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beneath northern skies
18.09.1016 - 08:00
Markt in Wintergard

Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#11
Veith antwortete zunächst nicht. Sein Blick ruhte auf dem Verkäufer, der sich sichtlich Mühe gab, seine Aufmerksamkeit wieder dem Verkauf zu widmen, obwohl ihm das sichtlich schwerfiel. Dann wandte der Krieger sich langsam Aleena zu, während seine Haltung noch immer gelassen, beinahe träge wirkte, doch seine Mundwinkel umspielte für einen flüchtigen Moment etwas, das einem Lächeln gefährlich nahekam. Ein seltenes Schauspiel, ja fast schon ein Rekord, denn an diesem Tag schien der Weißhaarige tatsächlich besser gelaunt zu sein als sonst. Für seine gesellige Art war er jedenfalls nicht bekannt. In ihrer Freundesgruppe waren es andere, die mit ihrer überschwänglichen Art bei Festen und Trinkgelagen herausstachen. Veith hingegen war der stille Beobachter, der sich am Rand hielt und seinen Krug Met schweigend genoss, fernab vom lärmenden Gerede aufdringlicher Schwätzer. Nur für seine Freunde, allen voran Leif und Halger, machte er Ausnahmen. „Süßes macht träge. Das ist gerade auf der Jagd oder im Kampf nicht sehr erfolgsversprechend“, erwiderte er ruhig, ohne sich an den fragenden Blicken der beiden Frauen zu stören. Es gab anderes, das Veith zu schätzen wusste: den erdigen Duft von nassem Holz in den frühen Morgenstunden, das erste leise Rieseln von Schnee, wenn der Wald schweigsam wurde und selbst der Wind den Atem anhielt. Aber solche Dinge musste er ihnen nicht erklären. Weder Aleena noch ihre schmeichelnde Zofe würden für solche stillen Schönheiten Verständnis aufbringen. Für die Prinzessin war er nichts weiter als ein Untergebener, ein Vertrauter ihres Gemahls und für die Zofe? Nun, bei ihr lag die Sache klarer. Amanda hatte einen Ruf, der ihr vorausging. Mehr als einmal hatte er von Schlosswachen gehört, wie sehr sie es genoss, mit einem Augenaufschlag zu spielen und Komplimente wie Pfeile zu verschießen.

Er beobachtete, wie Aleena von dem Kuchen abbiss und bemerkte den feinen Glanz, den der Zucker auf ihren Lippen hinterließ. „Schweigen kann sehr süß sein, wenn man weiß, wann man es einsetzen sollte“, erwiderte er und sein Blick fiel kurz zu Amanda, die zunächst etwas irritiert aufgrund der Antwort wirkte, doch sich gleich darauf wieder fing. Sie war schlagfertig und schon einiges gewöhnt, weshalb die Zofe seine Worte offensichtlich verstand, allerdings sich gewiss nicht zu Herzen nahm.
Als sich die Prinzessin dem Verkäufer zuwandte und mit einem neugierigen Lächeln fragte, ob er die kleinen Küchlein selbst gebacken habe, huschte augenblicklich ein breites Strahlen über sein Gesicht. Stolz schien ihn augenblicklich zu durchfluten. „Meine Frau backt alles, was ich hier verkaufe“, erwiderte er schließlich mit leuchtenden Augen. „Sie bringt bald frischen Nachschub.“ Veith konnte sich ein leichtes Augenrollen nicht verkneifen. Solch schlichte, fast kindliche Freude war ihm fremd oder zumindest schwer auszuhalten. Dennoch musste er dem Mann zugestehen, dass dessen Frau vermutlich eine überaus geschickte und fleißige Bäckerin war.

Veith verstand nur zu gut, dass Leif diese Art des Zeitvertreibs nicht wirklich zu schätzen wusste, doch er selbst hatte drei Schwestern und eine Mutter, die aus dem Frühlingslanden stammte – er wusste worauf er sich hier eingelassen hatte und er tat es gern, um seinem Freund damit zu helfen. Als Aleena ihn schließlich nach Traubensaft fragte, verfinsterte sich sein Blick jedoch. Veith sah sie an, mit einem Ausdruck in den Augen, der kaum einen Zweifel daran ließ, dass er sie für reichlich weltfremd hielt. Das entsprach seinem Wesen. Doch anstatt, wie so manch anderer Nordmann, mit einer derben Bemerkung zu kontern, erwiderte er lediglich: „Hier auf dem Markt nicht.“ Mehr sagte er zunächst nicht und ließ die Worte einfach zwischen ihnen stehen. Denn tatsächlich kannte er jemanden, der der Prinzessin diesen Wunsch erfüllen konnte. Doch das bedeutete auch, sie tiefer in sein Privatleben blicken zu lassen, als ihm lieb war und er wusste nicht, ob Aleena das überhaupt wünschte. Eine Adelige aus Walleydor war anderes gewohnt als den Umgang mit dem gewöhnlichen Volk. Er sah sie ruhig an und fügte nach einem kurzen Zögern hinzu: „Wenn Ihr mögt, kann ich Euch zeigen, wo es welchen gibt.“ Seine Stimme blieb zurückhaltend, doch das Angebot war ehrlich gemeint. Die Entscheidung, ob sie diesen Schritt tun wollte, überließ er allein ihr.
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December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#12
"Gut, dass ich nicht kämpfen muss", murmelte die Prinzessin mehr zu sich oder ihrer Zofe, als zu ihrem eigentlichen Gesprächspartner. Obwohl sie noch ein paar Kuchenkrümel in den Mundwinkeln hängen hatte, konnte sie sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, versuchte jedoch noch das Beste daraus zu machen, indem sie sich die Hand vor den Mund hielt. Auch wenn sie hier in keiner royalen Gesellschaft unterwegs war, hatte sie trotzdem ein gewisses Bild zu repräsentieren. Irgendwann (hoffentlich noch sehr lang!) würde sie dieses Land mit Leif an ihrer Seite führen. Dann würde sie das Diadem in den Haaren tragen, das Frigga Stelhammer aktuell voller Stolz zur Schau stellte. Da gehörte es sich nicht mit vollem Mund über die eigenen Witze zu lachen. Wobei... Eigentlich war es nicht mal ein Witz. Aber die Vorstellung, wie sie sich mit einer Waffe in der Hand machen würde, reichte definitiv aus, um sie zum Lachen zu bringen. Aleena hatte noch nie in ihrem ganzen Leben gekämpft. Sie wusste nichts über Fußstellungen, Waffenkunde, Metallarten, Schwertarten, geschweige denn über die Versorgung von Wunden, wenn man denn doch mal verletzt wurde. Vermutlich würde sie in so einem Fall erst einmal ohnmächtig werden. Also: besser nicht an der Front kämpfen. Oder überhaupt irgendwo. Erst einmal wendete sie sich gedanklich wieder dem wirklich leckeren Honigkuchen zu und erfreute sich sichtlich über die Reaktion des Standbesitzers. Seine Augen strahlten und plötzlich war jedes Interesse an ihrer Zofe verschwunden, als er von der Backkunst seiner Frau erzählte. "Richtet Eurer Frau bitte Grüße von mir aus. Und wer weiß, vielleicht lasse ich Euch irgendwann mal eine Einladung ins Schloss zukommen, falls das Verlangen nach dem Kuchen mich noch einmal überkommt", plapperte sie drauf los und genoss das normale Leben in vollen Zügen. Vielleicht war sie den Winterländern mit zu vielen Vorurteilen begegnet und nicht alle waren so barbarisch und einfach gestrickt wie die Männer und Frauen im Palast. Der Verkäufer bedankte sich mehrfach und deutete eine kleine Verbeugung an. Selbst die Tatsache, dass er vermutlich nicht einmal genau wusste, wer hier vor ihm gestanden hatte, zauberte der jungen Frau ein Lächeln auf die Lippen.

Als sie sich dem großgewachsenen Krieger zuwendete und dieser sie mit einer ziemlich knappen Antwort abspeiste, hielt sie einen Moment inne. Sein Blick schien eine Spur düsterer geworden zu sein und es war, als hätte sie damit eine Tür zu einer möglichen halbwegs positiven Beziehung zu ihm, mit voller Wucht wieder zugeschlagen. Warum genau wusste sie jedoch nicht. Dass Aleena keinen Alkohol mochte und ihn zusätzlich auch überhaupt nicht vertrug, war sicher kein Geheimnis mehr. Das einzige, was noch ein gut gehütetes Geheimnis war, war ihre Schwangerschaft. Der vermutlich beste Grund, um keinen Alkohol mehr zu trinken. Jedenfalls hatten ihr die Wanderheilerinnen empfohlen die Finger davon zu lassen. "Ich...", setzte sie an, wollte sich gerade rechtfertigen, ehe er doch noch mal die Stimme erhob. Während Aleena in den letzten paar Sekunden sichtbar in sich zusammengeschrumpft war, innerlich zehn Gründe durchgegangen war, wieso sie ihn hätte verärgert haben können und direkt zwanzig Möglichkeiten suchte es wieder gut zu machen, bot er ihr nun einen anderen Ausweg an. Ihre Unsicherheit war ihr anzusehen. Nun waren die Wangen nicht mehr nur von der Kälte um sie herum gerötet, sondern auch von der Scham, die ihr die Hitze ins Gesicht trieb. Wie hatte sie in nur so wenigen Worten schon wieder so viel falsch machen können? Und was war direkt danach passiert, dass er ihr trotzdem anbot ihr welchen zu besorgen? Die Prinzessin verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den Anderen und war kurz davor die Hände in die mit Fell gefütterten Taschen ihres Mantels zu stecken, ehe ihr auffiel, dass diese vom Zuckerguss des Kuchens noch ziemlich klebten.

"Nur, wenn es keine großen Umstände macht", entgegnete sie reserviert und wendete sich mit ihrem Körper ein wenig von Veith ab. Klar, sie war eine Prinzessin. Sie war SEINE Prinzessin. Und irgendwann würde sie seine Königin sein. Natürlich würde er ihr zeigen, wo es welchen gibt. Alles andere konnte ihn so schnell in Ungnade fallen lassen, wie er 'Honigkuchen' sagen konnte. Nicht, dass Aleena von solchen Möglichkeiten jemals Gebrauch gemacht hätte, doch bis zu diesem Moment dachte sie, dass sie mit Veith hier vielleicht sogar einen ganz netten Tag hätte verbringen können.
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Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#13
„Da will ich euch nicht widersprechen“, erwiderte er auf ihre Bemerkung, dass sie froh sei, nicht kämpfen zu müssen. Zwar waren Frauen aus dem Winterland durchaus fähig, sich zu verteidigen oder gar in den Krieg zu ziehen, doch Aleena stammte nicht aus Norsteading. Was körperliche Stärke, Ausdauer und Kampferfahrung betraf, war sie den Frauen aus dem Norden unterlegen. Dafür zeichnete sie sich durch andere Gaben aus, wie ihren Liebreiz, ihre Anmut und ihre Schönheit. Alles Eigenschaften, die auch einem Nordmann nicht gleichgültig blieben. Immerhin hatte auch sein Vater sich einst für eine Frau aus dem südlichen Walleydor entschieden. Seine Mutter sprach oft von Liebe auf den ersten Blick, auch wenn Veith mit solchen Gefühlen wenig anfangen konnte. Vielleicht, weil er selbst nie in die Lage gewesen war, sich bedingungslos zu verlieben und doch musste er anerkennen, dass die Ehe seiner Eltern eine glückliche gewesen war, zumindest bis zu jenem Unfall, der seinem Vater beinahe das Leben nahm und die Familie damit in einen Abgrund riss. Aber seine Mutter war stark. Sie hatte gelernt, in der Fremde Wurzeln zu schlagen, Freunde zu gewinnen und ihre Familie zusammenzuhalten. Vielleicht war es gerade dieser Überlebenswille, der Winfrith Alvarsson so tief in die fremde Gesellschaft hatte hineinwachsen lassen, weil ihr schlichtweg keine andere Wahl geblieben war.

Falls überhaupt noch möglich, wurde das Lächeln des Verkäufers nur noch breiter, als die Prinzessin ihm in Aussicht stellte, einmal das Schloss zu besuchen. „Oh, das wäre eine große Ehre. Bitte nehmt doch noch ein paar Küchlein mit Euch - als Geschenk“, bedankte er sich für die netten Worte der Prinzessin und reichte Veith, den er offensichtlich für ihren Diener hielt – auch wenn sich beide Männer doch schon ewig kannten - das in Tüchern eingewickelte Gebäck. Veith seufzte erneut, sparte sich diesmal jedoch das Augenrollen und trat einige Schritte zur Seite, um anderen Besuchern den Zugang zum Stand zu ermöglichen. Doch plötzlich kippte die Stimmung zwischen ihnen, ausgelöst durch eine scheinbar harmlose Frage nach Traubensaft. Veith hatte einiges über die Prinzessin gehört, unter anderem, dass sie selten Alkohol trank. Auch er selbst war keiner, der anderen Met oder Ale aufdrängte oder sich selbst daran im Übermaß gütlich tat. Nach einer langen Jagd oder Kampfübung war für ihn ein kühler Krug Wasser ohnehin die angenehmere Wahl. Dennoch hatte er wohl erwartet oder besser gesagt gehofft, dass Aleena sich in der Zwischenzeit ein wenig mehr an die Sitten des Nordens gewöhnt und die traditionellen Gebräuche angenommen hätte. Aber im Grunde, so musste er sich eingestehen, ging es ihn nichts an. „Verzeiht“, erwiderte er schließlich, „ich vergesse manchmal, dass unsere Trinkgewohnheiten für eine Prinzessin aus dem Frühlingsland wohl etwas… ungewohnt erscheinen.“

Er schien einen Moment lang mit sich zu ringen. Offenbar zögerte er, die beiden Frauen tatsächlich mitzunehmen, weil es bedeutete, einen Teil seines privaten Lebens preiszugeben. Etwas, das er der jungen Prinzessin nur ungern offenbaren wollte. „Es macht keine Umstände“, sagte er schließlich und entschied sich, das Risiko einzugehen. Mit einer knappen Geste forderte er sie auf, ihm zu folgen. Schweigend bahnte er sich den Weg durch die schmalen Gassen der Stadt, vorbei an gedrungenen Häusern, deren Fenster teilweise mit Eisblumen überzogen waren, bis sie schließlich vor einem kleinen, unscheinbaren Haus zum Stehen kamen. Er klopfte gegen die Tür, hinter der Kindergeschrei und eine Frauenstimme zu hören waren, die nun mit den herannahenden Schritten lauter wurden. Kurz darauf öffnete sich die Tür und eine große, schlanke Frau trat in den Rahmen. Ihr Haar war weißblond, wie das von Veith und sie hielt ein brüllendes Baby auf dem Arm. Ihr Gesicht wechselte von genervt zu einer seltsamen Mischung aus Erleichterung und unverhohlener Gereiztheit. „Du hast ja Nerven, dich erst jetzt blicken zu lassen“, fuhr sie ihn an, doch in ihren Augen flackerte ein Hoffnungsschimmer auf. „Aber… ich bin froh, dass du da bist“, fügte sie hinzu, reichte ihm das zappelnde Bündel ohne weitere Umschweife und Veith nahm es mit geübtem Griff entgegen, wiegte es sanft hin und her, bis das Schreien etwas nachließ. „Ich freu mich auch, dich zu sehen, Schwester“, sagte er mit einem angedeuteten Lächeln und wandte sich dann an die beiden Frauen hinter sich. „Dürfen wir hereinkommen? Ich habe den Damen deinen berühmten Traubensaft versprochen.“ Erst jetzt schien Helvi Thorsson zu bemerken, dass ihr Bruder nicht allein war, denn seine breite Gestalt hatte fast den gesamten Türrahmen ausgefüllt. Ihr Blick glitt prüfend über die edlen Stoffe und kunstvollen Frisuren der beiden Besucherinnen. Fragend sah sie zu Veith, sagte jedoch nichts. Stattdessen trat sie wortlos zur Seite und ließ sie eintreten.
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December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#14
Trotz der Entschuldigung des großgewachsenen Mannes blieb ein bitterer Beigeschmack. Ja, sie war eine Prinzessin aus Walleydor, aber schon lange war es nicht mehr das, womit sie sich definieren konnte. Diese Eigenschaft wurde ihr mit der Hochzeit entrissen, sodass sie sie als selbst kaum noch passend empfand, auch, wenn Andere sie offenbar noch so sahen. Sie war die zukünftige Königin des Winterlandes, doch ganz offenbar war es nur sehr wenige Menschen, die sie auch als solche sahen. Die ihr zutrauten in die Fußstapfen der allseits beliebten Frigga zu treten. Und Aleena konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Es fühlte sich auch für sie wie eine beinahe unlösbare Aufgabe an. Die Tatsache, dass sie hier jedoch immer noch als Prinzessin aus dem Frühlingsland wahrgenommen wurde gab ihr zu denken. Mehr, als sowieso schon. Doch gab ihr der Gedanke Hoffnung, dass das Baby, das sie nun unterm Herzen trug, endlich etwas verändern würde. Es würde sie als Frau verändern. Es würde ihren Stand bei den Winterländer und Winterländerinnen verändern. Vielleicht würde es auch verändern, wie sie innerhalb der Familie Stelhammer gesehen wurde. Ihre Schwestern hatten schon Kinder, doch bei den Stelhammer gab es noch nicht besonders viel Nachwuchs. Reinka war zwar ebenfalls schwanger, zählte ja aber seit ihrer Hochzeit zur Fürstenfamilie der Norrholms, sodass es kein direkter Nachwuchs ihres Namens sein würde. Es würde einfach Alles verändern. Und zum ersten Mal in ihrem Leben konnte Aleena von sich behaupten, dass sie keine Angst vor dieser Veränderung hatte. Sie freute sich darauf. Es fühlte sich so richtig an, endlich Mutter zu werden. Es war, als wäre ihr großer Traum endlich in Erfüllung gegangen. Dabei konnte man noch nicht einmal sehen, dass sie schwanger war. Das Kleid war so eng geschnürt wie es immer der Fall war.

Völlig in Gedanken versunken lief sie also hinter ihrer Begleitung her und ignorierte gekonnt das theatralische Seufzen, das in regelmäßigen Abständen leise von ihrer Zofe Amanda kam. Immer wieder warf sie schmachtende Blicke in Richtung Veith und versuchte seinen Blick einzufangen, während er die meiste Zeit damit beschäftigt war sie durch die Menschenmengen zu navigieren.
Als sie plötzlich vor einem ziemlich unscheinbaren Haus stehen blieben, holte die junge Frau gerade Luft, um zu fragen, warum sie anhielten, als es ihr plötzlich dämmerte. Dass Veiths Familie so... normal lebte kam ihr irgendwie nicht richtig vor. Die Burg der Stelhammers hatte so unendlich viele Zimmer und Flure, sodass immer einige davon leer standen. Einen Grund, wieso die Familie lieber hier, als in der Burg wohnen würde, fiel ihr nicht ein. Zu ein wenig Luxus konnte die junge Frau jedoch auch nur schwer 'nein' sagen, obwohl sie bei weitem nicht so verwöhnt war wie ihre Schwestern, die Zwillinge Blossom und Florence.

Als die Tür aufschwang und kurz danach eine schimpfende Frauenstimme an ihr Ohr drang konnte sie nicht anders, als sanft zu lächeln. Es waren so ehrliche Worte, dass Aleena das Herz aufging. Nie redete so jemand mit ihr, als Prinzessin, immer rissen die Menschen sich in ihrer Gegenwart zusammen und versuchten ihr bestes Benehmen zu zeigen. Dass es hier vielleicht anders werden könnte zupfte erneut an ihrer guten Laune, die sie heute bereits mehrfach suchen musste. Dabei hatte sie sich vorgenommen den Tag heute auf dem Markt einfach nur zu genießen und sich treiben zu lassen, doch ganz so einfach war das scheinbar nicht.

"Danke für Eure Gastfreundschaft", entgegnete die Prinzessin und neigte respektvoll den Kopf, als sie an der jungen und deutlich größeren Frau vorbei in das Innere des Hauses trat. Ein knisternder Kamin versprach Wärme im kleinen Wohnzimmer und beinahe über die eigenen Füße fallend kam ihnen Veiths Schwester nun hinterher. Doch Aleena nahm kam wahr, was sie sagte, war sie doch so abgelenkt von dem kleinen Würmchen auf dem Arm ihres Begleiters. "Entschuldigt bitte meine Abwesenheit, aber der kleine Racker hat glaube ich gerade mein Herz gestohlen", murmelte sie und trat zu dem Weißhaarigen Mann, während sie dem kleinen Baby die Hand hinhielt und dieses ohne Umschweifen nach ihrem Finger griff. Vielsagend glitt ihr Blick in Richtung Amanda, die als einzige sehen konnte, dass in den blauen Augen der jungen Frau Tränen schimmerten. Natürlich wusste ihre Zofe Bescheid, immerhin hatte die morgendliche Übelkeit nicht nur ein Mal für Verzögerungen gesorgt. "Ihr seid die Prinzessin, oder?", fragte die ihr unbekannte Frau mit offenstehendem Mund und warf ihrem Bruder einen besonders verärgerten Blick zu. "Hättest du mir nicht wenigstens vorher Bescheid sagen können?!", fauchte sie leise und vollführte dann einen überraschend eleganten Knicks für Aleena. "Bitte, das ist nicht notwendig", löste sie das ganze Schauspiel auf und widmete sich sofort wieder dem kleinen Krümel in Veiths Armen.
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Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#15
Den meisten Nordmännern wäre wohl nicht einmal in den Sinn gekommen, dass sie die Prinzessin mit ihren Worten oder ihrem Verhalten verletzt haben könnten. Doch Veith verfügte über einen scharfen Blick für Zwischentöne und ein feines Gespür für die Gefühle anderer. Diese Fähigkeit hob ihn von vielen seiner Gefährten ab und machte ihn zu einem geschickten Beobachter und zu einem gefährlichen Gegner, wenn es ums Taktieren ging. An diesem Tag jedoch war weniger strategisches Kalkül gefragt, als vielmehr Geduld im Umgang mit einer Frau, die seine wortkarge Art offenbar als brüsk und verletzend empfand. Aleena hatte es ohnehin nie leicht gehabt. Sie war die Prinzessin aus Walleydor, zart und feinfühlig wie eine Frühlingsblüte und damit in vielerlei Hinsicht das Gegenteil jener widerstandsfähigen Frauen, die in Norsteading als Maßstab galten. Man hatte sie gewiss schon öfter belächelt, sie als zu empfindlich abgetan oder gar angezweifelt, ob sie dem rauen Norden gewachsen sei. Außerdem war da noch das unausgesprochene Urteil: vier Jahre an Leifs Seite, ohne Erben, ohne sichtbares Zeichen ihres „Wertes“ als künftige Königin. Der Druck musste gewaltig sein und dennoch bemühte sie sich tagein tagaus dem Frost und der Schroffheit dieses Landes näherzukommen, das nun ihr Zuhause war. Allein das verdiente Respekt.

Was Aleena jedoch nun brauchte, war Mut. Mut, um seine Schwester zu ertragen, eine Frau, die zweifellos zu den selbstsichersten Persönlichkeiten zählte, die Veith je begegnet waren. Helvi Thorsson war allerdings nicht nur seine Schwester, sondern auch die Ehefrau von Einar Thorsson, einem ruhigen, bodenständigen Mann und Veiths langjährigem Freund. Veith hatte ihm Helvis Hand anvertraut, weil er wusste, dass Einar ein verlässlicher Gefährte fürs Leben sein würde. Kein Hitzkopf, keiner, der seine Kinder das Fürchten lehrte und keiner, der jeden Abend trunken durch die Tür wankte, wie es bei anderen in Norsteading leider oft der Fall war. Obendrein verstand er sich auf ein ehrliches Handwerk als Zimmermann, womit er seine Familie ernähren und ihr Stabilität geben konnte. Helvis Ehe war früh mit einem Kind gesegnet worden. Heute zählte ihre Familie drei Kinder: zwei Söhne und eine Tochter. Der jüngste Sprössling war gerade in Veiths Armen, wo er die Prinzessin einzig und allein mit seinem Dasein entzückte. Der älteste Junge saß am Feuer, seine Brauen zusammengezogen und die Zunge zwischen den Lippen, während er sich mit konzentrierter Miene an einem Stück Holz versuchte, das vermutlich einmal ein Tier werden sollte. Von Helvis Tochter, Jorunn, war im Moment keine Spur zu sehen. „Ich muss gestehen, es war eine eher spontane Entscheidung“, entschuldigte sich Veith bei seiner Schwester, die, wie es ihre Mutter ihnen beigebracht hatte, respektvoll einen Knicks andeutete, um zumindest ein wenig die Etikette der Situation zu wahren. „Sein Name ist Eldar“, stellte Veith der Prinzessin den Säugling vor, der inzwischen aufgehört hatte zu weinen und nun neugierig Aleenas Finger umklammert hielt. „Ungewöhnlich, normalerweise mag er keine Fremden“, bemerkte Helvi und warf der Prinzessin einen fragenden Blick zu, als könne sie kaum glauben, dass ihr Sohn so schnell Vertrauen fasste.

Erst jetzt bemerkte der Junge vor dem Kamin die Neuankömmlinge. Als er Veith erblickte, hellte sich sofort sein Gesicht auf und ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, ließ er das Messer und das Holzstück fallen. Mit einem fröhlichen, kindlichen Lachen sprang er auf und stürmte auf Veith zu, als hätte er ihn jahrelang nicht gesehen. Mit einem kräftigen Satz war er bei ihm und warf die Arme um ihn. „Onkel Veith!“, rief er begeistert, seine Stimme voll unbändiger Freude. Veith konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Hallo, junger Einar.“ Helvi hatte in der Zwischenzeit begonnen, den Tisch abzuräumen, auf dem bis eben noch Nähzeug und Stoffe ausgebreitet lagen. Mit routinierten Handgriffen schaffte sie Ordnung und deckte sogleich Becher auf, in denen sie gleich darauf den angekündigten Traubensaft ausschenken würde. Es war unverkennbar, dass sie sich Mühe gegeben hatte und ebenso, dass sie stolz darauf war, der Prinzessin und ihrer Zofe etwas anbieten zu dürfen. Der Saft stammte aus einem überlieferten Rezept aus Walleydor, das sie von ihrer Mutter erhalten hatte. „Nehmt Platz“, forderte Veith die beiden Frauen auf und deutete mit einer knappen Geste zur Tafel. Sie war schlicht, aber sauber gedeckt. Auf der einen Seite stand eine hübsch verzierte Sitzbank, kunstvoll gearbeitet und eindeutig das Werk des Hausherrn. Gegenüber boten einfache Stühle und Hocker weitere Sitzgelegenheiten. Veith ließ sich, noch immer mit dem kleinen Eldar auf dem Arm, auf einen der Stühle nieder, während Amanda ihre Gelegenheit witterte und sich rasch und mit einem Lächeln, das mehr sagte als Worte, gleich neben ihm auf der Bank niederließ.
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December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#16
Es war das, was sie immer hatte haben wollen. Familie. So ehrlich und wahrhaftig, wie sie nur sein konnte. Der Säugling, der sie mit den größtmöglichen blauen Augen anstarrte und wie gebannt ihren Finger umklammert hielt. Der Junge, der freudestrahlend auf den großen Krieger zu gerannt kam und ihn in seine Arme schloss. Es war, als würde der Vater nach Hause kommen. Natürlich war Aleena klar, dass Veith nicht der Vater dieser Kinder war, doch in dieser Vorstellung passte es einfach ganz wunderbar. Sie sah sich selbst in diesem einfachen Haus wohnen, ihre Kinder umsorgen und das Essen kochen. Nur, dass das Alles nie passieren würde. Sie würde nie ein einfaches Essen selbst zuzubereiten, würde nie einen Tisch selbst eindecken und entscheiden, ob nun Blumen oder doch lieber eine Kerze auf dem Tisch stand. Und wer weiß, vielleicht würde sie auch nie das große Glück erfahren, so eine große Familie haben zu dürfen. Ein Kloß hatte sich in ihrem Magen gebildet, der gleichzeitig von ihrem erfüllten Herzen aufgeweicht wurde. Dieses Leben war zwar nicht das Ihre, aber es war ihr aller größter Traum. Ein wenig angepasst auf ihr adliges Geschlecht, aber das hier war Alles, was sie sich immer gewünscht hatte.

Die Stimme von Veiths Schwester nahm sie nur weit entfernt wahr, so verzaubert war sie durch das Baby in seinen Armen. Lösen wollte sie sich nicht von ihm, genoss den festen Händedruck, der sich um ihren Zeigefinger geschlossen hatte, so als wäre es das Normalste der Welt. Als der ältere Sohn jedoch plötzlich aufsprang, machte die Prinzessin ein wenig Platz für seine Umarmung. Sie trat einen Schritt zur Seite, war jedoch mehr als bereit sich so zu verdrehen, dass sie noch immer in der Umklammerung des Babys bleiben konnte. "Es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen, Eldar", murmelte sie leise und beugte sich, soweit möglich, noch ein bisschen mehr zu dem Säugling, den sie kaum aus den Augen lassen konnte. Alles andere war vergessen. Außer die Tatsache, dass sie selbst so ein Würmchen unter dem Herzen trug. Sie war noch weit davon entfernt ihr Baby zu spüren, oder auch nur irgendetwas von außen sehen zu können, doch das Vertrauen in die Natur und ihren Körper halfen ihr dabei, nicht verrückt zu werden.

Als sich das kleine Kinderhändchen von ihrem Finger löste, seufzte sie enttäuscht. Sie konnte genau spüren, dass der Blick von Veiths Schwester für den Moment noch auf ihr lag, ehe sie sich abwandte, um den Tisch zu decken. "So ein Aufwand ist doch nicht nötig", protestierte sie leise, während sie die geübte Frau beobachtete, wie diese innerhalb kürzester Zeit das liebevolle Chaos beseitigte und nun eine gedeckte Tafel zum Vorschein kam. Simpel und minimalistisch, aber es war Alles, wonach Aleena in diesem Moment der Sinn stand. In diesem Haus lagen die Prioritäten woanders, als im Palast. Hier war der feinste Schnitt ihres Kleides egal und auch die Flechtart ihrer Haare interessierte hier niemanden. Das hier war das echte Leben. Es ging um Liebe, Familie und Freundschaft. Und es war so viel wunderschöner, als es sich Aleena jemals erträumt hätte.

Voller Vorfreude auf den angekündigten Traubensaft schritt sie zum Tisch, während sie Amanda dabei beobachtete, wie diese sich in Blitzgeschwindigkeit einen Platz neben dem weißhaarigen Mann sicherte. Ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen der Blondine, ehe sie sich ebenfalls auf der handgeschnitzten Bank niederließ. "Euer Haus sieht so... einladend und wunderbar aus", kommentierte sie sanft in Richtung Helvi und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. Das Funkeln in ihren blauen Augen war Zeuge ihrer Ehrlichkeit. Aleena hatte noch nie in ihrem Leben etwas so Schönes erlebt.
"Ich möchte Euch aber nicht zur Last fallen...", fing sie an und winkte mit der Hand ab, noch bevor Helvi die Krüge mit dem Traubensaft auf den Tisch stellte. Sie hörte die Frau irgendetwas murmeln, ehe sie das vertraute Gluckern des Saftes vernahm, das in die Becher gegossen wurde. "Vielen Dank, dass Ihr uns mit hier in das Heim Eurer Schwester genommen habt. Es ist... überwältigend", wendete sie sich nun wieder an Veith und schenkte auch ihm ein Lächeln. Mit dem Eintreten in dieses Haus war es, als wäre die ganze Last der Königsfamilie von ihren Schultern abgefallen. Als wäre sie hier drinnen einfach nur eine normale junge Frau. "Seid ihr oft hier?", fragte sie mit glänzenden Augen und musste sich ein Lächeln verkneifen, weil ihre Zofe den Mann so offensichtlich anhimmelte.
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Veith Alvarsson
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#17
Veith schwieg und sah die Prinzessin nur stumm an. Aleena hatte den Blick gesenkt, ganz auf Eldar gerichtet, als gäbe es in diesem Augenblick nichts Wichtigeres auf der Welt als diesen winzigen Händedruck, diese klaren blauen Augen, dieses leise Glucksen und vielleicht war es auch so. Es war ein ungewohnter Kontrast - der große, muskulöse Krieger, mit dem kleinen Baby im Arm. Er spürte das leichte Gewicht des Säuglings, den warmen, zarten Körper, der sich so selbstverständlich an ihn schmiegte und bemerkte zugleich, wie Aleenas Ausdruck sich veränderte. Da war keine gezierte Zurückhaltung mehr, kein höfisches Abwägen, kein Abstand. Nur Staunen und die Sehnsucht danach, irgendwann selbst ein so kleines Wesen im Arm halten zu können. Natürlich wartete das Volk von Norsteading längst auf die frohe Botschaft, dass ihre Kronprinzessin ein Kind erwartete. Man sprach darüber mit stiller Hoffnung, mit gutmütiger Geduld und doch waren vier Jahre vergangen, ohne dass je eine solche Nachricht an die Öffentlichkeit gedrungen wäre. Die Last, die Aleena dadurch zu tragen hatte, musste erdrückend sein.

Obwohl Aleena ihn kaum beachtete, ging von ihrer stillen Freude etwas aus, das auch ihn erreichte. Ein warmes Ziehen irgendwo tief in der Brust, das nicht unangenehm war. „Er hat einen guten Instinkt“, sagte er schließlich leise, fast beiläufig und eher zu sich selbst als zu ihr. „Er weiß, bei wem er sich wohlfühlen kann.“ Dann schwieg er wieder. Es war genug gesagt, denn immerhin konnte Helvi so viel reden wie ein Wasserfall und sie war es auch, die nun das Zepter übernahm. Mit einem freudigen Lächeln schob sie das Nähzeug beiseite und begann gut gelaunt, den Tisch zu decken. Geschickt zauberte sie nicht nur Becher und einen Krug mit dunklem Traubensaft hervor, sondern auch einen kleinen Korb mit noch warmem Brot und einem Stück frischer Butter. Dazu deckte sie den Tisch mit Tellern ein, damit sich jeder nach Herzenslust bedienen konnte. „Oh doch, das ist es“, entgegnete sie mit einem Augenzwinkern, als Aleena zögerlich protestierte. „Wann hat man als einfache Bürgersfrau schon die Gelegenheit, die Prinzessin von Norsteading in den eigenen vier Wänden willkommen zu heißen?“

Ein sanftes Lächeln umspielte Aleenas Lippen, als sie zum Tisch trat und sich auf der handgeschnitzten Bank niederließ. Gegenüber saßen Veith und Amanda, der Krieger bettete den kleinen Eldar behutsam in seinem Arm, sodass der Säugling ein wenig mehr vom Geschehen am Tisch mitverfolgen konnte. Die Zofe hingegen hatte nur Augen für den Krieger und sich so dicht an Veiths Seite gesetzt, dass sich ihre Oberschenkel streiften. Eine Geste, zart wie zufällig und doch wusste Veith genau, dass Amanda damit etwas ganz anderes bezwecken wollte. Ihr Ruf eilte ihr voraus und für einen flüchtigen Augenblick erwog er, ihren Avancen nachzugeben. In den letzten Nächten hatte ihn die Einsamkeit oft heimlich besucht und obwohl er sich nicht so unverhohlen und rastlos gab wie manch anderer Nordmann, spürte auch er hin und wieder das Verlangen nach einer Frau, die seine Nähe suchte. Doch Amanda war die Zofe der Prinzessin und wenn es etwas gab, worauf Veith lieber verzichtete, dann war es, sich zu sehr in die Verstrickungen des höfischen Lebens ziehen zu lassen.

„Vielen Dank, Hoheit“, erwiderte Helvi mit einem warmen Lächeln auf Aleenas freundliche Worte hin und schenkte ihr den Traubensaft ein. „Das Rezept dafür stammt von unserer Mutter aus Walleydor“, fügte sie hinzu, während sie auch die übrigen Becher füllte. Veith, der sonst selten seine strenge Miene verlor, zeigte diesmal ein kaum merkliches Lächeln. „Ich war ehrlich gesagt etwas unschlüssig, ob Ihr dieses liebevolle Chaos hier ertragen würdet“, meinte er und brachte damit ein angedeutetes Schmunzeln zum Vorschein. Helvi schnaubte zwar über seine Worte, doch Veiths Mimik verriet, dass er es nicht ganz so ernst meinte. „Eigentlich bin ich fast täglich hier“, erklärte er auf Aleenas Frage. „Ich war nur die letzten Tage bei unserer Mutter, um den Zaun der Schafweide zu reparieren.“ Helvi, die nun ebenfalls Platz genommen hatte, schnitt nun einige Brotscheiben ab und verteilte sie auf den Tellern der Gäste. „Ich vermute, die Frage, die meiner Schwester gerade auf der Zunge liegt, lautet: Wie schmeckt euch der Saft?“
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December never felt so wrong
Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#18
Das leise Rascheln unter dem Tisch verkündete das Erreichen der höfischen Sitzposition. Die Beine elegant übereinander geschlagen, obwohl sie niemand sehen konnte, weil das bodenlange Kleid natürlich alles verbarg. In Walleydor war es anders gewesen, da hatte man ihre Knöchel teilweise unter dem Stoff hindurch blitzen sehen, doch mit dem Schnee und dem Sturm, den es hier in Norsteading oft gab, war es wichtiger praktische Kleidung zu tragen, als Hübsche. Aleena hatte in ihrer Heimat viele Freuden gehabt: Rose, ihre Stufe, mit der sie teilweise jeden Tag zusammen gewesen war, ihre bunten und farbenfrohen Kleidern, die ihren Zwillingsschwestern oft Konkurrenz machen konnten und die vielen strahlenden Blüten und ihre Besucher, wie Bienen und Schmetterlinge. All' das hatte sie jedoch für ihre Hochzeit hinter sich gelassen. Und auch, wenn sie mittlerweile Schönheit im Winter finden konnte und sich bewusst an gewissen Dingen zu erfreuen wusste, fehlte ihr manchmal ihre eigene Unbeschwertheit. Es war, als läge auch auf der Seele der jungen Frau eine dicke und schwere Decke aus Schnee und Eis. Sie vermisste ihr eigenes Lachen. Selten laut, aber immer ehrlich. Ihre Ausritte auf Rose, die sie durch Bäche, Wälder und Felder getragen hatte. Der warme Sonnenschein, der ihre blasse Haut wärmte und ihr ein bisschen mehr Farbe verlieh, als sie die ganzen letzten vier Jahre getragen hatte. An all' das erinnerte sie nun also der Traubensaft, der exakt so schmeckte, wie man ihn in ihrer Heimat trank. Es war, als wäre sie dort. Zu Hause.

"
Ach bitte, heute wäre ich gerne einfach nur Aleena, die sich an Eurem Kinderlachen und Eurem Saft erfreut. Nicht die Prinzessin
", winkte sie ab und nippte erneut an der kleinen Tontasse. Sie hatte Angst, dass sie zu schnell austrank und dann nichts mehr von dieser saftig süßen Erinnerung an ihre Heimat hatte. Es wäre nicht besonders höflich in den ersten Sekunden schon nach einem Nachschub zu verlangen. Eigentlich war Aleena sogar so gut erzogen, dass sie niemals nach einem Nachschub fragen würde. Auch nicht hier, im Hause einer ganz normalen Bürgersfrau, wie sich Helvi selbst gerade eben bezeichnet hatte. Sie wusste ja gar nicht, wie viel mehr sie war.

"
Dieses 'Chaos', wie Ihr es nennt, gefällt mir deutlich besser, als die Stille im Palast
", gab sie leise zu und zuckte entschuldigend mit den Achseln. Dankbar nahm sie das geschnittene Brot entgegen und schloss einen kurzen Moment, um den Duft in sich und ihre Erinnerungen aufnehmen zu können. "
Ihr seid zu gut zu mir
", murmelte sie zu der Frau des Hauses und bestrich sich die Scheibe Brot mit der bereitgestellten Butter. In kleinen Bisschen arbeitete sie sich vor und spülte ab und zu mit dem Traubensaft nach. "
Ich habe nicht die passenden Worte, um diese Frage zu beantworten
", stellte sie fest, als Veith nach dem Traubensaft fragte. Ohne, dass sie etwas dafür konnte, fing sie an zu lachen. Nicht besonders laut, aber deutlich. Und wie damals: ehrlich. Das Lachen schüttelte ihren schmalen Körper und ließ ihre goldblonden Haarspitzen tanzen. Amanda warf ihr einen kritischen Blick zu, war so einen Gefühlsausbruch von der jungen Frau wohl genauso wenig gewohnt und wusste offenbar nicht so recht, ob sie nun mit einstimmen sollte, oder nicht. Aleena indes hielt sich den Bauch vor Lachen und musste das Brot auf dem kleinen Teller ablegen, um es nicht fallen zu lassen.

"
Entschuldigt bitte
", brachte sie kurze Zeit später atemlos hervor und konnte kaum verhindern, dass noch immer ein ungewöhnliches großes Lächeln ihre Lippen zierte. "
Das heute ist... perfekt. Und Eure Bescheidenheit ist so herzlich, dass ich mich hier so willkommen fühle, wie selten irgendwo. Der Traubensaft ist einfach... himmlisch
", endete sie und sah allen nacheinander einmal tief in die Augen. Vermutlich war sie selbst etwas überrascht von ihrem kleinen Mutausbruch.
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Winterland
Veith Alvarsson
Winterland
Alter 31
Beruf Krieger
Wohnort Wintergard
Stand Ledig
User Risa
#19
Ein verächtliches Schnauben – ganz wie man es von ihrem Bruder kannte – folgte auf die Worte der Prinzessin. Helvi empfand es schon als ihre Pflicht, den Gast mit besonderer Sorgfalt und Höflichkeit zu empfangen und zu bewirten, immerhin handelte es sich um eine Prinzessin. Trotzdem strahlte ihr Gesicht dabei aufrichtig vor Freude, als sie den Traubensaft einschenkte. Sie war stolz auf ihre Arbeit, hatte sie doch aus verschiedenen Ecken gehört, dass der Saft vielen sehr gut mundete, obwohl die Nordländer sich gewöhnlich lieber mit Met oder Ale zufriedengaben. Die feine Süße des Safts und sein runder, voller Geschmack hoben ihn deutlich von dem Gewohnten ab und vielleicht war es genau das, was ihm solche Beliebtheit einbrachte. „Ihr seid zu gütig, aber bei einem solch wichtigen Gast müsst Ihr es mir einfach nachsehen, dass ich ein wenig zu eifrig bin, alles richtig zu machen.“ Veith musste ein Schmunzeln unterdrücken, als Helvi der Prinzessin antwortete. Immerhin war sie es, die hier das Sagen hatte und die selbst ihn oft mit einem scharfen Ton herumkommandierte. Sie nun so fügsam und ehrfürchtig zu erleben, war ungewohnt und passte kaum zu der Unnachgiebigkeit seiner Schwester. Genau diesen seltenen Anblick wollte Veith deshalb so lange wie möglich in sich aufnehmen.

„Vielleicht solltet Ihr Euren Untertanen öfter einen Besuch abstatten. Helvi bewahrt noch einige feine Leckereien aus Walleydor in ihrem Vorratsschrank auf.“, bemerkte Veith trocken auf die Worte der Prinzessin hin. Das angedeutete Schmunzeln auf seinen Lippen - für ihn eher ungewöhnlich - ließ jedoch durchblicken, dass seine Bemerkung nicht ganz ernst gemeint war. Helvis Keuchen verriet deutlich, wie entsetzt sie über die lockere Art war, mit der ihr Bruder mit der zukünftigen Königin sprach. Veith hob eine Hand abwehrend in die Luft, während er mit dem anderen Arm das Baby weiter wiegte. „Die Prinzessin hat mir versichert, dass sie heute einfach nur Aleena ist“, entgegnete er ruhig und wandte den Blick zur Prinzessin, woraufhin ihn seine Schwester mit einem strafenden Ausdruck bedachte, der gleichermaßen Schock und fassungslose Verwunderung ausdrückte.

Es hatte etwas Berührendes, die Freude der Prinzessin so ungefiltert zu erleben. So unsicher und beherrscht, wie sie sonst oft wirkte, war sie in diesem Moment wie ausgewechselt. Etwas Leichtes, fast Unbekümmertes lag auf ihrem Gesicht, ein Strahlen, das schwer zu benennen war - ehrlich, ungezwungen und fern jeder höfischen Zurückhaltung. Ohne Zögern griff sie nach der Butter, bestrich sich das Brot, das Helvi ihnen hingestellt hatte und nahm den ersten Bissen. Die Szene hatte etwas Vertrautes, beinahe Heimeliges. Fast wirkte es, als wäre eine Familie beisammen, auch wenn ihre Gäste aus einem Umfeld stammten, in dem man weitaus raffiniertere Speisen gewohnt war und doch, die Stimmung war warm, gelöst und still verbunden in der schlichten Freude des Augenblicks. Aleenas freundliche Worte über den Saft zauberten Helvi eine Röte auf die Wangen, eine, die Veith schon lange nicht mehr an ihr gesehen hatte. Genau dieser Anblick brachte auch ihm ein kaum sichtbares Lächeln auf die Lippen. Es war schön, seine Schwester so zu sehen, nicht im Streit mit sich selbst oder der Welt, sondern für einen Moment einfach zufrieden.
„Ich bin sicher, Helvi packt euch gern etwas davon ein“, meinte Veith, der sich vorstellen konnte, dass es selbst einer Prinzessin in der Burg an solch einfachen Freuden mangelte. Er füllte seinen Becher erneut mit dem Saft, der ihm trotz seiner Vorliebe für Met eine willkommene Abwechslung zum üblichen Geschmack bot.
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Aleena Stelhammer
Winterland - Admin
Alter 21
Beruf Prinzessin
Wohnort Norsteading
Stand Verheiratet
User Nessi
#20
"
Sagt nicht, dass ihr die buttrigen, weichen Kekse hier versteckt haltet, die man zum Tee in Walleydor serviert bekommt?!
", platzte es vor lauter Aufregung aus der blonden Prinzessin heraus, während ihr Mund danach offen stehen blieb. Das war ihr liebstes Gebäck! Selbst der wunderbare Honigkuchen, den sie zuvor am Tag von einem der Standbesitzer auf dem Markt bekommen hatte, war kein Vergleich zu diesen himmlischen Butterkeksen! Aleena konnte nicht anders, als die Gastgeberin beinahe starrend zu einer Antwort zu drängen. Wenn sie behauptete, sie würde töten, um diese Plätzchen noch mal zu essen, wäre das zwar sicher ein wenig übertrieben, aber vermutlich näher dran, als man vermuten konnte bei der Sanftheit, mit der sie sonst durchs Leben schritt. Sogar Amanda bekam bei dem ungewohnten Anblick der Prinzessin ein etwas mulmiges Gefühl, so wie sie auf ihrem Gesäß hin und her rutschte und unruhig die Finger knetete. Ja, sie hatte Veith heute gegenüber behauptet sie wäre nur Aleena, doch es war unmöglich die Pflichten, Pläne, Konsequenzen und Sorgen einer Kronprinzessin von dem eigentlichen Menschen zu trennen. Aleena würde niemals nur Aleena sein. Vielleicht mal für einen Moment, vielleicht auch für ein paar Minuten, doch irgendwann würden sich alle besinnen und ihr wieder mit der distanzierten Höflichkeit gegenüber treten, mit der sie ihr ganzes Leben lang schon behandelt wurde. Doch die Tatsache, dass die Prinzessin so frei und offen sprach, sich so wunderbar mit der Schwester ihres Begleisters heute verstand und dann auch noch feine Speisen aus ihrer alten Heimat vorgesetzt bekam, sorgte dafür, dass sie sich für den längsten Zeitraum jemals nur als Aleena fühlte.

Beinahe sehnsüchtig warf sie immer wieder einen Blick auf den Säugling im Arm Veiths, dem mittlerweile schlaftrunken die Augen zufielen, während er immer wieder versuchte gegen die sanfte Umarmung des Schlafes anzukämpfen. Ein liebevoller Ausdruck trat in ihre Augen und ohne ihr Zutun legte sich ihre Hand auf ihren Bauch, streichelte sanft mit dem Daumen über den noch immer viel zu flachen Ort, an dem ihr Baby demnächst wachsen würde. Irgendwann würde sie auch diese unendliche Liebe erfahren.

"
Ich werde Euch kaum noch in Ruhe lassen können, wenn es hier so viele wunderbare Leckereien gibt. Ich fürchte ich muss Euch dann tatsächlich häufiger einen Besuch abstatten
", erklärte sie achselzuckend und lachte leise auf. Natürlich war das weder eine Drohung, noch ein Versprechen. Aleena konnte sich vorstellen, dass es für Helvi zwar eine große Freude war eine Prinzessin zu bewirtschaften, aber zusätzlich auch eine immense Belastung darstellen konnte. Und sie wollte keine Belastung sein. Auch, wenn sie nur als Aleena her kam, würde sie niemals nur eine junge Frau sein, die einen Saft trinken wollte.

"
Ihr müsst mir sofort einen Brief schreiben, wenn Veith gemein zu Euch ist, dann werde ich ihm als Gegenleistung für eure Gastfreundschaft auf jeden Fall auf die Finger hauen
", versprach sie grinsend und warf einen Seitenblick auf den beinahe Weißhaarigen Krieger. Wie gesagt: sie würde fast töten für dieses leckere Gebäck. Auf die Finger zu hausen war bei ihr schon mehr kämpferischer Akt, als sie jemals geleistet hat. "
Können wir noch ein wenig bleiben oder habt Ihr noch Termine?
", fragte sie erst an Helvi gewandt, ehe sie Veith anguckte. Auch er hatte ja schließlich seine Verpflichtungen im Palast und würde sicher keinen ganzen Tag opfern können, um die Prinzessin zu babysitten. Auch, wenn sie zugeben musste, dass es sich genau in diesem Moment gar nicht mehr so tragisch anfühlte, dass Leif nicht ihre Begleitung gewesen war. Mit Leif hätte sie niemals den Weg hier her gefunden, so viel stand fest.
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