13-06-2024, 16:57 - Wörter:
Seine Zusammenfassung machte deutlich, dass man Sebastian wohl wirklich Wankelmut oder gar Illoyalität vorwerfen konnte, wenn alleine die Umstände betrachtet wurden. Sollte es einen jedem Mann nicht Dank und Ehre genug sein, seinem König zu dienen, und käme einem Frevel gleich mehr von seinem Leben zu verlangen als das, was man erhielt? So musste sich der junge Mann wohl dem Mangel an Bescheidenheit schuldig machen, und viel eher auf der Ferse kehrt machen um auch diese Sünde zu beichten. Sebastian schwieg für den Moment des tadelnden Seitenhiebs, dessen Wahrheit er erst versuchte auszuloten um einzuschätzen, wie viel Ernst tatsächlich darin steckte. Doch eine unerwartete Fülle an Fragen ließen keinen Zweifel mehr daran haben, dass Joshua Interesse an den Gründen und seiner Person hatte. Eine Augenbraue wanderte langsam nach oben, der Mundwinkel zuckte, als der blonde Mann zur Seite sah und Josh aufgewecktes Gesicht immer wieder hinter dem Pferdekopf auftauchen.
„Ich bin ein Bastard ohne Ritterschlag“, legte er die Karten unaufgeregt auf den Tisch und sollte selbst ein Händler am Straßenrand diese Worte aufschnappen, würden sie keine geheime Information darstellen. Wohl jeder, dem der Name Cherrington vertraut war, wusste davon. „Die Hauptstadt hat die Angewohnheit, Positionen nach Namen und Prestige zu vergeben und spätestens in einem Jahr stünde ein Ritter Cherrington vor der Tür, von anderen Familien ganz zu schweigen. Ich liebe meine Familie und meinen Bruder, doch Julian wäre immer die erste Wahl.“
Doch warum sollte es in Meadows anders sein, falls sich sein Bruder dazu entschließen sollte auch hier her zu kommen? „Ich durfte Jasper bereits während der Ausbildungszeit unter Sutherland kennenlernen. Und ich glaube ihm bewiesen zu haben, meines Dienstes würdig zu sein. Meadows ist nun jung und im Aufbruch, es sollte Platz für jemanden wie mich haben können.“ Und womöglich auch für Vagabunden, die man womöglich nicht haben wollte, und andere, die versuchen wollten sich etwas Eigenes aufzubauen. Wenigstens hatte sich Sebastian kämpferisch bewiesen und war auch bereit die Stadt sowie ihre Bewohner zu verteidigen, wenn sich Castandor zu einem Angriff entscheiden sollte.
Nun lächelte er doch wieder, fast etwas verlegen, als wäre es ein absurder Traum. „Ich hoffe auf die Gnade des Fürsten, mir zu erlauben einen der Höfe am Stadtrand in Stand bringen zu dürfen.“ Sebastian wusste nicht, ob Joshua in dem Maße bekannt war, von welch großem Wert diese Erlaubnis tatsächlich war. Denn niemals würde er erben können und selbst auf eine gute Heirat – sofern er überhaupt dazu bereit wäre – blieb kaum zu hoffen, so dass ein Grundstück kostbarer war, als alles Gold und Geschmeide in seiner Truhe. „Nun denkt Ihr hoffentlich nicht mehr, dass meine Loyalität dem König gegenüber in Frage zu stellen sei.“
Er zwinkerte, doch es war ihm anzusehen, dass ihm die Korrektur wichtig gewesen war. Als Mann von Ehre konnte er solch eine Anschuldigung, selbst scherzhaft hervor gebracht, nicht einfach stehen lassen.
Und es war ihm irgendwie wichtig, dass Joshua kein falsches Bild von ihm erhielt; dass er womöglich etwas fand, das ihn abstieß oder so unvereinbar war, dass der Entschluss gefasst wurde sich auf sein edles Pferd zu schwingen und in die entgegen gesetzte Richtung zu reiten. Denn vielleicht würde sich eines Tages doch die Gelegenheit ergeben können, gemeinsam heraus zu finden, was für Ideen ihn in einer reich ausschenkenden Taverne so kommen könnten. „Met“, war noch die harmloseste aller Antworten und höchstens ein misstrauischer Blick auf das Schmunzeln hätte wohl erahnen wollen, ob da noch ein oder zwei Gedanken mehr dahinter steckten. Doch die hatten weit weniger mit den erwähnten leichten Mädchen gemein, als man denken konnte, und viel eher mit einer Prinzessin, die ihrem Turm entkommen war. „- wäre meine Wahl“, fuhr er nahtlos fort und wie es sich gehörte, nickte er. „Damit gefallen einem schöne Mädchen wahrlich noch besser.“ Er blieb dem Begriff einfachen fern, denn es ginge ihm tatsächlich nur um ästhetische Schönheit, der er durchaus etwas abgewinnen konnte. Lieber als beides hingegen ließen sich die Titel anhören, die sein Gesprächspartner so schmeichelnd hervor gebracht hatte. Kommandant seiner neuen Stadtwache ging runter wie Öl.
Mit Leichtigkeit war die Birne aufgefangen worden, zum Dank ergeben genickt und hatte er zuerst noch in sich hinein gelächelt, stahl sich nun doch etwas in den Vordergrund und gab ihm einen verschmitzten Ausdruck. „Wäre das denn so frevelhaft?“, stellte er beinahe schon provokant die Gegenfrage und blickte über die Birne hinweg zu seinem Gesprächspartner, als er herzhaft hinein biss. Sie schmeckte süß und frisch, es war genau die richtige Jahreszeit für diese gute Frucht. Und auch dem Anstandspferd schien es vorzüglich zu munden erkennbar an der Art, wie sie sich interessiert ihrem Besitzer zugewandt hatte. Als Joshua rückwärtsgewandt voraus ging, biss Sebastian ein Stück seiner Frucht ab, um dem Tier einen Happen davon zu geben. „Man sagte mir, dass Travelers Inn die erste Anlaufstelle in der Stadt sei. Im Gegensatz zu Euch hatte ich noch keine Gelegenheit mich auf diese Weise mit Meadows bekannt zu machen, so werde ich die Taverne heute Abend aufsuchen.“ Wie beiläufig war diese Information fallen gelassen worden und als der junge Prinz sich wieder herum gedreht hatte, war Sebastians Blick seiner Bewegung gefolgt; und vielleicht über den Rücken ein Stück zu weit hinunter gewandert.
Seine Schultern strafften sich und als fühlte er sich ertappt, blickte er zur Seite über die Läden und wenigen Menschen hinweg, ehe er dann bemerkte, wie wunderschön verarbeitet das feine Lederzaumzeugs des Pferdes war, wie wohl gepflegt die Mähne gebürstet und wie glänzend das Fell unter dem muskulösen Hals. So neugierig Sebastian nun auch war zu erfahren, ob seine Tavernenwahl für Joshua Grund wäre diese zu präferieren oder deswegen zu meiden, hielt er seine Zunge im Zaum. Etwas, das er wohl schon vor Minuten hätte machen sollen, wenn man die Öffentlichkeit der Umgebung in Betracht zog. Was ihn so fahrlässig werden ließ, wusste er selbst nicht so genau, denn dieser vertraute und doch distanzierte Umgang war ihm an Erfahrung fremd; es fühlte sich schlichtweg natürlich an. Doch so unbegründet seine Sorgen wohl sein mögen, denn nichts interessierte Menschen mehr als ihre eigenen Probleme, so dass sie taub für Gespräche anderer wurden, blieb die Paranoia in seinem Hinterkopf bestehen.
„Ich bin ein Bastard ohne Ritterschlag“, legte er die Karten unaufgeregt auf den Tisch und sollte selbst ein Händler am Straßenrand diese Worte aufschnappen, würden sie keine geheime Information darstellen. Wohl jeder, dem der Name Cherrington vertraut war, wusste davon. „Die Hauptstadt hat die Angewohnheit, Positionen nach Namen und Prestige zu vergeben und spätestens in einem Jahr stünde ein Ritter Cherrington vor der Tür, von anderen Familien ganz zu schweigen. Ich liebe meine Familie und meinen Bruder, doch Julian wäre immer die erste Wahl.“
Doch warum sollte es in Meadows anders sein, falls sich sein Bruder dazu entschließen sollte auch hier her zu kommen? „Ich durfte Jasper bereits während der Ausbildungszeit unter Sutherland kennenlernen. Und ich glaube ihm bewiesen zu haben, meines Dienstes würdig zu sein. Meadows ist nun jung und im Aufbruch, es sollte Platz für jemanden wie mich haben können.“ Und womöglich auch für Vagabunden, die man womöglich nicht haben wollte, und andere, die versuchen wollten sich etwas Eigenes aufzubauen. Wenigstens hatte sich Sebastian kämpferisch bewiesen und war auch bereit die Stadt sowie ihre Bewohner zu verteidigen, wenn sich Castandor zu einem Angriff entscheiden sollte.
Nun lächelte er doch wieder, fast etwas verlegen, als wäre es ein absurder Traum. „Ich hoffe auf die Gnade des Fürsten, mir zu erlauben einen der Höfe am Stadtrand in Stand bringen zu dürfen.“ Sebastian wusste nicht, ob Joshua in dem Maße bekannt war, von welch großem Wert diese Erlaubnis tatsächlich war. Denn niemals würde er erben können und selbst auf eine gute Heirat – sofern er überhaupt dazu bereit wäre – blieb kaum zu hoffen, so dass ein Grundstück kostbarer war, als alles Gold und Geschmeide in seiner Truhe. „Nun denkt Ihr hoffentlich nicht mehr, dass meine Loyalität dem König gegenüber in Frage zu stellen sei.“
Er zwinkerte, doch es war ihm anzusehen, dass ihm die Korrektur wichtig gewesen war. Als Mann von Ehre konnte er solch eine Anschuldigung, selbst scherzhaft hervor gebracht, nicht einfach stehen lassen.
Und es war ihm irgendwie wichtig, dass Joshua kein falsches Bild von ihm erhielt; dass er womöglich etwas fand, das ihn abstieß oder so unvereinbar war, dass der Entschluss gefasst wurde sich auf sein edles Pferd zu schwingen und in die entgegen gesetzte Richtung zu reiten. Denn vielleicht würde sich eines Tages doch die Gelegenheit ergeben können, gemeinsam heraus zu finden, was für Ideen ihn in einer reich ausschenkenden Taverne so kommen könnten. „Met“, war noch die harmloseste aller Antworten und höchstens ein misstrauischer Blick auf das Schmunzeln hätte wohl erahnen wollen, ob da noch ein oder zwei Gedanken mehr dahinter steckten. Doch die hatten weit weniger mit den erwähnten leichten Mädchen gemein, als man denken konnte, und viel eher mit einer Prinzessin, die ihrem Turm entkommen war. „- wäre meine Wahl“, fuhr er nahtlos fort und wie es sich gehörte, nickte er. „Damit gefallen einem schöne Mädchen wahrlich noch besser.“ Er blieb dem Begriff einfachen fern, denn es ginge ihm tatsächlich nur um ästhetische Schönheit, der er durchaus etwas abgewinnen konnte. Lieber als beides hingegen ließen sich die Titel anhören, die sein Gesprächspartner so schmeichelnd hervor gebracht hatte. Kommandant seiner neuen Stadtwache ging runter wie Öl.
Mit Leichtigkeit war die Birne aufgefangen worden, zum Dank ergeben genickt und hatte er zuerst noch in sich hinein gelächelt, stahl sich nun doch etwas in den Vordergrund und gab ihm einen verschmitzten Ausdruck. „Wäre das denn so frevelhaft?“, stellte er beinahe schon provokant die Gegenfrage und blickte über die Birne hinweg zu seinem Gesprächspartner, als er herzhaft hinein biss. Sie schmeckte süß und frisch, es war genau die richtige Jahreszeit für diese gute Frucht. Und auch dem Anstandspferd schien es vorzüglich zu munden erkennbar an der Art, wie sie sich interessiert ihrem Besitzer zugewandt hatte. Als Joshua rückwärtsgewandt voraus ging, biss Sebastian ein Stück seiner Frucht ab, um dem Tier einen Happen davon zu geben. „Man sagte mir, dass Travelers Inn die erste Anlaufstelle in der Stadt sei. Im Gegensatz zu Euch hatte ich noch keine Gelegenheit mich auf diese Weise mit Meadows bekannt zu machen, so werde ich die Taverne heute Abend aufsuchen.“ Wie beiläufig war diese Information fallen gelassen worden und als der junge Prinz sich wieder herum gedreht hatte, war Sebastians Blick seiner Bewegung gefolgt; und vielleicht über den Rücken ein Stück zu weit hinunter gewandert.
Seine Schultern strafften sich und als fühlte er sich ertappt, blickte er zur Seite über die Läden und wenigen Menschen hinweg, ehe er dann bemerkte, wie wunderschön verarbeitet das feine Lederzaumzeugs des Pferdes war, wie wohl gepflegt die Mähne gebürstet und wie glänzend das Fell unter dem muskulösen Hals. So neugierig Sebastian nun auch war zu erfahren, ob seine Tavernenwahl für Joshua Grund wäre diese zu präferieren oder deswegen zu meiden, hielt er seine Zunge im Zaum. Etwas, das er wohl schon vor Minuten hätte machen sollen, wenn man die Öffentlichkeit der Umgebung in Betracht zog. Was ihn so fahrlässig werden ließ, wusste er selbst nicht so genau, denn dieser vertraute und doch distanzierte Umgang war ihm an Erfahrung fremd; es fühlte sich schlichtweg natürlich an. Doch so unbegründet seine Sorgen wohl sein mögen, denn nichts interessierte Menschen mehr als ihre eigenen Probleme, so dass sie taub für Gespräche anderer wurden, blieb die Paranoia in seinem Hinterkopf bestehen.
