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in sorrow's embrace, my melody weeps
17.08.1016 - 21:00
The High Pie Pub, King's Portal
Trigger: Entführung
Daphne Christopoulos Belisarius Caderitor

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Daphne Christopoulos
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#31
So wie Diana ihr Sein zu übernehmen versuchte, versuchte ihr Körper sich gleichsam aufzurichten. Sie zog sich an seiner Hand, mit seiner Hand und mit seiner Geschichte hoch und kam zu einem wackligen, aber aufrechten Sitzen. Dabei lauschte sie den Anweisungen und Informationen, die immer richtiger klangen, je öfter sie diese zu hören bekam. Darum nickte sie sacht und nutzte jeden Strohhalm, um die eigenen Lücken mit einem Bild aufzufüllen, das zusammen mit dem Rest der Geschichte einen Sinn ergibt. Sie musste ja wirklich sehr hart auf den Kopf gefallen sein, um diese grundsätzlichen, vollkommen essentiellen und daseinbestimmenden Informationen vergessen zu haben. Oder war sie nur mit ihrer eigenen Geschichte - ihrer Tarnung - durcheinander gekommen? Was auch immer es gewesen war - auch dafür würde sich noch eine Erklärung finden. Denn die Angelegenheit hatte sie in eine recht missliche Lage gebracht. Irgendwie hatte sie trotzdem heim gefunden. Nach Hause, wo man ihr scheinbar hatte helfen können. Ein Gesicht schob sich vor ihre Augen - wirres Haar, dunkle Haut, eine Geschichte - Abu Kabir. Die Heilerin, ja, die hatte ihr geholfen. Und sie war auf einem Wagen liegend hier her gekommen. Doch die Umstände davor... auch mit größter Mühe konnte sie sich daran noch nicht erinnern.

Die Worte ihres Bruders, ihres Auftraggebers drangen nach und nach zu ihr durch, schmeichelten ihr und wurden daher nur umso gerner als neue Wahrheit angenommen. Scheinbar um sie zu testen und herauszufinden, woran sie sich erinnern konnte, stellte er vollkommen einfache Fragen. Dennoch kamen die Worte nicht so leicht über ihre Lippen. Für ihren neuen Namen hatte sich noch kein Muskelgedächtnis eingestellt. "D", sagte sie nurmehr diesen ersten Buchstaben. Es kostete noch ein wenig Anstrengung, doch dann ging es. "Diana", antwortete sie und konnte die Unsicherheit noch nicht komplett überspielen. Doch war es weniger der Name, der ihr Probleme bereitete, als der Rest der Geschichte. "Ich war auf der Bühne und habe gesungen. Mein Lied. Doch ich erinnere mich nicht, was dann geschehen ist. Ich muss von der Bühne gefallen sein, oder so... jedenfalls wurde ich bewusstlos", erklärte sie, was sie bereits aus ihrer Geschichte zu verstehen glaubte. "Irgendwas muss schief gegangen sein. Und irgendjemand muss mich her gebracht haben..", versuchte sie, sich weiter einen Reim zu machen. Sie war auf einer Mission gewesen und hatte sich verloren. "Bitte verzeih' - ich kann mich gerade nicht mal erinnern, was überhaupt meine Mission gewesen ist...", gab sie zwar offen, aber ernsthaft beschämt zu. Sie hätte sich gerne den Kopf gehalten, ihre Stirn berührt, ihre Nasenwurzel gerieben. Doch sie war sich sicher, dass sie beide Hände noch brauchte, um sich abzustützen und aufrecht sitzen zu können. Das musste wirklich eine schlimme Verletzung gewesen sein, die man ihr beigebracht hatte. Ja... vermutlich war sie überfallen worden. Von... von einem Feind. Einem ... politischen Gegner. Oder so.

"Es fällt mir gewiss bald wieder ein", erklärte sie hoffnungsvoll, denn es war ihr äußerst unangenehm, gegenüber ihrem Auftraggeber einen Fehler zugeben zu müssen. Und das als beste Agentin. Was hatte so gefährlich sein können, dass es eine beste Agentin hatte umhauen können? Ihr Geist konnte sich darauf noch keinen wirklichen Reim machen. Einige Informationen fehlten immer noch. Doch wenigstens stellte sie sich keine existentiellen Fragen, in denen man sich möglicherweise noch hätte verwirren können. "Rabia würde sicher sagen, dass ich mich nicht zu sehr darauf versteifen soll...", mutmaßte Diana, nachdem ihr der Name der Heilerin wieder eingefallen war. Sie blickte sich um. Ja, das hier war Rabias Heilstube. Ein Ort, den sie zum Glück noch nicht allzu oft hatte besuchen müssen.
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Belisarius Caderitor
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#32
Es war getan. Das Teufelswerk war beendet und Belisarius spürte, wie auch ihm, eine Last genommen wurde. Der Teufel lehnte sich erleichtert zurück, um den Abyss zu betrachten, den er erneut in die Welt gebracht hatte. Belisarius war kein Mann, sondern Teufel, dessen ganzes Wesen verloren schien, wie jener Schatten, den er warf. Keine kosmische Macht schien unbefangen in seiner Gegenwart und die Dunkelheit folgte ihm willfährig und ausgeliefert. Daphne war nun auch verloren, entrissen ihrer Zeiten und hineingeworfen in jenen Abgrund, der sich vor ihr auftun würde. Noch erahnte sie nicht, welche dämonische Macht er ihr verlieren hatte. Doch war sie bereits eingereiht, in diese schrecklichen Heerscharen, die bald alle Reiche heimsuchen würden. Belisarius war sehr gewissenhaft in seinen Untaten und ordnete alles jener kühlen Absicht und Suche nach Kontrolle unter. Ein leiser Gesang schien ihre Atmung zu sein, während der Kriegsherr sein Geschöpf betrachtete. Suchte auch er nach Sinn, nach etwas Greifbarem, was hier Sinn ergeben musste? Belisarius wollte glauben, doch war ihm die Fähigkeit zum Glauben nicht gegeben. Ihm fehlte jene naive Gnade sich einem Glauben, an egal etwas, hin zu geben. Er musste wissen, beherrschen und kontrollieren. Jedwede Information wurde geprüft, bewertet und in eine feste Erkenntnis verwandelt. Auch Daphne war nun ein Geheimnis, eine Information, welche bewertet und verwahrt wurde. Diana war kein Geheimnis mehr, sondern falsche Wahrheit, die nun wirkmächtig in der Welt stand. Es war diese Hybris, die Belisarius von der wahren Göttlichkeit trennte, der er erschuf etwas, was so nicht sein konnte. Er wollte erschaffen und beherrschen.

Diana war nicht sein erstes Geschöpf aber wohl seine beste Kreatur, da sie ihre bardische Erscheinung bewahren konnte und noch übermäßig menschlich wirken konnte. Sie war perfekt für ihre Aufgaben, die er ihr zugedenken würde. Mit einem unsichtbaren Ruck und Boshaftigkeit hatte er sie der regulären Welt entrissen, von allem Guten getrennt und würde sie noch weiter verdammen, bis auch ihr die Dunkelheit ein guter Freund war. Denn Belisarius wusste, dass in den Schatten und dem Dunklen die einzige Erlösung liegen könnte, die verlorene Seelen verlangen konnten. Es war eine Sache des neuen Lebens, welches sie sich selbst nahmen. Diana würde sich vieles nehmen können, was sich Daphne niemals nehmen konnte. Die Bardin Diana war weitaus mächtiger, gefährlicher, als Daphne es jemals war. Belisarius war wahrlich erleichtert, dass der Trank seine Wirkung bewiesen hatte und auch seine Suggestionen derart gut verfingen, dass auf den ersten Schein wenig von Daphne übrig war. Sie zog sich an seiner helfenden Hand zu einem aufrechten Sitzen hoch. Diese helfende Hand war keine Lüge. Belisarius schützte seine Kreaturen der Dunkelheit. Denn sie war die einzigen Kreaturen, die er seelisch verstand. Nur verlorene und verfluchte Seelen konnten einen Platz hier haben. Der Teufel hielt ihre Hand fest, um ihr weiterhin diese gerechte Zuversicht zu geben. Es dauerte ein wenig, bis sie das wiedergeben konnte, was er hören wollte. Doch sie tat es. Seine Kreatur, sein Geschöpf, nahm Form an. Diana war hier, geboren, um zu dienen.

"Genau," sagte er bestätigend. "Diana, du bist, Diana, und du bist Zuhause" wiederholte er und hoffte dadurch die letzten Fäden in ihrem Verstand zu verknüpfen. Sie brauchte jetzt Zuversicht, um Diana gänzlich zu sein. Eine Jägerin, eine heimtückische Bardin, Spionin und auch Dienerin des Hauses Caderitor. Ihre Unsicherheit war nur eine kleine Verfehlung, die noch verfliegen würde, da war sich Belisarius sicher; denn die Maßnahmen waren zu gut gelungen. "Ja, ich habe dich dort gefunden. Du warst nicht bei Sinnen und bist dann ohnmächtig geworden," unterstützte er ihre neu-verwobene Erinnerung und nickte dabei eifrig, um ihr zu signalisieren, dass ihre Gedanken genau richtig waren. "Es passiert so manchem von uns, dass man sich in der eigenen Geschichte verliert. Vielleicht hat dir etwas an Daphne gefallen oder du wurdest vergiftet... Niemand kann das genau sagen aber du hattest dich in dieser Daphne verloren aber jetzt bist du ja wieder zurück...," fügte er einzelne Satzfragmente zusammen und versuchte damit eine Verknüpfung zu bauen, damit Diana gefestigt war. Belisarius legte ein vertrauliches Gesicht auf und schloss für eine winzige Sekunde seine Augen, bevor er diese wieder öffnete. "Du hattest eine wichtige Mission. Du solltest Aufrührer und Feinde Castandors ausfindig machen und uns melden. Daphne, die Bardin, war deine Tarnung, um Leuten Wahrheiten oder Informationen zu entlocken. Wahrscheinlich bist du irgendwie aufgeflogen, denn wir haben Feinde," offenbarte er ihr einen falschen aber sicherlich logischen Auftrag für eine Agentin. Er war so glasklar, dass alles passte und sich auch erklärte, was sie tat und getan hatte. Sie war eine Bardin unter falschem Namen, die in Wahrheit eine Agentin und Jägerin war. Ihre Fähigkeiten als Bardin waren nur nützlich aber ihr wahres Selbst war das jener dunklen Agentin, welche Informationen beschaffte und gemeine Leute verriet. Ruhig tippte er ihr sanft auf die Schulter, um ihr in einer fürsorglichen Geste zu zeigen, dass sie sich nicht schämen brauchte. "Dir wird alles bald wieder einfallen," versicherte er mit einem langen Nicken und einem vielleicht echten Lächeln, was Fürsorge und Zuwendung ausdrückte. Diana war hier nicht allein, denn sie hatte ihre Familie unter der Söldnern, Meuchlern und Caderitor-Anhängern gefunden. Dies ließ er sie sicherlich spüren und atmete ruhig beständig aus. "Ja, Rabia wird dich gleich noch einmal untersuchen, ob es dir wirklich gut geht," meinte Belisarius und erhob sich sehr langsam. "Ich werde sie holen gehen, Diana," sagte er und ging mit einem großen Schritt zur Tür. Er öffnete den Riegel und trat in den Flur. Mit lauter militärischer Stimme rief er nach Rabia, wobei er die Tür hinter sich schloss, um mit seiner Heilerin direkte und vertrauliche Worte zu wechseln, bevor sie zu der neu-geschaffenen Diana gelangen konnte.
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Daphne Christopoulos
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#33
Was Diana bisher noch an intrinsischer Zuversicht gefehlt hatte, wurde ihr von außen eingegeben. Belisarius versicherte mehrmals, wer sie war. Diana und sie war Zuhause. Sie nickte ihm mit nur ganz leichter Bewegung zu, während er ihr diese Rückversicherung gab. Ja, sie war überzeugter mit jedem Atemzug.

Auch ihre unklare Geschichte darüber, was passiert war, wurde bestätigt. Belisarius war dort gewesen, hatte alles gesehen - und sie dann heim gebracht. Außerdem holte er etwas hervor, das Diana schon fast verloren geglaubt hatte: die Erinnerungen an Daphne. Ihre andere Identität. Der Name, unter dem sie mit einigen anderen Gauklern durch die Weltgeschichte reiste. Vollkommen gebannt betrachtete sie Belisarius, der sich ihre Verwirrung ebenfalls nicht abschließend erklären konnte. Diana fühlte sich elend. Nicht nur wegen der letzten Nachwirkungen des Gifts, das ihr Körper noch zu verarbeiten hatte. Und nicht nur wegen ihres grollenden Hungers, ihrer Ohnmacht und allem, was sie heute erlebt hatte. Sie fühlte sich auch elend, weil sie glaubte, versagt zu haben. Zwar erklärte Belisarius ihr, dass es so manchem schon passiert sei, doch Diana gefiel das ganz und gar nicht. Sie war schließlich nicht so mancher. Auch als Daphne war sie schon eine eitle, stolze Diva gewesen. Zwar hatte Belisarius diese Seite ihres Charakters nicht kennenlernen können, doch dafür zeigte sich ihre kalte Willensstärke nun umso deutlicher. Verbisschen versuchte sie, sich von Belisarius' Hand zu lösen und selbständig sitzen zu können. Sie wollte sprichwörtlich ab jetzt wieder die Starke sein. Auf eigenen Beinen stehen. Keine Schwäche zeigen. "Ich glaube, mich daran zu erinnern, etwas Wohlschmeckendes, Seltsames getrunken zu haben...", versuchte sie, sich zu erinnern. "Das muss mein großer Fehler gewesen sein...", sinnierte sie mehr für sich selbst.

Gleichsam lauschte sie weiter seiner Stimme, jedem Wort und jedem Wohlklang. Diese Stimme und diese Hand waren eigentlich alles, woran sie im Leben noch glaubte. Und darum durfte ihr nicht das kleinste Bisschen entgehen. Er wiederholte, was ihre Aufgabe gewesen war und Diana nickte eifrig, ... als würde es ihr gerade wieder einfallen. Alle Schwäche musste abgelegt und verdrängt werden - gerade gegenüber ihrem Auftraggeber, ihrem einzigen Vertrauten.
Zwar gab er ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich nicht zu schämen brauchte - doch zu spät. Sie schämte und ärgerte sich über sich selbst. Fühlte sich als Versagerin, der man alles mehrmals erklären musste.
Sie bemerkte Belisarius' Lächeln und auch wenn es sie irgendwo erleichterte, konnte sie es doch nicht erwidern. Noch nicht. Dafür saßen Scham und Ärger noch zu tief.
Mit einem wehmütigen Blick sah sie ihm schließlich nach, doch verstand sie natürlich, dass es nun wichtig war, dass Rabia nochmal nach ihr sah.
Abermals blieb Diana erst einmal nichts weiter übrig, als sich mit dem Rücken gegen die Wand zu lehnen und auszuharren. Das war gut, denn es gab ihr noch einmal Zeit, über alles gesprochene nachzudenken, es sacken und einsinken zu lassen. Außerdem konnte sie sich kurz ausruhen, ohne die Starke spielen zu müssen.

***********************************

Zugegebenermaßen hatte Rabia nicht mehr damit gerechnet, heute einen weiteren Einsatz zu haben. Die Nacht war mittlerweile weit fortgeschritten und ihre Heilerstube war belegt. Darum hatte sie sich an einem anderen Ort zum Schlafen zurückgezogen. Doch natürlich wurde sie von einem herbeieilenden Soldaten geweckt und zurück geschickt. Ein Blick aus dem offenen Fenster in den Nachthimmel gab ihr Aufschluss darüber, dass nicht so viel Zeit vergangen war, wie sie angenommen hatte.

Doch dies spielte keine Rolle - sie wurde erwartet und so begab sie sich - zugegebenermaßen in aller dem Alter gebührenden Ruhe - zurück zu ihrer Heilstube, vor der Belisarius bereits auf sie wartete. Er wirkte nicht sonderlich aufgeregt, sodass es kein Indiz dafür gab, dass etwas schief gegangen war.
Rabias Lippen zogen sich zu einem zähnezeigenden Lächeln auseinander und sie legte vollkommen ruhig die Hände ineinander. "Es ist also getan?, fragte sie rhetorisch und legte den Kopf in den Nacken. Durch die Nase sog sie die Umgebungsluft ein - geradezu so, als könne sie riechen, ob es also getan war. Dann erst ergriff sie wieder das Wort. "Ich hätte nicht gedacht, dass Du mich so schnell wieder brauchen würdest...", erklärte sie. In der Tat - die meisten derer, die das Gift zu sich nahmen, hatten oft stundenlang mit Episoden zu kämpfen - wieder und wieder und wieder. Doch das hier ... schien einfach gewesen zu sein. Ohne innerlichen Widerstand.
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Belisarius Caderitor
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#34
Dianas Worte nickte nur freundlich ab und verschwand, wie beschlossen, durch die Tür. Gab der Teufel nur vor, sich zu sorgen und zu kümmern? Belisarius gab oft Interesse vor, wo er keines vorfand. Doch er glaubte, dass die meisten Menschen gerne gehört wurden, egal, was sie sprachen oder erzählten. Belisarius war ein geschickter Manipulator, ein Schattengänger, der darum wusste, dass die Straße des Lebens für die meisten sehr lang war und ein Zuhörer so manche Last leichter machte. Wenn er etwas leichter machen konnte, konnte er auch eine Erleichterung anbieten und insofern auch eine Form der Kontrolle ausüben. Doch manches Interesse war schwer vorzugeben, schwer zu ertragen und doch übte sich der Teufel darin, sich zu sorgen und zu kümmern; auch wenn es nur vorgeblich war. Noch beugte es dem eigenen Vergessen vor, wenn man sich stets seiner Mitmenschen und deren Nutzen vergewisserte. Belisarius war ein Mann, der dem Adel nah war und doch längst entwachsen. Er strebte kein hohes Haus an, keinen Elfenbeinturm seiner eigenen Undurchdringlichkeit, doch war er oft unnahbar, undurchschaubar und schlicht nicht greifbar, selbst, wenn er Leuten sein Ohr schenkte. Der unheilige Kriegsherr konnte nicht immer verbergen, was er war und doch suchten Menschen seine Nähe, wie Rabia und andere. Auch Daphne, nun mehr Diana, hatten ihn gesucht und irgendwie gefunden. Vielleicht war es egal, was ihn kümmerte und bekümmerte, so denn er diesen Menschen nur eine Zuflucht bot. Belisarius war immer unehrlich, doch log er selten böswillig und verdrehte oft nur Fakten und Wahrheiten zum eigenen Nutzen, so dass es nicht zwingend eine Lüge brauchte. Ehrlichkeit war letztlich auch nur eine Verhandlung zwischen zwei Menschen, welches Gebot und Angebot sie letztlich annahmen. Manche Menschen suchten ihren Standpunkt zu festigen, andere suchten, Gegenpunkte und einen Feind, so denn letztlich alles egal, was ihnen gegenüber gestellt wurde. Wahre Ehrlichkeit gab es für Belisarius nicht, sondern nur Schattierungen von Wahrheiten und selbst gefundenen Glaubensinhalten.

Die Wandlung von Daphne zu Diana hatte dies bewiesen, dass selbst eine Persönlichkeit austauschbar war, wie eine Geschichte in ihren Teilerzählungen. Alles war verhandelbar und nur eines im Leben war wirklich gewiss, dass man sterben und abtreten würde. Der Teufel war verunsichert, was er nun selbst war und was er auch aus sich gemacht hatte. In seinem Eifer und seinem Stolz hatte er auch selbst Persönlichkeiten zur Ware gemacht. Er konnte nun alles verhandeln, in neue Formen drängen und alles hinweg fegen, was Bedeutung haben wollte. Alles war verhandelbar und so setzte er sich mit zitternden Fingerspitzen auf eine der Bänke im Korridor vor dem Krankenzimmer. Belisarius wurde in einem lauten Gedanken bewusst, dass auch er verhandelbar war. Innerlich hatte er immer gewusst, dass auch nur ein Produkt seiner Zeit war und sicherlich mehr Funktion als Mensch; aber nun war so deutlich ersichtlich und so klar vor seinen Augen, dass alles nur ein Geschäft war. Er schämte sich einerseits aber gleichzeitig erfreute es ihn, dass er diese Macht gefunden hatte. Darin lag nun wahre Macht, dass er selbst über das Bewusstsein von Menschen bestimmen konnte. Es erlaubte völlig neue Varianten der Kontrolle und Herrschaft aber war er wirklich bereit abermals in diese Hölle hinab zu steigen und erneut vorzugeben, etwas zu sein, was er nicht war? Der Teufel hegte Zweifel, so denn er auch ein ständiger Advokat sündiger Seelen war und ihnen auch Fürsprache zusicherte. In seinem Haus fanden alle Verlorenen Heim und Sicherheit gegen einen gemeinsamen Fluch, den jeder auf sich nahm, der ein Caderitor wurde; auf die eine oder andere Art. Belisarius wollte ehrlich vorgeben, doch wusste schlicht darum, dass er dies nicht konnte. Sein Ohr rauschte, während sich Blut durch seine Adern drückte. Seine Augenlider zuckten ein wenig und auch sein Blick wurde schärfer, fast gefangen in einem Suchlicht.

Belisarius wollte verstehen, warum er war, was er war. Die Welt nahm ihn nicht an, so sehr auch darum kämpfte, angenommen zu werden und umso mehr verlor sich darin. Er war immer anders gewesen, misshandelt und verloren, und doch mit Verstand und Weitsicht begabt. Sein Vater hatte mit seinen Gürtelhieben, den Hieben mit dem Holzstock und den Faustschlägen gegen sein eigenes Kind eine Trennlinie zwischen ihn und der Welt gezogen. Belisarius vertraute der Welt nicht. Er vertraute nicht einmal sich selbst völlig. Seine ständige Suche nach Kontrolle war nur der kümmerliche Versuch einen Ort zu finden, der ihm blieb und ihn nicht verletzen würde. Noch immer fürchtete heimlich seinen Vater, der kaltherzig und berechnend, Menschen formte und auch über ihn verhandelt hatte. Es war keine Ironie, dass auch Belisarius, nun Menschen formte und über sie verhandelte. Doch waren seine Mittel nicht nur die Mittel der Gewalt, sondern auch anders geprägt. Wie sollte er auch anders? Er hatte es nicht besser gelernt. Gewalt war sein ständiger Begleiter gewesen. Immer wieder bei kleinsten Fehlern, wurde er als Versager beschimpft, wurde mit einem Gürtel geschlagen oder mit einem Holzstock blutig geschlagen, damit er eines verstand, dass Versagen mit Gewalt geahndet wurde. Um der Züchtigung zu entgehen, musste er sich anpassen, die Ziele seines Vaters erreichen und anderen ähnliches antun. Reue war ein ähnlich verbotener Begleiter des Kriegsherren, der sich ungewiss war, ob er wirklich diesen Krieg wollte. Ob er wirklich Diana benutzen wollte. Er stellte alles in Frage und doch war diese Frage so auf Sand gebaut, wie die Hoffnung, ein besserer Mensch sein zu können. Er konnte es nicht. All die Taten, all die beauftragten Schandtaten für sein Castandor, machten ihn nur schlechter und vertieften die Trennlinie zwischen ihm und der Welt. Belisarius vergaß nicht und sein größtes Übel war, dass er ein Teufel war, der es nicht sein wollte und sich doch ständig dazu entschied. Seine persönliche Hölle war real, jeden Tag und jeder wachen Sekunde und in jedem Augenblick war sie hier, mit ihm und ihn bewahrend. Nur wenige Momente täuschten ihn, gierten nach Selbstbetrug und ließen Hoffnung zu, die mit jedem Tag danach, wieder zu Staub zerfiel. "Skadi," japste er leise und suchte in seinen Gedanken diesen Ort, wo beide einfach lieben konnten. Einen Ort, der nicht vergessen werden konnte, nicht verhandelt werden konnte und ihm Absolution versprach; doch diese konnte niemals gewährt werden, weil er niemals offen darum bat. Dennoch war Skadi hier bei ihm, in der geteilten Erinnerung, im geteilten Sein und der unstillbaren Sehnsucht, die nicht nur Antrieb, sondern auch Schutzzauber war. Skadi würde nicht über ihn urteilen, ihn nicht verraten, so hoffte er und diese Hoffnung war mehr als er eigentlich verdiente. Seine Gräuel schrumpften nicht, doch setzte sich ein Schleier darüber, dass er weiter machen konnte. Er machte einfach weiter. Wie immer machte er weiter, fasste sich und legte wieder seine böse Vernunft an den Tag.

Endlich. Rabia näherte sich. Belisarius erhob sich von der Bank, konnten das leichte Zittern seiner Fingerspitzen eindämmen und versuchte Rabia ein salziges Lächeln zu schenken; nicht nur aus Dank für ihre ständige Unterstützung. Sie war genauso hier, genauso Teil von alldem, was hier geschah und war somit gleichzeitig auch eine Komplizin und auch Verbündete. Vielleicht sogar aus guter Absicht und Belisarius würde ihr auch nicht widersprechen, dass manche schlechte Tat in guter Absicht begangen wurde. Auch Belisarius hatte nicht nur schlechte Absichten aber seine Kontrollsucht, seine kalte Ambition, überwog bei Weitem jene guten Absichten. "Es ist getan", entgegnete er ihr in einem fast andächtigen Tonfall. "Sie ist von Daphne befreit," sagte er und log nicht einmal. Aus seiner Sicht hatte er sie aus einem bedeutungslosen und auch schmachvollem Leben befreit. Sie war nun Diana und damit eine Kämpferin für eine geeignete Sache: seine Sache. "Manchmal glaube ich, dass wir Gutes tun und manchmal glaube ich, dass wir zu weit gehen. Dennoch wird sie es besser haben als in Lumpen auf einer Straße und dort elendig zu verenden, an Hunger oder Krankheit," meinte er und senkte kurz seinen Blick, möglicherweise aus Scham oder Reue aber auch viel mehr aus dem Fakt, dass er noch immer seine Gedanken sortierte, sie einhegte und wieder in jene Linie zwang, die nur mit einem eisernen Willen erklärbar war. Er hob seinen Blick wieder; im Versuch Rabias Blick zu deuten, zu erahnen, was sie dachte und wie sie diese Lage bewerten würde. Belisarius schätzte ihr Wort und würde ihr aufrichtig zuhören."Sie ist eine von uns. Sie trägt nun den Namen Diana Shore und ist ein Singvögelchen," erklärte und firmierte damit ganz offiziell, dass sie Teil seines Hauses war und damit auch Schutz und Würde hier finden konnte, sofern sie ihren Dienst, wie alle, leisten würde. "Ich hätte auch nicht erwartet, dass es derart schnell gelingen würde. Die Prozedur verlief sehr zufriedenstellend und ihr altes Leben ist nur noch Fassade einer Täuschung, die sie als Singvogel nutzte, um für uns Informationen zu beschaffen," fügte er wichtiges Wissen zusammen, damit Rabia gut arbeiten konnte. "Ich brauche dich für einen Abschluss und eine Versicherung, dass ihr Verstand handlungsfähig und stabil ist, da ich plane, sie bei Skadi in Ausbildung zu geben, damit sie das Handwerk eines wahren Vogels erlernt und als Bardin nützlich sein wird," offenbarte er seiner Heilerin die weiteren Pläne und wollte auch die Zustimmung von ihr einholen, dass dies gelingen konnte. Belisarius brauchte Rabias Fachmeinung, weil er selbst zu wenig medizinische Kenntnisse besaß, um darüber zu urteilen, wie stabil die neue geschaffene Diana nun war. Belisarius hatte rudimentäres Wissen über Verletzungen und Knochen, was für einen Militär notwendig war. Man konnte nicht nur besser eigene Truppen unterstützen, eigene Wunden versorgen aber viel mehr konnte man besser töten, wenn man wusste, wie ein Mensch funktionierte. Doch dieses Wissen war hier nicht gefragt. Er brauchte die geübten Augen einer Heilerin, um sich sicher sein zu können, dass Diana ihre Aufträge und Aufgaben erfüllen konnte. "Natürlich wird sie erstmalig Ruhe benötigen, mit Speisen aufgepäppelt werden müssen, aber ich brauche sie schnellstmöglich im Einsatz. Unsere Aufgaben warten leider nicht," sagte er nun nüchtern und räusperte sich dann, da er nun ein leichtes Kratzen im Hals verspürte. Wieder war da dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte und wieder war diese kriechende Kälte in seinem Nacken. Er sorgte sich sehr. Nicht nur über seine Pläne.
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Daphne Christopoulos
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#35
Wohlwollend nickte Rabia nur, als Belisarius ihr erklärte, es sei getan. Sehr schön! Ein weiteres Vögelchen für die Stange, wiederholte sie in Gedanken, was sie schon stunden zuvor gedacht hatte. Sie sei von Daphne befreit. "Ein Glück...", erwiderte Rabia und wie immer war es ihrem Gesicht nicht abzulesen, ob sie dies spottend, oder ernsthaft meinte. Sie lächelte und war gegenüber jedem Zweifel erhaben.
Möglicherweise hatte sie ihr jüngeres Gegenüber doch verwirrt und durcheinander gebracht, denn er erging sich in Rechtfertigungen und zeigte seine Unsicherheiten. Auch gegenüber Unsicherheiten fühlte sie sich erhaben. Sie taten einfach, was sie taten und hatten niemandem Rechenschaft zu leisten. So war das.
Um ihm etwas von ihrer Sicherheit abzugeben, legte sie ihre raue Hand auf die seine. Sie roch nach Erde und Kräutern und fühlte sich schwielig und schwer an. "Mein junger Freund - einer von uns allen hier in Arcandas muss diese schweren Bürden auf sich nehmen ... jemand muss dem ganzen Mummenschanz von Oben schließlich begegnen..", sagte sie möglicherweise mehr, als gut für sie war. Doch sie meinte es so.
"Du wirst sie schon einer guten Aufgabe zuführen - und ihrem Leben damit einen echten Sinn und Zweck geben. Dann wird sie immer unvergessen bleiben. Und das ist es doch, was selbst die Größten unter den Großen anstreben - Unsterblichkeit...", sinnierte die Heilerin, die sich ebenfalls zum Teil eines Großen Ganzen gemacht hatte. Von etwas, das bald in der Lage sein konnte, Geschichte neu zu schreiben. Während der walleydorsche Hengst sich aufbäumte und der castandorische Löwe sich dazu bereit machte, dem Hengst an die Kehle zu gehen... hatten Andere Gelegenheiten, im Verborgenen ihren Machenschaften nachzugehen. Dies war gut so. Sollten sie sich doch alle gegenseitig umbringen - egal ob Adler, Skorpion, Wolf, Hengst oder Adler.

Dann sprach Belisarius weiter, erklärte, dass das Mädchen nun auf den Namen Diana höre. Abermals nickte Rabia dies einfach nur lächelnd ab. Auch die weiteren Informationen, die er ihr gab, nickte sie ruhig ab. "Ich werde sie mir noch einmal ansehen.
Was gedenkst Du, in der Zwischenzeit wegen der Mutter zu unternehmen? Eine zufällige Begegnung könnte alles infrage stellen, oder nicht?"
, überlegte die Heilerin. Potentielle Freunde, wie der Junge, der sie hergebracht hatte, waren eine geringere Gefahr, da sie immer noch Teil der Tarngeschichte sein konnten. Doch Mütter hatten gefährliche Macht über ihre Kinder. Eine Macht, die man nicht unterschätzen durfte. Rabia selbst hatte kein Kind - und doch wusste sie sehr genau um diese Dinge. Und selbst wenn Diana dem standhalten würde - es konnte sie zumindest potentiell in neue Unsicherheiten stürzen.

Rabia stimmte auch darin überein, dass es für heute wohl genug war. "Ich werde ihr vorschlagen, dass sie die Nacht in meiner Stube verbringt, sodass ich ihren Schlaf überwachen kann und da bin, falls sie zwischendurch erwacht und durcheinander ist", beschied die Heilerin. Sie betrachtete ihr hochgewachsenes Gegenüber weiterhin in aller Ruhe und legte ihre eigenen Hände wieder eineinander. "Das gibt Dir ebenfalls Gelegenheit, dich ein wenig auszuruhen.
Alles Weitere sehen wir dann morgen früh...
Was ist mit der Geschichte vom Vater? Spielt das noch eine Rolle?"
, erkundigte sie sich, denn sie wollte abschätzen, wie groß Belisarius' Rolle in alledem nun noch war. Auch, falls das Mädchen ihr diesbezüglich Fragen stellen sollte.
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Belisarius Caderitor
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#36
Es waren seine Geheimnisse, seine ihm eigenen Gedanken, die seine Last und Zuflucht waren. Nur im Lichte der Verantwortung konnten sie wunschhaft Schuld gebären. Nur das Licht eines Urteils, einer unhaltbaren Sonne, konnte ihnen ihre okkulte Wahrhaftigkeit brechen. Belisarius war genauso verloren, wie jene, die ihm folgen wollten. Kein Glaube, kein Sinn und auch kein Wunsch vermochte mehr Geheimnisse bergen, als Belisarius in sich vergrub. Teils waren es nur traurige Ideen, manchmal auch echte Tat und böses Werk, welches er nicht immer genügsam ausführte. Auch die einstige Daphne hatte er zu seinem Geheimnis gemacht und musste sich der Schande stellen, dass er auch diese Tat vor der Welt verstecken musste, um nicht in der eigenen Schuld zu verbrennen. Sein einziger Richter war bisher er selbst gewesen; keinerlei Gottheit oder König hatten über ihn gerichtet oder zu Gericht gesessen. Schuld brannte schmerzhaft und Belisarius spürte bereits deren stille Verantwortung und doch konnte er jenes Licht vermeiden, welches die Verantwortung unaufhaltsam machte. Manchmal in einem Moment, wenn die Uhren nicht in Eile schlugen, wollte er das es enden würde. Er wollte alle Geheimnisse, ihm seine eigenen und die der Castellanos, offenlegen und ein Urteil der Welt erbitten, um vielleicht etwas Absolution zu erhalten. Doch ihm war klar, dass es für ihre Machenschaften und die damit verbundenen Geheimnisse keinerlei Absolution durch die Welt geben konnte. Sie alle waren verdorben durch jene Mächte, die nicht nur Stolz und Eitel waren.

Rabia folgte ihm, wusste, dass es Geheimnisse gab und geben würde, die sie niemals erfahren würde und fand sich damit ab. Sie akzeptierte den Umstand dieser Welt und auch die teuflische Gnade des mitfühlenden Dämons, der Belisarius war. Wahrheiten und manche Offenheit vermochte nur Schaden verbreiten, Beziehungen zerstören und dieses Leben unsäglich machen. Rabia war eine gute Freundin des Kriegsherren - und das nicht nur, weil sie nicht nachfragte, sondern auch weil sie diese Welt als das sah, was sie eben war. Belisarius belog seine Freundin nicht, doch erzählte er ihr nie alles und beide hatten diese Übereinkunft, dass es auch nicht notwendig war. Das Vertrauen der beiden brauchte kein Pfand und keine tiefe Absicht. Sie verstanden sich. Das reichte und würde immer ausreichen. Sie taten, was sie taten. Doch auch diese Verbunden vermochte Belisarius stille Schuld nicht verkleinern, seine Geheimnisse weniger gewichtig machen. Eines Tages würde er im Lichte dieser Welt elendig verbrennen, wie so viele mit ihm. Denn ein Teufel hatte nur seine Hölle und deren Feuer beschützten nur so lange, bis man selbst darin verbrannte.

Rabia legte sie ihre raue Hand auf seine kampfgebeutele Hand. Ein Zeichen des Verständnisses und der Vertrautheit. Belisarius war doch dankbar dafür, dass sie ihm ohne Worte etwas von seiner Last nehmen wollte; auch wenn dies selten möglich war. Die Heilerin sprach Worte, die Belisarius verstand und mit einem verständnisvollen Nicken begleitete. Ihr Versuch war gut, denn sie erschuf eine Idee von Sinnhaftigkeit und von Nützlichkeit. Alles, was sie taten, diente einem höheren Wohl und so würde auch die neu-geschaffene Diana diesem Wohl dienen, darin Bestimmung finden und mehr Leben leben, als sie bisher konnte. Auch ein Teufel brauchte Motivation, einen Sinn und hatte ein tiefes Bedürfnis nach einer Aufgabe, die sein verlorenes Selbst ersetzen konnte. Die feinfühlige Traurigkeit blitzte kurz in seinen Augen auf, als Rabia ihn anblickte, bevor der kalte Ernst wieder sein Gesicht eroberte. "Ich hoffe nur, dass unsere Wege am Ende zum Ziel führen und unsere Last, die wir gemeinsam tragen, anderen ihre Last nehmen wird. Diese Gesellschaft ist von so vielen Dingen und Entwicklungen bedroht, so dass wir stets gefordert sind, damit wir so etwas wie Ordnung erhalten können," meinte er und gab damit zu verstehen, dass er Rabia durch in ihren Gedanken unterstützte und ihren Versuch des Trosts angenommen hatte. Auch wenn sie nicht die Guten in dieser Geschichte waren, so waren sie doch alle Teil einer Geschichte, die nicht einfach so enden konnte. Belisarius seufzte sehr leise, während sich seine klugen Gedanken wieder strategischen Zielen zuwenden wollten. Aufgaben schafften Zielrichtungen und Zielrichtungen trieben die eigene Zeit voran, so dass keinerlei Zeit war, die Geheimnisse aus ihren Untiefen zu ziehen, sofern es nicht notwendig war. Belisarius war kein Narr und wusste schlicht darum, dass er nicht zu lange mit sich selbst in die Schlacht ziehen sollte. Diesen Kampf konnte er nie entscheiden. Als Kriegsherr galt, dass man nie in den Krieg mit sich selbst zog. Man tat einfach, was man tat und machte immer weiter. Dies wollte er jetzt auch wieder tun, damit diese fremde Gefühl in seinem Geiste nicht wachsen konnte.

Rabia sprach tatsächlich einen möglichen Fallstrick für die notwendige Verwendung von Diana an. Die Mutter war ungeklärtes Problem. Belisarius wollte sie nicht aufspüren lassen und somit in Folge dessen, auch töten müssen. Er war kein mordlustiger Tyrann, sondern etwas weitaus Schlimmeres. Er war das notwenidge Böse, dessen frostige Kälte jedwede Wärme unmöglich machte. Nicht einmal Hass hatte Platz, sondern nur Berechnung und strategische sowie moralbefreite Vernunft. Er diente nicht nur den Mächtigen, sondern war inzwischen für manchen auch Grundlage der Macht; und wer der Macht diente, musste auch einen entsprechenden Preis bezahlen. Belisarius überlegte, ließ sich wenige Augenblicke Zeit um gerecht zu antworten. "Wir berichten ihr, dass ihre Mutter zwar lebt, aber Geisteskrank ist. Sie hat sie verstoßen aber bevor sie auf der Straßen enden konnte, wurde sie von uns aufgenommen und als Diana Shore Teil unseres Hauses. Es war ihr Wunsch, sich nützlich zu machen und hat darüber ihre Mutter fast vergessen," erklärte er eine mögliche Lösung und schlug diese Rabia fast alternativlos vor. Rabia würde sicherlich dabei helfen, dass sich diese Erinnerung in Diana manifestieren würde. Insofern musste er keine Unbeteiligte töten lassen und konnte dennoch deren Existenz für die neue Notwendigkeit nutzen. Belisarius war insoweit zufrieden mit der Idee, auch wenn er natürlich stets erlaubte, dass ihm Vertraute, wie Rabia, eigene Ideen anbringen konnte. Er pflegte eine offene Gesprächskultur, dennoch behielt er immer das letzte Wort, weil er die gesamte Strategie seines Hauses bedenken musste; zudem selbstverständlich inzwischen auch Rabia gehörte.

"Sieh sie dir ruhig an. Du bist ohnehin besser in diesen Dingen,"
sagte er mit einem salzigen Grinsen, was schnell verschwand. "Das ist eine gute Idee," antwortete er, bevor er die Vater-Frage beantworten konnte, da er hierfür auch noch kurz Bedenkzeit erzwang. Schließlich sagte er hier: "Der Vater ist unwichtig. Sie ist offiziell eine Waise und wir versuchen ihren Vater zu finden, damit sie wieder einen richtigen Namen erhält. Sie ist aber eine Caderitor und Teil unseres Hauses im rechtlichen Status eines Bastards," fasste er den Vorgang zusammen und nickte dies dann ab und machte dabei eine zeigende Geste zur Tür, bevor diese hektische Geste abrupt endete. "Ich sollte mich ausruhen," nahm er den Vorschlag seiner Heilerin auf. Er fühlte sich bereits erschöpft und nur sein eisener Wille erzwang noch jenen Fokus für diese Aufgabe. Dennoch war die Hülle seines Körpers an irdische Bedürfnisse gefesselt, wie des Schlafens, so dass er einsehen musste, dass er dringend Erholung brauchte. "Ich werde mich nun zurückziehen. Diana überlasse ich dir. Vielen Dank für deine guten Dienste," sagte er noch und verschwand dann mit festen Schritten.
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Daphne Christopoulos
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Es war fast ein bisschen seltsam für die alte Heilerin, ihr jüngeres Gegenüber derart unsicher zu erleben. Ein äußerst seltener Anblick, doch sie fühlte sich geschmeichelt, da er ihr gegenüber eine seiner zahllosen Masken fallenließ und sich verletzlich gab. Die ehemalige Wanderheilerin war mit der Verletzlichkeit von Menschen wohlbewandert und schickte sich an, all ihre Zuversicht in ihre Hände einfließen zu lassen, ebenso in ihre Stimme und ihr Antlitz. Sie hatte schon viele Kranke und Sterbende auf diese Weise getröstet und beruhigt. Und ehrlich gesagt gehörte Belisarius zu ihnen. Nicht immer, aber oft genug. "Verzage nicht ... die Gesellschaft ist nicht nur von Äußerlichkeiten bedroht, sondern krankt von innen heraus. Ein widerliches, pulsierendes Geschwür, das sich in Palästen einnistet ... man müsste alles Schadhafte großzügig herausschneiden. Nicht nur hier und dort und stellenweise. Nein, großflächig und gründlich, um auch wirklich alles zu erwischen.
Du und die Deinen, wir gehen die ersten Schritte, müssen methodisch vorgehen, uns an die richtigen Stellen herankämpfen, sie als krankhaft identifizieren und schließlich entfernen..."
, erklärte sie ihm in einer Sprache, die ihr mehr zueigen war, als die von Königen, Priestern und anderen Quacksalbern und Wunderpredigern. "Und wenn wir Glück haben, setzt eines Tages jemand unsere Arbeit fort - denn zu einem Ende wird sie vermutlich während unseren Lebzeiten nicht kommen.
Oder zumindest nicht mehr zu meinen Lebzeiten..."
, schätzte die Heilerin. Sie war nicht so schrecklich alt, wie sie manchmal gerne tat. Doch sie empfand es selbst so, als verbringe sie hier bei den Caderitor nurmehr ihren Lebensabend. Das Reff konnte sie freilich nicht mehr nehmen, doch es gab noch gerade genug für sie zu tun.

Alsdann lauschte sie der Geschichte, die er für Dianas Mutter erdacht hatte. Während Belisarius sprach, schloss Rabia die Augen beinahe zur Gänze, legte den Kopf schief und wog ab, ob die Geschichte wohl auf einen fruchtbaren Boden fallen würde. Als sie die Augen mit einem Lächeln wieder öffnete, schien sich die Antwort auf diese Frage in ihr gefunden zu haben. "Sehr schön. Ich werde das Thema nicht selbst zur Sprache bringen... aber falls sie mich fragt, sollte ich ungefähr Bescheid wissen...", erklärte sie ihre Neugier. Sie hatte Diana noch nicht in ihrem neuen Wesen gesehen. Und vermütlich würde es bis dahin auch noch Wochen oder gar Monate dauern. Sie würde sich erst einmal neu einfinden müssen - und der Eindruck, den Rabia bisher von dem Mädchen gewonnen hatte, war nicht sonderlich tiefgreifend gewesen. Sie hatte sie in einer Stresssituation gefunden und beide wussten vermutlich nichts über ihren nunmehr verstümmelten Charakter. Keiner von ihnen konnte sagen, was Daphne für ein Mensch gewesen war - und was für ein Mensch Diana wäre, war eine vollkommen andere Frage. Immerhin wurden sie alle maßgeblich von ihrer Umwelt geformt. Es war gut möglich, dass Diana sich zu einem vollkommen anderen Menschen mausern würde. Einzig wenige Anhaltspunkte waren ihr geblieben, doch die galt es massiv zu verstärken und auszubauen.

Der Kriegsherr erklärte noch einige Dinge, beschied dann aber, dass er sich nun zurückziehen werde. Auch dies nickte Rabia wohlwollend ab. "So bleibt mir nur, Dir eine angenehme Nachtruhe zu wünschen.
Und lass' Dir Zeit damit. Diana ist bei mir in guten Händen"
Sie überlegte kurz, noch mehr zu sagen, ihm zu versichern, dass sie das Mädchen schon hinhalten würde. Dass Diana sich neu, aber nur ein stückweit von Belisarius würde abnabeln müssen. Doch sie hielt sich mit weiteren Zurechtweisungen und Hinweisen zurück. Sie wollte ihn nicht aufhalten oder mit Dingen langweilen, die er ohnehin genaustens verstand. So entließ sie ihn in die Nacht und blickte ihm nach. Auch dem Nachhall seiner Schritte lauschte sie, ehe sie sich selbst wieder an die Arbeit machte. Doch glaubte sie nicht, dass heute Nacht noch viel geschehen würde - beide mussten erschöpft sein. Und das, obwohl es sehr schnell gegangen war. Oder vielleicht auch gerade deswegen.
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