20-08-2024, 21:01 - Wörter:
Khaled wäre Ivar tatsächlich gern nachgegangen. Er konnte es nicht genau mit Worten formulieren, nicht einmal in seinen Gedanken, aber Ivars Rückzug drängte wie ein stechender Schmerz durch seine Brust. Er riss an Khaleds Herzen und, weil der Dieb gelernt hatte, es sorgfältig zu verschließen, stob anschließend rücksichtslos durch seine Eingeweide. Der Schmerz rumorte in seinem Bauch, zeigte sich als zusammengekniffene Lippen in seinem Gesicht und es war… es war…
Khaled konnte es nicht ausstehen. Ivar war zu seinem Bruder geworden. Zara zu seiner – nunja. Cousine. Es war weniger verfänglich einer Cousine auf den Hintern zu schauen als einer Schwester. Wenn er es sich aussuchen könnte, wäre sie seine Cousine, in jedem Fall aber waren sie eine Familie. Sie waren seine Familie. Zara und Ivar waren alles, was Khaled noch hatte. Von dem er wusste, dass er es besaß. Das ihm kostbar und beschützenswert erschien, das er daher nicht verlieren wollte. Nicht so. Er wollte Ivar nicht verletzt sehen.
Auch, wenn Ivar niemals gewollt hätte, dass man ihm eine Verletzung hätte ansehen können. In jenem Moment, kurz bevor der Söldner sich dazu entschlossen hatte, seiner steinernen Miene den Vorzug zu geben, war etwas in seinem Blick aufgeflackert, das Khaled gesehen hatte. Er hatte geblinzelt, aber es war immer noch dagewesen, während Ivar Zara fassungslos angesehen hatte und sein Blick dann ähnlich intensiv zu Khaled gewandert war. Das Werfen der Münze war ein Teil der Fassade gewesen, die er rasch wieder hochgezogen hatte und alles danach ein Kampf, dem sich Ivar nicht stellen wollte.
Und es hatte diesen fürchterlichen Schmerz in Khaled verursacht.
Sie stritten sich nicht zum ersten Mal. Zwischen Zara und Ivar hatte es immer Wortgefechte gegeben, jeder von ihnen zu stolz, um dem anderen den Sieg zu gönnen. Beleidigungen waren gefallen, Khaled war Zeuge haarsträubender Duelle gewesen. Aber Ivar… Er hatte das Schlachtfeld dieses kleinen Scharmützels geräumt. Er war gegangen. Er hatte aufgegeben. Und Khaled wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.
Was es für seine Familie bedeutete.
Er wollte Zaras geblafften Worten nachkommen und Ivar folgen. Doch er tat es nicht. Ivar war auf ein Terrain gewechselt, das lediglich er kannte. Vermutlich, so überlegte Khaled, war es kein Kampf, in dem einer von ihnen hätte beteiligt sein dürfen.
Sorgsam entließ er seine angestaute Atemluft und mit ihr sanken seine Schultern nach vorne. Und während Zara ihr Geld sortierte, ging Khaled zu der zerstören Kiste und begann, die verschiedenen Holzteile aus dem Durcheinander von Stoffen und Kleinteilen zu sortieren. Damit hatte er ihren dahingespuckten Vorschlag deutlich genug verneint, weshalb er sich auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Wogen glätten.
„Du nimmst jede Gelegenheit dazu dankbar an“, sagte der Schatten, in seiner Stimme schwang kein Vorwurf mit, diese hatte es in dem kleinen Zelt bereits zur Genüge gegeben. Es war eine Tatsache, welcher Khaled seine sanfte Stimme verlieh, um ausgesprochen zu werden, und sie war unbestreitbar. Zara agierte kratzbürstig. Sie war rasch bei ihren Waffen und schwang sie dann wahllos in die verschiedenen Richtungen ihrer Gegner, vorzugsweise Ivar, wobei sie auch Khaled nicht schonte, und bestimmt auch nicht die meisten anderen, die sie hier kennengelernt hatte, wobei ihre Hiebe nicht präzise waren. Sie erstreckten sich mehr wie ein Flächenbrand, danach gierend, so viel zu vernichten, wie irgend möglich. Es war ihre Art zu behüten und zu beschützen, was ihr lieb und teuer war, und niemand sonst hinter ihrer Fassade erblicken durfte.
Gerade deshalb konnte Khaled dies nicht tadeln. Denn gleichzeitig war es Zaras gutes Recht.
Khaled hatte die verschiedenen dünnen Latten der Kiste bei Seite geräumt. „Du solltest deine Kleider in ein Bündel packen.“, riet er Zara, nickte in Richtung der gebrochenen Kiste und sah anschließend wieder auf. Er begegnete ihrem Blick und er konnte nicht verhindern, dass er schwer seufzte. Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und ehe Zara hätte etwas tun können, hatte Khaled seine Arme um den zierlichen Oberkörper seiner… Cousine gelegt.
„Ich habe hier manchmal das Gefühl, zu ersticken.“, flüsterte der Sommerländer, und er verriet einem Teil seiner Familie etwas, das keine Waffe jemals ans Tageslicht befördern hätte können. Lediglich sein eigener, freier Wille, dem er nun erlaubte, das, was ihn beschäftigte, und was ein Hinweis darauf war, was auch Ivar quälen könnte, mit Zara zu teilen. „Ich trainiere mit den Männern, und ich weiß, dass ich ein Soldat werden soll, dass ich für eine Sache kämpfen muss, die nicht die meine ist. Ich will mein Leben dafür nicht geben. Nicht dafür.“ Khaled schwieg einen Herzschlag lang, ehe er hinzufügte: „Keiner von uns beiden will sein Leben für die Interessen dieses Königs geben.“
Khaled konnte es nicht ausstehen. Ivar war zu seinem Bruder geworden. Zara zu seiner – nunja. Cousine. Es war weniger verfänglich einer Cousine auf den Hintern zu schauen als einer Schwester. Wenn er es sich aussuchen könnte, wäre sie seine Cousine, in jedem Fall aber waren sie eine Familie. Sie waren seine Familie. Zara und Ivar waren alles, was Khaled noch hatte. Von dem er wusste, dass er es besaß. Das ihm kostbar und beschützenswert erschien, das er daher nicht verlieren wollte. Nicht so. Er wollte Ivar nicht verletzt sehen.
Auch, wenn Ivar niemals gewollt hätte, dass man ihm eine Verletzung hätte ansehen können. In jenem Moment, kurz bevor der Söldner sich dazu entschlossen hatte, seiner steinernen Miene den Vorzug zu geben, war etwas in seinem Blick aufgeflackert, das Khaled gesehen hatte. Er hatte geblinzelt, aber es war immer noch dagewesen, während Ivar Zara fassungslos angesehen hatte und sein Blick dann ähnlich intensiv zu Khaled gewandert war. Das Werfen der Münze war ein Teil der Fassade gewesen, die er rasch wieder hochgezogen hatte und alles danach ein Kampf, dem sich Ivar nicht stellen wollte.
Und es hatte diesen fürchterlichen Schmerz in Khaled verursacht.
Sie stritten sich nicht zum ersten Mal. Zwischen Zara und Ivar hatte es immer Wortgefechte gegeben, jeder von ihnen zu stolz, um dem anderen den Sieg zu gönnen. Beleidigungen waren gefallen, Khaled war Zeuge haarsträubender Duelle gewesen. Aber Ivar… Er hatte das Schlachtfeld dieses kleinen Scharmützels geräumt. Er war gegangen. Er hatte aufgegeben. Und Khaled wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.
Was es für seine Familie bedeutete.
Er wollte Zaras geblafften Worten nachkommen und Ivar folgen. Doch er tat es nicht. Ivar war auf ein Terrain gewechselt, das lediglich er kannte. Vermutlich, so überlegte Khaled, war es kein Kampf, in dem einer von ihnen hätte beteiligt sein dürfen.
Sorgsam entließ er seine angestaute Atemluft und mit ihr sanken seine Schultern nach vorne. Und während Zara ihr Geld sortierte, ging Khaled zu der zerstören Kiste und begann, die verschiedenen Holzteile aus dem Durcheinander von Stoffen und Kleinteilen zu sortieren. Damit hatte er ihren dahingespuckten Vorschlag deutlich genug verneint, weshalb er sich auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Wogen glätten.
„Du nimmst jede Gelegenheit dazu dankbar an“, sagte der Schatten, in seiner Stimme schwang kein Vorwurf mit, diese hatte es in dem kleinen Zelt bereits zur Genüge gegeben. Es war eine Tatsache, welcher Khaled seine sanfte Stimme verlieh, um ausgesprochen zu werden, und sie war unbestreitbar. Zara agierte kratzbürstig. Sie war rasch bei ihren Waffen und schwang sie dann wahllos in die verschiedenen Richtungen ihrer Gegner, vorzugsweise Ivar, wobei sie auch Khaled nicht schonte, und bestimmt auch nicht die meisten anderen, die sie hier kennengelernt hatte, wobei ihre Hiebe nicht präzise waren. Sie erstreckten sich mehr wie ein Flächenbrand, danach gierend, so viel zu vernichten, wie irgend möglich. Es war ihre Art zu behüten und zu beschützen, was ihr lieb und teuer war, und niemand sonst hinter ihrer Fassade erblicken durfte.
Gerade deshalb konnte Khaled dies nicht tadeln. Denn gleichzeitig war es Zaras gutes Recht.
Khaled hatte die verschiedenen dünnen Latten der Kiste bei Seite geräumt. „Du solltest deine Kleider in ein Bündel packen.“, riet er Zara, nickte in Richtung der gebrochenen Kiste und sah anschließend wieder auf. Er begegnete ihrem Blick und er konnte nicht verhindern, dass er schwer seufzte. Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und ehe Zara hätte etwas tun können, hatte Khaled seine Arme um den zierlichen Oberkörper seiner… Cousine gelegt.
„Ich habe hier manchmal das Gefühl, zu ersticken.“, flüsterte der Sommerländer, und er verriet einem Teil seiner Familie etwas, das keine Waffe jemals ans Tageslicht befördern hätte können. Lediglich sein eigener, freier Wille, dem er nun erlaubte, das, was ihn beschäftigte, und was ein Hinweis darauf war, was auch Ivar quälen könnte, mit Zara zu teilen. „Ich trainiere mit den Männern, und ich weiß, dass ich ein Soldat werden soll, dass ich für eine Sache kämpfen muss, die nicht die meine ist. Ich will mein Leben dafür nicht geben. Nicht dafür.“ Khaled schwieg einen Herzschlag lang, ehe er hinzufügte: „Keiner von uns beiden will sein Leben für die Interessen dieses Königs geben.“
