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My cold little heart
20.08.1016 - 11:00
Schloss der Stelhammers
Trigger: Gewalt

December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#1
My cold little heart
We can try to hide it

Ein halbes Jahr war die große Hochzeit von Jorin und seiner Ehefrau Lindgard mittlerweile her. Wo man der jungen Frau anfangs noch Zeit gegeben hat sich einzufinden, macht sie sich mittlerweile als vortreffliche Stelhammer. Es fühlte sich so an, als wäre es nie anders gewesen. So, als hätte es die letzten vier Jahre da noch diese eine weitere Schwester gegeben, denn obwohl sie sich auch mit Reinka die meiste Zeit über gut verstanden hatte, hatte Aleena das Gefühl, dass sie zu Lindgard eine etwas andere Verbindung pflegte. Sie waren sich sehr ähnlich und die junge Frau hoffte insgeheim in ihr eine Verbündete zu finden. Gleiches dachte sie damals bei Reinka, doch sie konnte den stummen Vorwurf spüren, den sie ihr nie offensichtlich gemacht hat, aber der irgendwie immer zwischen ihnen stand. Sie war keine Winterländerin, sie war schwach und zerbrechlich, konnte kein Schwert, geschweige denn eine Axt führen und trank selten auch nur einen kleinen Schluck Bier, weil ihr davon immer schlecht wurde. In @Reinka Norrholms Augen war sie keine geeignete Ehefrau für Leif. Aleena selbst hatte das gedacht, wie konnte sie ihrer Schwägerin also einen Vorwurf machen?

Ein leises Seufzen entkam ihren Lippen bei den Gedanken an vergangene Zeiten. Die letzten vier Jahre waren hart gewesen, doch Aleena war stolz auf sich sie schlussendlich doch irgendwie gemeistert zu haben. Und jetzt hatte sie sogar fast das Ziel erreicht, auf das sie ihr ganzes Leben lang vorbereitet worden war: einen Erben zu zeugen. Sie war schwanger! Auch wenn man an ihrem flachen Bauch noch keine Rundungen wahrnehmen konnte war die morgendliche Übelkeit immer noch ein guter Indikator für eine intakte Schwangerschaft. Nachdem sie diese für heute erst einmal überstanden hatte, ließ sie sich von ihrer Zofe in ein fließendes Kleid einkleiden, ihre Haare zu einer eleganten Flechtfrisur hochstecken und die Wangen ein wenig mit Rouge bepudern.

Die Kronprinzessin wollte heute mit ihrer mehr oder weniger neuen Schwägerin sprechen. Lindgard musste sich auch irgendwo hier im Schloss aufhalten und sie wollte nun endlich herausfinden, was der anderen jungen Frau so sehr auf dem Herzen lag, dass sie beinahe ihr ganzes Strahlen verloren hatte. Denn auch wenn es nicht alle der Familie mitbekamen, Aleena selbst konnte es beinahe greifen, so spürbar war die Tatsache, dass Lindgard etwas plagte. Das Lächeln, das sich jeden Tag auf ihren Lippen fand, war nicht echt. Es erreichte die wunderschönen blauen Augen der Frau kaum. Vielleicht würde sie ja sogar helfen können? Jedenfalls wenn die geborene Norrholm sich ihr anvertrauen würde. Insgeheim hoffte sie, dass sie nicht wieder vor den Kopf gestoßen wurde, weil sie sich nicht sicher war, wie oft sie dieses Gefühl noch aushalten konnte. Die meisten Menschen hier im Schloss waren nicht sehr erpicht auf tiefgreifende Gespräche, deswegen hatte es Aleena nach nur wenigen Monaten nach ihrem Umzug aufgegeben. Dass mit Lindgard sich nun alles etwas verändern konnte, wagte sie kaum zu hoffen.

Sie konnte die Ehefrau von Jorin in den Gärten des Schlosses finden. Enger zog sie ihren Fellbesatz um den schlanken Körper, damit der eisige Wind wenige Angriffsfläche hatte. Knirschend stapfte sie über den Schnee und kam neben Lindgard zum Stehen. "Prinzessin", begrüßte sie sie und deutete einen Knicks an. Nicht, dass das unbedingt nötig gewesen wäre, aber sie empfand es als höflich und respektvoll. "Darf ich Euch ein wenig Gesellschaft leisten?", fragte sie vorsichtig und blickte voller Hoffnung in das zarte Gesicht der Gleichaltrigen.
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Winterland
Lindgard Stelhammer
Winterland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Norsteading
Wohnort Wintergard
Stand Verheiratet
User Lia
#2
Lindgard hatte die Ländereien und Gärten Wintergards schon lange als ihren Rückzugsort auserkoren. Die eisigkalte Luft und die schneeverhangene Stille war eine willkommene Abwechslung zu den stickigen, überheizten, trubeligen Hallen ihrer neuen Heimat, die oft der schmerzlichen Leere ihrer geplagten Seele gegenüberstanden. Hier, zwischen den kahlen Zweigen der Bäume und dem glitzernden Schnee, fand sie einen Moment der Ruhe, in dem ihre Gedanken nicht allzu laut waren. Der durchaus scharfe Wind peitschte über ihr Gesicht und ließ dabei eine zarte Röte über ihre Wangen ziehen, hielt ihre Gedanken davon ab, allzu weit abzuschweifen. Sie hüllte sich enger in ihren wärmenden Umhang, versuchte, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken, das sich in den letzten Wochen immer häufiger bemerkbar machte und ein leidlicher Begleiter ihrer allgegenwärtigen Schlaflosigkeit war.

Als sie Schritte hinter sich hörte und eine vertraute Stimme die eisige Kälte durchbrach, zuckte Lindgard leicht zusammen. Aleena. Es war nicht das erste Mal, dass die Kronprinzessin ihre Nähe suchte, doch diesmal fühlte es sich anders an, beinahe wie eine leise Erwartung, die die Luft zwischen ihnen durchzog. Sie drehte sich zu ihrer Schwägerin um, deren Nähern sie instinktiv spürte, ohne sich wirklich darauf vorbereiten zu können. »Schwester«, antwortete Lindgard deutlich jovialer als ihr Gegenüber, erwiderte jedoch den Knicks merklich tiefer und länger, wie es dem Stand als Ehefrau des künftigen Königs geziemte. Das Lächeln, das sie Aleena jedoch schenkte, war das gleiche Lächeln, das sie mittlerweile tagtäglich trug, eine Hülle, die sie sich selbst und der Welt präsentierte. »Natürlich dürft Ihr, dafür braucht Ihr nicht meine Erlaubnis.« Ihre Stimme sanft, aber immer noch etwas steif. Sie trat einen Schritt zur Seite, um Aleena Platz zu machen, und ließ ihren Blick über kahle Landschaft schweifen. Der Anblick von allem, was ruhig und still war, tat gut, aber er erinnerte sie auch an die Dinge, die sie selbst zu finden hoffte – Frieden, Gelassenheit, vielleicht sogar ein bisschen Freude. Doch das war etwas, das sie im Moment kaum greifen konnte.

»Ein schöner Tag für einen Spaziergang«, begann Lindgard schließlich, obwohl ihre Worte nahezu hilflos zwischen ihnen verklangen. Es war eine leere Bemerkung, die sie in solchen Momenten oft von sich gab, um die Stille zu durchbrechen, ohne wirklich etwas Substanzielles zu sagen. Sie wollte nicht, dass jemand die Chance witterte, Fragen zu stellen, von denen sie sich kaum traute, sie sich selbst zu stellen. Die Fragen nach dem Warum. Warum alles so anders war, was mit Lindgard zu tun hatte. »Wie geht es Euch?«, fragte sie dann, allen Mut zusammen nehmend, um sich mit Aleena auszutauschen. Die Frage hatte einen anderen Klang als gewöhnlich. Es war weniger die höfliche Floskel, als viel mehr eine echte Frage, eine Suche nach etwas, das ihr vielleicht eine Antwort geben könnte, die sie selbst nicht hatte.
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December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#3
"Auch wenn ich keine offizielle Erlaubnis brauche, möchte ich doch keine Gesellschaft anbieten, die nicht erwünscht ist. Nur, weil ich meines Standes wegen mit jedem Zeit verbringen könnte, mit dem ich wollte, fühlte es sich für mich als Mensch trotzdem falsch an, wenn mein Gegenüber diesen Wunsch nicht erwidert", erklärte sie mit sanften Worten und hätte vermutlich mit den Achseln gezuckt, wenn sie in einer etwas niederen Familie aufgewachsen wäre. So wurden ihre Worte nur mit einem leisen Ausatmen begleitet. Es war auslaugend diesem Stand zu entsprechen, nie die Wahrheit zu hören. Nie zu hören, wenn man unerwünscht war. Obwohl Aleena eine zarte Blume war, die harsche Worte nur sehr schwer wegstecken konnte, wünschte sie sich nach all' der Zeit als Kronprinzessin trotzdem mal jemanden, der ihr die Stirn bot. Selbst Leif, ihr Ehemann, flüchtete lieber des Öfteren aus dem gemeinsamen Schlafgemach, als sich mit seiner Frau auseinander zu setzen. Offenbar gab es niemanden in diesem ganzen vermaledeiten Schloss, der Aleena Stelhammer als Mensch, als junge Frau, als Schwester und Tochter zu schätzen wusste. Niemand sah das angestrengte Lächeln auf ihren Lippen, dass sie nur aufsetzte, weil alles andere unerwünscht war. Es war Fluch und Segen zugleich. Wie es so oft der Fall war. Zwei Seiten einer Medaille. Nie ist alles Gold, was glänzt, das hat sie mittlerweile am Hofe gelernt.

"Bitte seid ehrlich zu mir. Ich ertrage es nicht, dass mich jeder in Watte packt", bat sie eindringlich und forschte in den blauen Augen der jungen Frau, die ihr in mancher Hinsicht so ähnlich sah, nach der Wahrheit. Nachdem feststand, dass Jorin, ihr Schwager, eine Norrholm heiraten würde, hatte Aleena so sehr gehofft, dass sie damit jemanden hatte, der ihr wirklich den Rücken stärken konnte. Aber auch jemand, der ihr mal so richtig den Kopf wusch, wenn sie mit eben diesem mal wieder zu sehr in den Wolken hing. Sie brauchte - nein, sie wollte! - eine echte Freundin.

Die Floskel über das Wetter ignorierend ließ die Blondine ihren Blick durch die verschneiten Gärten schweifen. Schon des Öfteren waren die beiden jungen Frauen sich hier über den Weg gelaufen, denn offenbar hatten sie beide Gefallen an diesem Garten gefunden. Auch wenn die Pflanzen ganz andere waren, als Aleena es aus ihrer Heimat Walleydor kannte, hatte sie sich mittlerweile an die heimischen Blumen gewöhnt. Es gab nur wenig Gewächs das bereit war diesen Temperaturen zu strotzen, doch dafür waren manche von ihnen umso schöner, wenn sie es schafften zu blühen. "Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Und Euch? Ihr wirkt so... niedergeschlagen. Ich kann die Gewichte, die auf Euren Schultern lasten, beinahe sehen, so erdrückend scheinen sie zu sein", erklärte sich die junge Frau und gab damit auch zu, weshalb sie überhaupt erst in diesen Garten gekommen war. Heute war es nicht ihr eigener Geist der Ruhe suchte, sondern Wunsch einem anderen Geist bei gleichem Vorhaben zu helfen. Vielleicht hatte Lindgard ebenfalls Probleme in ihrer Ehe? Oder sie brütete eine Krankheit aus, von der niemand etwas wissen sollte? Für einen kurzen Augenblick durchzuckte sie der Gedanke, ob ihre Schwägerin wohl ebenfalls schwanger war?
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Winterland
Lindgard Stelhammer
Winterland
Alter 21
Beruf Prinzessin von Norsteading
Wohnort Wintergard
Stand Verheiratet
User Lia
#4
Lindgard verharrte einen Moment lang still. Aleenas Worte hallten in ihr nach, durchdrangen die dünne Schicht aus standesgemäßer Distanz, hinter der sie sich für gewöhnlich zu verbergen wusste. Sie schluckte kaum merklich, während ihr Blick auf einem kleinen, vom Frost überzogenen Dornbusch verweilte. Die offenherzige Bitte der Kronprinzessin hatte etwas in ihr berührt – aber auch etwas in Alarm versetzt. Ehrlichkeit war eine gefährliche Sache am Hof, selbst unter Frauen, die dieselbe Last trugen.

»Ich verstehe Euch«, sagte sie schließlich leise, und ihre Stimme war sanft, aber nicht weich. »Euer Wunsch nach Ehrlichkeit ist … nicht selbstverständlich. Gerade außerhalb der ehelichen Gemächer.« Ihre blauen Augen wanderten langsam zu Aleena, doch sie wich dem direkten Blickkontakt aus, ließ ihren Blick knapp an ihr vorbeiziehen. Es war keine Geringschätzung – eher Vorsicht. Etwas, das sich tief in ihr festgesetzt hatte. Man gab nicht leichtfertig zu viel preis, nicht in den Hallen Wintergards, das selbst die leisesten Schwächen kannte und auskostete, und wo ein aufopferungsvoller Ehemann nur einen Bruchteil von dem erfährt, was sie ihm so gerne anvertrauen würde. 

»Es ist wahrlich erfrischend«, fuhr sie nach einem kurzen Atemzug fort. »In diesen Landen sind Dinge wie Haltung bewahren und Fragen vermeiden, die zu viel preisgeben könnten, das Maß aller Dinge.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem flüchtigen, schiefen Lächeln, das nichts Heiteres an sich hatte. Es war das Lächeln eines Menschen, der gelernt hatte, sich hinter Gesten zu verschanzen, statt sich durch Worte zu offenbaren. »Bitte glaubt mir, Schwester. Ich bin so ehrlich zu Euch, wie es mir zusteht.« Und das meinte sie von ganzem Herzen.

Aleenas nächste, mehr als direkte Frage ließ Lindgard jedoch instinktiv die Schultern straffen und ihre Haltung wurde steif. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen – nicht in dieser Klarheit, nicht in dieser Sanftheit, die beinahe schlimmer war als jedes harsche Verhör. Ihre Finger gruben sich unbewusst in den Stoff ihres Mantels, suchten Halt, wo eigentlich keiner war. »Ich hatte gehofft, man sähe es nicht so deutlich«, antwortete sie mit leiser, belegter Stimme. Ein Eingeständnis, das sie beinahe überraschte.  Lindgard schwieg einen Moment, den Blick auf den verschneiten Pfad vor sich gerichtet. Die Worte der Kronprinzessin wirkten nach, trafen dort, wo sie ungern berührt wurde. Der eisige Wind war ihr lieber als dieses aufrichtige Interesse – nicht weil es falsch war, sondern weil es zu viel wollte, zu früh.

»Es ehrt Euch, dass Ihr fragt«, sagte sie schließlich leise, kaum mehr als ein Atemzug, während sie den Blick nicht hob. »Doch manche Antworten brauchen Zeit.« Sie fuhr sich langsam mit der Hand über den Mantelärmel, als wollte sie eine unsichtbare Falte glätten, oder vielleicht etwas anderes: den Druck, der sich gerade in ihr aufbaute. »Nicht jeder Ort ist dafür gemacht, offen zu sein.« Sie meinte Wintergard. Und auch sich selbst. »Wie dem auch sei, ich weiß Euer Mitgefühl zu schätzen.« Ihre Stimme war ruhig, aber ein Hauch Anspannung ließ sich nicht verbergen. »Nur… Vertrauen wächst nicht auf Befehl.« Ein kurzes Schweigen. Dann sah sie Aleena zum ersten Mal direkt an, die eisblauen Augen klar, aber zurückhaltend. »Vielleicht … mit der Zeit.« Mehr sagte sie nicht. Doch zwischen den Worten lag genug Raum für Verständnis – oder zumindest für den Versuch.
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Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
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User Nessi
#5
Es fühlte sich an, wie ein Schlag ins Gesicht. Obwohl mittlerweile so viel Zeit vergangen war, in der Aleena sich größte Mühe gegeben hatte, sich in die Familie Stelhammer einzugliedern, nahm man sie augenscheinlich noch immer als Außenseiterin wahr. Vier Jahre lang hatte sie versucht, wie sie zu sein. Mehr wie eine Frau, aus den Winterlanden. Mehr Heiterkeit, mehr Humor, mehr Fleischkonsum. Von allem einfach mehr. Und nicht mehr so, wie es eigentlich ihre Natur war: zurückhaltend, zuhörend, statt redend, beobachtend. Es war nicht immer einfach gewesen, doch die junge Kronprinzessin dachte, dass sie in den letzten Monaten große Fortschritte gemacht hätte. Dachte, dass man ihr das Frühlingsland nicht mehr an der Nasenspitze ansehen konnte. Und trotzdem war da diese Distanz, die nun ganz klar angesprochen wurde. Sie konnte die Dankbarkeit spüren, die sie durchströmte, weil ihre Schwägerin ehrlich zu ihr war. Eine Seltenheit, wie sie in der Zeit hier hatte feststellen müssen. In der meisten Zeit sagten die Leute das, was sie dachte, was sie hören wollte. Unangenehme Worte wurden nicht in ihrer Gegenwart gesprochen, sondern vielmehr an ihren Mann gerichtet. Eine tatsächliche Verbindung zwischen Aleena und einem der anderen Familienmitglieder gab es kaum. Außer vielleicht zu Swantje. Darum war sie zwar dankbar, konnte jedoch nicht den Kontakt zu Gleichaltrigen ersetzen. Und wieder einmal überkam sie das bohrende Gefühl der Einsamkeit. Nicht alleine, aber trotzdem einsam.

"
Ich verstehe
", erklärte sie reserviert und nickte höflich. Ja, das tat sie wirklich. Und schlussendlich musste Aleena auch einsehen, dass sich nicht immer die ganze Welt nur um sie drehte, auch wenn es sich manchmal (zu ihrem Leidwesen) so anfühlte. Jeder trug sein eigenes Päckchen und die nächsten Worte Lindgards machten das nur zu deutlich. Sie konnte den Schmerz in ihrem Gesicht lesen, ihn in ihren Worten hören. Jemand, der selbst jahrelang versucht hatte viel zu verbergen, konnte vielleicht ein wenig einfacher hinter die aufgesetzte Maske einer höfischen Unterhaltung blicken. 'Wie dem auch sei', trug der Wind sachte an ihre Ohren heran, während sie die Arme unter dem dicken Fellmantel um den eigenen zierlichen Körper schlang. Oft genug hatte Aleena solche und andere Ausdrücke benutzt, um die eigenen Gefühle hinten an zu stellen, um sie zu verschleiern und weniger wichtig zu machen. Es glich einem abwinken, einem 'ach, ist doch alles nicht so schlimm'. Und mehr, als ihr anbieten, für sie da zu sein, konnte sie nicht tun. Und selbst dabei war sich die junge Prinzessin nicht sicher, ob es nicht schon zu viel war.

Obwohl Lindgard und sie in einem ähnlichen Alter waren, waren sie so grundverschieden, dass sich die geborene Stafford schon immer sehr schwer damit tat zu erraten, was hinter dem hübschen Gesicht so vor sich ging. "
Ihr habt vollkommen Recht
", stimmte sie leise zu und versuchte sich an einem Lächeln, das irgendwo auf halber Strecke verloren ging. "
Vertrauen muss man sich erarbeiten. Falls Ihr aber doch mal reden oder vielleicht auch nur schweigen wollt - das kann ich übrigens besonders gut! - dann könnt ihr gerne jederzeit nach mir schicken lassen
", bot sie freundschaftlich an und hätte sie am liebsten in eine Umarmung gezogen. "
Habt Ihr trotzdem Lust noch etwas Spazieren zu gehen, oder...
", fing sie und an hatte Probleme, die richtige Formulierung zu finden. In ihrem Kopf war es ein 'oder habe ich nun alles kaputt gemacht?', doch das ziemte sich nicht für eine Adlige auszusprechen. Und auch, wenn sie sich wünschte, hier nur mit einer Freundin zu sein, war Aleena Stelhammer nie nur eine Freundin. Nie nur eine Ehefrau. Sie würde immer die Kronprinzessin dieses Landes sein.

-"
... oder habt Ihr noch dringende Termine, die Eure Aufmerksamkeit bedürfen?
", beendete sie nun also den angefangenen Satz und machte ein paar leise knirschende Schritte auf dem unberührten Schnee.
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