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28-11-2024, 17:59 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-11-2024, 21:54 von Sanna Lorenson.)
 Schon seit Tagen war sie in der Hauptstadt der Frühlingslande und das Herz der Jägerin wurde von Tag zu Tag schwerer. Es war, als ob das Land selbst sich gegen sie sträubte. Die Luft war so weich, so warm – und doch fühlte sie sich wie ein Schatten inmitten all dieser Farben, der selbst das Licht zu verdrängen schien. Ihre Seele, an den kalten Wind der Winterlande gewöhnt, fand keinen Frieden in der sanften Brise dieses Frühlingsreiches. Sie gehörte nicht hierher, das wusste sie. Ihre Füße, die den eisigen Boden der Heimat kannten, wollten sich nicht an den weichen, grünen Teppich der neuen Welt gewöhnen. Alles in ihr schrie danach, den langen Weg zurückzugehen, sich in den verschneiten Weiten zu verlieren, wo der Frost ihren Gedanken die Schärfe gab und die Stille ihren Geist beruhigte. Hier gab es nichts, das sie Heimat nennen konnte. Alles war fremd, alles war zu viel.. Doch es gab etwas, das sie zurückhielt. Etwas Kleines, Wildes, das mit dunklen, zerzausten Locken auf dem Kopf die Sonne der neuen Welt in vollen Zügen aufnahm. Valda. Ihre Tochter. Ein leuchtendes Wesen, das in dieser neuen Umgebung zu blühen schien, während Sanna im Schatten zu vergehen drohte. Valda vermisste die eisige Kälte nicht, sie ließ sich von der üppigen Farbenpracht des Frühlings verzaubern, als wäre sie in ein Land voller endloser Möglichkeiten gefallen. Ihre Augen funkelten mit einer Neugier, die Sanna beinahe schmerzte.
In ihrer Klarheit und Offenheit bewegte sich Valda durch diese fremde Welt, als könnte ihr nichts passieren, als würde sie niemals fürchten müssen. Anders als ihre Mutter, die stets eine gewisse Vorsicht mit sich trug, den Blick nicht all zu lang auf jemanden gerichtet. Vielleicht wäre sie besser weiter mit Tyra und Eneas gezogen, doch deren Auftrag war erfüllt und Sanna glaubte nicht, dass ihre Wege dafür bestimmt waren, auf Dauer in dieselbe Richtung zu gehen.
So hatte sie sich vor einigen Tagen von ihnen verabschiedet, Tyra mit einem leicht schmollenden Ausdruck im Gesicht, da Valda bitterlich um die nordische Blondine geweint hatte. Um Tante Tyra. Insgeheim hoffte Sanna, dass sie sich wiedersehen würden. Bald.
Heute war sie auf den Straßen von Springs Court unterwegs, Valda lief neben ihr, voller Energie, doch auch voller Fragen. Ihre Augen suchten, suchten nach etwas. Oder jemanden. Nach ihrem Vater, dem Bild des Mannes, der in ihren Erinnerungen wie ein dunkler Schatten existierte. Vier Monate waren vergangen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die Vorstellung, dass Valda ihn bald vergessen könnte, schmerzte Sanna tief in der Brust. Doch Valda fragte weiterhin nach ihm, zeigte auf jeden großgewachsenen, dunkelhaarigen Mann und rief „Papa!“, als könnte er nur hinter einer der unzähligen Gesichter lauern, die die Straßen bevölkerten. Es war ein seltsames Gefühl, mit dem Wissen zu leben, dass ihr Kind irgendwann wirklich vergessen würde.
Die Männer drehten sich um, gaben Valda ein freundliches Lächeln, doch es war nicht derjenige, den sie suchte. Valda zeigte keine Entmutigung, sie sprang von einer Enttäuschung zur nächsten, als wäre sie selbst noch unverwundbar, noch zu jung, um zu verstehen, was es bedeutet, jemanden zu verlieren.
„Papa!“, rief Valda erneut, die Stimme voller Hoffnung und Aufregung, als sie plötzlich losstürmte. Sannas Herz setzte für einen Moment aus, als das Mädchen sich auf einen Mann zubewegte – einen Fremden, der mit dem Rücken zu ihnen stand, ein Schatten unter all den anderen. Sanna rief ihre Tochter, doch sie hörte nicht. Valda, von der leisen Hoffnung getrieben, die ihren Schritten die Schnelligkeit eines Sturms gab, zog unbeirrt weiter, als würde nichts sie aufhalten können.
Sie erreichte den Fremden, griff nach seinem Kleidungsstück, um ihn zu drehen. Doch es war nicht der Mann, den Valda suchte. Es war niemand. Nur ein Unbekannter. Das wusste Sanna.
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28-11-2024, 20:43 - Wörter:
![[Bild: tumblr_inline_p88meqhoBc1swj1mx_250.gif]](https://64.media.tumblr.com/2be23f4bb9fe5d34850dad4dcdd64f74/tumblr_inline_p88meqhoBc1swj1mx_250.gif)
Es war Farids dritter Tag in Freiheit, denn die Seuche hatte ihn fest im Griff gehabt. Wären seine Freunde nicht gewesen, allen voran Godwyn, hätte er sie vermutlich nicht überlebt. Sein bester Freund betonte zwar, dass Farid wehleidig war und nicht so einfach gestorben wäre, aber er selbst sah das eben anders. Alles hatte ihm wehgetan und sein armer Kopf hatte Elendsqualen durchlitten. Gut also, dass er wieder vollständig genesen war: den ersten Abend in Freiheit hatte er gebührend gefeiert; viel Alkohol war geflossen und beim Kartenspiel hatte er noch nicht einmal schummeln müssen, um den Gewinn einzuheimsen. Sein Leben war wieder vollständig gut und schön und so drang nun wieder Farids lautes, lebendiges Lachen durch die Hauptstadt des Frühlingslandes. Gerade befand er sich auf einem kleinen Spaziergang zum Markt, wo er ein bisschen etwas einkaufen musste, denn durch eine verlorene Wette war er gezwungen worden, dem Koch zur Hand zu gehen… wieso nur konnte er Wetten so schlecht absagen? Hach, wem machte er etwas vor? Er liebte es zu spielen und ein bisschen etwas einzusetzen. Manchmal verlor man, manchmal gewannen die Anderen. Über diesen Scherz musste er selbst laut lachen.
Nicht unweit vom Marktplatz hörte er plötzlich hinter sich ein kindliches Rufen, dann ein lautes “Papa”, und weil er einfach als Ritter des Königs dazu ausgebildet worden war, auf etwaige Geräusche zu achten, drehte er sich automatisch um. Sein Schwert hatte er wie immer neben sich, und es klapperte leise, als jemand auf ihn zurannte und er erstmal seinen Kopf senken musste, um die Person erspähen zu können. Und genauso automatisch, wie er sich umgedreht hatte, lächelte Farid, ging vor dem jungen Mädchen in die Knie und sah ihm freundlich ins Gesicht. “Das tut mir ja leid, junge Lady, aber ich glaube, du verwechselst mich.” Sein Blick ging wieder nach oben, als er anscheinend die Mutter dazu erspähte, und ein Lachen entschlüpfte seinem Mund. Doch bevor er etwas sagen konnte, lief das kleine Mädchen direkt in seine Arme und überrascht schloss Farid sie in die Arme. Nun war er aber besorgt. “Ist alles in Ordnung bei Euch, Mylady?”, fragte er die Mutter leise und fürsorglich und ließ den Blick schweifen, um zu sehen, ob irgendwo Gefahr wartete.
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28-11-2024, 21:33 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-11-2024, 21:53 von Sanna Lorenson.)
Der Anblick des Fremden der so natürlich mit ihrer Tochter umging, als wäre sie kein lästiges Anhängsel das ihn gerade gestört hatte, sondern ein verlorenes Kind das sehnsüchtig nach seinem Vater suchte, ließ ein Lächeln auf den Lippen der jungen Blondine erscheinen. Vielleicht war es eine Spur traurig, vielleicht durchzog auch ein leiser Misstrauen ihr Gesicht, doch es war ehrlich und damit das beste, was sie nach den paar Tagen im Frühlingsland zustande gebracht hatte. Valda hingegen? Die freundliche Geste des Fremden hatte sie augenblicklich eingefangen, wie eine Motte, die von der Wärme einer glühenden Kerze angelockt wurde. Sanna konnte nur den Kopf schütteln – amüsiert, besorgt, ein bisschen von beidem. Wieder einmal würde sie ihrer Tochter erklären müssen, dass nicht jeder Fremde es gut mit ihnen meinte. Und wieder einmal würde Valda sie ansehen, als hätte Sanna keine Ahnung von dem Lauf der Welt.
„Entschuldigt …“, begann Sanna und hielt inne, als sie sah, wie ihre Tochter die kleinen Arme um den Fremden legte. Die gemeinsame Reise mit Tyra und Eneas hatte Valda verändert, das war unverkennbar. Sie war aufgeblüht, hatte gelernt, fremden Menschen zu vertrauen – vielleicht sogar ein wenig zu sehr. Besonders Eneas, zu dem sie eine fast kindliche Schwärmerei entwickelt hatte, hatte es ihr angetan und die junge Mutter würde das Gesicht des Söldners wohl nie vergessen, als Valda mit einem Kiesel vor ihm gestanden hatte und es ihm als einen Glücksbringer feierlich übergeben hatte. Doch Sanna wusste, dass sie wachsam bleiben musste, für Valda und für sich selbst. Die Welt war kein sicherer Ort, auch nicht hier, auch nicht jetzt.
„Mylady?“, die höfliche Ansprache des Mannes riss sie aus ihren Gedanken. Wie sonderbar diese Welt doch war. In ihrem Dorf hatten Männer sie höchstens betrunken gefragt, ob sie bereit sei, noch einen weiteren Bastard alleine großzuziehen. Und hier fragte ein völlig Fremder mit sanfter Stimme, ob es ihr gut ginge. Die Worte, die sie am liebsten gesagt hätte, brannten ihr auf der Zunge. Nein, wollte sie schreien. Nein, nichts ist gut. Doch stattdessen zwang sie sich zu einem vorsichtigen Lächeln, einer Maske, die sie nur allzu gut trug. Sie hatte sie schließlich auch vor Leif tragen müssen.
Ein kurzes Nicken folgte, ehe sie mit leiser Stimme sagte: „Wir sind erst seit ein paar Tagen hier. Alles ist noch ein bisschen … aufregend.“, jetzt erst fiel ihr das Schwert an der Seite des Mannes auf, ebenso die Tracht die er trug. Zwar waren ihr die gesellschaftlichen Etiketten des Frühlingslandes nicht bekannt, aber sie glaubte zumindest erahnen zu können, dass er kein einfacher Bürger zu sein schien. Vielleicht war er in dieser Stadt so etwas wie eine Wache? Das würde seinen sondierenden Blick zumindest erklären, den sie sonst von sich selbst im Wald auf der Jagd kannte. "Mein Name ist Sanna und das ist Valda.", stellte sie sich und ihre Tochter dann vor, welche ganz närrisch in das Gesicht des Fremden blickte. Sanna hatte noch nicht viele Menschen aus den anderen Ländern gesehen, doch selbst unter den Frühlingsländern fiel er mit diesem Teint auf. "Und wir wollten Euch gewiss nicht aufhalten.", sprach sie an ihre Tochter gewandt und stemmte dabei die Fäuste in die Hüfte, den kessen Blick ihrer Tochter mit einem Ausdruck erwidernd, der nur der einer liebenden Mutter sein konnte, die das eigene Amüsement über das Verhalten zu verbergen versuchte.
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28-11-2024, 21:48 - Wörter:
Nachdem sich Farid vergewissert hatte, dass es keine umliegende Gefahr gab, stand er mit Valda im Arm auf. Farid wusste nicht, warum Kinder meist so viel Vertrauen zu ihm fassten, aber er konnte gut mit ihnen umgehen. Godwyn meinte, dass das daran lag, dass er selbst ein Kindskopf war, aber darüber lachte Farid nur. So wie jetzt, als er das junge Mädchen im Arm ansah und dann zur Mutter blickte. “Bist du deiner Mutter wohl weggelaufen, kleine Lady?” Diese schüttelte vehement den Kopf, und Farid konnte darüber nur erneut lachen. Kinder waren Frechdachse, eindeutig. Als er den Blick der Mutter einfing, wurde er jedoch ein ganzes Stück ernster, denn er hatte das Gefühl, dass er gerade eindeutig etwas übersah. War der Blick dieser jungen, hübschen Frau… traurig? Irgendetwas war an ihr, dass ihn ernst werden ließ, lauernd, und er wollte nichts lieber, als sie in den Arm zu nehmen und seine starke Umarmung für sich sprechen zu lassen. “Es gibt nichts zu entschuldigen, Mylady”, erwiderte er sofort und reichte der blonden Dame seine Hand. “Ich bin Farid Barnett, Ritter der königlichen Garde. Wollt Ihr mir verraten, woher Ihr kommt?” Seine dunklen, warmen Augen erkannten nicht nur die Trauer und den Verlust in ihrem Erscheinen, sondern auch, dass die Dame samt Tochter nicht ihre Heimat im Frühlingsland hatten. Und da es gerade Streitigkeiten zwischen den Ländern gab und zusätzlich Kriegsvorbereitungen… konnte sie nur aus dem Winterland sein. Oder aus Farynn, aber nein, die Menschen dort sahen anders aus. “Norsteading?”, fragte Farid nach und seine Stimme klang interessiert und neugierig.
Die Stimmung war ausgelassen und dennoch geladen, Farid konnte sie nicht gut einschätzen. Irgendetwas loderte hier und er wollte auf kein Minenfeld treten. “Es freut mich sehr, Eure Bekanntschaft zu machen, Lady Sanna, Lady Valda.” Die Kleine lachte bei dem Namen und Farid wollte nicht daran denken, was womöglich mit ihrem Vater passiert war. Wenn er diese Blicke richtig deutete, gab es vielleicht gar keinen Vater mehr…? Das brach schier sein Herz. “Sagt, braucht Ihr Hilfe hier in der Stadt, wenn Ihr neu seid? Ich kenne mich zufälligerweise ganz gut aus und könnte Euch ein bisschen etwas zeigen, wenn Ihr etwas braucht.” Er versuchte, seine Stimme ruhig und freundlich klingen zu lassen, eine Sache, die Farid noch nie schwer gefallen war: er war gut erzogen worden, mit einer liebenden Mutter und einem sich sorgenden Vater, der ihm alles ermöglicht hatte. Und diese Art von Güte würde er stets in seinem Leben weitergeben.
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28-11-2024, 22:24 - Wörter:
Das tiefe Lachen des Fremden schwang durch die Luft wie eine Melodie, die man nicht so schnell vergisst. Es war ein Klang, der die Kälte in Sannas Innerem für einen Moment zum Schmelzen brachte – ansteckend, herzlich, und so voller Wärme, dass es beinahe den Eindruck erweckte, als sei dieser Mann unberührt vom Schatten der Welt. Doch das war eine Illusion, eine flüchtige Täuschung, die von der markanten Narbe in seinem Gesicht durchbrochen wurde. Die Narbe war eine stumme Zeugin, gezeichnet von einer Klinge, die ihr Ziel gefunden hatte. Zumindest war Sanna davon überzeugt. Und doch war da dieser Widerspruch – diese leichte Unbekümmertheit in seinen Zügen, die Wärme seines Lachens, die fast trotzig schienen, als würde er die Dunkelheit mit purer Lebensfreude herausfordern. Vielleicht kannte dieser Mann den Kontrast der Welt besser als viele andere.
Sie hob den Blick zu ihm und Valda, als er sich mit ihr in seinen Armen wieder erhob. Valda griff ihm in die dunklen Locken, zupfte an ihnen, doch auch unter ihnen verbarg sich nicht auf einmal das Gesicht von Leif.
Ein Ritter. Damit war ihre Vermutung zumindest nicht gänzlich verkehrt gewesen. Gerade wollte sie auf seine Frage antworten, da gab er auch schon eine Vermutung preis. Ein amüsierter Ausdruck legte sich auf das Gesicht der Blondine. "Was hat mich verraten?", fragte sie mehr im Spaß als wirklich ernst. Sie verkörperte wohl das, was man sich unter einer Winterländerin vorstellte. Blonde Haare, blasse Haut und eine Kluft, die eher für die Wildnis als für das fromme Stadtleben geschaffen war. Nur etwas klein war sie. "Wir kommen ursprünglich abseits der großen Städte und Fürstentümer.", der Hochburg der Barbaren. Wie die Frühlingsländer die Winterländer wohl sahen? Sanna hatte sich nie viele Gedanken um Vorurteile gemacht, sie selber hatte nie welche gehabt. Aber sie hatte auch kaum etwas von der Welt gesehen. Sie erwiderte seinen festen Handgriff, weniger lasch als man von einer Frau vermutlich erwarten würde.
"Sanna reicht im übrigen. Ich bin wohl alles, aber keine Lady.", witzelte die Blondine und hob eine ihrer Augenbrauen, Valda dabei beobachtend wie sie die Arme vor der Brust verschränkte. "Du bist gewiss eine Lady..", nickte sie ihrer Tochter zu, welche in das Lachen Farids einstimmte.
Farids Angebot ließ Sanna nachdenklich die Lippen schürzen. Ihre Mittel waren so langsam aufgebraucht und bereits seit sie hier eingetroffen waren, hatte sie nach Arbeit gefragt. Doch mit einem kleinen Kind und ohne ihre Mutter, war das Unterfangen schwieriger als sie sich eingestehen wollte. Selbst ihrem ursprünglichen Handwerk konnte sie nicht nachgehen, da Valda natürlich alles interessant fand, nur nicht leise bei der Jagt ihrer Mutter zu sein. "Wenn ihr jemanden kennt, der etwas Unterstützung bei alltäglichen Dingen bräuchte - gegen ein paar Münzen - und nichts dagegen hätte, wenn das Kind dabei wäre.. wäre uns schon geholfen. Bisher hatte ich nicht sonderlich viel Glück in den Schenken.. die gewiss auch kein Ort für ein kleines Mädchen sind.", aber vielleicht kannte er eine ältere Person die Hilfe benötigte oder etwas vergleichbares. "Eigentlich bin ich Jägerin, doch...", ihr Blick glitt zu Valda. ".. auch das lässt sich gerade nicht sehr gut vereinbaren.", und das Leben in der Hauptstadt war nicht so günstig und genügsam, wie das in ihrem Heimatdorf, in ihrer eigenen Hütte. Sanna hielt inne, ihre Worte stockten in der Luft. Sie war erschrocken, fast überrumpelt, als sie bemerkte, dass sie angefangen hatte, über sich selbst zu sprechen. Seit wann fiel es ihr so leicht, persönliche Dinge zu teilen? Doch da war Farid, mit seiner entwaffnenden Offenherzigkeit, die wie eine warme Brise wirkte, die in die feinen Risse zog, die ihre Fassade zusammenhielt. Vielleicht war es auch seine Sorge, die etwas in ihr zum klingen brachte. Etwas ungehörtes. Und vielleicht wünschte sie sich, dass ein anderer diese Sorge zeigte und an Farids Stelle stehen würde. Doch... das war albern. Und unfair. Und unrealistisch.
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28-11-2024, 22:41 - Wörter:
Farid dachte nie lange über das nach, was er gleich tun würde. Diese Offenheit und Herzlichkeit, all das war er einfach, im tiefsten Inneren seines Wesens. Überlegte er, ob Sanna eine Flüchtige war oder daran, dass Valda gar ein Batardkind war? Nein. Das war ihm schlichtweg egal. Vor ihm stand eine Mutter mit ihrer Tochter, etwas verloren und doch so herzerwärmend, dass er über nichts anderes nachdachte als darüber, wie er den Tag der beiden etwas heiterer gestalten könnte. So hielt er Valda in seinen Armen und ließ diese mit seinen so für Walleydor untypischen Locken spielen; sie verrieten ihn und seine Herkunft, und obwohl er sich als Kind für diese geschämt hatte, so mochte er sie mittlerweile ganz gerne. “Wir zwei sehen ganz und gar unterschiedlich aus, junge Dame, was?”, meinte er an Valda gewandt und deutete auf ihre Haare, die so anders waren als seine. Er wollte die Kleine mit ins Gespräch einbeziehen, denn das war wichtig, mhm. “Das klingt jetzt voller Vorurteile, wofür ich mich entschuldigen möchte, aber es sind Eure Haare und Augen, Mylady.” Breit grinsend sah er zur Sonne und wieder zu Sanna zurück. “Obwohl die Sonne Euren Haaren schmeichelt, merkt man, dass sie die Sonne nicht gewohnt sind. Und Eure Haut ist so hell, ganz anders als meine. Meine Mutter kam aus Matariyya, aber ich wurde hier geboren. Meine Treue wird für immer dem Frühlingsland gehören.” Godwyn würde jetzt sagen, er sprach und erzählte schon wieder zu viel, doch auch so war er. Offen und zugänglich. Der Krieg, die Kämpfe und Ausbildungen hatten seinen Charakter geformt, aber sein Wesen niemals groß verändert. Farid war vertrauensvoll, aufmerksam und ehrlich.
Das Winterland war so anders als Walleydor; wilder und rauer, und obwohl Farid schon ein paar Mal dort gewesen war, wusste er, dass es vieles gab, was er dort noch nicht gesehen hatte. Die Einöde, die verlassenen Dörfer, brrrr, es war aber auch einfach viel zu kalt dort. Alles war so urig, rural. “Das ist ja ein komplett anderes Leben als hier, Sanna. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es Euch hier ergehen mag.” Dann nickte er eilig, weil er in der Tat schon eine Idee im Kopf hatte. “Mein Vater sucht immer wieder etwas Hilfe im Haushalt, er hätte bestimmt nichts gegen Eure Anwesenheit. Kinder mag er auch, er liegt mir damit schon seit Jahren in den Ohren.” Erneut grinste er, weil das natürlich nicht möglich war: also schon, er liebte Kinder und wollte eine eigene Familie grünen, aber jetzt? Er musste bald in den Krieg ziehen, bei Heofader noch mal! “Eine Jägerin?” Farid sah sie nun überrascht und beinahe schockiert an. Im Frühlingsland gab es keine weiblichen Kämpferinnen… das war in der Tat etwas Neues. Man hatte davon gehört, aber das war doch etwas sehr Ungewöhnliches. “Das heißt, Ihr habt für Euch selbst gesorgt? Das ist wirklich etwas Besonderes.” Valda zupfte weiterhin an seinen Locken, also sah er sie lächelnd an. “Soll ich dir am Markt ein paar Beeren kaufen? Sie sind ganz rot und blau und schmecken köstlich süß. Und wenn deine Mama möchte, kann ich Euch bald meinem Vater vorstellen, er würde sich sehr über etwas Gesellschaft freuen.”
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| Sanna Lorenson |
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28-11-2024, 23:15 - Wörter:
Valda neigte den Kopf leicht zur Seite, zupfte an seinen Haaren und gleichzeitig an ihrer dunklen Lockenpracht. "Nur ein bisschen!", behauptete sie voller Inbrunst, ehe sie wieder zu ihrer Mutter schaute, deren Haar mit denen ihrer Tochter nichts gemein hatten. Sie waren lang, blond und von einer glatten, maximal leicht gewellten Struktur. Valda hingegen hatte die Haare ihres Vaters. "Ach Quatsch. Alles gut, Farid.", antwortete Sanna mit einer wegwerfenden Handbewegung. "Ich wollte Euch so etwas nicht ernsthaft unterstellen.", das Lächeln auf ihren Lippen wurde etwas breiter und wirkte versöhnlich.
Aufmerksam hörte sie zu als er von seinen Wurzeln sprach. Matariyya. Sanna kannte nur vage Geschichten von dem Land das wohl den stärksten Kontrast zum Winterland darstellen dürfte. "Da nahm Eure Mutter eine weite Reise auf sich.", sagte sie mit einer gewissen Anerkennung in der Stimme. Dahingegen war ihre Reise lediglich ein Katzensprung gewesen. Kein Meer hatte sich zwischen ihr und ihrem Ziel befunden, kein ganzes anderes Land. "Sie muss eine tapfere Frau sein.".
Zaghaft nickte sie. "Es ist hier auf jeden Fall bedeutend wärmer. Ich kann verstehen, warum die Frauen der Frühlingsländer lieber Kleider als Lederkluft tragen.", sie selbst würde sich ebenfalls andere Kleidung zulegen müssen, auch wenn die junge Blondine nicht wusste, ob sie sich jemals in einem Kleid sehen würde. Oder ob sie es bequem finden würde. Aber auch im Frühlingsland würde erst einmal der Winter hineinbrechen, auch wenn er hier vermutlich milder war als in Norsteading.
Überraschung huschte über Sannas Gesicht, als Farid beiläufig erwähnte, dass sein eigener Vater gelegentlich Unterstützung im Haushalt benötigte. „Oh!“, das Wort schlüpfte zwischen ihren Lippen hervor, bevor sie es zurückhalten konnte. Ihre Augen weiteten sich kurz, und sie bemerkte, wie ihre Haltung einen Moment unsicher wurde.
Es war wirklich ein seltsamer Zufall – fast zu seltsam, um wahr zu sein. Valda war ausgerechnet dem Mann in die Arme gelaufen, der vielleicht eine Anstellung für sie wusste? Sanna bemühte sich, nicht zu misstrauisch zu wirken, auch wenn sie diese Eigenart des Lebens nicht einfach so hinnehmen konnte. Sie hatte gelernt, dass Zufälle oft ihre Tücken hatten, und dass nichts im Leben wirklich umsonst kam. Gleichzeitig fiel ihr auf, dass Farid selbst erstaunlich frei von Argwohn war. Er hätte genauso gut annehmen können, dass sie eine Betrügerin war, eine Frau, die alte Männer ausnutzte und mit deren Habe verschwand. Aber er schien diese Möglichkeit nicht einmal in Erwägung zu ziehen, oder wenn doch, ließ er es sich nicht anmerken. Am Ende würden sie beide wohl darauf angewiesen sein, einander ein kleines Maß an Vertrauen zu schenken – ein fragiler Pakt, der auf nichts als der Hoffnung basierte, dass die Dinge gut ausgehen würden. Valda jedenfalls hatte längst entschieden, wem sie vertraute. Das zeigte ihr strahlendes Gesicht deutlich genug.
Seine Überraschung über ihre Berufung ließ das klassische selbstsichere Lächeln auf ihrem Gesicht schlüpfen, welches sie in den Winterlanden jeher besessen hatte. Sie hatte nie die Fürsorge eines Mannes benötigt, geschweige denn einen um zu überleben. Daher nickte sie. "Ja, solltet Ihr Euch also mal für ein schönes Fell interessieren. Das Jagen und Gerben ist mein Handwerk.", sie machte einen scherzhaften Knicks. Sanna erinnerte sich, dass die Frauen in anderen Königreichen weniger selbstständig lebten. Also war sie vermutlich ebenso ein kleinere kultureller Schock für ihn, wie er mit seiner Art für sie.
Begeistert klatschte Valda in die Hände als Farid ihr anbot ein paar Beeren zu kaufen. "Ich schätze Ihr habt sie schon für Euch eingenommen.", seufzte Sanna theatralisch, einen warmen Ausdruck in den hellen Augen. "Lebt euer Vater auch in der Hauptstadt oder Außerhalb?", fragte sie interessiert, vielleicht die Hoffnung hegend, dass er nicht mitten in dem Trubel hier lebte. Doch das wäre vermutlich zu viel des Glücks.
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28-11-2024, 23:33 - Wörter:
Da die Kleine beschlossen hatte, dass sie zu den heimischen Beeren nicht nein sagen wollte, begann Farid den kurzen Weg in Richtung Marktplatz, Sanna neben sich hergehend. Es war für ihn nicht weiter seltsam, ein fremdes Kind am Arm zu haben, sie hatte beschlossen, dass sie ihn gerne hatte (und seine Haare interessant fand), und das genügte Farid als Grund, die beiden zum Marktplatz zu begleiten. Für die Beeren musste er sein weniges Geld ausgeben, aber… das war wirklich nicht schlimm. Er musste endlich lernen, besser auf sein Geld zu achten, weniger zu trinken und weniger zu spielen, aber er liebte das Leben einfach auch viel zu sehr. Schwierig, schwierig. Gerade jetzt sollte er darüber aber nicht nachdenken. “Dein Vater hat wohl dunkle Haare?”, fragte er Valda grinsend und zupfte nun sachte an ihren Haaren. “Meine Mutter war eine tapfere Frau.” Er sah Sanna fast schon stolz an, bis ihm ein Gedanke kam. “Ähnlich wie Ihr, Sanna. Sie kam mit mir im Bauch hierher, flüchtig und verloren, und fand ihr größtes Glück mit meinem Vater und mir hier in Walleydor. Ich hoffe, dass Ihr auch Euer Glück hier finden werdet.” Und das kam aus ganzem Herzen. Sanna und Valda hatten nichts Anderes verdient, auch wenn er immer noch nicht wusste, was dem Vater von Valda passiert war.
“Frauen in einer Lederkluft?” Seine Augenbrauen wanderten nach oben, spöttisch und überrascht, und ein Lachen durchflutete seinen Körper. “Die Norsteadinger sind mir ja ein seltsames Völkchen. Aber wie ungemein beeindruckend, dass Ihr Tiere jagen könnt. Und dann das Gerben, das ist auch eine eigene Sache für sich. Ihr seid Eurer Tochter ein großes Vorbild.” Sie kamen am ersten Stand an, und Valda inspizierte das dargebotene Gemüse. “Meine Mutter konnte gut verhandeln, gut sprechen und Menschen für sich einnehmen. Und mein Vater… er ist ein ehemaliger Händler und Kaufmann, und sie haben sich so wunderbar ergänzt. Heute lebt er etwas außerhalb von Spring´s Court, aber ich möchte Euch damit auch nicht überfallen. Kommt erstmal in Ruhe hier an, und wenn Ihr irgendwann Hilfe braucht, kommt zu den Gemächern der Ritter. Dort werdet Ihr mich finden.” Als Valda auf sich aufmerksam machte, sah Farid sie grinsend an. Natürlich wollte sie nicht beim Gemüse bleiben, sondern weiter zu den versprochenen Früchten, und als Farid ihr die ersten Himbeeren zeigte, strahlte das Gesicht des kleinen Wintermädchen. Und das wiederum machte Farid unfassbar glücklich. Er hatte das Gefühl, dass Mutter und Tochter schon viel zu viel durchgemacht hatten, und wenn ein paar Beeren sie so glücklich machen konnten… hatte er alles richtig gemacht. “Wir hätten gern eine ganze Schale Ihrer besten Beeren, werte Dame”, sagte er an die Verkäuferin gewandt und kramte in seiner Tasche nach ein paar Münzen. "Auch Orangen!", rief Valda begeistert und es war einfach um Farid geschehen.
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28-11-2024, 23:53 - Wörter:
Seine Mutter war eine tapfere Frau gewesen. Die Vergangenheitsform ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht mehr lebte. Es war ein trauriger Umstand, einer, der kurz in Sannas Brust zog – ein kleiner Stich des Mitgefühls. Doch zugleich war es auch der unausweichliche Lauf der Dinge. Niemand war unsterblich, und am Ende blieben nur Erinnerungen, die von denen weitergetragen wurden, die zurückblieben.
„Manchmal muss man den Dingen eine Chance geben, so wie Eure Mutter es einst tat.“, sagte Sanna schließlich leise. Ihre Worte waren mehr an sich selbst gerichtet als an Farid, ein Gedanke, der sich durch ihren Kopf wand und unaufgefordert über ihre Lippen kam. Sie nickte dabei, fast wie zur Bestätigung ihrer eigenen Erkenntnis, während sie neben ihm durch die geschäftigen Straßen lief. Sie würde den Winter dennoch vermissen und er würde aus ihrem Wesen wohl nie ausgetrieben werden können.
Der Markt kündigte sich bereits an – mit den vertrauten Klängen, den lauten Rufen der Händler, die ihre Waren priesen, und dem Lachen der Menschen, das sich wie ein Echo durch die engen Gassen zog. Es war ein lebendiges Bild, das für einen Moment die Schwere ihrer Gedanken überdeckte. Und doch fühlte sich die Erkenntnis über das Vergangene wie ein leiser Schatten an, der mit jedem Schritt an ihrer Seite blieb. So wie Farid, der Valda nach wie vor trug, die die höhere Position offensichtlich genoss. So konnte sie schließlich alles überblicken.
Ein leises Lachen rollte über Sannas Lippen. "Ich hoffe Ihr glaubt nicht, dass ich in einem Kleid jagen gehe...", der Gedanke war amüsant und vermutlich würde sie sich mehr als einmal mit dem Rock anlegen und ihn sich letztlich von den Hüften reißen weil er wieder einmal an einem Dornenbusch hängen blieb. Gutmütiges Amüsement eroberte ihre blauen Augen, als Farid über ihr Völkchen sprach. Wenn er nur wüsste, wie anders die Winterländer waren.
Neugierig ließ die junge Frau ihren Blick über die dargebotenen Waren gleiten, inspizierte Früchte die sie selbst noch nie gesehen hatte und ließ sich von den Händlern bereitwillig erklären worum es ging, wenn sie ihren fragenden Blick sahen. "Wo finde ich denn die Gemächer der Ritter?", fragte Sanne mit einem entschuldigenden Grinsen auf den Lippen. Sie kannte bisher nur den Weg von der Herberge in der sie lebten zu dem Markt wo sie versuchte günstig an Lebensmittel zu kommen. Und auch wenn sie sich gut im Wald zurechtfinden konnte, erschien ihr die Stadt weitaus weniger strukturiert als die vertraute Weite und Tiefe der Winterwälder.
"Aber sind die Beeren nicht furchtbar teuer?", fragte Sanna besorgt und griff auch nach dem kleinen, fein gearbeiteten Lederetui in dem sie die wenigen Münzen gesammelt hatte, die sie noch hatte.
Dann griff sie das vorherige Thema wieder auf. "Da wird schon ein paar Tage hier sind, würde ich lieber gestern als morgen anfangen zu arbeiten...", merkte sie leise an, die Beeren in der Schale einen Moment skeptisch betrachtend. Heidelbeeren kannte sie, die wuchsen auch vereinzelt in den Winterlanden, wenn man eine hartnäckige Sorte fand. Aber Himbeeren?
Valdas Ausruf ließ Sanna wieder innerlich seufzen. Doch das Kind konnte nichts dafür, es verstand das Konzept von Geld und was es bedeutete wenn man nicht viel davon besaß, einfach noch nicht.
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29-11-2024, 19:16 - Wörter:
Sprach sie von sich? Farid bekam so eine Ahnung, dass seine verstorbene Mutter eine ähnliche Geschichte wie die der Winterländerin gehabt hatte, und das berührte ihn zutiefst. Er war immer stolz auf seine Mutter gewesen, sie hatte einen langen, beschwerlichen Weg auf sich genommen, um für sich und ihr Kind ein besseres Leben zu bekommen. Und Sanna schien dasselbe getan zu haben und er konnte nichts Anderes außer Hingabe zu empfinden. “Ihr seid eine tapfere Frau, Sanna”, sagte er also mit ehrlicher, warmer Stimme und seine Augen zeigten eine tiefe Verbundenheit, auch wenn er immer ein wenig zu schmunzeln schien. Er hatte definitiv zu viele Lachfalten, was er ganz sicher nicht schlimm fand. Die Menschen, die sie sahen, lächelten sie höflich an, und Farid dachte daran, was für ein spannendes Bild sie abgeben mussten: Sanna, so helles Haar und so weiße Haut, und dann er, mit seiner typisch dunklen Haut und den krausen Haaren und dann Valda, die mit der Sonne um die Wette strahlte und ebenso dunklem Haar. Wer wohl ihr Vater sein mochte? Die Menschen, die sich am Markt befanden, hielten trotz allem aber einen gebührenden Abstand, weil sie natürlich das Schwert an Farid´s Seite und sein Wappen bemerkten, das ihn als Ritter identifizierten.
Der Platz war voll, und laute Stimmen drangen quasi von überall zu ihnen, und Farid fühlte sich hier immer wie Zuhause. Es roch nach frischem Gemüse und Obst, nach gebackenen Kartoffeln und Zwiebeln, und die Menschen hier wussten einfach gut zu kochen und ihre Sachen zu verkaufen. Natürlich fragte Sanna dann nach dem Weg zu seinem Zimmer, und er sah sie beinahe sofort entschuldigend an. “Ich vergesse immer, dass Ihr quasi neu hier seid. Fragt Euch einfach durch, wie Ihr zum Gemach des Königs kommt, und dort gibt es einen Anbau, der ganz eindeutig den Rittern zuzuordnen ist. Er ist bei Weitem nicht so prunkvoll wie das Zuhause unseres geliebten Königs.” Er grinste breit, weil es ihn nicht störte, in einem kleinen Zimmer zu hausen, das bestimmt nicht so teuer eingerichtet war wie die Gebäude nebenan. “Wenn Ihr wollt, können wir später aber auch daran vorbeigehen, dann kennt Ihr den Weg gleich.” Bei der Frage nach dem Preis der Beeren winkte er ab, dann hatte er eben nichts mehr in seinen Taschen. Heute Abend konnte er bei einem Schaukampf oder beim Spielen bestimmt etwas dazuverdienen.
Valda sah staunend das bunte Gemüse und Obst an, und als sie die saftigen Beeren entdeckte, entwich ihr ein Jauchzen. Farid stimmte mit ein und die ältere Dame sah sie beide lächelnd an. Bestimmt dachte sie, dass er der Vater war, so wie sie ihn ansah, und als er eine Schale Beeren bezahlte, gab sie ihm noch eine kleine Orange hinzu. “Für Euch und Eure Tochter. Sie erinnert mich an meine Enkeltochter und da kann ich Euch unmöglich eine leckere Orange vorenthalten.” Farid bedankte sich sehr bei der älteren Dame und sah zu seinen beiden Winterländer-Damen. “Ihr beide scheint mächtig Eindruck zu machen. Aber sag mal Valda, willst du zuerst die Beeren probieren oder doch lieber die Orange?” Erst dann sah er wieder zu Sanna, die ihm einen eindeutigen Hinweis gegeben hatte. “Das heißt, ich soll Euch meinem Vater so bald wie möglich vorstellen?”
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