratze tauschen lassen, weil Hühnerfedern weicher als Gänsefedern waren – oder andersrum? Laut seufzte der winterländische König und nahm einen Schluck von seinem Met. Er hatte es wirklich schwer.

“Eure Majestät!“ ertönte es kurz darauf, als Ariald gerade in ein Stück Schinken hatte beißen wollen – erneut ließ er ein angestrengtes Seufzen verlauten. Ein junger Dienstbote kam angelaufen und stutzte auf einmal. Mit großen Augen sahen sich beide abwartend an, ehe Ariald den Kopf schüttelte. “Junge, wenn du etwas zu sagen hast, dann sprich. Riechst du, wie gut dieses Stück Fleishc durftet? Das kann aber nicht in meinen Mund wandern, wenn du mir nicht sagst, was du sagen willst.“, tadelte er nachdrücklich, aber nicht übermäßig streng. “Ahja, da ist ein Mann, der einen Mantel mit Blumenmuster trägt. Cha – Cha- ..?“, entfiel es dem Jungen und Ariald winkte ab. “Mach dass du loskommst und sag deiner Amme, ihr müsst dein Gedächtnis trainieren!“ - “Mein was?!“ - “Raus!“

Zumindest kurz putzte sich Ariald den Mund ab, ließ seinen guten Schinken dann stehen und machte sich auf den Weg in den Hof, um Charles zu begrüßen. Der Stallbursche führte gerade dessen Pferd weg, als der König die Arme ausbreitete und den Bruder seiner Schwiegertochter mit offenen Armen empfing. “Charles! Hilf meinen grauen Zellen auf die Sprünge, wie lange ist es her?“ Natürlich hatten sie viel korrespondiert, aber dann hatte Leif viel übernommen und gewisse Korrespondenzen hatten Geheimhaltung erfordert, um die Sache sauber über die Bühne zu bringen. Mit der großen Pranke klopfte er dem hageren König auf die Schulter und zeigte dann auf das mächtige Eingangstor, aus dem er selbst gerade gekommen war. “Bitte, komm rein, deinem Pferd soll es an nichts fehlen!“ Der Stallbursche erntete noch schnell einen bösen Blick. “Ich esse gerade. Das stört dich doch nicht, oder? Normalerweise ist das nicht meine Uhrzeit. Rühreier mit Schinken – du auch?“ Er führte den Jüngeren durch einige Gänge in einen kleineren Speisesaal, der sich direkt neben der großen Festhalle befand. Diesen nutzte er gern, wenn er allein oder mit Frigga aß. “Deine Schwester ist wahrscheinlich noch oben und schläft jetzt auf Hühnern, hoffentlich bekommt sie keine Rückenschmerzen.“

[Charles Stafford]

Nächstes Mal wenn er hier auftauchte, sollte er wärmere Kleidung einplanen aber Ariald und er würden ihr Gespräch ganz sicher nicht hier draußen führen. Also jammerte Charles nicht herum sondern wartete auf den Kömig dieses Landes, der wenig später auch auftauchte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen über die nächsten Worte und er trat näher an den Älteren heran. Verbeugte sich vor dem König des Winterlandes.
"Scheinbar so lange dass ich vergessen habe welche Garderobe angemessen für dieses Land ist", scherzte er und freute sich darüber dass Ariald gesundheitlich wohlauf schien. Zumindest wenn er das gerade so deuten konnte. Ihm wurde auf die chulter geklopft und dabei spürte Charles einmal mehr wie viel Kraft Ariald Stelhammer noch immer besaß. Sein Blick glitt zu dem Eingangstor. Auch dann noch als er hereingebeten wurde. Erst nach einem langen Moment löste er sich und sah den Älteren an.

"Vielen Dank. Langsam fande ich wirklich etwas an zu frieren und ich hatte nie daran gezweifelt dass es meinem Pferd hier schlecht ergeht."
Mit diesen Worten folgte der eine König dem Anderen und wurde ernster als er hörte, dass er Ariald beim Essen gestört hatte. Ob es ihn störte? Sofort schüttelte der König des Frühlingslandes seinen Kopf.
"Natürlich nicht. Es tut mir Leid dass ich dabei gerade gestört habe. Wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich dich später aufgesucht."
Denn beim Essen unterbrochen zu werden war immer ziemlich unangenehm und es hätte wirklich nicht sein müssen. Charles würde es wieder gut machen. Das er auf die Frage noch gar nicht geantwortet hatte, wusste er aber wollte erst einmal die Entschuldigung äußern.
"Nein danke. Ich bin gerade nicht hungrig, aber du kannst sehr gerne weiteressen. Davon möchte ich dich nun wirklich nicht abhalten."

Charles wurde nun durch ein paar Gänge und anschließend in einen kleinen Speißesaal geführt. Es war klein aber wirkte sofort gemütlich. Als er hörte dass Aleena auf Hühner schlief sah er Ariald verwirrt und mit erhobener Augenbraue an.
"Auf Hühnern? Las mich raten. Die Frauen kamen auf diese Idee?"
Charles war bewusst dass es sich nicht um lebendige und echte Hühner handelte, sondern eher um ein Federbett oder dergleichen handelte, aber die Vorstellung wie Aleena auf echten Hühnern lag, war dann doch recht amüsant.
"Ich hätte ganz sicher Rückenschmerzen. In Walleydor sind wir einiges gewohnt, aber wir liegen gerne bequem", äußerte Charles und wartete darauf dass Ariald ihn aufforderte Platz zu nehmen. Bis dahin blieb er stehen. Alles andere gehörte sich nicht.
"Viel mehr interessiert mich aber wie es dir und der Familie geht? Gibt es irgendetwas Neues?"
Das konnte er fragen, bevor sie zum Eigentlichen kamen. Man konnte ein Gespräch ja immerhin locker und ruhig anfangen.