Commander of Wolves |
Leif Stelhammer |
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Alter |
24 |
Beruf |
Kronprinz von Norsteading |
Wohnort |
Wintergard, Norsteading |
Stand |
Verheiratet |
User |
Letha |
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30-07-2024, 09:55 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07-08-2024, 16:53 von Naila Castellanos.)
 Einmal im Leben machte man den Fehler, einen Winterländer nach einer durchgeweichten Nacht wecken zu wollen, noch dazu einen dieser Halbriesen aus der Königsfamilie. Und doch kehrte dieser Fehler immer wieder zurück wie eine dieser lästigen Kleinfliegen oder Mücken oder wie auch immer man sie in den wärmeren Ländern nennen mochte, wenn es warm genug war, dass sie sich in den stehenden Gewässern niederließen. Leif hatte mittlerweile den Dreh raus, wann er mit vermehrten Patzern der Dienerschaft rechnen konnte, nämlich vor dem Wintereinbruch noch, wo man den Bestand der Burg aufstocken musste, und meist lachte er nur darüber und gab der Magd einen gutgemeinten Klaps auf die Schulter. Aber wenn man dachte, seinen ohnehin schon unberechenbaren Schlaf vor der Mittagsstunde stören zu müssen, dann schlug er ganz nach seinem Vater, denn dann hörte der Spaß auf. Einmal im Leben hatte die neue Magd sich erlaubt, in den Morgenstunden nach einer langen, ausgiebig langen Nacht an der Tür zum Kronprinzengemach zu klopfen. Bei diesem einen Mal würde es den Winter über bleiben, wenn sie sich ihrer Hände lieb war, die — zitiere Leif — mehr Verwendung über dem Kamin finden würden, sollte sie noch einmal gedenken, sie während der Festlichkeiten zum Lärm machen gebrauchte. Und da fragte man sich, warum der Rest des Kontinents sie für Barbaren hielt.
Zu ihrer aller Erleichterung war die zweite Nacht des Eisfeuerfests sehr viel ruhiger verlaufen, aus gemischten Gründen wie einem alten Publikum, die einfach nicht mehr dem gleichen Alkoholkonsum wie die Jungen frönen konnten, allgemeiner Übelkeit als Folge der vorangegangenen Nacht oder auch etwas zielbringendere Gründe wie die des Kronprinzen, der sich vorgenommen hatte, am dritten Tag wieder fit zu sein. Da gab es immerhin einen Wettkampf zu gewinnen, nachdem er sich das letzte Mal von seiner eigenen Schwester hatte schlagen lassen. Leif war gerne unter Leuten, er feierte gerne mit ihnen und trank auch schonmal einiges mit, in variierendem Ausmaß von einem leichten Nebel im Kopf bis zu Ich hab keine Ahnung mehr, was gestern passiert ist; aber während Erik in diesem Jahr keine Grenzen hatte, gab es für ihn durchaus welche einzuhalten. Wenn er jeden Tag so zubrachte wie den gestrigen, nämlich im Bett, bis die Sonne hinter den Bergen zur Dämmerung ansetzte, dann würde er heute weder den Wettkampf gewinnen, noch würde er etwas anderes zustande bringen, wofür das Eisfeuerfest unter anderem ebenfalls gedacht war. Ein Zusammenkommen unter Freunden, aber auch mit Fremden. Ein Kennenlernen und Bündnisse schließen. Engere Kontakte mit den verschiedenen Schichten aus dem Winterland knüpfen und sich mit den ausländischen Gästen auseinandersetzen, teilweise aus seiner angeheirateten Familie. Was am Abend für Spiel, Spaß und Ehrgeiz gedacht war, machte am Tag Platz für die zu kurz gekommene Diplomatie, derer sich Leif als Kronprinz durchaus verantwortlich fühlte. Heute würde er auch keiner Magd androhen, ihr die Hände abzuhacken, versprochen.
Im Vergleich zur letzten Nacht, die viel zu kurz gekommen oder auch gar nicht vorhanden gewesen war, fühlte sich Leif mit dem Aufgehen der Sonne sehr viel ausgeruhter. Während Aleena noch in den Fellen schlief, brannte bereits der Kerzenständer auf seinem Schreibtisch und eine Feder kratzte über Pergament. Auch diese Art von Verantwortung ließ sich nicht ewig aufschieben, deswegen erledigte Leif sie lieber gleich und gab sie später am besten persönlich an die Empfänger, wenn er sie denn finden konnte. Leif saß mit ungebändigten Locken am Schreibtisch, gehüllt in einfache Leinen, bevor er sich später in Tunika und Felle werfen würde, und genauso konnte er als einfacher Bürger durchgehen. Vielleicht war er etwas groß geraten für einen Laien, hatte zu breite Schultern für einen Bauern und guckte zu ernst für einen Händler, aber viel von einem Hauptmann unterschied ihn nicht. Es waren lediglich die Taten und Erlebnisse, die seine Geschichten prägten und die Verantwortung, die sich auf seinen Schultern abgesetzt hatte, begleitet von einem kaum wahrnehmbarer Nebel aus Etikette, der ihn vom allgemeinen Volk abhob, wenn er denn wollte. Nicht zuletzt war es die Macht, die er in seinen Händen hielt und aus einem Bürgerlichen einen Kronprinzen machte, als er das weiche Wachs auf das eingerollte Pergament tropfen ließ und mit dem königlichen Siegel der Stelhammer eindrückte. Anschließend griff er nach dem Bericht des Waffenmeisters und las ihn zum fünften Mal durch, innerlich noch einmal die Vorbereitungen durchgehend, die er nach dem Fest anpacken würde. Auch als er das Rascheln vom Bett aus vernahm, konzentrierte er sich noch auf das Schreiben; erst, als er einen blonden Schopf aus den Kissen hochragen sah, begehrte sein Blick auf und fasste für einen Moment die Prinzessin ins Auge. „Morgen“, brummte er, was von der Tonlage her eine steile Verbesserung zu seinem gestrigen Murren war — auch wenn er versucht hatte, Aleena nicht in sein Kater-Leiden mit reinzuziehen, hatte er es wohl oder übel trotzdem getan. Dafür gab es keine verbale Entschuldigung von ihm, aber als Entschädigung hatte er der verschreckten Magd aufgetragen, seiner Frau eine Vase mit irgendwelchen Blumen aus den Gärten hinzustellen, möglichst doch ohne dabei Krach zu machen. Zusätzlich hatte er jener Magd auch direkt eine Entschuldigung aufgedrückt in Form von Tut mir leid, das gestern war ne Ausnahme und Hände abhacken tu ich auch nicht, aber warte das nächste Mal doch einfach, bis einer von uns rauskommt und irgendwas braucht. Vielleicht wollte sie sich ja doch nicht mit dem Kopf voran in den nächsten Schneehaufen werfen und genau so den Winter über verweilen.
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December never felt so wrong |
Aleena Stelhammer |
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21 |
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Nessi |
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07-08-2024, 15:14 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07-08-2024, 15:18 von Aleena Stelhammer.)
An Ode to War, a Song of Life
Schwangerschaftsverkündung
 Während alles um die junge Frau herum noch im angenehmen Dunkeln des vorangegangenen Schlafes lag, kitzelte sie ein süßlicher Geruch in der Nase. Erst dachte sie, dass es noch ein letztes Überbleibsel eines schönes Traumes war, doch als sie weiter zu sich kam und noch mal tief einatmete, stellte sie fest, dass der Geruch tatsächlich lieblich ihre Nase umspielte. Nach wenigen weiteren Sekunden blinzelte sie gegen das Licht an und sah Schneeglöckchen auf dem Nachttisch in einer kleinen Vase stehen. Schlagartig war die junge Frau war. Nicht, weil es so ungewöhnlich war, dass frische Blumen an ihrem Bett standen, sondern weil plötzlich eine alles umfassende Übelkeit auf sie einprasselte. Ihr Magen rumorte und sie konnte nicht anders, als in dem dünnen Satinkleidchen an ihrem Ehemann vorbei zu stürzen, der ihr kurz zuvor ein gebrummtes 'Morgen' geschenkt hatte und in den Waschraum zu laufen, in dem mehrere unbenutzte Holzeimer standen. Aleena musste sich - wie so oft in den letzten Tagen - übergeben. Es war ihr unangenehm und demütigend, dass ihr Ehemann nun alles mit angehört hatte, doch nachdem sie schon diverse Kräuter (unter anderem welche von der Wanderheilerin @"Asleif Sjöberg"), Tees und Kamilleumschläge probiert hatte, wusste sie, dass kaum etwas wirklich gegen diese morgendliche Übelkeit half. In der Regel wurde es in den ersten paar Stunden ganz von alleine besser und am Abend wähnte sie sich immer wieder in der Hoffnung, dass es gar nicht erst wieder so schlimm werden würde am nächsten Tag.
Puterrot kam die junge Frau aus dem angrenzenden Waschraum und setzte sich auf die Bettkante. Im Vorbeigehen hatte sie ihrem Mann einmal über die breiten Schultern gestrichen und ebenfalls ein leises 'guten Morgen' genuschelt. Auch wenn Aleena Stelhammer im Moment eigentlich zu den glücklichsten Frauen dieses Hofes gehörte, wirkte ihr Anblick in diesem Moment alles andere als überglücklich und strahlend. Ihre Mutter hatte in ihrer Jugendzeit immer davon geschwärmt, wie toll sie in ihren Schwangerschaften ausgesehen hatte, doch bislang konnte Aleena diese Euphorie leider nicht teilen. Es war die Übelkeit, die ihr sehr zusetzte und gleichzeitig dafür sorgte, dass sie nicht wirklich an Gewicht zunahm.
Zerknirscht warf sie nun das erste Mal einen längeren Blick auf Leif und versuchte sich an einem Lächeln. Eigentlich bot ihr Ehemann einen recht angenehmen Anblick in seiner lockeren Kleidung aus Leinen, die hier und da mal einen Blick auf die stählernen Muskeln freigab. Sie mochte es sehr, wenn der Kronprinz sich so ungezwungen fühlte, dass er sich so präsentierte. Mit seiner glänzenden Rüstung hingegen konnte Aleena überhaupt nichts anfangen. Das Ding sah einfach nur unbequem, viel zu unpraktisch und warm aus. Außerdem machte es viel zu viele Geräusche, wenn man sich bewegte.
Ohne nun einen weiteren Moment darüber nachzudenken, ob heute der Tag aller Tage sein sollte, fragte sie leise: " Hast du einen Moment für mich?", und nickte mit einer sanften Kopfbewegung auf die Bettkante neben sich. Vermutlich dachte Leif bis jetzt gerade noch, dass sie sich gestern Abend beim Eisfeuerfest den Magen verdorben habe. In den letzten Tagen war er morgens nämlich oft schon weg gewesen, wenn Aleena aufgestanden war, daher hatte er die Beständigkeit der Übelkeit kaum mitbekommen.
" Sind die Blumen von dir?", fragte sie sanft und warf einen Blick auf den Nachttisch. Die Schneeglöckchen reckten Stolz ihre Köpf ein die Luft, als wollten sie um die Gunst der Prinzessin buhlen.
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Leif Stelhammer |
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03-09-2024, 16:20 - Wörter:
 Und vorbei war es mit der Produktivität; spätestens dann, als Leifs Frau in das angrenzende Zimmer eilte und er den Geräuschen nach etwa erahnen konnte, was sie am gestrigen Abend zu sich genommen hatte. Zugegebenermaßen hatte er sich selbst in den vier Jahren Ehe nicht wirklich daran gewöhnt, sie am Morgen wach um sich zu haben, vielleicht auch, weil ein Teil von ihm immer das Gefühl hatte, sie bei irgendeinem Kram zu stören, den Weiber eben so machten, bevor sie wie aus dem Ei gepellt zum Frühstück auftauchten. Oft war er außerhalb des Zimmers beschäftigt, ging seinem Training nach, erledigte den ersten Teil seiner täglichen Pflichten, ging seinen Geschwistern auf die Nerven, dieselbe Methodik, wirklich. Und auch, wenn er vor zwei Tagen vielleicht mitbekommen hatte, wie eine Magd einen Eimer aus ihren Gemächern rausgetragen hatte, hatte er dem keine größere Bewertung beigemessen wie seinem eigenen Eimer, wenn er in einer Nacht mal zu tief ins Horn geschaut hatte. Nicht, dass Aleena überhaupt jemals Alkohol trank, was einer der Gründe war, warum Leifs Augenbraune sich in der gerunzelten Stirn eine Grube schaufelten.
Blaue Augen folgten der schmalen Gestalt, die mit unsicherem, trägen Gang zurück zum Bett lief, und mussten in dem Morgenlicht leider auch die kränkliche Farbe von Aleenas Gesicht bemerken, was nicht unbedingt dazu beitrug, dass sich die unangenehme Sorge in Leifs Brust von selbst wieder kleinmachte. Auch wenn er nicht nach ihrer Hand gegriffen hatte, hatte er doch seine eigene Hand mit der Feder zwischen Daumen und Zeigefinger gesenkt. Noch nie hatte er gut mit den unzähligen Krankheiten und unwohlen Stimmungen von Aleena umgehen können, vor allem weil er sich selbst bei bester Gesundheit hielt. Seiner Meinung nach brauchte sie mehr frische Luft, mehr Freigang, irgendwas, das sie auch körperlich fit hielt, wenn sie sich nicht immer in diese engen Kleider zwängen würde, als würde ihr dieses Korsett-Gefängnis gefallen. Dass sie das tagtäglich freiwillig über sich ergehen ließ, war ihm genauso ein Rätsel wie eine Antwort auf die Frage, die sich zusammen mit den Augenbrauen in seinen Schädel bohrte: Wie konnte er ihr helfen?
Weil Leif noch nie ein Mann großer Worte gewesen war, brummte er auf die Frage nur unverbindlich, dabei stand vollkommen außer Frage, dass er ihr diese Bitte verwehrte. Noch immer bohrte sich sein Blick in ihre zierliche Gestalt, ehe er sich eines Besseren besann und den Federkiel zurück in das Tintenfass steckte. Der Stuhl kratzte über den Stein, als der Kronprinz sich vom Tisch wegdrückte und in derselben, kräftigen Bewegung noch aufstand, er selbst in seiner körperlichen Verfassung das komplette Gegenteil von Aleena. “Soll ich dir was bringen lassen?”, fragte er, ganz der Pragmatiker, der mit der Sorge einfach nichts anfangen konnte und sie am liebsten sofort gelöst haben wollte. “Die Magd von gestern lungert bestimmt vor der Tür, sie soll sich nützlich machen und dir Tee bringen.” Er war sogar schon zur Hälfte zur Tür gestapft, ehe er merkte, dass Aleena ihn um etwas ganz anderes bat. Für einen Moment hing sein Blick auf ihrer Hand, dann räusperte er sich, tat so, als hätte er zum Bett einfach nur einen kleinen Umweg machen wollen und setzte sich auf die Matratze neben seine Frau, wenn auch weiter weg, als ihre Hand es vorgeschlagen hatte.
Aleena gefiel ihm so viel besser als in ihren schicken Kleidern, mit ungebürstetem, offenem Haar, in einem lockeren Nachthemd, dessen Kragen ein Stück zarte Schulter sehen ließ, aber Leif konnte die kränkliche Hautfarbe unter den rosigen Wangen nicht einfach ignorieren - schon gar nicht aus solcher Nähe. Wahrscheinlich musste er sie ansehen wie ein Kind, das zum ersten Mal einen Bären aus nächster Nähe sah, mit großen Augen, die nicht so recht wussten, wo sie hingucken sollten, damit man nicht zu viel Aufmerksamkeit erregte. “Jaein. Ich hab sie dir bringen lassen”, war daher auch völlig nebensächlich, bevor Leifs Hand schließlich auf ihrer Stirn landete. Einfach so. Er wusste sich nicht besser zu helfen, als sie auf Fieber zu prüfen. “Hast du gestern was Falsches gegessen?” Das Gespräch musste unter allen Umständen hinter geschlossenen Türen bleiben, denn Leif erlaubte sich selten, sich so von seiner Hilflosigkeit tragen zu lassen - die besorgte Stimme mal ganz ausgenommen, die man auch nicht alle Tage zu hören bekam.
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December never felt so wrong |
Aleena Stelhammer |
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Alter |
21 |
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Nessi |
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25-09-2024, 11:50 - Wörter:
An Ode to War, a Song of Life
Schwangerschaftsverkündung
Es war, als hätte man Leif zehn Mal im Kreis um einen Stock laufen lassen, damit er nach zur Belustigung aller Nebenstehenden versuchen sollte, eine gerade Linie zu laufen (machten aberwitzige Winterländer dies nicht manchmal, wenn sie schon viel zu tief in den Krug geschaut hatten?). Erst brauchte er einen kurzen Moment, ehe er von seinem Tisch aufstand, dann wollte er zur Tür laufen und auf halber Streckte hatte er offenbar die Worte seiner Frau vernommen und war dann doch mit einem nicht sehr eleganten Schlenker zurück zum gemeinsamen Ehebett gekommen. Sie schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln als Dankeschön, dass er ihrer Bitte nachgekommen war. " Tee kann ich mir gleich selber bringen lassen, aber danke. Ein Kräutertee tut meinem aufgewühlten Magen bestimmt sehr gut", murmelte sie leise und drehte den Ehering an ihrem Finger die ganze Zeit hin und her. Aleena war nervös. Sehr sogar. Ob Leif dies bemerkte oder als normales Verhalten seiner oft etwas unsicheren Frau abtat, wusste sie nicht. Dieses Gespräch was nun vor ihr lag war das schönste, was sie sich vorstellen konnte. Es war der Moment, auf den sie die letzten vier Jahre gewartet hatte. Es war alles, was sie sich jemals erträumt hatte - wenn auch deutlich später, als sie es von ihrem Kindermädchen erklärt bekommen hat. Die Stelhammer atmete einmal tief ein und aus.
Als Leif erklärte, dass er veranlasst hatte, dass man ihr die Blumen neben das Bett stellte, hätte sie am liebsten laut gequietscht. Wohl wissend, dass er mit solchen Freudenausbrüchen nichts anfangen konnte, versuchte sie ihre Gefühle im Zaum zu halten und nickte verstehend. " Das ist seht aufmerksam von dir", antwortete sie sanft und blinzelte perplex in den Raum hinein, als sie plötzlich seine Pranke von Hand auf der Stirn liegen hatte. Wie ein Reh im Licht einer flackernden Öllampe bleib sie regungslos sitzen und wartete darauf, das etwas passierte. Irgendwas. Es war, als umfasse seine Hand ihre ganze Stirn und automatisch schielte sie nach oben zwischen ihre Augenbrauen. Sanft griff sie nach seiner Hand und nahm sie von ihrer Stirn. Für einen kurzen Moment überlegte sie, die Hand weiterhin gefasst zu lassen, entschied sich jedoch aus Angst vor seiner Reaktion loszulassen. Als plötzlich die kühle Umgebungsluft an die Hautstellen kam, die gerade kurz zuvor noch von seiner Hand gewärmt wurden, schalt sie sich selbst für diese Entscheidung. Ein bisschen Körperkontakt hätte ihr sicher gut getan, wenn man bedachte, was sie nun zu sagen plante.
" Mir fehlt nichts", murmelte sie leise und versuchte ihm selbstbewusst in die Augen zu sehen. Sie würde sich nicht wieder klein machen und wegsehen, weil sie den dominanten Ausdruck in seinen Augen nicht ertrug. Er war ihr Ehemann, verdammt. Und sie würde die zukünftige Königin an seiner Seite werden. Und was noch viel wichtiger war: sie trug endlich ein Kind unter ihrem Herzen! Dieses Kind verdiente es, dass seine Mutter sich stark machte!
" Du brauchst dir keine Sorgen zu machen", fing sie erneut an und erschauderte. Ihre Schultern zuckten kurz zusammen und sie legte ihre Hände auf den flachen Bauch. " Ich bin nicht nur nicht-krank, sondern ganz im Gegenteil: mir geht es fantastisch", erzählte sie nun und konnte nicht anders, als von einem Ohr bis zum Anderen zu grinsen. " Ich bin schwanger", sprach sie nun endlich diese drei Worte aus, auf die sie so lange gewartet hat. Eine gefühlte Ewigkeit war vergangen, seitdem sie ihre Hochzeit gefeiert haben und so lange hat sie sich dieses Wunder herbeigesehnt, hätte alles dafür getan endlich ein Kind austragen zu dürfen und nun, ja, nun ist es endlich so weit. Aleena Stelhammer erwartet ihr erstes Kind!
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Commander of Wolves |
Leif Stelhammer |
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Alter |
24 |
Beruf |
Kronprinz von Norsteading |
Wohnort |
Wintergard, Norsteading |
Stand |
Verheiratet |
User |
Letha |
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09-11-2024, 04:59 - Wörter:
Er hatte es doch kommen sehen, oder kommen sehen müssen. So, wie Aleena offensichtlich mit ihrem Körper zu kämpfen hatte und ihre Gesichtsfarbe sich mit Zwei-Tage-Schnee vergleichen ließ, sie aber seine Hand von ihrer Stirn nahm, als versuchte er nicht gerade, ihr irgendwie zu helfen. So, wie sie neben ihm saß, mit ihren Händen auf ihrem Bauch, weil es ihr nicht gut ging, aber gleichzeitig schlich sie fast freudig um ein Thema herum, weshalb sie ihren Ehemann neben sich gebeten hatte. Wie Leif sie kannte, wollte sie ihm wahrscheinlich sagen, dass sie zugenommen hatte — etwas, das er mit allem Gutwillen noch nie hatte bestätigen können. Bei Heofader, sie machte ihn ja selbst nervös mit ihrer Unsicherheit, und weil er nicht damit umzugehen wusste, mischte sich zu seiner Besorgnis nun auch Irritation in seine zusammengezogenen Augenbrauen. Jede Furche in seinen Stirnfalten zeigte, wie viel er davon hielt, sich entgegen ihrer Aufforderung keine Sorgen zu machen und das alles ging ihm doch gehörig gegen den Strich. „Du siehst aber so aus, als müsste ich mir Sorgen machen“, antwortete er prompt und erwartete eine Klarstellung, denn er hasste es, untätig zu sein. Irgendwann würde er das Handtuch werfen und sie allein lassen, ihren Gesundheitszustand mehr oder minder ignorieren, wenn man so wollte. Und dann würde er all die anklagenden Blicke ihrer Hofdamen und seiner Schwestern ertragen, weil er ein schlechter Ehemann war. Sollten sie mal in seinen Schuhen stecken, wenn Aleena doch nie seine Hilfe wollte.
Leif hätte wissen müssen, dass die Situation heute nicht den zahllosen Situationen glich, in denen sie sich auseinander gelebt hatten. Aleena’s Worte waren… anders als sonst, und ihr Grinsen ließ ihn verwirrt Abstand von ihr nehmen, weil er sie so nicht kannte. Wenn sie heute schon wieder keinen Sinn machte, dann könnte er seine Zeit auch sinnvoller nutzen und—
„Was?“ Er hatte nicht zugehört, oder? Er hatte Kopf und Realität vermischt und daraus kam ein Satz, der noch weniger Sinn machte als alles, was sie davor gesagt hatte. Aber als Leifs Blick ihren Händen folgte, die auf ihrem Bauch lagen, fühlte er auf einmal, wie sich der Boden unter seinen Füßen bewegte. „Sag das nochmal.“ Es kam mehr wie eine Frage aus seinem Mund als eine Aufforderung, während er auf die Hände starrte und auf einmal keinen Halt mehr auf diesem Bett hatte. Seine Hand streckte sich nach ihrer aus, irgendwas zwischen seinen Fingern haltend, was real war, und sein Blick bohrte sich in ihren. „Du bist…?“ Er traute sich nicht, das Wort auszusprechen, weil es dann erschreckende Realität annahm. Dass Leif Stelhammer, Kronprinz und besungene Legende des Winterlandes, sich einmal was nicht traute, kam etwa so häufig vor wie ein zahmer Wolf, aber hier saß er, von Stärke keine Spur, als die eigenen Knie nachgaben und er sich auf dem Boden kniend wiederfand, Aleenas Hand immer noch umklammert. Vor ihm lag all das, was sich seine Familie für ihn gewünscht hatte, all das, worauf die Welt gewartet und ihn gleichzeitig unter so viel Druck gesetzt hatte, dass er nichts anderes tun konnte, als bittend zu Aleena aufzuschauen. Im Angesicht des Mundanen war Leif eben auch nur ein Mann, der dabei war, seine Welt kopfüber zu betrachten.
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December never felt so wrong |
Aleena Stelhammer |
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Alter |
21 |
Beruf |
Prinzessin |
Wohnort |
Norsteading |
Stand |
Verheiratet |
User |
Nessi |
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18-11-2024, 13:36 - Wörter:
An Ode to War, a Song of Life
Schwangerschaftsverkündung
In dem Moment, als die Worte quälend langsam ihre Lippen verlassen hatte, konnte sie an seiner Mimik sehen, wie sehr er mit diesen Worten zu kämpfen hatte. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob er nun Panik bekäme und ihr gemeinsames Gemach verließ, doch in seinem Gesicht spielten sich plötzlich so viele unterschiedliche Gefühle ab, dass sie feuchte Augen bekam. Normalerweise waren sie nicht das Ehepaar, dass über ihre Gefühle sprach. Sie waren nicht einmal das Ehepaar, dass sich zwischendurch umarmte, oder sich zur Begrüßung und zur Verabschiedung küsste. Sie waren in gar keiner Hinsicht ein normales Ehepaar. Jedenfalls nicht so eines, wie sich Aleena als junges Mädchen immer gewünscht hatte. Doch in diesem Augenblick, ja, in diesem einen intimen Moment war für sie alles perfekt. Leif, wie er um Worte rang, würde sich hoffentlich für die Ewigkeit in ihrem Geiste einbrennen.
Sie spürte seine Hand auf ihrer Hand liegen und nickte bestätigend. " Ich bin schwanger", kam sie seiner Aufforderung nach und half ihm dabei gleichzeitig die richtigen Worte zu finden. " Ich bin wirklich schwanger", wiederholte sie es noch einmal und konnte nicht verhindern, dass ihr eine einzelne verirrte Träne über die Wange rolle. Sie wusste, dass ihr Ehemann nicht besonders gut mit Tränen umgehen konnte, aber heute war alles anders. Heute war eine Ausnahme. Endlich hatten sie das bekommen, was sie sich ihre ganze Ehe lang gewünscht hatten. Ein freudiges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie nickte erneut, sodass die goldblonden Haarspitzen tanzten. " Ich konnte es auch erst kaum glauben, aber eine Heilerin hat es bestätigt", erzählte sie ihm freudestrahlend und beobachtete ihn dabei, wie er langsam von der Bettkante glitt und plötzlich kniend auf dem Boden saß. Ohne weiter darüber nachzudenken glitt sie ebenfalls vom Bett und schloss Leif in eine Umarmung. Beinahe haltlos warf sie ihm die Arme um den Hals und drückte ihren zarten Körper gegen den seinen. Ein leises Schluchzen entkam ihren blassen Lippen und sie vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge.
Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich in seinen Armen so sicher fühlte, wie sonst nirgends auf der Welt. Es war das erste Mal in ihrer Ehe, dass sie glücklich war.
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Commander of Wolves |
Leif Stelhammer |
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Alter |
24 |
Beruf |
Kronprinz von Norsteading |
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Wintergard, Norsteading |
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Verheiratet |
User |
Letha |
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30-11-2024, 04:56 - Wörter:
Dass Barbaren nichts fühlten, außer das Adrenalin von einem Kampf und den Drang, zu erobern, war eine Illusion, die von den anderen Ländern aufrechterhalten wurde, nur weil sie das Herz eines Winterländers nicht verstanden. Gelegentlich machte man sich darüber lustig, wieviel Liebe sie für ihr Heimatland empfanden, es besangen und in jedem Satz hoch lobten, und wie sie sich untereinander prächtig verstanden, weil im Grunde doch in jedem Winterländer dasselbe Herz schlug. Und im Grunde spiegelte Leif doch genau das wieder: Er war das Zentrum aller winterländischer Herzen, der Gipfel aller Hoffnungen in die Zukunft und die Wurzel aller Traditionen. Wer, wenn nicht er, blutete für sein Land und verkörperte den stolzen, starken Krieger, weil er dort hineingeboren war und nie für etwas anderes gelebt hatte. Aber selbst eine Legende wie er hatte Gefühle, waschechte Gefühle, die sich nicht in das gemalte Bild fügten.
Leif hatte sich noch nie so klein gefühlt. Der Boden unter seinen Füßen war noch nie so unsicher und unwirklich gewesen, nichtmal, als er mit Erik zu viel gebechert und lachend das Gras von unten betrachtet hatte. Es war Aleena, die ihm freudestrahlend und mit feuchten Augen von ihrer Schwangerschaft berichtete, immer wieder (oder vielleicht war das sein Kopf, in dem da Echo ihrer Stimme widerhallte), bis es etwas in ihm löste, das er nicht einordnen konnte. Ein Knoten vielleicht. Etwas, das in ihm hauste, seit er seiner Frau zum ersten Mal ins Gesicht geblickt und festgestellt hatte Sie gehört nicht zu mir. Ein Gefühl, das sich über Haut und Knochen gespannt hatte, als ihre Hände zur Eheschließung mit einem Tuch bedeckt worden waren. Ein Druck, der ihn gefangen hielt, wenn er sie angespannt von ihrem Nachtkleid befreite und umdrehte, dass er ihr nicht ins Gesicht sehen musste. Pflichtbewusstsein hatte seinen Preis und niemand verstand, wie ein Kronprinz, dem die ganze Zukunft zu Füßen lag, so davon gefangen gehalten werden konnte.
Als er Aleena nun ins Gesicht sah, schien er sich zum ersten Mal daran zu erinnern, wie man in ihrer Gegenwart atmete. “Du bist schwanger”, wiederholte er ihre Worte und endlich erreichte die Erkenntnis auch sein Bewusstsein. Seine Augen waren ein Strudel aus Gefühlen, kaum in der Lage, auch nur eines von ihnen zu greifen und genauso fühlten sich auch seine Knie an. Auf einmal musste er dem Boden näher sein, um ihn zu fühlen, und sein Körper reagierte noch, bevor sein Geist hinterherkam. Kalter Stein drückte sich gegen seine Knie und Momente später drückte sich ein warmer Körper gegen seine Brust. Es war genau das, was er brauchte, um endlich in der Realität anzukommen. “Aleena, du bist schwanger.”
Aleena war schwanger. Aleena, die nie so recht ins Winterland und an Leifs Seite gepasst hatte. Aleena, die sich so viel Mühe gab, dazuzugehören und die Distanz, die Leif aufgebaut hatte, mit ihrer optimistischen Art zu überbrücken. Aleena, die - ob sie wollte oder nicht - sich immer noch genau so zerbrechlich in Leifs Armen anfühlte wie der Frühling selbst, als er sie in eine Umarmung schloss, die gleichsam beschützend und ungewöhnlich zärtlich war. Aleena, die weinte und damit alles zum Ausdruck brachte, was ihr Mann nicht konnte.
Leif atmete aus und vergrub sein Gesicht in ihrem blonden Schopf. Ihm versagte die Stimme, deswegen erhob er sie nicht, sondern hielt Aleena nur in seinen Armen und wippte sie hin und her, dabei war er derjenige, der diese routinierte Bewegung brauchte. Jahrelanger Zwang und Versuch ohne Ergebnis brachte sie beide endlich an den Punkt, wo sie sich in den Armen liegen und glücklich sein konnten. Vier Jahre Ehe, vier Jahre Pflicht, vier Jahre schlechtes Gewissen, weil Leif sich nie hatte verlieben können. Mit einem Sohn hatte der Druck endlich ein Ende.
Der Knoten, der sich in Leif löste, hieß Erleichterung.
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December never felt so wrong |
Aleena Stelhammer |
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Alter |
21 |
Beruf |
Prinzessin |
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08-12-2024, 21:05 - Wörter:
Als sich die starken Arme ihres Mannes um ihren zierlichen Körper schlossen und ihr erster Gedanke war: 'bald wird das nicht mehr so einfach möglich sein, wenn sie einen runden Bauch bekam' rannen ihr die Tränen in Strömen über die Wangen. Es waren aufgestaute Tränen der letzten vier Jahre. Tränen, die selten geweint worden waren, weil sie es als so schwierig empfand sie immer wieder alleine trocknen zu müssen. Es waren Gefühle, von denen sie kaum wusste, wohin damit, weil ihre Brust vor lauter Liebe drohte auseinander zu brechen. Es war nicht unbedingt die Liebe zu ihrem Mann, denn was diese beiden Menschen verband war sicherlich weitaus komplizierter, als es Liebe normalerweise zu sein pflegte, doch es war das wunderschönste Gefühl, das sie in ihrem ganzen Leben fühlen durfte. Es war so anders als die letzten vier Jahre. Es war das erste Mal, dass sie sich nicht nur körperlich nah waren, sondern auch emotional etwas teilten, was ihnen keiner mehr nehmen konnte. Aleena wünschte sich mit jeder Faser ihres Körpers, dass diese Schwangerschaft nun endlich alles auf den Kopf stellen würde. In Gedanken huschten Bilder vor ihrem inneren Auge vorbei, wie er sie verstohlen beobachtete und immer wieder einen liebevollen Blick auf ihren Bauch warf. So, wie es Ehemänner eben taten, wenn ihre Frauen schwanger waren. So, wie es sich Aleena immer gewünscht hatte, wenn sie als kleines Mädchen über ihre Ehe nachgedacht hatte.
"Ja, ich bin schwanger. Endlich!", wiederholte sie schluchzend und vergrub ebenfalls den Kopf in seiner Halsbeuge. Es fühlte sich an wie ihre aller erste Umarmung und für einen Augenblick war sie sich gar nicht so sicher, ob sie das nicht sogar war. Leif war kein Umarmer. Und auch wenn das Aleena klar geworden war, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, war es nun, als würde diese Umarmung alle Wunden schließen, die in den letzten vier Jahren aufgerissen wurden. Es war, als würde nun die Zeit kommen zu heilen.
"Es wird noch dauern, ehe man etwas sieht, aber ich bemühe mich schon seit ein paar Tagen noch so viel mehr zu essen, als sonst. Du wärst stolz auf mich, wenn du meine Portionen gesehen hättest", nuschelte sie noch immer mit dem Gesicht an seiner Schulter und wurde von einem glücklichen Lachen geschüttelt. Sie fühlte sich so frei wie noch nie. So angekommen. So, als hätte sie nun endlich alles richtig gemacht. "Danke, dass du uns nie aufgegeben hast", schluchzte sie erneut und konnte kaum verhindern, dass weitere Tränen aus ihren Augen flossen.
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30-12-2024, 16:07 - Wörter:
Gerne würde Leif behaupten, dass er doch mindestens mit den Tränen anderer umzugehen wusste, wo sich doch selbst keine in seinen Augenwinkeln sammelte, aber angesichts Aleenas Tränen fühlte er sich genauso hilflos wie mit seinen eigenen. Er war kein Mann, der Traurigkeit so einfach zum Ausdruck brachte, und Freudentränen waren ihm sowieso schon immer suspekt gewesen. Dass man weinte, wenn man doch eigentlich vor Glück lachen sollte, lag so fern seiner Vorstellung, dass er im ersten Moment nicht ganz wusste, ob er den Worten seiner Frau Glauben schenken sollte, während sie seine Schulter nässte. Aber zum ersten Mal spürte er auch, was sie damit wohl zum Ausdruck bringen wollte. So wie er sie im Arm hielt, fast so, als wäre er die einzige Stütze, um sie am brechen zu hindern, zog sich etwas in seinem Zwerchfell zusammen, das ihm schlussendlich die Kehle zuschnürte. Als er sprechen wollte, versagte ihm seine Stimme, dass er sich erst räusperte, bevor er es erneut versuchte. „Endlich“, wiederholte er ihre Worte nur wie ein verdammter Hofnarr, die Stimme rau und roh, als hätte er sie tagelang nicht genutzt. Seine Hand glitt auf ihren Hinterkopf, wo er sie hielt, bis raue Lippen die Finger ablösten und er ihr Haar küsste — auch diese Geste ein erstes Mal zwischen dem ungleichen Paar. Ein Nicken auf ihre nächsten Worte, gefolgt von einem Leiden, fast lautlosen Lachen. „Wieso fällt mir sowas nie auf.“ Sobald sie ihn ließ, löste er sich von ihm, seine Hände in ihr Haar fassend, dass seine Daumen auf ihren Wangenknochen lagen. Und wieder schaute er sie so an, als würde er sie zum ersten Mal wirklich sehen; als würde er sich bestätigen wollen, dass sie zugenommen hatte. „Du sollst so viel essen, wie du willst. Und wenn das ganze Bankett leer ist, dann sollen die Köche das Feuer wieder schüren.“ Immerhin aß sie für Leifs Sohn mit. Seinen Sohn! Er würde selber für sie jagen und einen Hirsch erlegen gehen. Der erste Bärenkopf über der Krippe seines Erben würde von ihm getötet und ausgestopft werden. Er würde eigenhändig die erste Axt seines Sohnes aussuchen. Seine kühlen blauen Augen waren meistens warm und kräftig, aber heute leuchteten sie besonders bei jedem Gedanken an das, was noch vor ihm - vor ihnen - lag.
Valda hatte er kennen gelernt, da hatte sie ihm schon bis zur Kniescheibe gereicht. Bei seinem Sohn würde er sichergehen, dass er alles richtig machte.
In einer Mischung aus seiner bekannten Grobschlächtigkeit und einer ungewohnten Sanftheit strich er Aleena mit seinen Daumen die Tränenspuren von den Wangen. Ihre letzten Worte hinterließen, ohne, dass sie es wusste, einen dumpfen Stich in seiner Brust, den Leif hingegen mit einem Kopfschütteln überdeckte. „Ich habe es dir sicher nicht einfach gemacht.“ In anderen Worten: Er hatte sie aufgegeben; lange vor diesem Morgen, vor der letzten Nacht, vor den letzten Versuchen, die er am liebsten vergessen wollte. Und auch jetzt, wo er ihr direkt in die Augen sah, verspürte er keinerlei körperliche Anziehung; doch die neue Situation zwischen ihnen gab ihm Hoffnung, dass sie diese Ebene vielleicht gar nicht miteinander teilen mussten, damit es funktionierte. Ein Kind konnte eben jene Lösung für dieses Problem sein und Leifs warmes, von Herzen kommendes Lächeln zeugte davon, dass er bereit war, es zu glauben.
Es wäre auch nicht Leif, wenn er nicht auf seine Art versuchte, aus der emotionalen Geschichte wieder rauszukommen, so wie er eine Hand von ihrem Gesicht fallen ließ und prompt auf ihren flachen Bauch legte. „Kann man schon was spüren?“ Der Schalk in seinen Augen ließ überhaupt keine Zweideutigkeit zu. Wenigstens war es nicht das erste Mal, dass Leif in Zweisamkeit mit Aleena wirklich und ehrlich zu Scherzen aufgelegt war.
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December never felt so wrong |
Aleena Stelhammer |
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Alter |
21 |
Beruf |
Prinzessin |
Wohnort |
Norsteading |
Stand |
Verheiratet |
User |
Nessi |
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21-01-2025, 18:39 - Wörter:
Die Blondine schloss die Augen. Noch zwei weitere Tränen wurden daraufhin von ihren dichten Wimpern aus den geschlossenen Lidern hinaus begleitet, die kurze Zeit später von den rauen Fingern ihres Mannes weggewischt wurden. Sie waren angekommen. Sie hatten gemeinsam ihr Ziel erreicht, obwohl sie auf dem Weg bis dahin vermutlich beide schon hundertfach aufgegeben und sich wieder zusammen gerissen haben. Immer wieder hatte Aleena gehofft, dass eine Schwangerschaft etwas zwischen ihnen ändern würde. Dass ihr Mann sie dann mit anderen Augen sehen würde. Dass er nicht mehr nur eine schwache Frau in ihr sehen würde, sondern die stärkste Mutter, die er kannte. Denn nur sie beide wussten wirklich, wie sehr sie für diese Schwangerschaft gekämpft hatten. Vier Jahre waren seit ihrer Hochzeit vergangen und nun hatten sie es endlich zusammen geschafft. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und als sie langsam wieder die blauen Augen öffnete, bemerkte sie, dass es Leif genauso erging. Ein seltenes Lächeln zierte seine Lippen. Ein Kuss wurde auf ihrem Haupte platziert und Aleenas Herz fühlte sich augenblicklich so an, als würde es in tausend Teile zerbersten. Es war das erste Mal seit vier Jahren, dass sie wirklich voll und ganz glücklich war. Dass sie sich im Winterland angekommen angenommen fühlte. Dass sie spürte, dass sie hier her gehörte. Und dass sie für immer hier her gehören würde. Komme, was wolle.
"Ich sollte den Köchen vielleicht Bescheid sagen, dass sie sich darauf einstellen können, dass ihre Kronprinzessin nun das doppelte essen wird", sinnierte sie beinahe sinnlos vor sich hin und genoss diese innige Verbindung zu ihrem Mann sehr. Es fühlte sich nicht an wie eine romantische Beziehung, aber es war mehr, als sie sich erträumt hatte. Es war, als wären sie endlich zu Freunden geworden. Als hätte dieses Kind ihnen jetzt schon viel mehr geschenkt, als es jemals erahnen würde.
"Shht. Es ist alles in Ordnung", erwiderte sie flüstert und legte ihrem Ehemann einen Finger auf die rauen Lippen. Dass er zugab, es ihr nicht einfach gemacht zu haben, schien ihr Herz erneut auf eine harte Probe zu stellen. Ein solches Eingeständnis hatte sie sich so lange gewünscht, doch jetzt fühlte es sich so fehl am Platz an. Sie waren beide einfach in eine Rolle hineingeboren worden, die sie bestimmte. Die ihr ganzes Leben bestimmte. Aleena Stafford und Leif Stelhammer wurden vermählt, um eine politische Beziehung einzugehen. Um das Bündnis zwischen ihren Ländern zu stärken. Sie hatten immer gewusst, dass es nicht einfach werden würde. Zwar hatte auch niemand vorhersehen können, wie schwer es tatsächlich werden würde, aber das Wichtigste war, dass sie es endlich geschafft hatten.
"Wir werden Eltern!", wiederholte sie noch einmal völlig außer sich und musste tatsächlich leise auflachen, als Leif seine Pranke auf ihren schmalen Bauch legte und fragte, ob man schon etwas spüren könne. "Ich wünschte es wäre so!", rief sie gespielt entgeistert auf und legte ihre eigenen Hände auf die seine. Zwei ihrer Hände waren kaum so groß, wie eine von seinen. "Dieses Kind stellt meine Geduld jetzt schon echt auf die Probe", stellte sie lachend fest und streichelte zärtlich mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. "Du wirst der Erste sein, den ich rufen werde, sobald ich das Baby spüren kann", versicherte sie ihm und strahlte ihn mit einem Lächeln von Ohr zu Ohr auf den Lippen entgegen.
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