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08-04-2024, 20:50 - Wörter:
Jasper fühlte, wie die Unruhe der letzten Tage sich noch immer nicht gelegt hatte. Natürlich nicht. Wie auch? Sein König hatte gerade erst vor zwei Tagen das Todesurteil des ehemaligen Fürsten vor der versammelten Stadt verlesen. Dann hatte man den Mann vorgeführt und ein hervorragend bezahlter Henker hatte die Arbeit mit einem sauberen Streich erledigt. Natürlich hatte dies zu Aufruhr und Unruhe in der Bevölkerung geführt. Jasper konnte es niemandem verdenken. Vermutlich würde er sich auch hilflos fühlen, wenn er ein einfacher Bauer wäre, der sich einem neuen Herrn gegenüber sah, der den Kopf des ehemaligen Herrn herumschwenkte. Nun, natürlich hatte König Charles keine jubelnden Tänze mit einem abgetrennten Kopf aufgeführt. Im Gegenteil - die Angelegenheit war so würdevoll abgelaufen, wie nur möglich. Und doch... Jasper fühlte sich elend. Wissend, dass sein Kopf unter den ersten wäre, die der Großkönig schwenken würde, sollte es ihm jemals gelingen, diese Stadt wieder für sich einzunehmen. Diese Dinge beschäftigten den Ritter - ach, Prinzen. An diesen neuen Titel musste er sich wahrlich noch gewöhnen. Und es war natürlich immer fraglich, ob er überhaupt genug Zeit für diese Eingewöhnung haben würde. Nun, es war seine Aufgabe, sich selbst und seiner Familie - ebenso der Bevölkerung - so viel Zeit wie möglich zu geben. Und darum arbeitete Jasper so lange und hart und intensiv, wie er nur konnte. Abschnittsweise untersuchte er gemeinsam mit dem neuen Hauptmann die Stadtmauer - von beiden Seiten - machte Schwachstellen aus und veranlasste Ausbesserungen. Auch gingen sie in alle Häuser, führten Volkszählungen durch, vermerkten Spuren von Zerstörung und beschlossen Maßnahmen, diese zu beheben. Jasper setzte alles daran, einen möglichst guten Eindruck bei der Bevölkerung zu machen. Es war seine einzige Chance, um noch lange im Sattel zu bleiben. Sollten eigene Leute dem Feind irgendwann geheime Türen und Tore öffnen, war alles verloren.
In der Taverne war Jasper persönlich noch nicht gewesen. Auch, weil er nicht den Eindruck machen wollte, ein Trunkenbold zu sein. Er hielt seine Ehre so weit hoch, wie er nur konnte. Doch heute war es Zeit, den schrecklichen Tatsachen ins Auge zu blicken und sich den möglichen Klagen der Inhaber zu stellen. Da er die Leute natürlich nicht während ihrer Arbeit stören wollte, nahm er sich vor, die Taverne außerhalb der Öffnungszeiten zu besuchen. Die Mittagszeit war vorüber und das Abendgeschäft hatte noch einige Stunden Zeit. Und daher klopfte Jasper vernehmlich, aber auch nachdrücklich an die schwere Holztür.
Nachdem jemand an die Tür gelangt war und diese öffnete, hatte Jasper sogleich den richtigen Namen parat und sprach die Person damit an. Er hatte sich vorher schlau gemacht, wie die Leute aussahen und hießen, die hier lebten und arbeiteten, denn er wollte auf Anhieb einen ausgezeichneten und vorbereiteten Eindruck hinterlassen. Seine strahlende Ritterrüstung trug er am heutigen Nachmittag nicht - doch sein Lederwams, die schweren Stiefel, das Langschwert an seiner Seite und allgemein sein ganzes Erscheinungsbild würden auch so dafür sorgen, dass sein Gegenüber sogleich wissen musste, mit wem man es zu tun hatte. Er machte eine dezente, ritterliche Verbeugung und blickte dann ernst, aber auch aufgeschlossen in das Gesicht der anderen Person. "Ich bin Jasper Fielding. Guten Tag - ist es gestattet, einzutreten?", stellte er sich trotzdem vor und erkundigte sich höflich nach Einlass. Er wollte den Einlass natürlich nicht erzwingen... doch er hatte sich auch vorgenommen, ein schlichtes Nein nicht einfach hinzunehmen. Ein Gespräch war unerlässlich. Jasper musste mehr über die Stimmung an diesem wichtigen Knotenpunkt erfahren. Und er wollte selbst sehen, welche Schäden die Schlägerei von vor wenigen Tagen hinterlassen hatte.
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| Zosia Marsili |
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08-04-2024, 23:36 - Wörter:
Dass Eastergold Meadow eine bewegte Geschichte hinter sich hatte, war jedem Schulkind bekannt. Mal zu Castandor, dann wieder bei Walleydor waren die vergangenen Jahrhunderte gespickt mit Episoden, die teils recht blutig gewesen waren. Doch die letzten Generationen hatten hier eigentlich nur Frieden und Wohlstand erlebt. Nicht einmal von Zosias Großeltern hätte sie jemals etwas gehört, das von Krieg oder Furcht gehandelt hätte. Ganz im Gegenteil. Die Fruchtbarkeit des Ortes und die strategisch gute Lage war gerade der Magnet, der ihren Großvater nach Eastergold Meadow gezogen hatte, um die örtliche Taverne groß aufzubauen und zu einem der bekanntesten Treffpunkte der Stadt zu machen. Außer der Seuche, die zwar in ihrer Familie große Verluste nach sich gezogen hatte, aber im Großen und Ganzen auch recht glimpflich zu Ende gegangen war, hatte die Familie kaum schwere Zeiten erleben müssen. Von einem Überfall durch eine fremde Heerschaft hätte niemand auch nur zu träumen gewagt. Und doch war es geschehen. Seit dem Tag, als die frühlingsländischen Soldaten und Söldner durch die Tore in die Stadt geströmt waren, lag in der Stadt eine seltsam angespannte Stimmung. Viele Menschen waren geflohen, Häuser und Werkstatten standen leer, ganze Straßenseiten waren verlassen. Manche einst gut belebten Viertel waren nun trostlos und wimmelten von lauter seltsamen Gestalten. Auch in der Nachbarschaft der Taverne hatte sich einiges verändert. Freunde waren nicht mehr hier, Feinde schielten noch argwöhnischer durch die Fensterläden.
Und die einst fröhliche Taverne selbst, voll von Besuchern, Stammgästen und Durchreisenden war nicht mehr erfüllt von Münzengeklimper, Bechergeklapper oder Lachen, sondern lag nun still und zerstört einfach so da. Zosia konnte immer noch nicht fassen, was hier geschehen war. Allerdings zeugte ihr blaues Auge davon, dass es kein böser Alptraum war, sondern bittere Realität. Obwohl, mittlerweile hatte es schon an Farbe verloren, war mehr ein buntes Mischmasch aus gelb, rot und lila. Auch die Schwellung war zum Glück bereits angenehm zurück gegangen. Etwas verloren stand die Wirtstochter auf einen Besen gestützt im Schankraum, in dem sich immer noch die Spuren der Schlägerei abzeichneten. Eine Woche war es bereits her, aber für Zosia war es wie gestern, vielleicht auch, weil in der Kammer über ihr der Vater seither das Bett nicht verlassen konnte, gezeichnet von Knochenbrücken, Prellungen und Platzwunden, die die Wanderheilerinnen zwar zu versorgen wussten, aber dennoch beherrschte Zosia eine unangenehme Angst, dass hier noch innere Verletzungen nicht erkannt werden konnten oder sich vielleicht noch anzeigen würden. Sie vertraute den Heilerinnen, keine Frage, aber es wäre ihr wirklich lieber gewesen, es hätte sich eine dauerhaftere professionelle Pflege einrichten lassen, als sie bieten konnte. Aber von welchem Geld? Zosia wusste nicht einmal, wie sie die Taverne hier wieder aufbauen sollte.
In einem ersten Kraftakt hatten ihre Verwandten mitgeholfen zumindest die unhandlichsten Schuttteile, vorwiegend Holz von Stühlen, Tischen, der Schank, Türen, Fässern und Regalen, aber auch Glas der Fenster, zerbrochenes Geschirr und Putzbrocken, irgendwie aus dem Haus zu schaffen. Wohin, war ihr ehrlich egal, allerdings war es schon von Vorteil, dass Niddia vor ihrem Tod mit einem Fuhrmann verheiratet gewesen war. Dennoch gab es noch genug zu tun, bevor Zosia auch nur daran denken könnte, die Türen wieder dauerhaft zu öffnen. Ein paar Einrichtungsgegenstände hatten die Schlägerei überlebt und aus den verbliebenen Resten der Speisekammer und des Kellers konnte sie zumindest ein paar Gäste bewirten, wenn auch bei weitem nicht in dem Standard, wie sie es gewohnt war. Aber zumindest half es, die Taverne nicht vollkommen in die Bedeutungslosigkeit sinken zu lassen. "Du, Zosia, ich bin mit dem Abwasch fertig" kam ihre älteste Schwester Galla aus der Küche sich die Hände an einem Tuch abtrocknend. "Wenn du willst, kann ich morgen wieder vorbei schauen. Mach heute abend lieber nicht auf. Wir haben nicht mehr so viele Bierfässer und ehrlich gesagt wäre es mir lieber, wenn du hier so spät nicht allein bist." kam sie auf ihre Schwester zu und legte eine Hand an ihren Oberarm. "Danke, Galla." seufzte Zosia und lüpfte verborgen lächelnd eine Braue. Als hätte ihre Schwester ihre Gedanken gelesen, denn genau darüber hatte sie auch gegrübelt. "Ezzo wollte mir helfen." grummelte sie, sichtlich nicht sonderlich erfreut über diesen Umstand. "Unser Onkel lässt wirklich nicht locker, hm?" Zosia zuckte nur mit den Schultern. Hauptsache es half der Taverne. Momentan war dies die einzige Priorität.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach das schwesterliche Gespräch und erstaunte beide gleichermaßen. Ein Besucher? Jeder, der die Familie kannte, und noch in der Stadt war, wusste den Nebeneingang zu benutzen für private Gelegenheiten. "Ich geh schon, ich muss ohnehin los." Schließlich musste sich Galla auch um ihre eigene Familie kümmern. Also nahm sie die wenigen Schritte zur Tür, öffnete sie bestimmt und stand dann mit einer Hand an der Hüfte da. "Ja?" musterte sie den jungen Mann vor ihr eingehend von oben bis unten und verbarg ihren Blick nicht einmal großartig. Es muss gesagt werden, dass die Frauen der Familie Marsili der Hinrichtung nicht beigewohnt hatten. Abgesehen davon, dass es den Männern nicht recht war, den Frauen solche Barbarei auszusetzen, bevorzugten die Frauen auch ehrlich gesagt, sowas nicht gesehen haben zu müssen. Außerdem gab es genug anderes zu tun, als sich der morbiden Neugier hinzugeben. Natürlich kamen die Männer mit Erzählungen, Beschreibungen und Meinungen wieder zurück, die dann durch die gesamte Familie wanderten. Auch über die neue Fürstenfamilie. Also zumindest der Name, den der Fremde nannte, war ein Begriff. Galla verschob gleich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen und verschränkte die Arme vor der Brust. Zumindest wohl erzogen war er mit seiner Verbeugung und der höflichen Frage. Galla drehte sich um zu ihrer Schwester, suchte deren Einverständnis, allerdings war ein 'Nein' wohl ohnehin keine Option. Die Frage war nur, blieb Galla doch noch, oder konnte sie sich verlassen, dass der junge Prinz hier mit ihrer Schwester allein gelassen werden konnte, ohne dass es zu einem weiteren Skandal käme. Zosia nickte nur. Ein Besen wäre wohl keine passende Waffe gegen sein Langschwert, aber Zosia war mittlerweile gut in Laune es darauf ankommen zu lassen. "Bitte sehr, Euer Gnaden. Ihr entschuldigt mich." gab Galla den Weg frei, ehe sie hinter ihm die Taverne verließ und die Türe schloß.
Zosia atmete tief durch und zwang sich einen halbwegs freundlichen Gesichtsausdruck auf, auch wenn man ihre Vorsicht und ihre Skepsis nicht verleugnen konnte. "Euer Gnaden, es ist uns eine Ehre, dass ihr uns höchstselbst mit einem Besuch bedenkt." auch sie konnte höflich sein, wenn sie wollte, auch wenn sie sich nur fragte, was der Prinz hier wollte? Er durfte gern das Schwert ablegen, die Ärmel aufkrempeln und mit anpacken. Auch wenn er nicht selbst für die Zerstörung der Taverne verantwortlich war, so doch indirekt, also bitte, da war es doch nicht zuviel verlangt, dass er sich auch - indirekt - am Wiederaufbau beteiligte.
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| Jasper Fielding |
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12-04-2024, 17:20 - Wörter:
Als die Tür vor ihm geöffnet wurde, streckte Jasper seinen Rücken durch und spannte die Schulterblätter an. Er war irgendwie auch nervös, obwohl er dafür wirklich keinen Grund hatte. Doch die allgemeine, angespannte Situation machte auch ihm zu schaffen. Wie gerne wäre er einfach nach der Schlacht wieder abgereist, wie so viele andere. Adelsverpflichtung war auch eine gewaltige Bürde - darüber hatte er sich in der Vergangenheit ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht. Vor ihm stand nicht die Frau, die man ihm beschrieben hatte und so kam Jasper doch ein wenig ins Straucheln, als er gedanklich nach dem Namen der Frau wühlte. Im Zweifelsfall (der vorlag) verzichtete er auf die persönliche Anrede und verfolgte lieber das nonverbale Zwiegespräch zwischen den beiden Frauen, von denen er die andere für Zosia Marsili hielt.
Die, die ihm die Tür geöffnet hatte, entschuldigte sich und Jasper nickte in ihre Richtung. Selbstverständlich. Es stand ihr wohl frei, zu gehen. Sie gab den Weg frei, Jasper schritt beherzt durch die Tür und diese wurde hinter ihm geschlossen. Er brauchte einen Augenblick, bis seine Augen sich an das Zwielicht in der Kammer gewöhnt hatten, dann betrachtete er sein junges Gegenüber. Sie musste etwa in seinem Alter sein, schätzte er und er nahm es als gutes Omen dafür, dass das Gespräch schon ganz gut verlaufen würde. Er konnte jedoch sehen, dass sie tief durchatmete und sich selbst für das Gespräch wappnete. Schließlich brachte sie sich selbst dazu, ein freundliches Gesicht aufzulegen. Jasper erwiderte es, denn das würde ihnen beiden helfen.
Dann fand sie sogar den Mut, ihn sofort anzusprechen, was ihm durchaus imponierte, da er selbst noch nach Worten suchte. "Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite.
Ihr seid Zosia Marsili, oder irre ich?" Auch diesmal wartete er höflich ab, bis sie ihm eine Antwort gegeben hatte. Erst danach fuhr er fort. Vermutlich fiel ihr sofort auf, dass er sie mit der Höflichkeitsform "Ihr" ansprach. Als Adliger hätte es ihm auch zugestanden, sie einfach frei heraus zu duzen.
"Ich bedaure, Euch unter diesen Umständen zum ersten Mal zu begegnen. Aber ich bin gekommen, um mir persönlich ein Bild davon zu machen, was hier geschehen ist", erklärte er mit ruhiger, aber fester Stimme. Natürlich bereute er nicht die Tatsache, dass die Stadt in die Hände seines Landes gefallen waren - ganz und gar nicht. Aber er bedauerte, dass es zur Zerstörung der Taverne gekommen war. Ein ungünstiger Auswuchs des Kriegs, aber etwas, das sein Vater und er umgehend im Keim erstickt hatten. Seit diesem Ereignis war es nicht mehr zu Ausschreitungen in der Stadt gekommen. Jedenfalls nicht seitens der Soldaten und Söldner.
"Ich habe gehört, dass Euer Vater seit dem gleichen Abend bettlägerig ist - bitte erlaubt mir, meiner Hoffnung auf seine baldige Genesung Ausdruck zu verleihen", sagte er, abermals begleitet von einer dezent angedeuteten Verbeugung. Auch hier wollte er ihr einen Augenblick Zeit lassen, um etwas zu erwidern. Es bekümmerte ihn durchaus, wenn der Gastwirt nicht in der Lage war, seine Taverne zu führen. Soweit Jasper gehört hatte, war die Familie bei einer Epidemie vor einiger Zeit etwas ausgedünnt worden. Und wie es aussah, hatte Zosia Marsili nun offenbar das schwierige Los, allein mit allem dazustehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie alleine die Gaststätte würde betreiben können. Andererseits sollte das - seinetwegen - kein Hindernis darstellen. Einige Männer hatten bereits beim neuen Fürsten ihr Interesse bekundet, ein leeres Haus zu übernehmen und baldmöglichst ein neues Leben beginnen zu wollen. Sicherlich würden auch viele bald ihre Arbeit (wieder) aufnehmen.
"Ich würde es begrüßen, wenn Ihr mich herumführen könntet.
Mein Vater wünscht, dass die Taverne baldmöglichst wieder ihren Betrieb aufnehmen kann. Gerne unterstützen wir daher auch die Anstrengungen, um die verursachten Schäden zu beheben", warf er erst einmal mit Versprechen um sich.
Er hoffte, dass dies die Wirtstochter dazu bewegen würde, ihm auch wirklich alle Schäden zu zeigen. Im Anschluss konnte er dann mit ihr darüber sprechen, welche Maßnahmen als erstes erforderlich waren. Vom Betrieb einer Taverne hatte er nun wirklich gar keine Ahnung. Insofern war er auf ihre Mithilfe mehr als nur angewiesen.
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| Zosia Marsili |
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15-04-2024, 21:50 - Wörter:
Das war nun doch ein wenig erstaunlich. Ehrlich gesagt. Zosia hätte sich den neugeschaffenen Prinzen von Eastergold Meadow doch ein wenig anders vorgestellt, nicht so ein junges Bübchen, das gar ein wenig duckmauserisch in der Tür stand. Er dürfte wohl in ihrem Alter sein, sah vielleicht ein wenig jünger aus, aber das mochten auch das gute Essen und der ausreichende Schlaf gepaart mit wenig Sorgen sein, die ihm kaum noch eine Falte ins Gesicht gezeichnet haben. Der Vorteil des Adels, offensichtlich. Die Wirtstochter nickte ihrer Schwester zu, die noch einen Blick durch das Fenster wagte, um sich abzusichern, das alles in Ordnung war, ehe sie wirklich ihrer Wege ging. Was Zosia nur daran erinnerte, dass sie sich einen Glaser besorgen musste, der die Fenster wieder Instand setzte. Die provisorischen Holzverschläge, die sie jeden Abend montieren musste, waren nur eine temporäre Lösung, ehrlich gesagt. Nur noch ein Punkt auf ihrer Liste, die in ihrem Kopf immer länger und länger wurde. So lange, dass es allmählich selbst ihr schwer viel, alle zu behalten.
Aber höflich war er. Und fast schon ritterlich mit seiner Wortwahl. Sehr erstaunlich. Zosia hielt nicht damit zurück, dass sie sehr positiv überrascht war. Das sah man ihrer Miene deutlich an, eine Eigenheit, die sie leider nicht abstellen konnte. Meist war in ihrem Gesicht ganz offen abzulesen, in welcher Stimmung sie sich gerade befand. Nur wenn sie sich sehr bemühte, schaffte sie es, ihre Mimik im Zaum zu halten. Aber wozu? Sie hielt nur wenig davon etwas vorzuspielen. Und so war auch ihre Antwort. Ehrlich, geradlinig und unverblümt. Das war auch im Wirtshaus der gängige Umgangston. Alles andere verstanden die einfachen Gemüter doch nicht. “Also ich bin überrascht, dass ich hier überhaupt mal einen Fürsten vor mir stehen hab!“ blaffte sie belustigt und lehnte den Besen an den nächsten Holzträger, der die Decke stützte. Sie würde ihn wohl nicht brauchen, hatte sie den Eindruck. “ich könnt jetzt nicht behaupten, dass der Adel zu unseren ständigen Gästen hier gehört hätte!“ verschränkte sie die Arme vor der Brust, nachdem sie sich doch noch einmal die störrischen Locken zurechtgerückt hatte. “Aber bitte, seht euch ruhig um.“ breitete sie die Arme aus und gab den ganzen Schankraum zur Begutachtung frei. “Ich kann euch auch noch gern in die Hinterräume, die Speisekammer, Küche oder Keller führen, wenn ihr das gesamte Ausmaß erfassen wollt. Wobei, ihr habt ein Glück, der gröbste Schutt ist bereits weg. Also keine Sorge, dass ihr etwa irgendwo drüber stolpert, Euer Gnaden“ ein wenig Schnippigkeit konnte sie sich nicht verkneifen.
Als er allerdings auf ihren Vater zu sprechen kam, fror ihr die Miene bitter ein. “Die Hoffnung könnt ihr an Heofader schicken. Es liegt an ihm meinem Vater seine Gesundheit wieder zu schenken.“ fanden sich die Arme wieder eng vor dem Körper verknotet. Diese Hilflosigkeit nagte an ihrem Gewissen, so sehr, dass sie kaum noch ruhig schlafen konnte. Immer ein Ohr wachsam darauf gespitzt, ob ihr Vater irgendeinen Laut gab, auf den sie reagieren sollte. Doch meistens schlief er, selbst unter tags, wobei die wachen Momente immer länger wurden. Das gab doch Hoffnung, oder nicht? Die Verbeugung war wohl gemeint, aber er konnte sie sich sparen, ehrlich gesagt. Was brachte es denn? Es machte das Geschehene nicht ungeschehen. Fast etwas abwesend stubste Zosia mit dem Fuß ein Bröckchen Putz davon, das sie gerade noch aufkehren wollte. Auch das war ein fast sinnloses Unterfangen. Sie hatte das Gefühl, egal wie oft sie kehrte, der Dreck und Staub wurde einfach nicht weniger.
Hellhörig sah sie den jungen Prinzen an, als er auf das Angebot eines Tavernen-Rundgangs wirklich aufgriff. “Ehrlich?“ konnte sie es irgendwie gar nicht glauben, dass es ihn wirklich interessierte. Das Angebot beantwortete sie erst einmal mit kritisch zusammen gekniffenen Augen. Natürlich wollte der neue Fürst die einst so gut laufende Taverne wieder in Schwung bringen. Das brachte ihm ja auch Steuern, nicht wahr? Jedes voll besetzte Haus und jedes aktive Handwerk brachte Umsatz für die Stadt und Steuern für die Kasse. Sie musste ihn durchschauen, hinter die freundliche Fassade stochern. Freudestrahlend würde sie ihm nicht um den Hals fallen aus lauter Dankbarkeit. Da musste es doch einen Haken geben, nicht wahr? Kein Fürst, kein König, nicht einmal ihr Onkel würde einfach so Geld ausgeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Damit waren doch sicherlich Bedingungen geknüpft, die noch in ferner Zukunft Auswirkungen haben könnten.
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| Jasper Fielding |
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27-04-2024, 16:36 - Wörter:
Als Zosia Marsili ihm frei heraus mitteilte, überrascht zu sein, einen Fürsten in ihrem Haus stehen zu haben, war es an Jasper, verblüfft zu sein. Einerseits, da er gerade mal der Sohn eines Fürsten war, aber auch, dass sie überhaupt so offen daher plapperte. Aber Jasper war ohnehin jemand, der leicht von anderen verblüfft werden konnte: er war derart diszipliniert, ehrenvoll, geradlinig und steif, dass komplett anderes Verhalten ihn oft kurz stutzig machte - einfach, weil er es nicht einkalkulierte. Hinzu kam, dass er es hier mit einer Bürgerlichen zu tun hatte. Obwohl er gerade erst vor wenigen Tagen selbst in den Adelsstand erhoben worden war, war sein Umgang meist ein komplett anderer. Viele Jahre seines Lebens hatte er an den Höfen von Rittern und Königen gelebt. Und ehrlich gesagt hatte sein Vater auch ohne Adelstitel ein Leben wie am Hofe geführt. Jasper war kein komplett weltfremder Mensch, aber man konnte ihn eben überraschen.
Noch ehe er eine geistreiche Erwiderung parat hatte, fügte sie hinzu, dass sie überhaupt noch nicht oft mit Adligen zu tun gehabt hatte. Obwohl es nicht wirklich stimmte, antwortete Jasper diesmal zügig: "Geht mir ähnlich...", sagte er fast ein bisschen lapidar klingend um sich mit ihr auf eine Stufe zu begeben. Er wollte nicht, dass sie vor ihm wie vor einem alten König buckelte - er wollte ihre Unterstützung. Und er nahm an, dass man diese leichter für sich gewinnen konnte, wenn man sich mit den Menschen gemein machte.
Er folgte der Bewegung ihres Armes, die den Besen abstellte und ließ dann seinen Blick schweifen, als sie ihn dazu einlud. Einige Fenster waren demoliert - kaum ein Tisch hatte noch eine Platte oder alle vier Beine, auch einige Stühle waren massiv in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Tresen sah noch in Ordnung aus, doch scheinbar war einiges an Geschirr zerstört worden. Das waren zumindest die Punkte, die sein Blick als erstes finden konnte. "Keine Sorge - ich bin nicht aus Watte...", erwiderte er mit immer noch ruhigen Worten, als sie schnippisch erklärte, er müsse sich keine Sorgen machen, irgendwo drüber zu stolpern. Er hatte nicht vor, ausfallend zu werden - zumal sie dafür bei Weitem noch nicht schnippisch genug gewesen war. Doch er war gespannt darauf, wie sie auf sein ruhiges und überlegtes Wesen reagierte. Vermutlich würde sie ihre scharfe Zunge bald zügeln, wenn sie merkte, dass sie damit keine emotionale Reaktion bei ihm erreichen konnte.
Neugierig ging er in der Stube umher und nahm die Dinge in Augenschein. Seine Handschuhe nahm er dabei ebenfalls von den Händen, schob sie an seinen Gürtel und begutachtete auch mit den Händen und dem Einsatz seines eigenen Körpergewichts die Tragfähigkeit der Stützbalken. Nach seinem ersten Eindruck hatte hauptsächlich die Einrichtung gelitten - nicht aber der Kern des Gebäudes.
Er bemerkte, wie ihre Miene einfror, nachdem er ihren Vater angesprochen hatte. "Ich werde Euren Vater gerne in meine Gebete mit einschließen. Und wenn mir eine Wanderheilerin unterkommt, bringe ich sie hier her..." Es wunderte ihn ein wenig, dass keine mehr da war - andererseits verstand er nicht viel von deren Berufsethos. Soweit er wusste, waren die meisten Wanderheilerinnen nach den Kriegshandlungen wieder ihrer Wege gegangen. "Was genau fehlt ihm denn? Verletzungen, oder eine Krankheit?", erkundigte er sich höflich, während er vor ihr zum Stehen kam und die Arme hinter dem Rücken verschränkte.
Er beobachtete, wie sie irgendwelchen Dreck vor sich her kickte, was ihn wieder zurück zum eigentlichen Thema seines Besuchs brachte. Sie schien ganz überrascht von seiner Wohltätigkeit zu sein - ein Punkt, der ihn nicht überraschte. Die Fieldings schwammen in Geld - und natürlich wollten sie die Stadt so schnell wie nur möglich intakt setzen. Jeder zufriedene Bürger, der etwas zu verlieren hatte, war immerhin ein Bürger, der seine Stadt verteidigen würde. So hoffte zumindest Jasper.
"Gewiss.
Wenn Ihr gerade ein wenig Zeit erübrigen könnt und die Pflege Eures Vaters es zulässt, wäre ich dankbar, wenn Ihr mir die weiteren Räumlichkeiten zeigen und Schäden aufweisen könntet. Mir scheint, dass zunächst einmal die Wände, Böden und Deckenverkleidung instand gesetzt werden müssten, bevor der Raum neu eingerichtet werden kann.
Wir haben aktuell noch keine vollständige Übersicht darüber, welche Handwerker es in der Stadt gibt, doch die Taverne wird ein bevorzugtes Projekt sein - immerhin profitiert die gesamte Stadt davon", teilte er seine Gedankengänge.
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| Zosia Marsili |
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03-05-2024, 14:18 - Wörter:
Er meinte es scheinbar wirklich ernst, dass er eine Rundführung durch die Ruinen der Taverne haben wollte, an der nur mehr die Hülle wirklich halbwegs passabel beinander war. Gut, es war auch recht schwierig, selbst bei einer ausgewachsenen Schlägerei, das Dach oder die Grundmauern derart zu beeinträchtigen, dass daraus ein einbruchsgefährdetes Gebäude werden würde. Es würde nicht stören neu auszuweißen, manche Ständerpfosten waren in ihrer dekorativen Oberfläche etwas in Mitleidenschaft gezogen worden und natürlich war es notwendig einige Fensterscheiben neu einzusetzen, aber der Fußboden aus gelegten Steinplatten war in Ordnung und die massive Schank hatte die Zerstörungswut auch relativ unbeschadet überstanden. Das schlimmste war einfach das mobile Inventar. Der Großteil der Bänke, Stühle und Tische war nicht mehr als Feuerholz, nur wenige konnten noch annähernd für Gäste dienen. Zerdrückte Becher und verbogene Teller aus Zinn lagen in einer Ecke auf einem Haufen, daneben zerbrochene Holzhumpen und Holzschalen. Vom Besteck war kaum noch ein vollständiger Satz vorhanden, Gläser für Wein - ohnehin nur in geringer Anzahl vorhanden - lagen in kleine Scherben zerborsten über dem gesamten Boden verteilt. Nun, das war der Schankraum.
Noch bevor Zosia den jungen Fürstenprinzen weiter führen konnte in die angrenzende Küche, von der aus man in die Speisekammer und den Eiskeller gelangte, kam das Gespräch wieder auf den Vater. Dass er sich selbst um einen so einfachen Bürger wir den Wirtsmann kümmern wollte, konnte Zosia kaum ernst nehmen und doch rechnete sie es ihm hoch an, dass er zumindest den Anschein der Obsorge wahrte. "Er..." es fiel der Wirtstochter schwer über das Erlebte zu sprechen. Denn der Zustand des Vaters war irgendwie doch ihre Schuld. Hätte sie sich besser versteckt und hätte sie nicht versucht den Oberstock mit den Gästezimmern vor den Vandalen zu verteidigen, dann wäre dem elenden Söldner nicht in den Sinn gekommen, zu versuchen sich an ihr zu vergehen und dann hätte ihr Vater ihr nicht zur Hilfe kommen müssen und wäre nicht derart verprügelt worden. Lauter hätte, wäre, sollte. Und nichts davon konnte man ändern. Es ist gekommen, wie es nun mal gekommen ist. Und mit dieser Schuld musste Zosia nun leben. Vielleicht war es ihr auch deshalb so wichtig, dass die Taverne bald wieder geöffnet werden konnte, einfach um ihm einen Grund zu geben wieder gesund zu werden. Sie nahm einen tiefen Atemzug und versuchte erneut eine Antwort. "Er wurde schwer zusammen geschlagen weil er mich beschützen wollte vor dem Übergriff eines der Söldner." sah sie dem jungen Fieldingspross fest und unverschämt in die Augen, wollte seine Reaktion auf diese doch sehr nüchterne Erwähnung der Ereignisse sehen. Ja, es hätte weitaus schlimmer enden können für sie persönlich. Nicht nur die Taverne, auch ihre Ehre hätte zerstört werden können. "Anfangs waren Wanderheilerinnen da, aber es gibt scheinbar zu viel zu tun für zu wenige von ihnen nach..." nun, wie sollte sie es nennen? Überfall? Angriff? Eroberung? Manche sagten sogar Befreiung dazu. Aber Befreiung wovon? "nach der Ankunft eures Heeres" das war wohl ein sehr beschönigender Ausdruck. "Wäre vielleicht ganz gut mal einige von ihnen dazu z bringen auch mal sesshaft zu werden. Gerade in einer großen Stadt wie Eastergold Meadow wird es sicherlich ausreichend zu tun geben, auch ohne eine Schar Soldaten und Söldner." aber das war nur ihre Meinung. "Vielen Dank, jedenfalls, für eure Nachfrage."
Weiter gehts, sie wollte nicht zu lange an den Vater denken, nach dem sie bald mal wieder sehen sollte. Ein Arm immer noch um den Körper gelegt breitete sie die rechte aus und machte eine kreisende Bewegung durch den Raum. "Nun also das war einmal unser Gastraum. Die Struktur ist in Ordnung, das ist gut, aber die Einrichtung und Ausstattung ist nun deutlich zerstört, ich glaube, das sehr ihr selbst. Manche Fenster müssen erneuert werden. Die Wände müssen neu gestrichen werden und manche der schönen Schnitzereien an den Ständern sind ruiniert, aber ich glaube darüber könnte ich hinwegsehen. Achja, die Regale für das Geschirr sind auch neu zu machen." Mit ein paar Schritten war sie schon bei der Schank und ließ eine Hand über die raue Oberfläche der Theke gleiten. "Der Tresen ist zum Glück heil geblieben. War ihnen wohl zu massiv." schmunzelte sie ein wenig. Ach, was half es denn? Zetern und Wehklage brauchten zu viel Energie und brachten genau gar nichts produktives zu Stande. Durch Heulen und Jammern würde der Mist auch nicht auf zauberhafte Weise verschwinden. "Wenn ihr mir folgt, hier durch die Tür" die nur mehr aus Gottes Gnaden in den Angeln hing "geht es in die Küche." wies sie auf den Durchgang und wartete darauf, dass er eintrat.
Die Küche war ein elender Anblick. Zum Glück war der Kamin aus Stein und ebenso ein großer Trog, der über eine Leitung von einem Tank mit fließendem Wasser gespeist werden konnte. Der Rest allerdings war Chaos. Ein großer, schwerer Eichentisch, der in der Mitte des Raumes wohl einmal für allerhand Vorbereitungen Platz bot, war in Stücke gehauen, nur noch ein Haufen Holzscheite. Dazwischen demolierte Töpfe, Kessel und Kochutensilien, wüst auf einem großen Berg aus Mist und Dreck, vermengt mit den Resten von allerhand Lebensmitteln, Gemüse, Obst, Fleisch, alles was nicht mitgenommen werden konnte oder wollte. Am Lehmboden konnte man noch dunkle Flecken erkennen, die auf Pfützen diversester Flüssigkeiten hindeuteten. Fässer, Regale, Truhen lagen kreuz und quer in ihre Einzelheiten zerhauen durcheinander. Säcke von Mehl, Zucker, Getreide und sonstigen Zutaten waren in Fetzen gerissen überall verstreut. Die Spur der Körner legte eine verräterische Spur in die angrenzende Speisekammer, die einen ebenso verheerenden Zustand aufweisen konnte. Was nicht geplündert wurde, wurde zerstört. So einfach war es gewesen. "Ich glaube ihr versteht, dass es momentan etwas schwer ist, Gäste angemessen zu versorgen." murmelte Zosia leise. So gern sie auch wollte, aber ihr Bedauern über den Zustand ihres Wohn- und Arbeitsortes, ihres Heimathauses, ihres Familienerbes, war nicht zu überhören. Sie hatte gewartet, ihm ein wenig Zeit gegeben sich selbst einen Eindruck zu machen, was - wohl nicht nur hier - die Konsequenzen des 'Überfalls' auf Eastergold Meadow angerichtet hatten.
"Die Speisekammer ist ebenso kaum zu gebrauchen. Zum Glück haben sie den Eiskeller in Ruhe gelassen und die Gästezimmer oben sind ihnen wohl auch nicht wichtig genug gewesen." Wenn sie in die privaten Räume der Familie eingedrungen wäre, dann... dann.... dann hätte selbst ihr Vater sie nicht zurück halten können den Rüpeln eines über die Rübe zu ziehen! Irgendwo musste auch den übelsten Barbaren Grenzen aufgezeigt werden! Sie ließ ihm noch ein paar Augenblicke alles zu erfassen. "Wenn ihr wollt, kann ich euch eine Liste machen, was am Dringensten zu tun wäre und was wir brauchen würden, um wieder ordentlich arbeiten zu können. Nicht nur an Handwerkern, aber auch an Inventar. Oder ihr schickt jemanden vorbei, der es für euch aufzeichnet." Das wäre doch sicherlich eine gute Idee? Oder? Irgendwie war es ihr immer noch nicht ganz geheuer, dass die neuen Fürsten einfach so Geld unter die Leute brachten. Da steckte doch etwas dahinter. "Welche Bedingungen werden daran geknüpft, dass ihr uns helft die Taverne wieder auf Vordermann zu bringen? Ich bezweifle, dass es nur aus gütiger Nächstenliebe passiert, oder?" lehnte sie sich an den Türrahmen der Küche. Skepsis lag in ihrem Blick, vielleicht aber nur, weil sie es von ihrem Onkel einfach so gewohnt war. Der tat nie etwas ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Er wollte immer etwas davon haben, dass er Zeit oder Geld in etwas investierte. Altruismus ohne Eigennutz waren der jungen Marsilitochter eher ein Fremdwort.
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20-05-2024, 16:24 - Wörter:
Die junge Frau begegnete seinem forschenden Blick mit einem Trotz in den Augen, den Jasper wirklich nicht verstehen konnte. Ja, er wusste schon - sie gab ihm (oder eher ganz Walleydor) die Schuld an ihrem persönlichen Schicksal. Und Jasper wusste auch, dass sie damit vollkommen im Recht war, doch die Überzeugung, im Namen seines Königs das Richtige getan zu haben, war noch bedeutend größer. Zumindest tagsüber konnte Jasper sehr gut mit seiner Schuld umgehen. Und wenn er nachts wach im Bett lag, dann versuchte er sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass er nun alles wieder gutmachen konnte. Er konnte seine eigene Schuld teilweise tilgen, indem er Menschen wie Zosia Marsili über deren Schicksalsschläge hinweg half. Doch realistisch musste er wohl sagen, dass er den Verlust einiger Menschen niemals würde aufwiegen können. Nicht mit den Mitteln eines Sterblichen, der er nun einmal war. "Ich bedaure außerordentlich, was hier geschehen ist...", sagte Jasper mit ruhiger, aber sichtlich betroffener Stimme. Einzelschicksale seiner Untertanen waren ihm nicht egal. Mitnichten.
"Ich gebe zu, dass ich bisher noch nie wirklich mit einer Wanderheilerin gesprochen habe. Doch nach meinem Verständnis gibt es viel weniger von ihnen, als es Fürstentümer gibt, die eine sesshafte Heilerin gebrauchen könnten...", gab er zu, hielt aber dabei in seinem weiteren Tun - der Inspektion des Schankraums - nicht inne. Sie wies ihn auf einige Punkte hin - das Kalken der Wände, in Mitleidenschaft gezogenes Schnitzwerk und die Regale, in denen das Geschirr Platz finden musste. "Mir scheint, dass die Fenster und das bewegliche Mobiliar die ersten Dinge sind, die neu beschafft werden müssen - danach neues Essgeschirr...", erklärte er, damit sie Gelegenheit hatte, seine Prioritätenliste gegebenenfalls zu korrigieren. Jasper ging es vornehmlich darum, die Taverne baldmöglichst wieder zu öffnen - Zierwerk konnte auch zu einem späteren Zeitpunkt wieder ersetzt werden.
Danach schlug sie vor, gemeinsam in die Küche zu gehen und Jasper folgte ihr in angemessenem Abstand. Sofort stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase, dessen Ursprung schnell ausgemacht wurde. Verkommene Lebensmittel fanden sich inmitten eines Berges aus Schutt und Müll. Er unterdrückte den Reflex, sich eine Hand vors Gesicht zu legen und versuchte es mit Aus den Augen, aus dem Sinn, indem er seinen Blick abwandte und stattdessen überprüfte, ob der Wasserfluss am Trog noch funktionstüchtig war. "Das verstehe ich durchaus.
Und ich nehme an, dass Ihr nicht einverstanden wärt, wenn ich die Verantwortlichen her schicke um persönlich bei den Aufräumarbeiten auszuhelfen..." Er sagte es lapidar, denn dieser Gedanke hatte sich ihm natürlich mehr als einmal aufgedrängt. Doch er konnte sich nicht vorstellen, dass ein dutzend Säufer und Schläger hier für Ordnung sorgen konnten. "Ihr werdet auf jeden Fall Unterstützung bekommen, um hier so schnell wie möglich wieder rein zu machen", versprach er aber auf jeden Fall. Leider hatte das Heer des Frühlingslandes nur eine ganz ausgesprochen kleine Zahl an Frauen dabei (gehabt). Einige Kriegerinnen aus dem Winterland, die aber wohl schon wieder auf dem Heimweg waren. Außerdem Marketenderinnen und Huren. Jasper konnte sich nicht vorstellen, dass eine von denen geeignet war, in Zosia Marsilis alter Küche aufzuräumen. Genauso wenig konnte er sich das für seine Soldaten vorstellen. Doch er konnte zumindest Soldaten aufbringen, die die Arbeiten Anderer überwachen und ihm Bericht erstatten konnten.
"Ich werde jemanden her schicken, dem Ihr vertrauen könnt. Er wird mit Euch gemeinsam durchgehen, welche Reparaturarbeiten in den vordringlichen Bedarf von Eastergold Meadow aufgenommen werden", beschied der blonde Prinz, nachdem er sich einen umfassenden Eindruck gemacht hatte. Er war selbst kein Handwerker, sondern ein Mann des Schwertes. Insofern wollte er keinen Fehler durch Falscheinschätzung machen und dies lieber jemandem überlassen, der auch wirklich eine Ahnung davon hatte. Zosia erkundigte sich, an welche Bedingungen dies alles geknüpft sein würde und Jasper hob verständnislos die Augenbrauen. "Bedingungen?", erkundigte er sich vollkommen naiv und unbedarft. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich weiß nicht, was Ihr meint.
Nun, mir wäre einfach nur daran gelegen, wenn Ihr die Taverne so bald wie nur möglich wieder eröffnet - mit jeder Hilfe, die Ihr dafür braucht. Egal ob Reparaturen, Ausstattung oder zupackenden Händen.
Ihr könnt mich jederzeit aufsuchen, wenn Ihr den Eindruck habt, dass irgendwelche wichtigen Dinge verzögert oder falsch angegangen werden. Tagsüber bin ich meistens mit anderen Rittern in der Stadt unterwegs. Falls Ihr mich nicht finden könnt, wendet Euch vertrauensvoll an Willard Sutherland, den neuen Hauptmann."
Gerne hätte Jasper weitere Bedingungen angeknüpft - Treueschwüre für seine Familie oder den frühlingsländischen König. Doch er glaubte nicht, dass er mit derart wilden Ideen irgendwas erreichen konnte - weder bei der hiesigen Bevölkerung, noch bei sonst jemandem. Auch wenn er selbst irrational treu ergeben war, wusste er doch, dass dies bei vielen anderen Menschen nicht der Fall war. Da würde auch ein flapsig dahingesagter Treueschwur nichts an der Einstellung ändern. Er konnte nur durch Taten ein Vertrauen erwecken. Nicht mit Bedingungen. "Wenn Ihr eine Bedingung wünscht - dann ladet meine Familie und mich zu einem Abendessen ein, sobald Ihr euch und die Küche dafür in der Lage seht. Es muss nichts Großes sein, aber es wäre schön, wenn wir die Wiedereröffnung mit unserer Anwesenheit begleiten dürften..."
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27-05-2024, 23:16 - Wörter:
Was sollte sie mit seinem Bedauern? Bedauern bringt im Leben nichts, es gehört der Vergangenheit an und hatte in der Gegenwart nichts zu suchen. Das Hier und Jetzt bedurfte einer Reaktion auf dieses Bedauern. Der Schaden war schließlich schon entstanden, nicht nur an der Taverne, auch an ihrer Familie, an ihrem Vater, ihrem eigenen Leben. Anfangs waren ihre Gedanken noch von Rache erfüllt, brannten darauf, dass die Übeltäter einer gerechten Strafe zugeführt wurden, dass irgendjemand einfach zur Rechenschaft gezogen wurde für das, was hier passiert war. Jemand musste doch dafür verantwortlich gewesen sein. Mittlerweile waren diese Gedanken allerdings weit weniger dringlich. Viel wichtiger war es den Vater wieder auf die Beine zu bringen und die Taverne eröffnen zu können. Lange könnten sie es sich nicht leisten ohne Einkommen zu überleben. Das Letzte, was die junge Wirtstochter wollte, war, von ihrem Onkel abhängig zu sein. Sie nickte dem Fürstenprinzen zu, nahm sein Bedauern zumindest zur Kenntnis.
Aufmerksam beobachtete Zosia den jungen Fielding, der sich recht eingehend mit dem Zustand der Taverne auseinander zu setzen schien, auch wenn das alles natürlich auch nur Schein sein könnte. Vielleicht überlegte er sich ja doch, wie er diesen Umstand hier zu seinen Gunsten nutzen könnte. „Vielleicht sollte man ihnen einen Anreiz geben sich niederzulassen. Vielleicht würden sich so manche dazu umstimmen lassen, sesshaft zu werden, wenn sie Unterstützung erfahren würden.“ Meinte sie eher lapidar. Eigentlich war ihr die Lebensweise der Wanderheilerinnen relativ egal. An normalen Tagen gab es immer wieder welche, die durch die Straßen strollten, wenn man sie denn brauchte. Aber eigentlich war das kaum ein nachhaltiges System. Denn bei akutem Bedarf, wie hier nach einem Überfall fremder Heerscharen, oder bei einer plötzlich auftretenden Krankheitswelle oder einfach nur einer komplizierten Geburt oder einem unangenehmen Bruch, musste man sich erst auf die Suche machen oder hoffen, dass genug dem Ruf der Nachfrage folgen würden. In den großen Städten wäre eine fixe Heilereinrichtung eigentlich keine schlechte Idee, begann Zosia ihre Gedanken schweifen zu lassen, während er von Fenstern und Mobiliar faselte.
Auch in der Küche setzte er seine Inspizierung fort und bestätigte recht offensichtlich, was Zosia schon die ganze Zeit vor Augen hatte. Der Zustand der Taverne, in diesem konkreten Fall nun der Küche, war ein übler und durchaus als katastrophal anzusprechen. Vielleicht war es gar nicht so nachteilig, dass es hier miefte und man Gefahr lief, auf einem verrotteten Kohlblatt auszurutschen, so wirkte die Tat nur noch verheerender und niederträchtiger. „Ach, das fände ich sogar keine schlechte Idee, warum nicht? Dann würden sie sich das nächste Mal vielleicht zweimal überlegen, ob sie aus purer Lust und Laune einfach so fremdes Eigentum zerdeppern!“ grinste Zosia schadenfroh. „Stellt nur noch ein paar vertrauenswürdige Wachen dazu, damit sie nicht wieder auf die Idee kommen Unfug zu treiben.“ Und wer nicht spurte, dem würde sie gern eins mit dem Besen überziehen wollen. Oder, vielleicht auch einfach so mal eine Runde Besenhiebe auf den Allerwertesten. Rein zur Vorsicht. Das wäre sicherlich die einfachste Art von Unterstützung beim Aufräumen. Zosia konnte sich nun wirklich nicht vorstellen, dass er eine Garnison an wohlausgebildeten Soldaten als Putzkolonne abstellen würde. Da wäre wohl die nächste Revolte vorprogrammiert!
Immer noch stand sie mit verschränkten Armen an den Türrahmen gelehnt. Dem sie vertrauen konnte? Ja, wer sollte das denn sein? Egal, wer aus den Reihen des feindlichen Lagers hier auftauchen würde, mit Schwert und Schild oder Papier und Feder, wie sollte sie dem denn vertrauen können? Alle aus den Reihen Walleydors waren ihr fremd und daher schon von Grund auf unvertrauenswürdig. Nunja, man durfte gespannt sein. Dennoch, es war wichtig, dass festgehalten wurde, welche Schäden hier entstanden waren. Es war wichtig, dass es irgendwo verschriftlicht wurde und zu den Akten gelegt wurde. Und besser von jemand anderem, als von ihr, denn ihre Schrift konnte nicht einmal sie oft lesen. „Ganz ehrlich, es fällt mir schwer zu glauben, dass ihr aus reiner Nächstenliebe alle Kosten übernehmen wollt, Euer Gnaden.“ Lüpfte sie kritisch eine Braue. „Oder nur für ein Abendessen. Auch wenn mich eure Anwesenheit natürlich ehren würde und sicherlich auch eine gute Werbung für die Taverne wäre, darf ich wohl zweifeln, dass der neue Fürst von Eastergold Meadow sich hier jemals einfinden wird.“ Jeder Handel hatte doch immer zwei Seiten und jede Partei musste ihren Beitrag dazu leisten, dass der Handel aufging. Denn ansonsten wäre es doch nur eine Spende, eine Opfergabe… oder eine Bestechung. „Versteht mich nicht falsch, aber es hört sich ein wenig zu gut an, dass ihr einfach so freigiebig Geld hier reinstecken wollt und keinerlei Gegenleistung erwartet. Keine Rückzahlung mit Zinsen innerhalb der nächsten Jahre? Keine besonderen Steuern oder Abgaben? Keine Sonderleistungen für die Herrschaften? Keine besonderen Konditionen oder Privilegien zu euren Gunsten?“ runzelte sie prüfenden Blicks die Stirn. Das klang doch alles zu gut um wahr zu sein. Irgendwo musste es da doch einen Haken geben. „Ich stehe nicht gern in der Schuld anderer, schon gar nicht, wenn ich zukünftige Konsequenzen nicht absehen kann.“ Denn mit solch einem einseitigen Verständnis, wäre sie doch ewig an die Fürstenfamilie gebunden. Wer sagte denn, dass sie nicht eines Tages sich auf dieses ‚Geschenk‘ berufen würden und irgendwelche Gefallen einforderten, die sie nicht würde abschlagen können. Mit jeder Münze, die die Fieldings hier in die Taverne reinsteckten, erkauften sie sich mehr und mehr vom Betrieb. Und nahmen damit den Eigentümern mehr und mehr von ihrer Eigenständigkeit. Ob gewollt oder nicht. "Mir wäre es wohler, wenn die Konditionen klar definiert werden, bevor hier irgendwelche Arbeiten durchgeführt werden."
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15-06-2024, 08:32 - Wörter:
Zosia Marsili verlieh ihren Überlegungen Gewicht, indem sie diese aussprach. Man müsse den Menschen (wohl insbesondere den Wanderheilerinnen) einen Anreiz geben, sich hier niederzulassen. Jasper nickte bedächtig und war überrascht, dass eine Einheimische derartige Vorschläge auf der Zunge führte. Da Zosia ihm recht sympathisch vorkam - trotz ihrer (oder vielleicht auch gerade wegen dieser) vorlauten Art - sagte er mehr dazu, als er gewollt hatte. "Das ist es, was wir tun und wollen. Menschen einen Anreiz geben, sich hier niederzulassen. Nicht nur Wanderheilerinnen. Ich vermute, ihr Ehrgefühl zwingt sie auf die Straßen. Doch ich hörte auch davon, dass sie sich durchaus niederlassen - sobald sie in ein bestimmtes Alter kommen und nicht mehr herumreisen können.
Doch auch allen anderen Menschen wollen wir einen Anreiz geben, hier Fuß zu fassen. Walleydor möchte keinen Trümmerhaufen regieren, sondern eine blühende, florierende Stadt" Er beobachtete ihr Gesicht bei diesen Worten. Was würde sie dabei empfinden? Angst? Abscheu? Oder möglicherweise sogar Hoffnung? Nein, er wagte nicht einmal, bei ihr Hoffnung auslösen zu können. Sie war zu bodenständig, um pathetisch von einer besseren Zukunft zu träumen. Vorallem nicht in Angesicht ihres Besatzers. Doch zumindest würde es ihr ein bisschen Einblick gewähren - in die Ziele ihres neuen Landes. Und zu diesen Zielen gehörte eine gloreiche Zukunft, ... keine heruntergewirtschaftete Stadt, die diesen Titel kaum noch wert war. Für Zosia würde es zumindest die Gewissheit bedeuten, dass es irgendwie weitergehen würde. Anders als vorher. Doch für sie und ihre Wirtschaft würde es weitergehen. Zumindest hoffte Jasper darauf, dass sie irgendwann zu dieser Erkenntnis gelangen würde.
Dass Zosia Marsili wirklich aus hartem Holz geschnitzt war, zeigte sich, als sie schadenfroh grinste und bemerkte, es sei keine schlechte Idee, die Halunken zu Aufräumarbeiten zu zwingen. Jasper erwiderte ihr Grinsen, denn es hatte ihm imponiert. Dann zuckte er mit den Schultern. "Einverstanden. Wenn Ihr diesbezüglich keine Bedenken habt, werde ich dafür sorgen, dass die Verbrecher - neben anderen Strafen - auch in dieser Form zur Rechenschaft gezogen werden. Selbstverständlich werden die Arbeiten von weiteren Wachen beaufsichtigt. Ich werde selbst regelmäßig vorbei kommen und mich von den Fortschritten überzeugen", versprach Jasper sogleich. Denn auch ihm sagte es zu, dass diese Suffköpfe eine durchaus erniedrigende Strafe erfuhren. Und diese war nun wirklich der Tat entsprechend und angemessen.
Selbstverständlich waren keine "wohlausgebildeten Soldaten" an der Zerstörung der Taverne beteiligt gewesen. Und manch einer hatte bereits reuig den Schwanz eingezogen und war zurück in die Heimat gekehrt - das wusste Jasper. Und ehrlich gesagt war das nicht die schlechteste Lösung. Er wollte keine Unruhestifter in der Stadt behalten.
Schließlich erklärte sie ihr Misstrauen, was die Übernahme aller Kosten betraf. Und möglicherweise merkte man Jasper an, dass er kein Geschäftsmann war. Nicht so, wie sein Vater. Der hätte sicherlich irgendwelche Knebelverträge vorgeschlagen, Wucherzins und Zinseszinsen. Er hätte mit schön klingenden Zahlen um sich geworfen und Zosia Marsili damit für ihr Leben lang in Ketten gelegt. In seiner einfachen Zusage, alle Kosten zu tragen, zeigte sich ganz deutlich, warum sein Vater und er in so wenigen Dingen übereinstimmten. Jasper hatte Träume, Ideale und ... erlag Verblendungen. Natürlich fiel ihm nicht im Traum ein, nachzutreten, sobald jemand schon am Boden lag.
Für den ersten Moment wirkte er fast ein bisschen betroffen - man zweifelte immerhin sein Wort und seine Ehre an. Doch er blieb ruhig und beobachtete sie still bei ihren Ausführungen. Dann nickte er diese ab. Ja... er konnte es durchaus verstehen. Sie wusste nicht, mit wem sie zu tun hatte. "Denkt Ihr nicht, dass Ihr bereits genug geben musstet?", fragte Jasper schließlich pathetisch, nachdem er eine kleine Pause nach ihren Worten hatte entstehen lassen.
So sah der Fielding-Erbe es also. Zosia war bereits genug gebeutelt worden. Ihr Vater lag krank darnieder, ihre Taverne in Trümmern - und ehrlich gesagt wusste Jasper nicht, ob ihre Familie weitere Schäden oder gar Verluste zu beklagen hatte. Es kam ihm vollkommen abartig und widerwertig vor, so einer Person noch weitere Lasten aufzuerlegen. Jasper strebte ein friedliches und schönes Miteinander in dieser Stadt an - und keine Unterdrückung der Bevölkerung. Er wollte, dass das Volk genauso zu seiner neuen Fürstenfamilie aufblickte, wie Jasper zu seiner Königsfamilie aufblickte: voll Stolz und Liebe und Vertrauen und Mut. Er wusste, dass es bis dahin ein sehr langer Weg war. Doch auch die ersten Schritte mussten getan werden. Jetzt. Nicht morgen. Nur, wie sollte er das erklären? Er glaubte nicht, dass man dies einer Zosia Marsili begreiflich machen konnte. Vermutlich konnte sie sich keine Träumereien, Loyalität und Pathos leisten. Sie musste - wie alle einfachen Leute in Jaspers Vorstellung - einfach nur täglich ums Überleben kämpfen. Auf der anderen Seite... ging es ihm selbst da ja nicht viel anders.
"Ich darf Euch versichern, dass wir die Taverne einfach nur in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen möchten, damit sie baldmöglichst eröffnen kann. Das wird die Stimmung in der Stadt heben und hoffentlich einige Gemüter besänftigen...", beharrte Jasper weiter. Er verstand schon, dass das in Zosias Augen zu einfach klingen mochte. Doch was brachte es ihr schon, Konditionen klar definiert zu wissen. Sie wusste doch sicherlich, dass Fürstengunst unberechenbarer, launenhafter und wendischer als das Wetter sein konnte. Auch wenn es jetzt festgelegte Konditionen gab, war das nichts, das einen Fürsten irgendwie davon abhalten würde, einem Untertan weitere Lasten aufzuerlegen, sobald es einem beliebte. "Ich verstehe Euer Misstrauen in dieser - in jeder - Angelegenheit. Dennoch darf ich Euch erneut versichern, dass wir nun im besten Interesse der Bevölkerung handeln werden." Jasper erkannte, dass noch ein weiter Weg vor ihnen lag. Doch Zosia Marsili war - so man sie eines Tages überzeugen konnte - sicherlich ein guter Muliplikator. "Sobald es uns möglich ist und die Infrastruktur es ermöglicht, werden wir den diesjährigen Tag der Rechtsprechung nachholen, damit jeder Bürger die Möglichkeit hat, sich an seinen neuen Fürsten zu wenden und durch ihn Gerechtigkeit zu erfahren. Wir werden dafür sorgen, dass Gesetze gerecht angewandt und Korruption und Armut bekämpft werden. Ich kann mein Angebot von vorhin nur wiederholen - bitte sprecht mich persönlich an, wann immer Ihr ein Problem erkennt und darauf hinweisen möchtet. Wir sind noch sehr auf die Augen und Ohren der Bevölkerung angewiesen..." Nunja. Das war zumindest eine kleine Art von Gegenleistung, die er sich wünschte. Doch sie übertraf nicht die allgemeine, ehrliche Bürgerpflicht.
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27-06-2024, 21:59 - Wörter:
Der Bursch war durchaus vernünftig, das musste Zosia ihm zugestehen. Es begann ihr sogar zu gefallen mit ihm dieses Zwiegespräch zu führen, auch wenn sie sich vielleicht eher mal auf die Zunge beißen sollte, bevor sie sich da noch in irgendeine Bredouille manövrierte mit ihren all zu lockeren Aussagen, die zwar von Herzen kamen, aber nicht immer den Weg über ihr Hirn machten, ehe sie lautstark an die Luft entwichen. Aber dem jungen Fürstensohn schien das zumindest nicht gegen den Strich zu gehen, noch nicht. Bisher erwiderte er das Gespräch mit sehr durchdachten, lebensnahen Antworten, die sie einem Adeligen, von dem man doch immer nur annahm, dass er in seiner Burg auf Federn gebettet mit teurem Pralinenkonfekt gefüttert wurde, nicht zutraute. Gut, als Soldat hatte er sicherlich schon anderes auch gesehen außer Tanz und Prunk, aber dennoch war es nicht jeder Adelmanns Sache sich um die Belange der gemeinen Bevölkerung zu kümmern, sobald sie den eigenen Interessen nicht mehr dienlich waren. Sein letzter Beisatz aber, ließ Zosia wieder ein wenig mit den Augen rollen. „Nun, das hätte man ganz einfach verhindern können, indem man die Stadt nicht angreift. Den Trümmerhaufen habt erst ihr hier hervorgerufen. Davor ging es uns allen gut und es gab genug Menschen, die hier Fuß gefasst hatten. Jetzt haben wir hier leere Häuser und fremde Leute, die uns vor die Nase gesetzt werden!“ drückte sie sich vom Türrahmen ab und redete sich fast in Rage. Man könnte fast meinen, sie wäre die Galleonsfigur einer kleinen Rebellion, so inbrünstig ließ sie ihren Gedanken freien Lauf.
Womit bewiesen wäre, wie schnell Zosias impulsives Mundwerk sie in Schwierigkeiten bringen kann. Als sie bemerkte, dass der junge Fielding vermutlich nicht der richtige Gesprächspartner war, um all diese Themen anzusprechen, erstarrte sie augenblicklich. Weit waren die Augen aufgerissen und aus den sonst so frisch rosigen Wangen war jede Farbe gewichen. Jetzt die Lippen fest aufeinander zu pressen war eigentlich viel zu spät, nicht wahr? Das hätte sie sich besser überlegen sollen, aber ihr Hirn war scheinbar gerade abwesend. Peinlich berührt und leicht von Schrecken erfasst, das merkte sie an den aufgestellten Härchen in ihrem Nacken und dem kalten Schauer, der ihr über den Rücken lief, starrte sie den Prinzen an und hoffte, dass seine bisher so gütige, großzügige Art es erlaubte, ihre unbedachten Worte zu verzeihen. „Das…. Das hätte ich nicht sagen sollen.“ brachte sie krächzend hervor. „Bitte ignoriert es einfach“ versuchte sie die unangenehme Situation mit einem schiefen Lächeln zu entwaffnen. „Ihr könnt mir glauben, hoffentlich, dass es mir wirklich fern liegt irgendwie Unruhe zu stiften, ganz ehrlich. Ihr seht doch, ich hab hier genug anderes zu tun.“ wies sie mit einer fast theatralischen Geste auf die verwüsteten Räumlichkeiten, in denen sie sich befanden. Vielleicht waren es die Gärgase der vergammelnden Gemüsereste, die sie benebelt und zu solch einem Unsinn hingerissen hatten. Genau, das muss es gewesen sein.
Zum Glück kamen sie bald auf ein anderes Thema und er fand ihren Einfall genauso witzig wie sie, dass doch die Verursacher des Chaos dieses auch wieder aufräumen sollte. Erleichtert, dass er ihr nicht gleich den Kopf abgehackt hatte oder sie in Fesseln legen ließ, versuchte sie ein Lachen, was ein wenig, nun sagen wir, übertrieben klang. Reiß dich zusammen, Zosia!! schalt sie sich selbst. „Wenn ihr es selbst kontrolliert, werden sie es wohl kaum wagen sich ungemäß aufzuführen.“ versuchte sie die Wogen weiterhin mit einem Kompliment zu besänftigen. Und ehrlich gesagt, ihr würde es durchaus auch gefallen, wenn er öfters vorbeikommen würde. Er sah doch ganz gut aus. Und er war eigentlich wirklich nett. Die Wirtstochter seufzte auf. „Kommt, ich glaube über so ernste, wichtige Dinge reden wir lieber bei einem guten Krug Bier, hm?“ winkte sie ihn zurück in den Schankraum, wo sie gleich zwei Krüge des besten Bieres, das sie noch hatte, füllte. Sie deutete auf einen nahen Tisch mit noch zwei halbwegs stabil aussehenden Stühlen, die hoffentlich nicht gleich unter der Last ihrer beider Hintern zusammenbrechen würden. „So ist es doch gleich besser, nicht wahr?“ hob sie den Krug zum Prost. Diesmal verkniff sie sich ein Kommentar darauf, dass die Fieldings nur im besten Interesse der Bevölkerung handeln würden. Sie lernte ja dazu, spät, aber immerhin, nicht wahr? Sie lächelte weiterhin, mehr nicht. Große Worte, hoffentlich folgten dem auch Taten, zum Wohle aller. „Versteht mich nicht falsch, ich bin nun mal nur eine einfache Wirtstochter, aber auch hier gibt es Vereinbarungen mit den Händlern, so gut es geht schriftlich.“ das war der Vorteil der Volkserziehung, zumindest konnte jeder im Grunde lesen und schreiben. „Es wäre mir einfach wirklich lieber, wenn es irgendein Papier gäbe, auf dem es festgehalten ist.“ Natürlich, Papier war geduldig, da konnte man alles drauf schreiben und gleich wieder verwerfen oder in ein paar Jahren widerrufen. Aber mal ehrlich, wenn die Fürsten Fielding so arbeiten wollten, dass sie das von ihnen Unterschriebene nicht wertschätzten, dann war mit ihnen wohl besser kein Geschäft zu machen, oder? Solange die Familie an der Macht war, könnte sie sich mit einem Schrieb zumindest irgendwie darauf berufen, was hier ausgemacht wurde. Und wenn es wieder einen Wechsel gab, nun, denen war ja ohnehin gleich, wofür die Fieldings ihr Geld ausgaben, eine neue Fürstenriege anderen Namens hätte keinen Anspruch auf irgendwelche Vorteile oder Abmachungen, sie hatten ja nichts reingesteckt. „Was auch immer kommen mag, es ist einfach eine Abmachung zwischen der Fürsten Fielding und der Familie Marsili. Ich möchte keine Unsicherheiten, keine Fragen und Verpflichtungen. Auch was den Preis angeht, den das alles hier etwa kosten könnte. Ihr wollt euch doch absichern, dass ich euch nicht über den Tisch ziehe und euch mehr aus der Tasche luchse, als es wirklich sein muss, oder?“ wollte sie auch mal einen Ausgleich schaffen und ihm beweisen, dass es nicht nur darum ging, dass sie sich ihm gegenüber absichern wollte, sondern dass das alles natürlich auch einen Vorteil für ihn hatte, das Unterfangen hier auf halbwegs rechtssichere Beine zu stellen.
Während er sprach, nahm sie einen großen Schluck und beobachtete ihn ein wenig. Er meinte es wirklich ernst, oder? Er nahm sich seine neue Rolle wirklich zu Herzen und versuchte ein anständiger Herrschersohn zu sein, etwas, wofür sie ihn wirklich respektieren konnte. Wäre da nicht der letzte Satz. Ah, da haben wir es also. Da war seine Kondition, seine Gegenleistung, seine Bedingung. Sie sollte für ihn spionieren? Oder sagen wir, ihre Gäste aushorchen, wie sagt er Augen und Ohren offen halten. Er erwartete aber nicht wirklich, dass sie ihre Nachbarn belauschte und sie etwa ans Messer lieferte oder irgendetwas zu deren Ungunsten verraten würde? Schon lüpfte sich von selbst eine Augenbraue, noch ehe sie diese kontrollieren konnte. „Da habt ihr einiges vor, Euer Gnaden.“ Vielleicht konnte man das ja auch in die andere Richtung spiele. Wenn sie es sich mit ihm gut stellte, vielleicht konnte sie dann auch einiges in Erfahrung bringen, was ihnen, den einfachen Bürgen, helfen würde. „Dann lasst mir euch auch ein Angebot machen, mein Prinz: wann immer es euch nach einem guten Bier und ein wenig Gesellschaft abseits vom Hofe lustet, oder ihr eben sehen wollt, wie die Baustelle voran geht, dann kommt doch einfach vorbei. Für euch wird immer ein Krug und ein Stuhl frei sein.“ und auch das meinte sie ehrlich. Allerdings bezweifelte sie, dass ein so Hochwohlgeboren sich all zu oft in den Niederungen der Taverne wiederfinden würde.
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