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10-04-2024, 21:47 - Wörter:
Fast hätte sie gedacht sich verhört zu haben, aber es geschah wirklich: Ilyas lachte. Der tiefe Timbre seiner Stimme hallte auf und vermochte das immer so ernste Gesicht zu erweichen, der Klang bewegte seinen Körper und ließ ihn mit einem Mal um so vieles lebendiger, gar menschlicher wirken, als wäre eine Last an militärischer Disziplin von ihm aufgefallen. Und es war wundervoll. Amira strahlte und war begeistert ihn so zu sehen. Und da fielen ihr die Worte seiner Mutter ein und sie wusste, dass sie diese beruhigen konnte, er war über das Lächeln hinaus gekommen. Aller Anfang war schwer.
Als ihr auffiel, dass er ihre Hand und Absichten dieses Mal nicht abwehrte, ließ sich die junge Frau Zeit. Einfach, weil sie es gerne tat, weil es ihr gefiel zu sehen, dass er es genießen konnte und sich entspannte, und weil sie sorgfältig war. So besonnen und sanft sie das feuchte Tuch über seine Haut führte, dass es klitzekleine Wassertropfen auf einzelnen Härchen perlen ließ, so nutzte sie die Gelegenheit ihn sich in Ruhe und aus der Nähe anzusehen. Dass die raue Haut über deutlichen Muskeln spannte, dass sich der kräftige Kiefer markant hervor hob, und die Brust festen Widerstand gegen ihren fürsorglichen Druck hielt. Vielleicht war der kühlende Effekt das, was ihm gerade so gut gefiel, ein kleiner Teil in ihr hoffte, dass er es genoss, weil sie die Ausführende war. Aber die heiße Luft hätte ein längeres Hinauszögern ohnehin verhindert, und wie sagte man doch auch so schön? Wenn es am Schönsten war, sollte man aufhören.
Tatsächlich war es mehr ein dämmriger Schlaf, den Amira eingefangen hatte, und sie war sich nicht sicher seine Hand gespürt zu haben. Genauso gut hätte es eine Windbewegung sein können, die ihr Haar bewegte. Das Aufwecken aber erinnerte an jeden einzelnen Muskel in ihren Körper und sie fühlte sich spontan um rund zwanzig Jahre gealtert. Doch es half alles nichts, da musste sie nun durch. Das Tuch wieder um den Körper und ihren Kopf gebunden, halb schläfrig und halb kraftlos ließ sie sich von Ilyas aufs Pferd helfen, der sie natürlich am Ende der Etappe genauso wieder herunter hob. Dass dies ausschließlich sein Job war, war nun geklärt. Und bei diesem zweiten Teil des Ritts, hatte Amira weit weniger Blick für die Schönheit der Landschaft übrig gehabt, im Geiste über die Sonne und die Hitze geflucht, bei jedem neuen Sandkorn auf den Wimpern ihren Pulsschlag gespürt und auch wohl kaum ein Wort der simplen Konversation herausbringen können, wenn sie gewollt hätte. In jeder Silbe hätte wohl ihr Mann den ganzen Ärger abbekommen und das wäre nicht unbedingt das, was sie im Sinn gehabt hatte.
Irgendwann war es soweit, dass sie sogar glaubte den Schmerz gar nicht mehr spüren zu können, aber sobald sie sich auf dem Boden befand, merkte sie, dass sie sich geirrt hatte. Ihr Hintern tat unbeschreiblich weh und die Beine zitterten, als hätte sie gerade stundenlang eine ganz andere Aktivität hinter sich gehabt. Ungewollt verärgerte sie seine Rückfrage, ob sie die Pferde versorgen könne, auch wenn dahinter vermutlich nur Fürsorge stand. Aber sie war gerade in keiner guten Verfassung, gelinde gesagt, hasste sie gerade die ganze Welt und da sonst niemand da war, wäre es ein leichtes ihre Laune an ihm auszulassen. Aber Amira tat es nicht. Stattdessen nickte sie, atmete durch und nahm die Zügel der Tiere, die selbst erschöpft genug waren um dem langsamen Schritt der Frau nicht überteilt zu folgen. Eine erhobene Felsformation sollte nicht nur dem Zelt notdürftigen Schutz bieten, sondern sie fand sogar eine Stelle, die sich zum Anbinden eignen sollte. Die Witterung hatte mehrere hohle Stellen in den Stein gefräst und sie band die Tiere fest, nahm ihnen die Sättel ab um sie im Schutz einer hervorstehenden Wölbung abzulegen. Selbst das Bücken schmerzte. Amira atmete nochmals bewusst und als ihr das Glitzern der Sonne gewahr wurde, entspannte sie sich ein wenig. Sie nahm sich den Moment um in den Horizont zu blicken, hinter dem der heiße Ball so eben verschwunden war, und doch noch die Welt in rote Farben tauchte. Zumindest im unteren Bereich, denn umso höher sie blickte, umso mehr Farben erschienen und wurden dunkel und dunkler, bis sich auf der gegenüberliegenden Seite bereits die ersten Sterne sichtbar hervor wagten.
Amira lächelte und beobachtete, wie sich die Sterne nach und nach immer mehr Platz auf dem weiten Himmel erkämpften und ihre Position behaupteten. Unglaublich, sie strahlten viel heller, als sie es jemals gesehen hatte. „Sieh nur“, deutete sie auf die Milchstraße, die funkelte, als befänden sich tausende kleine Diamanten am Firmament, derer Leuchtkraft nur der Mond selbst in Frage stellen konnte. Abnehmend und weiß, ungewöhnlich groß, erspähte sie diesen auf der anderen Seite. Amira musste sich herum drehen und tat das so schnell, dass sie ungewollt beinahe über einen der Pflöge geflogen war, der dem Zelt Halt bot. Ein kleines Zelt. Der Mond schien auf einmal bei weitem weniger interessant als das Ding, das Ilyas aufgebaut hatte. Selbstredend beeindruckend, dass er diese Fertigkeit beherrschte, aber sie fragte sich mit einem Mal, wie sie beide darin Platz finden sollten. War ihm das vorher klar gewesen? Doch jetzt konnte es ohnehin nicht ändern. Und weil sie trotz der Schmerzen aufgrund des Anblicks der Sterne ihre gute Laune wiedergefunden hatte, wollte sie sich durch Spekulationen und Sorgen über den Nachtschlaf nicht wieder verderben. Bereits zuvor hatte sie den Knoten um ihr Gesicht gelöst gehabt, nun zog sie das Tuch noch über ihren Kopf und etwas enger um die Schulter, als ein kühlender Wind endlich einbrach. Noch war es angenehm, ein Ausgleich zu der Hitze, und leider keine Oase in Sicht.
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11-04-2024, 11:04 - Wörter:
Er hatte sie gar nicht verärgern wollen mit seiner Rückfrage, sondern lediglich nachhorchen wollen, ob sie damit Erfahrung hatte, denn schließlich wusste er so gut wie nichts über sie und ihre Vergangenheit und ob sie jemals im Palast mit Pferden in Berührung gekommen war oder geschweige denn diese auch versorgt hatte.
Aus dem Augenwinkel konnte er aber sehr genau wahrnehmen wie sie mit wackeligen Beinen die Pferde mit sich mit nahm und für diese den besten Platz im Schutz des Gesteins suchte. Oh, er konnte sich gut an seine ersten Tage im Sattel erinnern und auch an die junger Gardisten..da nutze es nicht hartgesotten zu sein oder ein Halbstarker mit Stolz, am Ende tat ihnen allen der Arsch weh, nicht mehr und nicht weniger!
Für Ilyas hieß es sich zu beeilen, aber seine Handgriff saßen und zeigten eindeutig, dass er das hier nicht zum ersten Mal machte. Nichtsdestotrotz war es im Schatten des Berges und mit abnehmender Helligkeit schwieriger die Knoten gut festzuzurren, aber er nahm die Aufgabe ernst wie eh und je und knotete und stabilisierte nach bestem Gewissen, ehe er sich aus dem Sand erhob, diesen von den Beinen klopfte und sich zu seiner Frau umwandte. Er ließ sich einen Augenblick, betrachtete statt der Sterne sie schweigend und begegnete dann zwangsweise ihrem Blick als sie ihn ansprach und ihr damit verraten wurde, dass er sie beobachtete. Nun erst folgte sein Blick ihrem Deut zur Milchstraße, die über ihnen mit ihren Ausläufen ihre Bahnen über das dunkel der Nacht schickte. Es war ein unglaublich faszinierender Anblick und auch Ilyas konnte sich wieder und wieder darauf einlassen, wurde des Anblicks nicht müde und hielt gerne inne um sich das Schauspiel anzusehen. „Sie hat uns viel zu bieten…unsere Welt“, der Wissenschaftler lebte diese Aussage, ihn konnten die einfachsten Experimente mit simplen Stoffen schon faszinieren…er wühlte sich seit Jahrzehnte durch alte Aufzeichnungen und inhalierte jedes überlieferte Wissen. Sein eigenes verfasste er seit Jahren in Büchern..für die Nachwelt, die es hoffentlich geben würde.
An Söhne hatte er dabei schließlich bisher nie gedacht, aber jetzt waren sie näher als je zuvor. Ein seltsamer Gedanke.
Da stolperte Amira ihm fast entgegen und er warf einen skeptischen Blick zu Seil und Pflog. Als könne er ihre Gedanken lesen „Ich bin bisher stets alleine gereist“, es war nicht zwingend eine Entschuldigung, aber eben eine Erklärung. Es war klein, sehr klein..musste eben auch auf ein Tier passen, dass nicht noch mehr in der sengenden Hitze tragen sollte als es eh schon musste dank Wasser und anderem Proviant. Für diesen holte er nun den kleinen Kessel mit Öluntersatz hervor, entzündete diesen mit Hilfe der Lampe und grub ihn in eine kleine Sandkuhle. Ihr Mann bewies einmal mehr wie gut er die Jahre über ohne Frau ausgekommen war, denn zugegeben, die hätte er auch nicht mit in die Wüste genommen selbst wenn er seit jungen Jahren verheiratet wäre.
Hier draußen war man auf sich selbst gestellt und heute hatte Ilyas die Aufgabe für sie beide…heute und immerdar.
Neben dem Topf setzte er sich an die kleine Flamme. Noch war es auszuhalten was die Kälte anbelangte und das winzige Flämmchen würde sicher auch nicht dazu taugen sie zu wärmen. Stattdessen erhitzte er Wasser in einem einfachen, dünnen Gußtopf, bereitete in zwei Bechern Tee für sie beide vor und reichte ihr das eingewickelte Brot damit sie es aufteilen konnte. „Was machen deine Schmerzen?“, wollte er wissen und musste ihr eigentlich nur bei jeder einzelnen, noch so winzigen Bewegung ins Gesicht sehen…selbst Sand konnte hart sein wenn man mit schmerzendem Hinterteil darauf saß. Kurz schien er zu überlegen, dann ging er ein weiteres Mal zu den Taschen, die sicher bei den Pferden standen und holte eine Apparatur hervor. Kleiner als gewöhnlich, tauglich für die Reise und er wäre sicher niemals ohne sie aufgebrochen, auch wenn er nicht vorgehabt hatte sie heute und hier mitten in der Wüste zu benutzen.
Das ominöse Geflecht aus Glaskörper und Schlauch entpuppte sich als minimalistisch geformte Wasserpfeife, die er nun wortlos mit dem heissen Wasser im Bauch befüllte, den er zum Warmhalten in den Sand stellte um sich dann um Tabak und die winzigen kleinen Klumpen zu kümmern, die er mit hineinstopfte. Das Konstrukt wurde aufgesteckt und während Amira hausfraulich Tee und Brot garnierte, begann der Wüstenmann blubbernd die Pfeife zu entzünden…paffte und sog..bis endlich der Rauch zum Vorschein kam und er ihn genüßlich aus der Lunge entließ.
Frauen waren selten bis nie dazu eingeladen mit Männern zu rauchen, wenn dann diente es einzig und allein einem Rausch und nicht dem normalen Konsum von Tabak und der netten Gesellschaft und auch Ilyas hatte nicht vor nun einen gemütlichen Abend mit ihr einzuleiten..das war er hier tat war rein medizinischer Natur um Amira gegen die Schmerzen zu helfen. Er reichte ihr die Wasserpfeife rüber, unwissend, ob sie das schon einmal gemacht hatte. Für den ungewohnten Raucher war es eine weniger starke Erfahrung durch den Wasserdampf als wenn er herkömmlich rauchte…das zugefügte Opium aber würde sich sehr schnell bemerkbar machen.
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11-04-2024, 16:17 - Wörter:
War es, dass sie beide begannen sich an die Gesellschaft des anderen zu gewöhnen, oder die Entfernung? Denn umso weiter sie sich von dem Palast entfernten, umso entspannter glaubte sie ihn zu erleben. Weniger sorgenvoll, weniger abweisend und kalt, mitunter vielleicht sogar neugierig oder interessiert. Nicht genug, dass sie mit einem Fingerdeut darauf hätte hinweisen können oder dass es ihr Anlass gab zu glauben, er hätte seine Meinung über sie geändert, aber vielleicht begann er wirklich zu versuchen, das alles hier mit ihr zu akzeptieren. Vielleicht, fing er an zu versuchen, das Beste daraus zu machen.
„Du bist ein Abenteurer“, stellte sie fest und meinte es durchwegs positiv. Ihr Blick hatte seine Erklärung zu dem Zelt begleitet und sie fragte sich, wie oft er diese Strecke wohl schon zurückgelegt hatte. Derart routiniert waren es sicherlich unzählige Male gewesen und ihm waren die Strapazen der Reise wohlbekannt. Weswegen hatte er sich eigentlich dazu entschlossen sie mitzunehmen, wenn er sie eigentlich gar nicht dabei haben wollte? Genauso gut hätte er sie bei seiner Mutter lassen können um den Haushalt zu lernen und ihrer Tätigkeit im Palast nachzugehen. Sie hätten ein paralleles Leben führen können ohne, dass er auch nur einmal ein Wort mit ihr hätte sprechen müssen. Aber er hatte sich anders entschieden. Amira wurde aus Ilyas einfach nicht schlau und wollte nun auch nicht mit Spekulationen anfangen, sondern ließ sich neben ihm in den Sand fallen. Doofe Idee, wie sie sogleich bemerkte und ihre Sitzposition ein wenig änderte und ihr Gewicht seitlich verlagerte, um ihren Fuß teils unter das Gesäß zu schieben. „Sie bleiben hartnäckig“, war zwar eine Untertreibung, aber auch sie wollte nicht so gerne damit herausrücken, wie schlimm sie sich wirklich fühlte. Amira wusste nicht, wann ihr zuletzt alles so wehgetan hatte. Dankbar nahm sie das Brot entgegen und spähte neugierig in die zubereiteten Becher, ob der Tee denn schon gezogen wäre. Doch nachdem Ilyas aufgestanden war, wollte sie nicht so unhöflich sein und bereits zu den Behältern greifen, so dass sie stattdessen das Brot in der gleichen Aufteilung wie zuvor teilte, so dass ihm deutlich mehr zustand, und seinen Teil vor den Sand schützend nur lose umgeschlagen in das Tuch zurück bettete. Erst, als er wiederkam, wollte sie es ihm eigentlich in die Hände geben, die jedoch anders beschäftigt waren.
Überrascht, dass er es als passenden Moment fand nun hier zu rauchen, oder ob er doch ein wenig mehr Gefallen an ihrer Gesellschaft gefunden hatte, wartete sie ab, bis die Wasserpfeife aufgebaut worden war. Tatsächlich hatte Amira davon eher Abstand gehalten. War sie als Gesellschafterin bei solchen Anlässen zugegeben, war es dennoch die Pflicht der zugekauften Mädchen gewesen mitzurauchen oder sich gar zu berauschen, nicht ihre. Sie behielt gern einen klaren Kopf, und auch gerne die Kontrolle. Somit war sie im ersten Moment gar nicht davon ausgegangen, dass sie nun daran ziehen sollte. Amira tauschte seinen Teil des Brotes gegen die kleine Wasserpfeife, und hustet als Reaktion auf das Inhalieren einmalig los. Die dicke Dampfwolke hing in der Luft, ehe sie ein Windstoß verflüchtigte. Ein Seitenblick in seine Richtung bekräftigte es nochmals zu probieren und inhalierte weniger tief, hielt die Luft an und atmete dann aus. Der Reiz in ihren Lungen war bei weitem milder und nachgiebiger, als hätte sie es das erste Mal tatsächlich nur falsch gemacht. „In-teressant“, war ihre Bemerkung, als sie ihm die Wasserpfeife zurückreichte und sie fühlte ein Schummern in ihrem Kopf, das aber wohl noch auf dem Tabak zurück zu führen war. Sie fühlte sich, als würde ihr Herzschlag langsamer werden und eine Ruhe einkehren, die sie so noch nicht kannte. Mit der Zeit würde ein jeder protestierender Muskel nacheinander zum Schweigen verdonnert werden, während sie sich fragte, ob das Fladenbrot schon immer so gut geschmeckt hatte. Es war wie mit dem Kaffee, hier draußen schienen die Sinne des Geschmacks viel feiner zu sein.
Wie er wohl schmeckte? Als wäre ihr Gedanke an ihrem Gesicht ablesbar, sah sie hinab zu den Teebechern und die Dunkelheit verbarg einen Rotton auf den Wangen. „Es hilft“, sagte sie und musste zum Ergreifen des Tees leider ihre Sitzposition näher an ihn heranbringen, da er sich sonst außer Reichweite befunden hätte. Auch wenn sie noch nicht nach den Bechern griff. „Die Schmerzen werden weniger. Ist das die Wirkung des Tabaks?“ Tatsächlich kannte sich Amira dann doch etwas zu wenig mit dem Rauchen und auch der medizinischen Heilkunst aus, als dass sie gleich auf Opium getippt hätte. Abgesehen davon, dass sie gar nicht auf den Gedanken gekommen wäre, er würde hier mit ihr in Rausch verfallen wollen. Das Brot noch immer in der Hand, begann sie nun Stücke davon abzureißen und zu essen und ja, es schmeckte definitiv besser. Und das, obwohl es durch die Reise sicher eine Spur härter und trockener hätte werden müssen.
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11-04-2024, 17:46 - Wörter:
Ihre Beobachtungen waren gut..tatsächlich viel die Anspannung von ihm ab je weiter er sich von Palast und Stadt entfernte. Hier draussen musste er keine Rolle verkörpern, kein Versteckspiel aufrecht halten. Zumindest nicht angestrengt wenn es darum ging was er sagte. Hier, vor ihr, spielte es keine große Rolle, weil sie nichtmal den Hauch einer Ahnung hatte mit wem genau sie es neben dem Berater der Königs zu tun hatte…diesem Problem musste er sich erst wieder annehmen wenn er mit ihr zurück in der Heimat war. Das, und nichts anderes, war auch der Grund zu ihrer kleinen Überlegung darüber warum er sie mit sich mit und damit die Strapazen der Reise zu Zweit auf sich nahm. Der Amra wollte weder, dass sie in seinen Angelegenheiten schnüffelte wenn sie sich durch sein neues, ihr kaum bekanntes Haus, bewegte und gleichzeitig diente es auch zu ihrem Schutz, denn bei aller ihm zuwider scheinenden Tatsachen dieser Ehe, nahm er den Teil mit seiner Verantwortung sehr viel ernster als sie das vielleicht annahm. Beide Umstände bedeuteten eine Gefahr und waren doch sein alltäglich Leben…und jede Seite davon hatte allen Grund sich des Mannes hier im Sand vor ihr zu entledigen.
„Ein Abenteurer“, echote er und schmunzelte ohne aufzusehen. Auch hier war es kein ausgewachsenes Mimikspiel, aber deutlich zu erkennen wie sich der Mund innerhalb des dunklen Bartes verzog. „Das liegt eine Weile zurück…und ich bin mir sicher, es gibt Männer mit mehr Geschichten im Gepäck als ich sie habe“, gab er bescheiden von sich. Als Abenteurer sah er sich wirklich nicht. Er war ein mutiger junger Mann gewesen, vielleicht gar ein wenig hitzköpfig und vor allem rastlos, aber er hatte die Heimat nur wenige Male verlassen und würde sich daher nicht als herumgekommen bezeichnen. Er wüsste gerne noch soviel mehr, hätte gerne Literatur aus jedem einzelnen Land und würde mit den Menschen über ihre Erkenntnisse und Forschungen sprechen, aber das war bisher mehr ein Wunschdenken und seine Berufung machte es auch kaum möglich diesem nachzukommen. Sein Platz war am Hof und wenn nicht dort, dann bei seinem Volk.
Er ließ ihr die ersten Züge und mümmelte am Brot als er ihr dabei aufmerksam zusah, sie ermutigte noch einen Zug zu nehmen und gespannt war, wie die Wirkung bei ihr einsetzen würde. Tatsächlich hätte er unter anderen Umständen nicht zum Opium gegriffen, das war äußerst selten seine Wahl aus reinstem Vergnügen. Da musste ihm schon der Himmel über dem Kopf eingebrochen und sein Gemüt äußerst belastet sein. Die Substanz war keine Seltenheit, der Konsum die kleine Freude aller Gesellschaftsschichten und sicher billiger zu erwerben als die edlen Tropfen, die Ilyas in seinem Keller besaß. Seine Mutter hatte es ihm als Medikament mehrfach schon verabreicht als die Jugend und daraus resultierende Dummheit ihren Tribut das ein oder andere Mal forderte und auch auf Reisen nahm Ilyas es ausschließlich als Medizin mit.
Er wusste keinen Grund sie darüber zu informieren, dass er es dem Tabak beigemischt hatte, aber ihre kleine Frage quittierte er mit einem sorglosen Schulterzucken. „Es wird dir helfen…“ Kauend nahm auch er nun den Teebecher, den er wie schon den Mokka heiß genoss. Es wärmte in der abkühlenden Nacht und er wusste, dass die Temperatur ihnen heute Nacht noch etwas abverlangen würde, weshalb er den Umstand des berauschenden Mittels als gar nicht so ungünstig erachtete. Erst nach dem Tee zog auch er noch ein paar Mal blubbernd an der Pfeife, paffte ein paar formschöne Ringe in die Luft und blinzelte gegen die sich einstellende Entspannung seiner Muskeln an. Er wusste, er müsste sie beide noch in das Zelt bekommen, ehe die Wirkung sie einem Hammer gleich umhauen würde, aber erstmal gab er nun der Frau mit Schmerzen die Pfeife zurück. „Wenn du mal Wasserlassen musst, geh schauen, ob du wund bist…du musst morgen den Tag noch durchstehen, also müssen wir dich versorgen, Mutter hat umsichtig an dich gedacht“ Mutter und er selbst, aber er legte keinen Wert darauf sich selbst zu erwähnen.
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11-04-2024, 18:23 - Wörter:
Wären es auch wenige, sie wollte sie alle hören. Ob Ilyas jemals bereit wäre sein Geschichten mit ihr zu teilen? Sie vor sie nacheinander auszubreiten, ins Detail zu gehen und sie daran teilhaben zu lassen, als wäre sie vor Ort und könnte sich die Szenarien bildhaft in ihrem Kopf ausmalen – wenn sie künstlerischer begabt wäre, gar auf einer Leinwand in die Ewigkeit übertragen? Sie wusste so wenig von ihm, von seinen Interessen, und zugleich hatte sie das Gefühl, es trug so unglaublich viel Wissen und Erfahrung in sich, das wie ein Schatz gehütet würde. Sie könnte wohl gar nicht an all die Möglichkeiten denken um Fragen zu stellen, also musste sie ihn irgendwann so weit haben, dass er bereitwillig von selbst sie an seinem Leben auf diese Weise teilhaben ließ.
Zu erfahren, dass er zumindest gelegentlicher Raucher war, war somit schon einmal ein Anfang. Ansonsten hätte er wohl kaum die Pfeife mit sich geführt, die handlich unauffällig in der Satteltasche gewesen war, so dass sie sich gleich fragte, was er noch darin versteckte. Warum war sie bis jetzt eigentlich noch gar nicht auf die Idee gekommen, dort einmal herum zu stöbern? Doch dann sah sie etwas, und es entlockte ihrer Kehle ein helles Lachen, als hätte sich ein gefallener Stern in Leuchtkraft zu ihnen gesellt. Er zauberte Ringe aus dem Dampf, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Wie-? Mach es nochmal.“ Und sie legte beim Vorbeugen ihren Unterarm an seinen Oberschenkel auf, als könne sie es alleine nur durch das Beobachten seiner Lippen lernen. Es war so simpel, aber es konnte sie begeistern. „Gibt es eine Geschichte zu den Ringen?“ Vielleicht war es nur ein lustiger Unterhaltungstrick, vielleicht steckte da auch mehr dahinter. Amira war neugierig einfach alles zu erfahren, was mit ihm zutun hatte. Aber sie lehnte sich wieder zurück um ihren Tee zu genießen und schließlich den leeren Becher beiseite zu stellen. Der Wind zog auf und der Sand war merklich schnell abgekühlt, dass das kleine Feuer an ihrer Seite kaum Kraft besaß dagegen anzukommen. Sie hatte nur davon gehört, dass die Nächte in der Wüste genauso unbarmherzig wie die Tage sein können, aber sie hatte sich wenig darunter vorstellen können. Zeit ihres Lebens hatte sie noch nie wirklich gefroren, denn die Temperaturen in den Städten erreichten diesen Grad so gut wie nie.
Wieder wurde ihr die Wasserpfeife gereicht und nun schon geschickter mit dem Ding, musste sie einerseits nicht mehr husten, und probierte andererseits selbst aus Ringe zu gestalten. Sie verzog ihren Mund in die verschiedensten Richtungen beim Ausatmen und blickte erwartungsvoll auf den Dampf, der aber kaum seine Form veränderte. Sie hatte wohl nicht gut genug aufgepasst. „Deine Mutter ist so fürsorglich, du kannst dich glücklich schätzen, sie zu haben. Sie ist sehr stolz auf dich.“ Als würde sie einen Gruß Haddyas an ihn übertragen, legte sie nur kurz ihre Hand an seine Schulter beim Aufstehen und zu tun, wie er geheißen hatte. Dieses Mal waren ihre Bewegungen deutlich fließender, weit weniger beeinträchtigt vom Schmerz, und gar mit einer Leichtigkeit, als würde sie wie auf Wolken gehen. Dummerweise lag Ilyas mit seiner Intuition richtig und auch, wenn sie es nicht sehen konnte, spürte sie den brennenden Schmerz und die aufgewetzte Haut bei Berührung. Wie sollte das morgen nur werden? Aber so schnell wie der sorgenvolle Gedanke gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Genauso wie der Grund, warum sie überhaupt aufgestanden und ihre wunde Stelle untersucht hatte. Also sagte Amira nichts und das nicht, weil sie nicht wollte, sondern weil sie es schlichtweg vergessen hatte. Abgelenkt von einem ganz anderen Gedanken, nahm sie neben ihm Platz und rutschte ein Stück weit hinunter, dass sie ihren Kopf an seinem Oberschenkel ablegen konnte. Nicht ganz bequem, weswegen sie ihren Oberkörper auf den Rücken drehte, aber um ihn nun nicht womöglich zudringlich von unten aus anzusehen, blickte sie an ihm vorbei in die Sterne.
Ein tiefer Atemzug später und es fühlte sich an, als hätte das kurze Aufstehen und Gehen an ihren Kräften gezehrt, wie der gesamte Ritt des Tages. „Ich habe die Sterne noch nie so klar gesehen. Ich erinnere mich daran, dass ich einmal die Wüste durchquert habe, aber wir schliefen in einem Wagen und ich durfte nicht hinaus. ‚Nein, Kind. Das ist zu gefährlich. Die Skorpione werden kommen und dich stechen!‘“, machte sie die Stimme ihres alten Vertrauten nach und schmunzelte. „Es war mir vorgekommen, als wären wir endlos unterwegs gewesen, und die Langeweile hatte mich verzehrt. Ich erinnere mich an eine Karte über meinen Kopf“, und sie hob ihre Hand um auf den Sternenhimmel zu deuten, „so ähnlich wie hier. Aber die Sterne waren viel näher und – natürlich konnten sie nicht leuchten.“ Ihr Blick fiel auf ihre eigene erhobene Hand und sie sah das silberne Kettchen, sie sah den Ring an ihrem Finger. Amira betrachtete beides für eine Weile. „Warum hast du nie geheiratet?“ Mit der Frage hatte sich ihre Stimme verändert. Sie war nicht mehr heiter und erzählerisch, sondern sie war leiser geworden und ruhig, beinahe ernster. „Glaubst du, dass ich dich jemals glücklich machen werde?“
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13-04-2024, 11:58 - Wörter:
Niemand konnte voraussagen, ob der Tag kommen würde, an welchem Ilyas es sich gemütlich machte und einen seiner eigenen Söhne oder einen Enkel auf den Schoß nahm und ihm etwas vom großem Wasser oder den Ungeheuern erzählte, die er auf Reisen getroffen hatte…und wenn es Mädchen waren, dann würde er von Schönheit mit milchfarbener Haut sprechen, die edel durch wild gewachsene Rosengärten flanierten oder aber von wundersamen Tieren und anderen magischen Wesen, die er sich ausdenken mochte.
Vielleicht war das einer dieser Tage, lange Zeit nachdem es Tage gegeben hatte, an welchen er Amira genauso zum Staunen und gebannten Zuhören gebracht hatte. Vielleicht, vielleicht.
Als sie lachte, sah er überrascht zu ihr. Ihr Lachen war schön, aber vor allem kam es aus dem Nichts und er konnte erst nicht so richtig zuordnen was es verursachte, ehe sie ihn aufforderte es nochmal zu machen. Was…machte er? Und dann fiel der Groschen und Ilyas sah in die dunkle Luft, den letzten Ausläufern eines Kreises, der inzwischen zu einer fast reissenden Elipse geworden war und dann…aufbrach und sich verflüchtigte. Der Mann neben ihr nickte, inhalierte tief vom Dampf und machte es ihr dann vor, als er mit langsamen Bewegungen den Mund größer und wieder kleiner werden ließ, den Rauch hinausstieß und wabernde Kreise über seinen Kopf erneut in den Nachthimmel aufstiege. „Du musst sie langsam herausgeben..nicht so verschwenderisch“, erklärte er und blickte seitlich zu ihr rüber. Ob es dazu eine Geschichte gab? Es gab zu allem eine Geschichte, so man denn wollte. Ilyas schwieg einen Moment und weil nichts weiter kam, mochte es den Eindruck machen, er habe dazu nichts mehr zu sagen, hielte ihre Frage für eine alberne, kindische Frage und war nicht gewillt sich damit auseinanderzusetzen. Stattdessen schickte er sie fort und während sie austreten und nach dem Rechten sehen war, was ihre geschundene Haut anging, blickte er in das winzige Feuer, das tapfer in der Mulde des Sandes tänzelte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt mehrfach an der mit Opium versetzten Pfeife zu ziehen, aber das Zeug brachte es wohl oder übel mit sich, den Menschen diese Entscheidung nicht alleine treffen zu lassen. Es war angenehm und willkommen, betäubte den schmerzenden Rücken und selbstverständlich auch seinen Körper, der stundenlang auf dem Pferd gesessen und die Hitze ertragen hatte. Nahezu unmöglich sie einfach nur aufbewahrend in der Hand zu halten bis Amira zurückkam, andererseits wehrte er sich nicht, wissend, dass er das morgen früh vermutlich bereute.
Als sie zurückkam und keine Verletzungen vermeldete, hakte er nicht weiter nach…wer konnte schon davon ausgehen, dass sie auf halber Strecke vergessen hatte weswegen sie hinter die Steine getreten war?!
„Von wo kommst du, dass du die Wüste durchquert hast? Wer hat dich an den Hof gebracht?“, es war lange her und das Kind hatte ihn vor Jahren nicht interessiert, weswegen der königliche Berater nichts über das Mädchen im Hofstaat der Königin wusste. Gar nichts, stellte er einmal mehr fest als er nun zu ihr hinab sah nachdem sie solche Fragen gestellt hatte. Das Opium ließ sie sprechen, machte ihr Mut oder förderte die Gleichgültigkeit darüber, dass er ihr deswegen zürnen könnte - das wusste er. Es wäre ein leichtes ihr eine Antwort zu geben, die unwahres beschrieb…selbst die Wahrheit war nicht schwer über die Lippen zu bekommen, der Tod der Liebsten lag solange zurück. Es war nicht, dass es ihm schwer fiel ihr diese Fragen zu beantworten, er wollte einfach nicht.
Glücklich. Er wusste nicht, was sie sich davon erhoffte. Ging es ihr nur um sein Glück oder auch um ihres oder gar ihr beider, gemeinsames Glück? Was definierte sein Glück, das sie ihm bescheren konnte? Eine fügsame Frau, die ihn weitestgehend in Frieden sein Leben leben ließ oder war es eine Mutterschaft, die sie anstrebte, weil Erben ihn vermeintlich glücklichen machen mussten, nur weil jemand sagte, dass es das war was ein Mann sich von seinem Weib erhoffte? Oder sprach sie nur davon ihm gefällig zu sein, wie sie es im Palast den anderen Männern gegenüber war? Da war es wieder…dieses Gefühl von Ekel und die Ärmste konnte rein gar nichts dafür als Ilyas sich nun wieder dem Feuer zudrehte.
„Einst, als es noch mehr gab, als nur unser Stück Land…wo es auch das Land des Wassers gab und das des Feuers und der Luft. Da sah Tyros, ein Mensch voller Magie aus seiner Wolkenstadt hinab und beobachtete die Welt dort unten. In der Stadt des Wassers lebte die Frau, die er liebte, aber die Menschen waren nicht gut und sie wollten zuviel, wie immer. Also fraß das Wasser die Stadt und die Menschen darin. Als Tyros das sah, sprang er aus seiner Wolkenstadt hinab. Der Talisman seiner Liebsten um seinen Hals, erkannte die Tat aus Liebe und schickte ihm kleine Wolken an denen er sich festhalten konnte, damit sein Flug gebremst sein möge und der Aufprall nicht tödlich. Die Wolken aber wiesen Löcher auf und retteten Tyros nicht. Zusammen mit seiner Liebsten aus der Stadt des Wassers verließ er die Welt.“
Ilyas schmunzelte, matt und tonlos. Er war Tyros und vor so langer Zeit auf dem Boden aufgeprallt. „Deshalb schicken wir Ringe in den Himmel, damit wir uns daran erinnern dankbar zu sein für das was wir haben“, er hatte nun Amira und sie mochte nicht das sein was er eigentlich wollte, aber er wollte versuchen dankbar zu sein. Das Schicksal akzeptieren.
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13-04-2024, 20:53 - Wörter:
Er machte ihr eine große Freude, indem er noch einmal zeigte, wie der Ring aus dem Dampf entstanden war, aber Amira scheiterte darin es zu wiedergeben zu können. Vielleicht würde sich aber nochmals die Gelegenheit zur Übung geben, vielleicht könnte das etwas sein, das er ihr beibrachte und worin sie gut werden könne. Sie störte sich nicht daran, dass Ilyas über ihre Begeisterung erst überrascht, und dann eher abweisend zu sein schien. Vielleicht fand er ihre Neugierde albern oder glaubte schlimmstenfalls, sie wolle ihm damit hinterhältig dazu bringen sie zu mögen. Als ob das so einfach wäre. Doch eine Geschichte blieb aus und sie tat zwar, wie er sie geheißen hatte, aber scheiterte dann doch an der zweiten Hälfte des Auftrags.
„Mahdi Bayat“, war ihre Antwort, als kenne er ihn persönlich. Tatsächlich wäre es aber wirklich möglich, dass Ilyas dem alten Medicus in früheren Tagen noch über den Weg gelaufen war, bevor er nach Abgabe des jugendlichen Mädchens seinen Weg durch die Weiten Matariyyas fortgesetzt hatte. Aber im Moment durfte man ein wenig das logische Denken bei Amira suchen, so dass sie weder große Spekulationen betrieb, noch sonderlich lange wartete, ob er verbal eine Äußerung von sich gab. „Er war ein großer Heiler der Lande, vielleicht haben sich eure Wege einmal gekreuzt? Er nahm mich in Abu Kabir auf, und ich dachte damals, es wäre die schöne Stadt der Welt. Aber Dharan al-Bahr erscheint mir so viel mächtiger, meinst du nicht?“ Doch dann runzelte sich leicht ihre Stirn, als hätte sie bemerkt etwas Falsches gesagt zu haben. „Ich habe wenig von der Stadt gesehen. Vielleicht irre ich mich.“ Tatsächlich hätte sie ihre Aufenthalte außerhalb der Palastmauern wohl an einer Hand abzählen können, doch erinnerte sie sich kaum an einen von diesen. Vermutlich begleitet von Wachen, vermutlich in einer Sänfte, vermutlich nur die Stadt durchquerend in den nächsten Adelspalast, der wieder umringt von Mauern gewesen war. Amira hatte nie das Elend und die Armut der Hauptstadt gesehen, sie kannte es nur aus Geschichten. Und wenn man ein Leben lang Geschichten über Armut hörte und gleichzeitig Geschichten über Drachen – woher sollte man schon wissen, welche wahr sei und welche nicht?
„Die Schiffe.. ich erinnere mich gut an die Schiffe. Und der Geschmack des Salzwassers auf der Zunge. Der Geruch von frischem Fisch, unzählige Fässer voll Wein oder Schafe“, wieder lachte sie, wenn auch nicht so hell wie zuvor, aber deutlich amüsiert. Sie legte ihren Kopf, der noch immer auf seinem Oberschenkel ruhte, ein wenig in den Nacken um ihn für den Moment besser ansehen zu können. „Hast du hier schon einmal Schafe gesehen? Ich hörte, sie machen aus der dicken Wolle Kleidung auf der anderen Seite der Meere. Dort soll es Wüsten geben, doch anders als hier. Keinen goldenen Sand, sondern weicher, weißer Schnee. Ich habe mich früher manches Mal gefragt, wie eine Welt in weiß wohl aussehen würde. Und Berge bis zu den Wolken… Rote Wälder mit Stämmen, die selbst fünf Männer nicht umfassen können.“ Wieder lachte sie, doch dieses Mal mehr über sich selbst. Hätte er sie zuvor nicht für kindisch empfunden, dann tat er es sicherlich jetzt. „Du hast all das sicher schon viele Male gesehen, nicht wahr? Sind… diese Geschichten denn wahr? Gibt es dort draußen diese Welten?“ Fast wollte sie die Antwort nicht hören. Denn was, wenn all die Kaufleute und Seefahrer übertrieben und sich auch dort nur die immer gleichen Paläste befanden, die immer gleichen Wachen in Uniformen, mit ihren Schwertern und die edlen Damen, denen sie Musik zu spielen gelernt hatte, und die Männer, die gänzlich gleich wie ehrenwert sie sich gaben, doch immer nur das selbe wollten.
Der Gedankenumschwung hatte sie betrübt, vielleicht hatte sie sich gerade auch das erste Mal gefragt, wie viel Ilyas denn von ihrer gesellschaftlichen Tätigkeit wusste, während sie ihren Ehering besah. Vielleicht fragte sie sich, ob er sie deswegen so abstoßen fand. Weil sie gelernt hatte, was Männer wollten, und weil sie diese Wünsche erfüllt hatte. Sie hoffte, es war nicht so. Denn es lag außerhalb ihrer Macht diese Vergangenheit zu verändern. Was lag also näher als ihn danach zu fragen, wenngleich keineswegs so direkt? Doch nun war es an ihm zu erzählen, und sie liebte seine Stimme. Ruhig und besonnen, bedacht setzten sich die Worte aneinander und für einen Moment schloss sie ihre Augen und drehte ihren Kopf um ihre Wange an seinem Bein liegen zu haben, als wäre es ihr dadurch möglich noch besser zuzuhören. Doch es war eine traurige Geschichte und als sie ihre Augen wieder öffnete, stand ihr die mitfühlende Trauer darin geschrieben. „Sie sterben beide..“, sagte sie, als wäre es nicht offensichtlich gewesen. Und sie glaubte eine Schwere in seiner Stimme hören zu können. Unbestritten, saß sie nicht mit einem Geist in der Wüste, aber vielleicht war es seine Geliebte gewesen, die in den Wassern umgekommen war.
Amira hatte nie geliebt, sie konnte den Schmerz nicht nachvollziehen, und sie hatte nie Besitz, weder dinglich noch menschlich, und was nicht ihr gehörte, konnte ihr kein Gefühl des Verlustes bereiten. Manches Mal hatte sie um sich getrauert, doch seitdem waren viele Jahre ergangen. „Vielleicht hatte der Talisman nicht versagt, die Wolken zu beschwören. Er wäre sicher unglücklicher gewesen zu leben, ohne sie gerettet zu haben.“ Eine Schwere erfasste nun sie und es benötigte alle Macht der Konzentration nicht abzudriften. Es fühlte sich an wie ein Strudel, ein Sog hinab, in alle möglichen Gedanken. Die Sternenkarte, die Skorpione, und Schlangen! Sie hatte von Schlangen gehört, dass diese in der Wüste so viel kleiner, aber giftiger wären und- Amira atmete schwer gegen ihren eigenen Kopf und verflucht, da war doch gerade noch etwas gewesen, diese Unze im Hinterkopf versteckt, die nicht ganz greifbar wurde. Als würde das Liegen ihr Denken vergiften und nicht etwa der unsägliche Tabak, den sie geraucht hatte, setzte sie sich wieder insoweit auf, dass sie sich mit den Händen in den mittlerweile kalt gewordenen Sand abstützte. Das erinnerte sie wieder an etwas vollkommen anderes. „Hätte sie- nein, warte“, der Gedanke war zum Greifen nahe, aber die Worte waren nicht richtig gewesen. „Nein, hätte er sie“, so herum erschien ihr richtiger, „lieben können, wenn sie ihren Körper verkauft hätte?“ Unklar, ob sie über ihre Frage geschockt war, oder aber darüber, dass sie es tatsächlich geschafft hatte diesen Gedanken zu fassen und in Worte zu bringen, die Reaktion war ihr anzusehen. Schlangen, keine Kobras, die hatte sie oft genug in Gesellschaften gesehen, sondern viel kleiner. In ihrem Kopf begannen sich die Bilder zu überlappen, dass nun Skorpione anstelle der Wolken Tyros Fall hätten aufhalten sollen, doch natürlich griff er nicht nach den giftigen Tieren. Amira drückte ihren Handballen gegen die Schläfe und versuchte das Bild loszuwerden. Da fiel es ihr wieder ein. „Ilyas, ich- ich glaube, ich habe vergessen dir etwas zu sagen.“ Fast wäre er wieder entschwunden, dieser vermaledeite Gedanke, als hätte er sich die Schwingen eines Greifen stibitzt und in die Lüfte erhoben. „Ich bin wund und weiß nicht, ob ich reiten kann.“
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19-04-2024, 12:49 - Wörter:
Ilyas suchte in seinem Kopf in den darin befindlichen Erinnerungen nach deinem Gesicht zu dem genannten Namen, aber so recht wollte sich da keines formen. Es lag lange zurück und Ilyas eigene Interessen lagen zu der Zeit als Amira noch ein Kind war und in die Stadt gebracht gebracht wurde, zwar nicht ausschließlich, aber doch mit sehr hoher Priorität beim Militär. Sein Vater hätte mit dem Namen des Medicus dagegen sicher etwas anfangen können und gutmöglich, würde er noch leben, dem Sohn den Ellenbogen in die Seite geschoben um ihn darauf aufmerksam zu machen, ihm bereits begegnet zu sein oder zumindest über den Vater etwas von ihm gehört zu haben. Mahdi Bayat, der ein junges Mädchen auflas und ihr ein neues Schicksal bot. Zweifelsohne war es ein gutes Schicksal, auch wenn dazu gehörte sich den Launen der Höheren zu ergeben, den Männern die Schenkel zu öffnen und am Ende mit einem alten Mann verheiratet zu werden…gegen das, was Amira sonst vermutlich als Lebensumstände geblieben wären, war es das beste Schicksal und Los, das sie hätte ziehen können..so golden wie der Palast, der sie bis gestern noch beherbergte.
„Mächtiger..“, echote er und nickte. „Ja, Dharan al-Bahr ist mächtig. Was hinter den Mauern des Palast gesprochen wird, ist mächtig. Das Wort ist groß und wiegt schwer. Sehr schwer“, sinnierte er etwas losgelöst vom Opium. Ilyas aber war nicht von gestern. Er war Meister darin sich unter Kontrolle zu haben, nichtmal das Opium würde ihn besiegen und seine Zunge derart lockern. Wenn man nichts von sich selbst preisgab, lief man nie Gefahr und schwammiges Reden und geschwollene Worte, mit lockerer Zunge gesprochen.. selbst da schien sich der alte Hauptmann in eiserner Disziplin bewahren zu können zu viel zu verraten. Das bedeutete umgekehrt aber auch die Freuden des Lebens nur mit Bedacht zu genießen. Schwerer Wein, den trank er nur in Gesellschaft von der er sich ziemlich sicher war sie als vertrauenswürdig einzustufen…was wiederum leicht war, wenn man per se jedem nur einen einzigen Schritt weit traute, geradeso…nur ein Schritt, nur das nächste Worte und nicht mehr. Opium gönnte er sich nie in Gesellschaft, niemals nie. Seit heute war das anders. Gefiel ihm nicht und schon schwor er sich es nicht mehr vorkommen zu lassen… hätte er ihr die Pfeife nur nicht anzünden müssen, schließlich reichten die wenigen Züge den Kopf zu vernebeln und eine gefährliche Gleichgültigkeit über einen selbst hereinbrachen zu lassen, die er sich wiederum nicht erlaubte. Niemals. Er war niemals gleichgültig, niemals ausser Dienst, niemals ein Leck!
„Da draußen gibt es vieles, das wir uns hier nicht vorstellen können, selbst wenn der beste Geschichtenerzähler alle Details erwähnt. Wie kalt der Schnee wirklich ist, wie kalt Wind sein kann und Regen…. Regen, der wie Plage ist, die wir manchmal so ersehnen. Wenn auch nicht nach den jüngsten Ereignissen. Es gibt bunte Blätter und Bäume, aber die Blätter sind klein, nicht wie unsere Palmen.. es gibt viel zu sehen und diese Vielfältigkeit lässt unsere Heimat vermissen, aber ich würde sie niemals eintauschen wollen“, erklärte er und hatte verhältnismäßig einen kleinen Roman erzählt, weswegen er nun auch erstmal wieder dazu überging zu schweigen. Die Pfeife durfte bei ihr bleiben, auch wenn sein Kopf schrie erneut danach zu greifen.
Stattdessen konzentrierte er sich auf die kleine Flamme vor ihnen und das Gewicht ihres Kopf auf seinem Schoß.
„Schafe sind wie unsere Ziegen, nur mit ihrem“, er machte eine weitreichende, runde Bewegung mit der Hand um ein äußerst dickes Schaf vor seinem Augen zu konturieren. „Fell.“
„Sie sterben beide. Vielleicht ist es eine Erlösung, weil der eine nicht ohne den anderen leben wollen würde“, Ilyas nickte und es geschah von alleine, das seine Hand nach der Pfeife griff und er den Zug bereits getan hatte als ihm sein Verstand erst vor Augen hielt was er da tat. Seufzend, wenn auch tonlos, entließ er den Atem und damit den Rauch …dieses Mal ohne kunstvolle Ringe, sondern als Wolke, die er aus seinem Körper vertreiben wollte. Er dachte nicht gerne an sie. Rayya. Ihr Name so süß wie der Honig der königlichen Bienen und so klangvoll wie von der schönsten Leier gezupft…eine Frau, so schön wie der Morgentau an einem der heißesten Tage im Jahr..Zuflucht und Hoffnung auf mehr als nur die immerwährende gleißende Sonne.
Wenn er sich sehr darauf konzentrierte, wusste er wie sie roch, aber vielleicht war es auch nur ein Streich oder die Einbildung, die ihn da austrickste bei einem sehsüchtigen Wunsch, der sein Herz nach all den Jahren immer noch bleischwer machte. „Sie hätte es nie getan.“, sagte er und seine Worte waren fest. Während Amira von sich selbst sprach, gehörte für Ilya nur Rayya in diese Geschichte. Seine wundervolle Rayya, die niemals ihren Körper verkauft hätte. Sie, zugegeben ..es aber auch nicht gemusst hätte.
Der Blick des Gardisten ging hinab zu dem jungen Ding auf seinem Bein. Sie war nicht Rayya, nichtmal annähernd, aber es war gemein jedes andere erdenkliche Licht mit der Sonne zu vergleichen. Warum nur hatte Ridvan ihn damit bestraft…
Als sie dann endlich aber etwas zum Zustand ihres Körper sagte, hob er beide Brauen. Nun, das war anzunehmen gewesen, aber es machte das Ganze nicht unbedingt leichter den Rest des Weges mit ihr in dem Tempo voran zu kommen, das er gerne angestrebt und alleine sicher auch erreicht hätte…aber es war wie es war… dieses Lichtlein gehörte nun ihm. „Ich habe Salbe und die Wolle von der du gesprochen hast… das Fett darin wird dir Abhilfe schaffen, geh ins Zelt…ich hole etwas davon“, wies er sie an und schob nicht unsanft, aber tatkräftig ihren Kopf von seinem Bein um nun selbst zu den Tieren am Stein zu treten. Dort ließ er den Tee direkt zurück und kehrte nach einer Weile mit Tiegel und Säcklein zurück zum Zelt. Es war nun eh derart abgekühlt, dass von Gemütlichkeit keine Rede mehr sein konnte.
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19-04-2024, 21:01 - Wörter:
Mit einem Nicken stimmte sie ihm zu und war erfreut, dass ihre Worte doch nicht ganz daneben gelegen haben. Berauscht von dem Opium und viel eher in einem Gedankenstrudel, als logischen Assoziationen folgend, wäre ihr natürlich auch nicht aufgefallen, wenn Ilyas seine Worte nicht wahrhaftig so meinte. Dharan al-Bahr war mächtig, das würde wohl niemand abstreiten. Möchten all diese verschiedenen Welten auch existieren und wäre sie begierig darauf diese eines Tages kennen zu lernen, so mochte sie Matariyya doch nicht missen. Selbst die unbarmherzige Wüste, die sie Minuten zuvor noch verteufelt hatte, erschien ihr mit einem Mal liebenswert, als hätte der kräftezehrende und verletzende Ritt des Tages gar nicht stattgefunden, und ihre Missempfindung wäre einer schlechten Laune geschuldet. Alles, wirklich alles, schien gerade bei weitem nicht so tragisch und betrübend, wie sie es ansonsten empfunden hätte.
Umso schöner war es dann seiner Stimme ein weiteres Mal zu lauschen, sich von den Worten wegtragen zu lassen. Sie liebte es ihm zuzuhören. Sie mochte mehr davon und war beglückt, dass er diese Seite aus sich heraus kitzeln ließ. Ilyas schien um so vieles gebildeter und belesener zu sein, als sie ihm anfangs als Soldat zugetraut hatte, und sie war begierig darauf all das zu erfahren, was er in seinem Kopf in sich trug. Doch viel zu schnell fanden seine Worte ein Ende. „Bitte, darf ich einen Wunsch äußern?“ Und im Liegen versuchte sie zu ihm aufzusehen, fast scheu und doch auf eine Weise ernsthaft in ihrer Äußerung. „Erzähle mir mehr. Nicht heute, aber morgen Abend.. und den Abend danach. Ich würde mich geehrt fühlen zu hören, was du bereits gesehen und erlebt hast.“ Wäre es ihm zu viel? Würde sie ihm damit lästig werden? Ungewiss, und Amira derzeit nicht fähig viel über ihren Wunsch oder die Konsequenzen nachzudenken. Es war ein spontaner Wunsch, aber deswegen nicht weniger wertvoll.
Aber um so viel schwerer wog die ganz andere Geschichte, die er als Antwort auf ihre Frage gegeben hatte. Nun war es an ihr zu schweigen und ihm zu Wort kommen zu lassen. „Sie hätte es nie getan.“ Amira fühlte sich töricht, diese Frage überhaupt gestellt zu haben. Ein Mann seines Standes hätte natürlich nur jemanden geliebt, der ihm ebenbürtig gewesen war. Eine Frau von Adel, von reicher Familie und wunderschönem Antlitz, mit der Freiheit selbst wählen zu dürfen. Wer war sie schon? Nie zuvor als jetzt gerade wurde ihr selbst so bewusst, dass sie niemals eine Wahl gehabt hatte, und wohl nie haben würde. Sie konnte sich nicht daran erinnern – auch wenn das in ihrem aktuellen Zustand nur mäßig aussagekräftig war – jemals gefragt worden zu sein, was sie wollte. Natürlich, absurd, eine Frau wählte weder den Mann, noch ihr eigenes Schicksal, aber die Konsequenzen eines Widerstands wären fatal gewesen. Verstoßen zurück auf die Straßen hätte sie weit weniger galanten Männern zu Willen sein müssen. Und wie hätte sie jemals einen Mann wahrhaftig lieben können in dem Wissen, dass ihre Pflicht gebot andere neben ihm zu haben? Vielleicht hatte sie sich deswegen stets diesem Gefühl verwehrt. Doch nun war sie gebunden und Ilyas war der einzige, der sie auf diese Weise berühren und sehen durfte, doch er wollte es nicht. Sie konnte es ihm nicht mehr verübeln, sie war bei weitem nicht die Frau, die er verdiente.
Kalte Luft, Schläfrigkeit und ein schwankendes Erinnerungsvermögen zum Dank, brachen auch diese Gedanken in sich ab. Wer wusste schon, wie viel Amira am nächsten Tag davon überhaupt noch wissen würde, und ob es nicht nur Ahnungen und Buchstücke wären, die ihr von dieser nächtlichen Offenbarung blieben. Sie wusste doch nicht einmal, dass sie gerade nicht mehr Herrin über ihre eigenen Sinne war.
Amira folgte seinen Anweisungen und bemerkte aber im Aufstehen, dass der Körper sich bereits schwerer anfühlte, als es zuvor noch der Fall gewesen war. Die kleine Öllampe lotste sie die wenigen Schritte in das Zelt, in das sie gebückt eintrat und das von innen gesehen nun wirklich nicht viel Platz bot. Der Leinenstoff am Boden schützte zwar bestenfalls vor Tieren im Sand, dämmte die Kälte von draußen allerdings kaum, so dass sie ihrer Dupatta ausbreitete um sich mit ihrem Oberkörper darauf zu legen und an die Seite des Zelts zu rutschen, so gut es ging Platz für ihm zu bieten. Keine Nervosität begleitete ihre Bewegung die Hose auszuziehen und sich auf den Bauch zu legen, der kühle Sand strahlte sogleich auf den Körper ab, den Kopf auf ihren verschränkten Armen gebettet. Die Augen wurden schwerer und die Wahrnehmung dämmriger, aber sie zwang sich wach zu bleiben und befürchtete nichts; vielleicht würde er ihr gar die Salbe übergeben um sie nicht angreifen zu müssen. Nicht nur das Opium, sondern ihre ganze Erfahrung hatte sie bereits gelehrt, dass ihr Körper ihn nicht locken konnte.
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24-04-2024, 21:20 - Wörter:
Das war ein einfacher, akzeptabler Wunsch, fand Ilyas. Weiber konnten auf ganze andere Ideen und Hirngespinste kommen, das wusste er und hatte es oft genug schon gesehen. Es war dann vertretbar, wenn einem das holde Gegenstück dagegen über alle Maßen verbunden und zugetan war..ja, dann konnte Mann sich schon mal dazu hinreissen lassen sie mit Schmuck und anderem weibischen Kram, den ihr weibisches Herz begehrte zu überschütten..Männer, die ihr Ego mit dieser Art von Frauen schmückten, Männer mit wenig eigenem Schneid, Männer ihn Rückgrat und Männer, die in Wirklichkeit nichts zu sagen hatten.
Ilyas hatte nie eine Frau gewollt um sich damit in ein glänzenderes Licht zu stellen oder den Neid anderer heraufzubeschwören. Im Gegenteil, ginge es nach ihm, würde er weder geheiratet haben, noch eine sonderlich schöne Frau bevorzugen…die machten eben am Ende nur Ärger und er brauchte keinen Ärger und keinen einfältigen Kopf in den Wolken..wenn hätte er eine Frau gebraucht die anpackt oder ihn unterstützt bei seinen Experimenten, im Zweifel einfach eine, die statt der Mutter den Haushalt schmiss und sich weitestgehend unsichtbar machte. Das wär es!
Nur noch getoppt davon, dass es eine Frau wäre, die sein Doppelleben mit ihm tragen würde und manches Mal die Sorgen wie lästige Schuppen von seinen Schultern wischte. Das wär es!
„Werde ich. Wenn die Zeit es zulässt, nehme ich diese und erzähle dir was es zu erzählen gibt“, oder was sie sich eben wünschte. Geschichten hatte er auf Lager, weniger gut sah es mit der Tatsache aus dem El Mansouri mehr über sich selbst zu entlocken.
Amira wusste nichts von ihm. Das konnte man ihr allerdings nicht vorwerfen, denn sie hatte auch keine Chance etwas über den Berater des Königs zu erfahren, der sich und seine Gedanken besser beschützte als jedes Buch mit sieben Siegeln. Rayya war weder von Adel noch einflussreicher Familie gewesen. Sie war ein hübsches Mädchen und er noch jung genug das als Vorzug zu sehen, das würde er heute gestehen. Vorwiegend aber war sie klug und witzig gewesen, hatte ihn zum Lachen gebracht und als habe er mit ihrem Tod aufgehört zu lachen, klaffte diese Wunde ungeschlossen in seiner Brust und hinterließ einen nachdenklichen, vermeintlich humorlosen Mann.
Es wäre gelogen zu sagen, er hätte keine drei Kreuze gemacht, als Amira endlich aufstand und das Thema, mochte er es auch befeuert haben, ein Ende fand. Ihm war klar, ihre Frage hatte auf sie selbst abgezielt, aber Ilyas wollte nicht über die reden, weil er schlicht nichts gutes zu sagen gehabt hätte. Er hätte sich nie für sie entschieden, das hatte allerdings mehr Gründe als jenen einzelnen, hervorgehobenen der Tatsache, dass Amira sich verkauft hatte…wenn auch nicht für Geld, sondern im Tausch für das Leben, das sie hatte führen dürfen.
Ilyas konnte es nachvollziehen. Er hatte Menschen weitaus schlimmeres tun sehen für ein Stück Brot …sich für ein besseres Leben ein paar mächtigen Männern an den Hals zu werfen, war als junge Frau ihrer Schönheit ein Klacks. Vermutlich im wahrsten Sinne, ging er doch davon aus, dass die meisten Stelldichein ein kurzweiliges Unterfangen gewesen sein mussten.
Am Ende der Geschichte war diese junge Frau aber nunmal ein Geschenk..nicht mehr, nicht weniger.
Zu diesem Geschenk kam er zurück. Vor dem Zelt löschte er noch das Feuer im unteren Teil der kleinen Lampe und ließ lediglich das Öl am oberen Docht brennen damit sie noch ein wenig Licht im Zelt haben würden….das Zelt, das man kaum Zelt nennen durfte und das just hart auf die Probe gestellt wurde, als Ilyas zu ihr hineinkroch. Um sie herum nichts als Nacht, dunkle Nacht, aber wundervolle schöne Sterne und der Mond. Hier im Innern verschluckten die Tücher das meiste Licht, aber Ilyas war erstaunt über das, was dort im Zelt das goldene Licht der Lampe ebenso golden reflektierte. Die Haut der jungen Frau, so eben und wie das innere der Sonne…wie ein wundervoller Pfirsich auf dem Markt, rund und prall und…Ilyas schloss einen Moment die Augen. Das Opium machte es schwer sie jemals wieder zu öffnen, aber am liebten wollte er das auch gar nicht. Da lag sie, wie Gott sie geschaffen hatte und in eben jener Jugend, die er sich zu weilen gönnte wenn der Wein nicht mehr ausreichte und der Kopf ihn schmerzte, weil Ridvan tat was er eben tat …oder nicht tat. Dann gehörte diese Jugend und das goldene Fleisch aber nicht ihm und er konnte danach nach Hause gehen ohne sich Gedanken darum zu machen wie es der Seele innerhalb dieser Hülle ging. Amiras Seele galt es nun zu achten und pflegen , ihr Gutes zu tun, ebenso wie sie ihm, war ein geleisteter Schwur und Ilyas hatte vor ihn zu halten.
Er hob die Hand, es wäre so ein Leichtes und vollkommen sein alleiniges Recht sie auf diesen Pfirsich zu legen, aber sie sank nur auf ihre Schulter und machte auf ihn aufmerksam. „Hier hast du Salbe und Wolle. Trag die Salbe auf, dann zupfst du dünn die Wolle ab und legst sie darüber. Morgen wird es besser sein.“, versprach er und schob sich seitlich neben sie. Er hasste die verräterischen Gefühle einer ungestillten Sehnsucht und legte sich wortlos auf den Rücken, schloss die Augen und faltete die Hände ineinander auf seiner Brust.
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