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I'm shy. Until I get to know you.
09.08.1016 - 15:00
Königliche Gemächer
Lester Stafford Leif Stelhammer

Spoilerwarnung für Charles
Unregistered
Lester Stafford
Alter
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User
#1
I'm shy. Until you get to know me.
Leif Stelhammer  würde gern die alte Familie seiner Ehefrau näher kennenlernen. Dazu zählt natürlich auch Lester, doch dieser geht dem eigentlich eindrucksvollem Mann bisher nur schüchtern aus dem Weg. Nun hat Freda das Zepter für ihren zurückhaltenden Sohn einfach selbst in die Hand genommen und eine Verabredung zwischen den beiden Kronprinzen organisiert, denn eigentlich kann Lester gerade sogar einen starken Mann für die Überraschung seines Papas (Spoilerwarnung an Charles) gut brauchen. Sonderlich erfreut ist der Zehnjährige aber dennoch nicht.
Der Zehnjährige verbrachte schon immer viel Zeit seines Tages damit, zu beobachten, zu lernen, Fragen zu stellen, selbst mit seinem Umfeld zu experimentieren und wieder zu beobachten, da war es selbstverständlich, dass Lester noch immer an seiner Mittagsruhe festhielt. Es war ein schönes, inniges Ritual, an dem seine Eltern sehr zu schätzen wussten, dass es bestand hatte und wohl auch noch ein wenig in der Zukunft hätte. Denn seit jeher gaben diese 1-2 Stunden auch Charles und Freda etwas Zeit für sich. So war die Königin mit ihrem Sohn in deren Schlafzimmer gegangen und ein wenig später ins Gesellschaftszimmer gekommen.

Genau dort saß mittlerweile auch der Grund, aus dem Lester es heute gar nicht mal leichtgefallen war, zu entspannen, sich hinzulegen oder sogar etwas zu schlafen. Am Ende hatte Freda es zwar geschafft, dass Lester etwas die Augen schließen konnte, aber die Gedanken über die Zeit nach der Mittagsruhe waren gefühlt dennoch vorherrschend gewesen. Ganz anders ging es dabei dem kleinen Edgar, der all das, worauf Lester bei dem Besuch aus Norsteading mit Vorsicht und Schüchternheit reagierte, bloß abenteuerlich und spannend fand, was diesen mit seinem Auftreten für den Fünfjährigen als den perfekten Spielpartner erscheinen ließ. Zwar sollte der kleine Mann sich auch ausruhen, doch war das einfach nicht mehr länger möglich gewesen, so sehr gespannt war er auf den Riesen aus dem Norden gewesen.

So kam es auch, dass Edgar es gar nicht mitbekommen hatte, wie Lester zunächst still in der Tür gestanden und die beiden beobachtet hatte. Und er hatte auch nicht bemerkt, wie sein geliebter großer Vetter mittlerweile schon vorsichtig den eigentlich vertrauten Raum durchquert und dicht neben Freda auf dem königlichen Sofa platzgenommen hatte, nachdem er von seiner Mutter bestärkend herein gewunken wurde.

Ruhig dasitzend sah Lester den beiden noch etwas zu und begann sich tatsächlich gerade langsam wohler zu fühlen, denn gemeinsam mit seiner Mama, die sanft ihren Arm auf seine Hände gelegt hatte, fühlte man sich auf dem großen Möbelstück noch ein Stückchen weiter weg vom Geschehen, als man eigentlich war. Freda durfte auch sehr gern noch bleiben, denn sie hatte Schuld an dieser Situation. Schon beim Mittagessen hatte Lester kein Wort gegenüber dem Hünen herausbringen wollen. Er war eigentlich ein sehr gemütlicher Esser, doch hatte er heute so gegessen, dass jedes Mal, wenn er Gefahr lief, angesprochen zu werden, natürlich nur ganz zufällig, gerade kauen musste. Dabei wusste Freda, dass ihr Sohn eigentlich Interesse an dem Besucher hatte und es außerdem eine gute Möglichkeit für ihn war, aus seinem Schneckenhaus herauszukommen. Gut, dass Lester genau jetzt jemanden mit so einem Körper brauchen konnte. Also machte sie einfach unter diesem Vorwand die Verabredung für Lester, der dafür übrigens in diesem Moment nur wenig dankbar war, selbst aus. 

So richtig, konnte der Kronprinz es noch nicht nachvollziehen, wie Edgar es schaffte, so ausgelassen zu kichern und zu lachen, doch hatte er dafür zumindest eine Theorie: Wie er an sich selbst und umso besser bei Erwachsenen feststellen konnte, waren Größenwuchs und Alter keineswegs Proportional. Was aber scheinbar im gleichen Verhältnis anstieg, das war die Größe und Breite eines Mannes, sowie dessen Tendenz zu barbarischem Aussehen, gemeinsam mit der Neigung, sich auch tatsächlich barbarisch zu verhalten und dies auch von seinem Gegenüber so zu erwarten. Die einzige Ausnahme hiervon waren anscheinend Personen, die von jenen als besonders Schützenswert angesehen wurden, also größtenteils Frauen und Kinder, um diese sie sich dann sogar besonders fürsorglich kümmern wollten. Unter diese beiden Kategorien fielen hier Freda, Edgar und schlussendlich auch Lester. Soweit war das gut, aber es gab dabei ein Problem, das ihm zugleich half, die Freude seines Neffen nachzuvollziehen: Seine Theorie beinhaltete des Weiteren, dass die Grenze zwischen dem, was als Schützenwert galt – und was eben wiederum nicht, sich bei Jungen als sehr diffizil herausgestellt hatte und er nicht einschätzen konnte, wie der Hüne, der in diesem Moment noch fürsorglich zu seinem Vetter war, diese Grenze bei ihm selbst zog. Aber ein Barbar war Lester sicher nicht. 

In einem seiner Bücher würde es wohl so stehen: „Das barbarische Erscheinungsbild eines Mannes ist genau dann annährend proportional zu dessen barbarischem Auftreten und seiner Erwartungshaltung auf Erwiderung eben dieser Eigenschaften, wenn das Gegenüber nicht als besonders Schützenswert, also im Allgemeinen Frauen und Kinder, wobei die Grenze bei Knaben als ungewiss zu betrachten ist, gilt.“ 

Viel länger als den Moment, den er brauchte, um sich dieses kurze Theorem und seine damit verbundene Einstellung zu seinem Gast noch einmal vor Augen zu führen, hatte er dann jedoch gar nicht Zeit, um weiter aus sicherer Ferne die Situation zu beobachten. „Lester!“, freute sich Edgar, als er seinen Vetter erblickte und gesellte sich zu deisem, während Freda ihrem Sohn im Zuge dessen ruhigen Beobachtungen gerade seine Handschuhe, die ihn davon abhielten, sich seine empfindsame Haut, die noch immer etwas darunter litt, dass die letzten Wochen anstrengend waren, immer aufs neue aufzukratzen, auszog. 

Da war er nun: Leif Stelhammer, der Kronprinz des verbündeten Königreichs Norsteading. Überrascht von der plötzlichen Aufmerksamkeit seines Vetters und Schüchtern von dem Anblick des gewaltigen Mannes vor ihm, sah Lester nun nach einem sich bei Freda rückversichernden Blick zu seiner Verabredung.
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Commander of Wolves
Leif Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 24
Beruf Kronprinz von Norsteading
Wohnort Wintergard, Norsteading
Stand Verheiratet
User Letha
#2
Was machte es schon für einen Unterschied, ob Leif sich jetzt im Frühlings- oder Winterland seine freie Zeit vertrieb, von der er übrigens viel zu viel hatte. Das war ihm noch nie so richtig aufgefallen. Eigentlich verfolgte er zu Hause einen rigorosen Zeitplan, stand früh auf, ritt aus, fällte Bäume, pflegte das Handwerk mit seiner Axt, bis der Schweiß sich in seinem Nacken sammelte. Nach einem ausgiebigen Mal beschäftigte er sich mit Studien und Politik, wohnte den diplomatischen Terminen seines Vaters bei, übernahm bereits seine eigenen Treffen mit etwaigen Fürsten, Erben, Pächtern, Händlern, Beratern, Geistlichen; sie alle wollten etwas von ihm. Aber wenn er jetzt in ihre Gesichter blickte, dann wusste er nicht mehr, was er noch von ihnen wollte. Was hatte Diplomatie für einen Sinn, wenn sie sich alle nicht trauten, in den Krieg zu ziehen? Wenn sie den Schwanz einzogen und darauf warteten, dass der Feind seinen nächsten Schritt machte? Ob er sich nun dem täglichen, oberflächlichen Gerede in seiner Heimat aussetzte oder hier im Nachbarland Wurzeln schlug, machte für ihn keinen Unterschied. Was sollte es schon ausmachen? Hier konnte er wenigstens die kaum gepflegten Verbindungen seiner Vetternschaft pflegen. Aleena ging es besser in Spring’s Court, auch er sah es ihr mittlerweile an, und Leif hatte Spaß dabei, den großen, starken Winterländer für die kleinen Jungs zu mimen.
A propos kleiner Junge. Wo steckte eigentlich Lester, hm?

Fest zugepackt habe ich, direkt das Geweih.“ Große Augen starrten auf die Hände, die sich zu Fäusten ballten und den Griff demonstrierten. „Die Hirsche in unseren Wäldern sind stark und territorial. Aber wenn du dich behauptest, lassen sie dich ziehen.“ Fünfjährige Kinder wie Edgar träumten gerne davon, groß und stark zu sein, doch ehe sie das Alter erreicht hatten, tatsächlich solche Dummheiten zu begehen, hatten sie im Idealfall schon die kindliche Fantasie hinter sich gelassen. Mit anderen Worten: Edgar würde nicht mir nichts, dir nichts einem Hirsch entgegentreten und ihn herausfordern. Er war kein Winterländer. Er war nicht Leif.
Die großen Augen kullerten rüber zu einer kleinen Figur, die sich zu Freda gesellt hatte, und auch Leif wurde aufmerksam. Ein breites Lächeln zog sich durch den frisch gestutzten Bart, während er sich auf der gepolsterten Bank zurücklehnte und seinen Arm über der Lehne ausbreitete. Ein ehrliches Lächeln – Leif freute sich immer, Lester zu sehen. Zwar trugen sie beide den gleichen Titel, aber für den Kronprinzen von Norsteading war sein Neffe noch meilenweit von dem Bild entfernt, was man sich unter einem König vorstellte. Allerdings sah er schon jetzt ein deutliches Stück von Charles in dem Jungen, zum Guten wie zum Schlechten, seiner Meinung nach. Vielleicht bewies er in Zukunft ja mehr Rückgrad als sein Vater.
„Guten Tag, Lester. Freda hat mir erzählt, dass du meine Hilfe brauchst?“ Dem Blick der Blonden nach zu urteilen war das so nicht abgesprochen gewesen, aber Leif zuckte nur mit den Schultern. Warum ausgerechnet in der Familie um den Brei herumreden. Wenn Lester etwas von ihm wollte, dann sollte er es nur sagen. Sogar die Brotkrumen hatte er ihm hingeworfen; der Junge brauchte sie nur nehmen.
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Lester Stafford
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#3

Den großen, starken Winterländer sah auch Lester in seinem nordischen Vetter, auch ohne dieses Schauspiel, das er gerade vor Edgar abzog. Im Gegensatz zu den staunenden Kulleraugen des Fünfjährigen, zeugte der Blick des Kronprinzen eher von skeptischer Vorsicht. Für den Zehnjährigen, der durchaus schon realistischere Erzählungen über die Kämpfe von Hirschen in deren Brunftzeit gehört hatte, war das nicht mehr als eine unsinnige Geschichte, gut genug erzählt, dass der Kleine sie glaubte. Ein Erwachsener, das schloss auch den Hünen vor ihm ein, war in Lesters Augen aber gut beraten, wenn er sich diesem Kampf nicht stellte.

Großartig, danke Edgar. Jetzt lag die Aufmerksamkeit aller Anwesenden mal wieder auf dem Kronprinzen, dabei war sein Ziel das komplette Gegenteil gewesen. Hätte er nicht einfach der Geschichte noch länger zuhören und ihn hier sitzen lassen können? Nein, er musste gleich nach ihm rufen. Das würde er ihm später nochmal erklären, auch wenn es nicht das erste Mal war. Am Ende machte er vielleicht sogar gemeinsame Sache mit seiner Mama. Wäre nichts Neues, dass sie den aufgeschlossenen kleinen Kerl benutze, wohl in der Hoffnung, dass Lester sich etwas davon übernahm.

Der Ausdruck von Verunsicherung wurde im Gesicht des schüchternen Jungen noch einmal größer, als Leif ihm dann unvermittelt ansprach. Das hatte er mit seiner Mama anders besprochen! Kurz ging sein Blick hilfesuchend, aber mit einem Funken an Vorwurf, zu der Frau, der er das hier zu verdanken hatte. So war nicht der Plan! Zurück erhielt er jedoch nur ein ermutigendes Lächeln und ein sanftes, kontinuierliches Drücken und Streicheln seiner Hand. Freda missfiel diese Planänderung ebenso, aber sie wusste, dass das Kind nun einmal in den Brunnen gefallen war. Sie könnte Leif vielleicht vorschreiben -und hätte es am liebsten auch getan -, wie das Treffen mit ihrem Goldjungen ablaufen sollte, aber wie sähe das bloß aus? Sie war froh, dass sie diesen Impuls unterdrücken konnte.

„Eure Majestät.“, brachte Lester dann jedoch, auch wenn vor Ehrfurcht nur sehr zögerlich, hervor und durchbrach damit gleichsam die Stille sowie die Gedanken seiner Mama. „Muss nicht sein.“, piepste er aber gleich darauf, um das direkte Angebot schüchtern abzulehnen. Diese drei Worte hatte er sich irgendwann mal in solchen Situationen angewöhnt, in denen er sich einfach nicht traute, ein Angebot anzunehmen oder sich damit nicht gut fühlte, ohne dabei zu verleugnen, dass er es eigentlich gut fand und gern annehmen würde. Und aus Höflichkeit und Sorge, den Jungen zu weit zu bedrängen, ließen die meisten auch von ihm ab. Leif und seine Mama aber sicher nicht.

„Lester, du brauchst keine Angst haben. Leif tut dir nichts!“, wollte der hin und wieder vor emotionaler Intelligenz strotzende Fünfjährige den deutlich älteren aufmuntern, hatte selbst er das Muster erkannt. „Tante Freda hat gesagt, dass ich nur so lange mit ihm spielen darf, bis du fertig bist, weil er danach nur mit dir allein eine Verabredung hat.“, fuhr der kurze von dem Winterländer begeistert, aber auch mit einem fordernden Unterton, fort. Und wieder, danke Edgar. Dabei hätte Lester gerade so gar nichts dagegen, würde Edgar seinen Willen bekommen und weiter mit Leif spielen dürfen. Sie steckten also tatsächlich unter einer Decke. Genau da würde Lester jetzt auch gern wieder hin. Am liebsten hätte er sich jetzt von seiner Mama die Handschuhe wieder überziehen lassen und wäre in seiner Hängeschaukel unter der Decke, die noch immer etwas nach seinem Papa roch, verschwunden.

Jetzt flüsterte Freda dem Zehnjährigen etwas von Mut, sich trauen und toller Junge in sein Ohr, liebkoste ihn mit einem Kuss auf die Stirn und hielt auch weiter seine Hand. Heute würde sie ihn nicht mit seiner Strategie davonkommen lassen. Lester wusste das auch, er würde hier erst wieder wegkommen, wenn seine Mama, die ihm gerade eine stattliche Herausforderung stellte, ihn aber dabei niemals allein lassen würde, zufrieden war. Und… eigentlich wollte er ja Leif auch kennenlernen. Aleena hatte ihren Gemahl unter anderem als ehrlich und kompromissbereit beschrieben, das klang gar nicht so barbarisch. Lester sah zu seiner Verabredung und betrachtete diese einen Moment lang zweiflerisch, erinnerte sich an die Worte seiner Tante und beschloss der Sache eine Chance zu geben – eine andere Wahl hatte er ja eh nicht. Also nahm er einen weiteren Moment lang all den Mut zusammen, den er aufbringen konnte und atmete dann angestrengt tief aus. „Also eigentlich wäre ich dankbar, wenn ihr mir hälfet, eure Majestät“, brachte er darauf zaghaft aber tatsächlich mit einem seichten Lächeln hervor. Die Königin wirkte zufrieden und flüsterte nach einer kurzen Pause ihrem Kind noch einmal etwas ins Ohr. „Eine Überraschung für Papa. Sie ist schwer und steht in der Werkstatt und soll hoch.“, beantwortete er wohl mehr die Frage seiner Mama, als dabei frei zu sprechen. Immerhin er hatte Leif dabei zumindest angesehen. Und Freda schien sehr stolz über diesen großen Schritt ihres kleinen Prinzen.


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Commander of Wolves
Leif Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 24
Beruf Kronprinz von Norsteading
Wohnort Wintergard, Norsteading
Stand Verheiratet
User Letha
#4
Wo redete man seine Familie mit deren Titel an? Im Königsland vielleicht, wo sowieso alles so falsch war wie die Haare von Augusto höchstpersönlich. Lesters Vater gebührte ein Titel, weil er darauf bestand und man Königen einen gewissen Respekt zollte, aber schäme dich, solltest du deinen Vettern und Geschwistern im Winterland mit Formalien begegnen. Auch Leif verspürte den Drang, seinem kleinen, angeheirateten Neffen den Kopf zu waschen, aber er hatte nicht das Gefühl, dass er damit eine groß besänftigende Wirkung auf ihn haben würde. Kinder. Das Abwinken ließ er sich trotzdem nicht nehmen, auch wenn er sich das für die folgenden Worte eigentlich hätte aufsparen können. Ja, Kinder. War Leif wirklich so respekteinflößend, hm?
Einen Moment starrte er den Jungen nur an, der Junge, der genauso wie er selbst mal eine Krone tragen würde und doch aus so einem anderen, so viel weicheren Holz geschnitzt zu sein schien, dass Leif noch Probleme hatte, ihn sich ausgewachsen vorzustellen. Aber was musste Lester auch jetzt schon Größe zeigen – er war ein zehnjähriger Junge, der besser noch lange genau das blieb, ein Junge, bevor sein Vater ihm den Titel (und den Stock im Arsch) aufbürden würde. Dennoch sollte er in Leifs Augen zumindest den Mumm aufbringen, ihn von sich aus zu fragen, wenn er etwas von ihm wollte, weshalb er schließlich mit den Schulter zuckte – „Dann halt nicht“ - und sich wieder Edgar zuwenden wollte. Dass er damit eine kleine Taktik verfolgte, musste Lester ja nicht wissen.
Irgendwie schien sowieso jeder daran interessiert zu sein, dass Lester sich traute, und nachdem sowohl Freda, als auch Edgar auf den Jungen eingeredet hatten, kam endlich die Frage, oder Bitte, die Leif hören wollte. „Mhm“, brummte er nur, aber hinter seinem Bart versteckte sich ein breites Lächeln. War das denn so schwer? Ältere, halbfremde Menschen waren respekteinflößend, schon klar, aber sie taten alle ihr Bestes, damit der Kronprinz sich hier wohlfühlte. Sogar Leif hielt sich zurück, nahm mit seiner Größe nicht sofort den Raum ein und versuchte, seine Kanten zu schleifen und seinem Neffen nicht zu schroff zu begegnen. Er war einfach gestrickt und wenn man ihn ehrlich fragte, dann würde er auch ehrlich antworten. Man musste nur diese eine Hürde überwinden: Fragen. „Gern. Aber-“ Leif drückte sich aus den weichen Polstern in die Höhe und rollte seine Fußknöchel, die beim Sitzen wenig Blutzufuhr erhalten hatten. „Nur wenn du mir beim Tragen hilfst.“ Halb eine Bitte, halb eine Aufforderung, definitiv eine Herausforderung rückte er in langen Schritten zu Lester auf und ließ es sich nicht entgehen, beim Vorbeigehen noch einmal Edgars Haarschopf durchzuwuscheln. „Wir sehen uns zum Tee, Freda.“ Damit deutete er seinem Neffen auch schon, den Weg anzudeuten.

Die eigentliche Kunst war es nicht, den kleinen Kronprinzen zu überholen, sondern sich an sein Schritttempo anzupassen. Für Leif, der es gewohnt war, ohne Schnörkeleien von A nach B zu kommen, fühlte es sich wie Spazieren gehen an, während er neben Lester herlief. Zugegeben, im Schloss seiner angeheirateten Familie konnte man besser spazieren gehen als in der Burg seiner eigenen Familie, wo die Dekoration sich auf gewaltige Geweihe, Felle, Tierköpfe, Waffen und wuchtige Ahnengemälde beschränkte. Ah, Leif vermisste seine Familie. Sie war einer der vielen Gründe, warum es ihn wieder zurück in seine Heimat zog, wo er hier als Hüne in einem Puppenschloss doch so fehl am Platz wirkte. Im Gegensatz dazu schien der kleine Prinz mittlerweile zum Inventar dieses Schlosses zu gehören, so sicher und zielstrebig, wie er sich in dessen Mauern bewegte. A propos sicher und zielstrebig. „Sag mal, Lester, wenn wir schon zu zweit sind. Wie steht es um deine Ausbildung mit Schwert und Bogen?“ Na bitte, wieder ganz im Leif-Territorium, sah man ihm die Begeisterung und Neugierde doch bereits in seinen blauen Augen an. „Hast du Fortschritte gemacht?“
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Lester Stafford
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#5
Da war etwas, wegen dem Lester die letzten Jahre über stets eine gewisse Abneigung gegenüber Leif verspürt hatte, als auch nur dessen Name genannt worden war. Es war eine Gegebenheit gewesen, aus der er sich seine eigene Tatsache geformt hatte, die das in seinem Kopf bereits vorhandene Bild des barbarischen Winterländers nur noch bestätigte. Bloß anmerken lassen wollte er sich davon nichts. Was würde dieser norsteadter Grobian nur aus ihm machen, wenn er auch nur zu fest daran dachte und seine Gedanken nach außen in dessen Ohren dringen würden? Da kam es beinahe recht, dass Edgar und Freda sich dazu verschworen hatten, ihn davon überzeugen zu wollen, dass Leif nicht nur den Schein erwecken wollte, freundlich zu sein. Zumindest schafften sie es, dass Lester ihn für eventuell sogar ganz nett bedachte, was aber auch nicht viel besser als grobschlächtiger Wilder war, wenn man wusste, was ganz nett bedeutete.

Mit einem Ausdruck von Verwirrung blickte Lester den Mann an, der gerade seine Bitte annahm aber dabei auch eine Forderung stellte. Er hatte doch eindeutig von „helfen“ und nicht von „für mich machen“ gesprochen. Oder etwa nicht? Kurz sah er zu Freda, die ihm nur weiter über seinen Rücken streichelte. „Ihr seid auch nicht mein Diener, eure Majestät.“, entgegnete Lester entschuldigend, als er sich Leif wieder zuwandte. Er wollte es sich nicht mit Leif verscherzen, denn irgendwann würde er mit diesem Mann zusammenarbeiten müssen, da durfte er sich nun keinen Affront erlauben. Und auch wenn Leif sich scheinbar nicht schlecht behandelt fühlte, wollte Lester es dennoch klarstellen.

„Viel Spaß euch beiden.“, bestätigte Freda kurzerhand an Leif gewandt, bevor sie auch Lester versuchte zum Aufstehen zu bewegen. Doch von ihrem Sohn bekam sie nur einen erschrockenen Blick. Sollte er allein gehen? Er war fest davon ausgegangen, dass sie mitkommen würde. Das nächste Mal würde er sowas vorher mit ihr noch genauer absprechen. Wobei der Teil, der abgesprochen war, auch anders abgelaufen war. Freda lächelte nur. „Du schaffst das, mein Schatz. Es ist ja nicht so, dass Leif dich mit nach Norsteading nimmt, ihr seid nur ein paar Etagen tiefer.“, ermutigte sie ihr Kind und drückte diesem einen Kuss auf die Stirn. „mit nach Norsteading“ Wie kam sie jetzt darauf? Warum hatte sie das so gesagt? Wieder lächelte Freda wissend, nachdem sie das besorgte Gesicht ihres kleinen Prinzen gesehen hatte. „Leif hat es doch selbst gesagt. Zum Tee seid ihr zurück.“, beschwichtigte sie erneut, „Na komm. Ich bin die ganze Zeit hier.“

Tee? Stimmt, er hatte Tee gesagt und nicht etwa Met oder Schnaps. Das klang überhaupt nicht barbarisch. Ganz im Gegenteil. Täuschte er sich doch in seinem Onkel? Egal, er wollte seine Mama nicht enttäuschen. Bedächtig schob der kleingewachsene Zehnjährige sich also von dem Sofa, in dem er so gut versinken konnte und musste nun stehend den Kopf nun noch weiter in den Nacken nehmen, damit er Leif ins Gesicht sehen konnte. Er war riesig. Er war breit. Dann sah er zu Edgar und anschließend an sich herab. Das Gegenteil. Jetzt wo die beiden Jungen nebeneinander standen war sogar zu erkennen, dass der Fünfjährige nicht nur recht groß, sondern Lester auch noch sehr klein war, wo die beiden keine 10 Zentimeter an länge trennten. Das gab dem Zehnjährigen einen weiteren Grund, weshalb er es gar nicht mal schlecht fand, klein zu sein. Seine These nach müsste er so definitiv noch als Schützenswert für einen Barbaren gelten. Gute Sache. Hoffentlich, denn Leif erwies sich zunehmend als atypischer Barbar.

Lester ging in normaler Geschwindigkeit, auch wenn er hin und wieder mal zögerte, um jede kleine Regung seines Onkels mitzubekommen. Auch so waren Lesters Beine nun mal noch so kurz, dass man sich ganz schön anpassen musste. Ein wenig fühlte der kleine Prinz sich dann sogar wohl, als er den großen Prinzen durch das Schloss führte, von dem er versuchte jeden Zentimeter auf Papier zu bringen, wenn man ihn nicht zu irgendwelchen Treffen zwang. Ob Leif auch Karten mochte? Das wäre auch nicht barbarisch.

Gerade als er sich seine Frage überlegt hatte und zu Leif aufsehen wollte, kam dieser ihm jedoch mit etwas zuvor, dass diesem wieder Extrapunkte auf Lesters imaginärer Barabarenskala verschaffte. Der jüngere Kronprinz überlegte und auch wenn seine Augen genauso blau waren wie die des Älteren, war er so gar nicht begeistert über diese Frage. Was sollte er darauf antworten? Er fand das Ringen und Fechten einfach blöd. Bezüglich des Bogenschießens war er zumindest froh, mit seinem Kinderbogen einigermaßen zu treffen. Insgesamt? Sehr ausbaufähig.
„Alden sagt, ich mache mich ganz gut und ist zufrieden.“, hatte er sich selbstverständlich für die Wahrheit entschieden, die er aber nur gekürzt und recht gleichgültig hervorbrachte.
„Mögt ihr Karten, eure Majestät?“, nutze er dann gleich seine Redezeit, um eine Frage zu stellen, die für ihn von weitaus größerer Relevanz zu sein schien.
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