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Stronger Together
18.08.1016 - 16:00
Taverne an der Straße Richtung King's Portal
Ariadne Trakas Elithea Trakas

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Ariadne Trakas
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#1
Nach den Strapazen auf der Straße erschien Ariadne die Taverne am Straßenrand, in der sie untergekommen waren, beinahe wie ein Palast. Dabei war sie selbst von einem bescheidenen Gutshof auf dem Lande noch weit entfernt. Aber das alles zählte nun nicht mehr, sie hatten immerhin ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und die Möglichkeit, sich zu waschen. Sie und ihre Kinder hatten ein eigenes Zimmer bekommen, der Rest schlief in einem großen Schlafsaal. Ob dies eine der besseren Tavernen war oder eine verrufene Absteige konnte sie natürlich nicht sagen, sie hatte nie die Gelegenheit, dahingehend Erfahrungen zu sammeln. Ihr Bild von Tavernen war bisher ein eher romantisches gewesen. In den alten Geschichten waren es immer Tavernen, in denen sich eine Gruppe Helden versammelte, um Geschichten über vergangene Abenteuer auszutauschen und zu neuen Abenteuern aufzubrechen. In dieser Taverne allerdings sah Niemand nach einem Abenteurer aus und sie bezweifelte auch, dass in der Realität eine nennenswerte Zahl an Leuten ihren Lebensunterhalt damit verdiente, Schätze aus Drachenhorten und tiefen Katakomben zu bergen. Vielleicht einmal in der Zeit vor Heofader, während der Herrschaft der Drachen. Statt von Abenteurern wurde diese Taverne jedenfalls hauptsächlich von übermüdeten Handelsreisenden bevölkert. Im Inneren war die Luft stickig, der Wein ungenießbar und zu Essen gab es Eintopf, bei dem sie nicht sagen konnte, was alles drin war. Es war vielleicht auch besser, es nicht zu wissen.

Die ehemalige Fürstin machte sich aber wieder Gedanken um solche alltäglichen Nebensächlichkeiten und das kündigte schon eine Änderung ihrer Gemütsverfassung an. In der ganzen Zeit seit der Flucht kreisten ihre Gedanken ausschließlich um das Unglück, das sie heimgesucht hatte. Die Flucht aus ihrer Heimat und die Hinrichtung ihres Gemahls. Sie hatte sich komplett ins Gebet zurückgezogen und selbst ihren eigenen Kindern nur wenig Beachtung geschenkt. Sie schalt sich selbst für diesen Egoismus. War ihr Leiden etwa größer als das ihrer Kinder? Brauchten sie nicht gerade in diesen Zeiten jede Unterstützung ihrer Mutter? Was hatte aber dieses Umdenken veranlasst? Sie konnte es selbst nicht sagen. Vielleicht war es aber ein Zeichen Heofaders, dass sie von der Seuche, die derzeit in ihrem Zug grassierte, verschont blieb. Wollte Heofader ihr damit sagen, dass es an der Zeit sei, wieder eine aktive Rolle zu spielen und für die Anderen da zu sein?

Sie betrat das Zimmer, in dem sie mit ihren Kindern untergekommen war und traf Elithea dort alleine an. Ihre jüngere Tochter hatte sich als die Stärkste von ihnen allen erwiesen und kümmerte sich um Alle so gut es ging. Es war Zeit, ihr einen Teil dieser Verantwortung abzunehmen. Sie ging auf Elithea zu und bereitete sich innerlich darauf vor, mit ihr offen und ehrlich zu reden, das hatte sie verdient.

"Meine liebe Tochter", begann sie in einem ernsten, beinahe feierlichen Ton, "du bist alt genug, dass ich dir gegenüber offen und ehrlich reden kann." Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort mit dem, was sie sagen wollte. "Heofader hat uns alle vor unsere härteste Prüfung gestellt. Ich weiss, dass ich mich dieser Prüfung bisher nicht so gestellt habe, wie es meine Aufgabe als Fürstin und als Mutter gewesen wäre. Ich habe gesehen wie sehr du dich um alle kümmerst und welche Stärke du trotz allem Unglück zeigst und es erfüllt mich mit Stolz. Zugleich bricht es mir das Herz, dass das Schicksal von dir verlangt hat, diese Rolle zu spielen." Der sonst so kühlen und beherrschten Fürstin läuft bei diesen Worten eine Träne die Wange herunter. Sie schämte sich dafür nicht, sich ihrer Tochter so zu zeigen, denn sie hatte es verdient, ihre Mutter als Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen zu sehen. "Wir können weder unser Schicksal ändern, noch Heofaders Willen ergründen, doch wir können uns entscheiden, zu kapitulieren oder zu kämpfen. Ich habe mich entschieden, zu kämpfen.Gemeinsam mit dir, Larissa und Endymion. Sie ließ diese Worte wirken und wartete Elitheas Reaktion ab. Sie wusste nicht was sie zu erwarten hatte. In dieser Offenheit hat sie bisher nie mit ihrer Tochter gesprochen. Die Katastrophe, die über ihre Familie hereingebrochen ist, hat alles verändert.
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Elithea Trakas
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#2
Allmählich fiel das Atmen wieder leichter und auch die schwarzen Flecken waren fast gänzlich wieder verschwunden. Zum Glück. Das hätte Elithea noch gefehlt, dass zu dem Unglück ihres verlorenen Standes auch noch Makel an ihrem Aussehen hinzu gekommen wären. Nach fast einer Woche der vollkommenen Bettruhe, die nur durch die gelegentlichen Besuche der Tavernenwirtin unterbrochen wurde, die sich, solange es ihr vergönnt war, gemeinsam mit den anderen Mägden, um die Kranken kümmerte, ehe sie selbst die Seuche ergrif, war Elithea froh, dass sie sich zumindest langsam wieder aufsetzen konnte. Noch waren schnelle Lageveränderungen nicht so günstig, brachten nur Schwindel und Schwäche, doch musste der Kreislauf doch bald wieder in Schwung gebracht werden. Irgendwann mussten sie doch weiter ziehen, irgendwo endlich ankommen. Elithea holte tief Luft, nahm langsame, bedachte Atemzüge, die ihr immer noch tief in der Lunge brannten und schließlich in einem neuerlichen Hustenanfall endeten. Fest klammerte sich die Hand an den Knauf am Ende Bettes. Doch trotz der eigenen Befindlichkeiten kreisten Elitheas Gedanken wie so oft um ganz andere Dinge, andere Menschen, mehr als um sich selbst. Während der Krankheit füllten die stillen Stunden, die sie nicht mit schlafen oder husten verbracht hatte, Bilder von der Vergangenheit und Szenen einer Zukunft, die noch nicht gelebt war. Sie träumte von der unbeschwerten Kindheit, ehe der Nachtalb sie von der Eroberung ihrer Heimatstadt und der Hinrichtung ihres Vaters schaudern ließ und ihr des erholsamen Schlafs beraubte. Und über die wachen Tagstunden beschäftigten Sie die Überlegungen, welchen Weg ihr Leben nun einschlagen sollte, welche Möglichkeiten es denn gab für sie. Dann überschlugen sich die Worte, die sie mit ihrem Belisarius während der stinkigen Reise gewechselt hatte und die ihr unerbittlich im Kopf widerhallten. An ihn auch dachte sie am Häufigsten. Ob ihn auch die Seuche erwischt hatte, ob es ihm gut ging, wie sie ihm helfen konnte. Ob er denn auch ihre Nähe vermisste? Ob seine Hand auch kribbelte? Dann fiel ihr wieder ein, dass auch ihre Geschwister die letzten Tage in einem anderen Zimmer verbracht hatten, um die Ansteckungsgefahr zu mindern. Das hatte Larissa nur zu gern angenommen und hatte mit flotten Füssen schnell das Weite gesucht. Und auch Endymion war ausgezogen, er konnte sich schließlich nicht erlauben nun an einer banalen Seuche zu verrecken, als einziger Erbe des Fürstentitels.

Die Ruhe war Elithea nur recht gewesen und doch hatte sie sich gefreut, dass ihre Mutter sich fürsorglich um ihre Pflege gekümmert hatte. Oft genug war es gerade die Fürstin selbst gewesen, die ihr zu trinken gebracht oder die Stirn gekühlt hatte, die einfach an ihrer Seite gewesen war. Wie sehr hatte sie die Nähe der Mutter vermisst, die Zuversicht, die eben nur eine Mutter geben konnte. Elithea meinte sich daran zu erinnern, dass die Fürstin sogar manchmal die Hand der Tochter gehalten hatte, bis sie in tiefen Schlummer gesunken war. Eine ungewöhnliche Geste, die der sonst recht distanzierten Mutter nur selten zu entlocken war.
Umso erstaunter war die junge Prinzessin, als die Mutter mit solch direkten Worten ins Zimmer getreten kam. "Mutter" versuchte sie sich zu erheben, drückte sich vom Knauf des Fußendes ab, doch die Kraft verließ sie, als ein neuerliches Leichtegefühl ihr ein Schwindelgefühl durch den Körper trieb. Vielleicht war es auch besser sitzen zu bleiben, so ernst wie ihre Mutter weiter redete. "Es ist wahrlich keine Entschuldigung nötig, Mutter" Elithea schaffte es kaum ihrer Mutter in die Augen zu schauen, so unangenehm war ihr das Thema. "Es ist doch nur verständlich, dass uns alle diese Situation mehr als unerwartet erwischt hat." Wie sollte sie denn mit diesem Wechselbad an Gefühlen umgehen? Noch nie hatte ihre Mutter gesagt, dass sie stolz auf sie sei und noch seltener hatte sie ihre Mutter mit Tränen auf den Wangen gesehen. Elitheas Nägel kratzten über das Holz, verfingen sich in den Furchen der Maserung. "Ich habe die Rolle gern übernommen, Mutter, es war notwendig für das Wohl unserer Familie." runzelte die Prinzessin die Stirn, immer noch unsicher, was die Fürstin damit bezweckte, was sie von ihr hören wollte. Und nur wegen dieser Rolle hatte sie Belisarius getroffen, wie konnte sie denn das als Unglück ansehen? "Kämpfen?" Nun kam sie nicht mehr umhin den Blick zu heben und der Mutter fest und doch fragend, mit einem Hauch Wehmut, in die Augen zu sehen. Nun sprach auch ihre Mutter von Schicksal, das sich nicht ändern ließe. Aber genau das war doch gerade möglich, oder nicht? Sie könnten ihr Schicksal ändern. Es gab doch sicherlich noch andere Wege außer Kampf oder Kapitulation, oder? Sie könnten doch einfach eine andere Bestimmung finden, eine andere Bedeutung? Zumindest erwuchs in Elithea immer mehr das Bedürfnis einen anderen Sinn in ihrem Leben zu finden, zumindest alle Alternativen einmal anzudenken. "Glaubt ihr, dass solch ein Kampf mit Erfolg gekrönt sein wird?" für Larissa vielleicht, die damit eine bessere Chance auf dem Heiratsmarkt wäre. Und sicherlich für Endymion, der damit seinen angestammten Platz wieder einnehmen könnte. Elithea atmete tief durch. "Verzeiht mir, dass ich eure Entscheidung in Frage stelle, Mutter." sah Elithea Ariadne mit einem sanften Lächeln an. Sie war allein schon froh, dass ihr Mutter endlich der Apathie der Trauer entfliehen konnte und in ihrer Haltung wieder Strebsamkeit und Stärke zu erkennen war. "Ich werde natürlich alles tun, um die Familie zu unterstützen."
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Ariadne Trakas
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#3
In normalen Zeiten wäre es die Aufgabe der Dienerschaft gewesen, sich um kranke Familienmitglieder zu kümmern, doch das waren alles andere als normale Zeiten. Sie wollte nach ihrem Gemahl nicht auch noch eines ihrer Kinder an eine Seuche verlieren, deshalb kümmerte sie sich wie nie zuvor um ihre kranke Tochter und betete zu Heofader für eine rasche Genesung. Ihre Kinder hatten alle schon die eine oder andere Krankheit überstanden, was ein großes Glück für sie war. Es kam nicht häufig vor, selbst im Adel, dass eine Mutter keines ihrer Kinder im Laufe der Kindheit und Jugend verlor. Heofader schien es immer gut mit ihr gemeint zu haben. In diesem Fall haben Gebete und eine intensive Pflege offensichtlich die gewünschte Wirkung gezeigt. Ihre Tochter war schon fast wieder gesund, was Ariadne zum Anlass für ihre kleine Ansprache nahm. Sie wusste selbst nicht so ganz, an wen sich diese richten und was sie bezwecken sollte, wollte sie damit etwa die Familie auf ein gemeinsames Ziel einschwören oder wollte sie einfach nur zeigen, dass mit ihr wieder zu rechnen war nachdem sie sich so lange in stoische Unnahbarkeit zurückgezogen hatte?

Die Reaktion ihrer Tochter fiel auch ungefähr so aus wie es die Fürstin erwartet hatte, eine Mischung aus Überraschung, Zweifel und dem Wunsch, es ihrer Familie Recht zu machen. Natürlich brauchte es eine gewisse Zeit, um geistig zu verarbeiten, dass eine Person, die man schon lange kennt und die einem nahesteht, plötzlich eine ganz andere Seite von sich zeigt. "Streng dich noch nicht zu sehr an, du musst wieder ganz bei Kräften sein wenn die Reise weitergeht" war ihre erste Reaktion als sie sah wie Elithea versuchte, sich im Bett aufzurichten. "Du hast diese Rolle mit Bravour gemeistert angesichts der Umstände" entgegnete sie ihrer Tochter. Sie machte Larissa und Endymion keine Vorwürfe, dass sie sich stärker zurückzogen, mehr an sich selbst dachten und ihrer Schwester die Rolle überließen, für das Wohl der Familie zu sorgen. Larissa war verständlicherweise besorgt um ihre eigenen Heiratsperspektiven und Endymion ein ungestümer 15jähriger Junge. Sie selbst hätte in dieser Situation die Führungsrolle übernehmen müssen, was sie jetzt, mit einiger Verspätung, auch zu tun gedachte.

Ob es sich überhaupt lohnen würde zu kämpfen, fragte ihre Tochter. Eine Frage, die sie sich selbst auch schon gestellt hatte, daher kam der Zweifel für sie nicht überraschend."Es ist verständlich, zu zweifeln, wenn die Zukunft so ungewiss scheint. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass es sich lohnt, zu kämpfen. Der Großkönig wird nicht einfach so hinnehmen, dass Eastergold Meadow an Walleydor fällt und wir haben einflussreiche Freunde am Hof des Großkönigs. Dein Onkel Andronikos hält den Posten des Hofkämmerers wie mein Vater vor ihm. Er wird sicher unser größter Fürsprecher bei Hofe sein."Sie hat ihren Bruder die letzten Jahre nur bei einigen wenigen Besuchen bei Hofe gesehen, doch ihr Verhältnis zueinander war stets positiv und mit ihren Kindern hat er sich bei diesen Gelegenheiten auch immer ganz freundlich unterhalten, hauptsächlich mit Endymion aber auch mit Larissa und Elithea.
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Elithea Trakas
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#4
Trotz der beschwichtigenden Worte ihrer Mutter, dass sie sich doch noch schonen sollte, mühte sich Elithea neuerlich auf die Beine. Es half ja doch nichts, das ewige Herumliegen. Sie wollte sich endlich wieder bewegen, etwas bewegen, mehr als nur den von Krankheit geschwächten Körper. Aber damit wäre zumindest ein Anfang gemacht. Schließlich war die Gefahr noch nicht gebannt, die Reise noch nicht zu Ende und die Familie noch nicht in Sicherheit. Auch wenn ihre Mutter wieder an Energie und Lebensmut gewonnen zu haben schien, war damit ja doch noch nicht alle Last von Elitheas Schultern genommen. Schließlich konnte es sich ebenso schnell wieder ändern. Außerdem hatte sie sich bereits an die Last gewöhnt, hatte sich damit abgefunden und das Beste draus gemacht. Es gab ihrem Leben einen Sinn und Inhalt. Und es hatte sie zu ihrem Belisarius geführt. Wie, also, sollte sie sich einfach davon abwenden, ihren Weg weiter zu gehen und sich auf dem von ihr selbst gewähltem Pfad zu behaupten? Schließlich würde er sie nur weiter in seine Nähe bringen, ihm, von dem sie noch so viel lernen konnte, lernen wollte. "Wie geht es Endymion? Und Larissa? Ich hoffe Iulia, Kassandra und die anderen Diener sind genesen?" schob sie die Sorge um sich selbst auf die Seite, war in Gedanken schon wieder bei den anderen, deren Wohlbefinden ihr wichtiger erschien als ihre eigene Gesundheit. Was ihr allerdings wirklich auf den Lippen brannte, welchen Namen sie nur zu gerne erwähnt hätte, nach wessen Befinden sie sich eigentlich erkunden wollte, das wagte sie nicht vor der Mutter preis zu geben. Noch konnte die junge Prinzessin nicht abschätzen, wie ihre edle Mutter zu der Freundschaft mit dem rohen Kriegstreiber stehen würde. Doch sie ahnte, dass es wohl nicht im Sinne der Fürstin sein würde, dass ihre Tochter mit einem banalen Bankierssohn verkehrte. Oder war es ihr gleich? War es ihr vielleicht gar nicht so unrecht? Ach, Elithea war sich doch selbst nicht sicher.

Das Thema um die ungewisse Zukunft der Familie, die Rückeroberung der Heimat und die Frage nach Verbündeten lag Elithea schwer im Magen. Sie sah darin nur wenig Aussicht auf Erfolg. Und doch war ihr bewusst, dass ein Kampf ausweglos schien, nicht allein nur um den Einwohnern ihrer Stadt zu zeigen, dass sie Eastergold Meadow nicht einfach so aufgeben würden, dass sie die Bewohner nicht schutzlos den neuen Eroberern überlassen würde. Nein, es war auch ein wichtiges Zeichen an alle Adelshäuser im ganzen Lande, dass man sich nicht ungestraft gegen den Großkänig erhob. Es gab einfach keine Alternative. Sie mussten kämpfen. Die junge Prinzessin nickte nur verhalten. "Ihr habt natürlich Recht, Mutter. Onkel Andronikos wird Endymion sicherlich eine große Hilfe und Stütze sein. Er kennt sicherlich die rechten Berater, die Endymion leiten können, damit er seinen rechten Platz als Vaters Nachfolger antreten kann." Allmählich hatte sie es geschafft halbwegs sicher auf den Beinen zu stehen, auch wenn der Gedanke an den hingerichteten Fürsten Trakas, ihren Vater, ihr die Knie wieder weich werden ließen. "Ich habe nur Angst vor den Folgen, die eine Kriegserklärung mit sich bringt. Und ich wünschte nur, dass wir auch etwas tun könnten, um das Leid der Menschen zu mindern, wenn die Schlachten beginnen." Larissa würde sich sicherlich wohl fühlen im Glanze des Hofstaates, umgeben von edlen Rittern und holden Maiden, aber Elithea, nun, mittlerweile fühlte sie sich seltsam fremd in der Welt des Adels.
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Ariadne Trakas
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#5
Ariadne gab es schließlich auf, ihre Tochter zu ermahnen, sich doch noch etwas Ruhe zu gönnen. Elithea schien voller Tatendrang, auch jetzt nachdem sie eine schwere Krankheit noch nicht ganz überstanden hatte. Sie hatte sich auf diese neue Situation wahrscheinlich von ihnen allen am besten eingestellt. Sie dachte auch nich nur an sich, sondern fragte sogleich danach, wie es anderen ging. Nicht nur nach ihren Geschwistern sondern auch nach Iulia, Kassandra und den anderen Dienern. Auch das erfüllte sie mit Stolz, denn ihrer Ansicht nach waren die besten Adligen jene, die sich nicht nur um ihr eigenes Wohl sorgten, sondern auch um das ihrer Untergebenen. Der alte Gelehrte Aristomachos, daran erinnerte sie sich in diesem Moment, ging sogar so weit, dass er in seiner Staatsformenlehre Staaten danach unterscheidete, ob ihre Herrscher den Eigennutz oder den Gemeinnutz zum Prinzip ihres Regierens machten. "Endymion und Larissa geht es soweit gut, sie blieben von der Seuche bislang verschont. Ansonsten ist Endymion so ungestüm wie eh und je und Larissa beklagt sich fortwährend über die mangelnden Annehmlichkeiten in dieser Taverne. Besonders über diesen mysteriösen Eintopf." Sie selbst traute diesem Eintopf auch ganz und gar nicht, vor allem da niemand zu wissen schien, was alles drin war. Der Wirt weigerte sich auch, Auskunft zu geben und berief sich auf ein "geheimes Familienrezept". Im besten Falle war es die übliche Resteverwertung, über den schlimmsten Falle dachte man am besten gar nicht erst nach. "Die Dienerschaft ist bereits wieder völlig genesen. Sie scheinen alle von kräftiger Konstitution zu sein. Du kannst also unbesorgt sein und dich ganz auf deine eigene Genesung konzentrieren."

Hätte sie gewusst, dass Elithea mit dem Condottiere, einem Bankierssohn, verkehrt, hätte sie dem zunächst einmal nicht besonders viel Bedeutung beigemessen. Sie hatte Elithea ebenso wie Larissa immer die Wichtigkeit einer guten Partie eingeschärft. Natürlich gab es bei sehr jungen Damen immer auch die Gefahr, dass diese sich in romantische Phantastereien hineinsteigerten. Sie schätzte Elithea aber klug genug ein, sich nicht derart zu verrennen. Eine Fürstentochter und ein Bankierssohn. Das passte doch wirklich überhaupt nicht zueinander. Verbindungen solcher Art waren zudem selten und kamen hauptsächlich dann vor, wenn eine Adelsfamilie völlig verarmt war und nicht einmal mehr das Dach eines heruntergekommenen Landsitzes reparieren konnte. Da war eine Verbindung mit wohlhabenden Kaufleuten, die sich sozialen Aufstieg versprachen, oft die letzte Rettung. Doch, wenn sie ihre eigene Lage nüchtern betrachtete, befand sich das Haus Trakas derzeit in einer noch prekäreren Situation. Wenn eine Rückeroberung von Eastergold Meadow scheitern sollte, müsste sie sich dann nicht auch damit zufrieden geben, dass ihre Töchter einfache Kaufleute heirateten und ihr Sohn einen Posten an irgendeinem Adelshof annahm?

Elithea äußerte wieder Sorgen über die möglichen Opfer eines Krieges, was sie völlig nachvollziehbar fand, andererseits aber auch nicht dazu führen durfte, dass einen dieser Gedanke lähmte. "Es zeugt von besonderer Weisheit und einem ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, wenn man den Krieg nicht romantisiert, sondern sich stets seiner Graumsamkeit bewusst ist, vor allem auch für das einfache Volk. Du wirst deinem zukünftigen Ehemann sicher eine kluge Beraterin sein. Sie setzte nun zu einer ihren Lektionen an, von denen sie glaubte, dass sie ihren Kindern nützlich sein würden.Leider wurde uns dieser Krieg von Walleydor aufgezwungen und wenn wir uns dem nicht entschlossen entgegenstellen, dann ermutigen wir auch andere Reiche dazu, ihre Interessen kriegerisch gegen uns durchzusetzen, selbst innerhalb Castandors würden sich Viele gegen den Großkönig auflehnen, wenn sie den Eindruck bekommen, er sei zu nachgiebig. Viel mehr Leid für alle Menschen wäre die Folge." Sie hoffte, dass diese Lektion bei ihrer Tochter etwas bewirken würde, doch am Ende neigen junge Leute eben immer dazu, es besser wissen zu wollen, sie selbst war da in diesem Alter auch nicht immer anders.
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Elithea Trakas
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#6
Allmählich kehrte das Leben in Elitheas Glieder zurück. Es tat gut wieder eine andere körperliche Lage anzunehmen, außer immer nur liegend im Bett zu verbringen. Die letzten Tage, als die junge Prinzessin wieder halbwegs zu Kräften gekommen war und sich der Husten langsam zurückgezogen hatte, waren ihre Gedanken immer klarer geworden, hatten sich von der Schwere der Krankheit befreit. Und waren augenblicklich wieder in Sorge um die anderen Mitreisenden verfallen, die Soldaten und natürlich auch die Bewohner ihrer Heimatstadt. Es schien fast, als wäre dies ihr grundlegender Gemütszustand, sich mehr über die anderen zu kümmern als um sich selbst. Erleichterung tat sich also kund, zeigte sich in einem erfreuten, sanften Lächeln und einem tiefen Durchatmen ob der Nachricht, dass es ihren Geschwistern gut ging. “Das freut mich sehr zu hören.“ anscheinend war sie die Einzige, die ausgedehnter unter der Seuche zu leiden gehabt hatte. Ihre ‚Konstitution‘ schien scheinbar nicht so kräftig wie die der anderen. Vermutlich waren die Strapazen, körperliche und seelische, der letzten Wochen doch zehrender gewesen, als sich die junge Trakas es eingestehen wollte. Wie es wohl den Soldaten ging, die sie begleitet hatten. Und ihrem Belisarius. Aber Elithea unterdrückte die Frage, die ihr just in diesem Moment doch eher unpassend erschien. Sie musste nur über die Aussage der Mutter zu dem Eintopf schmunzeln. “Am besten ist es wohl, man fragt nicht zu genau nach. Hauptsache er ist schmackhaft und stärkend.“ Und das war er, zumindest soweit sich Elithea daran erinnern konnte. So richtig Hunger hatte sie immer noch nicht entwickelt.

“Ich danke dir, Mutter, dass du dich um mich gekümmert hast. Es tat gut euch an meiner Seite zu wissen, als es mir schlecht ging. Und ich bin froh, dass ich euch nicht auch noch angesteckt habe.“ Wenn sie selbst etwa noch schuld gewesen wäre am Leid eines anderen, das hätte sich Elithea nie verziehen. Gerade ihre Mutter hatte doch wahrlich schon genug Schmerz erfahren müssen, da wollte sie nicht auch noch für eine Krankheit verantwortlich sein. So unauffällig wie ihr möglich war, nahm sie die Veränderungen ihrer Mutter in sich auf. Die Fürstin hatte allmählich wieder das edle Erscheinungsbild ihres früheren Selbst angenommen. Ihre Haltung war so aufrecht und erhaben wie zuvor, selbst in ihrem wachen Blick schien wieder ein gewisser Kampfesmut zu funkeln. Und das drückte sich auch in ihren Worten aus, denen es trotz aller Ehrlichkeit an einer gewissen mütterlichen Wärme mangelte. Wiederum war es mehr eine erzieherische Lektion zwischen Fürstin und Prinzessin als ein intimes Gespräch zwischen Mutter und Tochter. Pflichtbewusst senkte Elithea ein wenig den Blick, nahm folgsam die Lehre auf, die ihr die Mutter einbläuen wollte. Zumindest war ihr ein Kompliment vorangestellt, das Elithea mit bescheidener Freude in sich aufnahm und aufbewahrte. Ja, sie wollte eine kluge Beraterin sein, für wen auch immer. Und sie wusste ganz genau, dass sie dafür einen kundigen Lehrmeister gefunden hatte, der ihr auch abseits der Standesdünkel und Adelsvorgaben die Augen öffnen würde. Wieder tat ihr Herz bei den Gedanken an den Condottiere einen seltsam erhabenen Sprung, füllte es mit Hoffnung und Klarheit.

Aber natürlich hatte die Fürstin recht. Gleichgültig der Konsequenzen konnte sich weder die Familie Trakas, noch der Großkönig oder Castandor selbst erlauben, das frevelhafte Verhalten des aufmüpfigen Königs von Walleydor einfach so hinzunehmen. Es mussten Konsequenzen geben, und zwar von solch niederknüppelnder Härte, dass jeder Funke an Rebellion in den anderen Adelshäusern im Keim erstickt werden würde. Ob es dem Verräter Stafford bewusst war, welches verheerende Unheil er über die Länder Arcandas heraufbeschworen hatte? Hatte er alle Folgen seines Handelns durchdacht? Mit welchem Recht glaubte er die Bevölkerung der verschiedenen Königreiche ins Unglück zu stürzen? Und welchen Ausgang erhoffte er sich? “In unserer momentanen Situation ist es glaube ich nicht die passende Zeit an einen Ehemann zu denken.“ versuchte sie von sich abzulenken. Larissa würde sich vermutlich nur darauf stürzen endlich alle wünschenswerten Junggesellen zu entdecken. “Ich verstehe, dass es keinen anderen Ausweg gibt als die Rückeroberung unserer Heimat. Vielleicht finden wir dennoch eine Möglichkeit das Leid der Menschen zu mindern.“ versuchte sie es erneut mit ihrer mitfühlenden Art. Sollten die Männer mit Schwert und Feuer losziehen. So konnten sie doch mit Hingabe und Trost folgen, oder nicht?
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Ariadne Trakas
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#7
Es gefiel ihr, dass Elithea so langsam wieder zu Kräften kam und wieder am Leben um sie herum teilzunehmen versuchte. Ihr Kommentar zu dem Eintopf, der ihnen allen Rätsel aufgab, führte sogar zu einem Schmunzeln, das auf die Fürstin ansteckend wirkte. "Das sehe ich ganz genau so, aber Larissa ist dieser Gedanke eher schwierig zu vermitteln." Von der Sorge um ihre Gesundheit war sie auch ganz gerührt, auch wenn sie das nicht so zeigte. Sie war nie das, was man einen besonders herzlichen Menschen nannte, jemand, der durch seine Worte emotionale Wärme vermittelte. Das hieß natürlich nicht, dass ihr das Wohl ihrer Kinder nicht am Herzen lag aber in der Hinsicht war sie dann doch aristokratisch distanziert, wenn auch für die Verhältnisse ihres Standes immer überdurchschnittlich stark involviert in die Erziehung ihrer Kinder. Wo die meisten Familien sich darauf beschränkten, einen Tutor für den Erben zu engagieren und die Töchter sich mit Unterricht in Tanz und Etikette zufrieden geben mussten, war sie persönlich darum bemüht, ihren Kindern hilfreiche Lektionen mit auf den Weg zu geben, sowohl Endymion als auch Larissa und Elithea. Letztere schien diese Lektionen tatsächlich am bereitwilligsten aufzunehmen. Während Endymion mit seinen Gedanken immer woanders war und Larissa wenig Ambitionen zeigte, über die klassische Rolle einer jungen adligen Dame hinauszugehen, machte Elithea stets den Eindruck, der Lektion folgen zu wollen oder sie zumindest begriffen zu haben.

In einer Sache schien ihre jüngere Tochter den Ernst der Lage aber noch nicht völlig begriffen zu haben. In besseren Zeiten konnte man eine Tochter auch länger versorgen wenn sie noch keinen Ehemann hatte, in dessen Familie sie einheiratete. Sie selbst hat auch erst sehr spät geheiratet, mit 25. Für Larissa und Elithea kam es nun in dieser unsicheren Situation aber dringend darauf an, möglichst gut versorgt zu sein. "Sicher ist es noch etwas zu früh nach dieser ganzen Katastrophe, an einen Ehemann für dich oder für Larissa zu denken, aber es ist auch keine Sache, die wir endlos verschieben können. Eine gute Partie ist für eine junge Dame von Stand von absolut entscheidender Bedeutung. Ihr ganzes weiteres Leben hängt davon ab. Das können wir gut finden oder schlecht finden, es ändert nichts daran, dass das die Welt ist, in der wir leben." Das klang etwas strenger als sie es beabsichtigte, also fügte sie, was untypisch für sie war, noch hinzu: "Ich sage das nur weil ich will, dass du ein gutes Leben hast, frei von Sorgen, trotz all dem Unglück, das unsere Familie heimgesucht hat." Ihre Gesichtszüge wurden weicher bei diesen Worten und strahlten fast jene mütterliche Wärme aus, die sich Elithea wohl gewünscht hätte.
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Elithea Trakas
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#8
Elitheas Finger begannen wiederum lose Hautfetzchen an ihren Nägeln zu finden und daran nervös herum zu zupfen. Diese Eigenart war immer an ihr zu beobachten, wenn sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Wenn die Unsicherheit sie übermannte, dann suchte sie eine Ablenkung, um ihre Gedanken zu bündeln oder sich zumindest ein wenig beschäftigt zu zeigen. Zum Leidwesen der Dienerin Iulia, die das junge Mädchen immer schimpfte, wenn sie mit besonders malträtierten Fingern anzutreffen war. Das machte nämlich die Pflege ausnehmend schwierig. Aber einfach so herumzustehen, ihrer ehrfurchtsgebietenden Mutter gegenüber, das war doch schon recht einschüchternd. Von all zu viel mütterlicher Nähe und liebevoller Wärme war ihre Beziehung nie geprägt gewesen. Etwas, das Elithea akzeptierte, manchmal vermisste, aber meist nicht anders kannte. “Das ist wohl nur Larissas Art mit dieser grausamen, neuen Situation unserer Familie zurecht zu kommen. Wir müssen nur geduldig sein mir ihr. Sobald wir in King’s Portal angekommen sind und sie sich den Freuden der Hauptstadt widmen kann, wird sie wieder fröhlicher werden.“ wie immer sah Elithea nur das Gute in ihren Mitmenschen, auch wenn die Quengelei ihrer Schwester selbst der gutmütigen jungen Prinzessin den letzten Nerv rauben wollte. Sie konnte sich in ihre Schwester hineinversetzen, sah ihre Ängste und Nöte. Da half es nur, ihr mit Sympathie und Mitgefühl zu begegnen, wollte man keinen Geschwisterkrieg vom Zaun brechen. Und es war nunmal Elitheas Eigenart zurückzustecken, selbst einen Schritt zurückzumachen und nachzugeben, für das Wohl ihres Gegenübers.

Immer noch standen sie sich in gebührender Entfernung gegenüber, selbst wenn das Gespräch intimer oder zumindest ernsthafter wurden. Sollten sie gerade jetzt über solch gewichtige Inhalte sprechen? Themen, die die Zukunft betrafen und daher von imminenter Bedeutung waren für die junge Trakas? War das die passende Gelegenheit? Elithea presste die Lippen zusammen, fixierte einen kleinen Staubbrösel, der über den Boden tanzte, während ihre Finger immer hastiger an ihrer Nagelhaut herumriss. “Auch dafür ist King’s Portal wohl ein passender Ort. Wo, wenn nicht dort, lassen sich Verbindungen knüpfen, die eine gute Zukunft erwarten lassen. Und unser Onkel wird uns sicherlich den rechten Familien vorstellen, sodass sich Larissa sicherlich bald vor Freiern kaum retten wird können.“ wirkte ihre Stimme monoton, als würde sie nicht ganz daran glauben, was sie gerade gesagt hatte. Und es stimmte ja auch. Die momentane Situation war nicht gerade die Beste, um nach einen Ehemann zu suchen. Natürlich würden glühende Vertreter der Königssache oder solche, die sich besonders profilieren wollten, sich ihnen anbiedern versuchen. Aber was hatte sie denn schon zu bieten? Weder eine Mitgift, noch einen veritablen Adelstitel oder eine einflussreiche Position. Kein Geld, kein Schloß, keinen Stand. Nur ein Name, der gerade wie Zunder für Kriegstreiber wirkte. Aber wenn sich die Schlachten nicht so entwickelten, wie sie sollten? Was blieb dann? Nichts, außer einst glorreichen Vergangenheit. Aber sie wusste, was von ihr erwartet wurde. Und sie wusste, dass sie sich wohl kaum gegen die Entscheidungen der Familie würde stemmen können. “Das wünsche ich mir auch, Mutter. Nach allem, was geschehen ist, wäre es gut, ein wenig Ruhe und Sicherheit wieder unser Eigen zu nennen.“ Natürlich hatte Larissa als älteste Tochter den Vorrang, oder Endymion als Erbe des Titels. Manchmal war es gut, das mittlere Kind zu sein und sich ein wenig im Hintergrund halten zu können. So konnte sie zumindest darüber nachdenken, ob es noch andere Wege gab als die Heirat in Adelskreisen. Nicht zuletzt die Begegnung mit Belisarius hatten ihr die Augen geöffnet, dass sie vielleicht auch ein wenig selbst ihre Zukunft gestalten könnte.
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Ariadne Trakas
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#9
Ariadne fiel natürlich sofort auf, dass ihre Tochter wieder dieser furchtbaren Angewohnheit nachging, an ihren Fingernägeln herumzuzupfen. Sie hatte sie schon oft deswegen ermahnt wenn sie es sah und war da nicht die Einzige. Ungepflegte Fingernägel machen immer einen ganz schlechten Eindruck. Elithea dürfte auch bemerkt haben, dass dies dem Blick ihrer Mutter auch diesmal nicht entgangen war, doch entgegen ihrer Gewohnheit folgten diesmal keine mahnenden Worte. Sie hatten die letzten Wochen alle so viel durchgemacht, da schien ihr das nicht angebracht. In King's Portal würde die Etikette schon früh genug wieder strenger werden. Sie sagte daher stattdessen "wir haben alle unsere Art, mit dieser Situation zurechtzukommen. Es ist gut, dass du Verständnis für deine Schwester zeigst und sie verteidigst. Geschwister sollten bei allen Unterschieden immer zusammenhalten."
Das galt natürlich nicht nur für Elithea, Larissa und Endymion sondern auch für sie und Andronikos. Ihr Verhältnis zu ihrem Bruder war stets gut gewesen, so dass sie berechtigterweise darauf hoffen konnte, dass er sie bei ihrer Ankunft in King's Portal unterstützen würde. Natürlich hatte er seine eigene Familie und sie wollte ihm nicht auf der Tasche liegen, aber als Hofkämmerer hatte er eine nicht unwichtige Position am Hofe des Großkönigs. Sein Wort hatte Gewicht und er dürfte viele einflussreiche Leute kennen, bis hin zum Großkönig persönlich.

Als Elitheas Angewohnheit nicht nachließ sondern sich sogar noch intensivierte, tat die Fürstin etwas unerwartetes. Sie ging einen Schritt auf ihre Tochter zu und nahm ihre beiden Hände in die eigenen, wie sie es zuvor nur am Krankenbett getan hatte. Es war eine ungewöhnliche Geste, nicht nur für Ariadne persönlich sondern für einen großen Teil ihres Standes. Sie war selbst nicht mit besonderer Herzlichkeit und emotionaler Wärme aufgewachsen und kannte auch keine Familien, in denen das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sich nicht relativ distanziert gestaltete. Manche Menschen litten mehr darunter, manche weniger. Vielleicht würde es Elithea ja helfen, wenn ihre Mutter ihre Zuneigung nicht nur stillschweigend voraussetzen sondern auch durch kleine Gesten zeigen würde, gerade in diesen schwierigen Zeiten. "Wenn wir in King's Portal angekommen sind und uns von den Strapazen der Flucht erholt haben werden wir alles in die Wege leiten für unsere Rückkehr nach Eastergold Meadow. Es wird nicht einfach sein und es wird nicht in den nächsten Wochen oder Monaten passieren aber ich bin fest davon überzeugt, dass es passieren wird."Sie redete beschwörend auf ihre Tochter ein, so dass es den Anschein hatte, als würde kein Zweifel daran bestehen, dass es auch so geschehen würde, doch insgeheim sah die Fürstin der nahen Zukunft weit weniger optimistisch entgegen.
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Elithea Trakas
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#10
Was blieb ihr denn anderes übrig, als Verständnis zu zeigen? Es half doch nichts, nicht nur in dieser Situation, sondern niemals, einen Streit vom Zaun zu brechen, der doch kein Ergebnis haben würde. Elithea steckte zurück. Zum Wohle der Familie. Sie nahm sich selbst zurück, um den Frieden zu wahren und nicht anzuecken. Sie steckte ihre eigenen Ängste, Sorgen, Wünsche und Bedürfnisse zurück, damit sie niemandem zur Last fallen würde. Sie wollte gefallen und gefällig sein, es jedem recht machen. In ihrer bescheidenen und zurückhaltenden Art war sie allerdings ständig gefährdet, selbst zu vergehen, zu verschwinden hinter dem Glanz und den lauten Präsenzen der anderen, die viel heller strahlten und viel deutlicher ausdrückten, was ihr Begehr war, die sich nicht davor scheuten für sich einzustehen, auch wenn das vielleicht manchmal Aufsehen erregte. Elithea aber blieb still. Sie schwieg. Und behielt ihre Gefühle für sich, ob Leid oder Freude. Sie hob alles, was sie bewegte, in ihrem Herzen auf, bewahrte es und behütete es, doch ließ sich kaum eine Regung jemals anmerken. Sie nickte nur ihrer Mutter zu. "Wenn wir uns nicht haben, wen haben wir dann." zitierte sie einen Spruch, den ihre Kinderfrau immer gesagt hatte, wenn die Geschwister in jungen Jahren untereinander gestritten und gezankt hatten. Aber je älter sie wurden, desto mehr fielen Elithea die Unterschiede auf, die die Geschwister trennten. Und diese zu vereinen, fiel immer schwieriger. Zu verschieden waren die Ansichten und Ansprüche an die zukünftige Gestaltung ihrer Leben.

Wie überrascht aber war die junge Prinzessin, als die Mutter einfach so den leeren Raum zwischen ihnen überwand und unverhofft nach den Fingern griff, die fast schon besessen an den immer blutiger werdenden Hautfetzen herumzupften. Erstaunt und gleichsam peinlich berührt sah sie der Mutter erst in die Augen, ehe sie beschämt den Blick senkte und sofort wusste, warum die Fürstin die Nähe suchte. Sicherlich nicht aus mütterlicher Zuneigung, sondern aus stillem Tadel an ihrer Tochter und ihren lästigen Ticks. Elithea atmete tief ein, schloß für einen Moment die Augen, als ihr die Röte bis in die Ohrenspitzen zu steigen schien. Betroffen gab es ihrem Herzen einen Stich, dass sie dabei ertappt wurde, nicht zu genügen. Da halfen auch die aufmunternden Worte der Mutter nicht viel. Natürlich versuchte das junge Mädchen deren Zuversicht zu teilen, aber dies würde einen Krieg bedeuten, der die Welt, so wie sie sie kannten, in höllischen Abgrund reißen würde. Und mit ihr alle Menschen der Königreiche. Und das konnte Elithea nicht gut heißen. Sie wollte nicht Teil des Grunds für das Leid anderer sein. Und dennoch musste sie den Weg gehen, der Familie und ihren Ambitionen folgen. Tränen standen ihr in den Augen, die nicht geweint werden durften, um keine Schwäche zu zeigen. "Mama..." wisperte sie leise eine vertraute Ansprache. "Wir konnten Papa nicht einmal begraben." so viel wurde ihnen verwehrt. Kein Abschied, keine Verteidigung, nicht mal ein Ort der Trauer wurde ihnen gewährt. Sie mussten mit ihren eigenen Gedanken leben, die voller abscheulicher Fantasie über das Schicksal des leblosen Leichnams des Vaters schwirrten.
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