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10-03-2024, 18:06 - Wörter:
Als einer von drei Hohepriesterinnen in Ceridwens Heiligtum war Alys Stellung sehr hervorgehoben gegenüber den anderen Priesterinnen. Das bedeutete auch, dass sie über private Gemächer verfügte, die sie nicht mit anderen Frauen teilen musste. Sie wurde bedient und den ganzen Tag über umsorgt. Und das war auch gut so, denn ihre Aufgaben waren sehr vielfältig, dauerten oftmals bis tief in die Nacht hinein und kannten keinen Feierabend. Was das anging, hatten die Priesterinnen ein deutlich geregelteres Leben. Heute Abend war Alys noch spät auf, denn es war an ihr, den Verlauf der Gestirne zu dokumentieren. Es war mühsam und sie merkte wieder einmal, wie hinderlich ihr verblassendes Augenlicht sein konnte. Die vor ihr ausgebreitete Sternenkarte füllte sich nur sehr langsam ... und ehrlich gesagt war Alys nicht einmal sicher, ob sie alles richtig eingezeichnet hatte. Denn andere Hilfsmittel als ihre Augen standen den Hohepriesterinnen nicht zur Verfügung. Einzig im Sommerland kannte man bereits fortschrittlichere Methoden, die jedoch eher hinter verschlossenen Türen wie kostbare Schätze gehütet wurden und höchstens einem König vorgestellt wurden - sofern er noch bei Sinnen war. Von Ridvan ben Sahid hörte man allerdings Anderes.
Dennoch - das wenige, das Alys zu Lesen geglaubt hatte, beunruhigte sie zutiefst. Auch Alen hatte mit seinen mahnenden Worten seinen Teil beigetragen, um Alys wachzurütteln. Sie musste ihren Sohn nun zurückrufen, an ihre Seite, wenn sie ihn nicht an einen sinnlosen Krieg anderer Länder verschwendet sehen wollte. Obwohl es bereits bald Mitternacht war, befahl Alys einer anwesenden Dienerin, die ein Schweigegelübde zu Ehren der Göttin abgelegt hatte, nach ihrer großen Tochter zu schicken. Selbstverständlich war es Alys dabei vollkommen egal, ob Glynis sich bereits zum Schlafen auf ihr Lager gebettet hatte, oder nicht. Es war ihre Pflicht, dem Wort einer Hohepriesterin Folge zu leisten und umso mehr, wenn es sich dabei um ihre eigene Mutter handelte, die gerne nach Belieben über jedermann verfügte, der gerade in ihrer Nähe war. Doch ehrlich gesagt war sie da nicht anders als die anderen Hohepriesterinnen, die ebenso gebieterisch sein konnten.
Bis ihre Tochter da war, legte Alys die Sternkarten beiseite und ging durch ihre Kammer, die von religiösen Symbolen an allen Wänden geziert wurde. Von der Decke und den Türrahmen hingen wohlriechende Kräuter herab, die man zum Trocknen und für den Duft aufgehängt hatte. Alys schritt bedachtsam an den Reihen von Büscheln vorbei und streckte sich schließlich, um ein Band mit einer Mischung von Kamille, Baldrian, Salbei und Thymian abzunehmen. Geschickt, weil sie diese einfachen Handlungen auch im Schlaf und mit geschlossenen Augen hätte verrichten können, zwickte sie mit dem Daumennagel einige Stiele ab und ließ die Blätter in zwei holzgeschnitzte Schalen fallen, die sie danach mit heißem Wasser von ihrer Feuerstelle übergoss. Das würde sie beide beruhigen. Und das war gut, denn Alys hatte ernste Dinge mit ihrer Tochter zu besprechen. Dinge, die sie nur mit ihr und nicht einer beliebigen Priesterin bereden konnte.
Als es klopfte, hängte sie ihren Kessel gerade wieder über den schmiedeeisernen Arm, den sie dann wieder mit einem Schürhaken über die Feuerstelle schwenkte. "Komm herein, Tochter. Du kannst uns allein lassen, Tegwen", sagte sie, bevor die andere Priesterin noch mit in ihre Gemächer kommen wollte.
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| Glynis Flachnàn |
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12-03-2024, 00:48 - Wörter:
Zeit war eine delikate Angelegenheit, so auch für Glynis, die gerade mehr Zeit hatte, und diese für sich zu gestalten gedachte. Doch, wie so oft im Leben, was mit vielen anderen Menschen geteilt wurde, wurde die Zeit anders verplant, überworfen und neue Einladungen ausgesprochen. Nicht einmal Zeit für ein wenig Freizeit am Abend blieb, und so war Glynis über die Vorladung ihrer Mutter ungehalten. Nicht, weil sie Alys nicht sehen wollte, sondern viel mehr darüber, dass sie sich auf freie Gespräche oder die Vorbereitung eines Duftöls gefreut hatte. Mit ihrer Mutter waren die Gespräche nie leicht, sondern merkwürdig belastet. Glynis trat gelangweilt und leicht trotzig über die Wege, nachdem sie von der Dienerin abgeholt worden war. Diese ging schweigsam vorweg, was Glynis ebenso störte. Nicht einmal hier konnte sie jetzt frei sprechen, da diese dumme Dienerin eine eifrige Schweigerin war. Manche Gelübde erschienen ihr selbst reichlich sinnlos und sogar grausam. Warum tat man sich selbst das an? Blinder Glaube und somit Dummheit waren hier für Glynis naheliegend. (Wobei selbst auch irgendwie glaubte aber nur nicht blind.) Glynis sprach diese Kritik aber nicht aus, dachte sie nur insgeheim und tat, wie immer folgsam; auch wenn man ihr ansehen konnte, dass es ihr gar nicht beliebte. Endlich gelangten sie zu den, aus Glynis Perspektive, sehr selbstgerecht prächtigen Gemächern ihrer Mutter. Es war eine elende Frechheit, dass sie anders hausen musste und ihre Mutter - ihr eigene Mutter! - diesen für sie Palast beziehen dürfte. Es war ungerecht, nicht weil Glynis besonders glücklich mit mehr Platz war, sondern weil sie einfach übersehen wurde, von ihrer eigenen Mutter. Wie oft war sie hier gewesen, hatte sich oft geärgert und oft waren hier auch Gespräche geführt worden, die keine positive Erinnerung weckten. Eigentlich immer sprachen sie an diesem Ort über Dinge, die Glynis gerade nicht hören wollte oder nicht besprechen konnte. Doch ihre Mutter verstand nicht. Sie verstand einfach nicht, was eine junge Frau auch anderes wollen könnte, als Priesterin zu werden. Die Dienerin nickte ihr höflich zu, tat auch blind unterwürfig ihr gegenüber, was wenigstens einen kleinen Schatz der Selbstachtung entwarf. Glynis war dankbar dafür, dass sie wenigstens von dieser Person anerkannt wurde.
Immerhin war sie Priesterin und hatte mit der Göttin selbst gesprochen. Die Dienerin entfernte sich auf einen Handzeig von Glynis zur Portaltür ihrer Hohepriesterin, wobei Glynis die Gelegenheit nutzend kurz ihre linke Hand betrachtete. Dabei entging ihr das leise Klopfen der religiösen Handlangerin. War dort ein Nagel eingerissen? Dabei pflegte sie ihre Hände doch mit Ölen und Salben, hatte sogar die fremde Sitte aus dem Sommerland übernommen, ihre Nägel mit Farben zu färben. Purpur-Schwarz, gewonnen aus einer Schnecke, Kräutern und einem Steinmehl, war gerade ihr Favorit. Nein, ihre Nägel waren soweit intakt. Glynis kratzte sich nervös am Kinn, mit jener Hand, die sie gerade betrachtet hatte. Sie wollte nicht eintreten. Nervös zog sie mit beiden Händen an ihrer Robe. Wieder dieser Duft. Machte ihre Mutter wieder in Kräutern? Ja, sie tat es und das war ein klares Signal, dass es wieder eines dieser ernsten Gespräche war. Ihre Mutter war leider sehr berechenbar, da sie zu bekannten Riten griff und diese immer wiederholte. Glynis musste also durch ihre eigene Unaufmerksamkeit annehmen, dass Alys ihre kleinen Schritte gehört hatte. Glynis war sich sicher, dass ihre Mutter gefährlich gute Ohren besaß. Sie bat sie direkt hinein. Die Dienerin, welche die Tür geöffnet hatte, nickte wieder wortlos auf die Aufforderung der Hohepriesterin. Der Name der Dienerin verflog für Glynis leider schneller, als dieser furchtbare Dunst im Raum. Warum wählte sie eigentlich immer diese Mischung? Es gab doch immer Alternativen, nein, ihre Mutter griff immer zu Altbewährtem. Keinerlei Abweichung. Glynis rollte mit den Augen, als die Dienerin sich entfernt hatte und die Tür geschlossen hatte. Jetzt war sie allein mit dieser zeremoniellen Mutter, die mal wieder nicht einfach nur Mutter sein konnte. Nein, wieder Aufführung, Ritus und Selbstdarstellung. Gut, sie würde hier kontern und ihr zeigen, dass auch sie inzwischen das Spiel kannte. Mit einer schwungvollen Bewegung trat Glynis weiter in den Raum. "Wie immer...," schimpfte Glynis mit zurückgesetzter Stimme. "... wie immer die gleiche Aufführung... und die gleichen Kräuter, wirklich, Mutter?" - fragte sie und machte dabei mit weiten einen Armen eine enttäuschte Geste, fast theatralisch. Glynis führte danach einen rituellen Gruß aus, der ihr als Hohepriesterin galt, indem sie ihre Hand an ihr eigene Stirn legte und dann einen Kreis zeichnete, den sie ihr dann zu Füßen legte, indem sie einen eleganten Knicks vollführte. Die Geste war aber so übertrieben dargeboten, dass ihre Scheinheiligkeit feststand. "Ich grüße dich," sagte sie schließlich, strich sich eine verfallene Strähne aus ihrem Gesicht und wartete auf die üblichen Gespräche. Ein wenig hoffte sie ja, dass sie einmal mehr echte Mutter wäre und sich der Wahrheit stellen würde, dass es mehr bedeutete, eine Mutter zu sein, als stures Ritual und Glauben zu leben. Sie wollte echte Worte, ein echtes Gespräch auf Augenhöhe und jedwedes Ritual sollte mal für einen Moment fernbleiben. Was Glynis leider nicht verhindern konnte, die Kräuterdämpfe wirkten und eine gewisse Beruhigung trat ein, so dass sich ihre Atmung tatsächlich ein wenig beruhigte. Glynis war halt machtlos gegen die Natur, auch wenn sie diesen Kampf gerade kämpfen wollte. "Was möchtest du?" Glynis atmete tief ein und stellte fest, dass sie wohl etwas zu viel Thymian verwendet hatte. "Zu viel Thymian," meinte sie beifällig und blickte Alys dann mit ihrem trotzigen Blick an. Glynis ging davon aus, dass sie ihr jetzt diesen Kräutertee anbieten würde, um ihren Trotz geschickt zu brechen. Sie nahm sich vor abzulehnen, würde es aber nicht tun, da sie etwas in der Hand halten musste, um nicht aufgeregt zu gestikulieren.
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| Alys Flachnàn |
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17-03-2024, 19:37 - Wörter:
Alys spürte sofort, wie der Raum geradezu von Negativem überworfen wurde. Sie glaubte, den nicht ausgesprochenen Ärger ihrer Tochter sofort wahrnehmen zu können, wie diese energischen Schrittes in den Raum kam. Und ihr Eindruck hatte sich nicht getäuscht. Das erste, was Glynis tat, war es zu schimpfen. Alys' Mundwinkel zuckte, doch sie ließ es ihrer Tochter durchgehen. Wenn Glynis glaubte, dass sie selbst für ihre Mutter nicht ebenso durchschaubar war, wie umgekehrt, dann täuschte sie sich ganz gewaltig. Alys verbrachte zwar kaum mehr Zeit mit ihr, als mit anderen Priesterinnen, doch sie war allgemein sehr gut darin, das Wesen eines Menschen zu erkennen.
In aller Seelenruhe drehte die Hohepriesterin den Schürhaken wieder gen Boden und hing ihn in das dafür vorgesehene Gestell an der Wand neben ihrem offenen Kamin.
"Nun, wie immer scheinst Du ein paar Kräuter zur Beruhigung gut gebrauchen zu können. Genau wie ich...", erwiderte Alys ruhig und ernst, nachdem Glynis ihren Vorwurf platziert hatte. Und um ihren Worten auch Taten folgen zu lassen, schritt Alys mit der Würde und Größe einer Hohepriesterin an den Tisch, nahm eine der Schalen und hielt sie ihrer Tochter hin. Währenddessen vollführte Glynis einen Gruß, der fast schon hohnvollen Eindruck machte. Alys quittierte dies mit einem missbilligenden Brummen, hielt ihrer Tochter aber mit Nachdruck das Wasser vor, in dem die Kräuter gerade ihre Duftstoffe und wohltuenden Öle abgaben. "Ich grüße Dich, Tochter!" Und das hieß natürlich nicht, dass sie damit ihre eigene Tochter meinte - sie waren schließlich alle Töchter der großen Mutter - sodass Hohepriesterinnen alle Priesterinnen derart ansprechen konnten.
Glynis erkundigte sich, was ihre Mutter wolle und erneut fiel Alys Blick auf die bunt bemalten Fingernägel. "Du weißt, dass ich das nicht leiden kann...", tadelte Alys und warf nochmal einen expliziten Blick auf die Hände ihrer Tochter. "Hast Du nicht genug Arbeit, oder wie kommt es, dass dieses Zeug sich nicht abwäscht?!", erkundigte sie sich weiter streng, während sie den Kommentar der Tochter, es sei zu viel Thymian, einfach komplett überging.
Alys nahm als erste Platz und bedeutete Glynis, sich ihr gegenüber zu setzen. Nicht neben sie, auf die gleiche Bank, gegenüber. Wie bei einer geschäftlichen Besprechung. "Ich will, dass Du mich dabei unterstützt, Gareth hier her zu bewegen. Er muss nun endlich seiner Bestimmung zugeführt werden und sich den Druiden anschließen.
Ich wünsche nicht, dass er sich aus Langeweile in Ishcateslieve dem unsinnigen Krieg der anderen Länder anschließt..." Schwang da ein Hauch greifbarer, mütterlicher Sorge in ihren Worten? Das konnte man sich zurecht einbilden. "Ihr seid euch sehr ähnlich und habt einige Jahre eng zusammen gelebt.
Das Leben in Ishcateslieve hat ihn gelehrt, dem Wort einer Frau nicht gehorsam folgen zu müssen, ... und das missbillige ich zutiefst...", sagte sie dann jedoch und ließ es leider so klingen, als gehe es nur um eine Prinzipsache. War es irgendwie auch - jedoch weniger wegen ihres Sohnes. Es war der alte Zwist zwischen den Religionen - zwischen Patriarchat und Matriarchat. Die alte Religion war ein reines Matriarchat, ... natürlich gefiel es vielen Männern besser, selbst das Sagen zu haben, anstatt sich dem Willen eines Weibes zu beugen. Und mehr noch, wenn es sich um die eigene Mutter handelte.
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| Glynis Flachnàn |
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20-03-2024, 19:53 - Wörter:
Glynis griff energisch nach der Schale. Ihre Vorsätze, sich nicht durch die Kräuter beeinflussen zu lassen, waren endgültig dahin. Doch dafür konnte sie sich nun an der Schale festhalten, um nicht wild zu gestikulieren. "Ja," jappste sie noch immer wütender als sie eigentlich sein wollte. Ihre Mutter brachte sie schnell aus der Fassung, insbesondere, weil sie Ansprüche erhob, die sie einfach nicht erfüllen wollte. Vielleicht war dies ein Schicksal zwischen fast jeder Mutter und einer Tochter, dass die Tochter eben anders wurde, als man selbst war. Ein gewisser Konflikt konnte sogar für beide eine gewisse Progression sein, da sich gewohnte Situationen ändern mussten. Wäre ihre Mutter nicht einfach nur stur! Leider war Glynis auch stur. Sogar sehr stur. Wenn sie etwas wollte, kämpfte sie dafür und verstand jedwede Diskussion mit ihrer Mutter als Beweis ihrer eigenen Unabhängigkeit. Die scheinbare Ruhe in den Worten ihrer Mutter ärgerte Glynis noch mehr, da sie wieder mal hinter ihrer Erscheinung verbarg und ruhig tat, obwohl sie doch etwas fühlen musste. Sie sollte endlich eingestehen, dass sie eine echte Tochter hatte, verdammt, sie hatte Kinder, die sie nicht als Priesterin brauchten, sondern als Mensch! Und wieder mal äußerste sie ihre Gefühle nicht, zeigte sie nicht und so verband sich mit dem scheinheiligen Gruß und der Antwort von Alys eine seltsame Gewissheit, dass Glynis mal wieder nichts erreichen würde. Glynis nahm sich hingegen vor, dass ihre Mutter auch nichts erreichen würde. Niemand sollte heute gewinnen und sich überlegen fühlen.
Glynis war stolz, wollte mehr sein als eine Handlangerin einer ebenso selbstgerechten Hohepriesterin, und würde aus dem Gefühl ihrer Mutter genau diese Wünsche zu verwehren, eine Wonne ziehen. "Ah! Die Farbe auf meinen Nägeln...," hob sie eine ihrer Hände von der Schale und streckte sie Alys nach ihrer Ansprache direkt demonstrativ entgegen. Dabei grinste sie herausfordernd, wobei sie spielerisch ihre Finger bewegte. Endlich. Ihre Mutter äußerte Ungemach und war mit etwas nicht einverstanden. Gut, sie sollte nicht einverstanden sein, da diese Farben ihr allein gehörten und sie so von ihrer Mutter abgrenzten. Sie war nicht ihre Mutter - und diese Nagelfarben schufen genau jene Bestätigung, vor allem für Glynis selbst. "Es ist eine neue Sitte aus dem Sommerland. Ich mag es sehr und es hält so gut...," sagte sie und verkniff dabei die Augen leicht, so dass ihr Grinsen noch etwas fieser wurde. "Die Traditionen sagen dazu nichts und ich nehme mir gerne diese Freiheit," erklärte sie sich und griff damit direkt an, da sie diese Worte fast forsch herauswarf. Es war ihre Angelegenheit und ihre Finger. Solange es keinerlei göttliches Zeichen gab, würde sie sich nicht dem Geschmack einer Frau beugen, die von moderner Schönheit und Zeitgeist wenig verstand. "Es ist wahrlich beachtlich, wie gut diese Farbe hält. Dabei ist es ganz leicht. Ich kann dir gerne dabei helfen und möchtest du nicht auch etwas Farbe? Ich habe auch schöne Erdtöne," scherzte sie halb im Ernst und bot ihrer Mutter tatsächlich etwas an, von dem sie ausging, dass sie es sowieso ablehnen musste. Es war eher auf ihre Position ausgerichtet, um diese erneut herauszufordern und zu zeigen, dass man auch für diese Form der Selbstständigkeit kämpfen würde. Sollte Alys es nicht leiden, sollte sie es vermeiden aber immerhin war dies nun ihre Position. Mit einer langsamen Bewegung, stolz auf ihre Nagelfarbe, legte sie Hand wieder an die warme Schale, trank einen Schluck und blickte ihre Mutter mit großen Augen an. Glynis setzte sich nach dem Deut ihrer Mutter, da sie des Stehens auch etwas überdrüssig war. Doch setzte sich Glynis so, dass sie ja nicht die Bewegungen ihrer Mutter imitierte. Sie wählte ihre Sitzposition im klaren Kontrast zu ihr, schlug die Beine übereinander, verschränkte ihren Oberkörper leicht und saß eher einer ihrer Schönheit zu sicheren Hofdame gleich dort und hatte die Absicht auch mit dieser Pose zu provozieren. Auch durchbrach sie damit den geschäftlichen, hierarchischen und obrigkeitsbehafteten Charakter dieses Gegenübers. Glynis seufzte, als ihre Mutter Gareth ansprach. Wieder wollte sie sich einmischen, in etwas, was sie nicht verstand. Wieder setzte sie ihren fanatischen Glauben, ihre Absicht mehr Macht über die Religion zu erhalten, über die eigene Familie.
Glynis wollte noch mehr wütend sein, doch die Aussagen von Alys zerbarsten schlicht und waren so erwartbar, dass die junge Frau sie einfach hinnahm, da sie nur eines bewiesen: Sie hatte keine Macht über Gareth. - Und dies war für Glynis selbstverständlich ein wunderbarer Zustand. Er hatte etwas erreicht, was ihr selbst verwehrt geblieben war. Er konnte frei über sein Leben bestimmen. Glynis würde ihrem Bruder bestimmt nicht in den Rücken fallen, da er im Gegensatz zu Alys, zur echten Familie stand und in Glynis auch das sah, was sie immer sein wollte. Gareth konnte mehr sein und würde auch mehr sein. Sie begann überschaubar gespielt mit dem linken Zeigefinger im warmen Kräuterwasser zu rühren, um ihre Antwort für sehr lange Augenblicke zu verzögern. Sie genoss es, dass ihre Mutter so machtlos war, dass sie nun auf sie selbst zugekommen war. Alys sollte ruhig ihre Machtlosigkeit spüren, so dass es ein wenig Genugtuung für ihre erheblichen Verfehlungen gab. Glynis blickte dann im Raum umher, tat so, als ob sie schwer betroffen nachdachte, obwohl dieses dezent selbstgerechte Grinsen auf ihrem geschickt aufgehübschtem Gesicht verweilte. Jeder Moment dieser Situation musste genossen werden, bevor sie ihrer Mutter eine Abfuhr ihres Interesses erteilen würde. Nein, Glynis würde keine Macht über ihren Bruder ausüben; zumindest nicht absichtlich und wissend.
"Alys," sagte sie den Namen ihrer Mutter aussprechend. "Es ist seine Wahl und wenn er sich nicht berufen fühlt, wird er sicherlich unserer Sache auch nicht gut dienen. Falscher Glaube ist böses Gift für unsere Gemeinschaft," wählte sie ihre Worte fast wie eine Priesterin, die sie nun mal war. Ihre Worte hatten sogar einen fast sakralen Tonfall, den sie hier geschickt imitierte, um ihre Mutter daran zu erinnern, dass Glauben nun mal aus dem Herzen erwachsen musste. Sie griff dort an, wo die Scheinheiligkeit ihrer eigenen Mutter so greifbar war: in ihrem Wunsch Macht innerhalb der alten Religion zu erlangen. Glynis hatte dies schon lange verstanden und tat es ebenso aber nur aus einem anderen Interesse. Sie kannte das Matriarchat und nutzte es ganz banal. Doch ihr Bruder war eine andere Sache, eine wichtigere Sache, so dass Glynis sicherlich nicht ihre Nähe und das Vertrauen in den Rest von Familie verspielen würde, die sie noch hatte. "Er ist mein Bruder, war stets mehr für mich, als du je sein wolltest. Er weiß um die Familie und die Eigenständigkeit eines Menschen. Er ist ein Mensch, ich bin ein Mensch... und sollten wir nicht zumindest uns die Freiheit gewähren?" Sie verließ ihre Sitzposition, stellte die Schale auf der nächsten Gelegenheit ab und wanderte nervös im Raum umher. Nein, sie wollte jetzt nicht mehr still sitzen. Kein Theater mehr, keine unnötige Konfrontation. Die Sache war wichtiger geworden. Ihr Bruder dürfte nicht in die Fänge dieser Welt hier geraten, sondern sollte frei sein. Abrupt blieb Glynis stehen, trat an ihre Mutter heran und blickte sie mit glasig-traurigen Augen an. Sie blickte nur, sprach nicht mehr und verweilte dort im Angesicht von Alys. Es gab nichts mehr zu sagen, so hoffte Glynis, dass Alys wenigstens hier etwas fühlen würde, was nicht nur Stolz war.
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| Alys Flachnàn |
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24-03-2024, 14:12 - Wörter:
Die Hohepriesterin unterdrückte einen missbilligenden Ton, doch ihre Mundwinkel kräuselten sich für einen winzigen Moment, als Glynis stolz ihre Hände vorstreckte und mit den Fingern wackelte, um ihr diese verhasste Farbe auf den Nägeln vorzuführen. Geduldig griff Alys danach und betrachtete das Gemisch, das einer Sitte aus Matariyya entsprang. Nichts - sie hatten nichts mit diesem Sommerland zu tun. Allein schon, weil die Länder durch einen anderen Glauben getrennt waren. Sitten dieses Landes anzunehmen, gerade hier in einem Umfeld, wo jeder ein Vorbild für die Menschen des Herbstlandes zu sein hatte, war vollkommen inakzeptabel. Während sie die Hand ihrer Tochter festhielt und betrachtete, hörte Alys weiter zu. Sie nehme sich gerne diese Freiheit - und Alys war jederzeit bereit, sie ihr wegzunehmen. Fast wäre Alys geneigt gewesen, Glynis ihre Frechheiten durchgehen zu lassen. Dann jedoch wagte das Mädchen sich zu weit vor und bot ihr an, ihr ebenfalls die Hände vollkleistern zu können. In diesem Moment ließ sie Glynis Hand los und schüttelte bestimmt den Kopf. "Nein. Und Du wirst auch anderen nicht dabei helfen, solche Farben anzumischen. Du kannst die Farbe in meinem Becken auswaschen...", bestimmte Alys und drehte ihren Kopf sacht in die Richtung einer schönen, silbernen Schale, neben der immer eine Kanne mit frischem Wasser stand um sich zu reinigen.
Auch wenn Alys' Worte diesbezüglich ein wenig schwammig daherkamen, so war eindeutig, dass sie von ihrer Tochter verlangte, das Zeug abzuwaschen. Sofort.
Vermutlich strafte ihre Tochter sie deshalb ab, indem sie sich mit ihrer Antwort auf die wirklich wichtigen Fragen Zeit ließ. Die Selbstgefälligkeit in Glynis' Gesicht hätte Alys am liebsten sofort mit-abgewaschen.
Alys wusste beim besten Willen nicht, wie sie zwei derart störrische Kinder verdient hatte. Sie vermutete, dass dies am Wesen ihres Vaters liegen musste, den sie im Übrigen nicht näher kannte. In ihren Augen hatte sie nie eine Verfehlung begangen, sondern ihre Kinder genauso groß werden lassen, wie ihre Mutter das mit ihr gemacht hatte. Doch sie selbst hatte nie in dieser Art gegen ihre Mutter, die ebenfalls eine Hohepriesterin gewesen war, aufbegeht. Alys war nicht in der Lage zu begreifen, was ihre Tochter umtrieb. Geschweigedenn ihren Sohn. Wobei sie bei Gareth immer noch annehmen konnte, dass er von seiner Pflegefamilie verzogen worden war. Aber Glynis? Sie hätte es besser wissen müssen.
Sie faselte etwas vom Menschsein und Alys' Augen verengten sich. Sie schüttelte ihren Kopf. "Und Du würdest - offenbar nur, um mir zu widersprechen - zusehen, wie er sein Leben in einem sinnlosen Krieg vertut, nur weil er vielleicht aktuell nichts Vernünftigeres mit seinem Leben anzufangen weiß?
Er ist dein Bruder, Kind - und dieser Ort ist sicher vor den Gefahren der Außenwelt!", begehrte sie auf und ließ einen ordentlichen Schwall ihrer großen Sorgen und Ängste bezüglich ihres Sohnes durchblicken.
Es hätte noch viel mehr zu sagen gegeben - sehr viel mehr. Glynis war aufgestanden und wanderte unruhig durch die Räumlichkeit während Alys' Finger sich schmerzhaft um die heiße Schale legten. Dann jedoch blieb ihre Tochter stehen und starrte sie einfach nur an. Was erwartete sie? Alys stand auf und versuchte, den Raum mit ihrer starken, kraftgebenden Präsenz zu füllen - mit der Macht der Göttin. "Du kannst nicht wollen, dass er für eines der anderen Länder in den Krieg zieht und vielleicht niemals heim kommt. Heim zu uns. Darüber haben Seren und ich genauso zu entscheiden. Es ist nicht allein Dein Wille, der hier zählt. Nimm' endlich Vernunft an!", versuchte sie, ihrer Tochter einzubläuen. Der Impuls, ihre Tochter in den Arm zu nehmen, schwoll in ihr an - doch Glynis hatte sie derart verärgert; sie mit Worten, Mimik und Gestik abgestoßen, dass es Alys widerstrebte, ihr sofort zu vergeben und sie aufzufangen.
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| Glynis Flachnàn |
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28-03-2024, 23:18 - Wörter:
Wieder einmal. Wie immer. Ihre Mutter war einfach kein Mensch, dem sie vertrauen wollte. Immer enttäuschte sie jedwede menschliche Absicht. Glynis verzog ihr Gesicht zu einer mies-gelaunten Schnute, die offensichtlich gewählt war, um ihrer Mutter zu zeigen, was sie davon hielt. Wollte sie einfach nicht verstehen? Glynis zog wütend ihre Hand zurück, denn das waren ihre Farben. Ihre Farben nahm ihr keiner. "Das hast du nicht zu entscheiden. Wir können das gerne öffentlich diskutieren und ich frage auch gerne die anderen. Dann können wir gerne sehen, was passiert," schimpfte sie bitter-süß, wobei sich ihr Angesicht wandelte. Sie war recht sicher, dass sie hier gewinnen konnte. Sie würde sich nicht beugen, auch wenn sie - wie immer in Lebensfragen - keinerlei Widerworte duldete. Ihre Mutter musste verlieren. Und das würde sie auch. Glynis hatte genug Einfluss gewonnen und auch wenn sie verlor, verlor auch ihre Mutter an Ansehen, so dass sie mitunter ihre Wünsche begraben konnte, endlich aufzusteigen. Ja, Glynis kannte den Wunsch ihrer Mutter und war auch bereit diesen zu vereiteln, wenn sie weiterhin nicht ein wenig zugänglicher wurde. Zum Machtspiel gehörten auch immer zwei, liebste Alys! Glynis lächelte bitter, zog sich zurück, fand ihren Platz und verweilte dort. "Ich werde sie nicht auswaschen," beschloss sie und verkniff ihre Augen, wobei ihre langen Wimpern zur Geltung kamen. Nein, nun zeigte sich auch, dass sie die Sitte des Wimpernkamms übernommen hatte. "Es ist meine Sache und ich denke, dass wir hier anderes zu besprechen haben," beendete sie dieses leidige Thema aber war bereit, diesen Konflikt auch zu einem Krieg auszuweiten. Sollte sie ihn doch haben!
Glynis war stolz und übermütig, da die Autorität ihrer Mutter schwächelte; nicht, weil sie Autoritäten untergrub, sondern weil Alys als Mutter aus ihrer Sicht immer wieder versagte. Sie war eben nur eine Priesterin und hatte sich nie die Mühe gemacht, Glynis wirklich zu verstehen. Immer nur Pläne, Pflichten und dieses unnötige Gefasel von Schicksal und Bestimmung. Wobei Glynis sich auch gerne wiederfand. Ihre Mutter zu kopieren, hieß so manchen Weg in diesen Kreisen zu vereinfachen. Ein bisschen Gefasel dort, Gefasel hier und schon war der Weg frei, um seine eigene Position in eine günstigere Position zu bewegen. Glynis war nicht dumm, sogar sehr gelehrsam und auch aus diesem Grund durchschaute sie sehr wohl, was ihre Mutter tat. Das stärkte nun nicht ihre Autorität gegenüber ihrer Tochter. Deren Verhältnis litt ohnehin bereits am freien Willen und den Wünschen einer jungen Frau, deren Eitelkeit stärker war, als ein anständiger Wunsch nach Sittsamkeit. Alys verstand nicht, dass Glynis hier war, um zu gewinnen und sich nicht zu beugen. Es war eine bedingte Abgrenzung, die sie vollzog, da sie den Gleichklang mit ihrer Mutter ablehnte aber dabei waren sie sich gerade darin ähnlich. Beide waren stolz, wollten nicht aufgeben und sich durchsetzen. Selbstgefälligkeit wuchs auch gegen Grenzen.
Ja, sie hätte eine Umarmung gebraucht, eine menschliche Geste, die jene Trutzburg eingerissen hätte, die sie jetzt allein für diesen Augenblick gebaut hatte. In ihren schönen Augen stand jene Absicht, jener Wunsch, endlich eine Familie zu haben und wieder einmal versagte Alys kläglich. Glynis ließ sich wieder auf ihren Platz fallen, verschränkte wieder die Arme vor sich aber brach dieses mal mit der betonten Sitzposition. Nicht mehr allein Schauspiel sollte tragen, sondern auch die Absicht, der Mutter zu zeigen, dass auch sie etwas fühlte. Nein, sie würde nicht nur widersprechen. Sie würden für ihn sprechen. "Ich bin deine Tochter und seine Schwester," sagte sie mit brüchiger Stimme, die nach Wut suchte aber nur Traurigkeit fand. Glynis durchlebte eine eigene Geschichte und Gedankenwelt. Die sogenannte kraftgebende Präsenz der Göttin verletzte Glynis, da Alys sich wieder fatal falsch zeigte. Autorität wollte sie nicht und so wirkte ihr Verhalten einschüchternd. Sie wollte Verständnis ihrer leiblichen Mutter. Sie stand dort, wieder einmal, und war allein. Glynis stand nicht auf, rückte sogar mit ihrer Sitzgelegenheit etwas weg, um nicht in diese Präsenz gezogen zu werden. Alys sollte sich allein fühlen. Glynis war verletzt. "Es ist seine Freiheit! Und der Tod ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Ich unterstütze ihn in allem, was er tut, weil er mein Bruder ist," sagte sie mit trauriger Stimme, wobei ihre Augen glasig wurden und bereits zwei Tränen verloren. Sie erhob sich. "Du kannst mich rufen lassen, wenn du dich entschieden hast, eine echte Mutter zu sein," sagte sie bös-bitter und wollte gerade den Raum verlassen, indem sie zur Tür trat. Glynis hatte hier nichts mehr verloren. Alys hatte es sich aus ihrer Sicht verdient, allein zu sein. Allein mit sich. Sollte sie doch mit der großen Göttin sprechen aber Glynis würde sich ihre Wünsche nicht mehr anhören. Ihr Bruder war an einem guten Ort. Sie beneidete ihn um seine Freiheit. Mit einer großen Geste griff sie in Richtung Türgriff und blickte ihre Mutter noch einmal mit großen Augen an. Eine Gelegenheit hatte sie noch.
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| Alys Flachnàn |
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29-03-2024, 19:34 - Wörter:
Alys verengte verständnislos die Augen, als ihre Tochter meinte, die Angelegenheit mit den Farben öffentlich zu diskutieren. Ceridwens Heiligtum war keine Agora und solche Angelegenheiten standen nicht - schon gar nicht öffentlich - zur Diskussion. "Ich habe das sehr wohl zu entscheiden, Priesterin! Und Du wirst Dich dem Willen der Hohepriesterinnen beugen!" Wenn Alys sich sicher war, dann im Traditionsbewusstsein der anderen beiden Hohepriesterinnen, die hier gemeinsam mit ihr das Sagen hatten. Keine von ihnen dreien war jemals offen gewesen für Neuerungen - gerade darum kam den Druiden gemeinhin eine so wichtige Aufgabe zu. Um ihren Blick für alles, was außen lag nicht vollkommen zu verschließen.
Doch natürlich wäre es ihr lieber, wenn keine Schar an jungen Priesterinnen überhaupt in der Form aufbegehrte. Alys wusste nur zu gut, dass dies ihre Stellung unter den anderen Hohepriesterinnen schwächen würde. Für Glynis würde es am Ergebnis nichts verändern, doch das musste es auch nicht. Alys konnte langsam erkennen, dass ihre Tochter nur den Streit wählte um des Streits Willen. Es ging ihr nicht mehr um die Sache und das war eine äußerst betrübliche Erkenntnis. "Es schmerzt mich, zu erkennen, dass Widerspruch mittlerweile zu deinen Prinzipien gehört. Mir kommt es vor, als gehe es Dir überhaupt nicht mehr um die eigentliche Sache - sondern nur um Zwietracht und Streit.
Ich verstehe Dich einfach nicht!", sagte Alys mit ruhiger, aber sichtlich bewegter Stimme. Sie fühlte sich auf einmal unendlich müde und von ihrer Tochter enttäuscht.
Betroffen drehte sie sich für einige Augenblicke von Glynis weg, legte ihre Hand auf ihre Brust und atmete tief durch.
Als sie sich wieder zu ihrer Tochter umdrehte, hatte diese wieder Platz genommen, mit vor der Brust verschränkten Armen, wie eine störrische Dreijährige, die ihre Erbsen nicht aufessen wollte. Alys erkannte, dass sie ihre Tochter als Kind nie derart erlebt hatte. Auch nicht als Jugendliche. Sie wusste nicht mal, ob andere Priesterinnen mit diesem Verhalten ihrer Tochter hatten leben müssen. Doch es kam ihr vor, als durchlebe Glynis gerade eine verspätete Trotzphase.
Glynis widersprach mit ihren nächsten Worten nicht - sondern stellte klar. Ich bin deine Tochter und seine Schwester. Alys legte den Kopf schief und betrachtete ihre große Tochter, die nur noch brüchig sprechen konnte und irgendwo zwischen Wut und Traurigkeit hin und her schwankte.
Alys machte schon wieder den Mund auf, um ihrer Tochter Paroli bieten zu können, als diese das Gespräch abbrechen wollte. Sie erhob sich ungefragt und ohne Erlaubnis. Und nahm sich eine weitere Frechheit heraus, die Alys derartige Magenschmerzen bereitete, dass sie zunächst unfähig war, etwas dazu zu sagen. Als müsse sie wie eine Bittstellerin um die Aufmerksamkeit ihrer Tochter buhlen! Alys war geradezu empört von diesen Worten.
Doch etwas an diesen Aussagen bewegte sie auch. Ihr Gesicht hatte sich vor Schmerz ebenfalls zu einer Grimasse verzogen, die sie für einen Augenblick mit vor der Brust verschränkten Armen aufrecht hielt. Dann gab Alys widerwillig ihre Gegenwehr auf. Zumindest zum Teil. Sichtbar daran war, wie sie ihre Arme schwach fallen ließ und kurz die Augen zusammendrückte. Dann kam sie ihrer Tochter auch ein paar Schritte entgegen und versuchte, sie am Arm von der Türe zurückzuziehen. Nicht grob, das war sie immerhin nie gewesen (jedenfalls nicht in Taten). "Glynis, ich kann Dich doch nicht derart aufgebracht gehen lassen oder fortschicken...", sagte sie, weil sie einfach nicht komplett aus ihrer Haut heraus konnte. "Nun komm, im Grunde sind wir uns doch einig - wir wollen nicht, dass Gareth etwas zustößt, oder nicht?", versuchte sie es mit ruhiger und versöhnlicher(er) Stimme, während ihre Hand auf Glynis' Oberarm liegen blieb. Sie versuchte nicht weiter, sie zurückzuhalten, hatte aber immerhin ein bisschen Kontakt aufgebaut. Soweit das eben in ihrer Natur lag.
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| Glynis Flachnàn |
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01-04-2024, 14:56 - Wörter:
Aha. Glynis verzog ihre Augen. Da war es wieder, diese furchtbare Selbstgerechtigkeit, dass sie sich selbst Sprecherin einer Gruppe von Personen sah. Sie sprach für alle Hohepriesterinnen und verband ihre eigenen Wunsch mit der Autorität eines Amtes, welches möglicherweise ganz andere Dinge zu beaufsichtigen hatte. Glynis war lange genug selbst Priesterin, um zu wissen, dass die Traditionen dahingehend offen waren. Ihr gemeinsamer Orden, dieses Heiligtum, hatte sich schon verändert und letztlich war die Frage des Stils und der Mode irrelevant, sofern die Glaubensinhalte und Prinzipien feststanden. Es ging also nicht um eine Glaubensfrage, sondern schlicht um den Willen ihrer eigenen Mutter. Es war überaus scheinheilig und wie immer selbstgerecht, dass Alys so auftrat. Glynis fühlte sich beleidigt und sah sich bestätigt, dass sie gehen wollte. Was gab es auch zu gewinnen, wenn es keine aufrichtige Gegenseitigkeit gab? Glynis zog nervös an einer Haarsträhne, um diese bei Seite zu schieben. Sie wollte sich an etwas festhalten und ohnehin hatte sie seit frühen Tagen die Angewohnheit unter Stress oder Anspannung mit ihren Haaren zu spielen. Es war ein Ausdruck ihrer Unsicherheit, die sie überspielen wollte. "Widerspruch? Du willst doch nur deinen Willen durchsetzen," trotzte sie den Worten von Ayls genügsam, wobei ihre Stimme dem Versuch unterlang, sanft zu erscheinen. Doch Glynis war wütend, ungehalten über diese Frechheit, dass ihre Mutter mal wieder scheinheilig war. "Ich verstehe dich nicht. Sei doch einmal ehrlich zu dir selbst ...", hauchte sie schließlich entnervt und behielt ihren Platz an der Tür. Sie genoss es, dass Alys sichtlich Emotionen entwickelte und diese nicht gut verbergen konnte. Es ging ihr nicht gut und das war gut so. Genugtuung. Dennoch konnte Glynis diesem Zustand nichts abgewinnen, da beide mitleidig gefangen in diesem Augenblick waren. Zu sehr kannte sie ihre Mutter und auch die stillen Momente zwischen beiden, sprachen für sich. Endlich bewegte sich etwas. Ihre Mutter bewegte sich auf sie zu. Doch Glynis schwankte immer noch in der Tat zwischen Wut und Traurigkeit, was sich auch definitiv in ihren Augen zeigte. Diese waren glasig, von Tränen gerührt aber gleichsam stolz. Sie brannten in jenem Feuer, dass Glynis nun einmal in sich hatte. Sie wollte mehr als einfache Folgsamkeit, mehr als nur eine Priesterin sein, sondern sie wollte leben. Einfach leben. Die Jugend trieb sie an, mehr aus sich zu machen, als eine Vorherbestimmung durch andere. Was wusste Alys schon, die immer nur geglaubt hatte, immer nur dies hier wollte aber Glynis war eben anders. Ein wenig Liebe konnte retten, was über die Ambitionen des Glaubens verloren schien. Dann kam sie ihrer Glynis ein paar Schritte entgegen und versuchte, sie am Arm von der Türe zu bewegen.
Glynis selbst spürte ihre eigenen Tränen, die über ihre Wangen liefen. Doch ihr Stolz verbot eine weinerliche Reaktion, eine Darstellung ihrer Traurigkeit gegenüber Alys, die dies nur wieder gegen sie verwenden würde. "Es muss dich nicht kümmern... Es ist ja meine Schwäche, die ich darstelle...," sagte sie und wollte nicht von Alys daran gehindert werden. Wenn sie sich zeigen wollte, zeigte sie sich. Es gab ein Gebot unter Priesterinnen, dass man niemals unehrlich zu sich selbst war. Glynis war nicht unehrlich zu sich selbst. Sie belog sich nicht und genau aus diesem Fakt erwuchs diese eine Trauer, die niemals heilte. Alys war keine Mutter, sondern nur Hohepriesterin. Glynis wollte eine echte Familie, ein Leben der Selbstbestimmung, der Überraschungen und mancher Wunder, die genau an diesem Ort hier, niemals wachsen konnten. Es war schon eine Ironie, dass Glynis als Priesterin Wunder versprach aber an einem Ort hauste, der jedes Wunder unmöglich machte. Niemals hatte sie wirklich etwas derartiges erlebt, da alles festen Riten, Regeln und Ritualen folgte. Alys tat so, als ob dies gut war, dass dieser Ort sicherer war und dabei vergiftete die religiöse Übereifrigkeit genau jenen tiefen Glauben, den auch Glynis kannte und erwürgte die Freiheit. Wenn sie an ihren geliebten Bruder dachte, wünschte sie sich für ihn, ein eigenes Leben frei vom Determinismus der eigenen Mutter. Glynis glaubte sogar, dass es ihre Aufgabe im göttlichen Ganzen war, dass sie Menschen half, ihren Weg zu finden. - Und genau jener Weg würde ihr von Alys verboten und vermauert. Vorsichtig mit ihren grazilen Fingern hob sie die Hand ihrer Mutter an, um diese dann fürsorglich zu umschließen, während sich umwandte. Ihr tat es leid, dass Alys so war. Sie hatte Mitgefühl für sie aber konnte nicht zurückweichen. Es ging hier um mehr als ein bloßes Prinzip, sondern darum, dass sie als Glynis leben konnte; nicht als Verlängerung von Alys, sondern als eigenständige Frau, die auch Priesterin war. "Das Schicksal mag entscheiden, Mutter. Ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt aber es ist sein Weg, seine Entscheidungen," sagte sie und zog etwas perplex die Nase hoch, da die Tränen nicht versiegen konnten. Sie gab sich dennoch keine Blöße. "... und lehrt uns die große Göttin nicht, dass Leben anzunehmen?" - ein Versuch mit der Religion zu punkten und Alys an der Schwachstelle zu treffen, wo sie immer verwundbar war. Immerhin hatte sie ihre eigene Tochter auch ermächtigt, die Religion als Waffe des eigenen Willens zu nutzen. "Wir leiten Mensch an, gut zu sein, wir helfen ihnen, im Leben zurecht zu finden aber es auch anzunehmen. Gareth muss frei sein, um seinen Weg zu finden. Entweder er findet zu uns oder er findet zu anderen. Die große Göttin wird entscheiden," sagte sie und nickte Alys zu, wobei sie nervös atmete. "Gerade, weil ich ihn als Bruder liebe, will ich seine Freiheit und wenn wir zum Ursprung zurückfinden, will ich die Gewissheit haben, dass ich ihn nicht in diesen Kreisen hier gefangen hielt," offenbarte sie und presste dann angespannt die Lippen aufeinander.
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| Alys Flachnàn |
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07-04-2024, 18:59 - Wörter:
Es schien keinen Zweck zu haben. Was Gareth anging - und auch ungleich viele andere Themen, schienen Mutter und Tochter nicht auf einen Nenner zu kommen. Glynis warf ihrer Mutter dasselbe vor, wie umgekehrt und Alys Gesicht verzog sich zu einer gequälten Maske. Diese Streitereien taten ihr natürlich weh. Auf mehreren Ebenen; doch auch körperlich strengte die Angelegenheit sie an. Sie hatte das Gefühl, sich in etwas hineinsteigern zu müssen, nur um die Oberhand behalten zu können. Das machte keine Freude und Glynis schien obendrein auch noch immun dagegen zu sein. Wie ein Ölfilm, der das Wasser ohne jede Anstrengung abstieß. Und zwischen ihnen gab es scheinbar kein Stück Seife, das sie irgendwie miteinander verbunden hätte.
Sie solle ehrlich zu sich selbst sein?
Alys konnte mit diesem Vorwurf nun wirklich nichts anfangen. Zumindest hatte sie bisher nie den Eindruck bekommen, dass sie sich selbst anlog. Oder irgendjemand anderen. Sie mochte eigennützig und egoistisch sein, zuweilen jedenfalls, doch Ehrlichkeit? Alys glaubte nicht, dass ihr daran mangelte. Genauso wenig würde sie Glynis Unehrlichkeit vorwerfen. Sie handelten und sprachen beide aus Überzeugung. Und was Glynis anging: die sprach auch noch aus Verblendung. Und glaubte, das Wort der großen Mutter besser und richtiger deuten zu können, als ihre Mutter. Das war regelrecht anmaßend. Und sie hätte sich so ein Verhalten von keiner anderen Frau bieten lassen.
Doch Alys erkannte die Tränen, die in den Augen ihrer Tochter hervorquollen. Etwas in ihr entwickelte eine Art von Mitleid. Zumindest nahm das Gesicht der Hohepriesterin einen wohlwollenderen Blick an. Doch gleichzeitig war sie auch unfassbar wütend auf Glynis, die wahrhaft glaubte, sich alles herausnehmen zu können. Tränen anderer Priesterinnen berührten Alys für gewöhnlich überhaupt nicht. Doch nun liefen sie auch noch über Glynis' zarte Wangen. Alys blinzelte ihre eigenen Empfindungen, sogar ihren Ärger, hinfort und atmete langsam und tief ein - dann wieder aus. Ihre Hand auf dem Oberarm ihrer Tochter glitt leicht ab- und dann wieder aufwärts, in einem Versuch, das Mädchen zu trösten. "Es kümmert mich, denn ich möchte nicht, dass die anderen Frauen Dich so sehen. Und ich möchte Dich ebenfalls so nicht erleben...", antwortete Alys in ruhigem, mitfühlendem Ton. Genauso hätte sie das auch nicht für andere Priesterinnen gewollt. Sie alle mussten stark sein für die schweren Aufgaben, denen sie nachzugehen hatten. Die Göttin prüfte sie alle, um die Würdigste unter ihnen ausmachen zu können. Genauso wie sie selbst nicht schwach wirken wollte vor anderen, wollte sie das auch für Glynis nicht. Immerhin... sollte sie doch in Alys' Fußspuren folgen.
Die Mutter ließ zu, dass ihre Hand von denen ihrer Tochter umschlossen wurde und versuchte, ihr einen einigermaßen warmen Blick zuzuwerfen. Nach ihrer eigenen Wahrnehmung heraus, handelte sie doch nur wie eine krankhaft liebende Mutter, die sich nichts mehr wünschte, als ihr Kind in Sicherheit zu sehen. Nunja... Selbst- und Fremdwahrnehmung drifteten ja gerne einmal auseinander. Wie in einer segnenden Geste umschloss Alys ihrer beiden Händen mit der noch freien, so, dass ihre Hand oben auf lag.
Sie hörte ihrem Kind dabei zu, wie sie versuchte, für das Dilemma eine Lösung religiöser Art zu finden, mit der sie beide dann ihren Frieden machen mussten. Ihr leuchtete ein, dass ihr Sohn natürlich letztendlich seinen eigenen Weg finden musste - Glynis hatte man schließlich auch nicht in Ketten vor das Gesicht der großen Mutter gezerrt um einen Eid abzulegen - es war von ihr erwartet worden, natürlich. Aber eine körperliche Form von Zwang hatte dabei nie stattgefunden. Und selbstverständlich dachte Alys daran, es bei Gareth genauso zu machen. "Wenn er selbst entscheiden soll, müssen wir ihm zunächst alle Wege aufzeigen. Er ist lange nicht mehr hier gewesen, Glynis. Er kennt Dich kaum, Seren noch weniger. Er kennt diesen Ort nicht mehr, weiß nur noch rudimentär von der Macht der Göttin.
Ich wünsche, dass er hier her kommt und die Kraft der Relikte fühlt; dass er erkennt, welche Wege es fernab von Kriegen und Ungeheuern noch gibt. Es ist ihm aktuell nicht möglich, eine fundierte Entscheidung zu treffen..", versuchte Alys die Worte ihrer Tochter zu bestätigen und gleichsam wieder in die richtige, von ihr gewünschte Richtung zu lenken. Manipulation, das war es im Grunde, was Alys vor hatte. Sie hätte das niemals so genannt, oder sich selbst auch nicht als Manipulator betrachtet, doch im Wesentlichen wollte sie alles in die Waagschale werfen, um Gareth davon zu überzeugen, den Weg der Druiden einzuschlagen.
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| Glynis Flachnàn |
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13-04-2024, 18:24 - Wörter:
Warum fühlte sich Glynis so okkult entfremdet von diesem Augenblick? Alles schien sich merkwürdig anzufühlen, so als ob alles von einer fremden Aura umgeben war. Sogar ihre Mutter fühlte sich fremd an, so fremd sogar, dass Glynis kurz ihre Augen fest zusammenkneifen musste. Etwas stimmte einfach nicht mehr. Ein leichter Nebel schien die Zeit zu erfassen und die junge Frau fand es schwer, die Zeit wahrzunehmen. Glynis versuchte aufmerksam mit einem schief gelegten Kopf Alys Angesicht zu lesen, zu verstehen, was hier geschah aber ihr eigener Herzschlag wurde immer stärker. Glynis war unsicher, wütend, traurig und entäuscht; all diese Gefühl forderten immer mehr von ihrer Biologie ein, so dass die Aufmerksamkeit in viele Erinnerungen sprang, in ferne Zeiten und der Augenblick verlor sich in diesem verdammten Nebel. Alys hatte Glynis für einen winzigen Augenblick verloren. Was Alys wirklich wollte, hatte für diesen Atemzug keinerlei Bedeutung mehr, da Glynis sich daran erinnerte, was einst gewesen war. Nein, sie war nicht freiwillig hier. Alys mochte Freiwilligkeit annehmen, doch unterschätzte sie, welchen Zwang Gruppen und Gemeinschaften ausüben konnten. Glynis erkannte, dass dies auch ihrem Bruder drohen würde. Niemand kam in geschmiedeten Ketten an diesen Ort aber man trug hier andere Ketten, die vielleicht sogar schwerer wogen, als geschmiedetes Eisen. Hektisch atmete Glynis ein und aus, versuchte den Schleier bei Seite zu schieben, was ihr auch gelang. Es war einfach egal, was wirklich zählte, denn es galt immer nur das Gebot der scheinheiligen Alys, die ihre festen Überzeugungen stets gegen Widerstand durchsetzte. Am liebsten hätte Glynis jetzt diesen Ort dauerhaft verlassen aber wo sollte sie hin? Sie hatte außerhalb ihres Bruders niemanden, der sie aufnehmen konnte. Eine gefährliche Falle war diese Priesterschaft, diese heimliche Gefangenschaft für eine Gottheit, die niemals ohne erhebliche Verluste enden konnte. Noch dazu glaubte Glynis ein wenig zu sehr an sich und ihre Aufgabe. Manchmal war ihre Welt genauso widersprüchlich, wie ihre Wünsche.
Glynis erlaubte sich einen kleinen Verrat an ihrem Glauben, um für wenige ehrliche Atemzüge frei zu sein. Sollte sie wirklich weglaufen und Gareth warnen? Bei ihm leben? Ein neue Welt für sich und ihn suchen? Alys sah dies nicht, konnte es durch eigene Verblendung auch nicht sehen. Die widerspenstigen Gedanken, die frei sein wollten, brannten sich in das Bewusstsein der jungen Frau, deren Erlebnishunger und sicherlich auch ihre Eitelkeit ihr Übriges taten, so dass sich die traurige Wut und der Verlust deutlicher erhoben. Wenigstens ließ es Alys zu, dass beide ihre Hände umschlossen. Es gab Glynis eine Illusion von Halt, ließ die Enttäuschung ein wenig kleiner werden und hielt somit die junge und enttäuschte Frau an diesem Ort. Es war diese kleine Hoffnung, die Glynis daran hinderte, den flüchtigen aber sehr starken Gedanken nachzugeben. Auch der warme Blick erwärmte den kalten Zorn, der Glynis unzumutbar befallen hatte. Die junge Frau war mit ihren eigenen Emotionen überfordert, fühlte sehr viel und wusste aber auch ebenso viel, was sie sein wollte und sein musste. Jetzt wollte sie eine gute Schwester für Gareth sein. Wenigstens endeten die wütenden Worte. "Wir können ihn gemeinsam aufsuchen und gemeinsam einladen," gab sie schließlich nach, wobei ihre Stimme brüchig schön war. Immer noch fanden sich Tränen in ihren glasigen Augen. Noch war sie nicht von ihrer Traurigkeit verlassen. Doch hatte sie genug davon. Nicht nur von der Traurigkeit. Glynis erahnte bereits, dass Alys die selben Lügen benutzen würde, die sie bei ihr benutzt hatte, um sie zu einer Priesterin werden zu lassen.
Es gab kein Entkommen aus dieser Lage, da es kein Einlenken gab, also mussten andere Wege genutzt werden. Wenn Glynis anwesend wäre, Gareth begleiten könnte, könnte sie ihn auch davon abhalten, übereilte Entscheidungen zu treffen, und die Lügen erklären, die Alys gerne benutzte. Glynis nahm sich fest vor, Alys Bemühungen aktiv zu sabotieren und Gareth wirklich eine freie Entscheidung vorzulegen, die nicht durch Alys beeinflussbar war. "Wir machen es gemeinsam," log sie halb-wahr. Ja, sie würde zum Schein darauf eingehen, Alys vorgeblich unterstützen und im geeigneten Moment, ihren Bruder unterstützen und viel mehr noch schützen, damit er nicht in die gleichen Fänge und Ketten geriet, denen sie jetzt unterworfen war. Müde nickte sie ihrer Mutter zu, die Hände der beiden fest zusammenpressend, wobei sie dezent schniefte und um eine ruhige Atmung rang. Alys sollte ruhig sehen, dass Glynis noch immer traurig und berührt war. Inzwischen konnte sich Glynis wieder etwas mehr kontrollieren und nutzte ihren Zustand auch ganz bewusst. Es gab keinerlei Einsicht in die Sichtweise von Alys. Das hatte sie in der Zeit gelernt, dass man sich widersetzen musste; egal, wie gut oder schlecht die Lage war.
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