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| Belisarius Caderitor |
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27-02-2024, 19:15 - Wörter:
'Cause my monsters are real, and they're trained how to kill
And there's no comin' back and they just laugh at how I feel
And these monsters can fly, and they'll never say die
And there's no goin' back, if I get trapped I'll never heal
Dieses Gefühl. Dieses eine Gefühl, welches niemals wich, niemals ging und ständig ankroch, wie ein frostiger Wind im Winter. Es kreiste, bewegte sich immer wieder, und doch war es beständig und verweilte in seinem Bewusstsein, wie eine aschfahle Gewissheit. Die gestrige Nacht hatte es nicht beschworen aber verständigt, wie einem Fluch gleich, ausgesprochen und mitgerissen. Noch immer zitterten seine Fingerspitzen, während er sie sanftmütig durch das warme Wasser kreisen ließ. Die Quelle mit ihren dampfenden Nebeln, in einer nahen und entfernten Abwesenheit, hatte mehr versprochen und war doch nur Ernüchterung. Nahezu nackt, seine Oberkleider lagen am Rand der Quelle, mitsamt seinem Waffengurt und dem eleganten Schwert, welches jedoch einige Kerben aufwies, verweilte Belisarius im warmen Wasser, welches noch dazu einen bescheidenen aber eindeutigen Duft nach Mineralien auswies. Einige Heiler oder Gelehrte würden vielleicht sogar von einem Heilwasser sprechen aber Belisarius genoss nicht diese Eigenschaften, sondern schlicht das Gefühl, von Wärme umgeben zu sein aber diese Wärme konnte dieses Gefühl nicht auslöschen. Die innere Kälte blieb. Seine Kleidung war ebenfalls durchnässt, während sie am Rand lag, scheinbar war sie aggressiv mit Seife behandelt worden und auch die Klinge war zu sauber, um nicht gereinigt worden zu sein. Belisarius selbst betrachtete, wie das Wasser, umgeben vom Nebel, die sanften roten Spuren von Blut von ihm wusch. Die roten Fäden lösten sich von seinem Körper und es war nur bei näherer Betrachtung möglich, zu erkennen, dass es nicht sein Blut war. Mit seiner linken Hand packte er ein Objekt , so dass daraufhin eine hochwertige Ölseife darin verweilte, mit der er sich beständig einseifte; fast einem Ritual gleich, versuchte er etwas von sich zu waschen. Die Seifenflüssigkeit vermischte sich mit dem warmen Gewässer, trieb hinfort mit den roten Spuren des Blutes, verschwand schließlich im Blubbern der Quelle, die es unschuldig aufnahm und jedes Urteil anderen überließ. In seinen Augen lag eine tapfere Müdigkeit, die sich gegen das Gewissen wehrte, welches so unsanft einher klang, mit jenem Gefühl. - Und lag in ihnen auch eine ferne Angst, die nach etwas suchte und nicht fand. Belisarius atmete beständig ein und aus. Immer wieder. Die gestrige Nacht. Wieder Wiederholung. Notwendigkeit.
Doch war Notwendigkeit nur eine Begründung, keine Erklärung. Diese Kälte kroch erneut in seinen Nacken, griff nach seiner Atmung, drückte die Luft weg, so dass er seine Körperkräfte aufwenden musste, die Kette zu brechen und frei atmen zu können. Er krümmte sich dabei, ließ die Seife fallen, welche auf den Boden der Quelle sank. Sie trieb fast langsam hinab und Belisarius konnte nicht nach ihr greifen, da ihr Untergang etwas Anmutendes hatte. Er verband mit diesem Anblick für einen winzigen Augenblick den Wunsch nach einer tieferen Bedeutung, auch wenn es sein Untergang wäre. Lieber elegant vergehen, als in Siechtum verfallen. Seine Augen richteten sich fest auf diesen Anblick, vielleicht auch mit der unterbewussten Hoffnung, endlich ebenfalls untergehen zu können. Langsam streckte er seine Hand aus, tauchte mitsamt seinem Haupt, hinab, um die Seife zu ergattern, wie einen Schatz am Grund eines Sees. Was blieb schon, wenn nichts von Bedeutung war. Als das Wasser seinen Kopf umschloss, die Haare durchfuhr und Atmung unmöglich machte, fand er für einen winzigen Moment Stille. Eine angenehme Stille, von dem Dröhnen der Umwelt, von dem insgeheimen Vorwurf der Welt, lebendig zu sein, während andere es nicht waren. Vielleicht blieb Belisarius länger als nötig unter Wasser, wollte spüren, wie lange er die lebensnotwendige Luft verdrängen konnte, bis sein Überlebenswille einsetzte. Mit einem Rauschen presste der Kämpfer hinauf, tauchte auf und spürte die Tropfen des mineralhaltigen Wasser auf seinen Wangen, wie es hinabfloss.
Bei der Drehung seines Körpers erspürte er wieder seine Narben, die seinen Rücken zeichneten, wie einem Muster gleich. Sie waren gut verheilt, kaum zu sehen, aber zu spüren. Sein ganzer Körper war überzogen mit unterschiedlichen Narben; oft waren es Stockhiebe, die diese Vermächtnisse hinterließen und auch Stich- sowie Schnittwunden hatten ihren Tribut verlangt. Dieser Körper hatte seine Geschichte und noch viel mehr schrie er für die verstummte Seele des Mannes, der einmal mehr sein wollte, als das, was er jetzt war. Seine Träume lagen in den Trümmern dieser Vergangenheit, die er nicht abwaschen konnte. Manchmal war diese Vergangenheit alles, was übrig war. Belisarius blickte sich um, wollte sich vergewissern, dass dort niemand war. Die Schuld verlangte Einsamkeit; nicht als Strafe, sondern als Gewissheit. Belisarius glaubte, nicht mehr zu verdienen, als das, was erhielt und doch strebte er nach mehr, wollte endlich Erlösung finden. Doch diese Erlösung gab es nicht. An keinem Ort. Doch der verdorbene Geist konnte es nicht sehen, auch wenn er stets gut sein wollte. Denn seine Güte war stets die Grausamkeit für andere. Sein Wohlwollen war nicht der Selbstbetrug einer falschen Gnade, die nach Herrschaft gierte, um der Zeit selbst Sinnhaftigkeit abzustreiten. Konflikte, Gier, Politik, und auch jene Ambition, hatten ihn zu einem großen Mann gemacht, doch war diese Größe vor dem Schicksal klein, vernichtend bedeutungslos, denn er in seinem Geist war er allein mit sich sowie der Erinnerung.
Mit einem Satz warf er die errungene Seife auf seinen Kleidungsberg, direkt neben den Lederbeutel. Er reiste mit leichtem Gepäck, sogar ohne Pferd, sondern setzte allein auf Handelskarawanen, Mitreisende und seine eigenen Füße. Er wollte als schlichter Reisender erscheinen, um kein Gerede zu erzeugen, während er besondere Seelen für seine höllische Macht suchte. Er brauchte fähige und kluge Personen, keine tumben Gesellen und Glücksritter. Nach seiner Erfahrung fand man diese Männer immer dort, wo andere nicht suchten. Sein Angebot war stets das selbe: eine Aufgabe, gute Bezahlung und die Illusion von Bedeutung. Gelegentlich glaubte er seine Worte selbst. Sinn - war stets konstruiert und umso mehr machte er Belisarius süchtig, seinen Worten reale Bedeutung zu geben. Denn nur Sinnhaftigkeit konnte Erlösung versprechen. Wie viele Seelen hatte er schon fortgebracht in jene Welt? Waren es vierzig? Er hatte nicht mehr gezählt. Neben Kämpfern, fand er auch Spione, Boten oder auch schlicht Informationen, setzte die Saat für Verrat oder konstruierte Gelegenheiten. Belisarius seufzte, trat an den Rand der Quelle, um diese zu verlassen. Seine Arbeit war noch nicht getan. Die gestrige Nacht hatte ein loses Ende verstummen lassen, dessen Unfähigkeit nicht nur die Kompanie, sondern auch Castandor hätte gefährden können. Doch nun brauchte er Ersatz. Alsbald, denn die große Aufgabe ließ keinen Aufschub zu. Tatendrang gab Zuversicht. Zuversicht brauchte er jetzt, denn seine Monster waren real und sie lauerten immer.
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| Make me lose my breath |
| Muirín Henaghen |
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| Alter |
23 |
| Beruf |
Prinzessin |
| Wohnort |
Ishcateslieve, Farynn |
| Stand |
Verlobt |
| User |
Nessi |
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03-03-2024, 12:35 - Wörter:
Längst hatte die Sonne für den heutigen Tag aufgegeben und dem Mond das Spielfeld überlassen. Er thronte am Himmel wie der Wächter der Welt. Mystisch, hell erstrahlend und so weit weg, dass man das Gefühl bekam nur ein winziges Sandkorn in einer großen Mühle zu sein. Gebannt starrte die junge Frau gen Nachthimmel und versuchte sich von dem Anblick der Sterne und des Mondes loszueisen. Erst ein sanfter Windhauch, der ihr durch die Haare fuhr, half ihr dabei ihre Aufmerksamkeit umzulenken. Beinahe etwas verärgert strich sie sich durch die langen Haare und brachte jede Haarsträhne wieder an ihren rechtmäßigen Platz, ehe ihre Füße sie langsam über das steinige Gelände trugen, das seit vielen Generationen den Henaghens gehörte. Die heißen Quellen und die angrenzenden Salzminen waren schon seit jeher in ihrem Besitz und verhalf der Familie aus dem Herbstland zu Reichtum und Wohlstand. Ehrfürchtig strich sie mit ihren Fingerspitzen über den rauen Fels, der überall die Wege markierte, während sie ihre Schritte langsam zu den Wasserbecken führten, die nach Sonnenuntergang eine anziehende Wirkung auf die junge Frau hatten. Oder waren es die halbnackten Männer, die diese Wirkung verursachten? Ein wissendes Lächeln strich über die rosigen Lippen der Rothaarigen, während sie weiter einen Fuß vor den anderen setzte. Andere stolperte des Öfteren über kleinere Steinchen und Erhebungen, doch Muirín kannte dieses Gelände wie ihre eigene Handtasche.
Beinahe raubtierhaft schlich sie über die Steine. Eine prickelnde Aufregung erfasste ihren Körper, als sie das leise Geräusch des Wassers hören konnte. Es versprach Gäste in den heißen Quellen und im besten Fall hieß das für die Henaghen ein hübscher Mann, der es sich im heißen Wasser gut gehen ließ. Und wer weiß - vielleicht hatte er in seiner Quelle ja noch ein bisschen Platz für sie? Das Zucken ihrer Augenbraue war die einzige Bewegung, die ihre anzüglichen Gedanken spiegelte und es war so schnell verschwunden, wie es gekommen war. Muirín mimte die perfekte Tochter, gab keine Widerworte, präsentierte sich als die Prinzessin des Fürstentums Ishcateslieve auf den Veranstaltungen im Herbstland und sogar über die Grenzen hinaus und brachte der Familie Henaghen nichts als Freude ein. Wenn ihr Vater wüsste, wie leicht sie sich insgeheim ihren Reizen und ihrer Leidenschaft hingab, würde er sie enterben und verstoßen. Vor einigen Jahren, als sie die Männer in den Quellen nur aus einiger Entfernung beobachtet hatte, war ihr das noch wichtig gewesen. Hatte es ihr so große Angst gemacht, dass sie sich nicht einmal getraut hatte mit einem dieser Soldaten zu sprechen... Doch mittlerweile waren viele Grenzen verschwommen. Die Leidenschaft und das prickelnde Gefühl in ihren Adern einfach zu verlockend. Muirín hatte aufgeben sich dagegen zu wehren.
So trat sie aus dem Schatten der Felsen und konnte den jungen Mann gerade noch dabei beobachten, wie er dabei war das dampfende Wasser zu verlassen. Enttäuschung machte sich in der Magengegend der Rothaarigen breit. Sie war zu spät gekommen und hatte den spaßigsten Teil verpasst. Hungrig glitt ihr Blick über den nackten Oberkörper des stattlichen Mannes. Ihre Worte und Stimmlage ließen allerdings etwas ganz anderes vermuten. "Entschuldigt bitte!", murmelte sie hastig und senkte den Kopf. Die roten Haare fielen ihr über die Schulter. "Ich wusste nicht, dass heute Abend jemand hier baden würde", erklärte sie ihr plötzliches Auftauchen und sah ihn aus nun scheuen Augen an. Muirín war vorsichtig. Ihr Stand hing davon ab wie geschickt sie sich anstellte. Und gleichzeitig war es gar nicht so leicht sich zusammen zu reißen, wenn sie die nackte Haut sah, die in dem Licht der Öllampen glänzte. Ihre grünen Augen wanderten über seine muskulöse Brust, ehe sie in seinem Gesicht halt machten. "Muirín Henaghen", stellte sie sich vor und neigte den Kopf erneut, hoffend nun auch den Namen des Mannes zu bekommen, mit dem sie in Gedanken schon zehn Schritte weiter war.
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| Unregistered |
| Belisarius Caderitor |
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| User |
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03-03-2024, 22:38 - Wörter:
Der Wind rauschte in einem dunklen Gesang, fast verwoben durch diverse Geräusche. Es war kühler geworden, und doch konnte keine Kälte der Welt, die Kälte in seinem Herzen übertreffen. Dieser kriechender Hunger nach Erlösung, nach einer Absolution, für die eigene Wirklichkeit. Keine Entschuldigung, keine mächtige Reue, konnte ersetzen und befreien. Belisarius war hier, gefangen in seiner Wirklichkeit, seinen Entscheidungen, und doch war dort mehr. Etwas kauerte in ihm, wollte frei sein, sich erheben und die Muster zerbersten, die seine Leben bisher gezeichnet hatte. Mit einem müden Griff zog er ein Stofftuch hervor, um seinen Oberkörper zu trocknen, bevor in die noch ein wenig feuchte Kleidung steigen würde. Ein Schritt. Etwas bewegte sich in der Nähe. Worte. Belisarius richtete seine ernsten und durchdringenden Augen auf die Frau, die sich angenähert hatte. Erst hatte er akute Gefahr vermutet, wollte bereits zur Waffe greifen aber hatte es nicht getan. Noch immer rannen Wassertropfen über seine Wangen, umspielten sein Kinn, um dann herab zu fallen. Eine Frau, um diese Zeit hier? Es bestand immer noch die Möglichkeit einer potenziellen Bedrohung. Grundsätzlich misstraute er Zufällen und noch dazu unpassenden Gegebenheiten. Ihre Erklärung war einfach und dies missfiel Belisarius. Einfache Erklärungen waren schnell konstruiert, wohlpassend ausgewählt, um ein eigentliches Ziel zu verschleiern. Noch dazu war sie eine schöne Frau, so denn seine Augen jetzt scharf sehen konnten. Schönheit war immer gefährlich, da sie ablenken konnte. Eine Attentäterin, die er selbst angeheuert hatte, war schön gewesen und dadurch gerade sehr effektiv bei Männern, die keine notwendig Feinfühligkeit für Gefahren besaßen. Misstrauen war aus seiner Perspektive sehr wohl angebracht. So trat er näher an seinen Waffengurt, hob diesen auf und band diesen um, um für den Fall eines Hinterhalts oder Angriffs bereit zu sein.
Er würde nicht ohne Kampf untergehen. Nicht heute. Dennoch blieb sein Oberkörper vorerst frei, da seine Oberkleidung zwei Schritte entfernt war und er die Frau im Blick behalten wollte. "Aha," machte er blaffend, ohne zu viel sich preis zu geben. Wenigstens stellte sie sich vor: Muirín Henaghen - ein Name, der ihm seinem Wissen nach, bekannt war. Er kannte fast alle notwendigen Namen für sein Gewerbe. Belisarius schloss daraus, dass vorerst keine große Gefahr für ihn bestand, auch wenn diese Person Verkettungen und politische Interessen aufwerfen konnte. "Hm," fröstelte er leicht und trat dann doch zu seiner Kleidung, wobei er ihr für einen winzigen Moment den Rücken zuwandte. Er beugte sich hinab, um das Kleidungsstück aufzuheben, denn er wollte nicht weiter unbekleidet vor einer Adelsfrau stehen. Sie konnte nun gut seine verheilten Narben erkennen. Mit einer hektischen Bewegung legte er sein Oberhemd an, schloss die feine Schlaufe an seinem Hals und blickte die Rothaarige wieder an. Seinen Namen würde er nicht sagen, nicht nach der gestrigen Nacht und jenen grausamen Geschehnissen. "So spät noch hier, Mylady?" Dies war wirklich eine relevante Frage, denn es gab keinen guten Grund hier zu sein; außer unvernünftige Gründe und die waren nicht die Wahl des Kriegsherren. Mit leicht verkniffenen Augen blickte er sie an, schmeckte noch etwas Salz an seinen Lippen und nickte ihr zu. "Ich habe zu tun," sagte er, um dann auf sein Gepäck und weiteren Kleider zu deuten. Sie war noch nicht von Interesse an diesem Ort und er hatte auch keinen Auftrag zu ihrer Person; noch konnte er sich gerade ausmalen, was sie von ihm wollte und was er von ihr wollen könnte. Unsichere Lagen beunruhigten ihn sehr, so dass er in dieser Situation doch schnell verschwinden wollte und so manche Neugierde unbefriedigt bleiben musste. Nach Spionage und Meuchelmord verblieb man nicht lange an einem Ort, der einst Zielgebiet gewesen war. Ferner gab man auch nicht seine Identität preis. "Eine Frau eures Standes ist bei Nacht nicht sicher," erklärte er mit fester Stimme, wobei sein eleganter Bariton hervortrat und seine Haare sich dezent im Wind bewegten. "Ihr solltet zu eurer Heimstatt zurückkehren," ordnete er fast an, denn er wollte nicht für ihre Sicherheit verantwortlich sein. Dafür wurde er nicht bezahlt. Trotz dessen wollte er sie auch nicht in Gefahr sehen, schließlich war er kein Wahnsinniger.
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| Make me lose my breath |
| Muirín Henaghen |
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| Alter |
23 |
| Beruf |
Prinzessin |
| Wohnort |
Ishcateslieve, Farynn |
| Stand |
Verlobt |
| User |
Nessi |
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16-03-2024, 19:07 - Wörter:
Muirín trat von einem Fuß auf den anderen. Ihre Augen lagen hungrig auf dem halbnackten Körper des Mannes und beobachteten ihn beinahe wie ein Raubtier seine Beute. Dieses Spiel machte ihr Spaß. Nachdem sie einmal Blut geleckt hatte, nachdem sie einmal die Lippen eines Mannes gekostet hatte und dazu die verlockende Angst gespürt hatte erwischt zu werden, seitdem konnte sie sich von diesem Geschlecht nicht mehr loseisen. Es war zu reizend, machte zu viel Spaß dieses Versteckspiel. Ein verräterisches Zucken ihrer Augenbraue. Vermutlich unsichtbar im seichten Licht der Öllampen in der Nähe. Ganz im Gegensatz zu seinem Körper. Unbedeckt und übersäht von Narben. Manche nur feine weiße Linien, andere wiederum wulstig und schlecht verheilt. Sie konnte seine Haut beinahe schon unter ihrem Finger spüren, sie würde diese Linien abfahren, sie sanft küssen und sich kurz danach mit ihren Nägeln in seine Haut krallen. Nun zuckten auch ihre Lippen. Vielleicht sollte sie sich erst einmal um die sehr skeptische Antwort des Mannes kümmern, bevor sie in Gedanken schon mindestens zehn Schritte weiter war. Offenbar hatte sie diese Rechnung nämlich ohne ihn gemacht - dort, wo andere Männer schon anfingen nach Worten zu suchen, zu stottern und nervös hin und her zu blicken, da blieb er völlig desinteressiert.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Er ließ sie genauso wenig aus den Augen, wie es anders herum der Fall war. Ganz offensichtlich hatten beide Parteien aber grundverschiedene Gründe dafür. Die grünen Augen der Henaghen lagen auf seinen ruckartigen Bewegungen. Sie lächelte amüsiert, als er sich lediglich seinen Waffengurt um die Hüfte band. Das hatte irgendwie auch etwas, stellte sie gedanklich fest. Es dauerte leider nicht sehr lang, ehe er entschied sie für eine Millisekunde doch aus den Augen zu lassen, um sich ein Leinenoberteil über zu werfen. Wie schade.
"Um diese Uhrzeit hat niemand mehr zu tun", schnurrte sie sanft und warf einen Blick gen Himmel. Der Mond stand hell und verheißungsvoll am dunklen Firmament und warf sein weißliches Licht auf die beiden Menschen dort unten. Es war lange nach Sonnenuntergang. "Damit mir Männer sagen was ich zu tun habe, habe ich schon meinen Bruder und Vater", entgegnete sie mit etwas verärgertem Unterton und trat noch einen weiteren Schritt auf ihn zu. Sie erwartete beinahe, dass er gleichzeitig Schritte zurückgehen würde, so wie er sich ihr gegenüber verhielt. Geduldig strich Muirín über den Stoff ihres Kleides und blickte ihn aus dunklen Augen an. "Wisst Ihr, manchmal packt mich nachts eine Neugier, die mich hier hin führt. Ich kenne diese Quellen schon seit meiner Kindheit. Hier gibt es nichts, wovor ich mich fürchten müsste", erklärte sie ihm und trat einen Schritt näher zum Wasser. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen heraus, hob ihr Kleid ein wenig an und fuhr mit der Fußspitze durch das angenehm warme Wasser, in dem er kurz zuvor noch gebadet hatte. "Seid Ihr sicher, dass ihr die Wohltat des warmen Wassers schon satt seid?", fragte sie neugierig und legte den Kopf schief. Das lange rote Haar fiel ihr über die Schulter und ging ihr beinahe bis zur Hüfte.
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| Unregistered |
| Belisarius Caderitor |
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| User |
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16-03-2024, 22:56 - Wörter:
Ansehnlich war diese Frau, da war sich Belisarius sicher. Doch sie hatte etwas Dirnenhaftes in seinen Augen, da sie vieles tat, was er von einer Dirne erwartete aber nicht von einer Dame. Offensichtlich war hier etwas im Gange, was ihn sehr misstrauisch werden ließ. Das anzügliche Verhalten, soweit konnte er ihr inzwischen ihre Bewegungen und Worte deuten, störte ihn. Er war nicht der Mann, der für ein solches Verhalten ansprechbar war und hatte sich entsprechend im Griff, so denn er dieser Frau nicht verfallen würde. Leicht erhaltene Geschenke waren ohnehin mit Vorsicht zu genießen. Belisarius entschied sich, erst einmal nicht zu antworten, um ihr Verhalten nicht noch mehr zu schüren, wie ein unheiliges Feuer. Ihre Einladung musste er ablehnen, fand aber keine Worte dafür. Diese Situation verunsicherte ihn, da ihr Angesicht und ihre Erscheinung doch einen gewissen Einfluss auf ihn hatten. Diese Frau wusste genau, was sie tat, wie sie wirken musste und hatte mehr Macht, als Belisarius eingestehen wollte. Nicht, dass er ihr verfallen war, sondern viel mehr, indem sie ihn verunsicherte. Das Bild passte einfach nicht. Schnell wandte er sich ab, begann seine Sachen zu packen; mit hektischen aber zielgerichteten Griffen seiner durch Konflikt geschundenen Hände. In der Tat ahnte Belisarius, dass diese Adelige hier nichts zu fürchten hatte, wie sie selbst gesagt hatte. Genau diese Aussage war in ihrer Klarheit eine Aufforderung zur Flucht für einen Mann, der gemeuchelt hatte. Eine Frau, die sich derart sicher war, die sich derart aufführen konnte, gezielt nach einem Mann gierte, war eine reale Gefahr. Sie war sich ihrer Wirkmacht bewusst, hatte mitunter eine gewisse Klugheit und wusste umso mehr, was sie gerade tat. Es gab hier keine Sicherheiten für Belisarius, keine eigene Kontrolle und ohne Kontrolle gab es nur den Horror der Unsicherheit. Belisarius konnte diesen Zustand nicht ertragen, hatte das Gepäck in seinem Leinen zusammengeworfen, keuchte müde auf. Immer wieder musste er zu ihr blicken; immer wieder, sich versichern, dass es keine dämonische Hexe aus der Quelle selbst war. War sie überhaupt echt? Hatte er zu viele Dämpfe eingeatmet und spielte ihm jetzt sein Verstand einen Streich? Belisarius strich sich fahrig durch sein Haar, als er merkte, dass die Situation durchaus real war. Der Meuchelmörder übte sich in vermeintlich desinteressierter Selbstbeherrschung.
Diese dirnenhafte Adelige aus einem mächtigen Haus hatte sich entschieden, dieses Spiel zu spielen, welches er zwar kannte aber er wollte nie Teil davon sein. Solche Spiele ließ er zu seinen Gunsten spielen, von anderen, von seinen bezahlten Spioninnen, jenen Dirnen, die so viel Informationen im Bett gewannen, wie kein anderer. Eines hatte sie jedoch geschafft, dass für diesen Augenblick seine kalte Reue verschwunden war, dieses verderbene Schamgefühl über seine Taten, war entgangen und ersetzt durch eine unsichere Angst vor dieser Situation. Wie sollte er damit umgehen? Es gab keine gute Handhabung, da auch eine Flucht Ungemach bedeuten konnte. Vielleicht war diese Dame auch einfach wahnsinnig? Wahnsinn war selten gut und konnte ernste Folgen haben. Was war schon von Sinn in diesem Augenblick? Immer nervöser fuhr er sich durch die Haare, als ihm zwei Schweißperlen über die Wangen rannen und sein Gesicht in einen seltsamen Glanz hüllten. "Ich denke, dass ich genau weiß, was ich tue," sagte er und richtete dies auch zu Muirín. "Genießt euer Bad und ich denke, dass ihr sehr wohl ...," versuchte er ihr eine passende Antwort zu geben, wobei er ihre wunderschönen Haare beäugte, ihr Angesicht fand und ihrer Schönheit für einen winzigen Moment verfiel. Er hielt inne, beobachtete ihre Bewegung, die unheimliche Verführung durch ihre Präsenz, und biss sich dann fest auf seine Unterlippe, um sich daran zu erinnern, dass es nur Verführungskunst war und sie nur eine Frau. "... dieses Bad allein genießen könnt." Belisarius schulterte sein Reiseleinen, richtete seinen Waffengurt aber trat noch nicht ab; irgendwie hatte ihre Erscheinung ihn eingefangen, da er selten eine Frau getroffen hatte, die dieses Spiel dermaßen gezielt einsetzte, ohne den Nutzen klar ersichtlich zu haben. Sie war schön und selbstbewusst, so anders als und deshalb interessant. Doch Belisarius war kein Mann der Unsicherheit und des Zufalls. Er trat hektisch zwei Schritte weg von ihr, um nicht in Gefahr zu geraten, sich ihr weiter nähern zu müssen. "Eines mag ich euch noch mitgeben, dieses Spiel, welches ihr sucht, mag euch sehr wahrscheinlich eines Tages große Gefahr bedeuten," sagte er wohlwollend. "Es sind unruhige und gefährliche Zeiten. Ich bin nicht der Mann für diese Nacht. So schön, so bezaubernd, ihr auch sein mögt, so falle ich nicht einfach für euch," meinte er und lächelte traurig. Er wollte gehen, doch konnte er noch nicht gehen. Es galt wenigstens noch zu erfahren, warum ihm dies hier widerfahren war und welche Ziele möglicherweise im Verborgenen lagen. Gab es Pläne innerhalb von Plänen? So räusperte sich der Kriegsherr und versuchte dem verführerischen Gesicht, der hübschen Schmeichelei durch ihre Erscheinung, stand zu halten. "Was ist euer wahres Ziel?" - fragte er direkt und griff dann bereits mit seiner linken Hand in Richtung seines Waffengurts in Richtung seines Kriegsdolchs, um sich bei Gefahr verteidigen zu können. Wahrheit beschwor oft Gefahr herauf, da die meisten Ertappten und Entlarvten aggressiv wurden. Dies kannte er auch zu gut. Da war wieder die Gewissheit, dass es nichts wahrhaft Gutes auf dieser Welt gab. Es gab nur Entscheidungen. Manche Entscheidungen waren richtig und manche falsch. Mit dieser Gewissheit kam wieder die Erinnerung an seine Taten, an den letzten Tag und die Grausamkeit, die er vollführen musste. Seine Augenlider zuckten kurz. Ihm war wieder eindeutig klar, dass er nicht mehr an diesen Ort gehörte.
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| Make me lose my breath |
| Muirín Henaghen |
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| Alter |
23 |
| Beruf |
Prinzessin |
| Wohnort |
Ishcateslieve, Farynn |
| Stand |
Verlobt |
| User |
Nessi |
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11-04-2024, 14:03 - Wörter:
Je mehr Sekunden verstrichen, desto klarer wurde, dass sie dieses eine Mal offenbar kein gutes Händchen hatte. Nicht, weil sie ihre Vorzüge nicht richtig einsetzen konnte, oder weil sie ausgerechnet heute kein ansehnliches Kleid ausgesucht hatte, nein, es lag an ihm. Definitiv. Sie beobachtete ihn eine Zeit lang dabei, wie er unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, dann plötzlich an fing mit fahrigen Bewegungen seine Sachen zusammen zu packen. Offenbar hatte er zwar ein ganz ansehnliches Äußeres, doch sein Geist war nicht für eine spaßige Nacht zu haben. Nicht einmal für ein halbwegs normales Gespräch, so wie es den Anschein machte. Für einen kurzen Moment fragte sich die Rothaarige, ob er so etwas wie Angst empfand, denn der Schweiß auf seiner Stirn, der im dämmrigen Licht leicht schimmerte, ließ ihn beinahe kränklich aussehen. Ein Zucken ihrer Augenbraue verriet ihre Entscheidung es für heute dabei zu belassen. Es war schade, aber sicher kein Weltuntergang. Es würde nicht lange dauern, ehe der nächste gut gebaute Mann die heißen Quellen aufsuchen würde, der sich sicher über ein Bad mit einer nackten Frau zusammen freuen würde. Für einen kurzen Moment wurden ihre Augen glasig, als sie in Erinnerungen schwelgte. Sich in diesem warmen Wasser näher zu kommen hatte einen ganz besonderen Reiz für die junge Frau. Es umspielte so schön die angestrengten Körper und verlieh ihnen etwas nahezu majestätisches.
Es war ein kaum merkliches Zucken mit ihren Schultern, das ihre Entscheidung besiegelte. Für sie würde es heute Abend keinen Spaß geben. Ein wenig enttäuscht atmete sie lautstark aus und trat einen Schritt zurück. Sie war an Körperlichkeiten interessiert, aber bei Gott nicht daran einen psychisch kranken Mann zu erschrecken. Hätte sie gewusst, dass er so reagieren würde, hätte sie es sich um diese Uhrzeit einfach in ihrem Gemach gemütlich gemacht. Auch er trat nun einen Schritt zurück - offenbar auch ein Symbol der Entscheidung, die er gefällt hat. Beinahe etwas belustigt beobachtete die Rothaarige den Mann, wie er versuchte seinen Gedanken Worte zu verleihen, dabei gleichzeitig aber so aussah, als wollte er dieses Gespräch überhaupt nicht führen.
"Danke, aber ihr seid nicht mein Vater. Und ich sowieso schon ein bisschen zu alt, um auf gut gemeinte Ratschläge angewiesen zu sein", antwortete sie und konnte eine leichte Gereiztheit kaum verbergen. Muirín konnte es nicht mehr hören, dass jeder Mann in dieser Gesellschaft dachte, er würde besser wissen, was gut für sie war. Wie sie sich zu verhalten hatte, was sie zu essen hatte, wann sie schlafen gehen sollte und wann sie Spaß haben durfte. Muirín Henaghen war ein selbstständiger Mensch, der sehr wohl eigene Entscheidungen treffen konnte! Dass dieser namenlose Mann vor ihr sich nun auf so dünnes Eis bewegte, berührte etwas unter der verführerischen Oberfläche der jungen Frau. Es holte eine nur allzu bekannte Wut hervor, die sie versuchte zu verstecken. Sie war kein Kind, das man bemuttern musste, oder dem man erklären musste, was gefährlich war und was nicht.
Beinahe ein wenig trotzig reckte sie das Kinn in die Höhe. Sie war kurz davor auf dem Absatz kehrt zu machen und dieses ungewöhnliche Gespräch einfach zu beenden. Zu ihrem Ziel würde sie ja heute sowieso nicht mehr kommen.
Doch noch einmal durchbrach die raue Stimme des Mannes die Stille. Und als hätte er ihre Gedanken gelesen, fragte er nach ihrem wahren Ziel. Die Fürstentochter konnte nicht anders, als laut zu lachen. War das ein Scherz? Bemüht damenhaft hielt sie sich eine Hand vor den Mund, musste aber immer noch kichern, als sie wider Erwarten doch noch einen Schritt auf ihn zutrat. Seine Hand wanderte in einer hektischen Bewegung an seinen Waffengürtel, während er ihr dabei zusah. WOW, dieser Mann hatte wirklich irgendwelche Probleme. Dass es hinter diesen Geröllmassen noch Lebenswege gab, die deutlich anders verliefen als das von Muirín wusste sie zwar, hatte sich aber ehrlicherweise noch nie damit beschäftigt. Dass Menschen psychisch Schwierigkeiten hatten mit allem zurecht zu kommen existierte in ihrer eigenen kleinen Welt um die heißen Quellen herum einfach nicht. Es fehlte das Verständnis dafür, dass man Fremden gegenüber misstrauisch war. Dass man seinen eigenen Spaß nicht an erste Stelle stellen wollte. Es fehlte einfach die Erkenntnis, dass das eigene Leben manchmal sehr schwer sein konnte. Für Muirín gab es nur schwarz und weiß und wenig dazwischen. Sie wollte Spaß und hatte wenig Interesse daran ernsthafte Gespräche zu führen. Man nahm sie ja sowieso selten ernst, also hatte sie es aufgegeben beweisen zu wollen, dass sie eine eigenständige Person mit Gefühlen, Gedanken, Wünschen und Träumen war. Die interessierten ja sowieso nicht, wenn man über ihr Leben sprach, als wäre es das einer Puppe. Also war die einzige logische Konsequenz für sie das Beste daraus zu machen und sich gar nicht in Versuchen zu verrennen. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie dem Mann noch eine Antwort schuldete, die mehr war als ein Lachen. "Falls Ihr denkt ich hätte unter meinem Mieder scharfe Messer versteckt, dürft ihr sehr gerne nachsehen", schnurrte sie nun wieder in alter Manier und schob ihr vielschichtiges Kleid an ihrem nackten Bein ein wenig nach oben. Sie konnte nicht anders, obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte ihn nicht weiter zu verschrecken.
"Ich muss Euch leider enttäuschen. Selbst wenn dort ein Messer wäre -", fing sie nun an richtig zu antworten und ließ das Kleid ruckartig wieder los "- wüsste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich bin eine einfache Prinzessin des Fürsten von Ishcateslieve und versuche der Langeweile meines eintönigen und vorherbestimmten Lebens zu entkommen", endete sie und zuckte mit den Schultern. Da konnte man jetzt reininterpretieren was man wollte. Sie würde ihm sicherlich nicht mit Worten unter die Nase reiben, dass sie auf der Suche nach körperlichem Spaß war. Wenn er damit in irgendwelchen psychischen Ausnahmezuständen zu ihrem Vater rennen würde, dann hätte Muirín ein Problem. "Ich wollte Euch nicht erschrecken, bitte entschuldigt mein plötzliches Auftauchen", beendete sie nun dieses Gespräch und trat wieder einen Schritt zurück. Hoffentlich würde er jetzt einfach abreisen und die Sache gut sein lassen...
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| Unregistered |
| Belisarius Caderitor |
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| Beruf |
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| Wohnort |
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| User |
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13-04-2024, 17:57 - Wörter:
Diese junge Frau war eine Dirne. Belisarius war sich sicher, dass eine Art Fluch auf ihr lasten musste, dass sie derartiges Verhalten so offen darstellte. Vielleicht war auch eine Dirne an sie verloren gegangen und das Schicksal hatte sich mit ihrer adeligen Geburt einen schlechten Scherz erlaubt. Belisarius mochte ihr Verhalten ganz und garnicht. Dirnen waren gefährlich, unberechenbar und sicherlich kein Umgang von Dauer. Nur wenige Dirnen genossen sein Vertrauen, hier insbesondere, die ihm als Agentinnen dienten. "Aha," machte er und nahm damit zur Kenntnis, dass sie in einer Welt lebte, die sich zuweilen stark von seiner unterschied. Aus seiner Sicht tat ihre freche Bosheit ihr Übriges. Sie wirkte eigennützig, selbst bezogen und in allem begrenzt, wenn sie bei einem Fremden derartiges obszönes Verhalten zeigte. Eine Dirne eben, doch tat diese Frau es nicht für einen Gefallen oder Geld, sondern für Lust. Lust verstand Belisarius nicht. Er verspürte derartige Gefühle nicht oft und konnte niemals mit einer Person das Bett teilen, der er nicht vollends vertraute oder sie zumindest unter Kontrolle hatte. "Ich bin froh, nicht euer Vater zu sein," konterte er ihre freche Aussage, da es ihn wenig kümmerte, was sie von sich glaubte und in der Tat erkannte er, dass ihr Verhalten wenig schlüssig war. Sie lieferte für sein Verständnis bald eine Erklärung und diese half dem Kriegsherren zu verstehen. Er verstand sehr wohl, was diese Prinzessin bewegte, sofern sie überhaupt diese Prinzessin war.
Man konnte sich schnell als eine andere Person ausgeben und eine Dirne konnte mitunter ein Geschäftsmodell darauf aufgebaut haben, eine Prinzessin darzustellen. Belisarius dachte nicht daran, dass Menschen etwas von sich aus taten, sondern wog immer einen Gegennutzen ab. Belisarius glaubte einfach nicht an einen wirklich freien Willen, sondern sah ein Leben viel mehr als eine Abfolge von Reaktionen und Gegenreaktionen, von einem ständigen Geschäft gegen das Schicksal und so war es ihm fremd, dass es diese Wollüstigkeit ohne tieferen Bezug gab. Und wieder tat sie es. Dieses unsägliche Verhalten, als ob er hier sich hier einem Bordell befand. Ihre Gesten, ihre Aufmachung und ihre Selbstdarstellung in dieser hurenhaften Aufführung missfielen ihm ganz. Sie schien nicht aus sich heraus zu kommen, verband jedwede Handlung mit Aufreiz und dies passte einfach nicht für Belisarius. Sie musste wahrlich etwas anderes wollen. "Nicht nur Messer töten," sagte er und zog die Schultern hoch, unbeeindruckt von ihrer Schönheit und der Dirnenhaftigkeit. Ihre geschnurrten Worte machten es ihm sogar schwer, ihre Worte zu verstehen, so dass er leicht sein Haupt vorschob, um sie besser verstehen zu können. "Um zu Töten braucht es nicht zwingend Können, sondern nur den Willen und die Tat," erklärte er und verfinsterte dabei seine Augen, während er sich daran erinnerte, wie leicht es ihm stets gefallen war, die Tat zu begehen und doch fiel es ihm umso schwerer damit zu leben. Es war ein gelebter Widerspruch der mit seinem Handwerk einherging. Diese sogenannte Prinzessin konnte es nicht sofort sehen, doch in seinen Augen spiegelte sich eine tragische Lebensführung und der dunkle Schleier um seine Augen löste sich auf, da er keinen Groll gegen die dirnenhafte Frau hegte, die offensichtlich eigene Probleme hatte. Er war nicht der Mann, der diese Probleme zum eigenen Liebesvorteil ausnutzte oder blind darauf vertraute, dass dies kein Nachspiel haben würde. Es hatte immer ein Nachspiel und niemand tat aus seiner Sicht derartige Handlungen ohne Absicht. Belisarius seufzte müde.
Dieses Theater passte einfach nicht ins Bild. Entweder sie dachte sich etwas dabei, dann wäre der Versuch ehrenwert, ein Ziel zu verfolgen oder sie war wirklich eine Prinzessin, deren Wollust ihren Verstand vernebelte und sich gleichsam in Gefahr begab. Wenn sie wirklich diese Prinzessin wäre, wäre es geeignete Gelegenheit, da ihr Verhalten und ihre Obszönität politsch zu verwenden war. Belisarius überlegte schnell, ob er überprüfen könne, ob sie die Wahrheit sprach aber in dieser Situation fehlten ihm die Mittel dazu. Aufmerksam beäugte ihre ansehnliche Erscheinung, gab sich einem stillen Wundern hin und stellte auch fest, dass ihr Aufreiz bei vielen verfangen konnte. Sie wusste, was sie tat aber leider war Belisarius zu ängstlich und hatte erhebliche Vertrauensdefizite gegenüber seiner Außenwelt, so dass ihre hübschen Bemühungen, wie Asche zerbrachen. "Ihr versucht der Langeweile durch diese Art der Umschmeichlung zu entgehen und ihr vertraut wirklich darauf, dass euch nie etwas Schlimmes geschehen möge?" - eine Frage, die er nun unbedarft stellte, da er sichtlich verwirrt war. Er machte dazu eine auffordernde Geste, da er wirklich nicht glauben konnte, was hier geschah. Sollte sie doch erklären und sich vielleicht verraten, wer sie wirklich war und was er noch an Nutzen daraus ziehen konnte. Diese Frau könnte noch nützlich sein, wenn sie in der Tat von der Wollust in Gefangenschaft genommen worden war. Doch Belisarius wusste auch, dass diese Art Mensch, welche der Dirnenhaftigkeit verfallen waren, nur schwerlich zu kontrollieren waren. Unsicherheit machte sich in ihm breit, da sie absolut nicht in sein Weltbild passte, wenn sie dies nicht ohne tieferen Grund tat. Langeweile war keine gute Argumentation für einen Machtmenschen, wie Belisarius. "Ihr könnt dieser Welt auch anders entfliehen. Es gibt Aufgaben und Ziele, die nicht nur auf das fleischliche Laster beschränkt sind. Natürlich könnt ihr dies tun, doch seid gewiss, dass nicht jeder Mensch derart freundlich ist und euer Begehren wohlwollend aufnimmt," meinte er und räusperte sich dann. Diese Dirne sollte sich endlich erklären, Antworten liefern, die glaubhaft waren. Sie tat es einfach nicht und Belisarius fühlte sich durch ihr Verhalten immer mehr zurückgeschreckt.
"Sofern ihr keine echte Hure seid, deren Handwerk dies ist, und ihr macht es in der Tatsächlichkeit sehr gut, doch wenn ihre wahrlich diese Prinzessin seid, ergibt sich eine Gefahr für euch, dass jemand diese, die eurige Anfälligkeit, nutzen möchte und könnte," offenbarte er sich und trat einen winzigen Schritt auf sie zu. Sein Gesicht entspannte sich etwas, doch die Vorsicht blieb. Seine natürliche Bastion blieb bestehen. Doch sie tat jetzt nach ihrer Entschuldigung einen Schritt zurück. Es schien fast so, als ob alles gesagt war, doch ihre Anziehung kratzte auch an den Mauern seiner Bastion. Doch noch blieb er standhaft, da das Misstrauen überwog und er gerne noch wissen würde, wie diese Situation noch zu nutzen war. "Ich kann gerne mit dem Fürsten Ishcateslieve sprechen...," drohte er mit Bariton-basierter Stimme sowie mit kontrollierter Absicht, da er nun wusste, dass ihm dies Klarheit verschaffen konnte. An ihrer Reaktion würde er nun ablesen können, welchen Nutzen sie noch haben konnte. Er würde ihr noch nicht verfallen, doch Belisarius war ein Mann, der stets abwog, wie eine Lage noch zu wenden war. Gerade in diesen Zeiten wäre ein aktiver Zugang zum Fürstenhof von Ishacateslieve durchaus nützlich. "... er wird Licht in diese Situation bringen," ergänzte er mit einem bösen Grinsen, welches auf seine Art seltsam herausgeputzt war und sein Gesicht merkwürdig verwandelte. Diese Dirne sollte nun wählen.
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| Make me lose my breath |
| Muirín Henaghen |
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| Alter |
23 |
| Beruf |
Prinzessin |
| Wohnort |
Ishcateslieve, Farynn |
| Stand |
Verlobt |
| User |
Nessi |
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03-05-2024, 14:52 - Wörter:
Oh heilige Mutter Ceridwen! An was für einen Wahnsinnigen war sie denn hier geraten?! Ihr Bruder hatte ihr immer vorgeworfen viel zu unvorsichtig zu sein und dass ihr Verhalten irgendwann Konsequenzen mit sich bringen würde, die sie nicht zu tragen bereit war, doch dieses Gespräch hier am Rande der heißen Quelle, von der noch immer wohltuender Dampf aufstieg, war ganz anders, als sie sich diese 'Konsequenzen' ausgemalt hatte. Der gehetzte Ausdruck in den schattigen Augen des Mannes verriet sein Leid und seine Qualen. Ob sie nun körperlicher oder seelischer Natur waren vermochte die Rothaarige nicht zu benennen, doch offenbar war bei ihm einiges nicht ganz im Lot. Sie blinzelte ihm ein paar Mal entgegen und spielte in der Tat für einen Moment mit dem Gedanken auf dem Absatz kehrt zu machen und ihn einfach hier stehen zu lassen. Seine Worte waren ein Spiegelbild dessen, was Muirín sich zusammen reimte. Er spie die Worte teilweise aus, so als würden sie ihm innerlich Schmerzen bereiten. Inhaltlich sprang er ungefähr so hin und her, wie es seinen Augen immer wieder taten, um auszuloten in wie großer Gefahr er sich befand. Dass es hier nichts gab, das ihm und seiner Gesundheit abträglich sein könnte, schien er nicht zu begreifen. Für eine Sekunde fragte sie sich, was ein Mann durchgemacht haben musste, dass er so ruhelos und gehetzt wirkte, entschied sich dann jedoch dafür, dass es sie gar nicht weiter interessierte. Ja, es war schade für ihn und wenn sie länger darüber nachdenken WÜRDE, würde es ihr sicher auch ein kleines bisschen leid tun, aber ihre Gedanken waren seit jeher so sprunghaft und egozentrisch, dass es ihr gar nicht in den Sinn kam mehr als ein paar Sekunden über seine Vergangenheit nachzudenken. Viel eher ging es dann direkt wieder darum, wie sie aus diesem unangenehmen Gespräch wieder raus kam.
Als seine Worte übers Töten die Stille durchbrachen bekam Muirín eine Gänsehaut und für einen kurzen Augenblick fragte sie sich, ob ihr letztes Stündlein jetzt geschlagen hatte. Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall, so wie er sich hier benahm. Ehrlich gesagt würde sie ihm aber auch zutrauen Dinge zu sehen, die nicht einmal dort waren. Die Prinzessin setzte ein freundliches Lächeln auf und hob beide Hände, um zu zeigen, dass sie keine Gefahr darstellte. Sie würde dieses Gespräch jetzt in der Tat so schnell wie möglich beenden und einfach wieder zurück in ihr Anwesen spazieren. So, als wäre an diesem Abend nicht Ungewöhnliches gewesen. Dass das zwar nicht so ganz der Wahrheit entsprach würde vielleicht ihr ledergebundenes Tagebuch erfahren, aber sonst ganz sicher niemand auf dieser gottverdammten Welt. Wem sollte sie auch schon davon erzählen? Ana, die mit ihrem Kopf den ganzen Tag nur in den Wolken hing und sowieso kaum zuhörte? Oder ihrem Bruder, der wahrscheinlich schon nach den ersten beiden Worten einen Wutanfall bekäme, bei dem sein Gesicht ganz rot anlief? Oder vielleicht doch besser Thordis, die sich seit einigen Jahren zwar ihre größtmögliche Mühe gab sich in die Familie Henaghen zu integrieren, die aber doch nur ein kleines Mädchen bleiben würde, die den zuvor erkalteten Platz im Bett neben ihres Vaters einnahm. Pah, da würde sie diese Geschichte lieber für sich behalten.
Die Worte ihres Gegenübers klangen so verwoben und durcheinander, dass sie teilweise aufhören zuzuhören und nur noch entschuldigend mit den Schultern zuckte. Sie wartete eigentlich nur noch auf den geeigneten Moment, um den Rückzug anzutreten, wurde jedoch jäh aus ihren Gedanken gerissen, als er vorschlug dem Fürsten davon zu erzählen. Muiríns Gesichtszüge erstarrten zu Eis. Da, wo gerade eben noch ein Hauch von Mitgefühl hätte sein können, weil sie ihm einfach mal unterstellte eine schwere Kindheit gehabt zu haben, war nun blanke Wut zu sehen. Sie hatte ihm einen Gefallen tun wollen! Ihnen beiden! Sie hätten ein bisschen ihren Spaß zusammen haben können, vielleicht hätte er dann ja mal einen Moment an etwas anderes gedacht, als an die Gefahren, die ihn Leib und Leben kosten konnten, aber nein, stattdessen fing er an ihr hier irgendwelche Moralpredigten zu halten und nachdem das offenbar nicht so sehr fruchtete, wie er das sich vorstellte, drohte er ihr nun! Jetzt war es die Rothaarige, die ein leises Schnauben von sich gab. "Für wen haltet ihr Euch eigentlich?!", flüsterte sie sichtlich verärgert und trat nun doch wieder einen Schritt näher. Eigentlich hatte sie dieses Unterhaltung gerade eben beenden wollen, hatte erwartet, dass er dankbar um ihren Rückzug sein würde, doch jetzt brachte er plötzlich so etwas hervor?
Ihre Stimme wurde gefährlich leise und auch wenn sie nur zu gut wusste, dass sie ihm körperlich absolut unterlegen war, so hatte er scheinbar nicht besonders viel Erfahrung darin wie es war mit den Waffen einer Frau zu kämpfen. "Ihr wollt mir also drohen, ja?", wiederholte sie noch einmal zusammenfassend das, was er gerade eben von sich gegeben hatte.
Mit einer sanften Bewegung strich sie sich die Haare hinter die Ohren - so als würde sie sich für einen Kampf bereit machen. "Was würde mein werter Vater wohl davon halten, wenn ich mit völlig zerrissenen Kleidern, Dreck und Tränen im Gesicht und einem Schluchzen auf den Lippen zu Hause herein gestolpert käme und ihm davon erzählen würde, wie ein Mann, der freundlicherweise gegen eine kleine Gegenleistung unsere Quellen benutzen konnte, plötzlich meinte Hand an mich legen zu müssen?", stellte sie diese Behauptung so ein den Raum und trat noch einen Schritt auf den ihr unbekannten Mann zu. "Ich wollte doch nur einen Spaziergang machen...", schluchzte sie in schauspielerischen Höchstleistungen und fasste sich mit einer Hand an die Brust, während sie sich mit der anderen Hand am nackten Felsen abstützte. Ihre Augen hatten sich wie auf Knopfdruck mit Tränen gefüllt, als sie ihn ansah.
"Ich würde vorschlagen, dass ihr meinen Vater ganz schnell wieder vergesst und einfach Eurer Wege zieht. So wie ich es tun werde", sagte sie bestimmt und sah ihn abwartend an.
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| Unregistered |
| Belisarius Caderitor |
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| User |
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03-05-2024, 16:57 - Wörter:
Eine Wahnsinnige. Belisarius betrachtete diese dirnenhafte Adelige aufmerksam und mit einer kalten Verachtung. Er verachtete ihr Verhalten, ihr Gehabe und ihre Worte. Sie zeigte sich als das, was er niemals sein wollte, niemals sein dürfte. Sie war unkontrolliert, beherrscht von ihren Gelüsten und niedersten Wünschen. Belisarius sah in ihr jene Mächte, die er zu kontrollieren suchte, da sie alles und jeden mit einer falschen Freiheit verdarben. Muirín stand gegen das, was er immer angestrebt hatte und sie zeigte ihm genau diese verdammungswerte Egozentrik, die den Adel oft begleitete. Diese Frau war sich ihrer so sicher, so selbstgerecht, dass der Kriegsherr selbst Wut in sich fand. Selten war Belisarius wirklich wütend, stets beherrscht und kontrolliert, aber diese Frau weckte diese eine Wut, da sie derartig ignorant agierte und wirklich erwartete, dass die Welt ihr folgen musste. Niemals würde die Welt das sein, was sie erwartete und vielleicht mochte dies hier funktionieren aber Belisarius konnte festen Gewissens davon ausgehen, dass diese Frau an allen anderen Orten der Welt scheitern würde. Seine selbstsichere Erscheinung kollabierte mit der aufsteigenden Wut, diesem Zorn, den man nicht wecken sollte. Sie zeigte Anzeichen von Angst aber zerbrach diese Anzeichen schließlich mit der gleichen Selbstgerechtigkeit, die ihn so erzürnt hatte. Ihr wütendes Flüstern, welches mit der gleichen Affektiertheit gesprochen war, stellte ihm eine Frage, die er beantworten wollte. Doch während seine Lippen eine Antwort formen wollten, bremste er sich selbst. Er schuldete ihr nichts, gar nichts. Die Hure trat näher. Noch näher, als ihm lieb war. Ihre Nähe fühlte sich unangenehm, sogar ekelig und abstoßend. Ihre Art war pures Ungemach für den Kriegsherren. Sie warf ihm vor, dass er drohen wollte. Dabei verstand sie nicht, dass er niemals nur androhte, sondern ausführte. Eine Drohung ohne entsprechende Handlung war bedeutungs- und wertlos. Wertlose Dinge nutzte Belisarius nicht. Mit einer hektischen Bewegung versuchte er den Abstand zu ihr, dieser Hexe, zu vergrößern, die unangenehm selbstbewusst agierte. Alles passte hier einfach nicht.
Diese Frau griff ihn an.
Ihre Worte wählte sie erneut, agierte mit der schlangenhaften Geschmeidigkeit einer Viper und zeigte wieder diese unbarmherzige Selbstgerechtigkeit. Belisarius schauderte bei dem Gedanken, dass diese Frau tatsächlich soziale Macht besaß. Sie hatte sie nicht verdient, war ihrer sogar unwürdig und wenn er etwas besonders hasste, war es diese unwürdige Scheinheiligkeit und diese fruchtlose Gewissheit, dass sie sich alles erlauben konnte. Ihre Worte, ihre wahrhaftigen Drohungen, drangen in sein Ohr. Sein Geist huschte um die Worte, sortierte sie und verglich mögliche Lösungsmöglichkeiten. Sie spielte ihr Spiel, wohlwissend, dass ihre Fassade funktionieren konnte. Muirín tat dies häufiger, denn so zielgerichtet eine derartig böse Drohung zu formulieren, zeugte von tiefer Verderbtheit. Doch sie konnte nicht sehen, dass Belisarius schon sehr lange in wahrer Dunkelheit lebte. Er kannte jede Verderbnis und jedes Grauen, was diese Welt bereit hielt und hatte mitunter selbst daran mitgewirkt. Ihr versuchter Terror verrauschte in seinem kühlen Angesicht. Es erzeugte keinerlei Regung in seiner stillen Wut und Verachtung, die, wie gemeißelt, in seinem Gesicht stand. Dies sollte ihr Kampf sein. Die Prinzessin wählte ihr Schlachtfeld und Belisarius gab sich nicht geschlagen. In Gedanken zog er seinen Dolch, durchtrennte ihre Kehle und ließ den leblosen Körper dann tot sinken. Die Vorstellung, diese unwerte Person aus der Welt zu tilgen, war eine gewisse Genugtuung, so dass er fast zu seinem Kriegsdolch gegriffen hätte. Ein kräftiger Schnitt und dann ein heftiger Stoß und diese Prinzessin würde ihr Leben für immer aushauchen. Belisarius glaubte sogar, der Welt damit einen Gefallen zu tun. Sie hatte sicherlich viele Männer derartig verführen wollen, derartig verderben und kontrollieren wollen, dass sie ein Geschwür in dieser Welt war. Die Verachtung erlaubte jenen Todeswunsch, den er ganz unfrei gegen Muirín richtete. Er drohte niemals ohne Absicht, diese Drohung auch umzusetzen. Ihre schauspielerische Leistung, wie sie ihre Darbietung auch anderen vorführen würde, erlaubte ihm zumindest den Schluss, dass sie es versuchen würde. Ein untauglicher Versuch mit Sicherheit aber der Versuch konnte Ungemach erzeugen. Er konnte davon ausgehen, dass ohnehin bereits Gerüchte bestanden, wenn sie derartig offen und freizügig agierte. Dinge sprachen sich oft schnell herum, wenn man derartig selbstgerecht und vermutlich frei agierte. Diese Prinzessin spielte nicht gegen einen Dorfjungen, sondern gegen den Schattenmeister von Castandor, den baldigen Heermeister und grausamen Despoten des Krieges, der noch kommen musste. Viele waren durch seine Hand gefallen, ganze Familien zerbrochen und sie forderte ihn unwissend heraus. Wieder der Gedanke, ihr Leben einfach zu beenden, es weg zu werfen, wie sie es auch mit den Menschen tat, auf ihre Art und Weise. Wie viele Herzen hatte sie gebrochen? Wie viel Grausamkeit hatte sie in die Welt gebracht? Wie viel Leid gebar Muirin aus ihrer Wollust? Belisarius hatte den wunden Punkt gefunden: Ihr Vater.
Wie so oft im Adel war er die einzige Macht, da er ihre Privilegien kontrollierte. Auch sein eigener Vater besaß diese gotteslästerliche Macht über ihn. Es war eine gewisse Ironie, dass beide die Furcht vor dem eigenen Vater teilten. Wortlos beäugte er sie still, immer wieder blinzelte er kurz und reagierte nicht auf ihre Worte. Frost umschloss sein Angesicht, wie auch seine gesamte Erscheinung. Sie zu töten würde ihm immer mehr gefallen und sicherlich auch ihrem Vater, zu dessen Schande sie wohl gereichte, wenn sie verhindern wollte, dass dieser erfuhr, was sie bei Nacht wohl regelmäßig tat. Belisarius fand ein morbid-böses Grinsen, während er diese Dirne fast obsessiv anstarrte. Er durchbrach seine Angst vor ihr, durchbrach den Zorn gegen sie und richtete seine bösartige Vernunft gegen sie. Diese Frau hatte etwas in ihm geweckt, was nur wenige geweckt hatten. Sie hatte sich zu seinem Feind gemacht. Einem echten Feind. Es waren keine politischen Ränke oder Intrigen, denen er hier diente, so dass er schlicht ihren vollständigen Untergang wollte. Nicht nur ihren Tod, der viel zu einfach war. Sie kannte nicht einmal seinen Namen, seine Handlungen, und trat derartig auf. Er entschied sich, dies dabei zu belassen. Belisarius würde nichts erklären oder verklären, sondern würde ihr ihre Selbstgerechtigkeit und diese kleine Welt lassen. Dies könnte noch nützlich sein, wenn ihre Zeit des Untergangs gekommen war. Er wollte einen größeren Nutzen daraus ziehen und die Gewissheit, dass sie so agierte, wie sie jetzt agierte, machte das Haus Henaghen angreifbar. Das war durchaus nützlich für die kommende Zeit. Belisarius grinste immer fratzenhafter, wohlwissend, dass sein Gesicht etwas Dämonisches fand. Ihr Tod war nun mehr gleichgültig, der Wunsch verging und auch der Griff zum Doch löste sich auf. Sollte sie doch glauben, gewinnen zu können, sollte sie sich bestätigt sehen und ja so weiter machen, damit das Haus Henaghen noch mehr Schaden nahm. Es war gut so, dass es diese Hure im Adelsgewand gab. Belisarius machte weitere Schritte zwischen sie, um ihren hässlichen Worten zu entgehen. Für ihn war sie abstoßend geworden, so abstoßend, dass er nicht mal mehr ihre Nähe ertragen wollte. Doch sollte sie ihren mutmaßlichen Sieg genießen, um weitere Fehler zu machen. Ihr Untergang würde kommen. Dafür würde er sorgen, wenn die Gelegenheit kam.
Der Kriegsherr und Teufel vergaß niemals einen Feind und dessen Agitation. Seine Verachtung wandelte sich in Gewissheit, dass diese Prinzessin leiden musste, wie sie andere leiden ließ. Belisarius wollte sie aber dennoch nicht einfach so entlassen: "Ich drohe nicht." Eine Wahrheit, die er so aussprach, dass es wirklich seine klare Absicht war. - Und seine Erscheinung und alles, was seine Aura mitbrachte, unterstrich diesen Punkt. Das morbide Grinsen verschwand, während er die letzten Sachen zusammenpackte, um endgültig zu verschwinden. "Ich werde meiner Wege ziehen," antwortete er fast so, als ob er auf ihre Drohung und das vergiftete Angebot eingehen würde, mit einem knausrigen Unterton, so als ob er nicht weiter sprechen wollte. Sollte sie doch alles glauben, sollte sie diese Frau sein, so war er sich wirklich sicher, dass das Ungemach für die Prinzessin kommen würde. Es reiften bereits Ideen, wie er dies etwas beschleunigen konnte. Gerüchte kochten schnell und er kannte genügend Köchinnen, die entsprechende Wirkmacht besaßen. Er räusperte sich, während seine Augen ihren abwartenden Blick kreuzten. "Aufwiedersehen," grüßte er noch, als er mit seinen Sachen an ihr vorbei rannte und im Dunkel verschwand. Der Teufel war vorerst entkommen.
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