Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


sands of time
05.09.1016 - 20:00
Königspalast | Reichenviertel | Wüste
Amira El Mansouri Ilyas El Mansouri

Unregistered
Amira El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#1
Gestern hatte Amira den heutigen Tage noch anders in Erwartung gehabt, denn die Gesandtschaft der königlichen Familie war gemeinsam mit Prinzessin Naila zu ihrer Vermählung in das Land des Königs abgereist, und sie war daran beteiligt gewesen dafür zu sorgen, dass die Koffer und Säcke mit der persönlichen Habe auf die richtigen Wägen und Kamele geladen und nicht womöglich unbeachtet in einer Ecke des Atriums zurückgelassen wurden. Aber bereits in den Morgenstunden hatte Ilyas sie unerwartet aufgesucht, um ihr mitzuteilen, dass sie heute nicht nur ihre eigene Zeremonie vollziehen, sondern ebenso morgen gemeinsam der Gesellschaft nach Castandor nachreisen würden.

Und somit waren die gefühlt wenigen Stunden seit der Abreise der Prinzessin dafür genutzt worden Vorbereitungen für den Abend zu treffen und nicht zuletzt selbst diesem Schicksal in die Augen zu sehen. Für Gedanken blieb erstmals kurz vor der Trauung Zeit, nachdem sie die rituelle Waschung durchgeführt hatte und die feinen Hennazeichnungen Hände, Arme und andere Stellen ihres Körpers schmückten. Amira war wortkarg geworden, lächelte aber um niemanden zu beunruhigen und kleidete sich in die feine rotgefärbte Seide, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. Achtsam legte eine ältere Hofdame das feine Kettchen um ihr Handgelenk, von dem sich ein weiteres Glied teilte, an dem später der Ring befestigt werden würde. Nur kurz war ihr ein Moment alleine gegönnt, in dem sie sich im Spiegel betrachten konnte und mit Blick in ihre Augen fragte, ob sie diesen Tag in der Zukunft wohlwollend oder trauend gedenken würde.

Zugegebenermaßen war dieser Mann eine imposante Gestalt. Die festliche Uniform der Garde mitsamt der rituellen Schärpe, um ihn als Bräutigam zu verdeutlichen, machte ihn noch stattlicher und unterstrich seine würdevolle Präsenz. Doch da waren die müden Falten um die Augen, die weißen Haare im gekämmten Bart und die rauen Hände, die ihr Bild von ihm verstärkten: vielleicht war er grob, jedoch aber unnachgiebig und kalt. In all der Zeit, seitdem ihre Vermählung bekannt gegeben worden war, hatte er sie nicht einmal aufgesucht oder versucht Kontakt zu ihr herzustellen. Vermutlich erfreute er sich einfach nur an ihrer Jugend und Schönheit wie so viele andere Männer, denen sie früher begegnet war. Er war nicht anders.

Jetzt war das Glas gehoben, die Musik spielte feierlich zu dieser Festlichkeit und das Kettchen hatte den Ring gefunden, der an ihrem Finger platziert war. Auf das Brautpaar, schallte es durch den kleinen Raum, in dem sich reichgedeckte Tische befanden, und ihr Blick suchte den seinigen. Mit einem angedeuteten Nicken stieß ihr Glas leicht gegen seines, bevor sie einen Schluck des Rosenwassers nahm. Der Takt der Musik veränderte sich und der freie Raum zwischen den im Kreis arrangierten Tischen sollte nun ihnen beiden zum Tanz gehören. Es war beinahe schon faszinierend festzustellen, wie sie bis zu diesem Moment geschafft hatten so wenige Worte miteinander zu wechseln. Da stand Ilyas, dem sie soeben lebenslange Liebe und Treue geschworen hatte, an ihrer Seite und würde ihr später das rote Gürtelband von der Hüfte entfernen, und sie fühlte das Unbehagen aufsteigen. Er war kein Hausgast, dem sie einige Stunden unterhalten und betören konnte, um ihn dann nie wieder zu sehen, sondern sie war ihm auf vielerlei Ebenen verpflichtet und an ihn gebunden. Er war jetzt ihr Leben. Ein tiefer Atemzug vertrieb sorgenvolle Gedanken für den Moment, als Amira seine dargebotene Hand ergriff um ihm zur Tanzfläche zu folgen.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Ilyas El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#2
Einem geschenkten Gaul, schaust du nicht ins Maul!
Das Sprichwort galt aber mit Sicherheit nicht für verschenkte Ehefrauen.
Die wiederum waren gar nicht so selten und natürlich in den meisten Fällen, wie auch in diesem, eher eine Ehre als eine Qual, aber wer entschied bitte für den Beschenkten, ob dieser es nun wollte oder nicht?! Ilyas hatte nicht gewollt. Weder ein Geschenk, noch eine Ehefrau. Ilyas wollte nichtmal die Ehrerbietung des Königs, was allerdings vielmehr daran lag, dass er sie nicht so verdiente, wie dieser nunmal annahm und als waschechter Verräter, hatte es einen verdammt faden Beigeschmack das Geschenk anzunehmen. Das lag weniger an seinem schlechten Gewissen oder irgendeiner Moralvorstellung, als schlicht und ergreifend an der Tatsache, dass Ilyas ein Mann von schon fast exzessiv übersteigertem Gerechtigkeitssinn war und da er diesen auch gegen sich selbst auslebte, wollte er sicher kein Geschenk, welches ihm Ehre und Lob für eine derart unehrenhafte Sache einbrachte. Denn der Verrat war unehrenhaft…unehrenhaft, aber notwendig.
Eine Qual, mit der sein Gewissen zu leben gelernt hatte.

Nun war sie ihm geschenkt, die junge Braut. Dabei war sie gar nicht mehr jung für eine Braut, nur blutjung gegenüber ihrem Bräutigam. Alles nichts neues, alles nichts ungewöhnliches soweit und Amira damit nicht das einzige Mädchen oder junge Frau, die sich in dieses Schicksal ergeben musste. Faktisch aber war sie hier nicht die junge Frau, die einem älteren Mann zur Schenkung wurde, der es gar nicht abwarten konnte das junge Ding in sein Bett zu ziehen und sich mit ihr wie mit einem sündhaft teueren Schmuckstück auszustaffieren…nein, Amira geriet in die Hände des Mannes, der nie…absolut nie mehr vorgehabt hatte zu heiraten und sich nun einer Pflicht gegenübersah, die er nicht ablehnen konnte. Niemand lehnte das Geschenk eines Königs ab, sei es auch noch so abstrus und das hier, war bei Gott, absolut abstrus.
Sie tat ihm leid .
Sicher weinte sie sich die Augen aus den alten Hauptmann a.D. in die Ehe zu begleiten. Wie eine der schönen Frauen, die als Opfergabe mit in den Tod gegeben wurden …
Hoffentlich fühlte es sich nicht ganz wie der Tod für sie an oder sie wählte ihn gleich frei heraus…er wollte sein Gewissen nicht damit belegen das Leben der jungen Frau gänzlich ruiniert zu haben, also durfte sie diesen Punkt des Freitodes gerne auslassen. Es reichte, wenn sie erschien, ihn heiratete und dann….nun, zu diesem Zeitpunkt fühlte es sich noch verdammt einfach an zu sagen, jeder lebte dann sein Leben wie es war….er sollte es besser wissen und er wusste es.

Es würde alles verändern. Er wollte das nicht.

El Mansouri hatte darauf verzichtet der Braut noch seine Aufwartung zu machen. Was sollte die Unruhe?! Ihm war das ganz Drumherum, sei es auch, auch seinen Wunsch hin, so klein gehalten wie möglich, überhaupt nicht. Doch wer bekam schon eine Braut vom König geschenkt und bekam dazu kein kleines Fest? Die Familie, ein kleiner Teil des Hofstaates…Menschen, mit denen Ilyas eine ‚echte‘ Hochzeit niemals gefeiert hätte. Hier kümmerte es aber niemanden was er wollte oder was Amira wollte. Das hier war Schau. Eine kleine, aber feine Einlage für das Auge, ein erhellender Moment im just gebeutelten Land und Ilyas wurde schlecht bei dem Gedanken ein Fest zu feiern während andere von der Katastrophe betroffen waren und noch mehr Hunger litten als eh schon.
Da konnte der Tisch so üppig gedeckt sein wie er wollte, es verdarb ihm den Appetit.
Sein Teller war spärlich gefüllt, das Fleisch, saftig-blutig geschnitten, aber nur wenige Happen gegessen. Stattdessen schob er ein paar rollende Kichererbsen von links nach rechts und entschied sich doch, wiedermal, für den Wein.
Lächeln und Winken. Das war die Aufgabe von Prinzessinnen und Königinnen…von schön anzusehenden, glücklichen Menschen. Ilyas war sich sicher nichts davon zu sein. Trotzdem verstand er sich darauf gute Miene zum bösen Spiel zu machen, auch wenn er seiner frisch angetrauten Braut noch nichtmal ein Lächeln geschenkt hatte. Was verlangt wurde, erfüllte er und das bedeutete just einen Tanz für das Brautpaar, ganz traditionell….ein fröhlicher Tanz, bei dem viel geklatscht und gehüpft wurde, zumindest rund um das vermeintlich glückliche Paar.
Der Berater schob seinen Stuhl zurück, nickte hier und da auffordernden Worten zu, als gäbe nichts..rein gar nichts auf dieser Erde, was Ilyas El Mansouri, der Tanz scheute wie Katzen das Wasser, in diesem Augenblick am liebsten täte. Seine raue Hand streckte sich Amira entgegen und jetzt…ja jetzt blickte er endlich zu ihr hinab, nahm ihre Hand in seine und führte sie auf die Tanzfläche zwischen den Tischen.
Rund um das Paar spielte die Musik auf und das Klatschen setzte ein. Bis auf die königlichen Hoheiten, war ein jeder aufgefordert im Kreis mit zu tanzten, ein Hoch auf das Paar, welches einander zum ersten Mal länger als ein paar Sekunden in die Augen sah. Nur weil er nicht tanzen mochte, bedeutete es nicht, dass er ungalant war was Schritte und Takt anging, Ilyas hoffte nur mit jeder Faser seines Seins, dass es so schnell wie möglich vorbei sein mochte!

Wie schön sie war. So jung und schön. Und fern von Liebe zu ihrem Mann.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Amira El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#3
Die Trommeln setzten ein und begannen den Takt vorzugeben, Hände flogen in die Luft und Menschen sprangen von einem Bein auf das andere, klatschten rhythmisch und jubelten in einer Artikulation, die das genaue Analysieren von Worten unmöglich machte. Amira stellte sich gar nicht die Frage, ob sie das hier wollte oder nicht, denn die Antwort auf diese Frage war vollkommen irrelevant. Sie hatte kein Recht diese getroffene Entscheidung in Frage zu stellen, sie würde ihn weder blamieren noch seine Ehre verletzen oder gar als indirekte Präsentantin des Hofs diesen durch falsche Worte und Taten bloßstellen. Rein objektiv betrachtet, war Ilyas mehr, als sie jemals zu hoffen gewagt hätte. Er stammte aus einem guten Haus, er war der ranghöchste Soldat der Garde und genoss damit ein unsagbares Vertrauen in einer Machtposition, die ihresgleichen suchte. Vielleicht stimmte irgendetwas mit ihm nicht, der schließlich ohne Ehepartner und Kinder so alt werden konnte, doch streng genommen hatte auch Amira ihren Zenit überschritten. Es war höchste Zeit die Aufgaben einer Ehefrau zu übernehmen, wenn sie nicht am Ende selbst Ursache für übliche Gerüchte und Nachrede sein wollte.

Ihre Rolle war klar. Sie würde daran arbeiten ihm die Liebe entgegenzubringen, die sie ihm versprochen hatte. Sie werde lernen ihn zu lieben. Mit neuem Mut und dem gedanklichen Zuspruch, mit allem klarzukommen, wie er war, setzte sich der neue Schritt selbstbewusster vor den anderen. Leichtfüßig war sie ihm gefolgt, direkt hielt sich der Augenkontakt und sie tanzte ihren Part, wie es von ihr erwartet wurde. Hier musste sie sich mehr bewegen als er, wenn sie sich drehte, einmal den Arm in einer fließenden Bewegung von ihm wegstreckte oder um ihn herum wirbelte, ohne auch nur für eine Sekunde den Körperkontakt zu verlieren. Waren es ihrer beider Hände, war es ihre entlang seiner Schultern oder seine an ihrer Hüfte. Die Regeln dieses Tanzes waren klar vorgegeben und Amira würde sie nicht brechen. Asynchron wurden ihre Bewegungen langsamer, wenn sich die Trommelschläge beschleunigten und wie ein Metronom passte sie sich im exakten Takt ein, wenn sie wieder langsamer geworden waren. Tanz war über die Jahre wie eine Gangart für sie geworden und in Fleisch und Blut übergegangen. Amira musste nicht nachdenken, sie folgte der Musik und fühlte ihren Körper sich bewegen, voller Elan und Freude, gänzlich in ihrem Element. Und Ilyas misste kein einziges Mal seine Anpassung in diesem Miteinander, was sie im Nachhinein schwerlich beeindrucken musste. Dabei hatte sie immer gedacht, dass Soldaten abseits schwertschwingender Manöver keine andere Gangart beherrschten.

Mit einer letzten Drehung stand sie wieder direkt vor ihm, oder viel mehr an ihm. Der Mann überragte sie über ein gutes Stück, doch ungebrochen blickte sie ihm in die Augen, als ihre Hand an seiner Brust lag und sie jetzt in plötzlicher Ruhe angekommen erst merkte, wie die Bewegung ihren Körper erhitzt und das Herz beschleunigt hatte. Die schweren Atemzüge bewegten sich gegen seinen Körper und tatsächlich lächelte sie, denn tanzen bereitete ihr Freude. Es ließ sie Sorgen vergessen, verhinderte sich Gedanken zu machen und half dabei sich nicht auf eine mögliche Zukunft zu fokussieren, die sie ohnehin nicht beeinflussen konnte. Stattdessen war die junge Frau ganz in diesem einen Augenblick angekommen und dieser gehörte ihm alleine.

Fast zumindest, denn die Trommeln dröhnten laut in ihrer aller Ohren, dass es beinahe schon schmerzte. Es hätte bei einer Parade kaum lauter sein können. Jubel und Begeisterung flutete den Raum, als sich weitere Paare zur wieder eingesetzten Musik ebenfalls im Tanz zusammenfanden und sich der Hauptfokus aller verschob. Trotz der offenen Seitenfronten, die dem kühlenden Nachtwind Zugang gewährten, war die Luft stickig und schwer, geladen von Gerüchen der gebratenen Speisen und behangen von Alkohol, den manch ein männlicher Gast zu viel konsumiert hatte. Nichts davon konnte Amira erreichen, als befänden sich die beiden in ihrem eigenen kleinen Kosmos, die Hand mittlerweile seitlich an seinem Hals, während ihr Daumen der Kontur seines Unterkiefers nachstrich, als wolle sie unter dem dicken Bart herausfinden, wo dieser sich befand. „Seid Ihr zufrieden, mein Herr?“, flüsterte sie gerade laut genug um es ihn hören zu lassen. Weniger um ihre eigene Leistung zu bewerten, als mehr um herauszufinden, was seine Gedanken waren und wer er eigentlich war. Amira hatte sich dagegen entschlossen unglücklich zu sein, aber die Umsetzung würde ihr nicht alleine gelingen.

Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Ilyas El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#4
Die Trommeln waren ohrenbetäubend und ließen nicht nur den Boden, der im wahrsten Sinne mit Füßen getreten und gestampft wurde, sondern auch den Brustkorb eines jeden Menschen im Raum vibrieren. Unter anderen Umständen hatte Ilyas diesen Zustand gemocht. Er war nicht dauerhaft der Griesgram, den er zuweilen an den Tag legen konnte. Nein, Ilyas konnte und hatte in diesen Hallen auch bereits auf das ein oder andere fremde Glück all der Menschen von hohem Stand hier angestoßen wenn es einen Bund der Ehe oder andere Festlichkeiten zu feiern gab. Auf das Glück anderer anstoßen, bereitete ihm Freude…oder so etwas, das seine Mundwinkel in die positive Senkrechte bewegte…wo er dann ebenfalls einen Becher Wein zu viel trank und sich mit leichtem Gemüt und schweren Lidern anschaute wie andere feierten. Weit entfernt vom Tanz. Weit, weit entfernt. Doch laut klatschen…das würde er -  der Griesgram.

Jetzt feierten sie ihn, ungebeten. Niemand wollte ihm etwas schlechtes, das stand ausser Frage und er war mit Sicherheit auch nicht der Erste und Einzige, der gegen seinen Willen hier stand..wie im Übrigen auch Amira, aber der Wein hatte auf allen anderen Feiern zweifelsohne besser geschmeckt. Jetzt schmeckte er zu wenig davon im eigenen Blut. Seine Sinne waren nicht vernebelt, aber das wollte er auch nicht. Er, der so oft Verantwortung auf seinen Schultern trug, bekam nun noch eine neue Last auferlegt. Amira.
Verantwortung für sie war unlängst geringer als jene, die für eine ganze Truppe stand, Schiffe, die auf dem Weg nach Castandor waren oder anderes in dieser Größenordnung was Ilyas für das Königshaus seines Landes, aber auch für seine Brüder und Schwester der Amra Alzili mit bestem Gewissen erledigte… nicht aber kleiner. Amira war nun seine Frau und das Leben einer Frau lag immer noch in den Händen eines Mannes.

Zum ersten Mal an diesem Abend nahm er sich die Zeit sie anzusehen und so wie er es wahrnahm, taten das auch alle anderen. Bewundernde Blicke gab es für die schöne Braut und das war sie…wunderschön. So schön, dass es aber nicht nur bei bewundernden Blicken der Frauen blieb, da gab es auch Neid, aber dieser störte Ilyas nicht, denn er war am Ende nur ein Kompliment für genau diese geneidete Schönheit seiner Braut. Es waren die Blicke anderer Männer, die er sehen konnte wenn er sich mit der jungen Sommerländerin mit drehte, an ihrer Schulter vorbei sah und ihre lüsternen Gesichter aufschnappte. Wie die dunklen Augenpaare ihren Körper ins Visier nahmen, den Fokus auf den im hübschen Rot verpackten Hintern legten und es brauchte keinen Scharlatan an Wahrsager um zu wissen woran sie dachten.
Es störte ihn. Das überraschte ihn mehr als sollte.
Ein kleiner Teil von ihm war geneigt sie einfach aus dem Takt zu bringen und damit es nicht aussah als würde sie Fehler machen, denn das tat sie nicht..ihre Schrittfolge war so perfekt, anmutig und in ihr Blut übergegangen, dass er leidlich dafür sorgen könnte, sie sich in den eigenen Arm zu ziehen und den Tanz damit ausklingen zu lassen. Es war aber die Freude, die ihr so buchstäblich ins Gesicht geschrieben stand, die ihn abhielt. Sie lächelte zwischen ihren rosigen Wangen und gerade….da lebte sie und das mit all dieser Jugend, die sie innehatte und die ihm schon ein paar Jahre entglitten war. Also ließ Ilyas Amira tanzen und die Männer gaffen. Jeder einzelne davon würde in einem Gedächtnis bleiben, jeder.

Ihre Hand auf dem Wams oberhalb seines Herzens war warm. Auch ihm war warm geworden, vollkommen ungeachtet dessen, dass sie einen sehr viel aktivieren Part gehabt hatte. Die Luft war erfüllt von ihrem Duft, so wie sie herum gewirbelt war und wie die Kammerdiener sie zurecht und mit duftenden Wässer für ihre Hochzeit präpariert hatten wie das Geschenk, das sie nunmal war.
'Seid Ihr zufrieden, mein Herr?‘, flüsterte sie und es war ganz gleich wie laut es um sie herum war, die Worte schrieen ihn regelrecht an. Es war nicht die höfliche Form ihrer Anrede, die ihm die Galle hoch trieb, es war dieser Beisatz, der ihn ihren Herren nannte. Herren, ja..das war es. Sie hatte Herren bedient, eine Menge und Ilyas wusste genug darüber, dass der geschenkte Gaul mit seinen 25 Jahren entweder entstellt, krank oder einfach nur..benutzt war. Der König aber musste wohl etwas in ihr sehen, wenn er ausgerechnet sie, statt einer ehrenhaften Unschuld an ihn verschenkte. Vielleicht war sie ihm selbst oft genug gefällig gewesen.
Ihre Finger an seinem Hals, der streichende Daumen… es war eine ungewohnte Geste einer noch ungewohnteren Vertrautheit. War das ihr Ding? Hatte nicht jeder so seine ‚Handgriffe‘, die er tat wenn er eine gewisse Routine hatte? Waren seine Gedanken nun just hässlich? Womöglich tat er ihr vollkommen Unrecht, aber vor aller Augen widerstrebte ihm sowohl diese Vertrautheit, als auch eine harsche Zurechtweisung, weswegen er seine Hand an ihren Unterarm legte und ihre von seinem Hals fischte. „Ich bin nicht dein Herr“, es war keine laute, dafür eine sehr bestimmte Antwort. Sein Gesicht zeigte weiterhin die omnipräsente Neutralität, aber seine Augen sprachen nichts davon. Das hier war nicht das was er sich wünschte! Diese ganze Aufmerksamkeit machte ihn wahnsinnig.
Sie war ihm so nah, dass er die Stimme kaum erheben musste, nur die Trommeln machten es schwerer. „Du hattest deinen Tanz. Geh und iß nun wenn du noch Hunger hast.“ Der König hatte ihm noch freie Zeit versprochen für die nächsten Tage, aber Ilyas hatte pflichtbewusst darauf verzichtet und wenn es nur bedeutete zu Hause seine Vorkehrungen für die Reise zu treffen - Ilyas Dienste standen über allem.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Amira El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#5
Berauscht von der Euphorie des Tanzes, war ihr entfallen, wie sehr Ilyas die gesamte Situation missbilligte. Amira war Blicke gewohnt, denn seit mehr als einem Jahrzehnt verging kaum ein Tag, an dem sie nicht spüren konnte, die Aufmerksamkeit anderer auf sich gezogen zu haben. Doch es hatte nie einen Grund gegeben sich deswegen bedroht zu fühlen, und stattdessen ignorierte sie es einfach, wenn Augen manche Körperstellen ihres Körpers genauer ansahen, sobald sie sich dabei unbeobachtet fühlten. Dieser Tanz war nicht für diese Männer, er war alleine für ihren Mann gedacht und niemand anderes Blicke würde sie von jetzt an etwas kümmern. Doch bei ihrem Versuch ihn für sich zu gewinnen, hatte sie eine Sache nicht bedacht.

Was wäre, wenn er sie weder aufgesucht hatte und die Hochzeit vor der Abreise so überstürzt stattfand, weil er von ihr abgestoßen war? Womöglich nicht einmal zwingend von ihr persönlich, sondern von Frauen allgemein, und deswegen hatte er nie geheiratet. Sie zeigte sich ihm willens, doch er wies sie zurück. Schämte er sich gar für sie? Sah sie alles ganz falsch, und Amira sollte eine Form der Bestrafung für ihn sein? Als er reagierte, schwand ihr Lächeln und als würde sie nur ihr Gewicht passend verlagern, schlich sich mehr Luftabstand bei zwei winzigen Schritten zurück zwischen sie beide. Dezent genug, dass es niemanden, der zufällig gerade zu ihnen sah, auffallen musste. Einerseits brach die Unsicherheit auf, denn sie war es nicht gewohnt abseits ihrer Aufgaben vertraulich mit anderen Männern umzugehen. Sie kannte nur die üblichen Erwartungen, diese in einem hierarchischen Ungleichgewicht, das anzuerkennen ihre Worte ausgedrückt haben. Und andererseits glaubte sie Wut an ihm zu spüren, was ihr Angst machte. Sie hatte genügend Geschichten von Frauen gehört, was geschehen konnte, wenn Männer wütend auf ihre Ehefrauen wurden, denen sie keine Zuneigung entgegen brachte, die sie vielleicht verabscheuten oder gar hassten. Amira wollte nicht dazu gehören.

Wenn man nun in ihren Nacken greifen würde, könnte man fühlen, wie sich die feinen Härchen aufgestellt hätten, so dass es eine willkommene Möglichkeit war der Situation zu entfliehen, als Ilyas sie wie ein lästiges Kind wegschickte. Ob er womöglich dachte, sie hätte sich all das hier gewünscht? Was würde geschehen, sobald sie beide alleine waren? Der kurze Moment der Freude war so schnell verflogen, dass er selbst in ihrer Erinnerung blass und illusorisch wirkte, als hätte sie in einem Sekundenschlaf von einer verzerrten Realität geträumt. Sie würde nicht aufgeben ihn lieben zu wollen, doch sie wusste nicht, ob es bis zu ihrem Lebensende geschehen könne. Vielleicht käme dieses aber auch früher als erwartet, denn manch eine Schiffsreise war geeignet jemanden verschwinden lassen, der in den Wellen eines tosenden Meeres unauffindbar bleiben würde. Vielleicht sollte all das hier zu ihrem vorzeitigen Tod führen, um ihn wieder freizugeben. Dann konnte ihr nicht einmal mehr die Königin, ihre liebste Königin helfen. „Bitte verzeih mir. Es war nicht meine Absicht, Dich zu beleidigen.“ Während all diese Gefühle und Gedanken in Sekundenschnelle ihren Geist durchzuckt hatten, brauchte es beinahe nur ein weiteres Zwinkern um ihren Blick zu klären. War sie ihm gerade noch im Augenkontakt ausgewichen, nahm sie ihn erst wieder in der Erwartung, ihren Arm von ihm freigegeben zu bekommen, auf. Bis dahin würde sie sich nicht rühren und sie würde keine Anstalt machen sich gegen ihn zu wehren.

Tatsächlich hatte sie seit dem Morgen nichts mehr gegessen, aber Amira fühlte sich nicht fähig jetzt auch nur einen Bissen hinunter zu bekommen. Dennoch war sie gewillt sein Angebot anzunehmen und sei es nur, um ihm für einen Moment entkommen zu können. Also nickte sie auf den Vorschlag hin und würde tun, wie ihr geheißen. Für einen Augenblick dachte sie, der Raum vor ihren Augen würde sich einen halben Meter nach links gerückt anfühlen, als sie zurückgegangen war, und stützte sich instinktiv kurz an ihrem Tisch ab. Doch dann war wieder alles normal, sie blinzelte und nahm Platz. Zunächst ergriff sie ein Stück Fladenbrot, um es dann doch nur auf ihrem Teller abzulegen. Und selbst die Datteln, die an Süße und Geschmack unübertroffen waren, blieben unberührt neben ihr stehen. Also versuchte sie es mit der Gabel, aber mehr als den Bulgur von einer Seite zur anderen zu schieben, geschah auch hier nicht. Amira versank in Gedanken, denn es ergab alles Sinn. Ilyas hatte kein körperliches Interesse an ihr, da er bereits wusste, dass sie ihre Pflicht als künftige Mutter nicht würde erfüllen können. Er hatte sie tagelang wortlos im Ungewissen gelassen, während er seine Pläne geschmiedet hatte, und benötigte die Legitimation der Hochzeit lediglich um über ihren Aufenthaltsort verfügen zu können. War es so? War ihm der Gedanke bei ihr zu sein, wirklich so zuwider, dass er sie aus der Welt schaffen wollte?

„Iss, Kind“, erklang es neben ihr und sie sah auf um die alte Hofdame zu sehen, die Amiras Teller ein Stück näher an die Braut schob. Wieder nickte die junge Frau nur und der Bulgur wechselte ein weiteres Mal die Position. Sie konnte unmöglich unauffällig die Hochzeit einfach so verlassen, denn dummerweise war sie eine der beiden Hauptpersonen und jeder würde es bemerken. Und wohin sollte sie denn gehen? „Jeddah, ich fühle mich etwas schwindelig.“ - „Du hast nur zu wild getanzt, bei all den Drehungen-„, doch Amira hatte nicht die Geduld sie ausreden zu lassen, so unhöflich und vermessen ihre Worte auch sein mögen. „Bitte, fragt meinen Gemahl, ob es mir erlaubt ist, mich zurück zu ziehen. Versichert ihm aber, dass ich ihm nachts zur Verfügung stehen werde, um meine Pflicht zu erfüllen.“ Die Dame sah sie von der Seite an, doch die junge Frau mied den Augenkontakt. Stattdessen gehorchte sie endlich und biss von der Dattel ab, derer Süße sie ein wenig trösten konnte.

Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Ilyas El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#6
Ilyas hatte ganz bewusst keine Familie, hatte nie die Ehe und damit eine Frau gewählt…nicht nachdem er sie verloren hatte, die einzig wahre Liebe. Zumindest war der Berater des Königs davon überzeugt, dass es so sein musste und sein Schicksal nur die Liebe zu Rayya vorgesehen hatte und mit deren Ableben auch sein Recht auf diese oder eine andere Liebe verwirkt war. Dabei war er so ein kluger Mann, unvorstellbar warum sich seine Sicht so derart einschränkte…es sei denn, er wollte es nunmal so.
Für den El Mansouri war es eine regelrechte Bürde gewesen und womöglich immer noch, nach all den Jahren, eine Strafe die er sich selbst auferlegte hatte, für eine Schuld, die er gar nicht tragen konnte..geschweige denn musste, weil er keinerlei Zutun gehabt hatte. Schuld an Rayyas Tod war niemand anderes als der Edelmann dessen Pferd sie am Kopf getroffen hatte. Eine Tat, die berechnend wie perfide gewesen war, musste ihm doch klar gewesen sein die junge, am Boden liegende Frau schwer zu verletzten, wenn nicht gar zu töten.
Es lag zurück. Weit zurück.
Und doch unvergessen.
An diesem Tag so präsent wie nie.

War sie ihm zuwider? War sie eine Strafe? Die Antwort konnte wohl keiner der Beteiligten wirklich liefern solange man nicht das Gespräch miteinander suchte, aber dafür war es noch nicht an der Zeit. Wo andere Zeit damit verbrachten einander kennenzulernen oder zumindest oberflächliche Informationen teilten, damit man nicht einen vollkommen fremden Menschen selbst in einer arrangierten Ehe heiratete, hatte Ilyas sie gemieden. Es machte keinen Unterschied für ihn und nachdem dieses Bündnis geschlossen war, blieb genügend Zeit, insofern Gott das für sie beide vorsah.

Es war nicht so, als wünschte er Amira etwas schlechtes, als gönne er ihr nicht diesen Abend als einen besonderen zu sehen. Das Schicksal war auch zu ihr nicht gerecht, das wusste er und ebenso war er nicht derart verblendet zu glauben für das junge Ding als guter Fang zu gelten. Sicher, sein Stand und seine Familie waren mit Abstand und absoluter Sicherheit das Beste was ihr passieren konnte und ein Garant dafür ein sorgenfreies Leben ohne Hunger im Schutz des Königs zu führen, aber war der Preis es wert? Wie stand es mit ihr? Gab es da vielleicht jemanden, dem sie ihr Herz geschenkt hatte und der sich genauso grämte wie Ilyas wenn er darüber nachdachte, dass Amira den Herren des Hofes gefällig gewesen war wenn ein einzelner Wink des Königs das ermöglichte?
Beleidigt. Ilyas war sich nicht sicher, ob er wirklich beleidigt war. Im Grunde beleidigte sie sich selbst indem sie nicht aus ihrer Rolle der gefälligen Hofdame kam und damit war sie nur mit Mühe abgehobenen von eben jenen, die ausschließlich dazu dienten all den Männern ihre Wünschen von den Augen abzulesen und zu erfüllen, noch ehe eine Silbe der Bitte ihre Lippen verlassen hatte. Nur der Stand Amiras bei der Königin hob sie davon ab eine gemeine Hure zu sein…verkappte Hure, die Frau des El Mansouri.
Der Ältere ließ die Braut ziehen wie er ihr gehießen hatte und sein Blick folgte ihren Schritten nur einen kurzen Moment, sodass er ihren Schwindel nicht bemerkte und sich unlängst einer Gruppe von Männern angeschlossen hatte, die ihn nun einzeln beglückwünschte. Wie glücklich er sich schätzen könne..die junge Augenweide würde ihn sicher auf Trab halten und weitere, offene Bekundungen und simple Glückwünsche, die er über sich ergehen ließ.
Und während Amira ihr Essen vielleicht eines intensiven Blickes würdigte, nichts aber davon aß, genehmigte ihr Ehemann sich endlich einen Becher vom schweren, dunkelroten Tropfen. Dieser war ihm eine willkommene Wohltat, auch wenn er bei dem Entschluss blieb, dass es nicht der Abend für einen ausschweifenden Blick in den Becher war und er seine Sinne lieber bei sich behielt, denn das Letzte was er wollte war nicht Herr dieser zu sein wenn er seine junge Braut heute nach Hause brächte.

Und die hatte es scheinbar eilig.
Die ältere Hofdame, die Amiras Bitte nachgekommen war, fischte Ilyas mit vielsagendem Blick aus der Traube von Männern und ihrem Gespräch. Ihre Hand lag faltig und sonnengegerbt auf seinem feinem Ärmel und es waren leise Worte der Sorge, die sie mit ihm teilte als sie auf wackeligen Zehenspitzen in sein Ohr sprach. Die Braut, die an ihrem Essen piddelte, nichts ungewöhnliches..sicher nur die Aufregung und Schwäche aufgrund dieser fehlenden Nahrung, aber sie gefiel ihr gar nicht. Das Kind hatte natürlich Angst, das war ihr bewusst und diese Information behielt sie für sich, trotzdem legte sie Ilyas nahe das Mädchen nun von den Feierlichkeiten zu erlösen.
Natürlich wusste sie nicht wie recht ihm der Einwand kam, aber ihre gesagten Worte, ließen ihn dennoch einen Moment über seine Schulter hinweg das Verhalten seines Braut beobachten. Zerbrechlich wie jetzt, war sie ihm vorher nicht erschienen..sie wirkte blasser und ernster und ihm war bewusst, dass er es auf seine Worte zurückfuhren durfte. Er nickte.
Es war seine Stimme, sonor und einnehmend, erfüllte den Raum aus dem Nichts als die Musik eine kleine Atempause machte. „Majestäten, meine Freunde..“, er machte eine ausladende Geste, die jeden im Raum ansprechen sollte, auch wenn er die wenigsten hier annähernd so etwas wie einen Freund nennen würde, aber Ilyas war meisterlich darin sich auf allen Ebenen der Gesellschaft zu bewegen und beinahe jedem das Gefühl zu vermitteln ernsthaft und ausschließlich mit ihm allein zu sprechen.
„Ihr werdet verstehen, dass der Tag viele Kräfte aufgebraucht hat und meine Braut nun zur Ruhe kommen soll“, den ein oder anderen reingerufenen Zuspruch darüber, dass er es sicher kaum erwarten könne und der diese Gesellschaft damit kaum von der weniger elitären draussen in den Strassen unterschied, quittierte der Berater mit einem milden Schmunzeln. Als fühle er sich ertappt, legte er seine Hand an die eigene Brust und nickte gen der Zurufe….dann aber streckte er die Hand in Amiras Richtung aus ohne hinzusehen. „Wir danken für dieses Fest, es war uns eines…und wird unvergessen bleiben. Euch hier bei uns gehabt zu haben, werden wir Euch ebenso nicht vergessen wie die Großzügigkeit Eurer Geschenke“ Er wartete bis er die Hand seiner Frau in seiner spürte. Kalt und winzig kam sie ihm nun vor und schien gänzlich in seiner zu verschwinden. „Gute Nacht und auf bald...bis der Krieg im Namen unseres Königs geschlagen und der Sieg glorreich sein möge!“, er verneigte sich gegenüber dem Königspaar und zog Amira dann mit sich zur Seite weg gen der Flure, die sie aus dem Palast bringen würden. Die Nachtluft war wie ein Schlag ins Gesicht, erstrecht nach dem Wein, dem Tanz und der stickigen Atmosphäre im Saal, aber sie klärte die Sinne und schickte einen Schauer über die erhitzen Körper.
Erst dort draussen richtete Ilyas das Wort an Amira. „Jeddah sagte, du musst nach Hause. Ich hielt es für angemessen dich dorthin zu bringen wo du nun hingehörst“, soviel zur Erklärung warum er mit ihr aufbrach. Das Pferd, das ihm überreicht wurde, hielt er straff an den Zügeln und er schwang sich zuerst in den Sattel, um seine Braut im hübschen Kleid über einen Tritt entgegen zu nehmen. Ilyas besaß keine Sänfte oder ähnliches Gefährt reicher Wüstenmänner und bis dato hatte er auch kein zweites Pferd besessen, das er allerdings für den morgigen Tag für seine Braut erworben hatte. Es war nichts, was er sich nicht leisten konnte, es war nur keinerlei Bedarf bisher gewesen weitere Tiere zu besitzen, wenn es doch nur er war, der sich fortbewegte. Für diesen Abend musste das dunkle Tier genügen, das unruhig unter dem ungewohnten Gewicht von einem auf das andere Bein tänzelte bis Ilyas und Amira, ihr Kleid und sein hübsches Schwert, sortiert waren. Nicht nur das Tier empfand das hier wohl als ungewohnt und fremd und der ehemalige Hauptmann führte die Arme um sie herum an die Zügel und gab dem Pferd den auffordernden Tritt in die Flanken sich in gemächliche Bewegung zu setzen. Im Schutz der Dunkelheit und des Viertels gesegneter Menschen, verschwanden sie auf die andere Seite hinter den Palastmauern.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Amira El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#7
Ein kleiner Moment der Pause, der Ruhe und doch war dieser keineswegs entspannend, wenn man ihren Gedanken folgte. Wie sie die Situation auch drehte und wendete, es gab kein Entkommen aus dem weiteren Geschehen, das nun in die entsprechenden Bahnen gelenkt worden war. Amira hatte sich in ihrer Rolle bereits blamiert und konnte nur darauf hoffen, dass es niemanden der Gesellschaft großartig aufgefallen war oder sich weiter darum kümmerte. Vielleicht träumten die angetrunkenen Männer noch zu sehr von ihren tanzenden Bewegungen, vielleicht flüsterten die Frauen noch neidisch über die Stoffe, die sie sich ohne die Gunst ihres Mannes und des Königshauses niemals hätte leisten können. Alles war ihr Recht, so lange nur niemand auf die Idee käme Ilyas in Verlegenheit zu bringen. Denn auch, wenn sie ihm die bösesten Absichten für ihre Zukunft unterstellte, hatte sie ihm Treue geschworen. Jedes Verbrechen, das er begehen konnte, wog leichter als die Schande, die sie ihm als Frau bringen konnte.

Beinahe hatte sie sich verschluckt. Unerwartet erklang der tiefe Bass ihres Mannes im Raum, als hätte ein jeder für den exakten Moment seinen Mund verschlossen um ihm diese Bühne zu bieten. Amira sah auf und umso mehr Worte erklangen, umso mehr Gesichtsfarbe schien sie zu verlieren. Das war nicht das, was sie im Sinn gehabt hatte, und es kostete alle Mühe, die sie aufbringen konnte, um sich ihre aufsteigende Panik nicht ansehen zu lassen, während sie die entgegen gestreckte Hand besah. Als würde sich diese in der nächsten Sekunde auflösen, als würde er seinen Arm fallen lassen und er nichts an dieser unmissverständlichen Geste ernst meinen. Aber es geschah nicht. Und dann war da ein kurzer Blickkontakt, als sie für eine Nuance zu lange zögerte und Amira erhob sich. Der eben noch süßliche Geschmack auf ihrer Zunge wurde bitter, doch die junge Frau straffte ihre Schultern und trat erhobenen Hauptes ein weiteres Mal an seine Seite, ließ ihre Hand in seiner verschwinden. „Verzeiht, Ihr ehrenwerten Damen und Herren. Mein Gemahl hätte es nicht treffender in Worten mitteilen können. Bitte feiert weiter, bis Ihr die ersten roten Strahlen am Himmel seht. Wir danken Euch für Euer Erscheinen.“ Verlegen setzte sich ein Lächeln in den Mundwinkel, als wäre es ihr peinlich, dass sie der Grund sein musste, die Feierlichkeiten nun zu verlassen, und ergeben und dankbar, verbeugte sie sich vor dem Königspaar. So sehr er ihre Rolle als Hofdame zu hassen schien, so sehr musste er doch begeistert von ihr sein, dass sie fähig war sich nichts anmerken zu lassen.

Mit Abstand, aber widerstandslos folgte sie ihm aus den Räumlichkeiten und dachte bis zum Erreichen der freien Fläche nicht daran, dass sie drauf und dran waren das Areal zu verlassen. Ihr Körper erstarrte, als wäre sie so eben mit Eiswasser übergossen worden, und noch mehr, als die kühle Nachtluft ihre Haut benetzte. Vom Tanzen aufgeheizt, vor Angst klamm und körperlich müde zogen sich die nächtlichen Temperaturen bis in die innerste Körperfaser. Amira erschauerte für einen Moment, tatsächlich nur wegen der Kälte. Reflexartig folgte ein Blick über die Schulter, als könne sie erwarten, dass dort jemand stand um die Situation zu unterbrechen. Doch die Musik spielte im Hintergrund, sie sollte in den nächsten Momenten immer leiser werden, und bis auf einzelne Soldaten der nächtlichen Wache war niemand zu sehen. Hatte Jeddha etwas Falsches gesagt oder hatte er einfach beschlossen, sie mit sich zu nehmen? Amira hatte so selten die Palastanlage verlassen, dass es keineswegs für sie verständlich gewesen war, dies noch für die heutige Nacht erwarten zu müssen. Sie hatte Jahre hier verbracht, sie führte hier ihr Leben, und sie fühlte sich hier sicher und geborgen. Beinahe schon hätte sie protestiert, doch jegliches Wort erstickte wortlos in ihrer Kehle.

Stattdessen ließ sie sich auf den Rappen helfen und kam vor Ilyas seitlich zum Sitzen, so bequem wie es möglich war. Die Seide des Kleides war nicht für Strapazen ausgelegt und es polsterte weder den harten Widerrist des Pferdes, noch schirmte es vor der Kälte ab. Amira fröstelte, und dabei war es innerhalb der Stadt sicherlich noch wärmer als in den Dünen des Hinterlandes, wo Temperaturen schnell einmal in den unteren einstelligen Bereich fielen. Sie war bemüht ihr Gleichgewicht zu halten und griff in die lange Mähne des dunklen Rosses um sich selbst ein wenig Stabilität zu geben, während sie sich darauf konzentrierte den gleichmäßigen Bewegungen des Tieres zu folgen. Reiten war doch eigentlich nichts anderes als tanzen, nur nicht auf dem festen Boden. Selbstredend wäre es um so vieles leichter, wenn sie einfach den Oberkörper des starken Reiters umfassen würde, wenn sie es sich erlaubte sich an ihn zu lehnen um Halt bei den sie indirekt umfassenden Armen zu finden. Doch sie würde den Teufel tun und lieber der Gefahr ausgesetzt sein versehentlich herunter zu rutschen und unter die Hufe zu gelangen, als nochmals eine dieses Mal beidseitig unwillkommene Nähe aufzubauen.

Da war es, eines der großen Tore, die Zugang zu der Palastanlage ermöglichten, gut bewacht und mit einem eisernen Fallgitter geschützt, das trotz der späten Stunde offen stand. Amira fragte sich, ob ihr zuvor noch nie aufgefallen war, dass es sich nicht schloss, oder ob die Wachen von Ilyas Abreise im Vorfeld gewusst und deswegen auf ihn gewartet hatten. Denn sobald sie hindurch geritten waren, hörte sie das metallene Geräusch von Ketten und das schwere Knarren widerständigen Gebälks, das sich in Bewegung gesetzt hatte um das Tor zu verschließen. Und doch war sie ebenso überrascht, dass es hier gar nicht so still zu sein schien, wie sie immer gedacht hatte. Neben den regelmäßigen Huftritten des Pferdes war es das entfernte Heulen, ein Lachen, ein Weinen, leises Summen oder das Scheppern von umfallenden Eimern, die zwischen den teils niedrigen Sandgebäuden erklangen.

„Wie heißt der Hengst?“, war eine so viel einfachere Frage als alles andere, was ihr auf der Seele brannte. Und eigentlich wollte sie überhaupt nicht reden, aber wenn sie nun doch noch alleine mit ihren Gedanken blieb, würde sie nur durchdrehen. Die Kälte alleine konnte nicht Grund dafür sein, dass sie am Körper zitterte, den Blick von der Betrachtung der Umgebung auf den kräftigen Hals des Pferdes gesenkt. Zwei Finger lösten sich von ihrem festen Griff um das dichte Mähnenhaar, um den Rappen sanft das Fell nahe dem Mähnenkamm zu kraulen, der es mit einem zurück gerichteten Ohr wohlwollend quittierte.

Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Ilyas El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#8
Er hatte die Hand zu ihr ausgestreckt ohne auch nur einmal den Kopf in ihre Richtung zu drehen. Er setzte er voraus, dass sie zu ihm blickte, seine Aufforderung verstand und spurte. Dabei war es eine ihr zugeneigte Geste, auch wenn sie durchaus zeitgleich das Machtverhältnis zwischen ihnen beiden deutlich unterstrich. Ilyas bestimmte, Amira folgte. War es, so würde es bleiben.
Womit er allerdings nicht rechnete, war ein Erklingen ihrer Stimme und im ersten Moment war er schon geneigt gewesen seiner jungen Braut die Hand in den Rücken zu legen und sie mit sich mit zu führen…ihr den Weg zu weisen, führend…navigierend. Er, der Lotse.
Doch sie sprach. Sie bedankte sich aufrichtig und richtete das Wort wie er es zuvor getan hatte an die versammelten Menschen, ganz als würde ihr Wort etwas wiegen. Die verdutzte Mimik im Gesicht ihres nun angetrauten Ehemannes hielt nur wenige Bruchteile von Sekunden, dann hatte er sie wie eh und je unter Kontrolle und zauberte aus dem Nichts sogar ein minimales, mageres…verhungertes Lächeln auf seine Lippen, die unter dem dunklen Bart mit silbrigen Strähnen fast ein wenig verborgen schienen, weil er zwar lächelte, aber zeitgleich einen schmalen Strich damit formte. Sie sprach. Ungebeten.
Als würde ihr Wort etwas wiegen!


Die Gänge aus dem Palast kannte Ilyas in und auswendig. Schon von Kindesbeinen an war er sie gelaufen, erst mit seinem Vater, dann als junger Gardist und nun als der, der er war.
Schweigend und zügigen Schrittes und jeder davon drückte sich fest auf den harten Boden, ehe dieser dem sandigen Innenhof wich und schließlich der Rappen die Schritte übernahm. Hindurch durch das schwere, eiserne Tor und in die Stadt aus goldenen Lichtern, die einem vorgaukelten dort wäre Reichtum in Hülle und Fülle und die Menschen, die dort lebten von Gott selbst im Segen geküsst. In Wirklichkeit waren es nur die nötigen Lichter, die es hier draussen in der Wüste brauchte um die Schwärze der Nacht zu vertreiben und sich einen winzigen Hauch von Sicherheit zu geben wenn man durch die Strassen ging. Sicher war hier niemand, denn Hunger und Armut machten Menschen gefährlicher als Wölfe und andere Ungeheuer. Ausserhalb der Stadt dagegen waren die Sterne hier in der Wüste so klar zu erkennen wie ein milchiger Schleier reiner Schönheit und Ilyas liebte es sie zu beobachten, wie er alles faszinierend fand was die Natur ihm und den anderen Menschen schenkte, auch wenn er davon überzeugt war, dass die Meisten das gar nicht richtig wahrnahmen.

Was er allerdings wahrnahm war ihr Zittern, welches sich über ihre ganzen Körper zog wie vermutlich auch die Gänsehaut, die er auf ihren Armen im Schein der nahen Häuser erkennen konnte. Er besaß keinen Umhang, den er ihr ritterlich um die Schultern schlingen konnte und nichtmal wenn er wollte, könnte er ihr etwas anderes anbieten, weswegen er sich kurzerhand lediglich dazu entschloss die Arme enger um sie zu schließen, was sie unweigerlich näher an ihn brachte. Ihr kühler Rücken fand seine warme Brust, sein Bart in ihr festlich geflochtenes Haar. „Aswad“, erklärte er ein wenig wortkarg den ziemlich kreativen Namen für den Rappen, der nichts anderes als ’Schwarz’ bedeutete. „Er ist ein guter Junge“, folgte immerhin noch, dann bog er mit ihr in einem ziemlich spitzen Winkel in eine neue Gasse ein. Eigentlich bedurfte es keiner Erklärung darüber, dass Ilyas im Reichenviertel der Stadt lebte. Hier, wo das Wasser kaum Schäden angerichtet hatte, die Häuser höher gebaut waren, nicht nur in ihrer Lage, sondern auch architektonisch höher und aufwendiger. Wo große Fenster und Fensterläden für Licht und Schatten sorgten. Wo Brunnen ausgehoben worden und wertvoller als manches Gold waren. Es war nicht vergleichbar mit dem Palast, den sie gewohnt war, aber wenn ihre Erinnerungen nicht vollkommen verblasst waren, wusste sie, dass sie hiermit ihren Jackpot gezogen hatte.
Der Hengst wurde im Stall untergestellt und mit dem Öffnen der Pforte, betrat Amira im wahrsten Sinne ihr neues Leben. „Nicht jetzt, Mutter!“, kommentierte er die schnellen Schritte der alten Frau. „Lass sie mich doch wenigstens einmal ansehen, Ilyas“, sprach die Alte zu ihrem Sohn, dessen Gesicht sie liebevoll in die Hände nahm und bei dessen Hochzeit sie nicht hatte zugegen sein dürfen. „Du solltest lächeln, mein Junge…“, gab sie ihm zu bedenken und drehte sich Amira zu, die sie nicht weniger offenherzig empfing. Auch ihr legte sie die Hände an die Wangen und strich ihr kurz durchs Haar. „Willkommen in unserer Familie! Sei gut zu meinem Sohn…“, doch Ilyas fiel ihr erneut ins Wort. „Danke, Mutter.. sie ist müde, sie muss nun schlafen. Morgen ist sie auch noch da“.. wohl oder übel. Dass er das hier ziemlich übergriffig für Amira entschied war nichts was er als seltsam empfand. Ausserdem hatte er doch recht mit dem was er sagte als er nun zur Treppe ging und diese hinaufstieg…wieder in dem festen Glauben, dass seine Braut nun folgen würde.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Amira El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#9
Hatte er bemerkt, dass ihr kalt gewesen war, oder sorgte er sich womöglich doch darum, ob sie von dem Widerrist des Hengstes rutschen konnte? Ungeachtet des Grundes, wurde sie näher an Ilyas heran gezogen und spürte sogleich die Wärme, die er ausstrahlte. Umschlossen von den Armen, seinen Atem fast an ihrem Ohr, der Soldatenkörper wie eine Wand um Sicherheit zu bieten und sie vor der Kälte abzuschirmen. Für einen Moment vergaß sie ihre Angst. Für einen Moment fühlte sie sich tatsächlich geborgen, als könne ihr hier in diesem Augenblick nichts auf der Welt etwas anhaben und schaden, außer eben vielleicht er selbst. Die feuerrote Kleidung alleine würde einen flüchtigen Blick auf die Reiter mitteilen, dass es sich hier um zwei Personen handelte, so sehr verschmolzen die Gestalten von Ross und Menschen in den Schatten ineinander. Amira wagte es ihre Finger von dem festen Griff um die Mähne zu lösen und sie stattdessen wärmesuchend zwischen seiner Brust und ihren Körper zu betten, ohne ihn aber dabei explizit mit ihrer Handfläche anzugreifen, wie sie es beim Tanze getan hatte.

„Er ist wunderschön. Der Name und Aswad“, antwortete sie und log dabei nicht. Ein Name musste nicht kreativ oder außergewöhnlich sein, um eine Bedeutung zu besitzen. Und das Pferd brachte sie hier sicheren Fußes durch die Dunkelheit der unebenen Gassen, scheute mutig keinen einzigen Schritt und hatte sich mittlerweile an das Gewicht zweier Personen gewöhnt, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Ohne Zweifel würde er auf die feinsten Hilfen seines Reiters hören und sie sicher zu ihrem Zuhause tragen. Zuhause. Zuvor hatte es Ilyas in solch harschen Worten formuliert, dass sie nur hätte dagegen argumentieren können und deswegen bleiben ließ. Doch er hatte die Wahrheit gesprochen. Sein Haus war nun ihr neues Zuhause, es würde ihre Heimat werden und ihr in einem neuen Leben neue Aufgaben und Herausforderungen aufgeben. Und diese Heimat konnte sich sehen lassen. Vereinzelte Lichter erhellten die kunstvollen Fassaden, manch eine mit einer Freske geschmückt, andere mit bunten Stoffen verziert. Hoch und erhaben standen die Häuser eines nach dem anderen, viel weiter voneinander gebaut und mit eindeutigem Gelände gesegnet, das eine gewisse Privatsphäre erlaubte. Hier lebte niemand, der sich das Geld vom Mund absparen musste, und auch, wenn sie aufgrund mangelnder Erfahrung nicht einschätzen konnte, welche Facetten Reichtum besitzen konnte, gehörte Ilyas eindeutig in die oberste Liga.

Auch in dem Haus, vor dem sie schließlich gehalten waren, brannten Lichter. Aswad hatte sie sicher hier her geleitet und sobald Amira abgestiegen war, bedankte sie sich mit einem sanften Streicheln seines kräftigen Halses, während er bereits weggeführt worden war. Und kaum der wärmenden Nähe ihres Mannes entrissen, fröstelte es sie wieder. Ohne weitere Aufforderung folgte sie ihm durch den Haupteingang hinein, geziert von pompösen Säulen und nicht minder weitläufig, als manch ein Abschnitt des Palastes. Doch war sie überrascht hier begrüßt zu werden. Die ältere Frau war herzlich und offen, so dass Amira sogleich ein Stein vom Herzen fiel. Und es war schön zu sehen, mit welcher Liebe sie ihren Sohn empfing, und mit welcher Fürsorge sie die beiden Ankömmlinge begrüßte. „Ich danke Ihnen-„ - „Haddya“, half ihr die Mutter mit einem Lächeln, obwohl der Hausherr gerade seine Höflichkeit verloren hatte die beiden Damen einander vorzustellen. „Haddya. Ich freue mich darauf, Sie kennen zu lernen-„ – „Dich“, korrigierte die Mutter geduldig und verlor aber keinen Moment den freundlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht, während Amira einen Blick zur Treppe warf. Als befände sie sich an einer unsichtbaren Leine, spürte sie den ungeduldigen Sog, der von Ilyas ausging. „Aber bitte geh nun schlafen. Dein Sohn hat Recht, ich bin bereits sehr müde, und vom Tanz ist mir etwas schummrig. Danke, dass du wach geblieben bist, um unser Kommen abzuwarten.“ Und die ältere Dame strahlte aus Freude, dass Amira diese Kleinigkeit aufgefallen war. Denn natürlich hatte sie es kaum erwarten können mit eigenen Augen zu sehen, wen ihr Sohn mit nachhause bringen würde.

Amira deutete eine Verneigung an, die Ilyas Mutter vermutlich gar nicht erwartet hatte, ehe sie sich umwandte und ihrem Gemahl die Treppe nach oben folgte. Am Ende des Absatzes angekommen, bedürfte es nur ein kurzes Lauschen und ein Blick zum Kegel eines flackernden Lichtscheins um auszumachen, in welche Räumlichkeit sie nun weiter vorangehen sollte. Die Tür stand offen, so dass sie hindurch trat und sich nur ein Stück umwandte, um sie hinter sich zu schließen. Irgendetwas an der Begegnung mit der älteren Frau vermochte es, ihr eine innere Ruhe zurückzugeben. Vielleicht war es die Vorstellung, dass diese Herzlichkeit kein Monster unter ihrem Dach beherbergen würde, oder dass sie der Dame zutraute sich niemals schlecht behandeln zu lassen. Vielleicht plante Ilyas doch nicht, sie auf dem Schiff über Bord zu werfen. „Deine Mutter ist eine wunderbare Frau. Werde ich morgen Zeit haben mit ihr zu sprechen?“ Denn Amira hatte keineswegs vergessen, dass er die gemeinsame Abreise klar gemacht hatte, und zugleich war es eine etwas andere Formulierung der Frage, ob er ihr die Erlaubnis dazu gab. Harscher hätte er so eben kaum versuchen können Haddya abzuwimmeln, als wäre ihr seine Anwesenheit lästig – aber irgendwie glaubte Amira nicht daran, dass er es so empfand. Es war fast, als hätte sie für einen Moment etwas anderes an ihm sehen können, als all die Zeit zuvor.

Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Ilyas El Mansouri
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#10
Haddya war ein guter Mensch. Wenn Ilyas es bewerten müsste, vermutlich sogar der beste, den er kannte. Sie war gutherzig, hatte für alle Menschen, egal welchen Standes, ein offenes Ohr und war mit aller ihr immer noch zur Verfügung stehenden Macht darum bemüht den Leuten mit ihrem Wissen zu helfen wie sie es schon seit Jahrzehnten tat. Ilyas hatte seine Mutter nie wütend erlebt, niemals hatte sie die Fassung verloren und selbst wenn jemand sich ihr gegenüber falsch verhielt, brachte es sie nicht aus dem Konzept, sondern es nährte höchstens ihre besonnene Art dem anderen entgegen zu treten. Einiges von dieser Ruhe wohnte auch in ihrem Sohn. Er konnte über alle Maße geduldig und besonnen sein, abwägen und sich für Entscheidungen Zeit lassen ohne sich auch nur gehetzt zu fühlen, ganz gleich wer da auf Antwort von ihm warten mochte. Ilyas um seine Meinung zu bitten, war wie um eine tausendseitige Erläuterung mit handgefertigten Skizzen zu bitten und gleich mehrere Alternativen zum eigentlichen Vorschlag dazu zu bekommen.

Einen kleinen Moment wartete er geduldig, besah sich die Begrüßung beider Frauen und es stimmte ihn zufrieden, dass sie friedlich und offen aufeinander zu gingen. Bei seiner Mutter hatte er nichts anderes erwartet, aber Amira kannte er zu wenig um vorauszusagen wie sie sich geben würde. Eine Generation löste nun in diesem Haus die andere vollends ab, denn mit Amiras Eintritt in die Familie, war die Hierarchie verändert worden..auch wenn man sich gut und gerne vorstellen mochte, dass die Älteren sich nicht einfach so verdrängen ließen…manchmal mir grämenden Nachdruck gegenüber ihren Schwiegersöhnen und -töchtern und andere Male sicher auch indem sie gegen eben jene hetzen und intrigierten. Auch das nahm Ilyas nicht an, aber auch hier konnte er nicht für seine Frau sprechen…sehr wohl aber für sich selbst und ein schlechtes Wort gegen seine Mutter würde er nicht akzeptieren, nicht wenn es ungerechtfertigt war und er nahm an, dass Haddya der Jüngeren vermutlich keinen Anlass geben würde. Doch wer wusste es schon…Frauen neigten derweilen dazu seltsames Verhalten an den Tag zu legen.

Nun war er vor gegangen, hatte die Stufen, die selbst im saubersten Haus mit einer Spur von Sand bedeckt waren, erklommen und wartete im Schein der Fackel bis er Amira auf der Hälfte der Treppe hörte. Dann ging er wieder voraus und nahm die Fackel mit sich mit um im Schlafgemach zwei hängende Öllampen zu entzünden und die Fackel dann in einem Eimer aus Sand zu ersticken. Das Licht war spärlich, aber in einem angenehm warmen Goldton, der vom Metall reflektiert wurde und entlang der Wände ein Muster aus eingestanzten Rauten verteilte.
Seine Mutter hatte sich die Mühe gemacht das Brautbett frisch zu machen. Blütenblätter zierten die Kissen und Decken und die Luft verriet ihm, dass sie ein paar ihrer Kräuterzweige hatte ausbrennen lassen. Ein weiterer kleiner Bund Kräuter würde unter Amiras Kissen liegen und Ilyas, der sein Lebtag damit aufgewachsen war, wusste, dass es sich dabei um nachhelfende Kräuter zur Empfängnis handelte. Haddya hatte anscheinend große Pläne und auf ihre alten Tage nicht mehr genug Zeit dem Erstgeborenen unendlich viel Zeit für Enkel einzuräumen. Einen Augenblick lang besah er sich den winzigen Teil des herausschauenden Straußes und ein kleiner Teil von ihm war geneigt ihn einfach unter dem Kissen hervorzuziehen und beiseite zu legen. Kinder. Ilyas wollte keine Kinderschar in diese unheilvolle und ungewisse Zukunft setzen, ganz davon ab, dass er seine besten Jahre hinter sich hatte und sein Haus ein halbes Labor bot, wo es etliche giftige Stoffe gab, die nur darauf warteten von kleinen Kinderhänden entdeckt zu werden und schreckliches anzurichten.
Die Schritte hinter ihm kündigten die Braut an - und der königliche Adjutant entschied sich gegen den Griff unter das Kissen. Wenn sie hier sein musste, und das musste sie wohl, konnte sie eine Ablenkung und Beschäftigung brauchen und womit bitte beschäftigte man Frauen am besten wenn nicht mit der Erziehung und Versorgung der eigenen Brut?!

„Du hast von nun an den ganzen Tag Zeit mit ihr zu sprechen, so dir danach ist“, räumte er ihr ein. „Ich hatte vor das nach unserer Reise mit dir zu besprechen…“, ihren Ablauf am Tag, die Möglichkeiten ihrer Arbeit - wenn man es denn Arbeit nennen wollte. „Für heute solltest du dich aber ausruhen, wie Jeddah gesagt hat…“, das kam ihm gelegen, sehr viel gelegener als sie vielleicht just annahm. Sein Blick glitt kurz durch den Raum, den er bisher alleine bewohnt hatte und der ihm nun zum ersten Mal zwar auch bewusster wieder vor Augen war, aber auch fremder vorkam…fremder im eigenen Heim. Die kurze Runde endete wieder auf dem ..Mädchen, das sich nun seine Frau nannte. Eine knappe Handbewegung wies sie an näher zu kommen und ein rotierender Wink mit dem Finger bedeutete ihr sich umzuwenden um das zu tun, was es zu tun galt. Die rote Schärpe an ihrer Hüfte öffnete symbolisch den Weg in diese Ehe, den Schlüssel zu ihrer Unschuld… ha! Dass er nicht lachte!
Sie roch gut, das konnte er nicht abstreiten und er mochte ihr langes, welliges Haar, die freien schmalen Schultern. Es waren nur wenige Bruchteile von Sekunden, die er sich erlaubte, ehe er die Hände an den Knoten legte und das edle Band lockerte, welches er dann über seinen Arm hinweg aufrollte. Sie durfte vergebens warten, dass mehr folgte und sobald sie sich wieder umwandte, drehte auch er sich weg und legte den roten Stoff über ihren kunstvollen Nachttisch, der bis dato unnütz gewesen war. „Ich habe noch zu tun… ruh dich aus, ich komme später dazu“, wies er sie nun an und erlaubte sich immerhin den ersten Knopf des festeren Wamses zu öffnen. Seine Hand deutete fahrig zum Bett während er selber scheinbar den Weg zu Tür ansteuerte.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste