Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


in sorrow's embrace, my melody weeps
17.08.1016 - 21:00
The High Pie Pub, King's Portal
Trigger: Entführung
Daphne Christopoulos Belisarius Caderitor

Unregistered
Daphne Christopoulos
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#11
Der Großteil der Anwesenden war fast hypnotisiert, als Belisarius seine Geldkatze zückte und anfing, irgendwelche Münzen abzuzählen. Er versicherte außerdem, dass jeder seine Bezahlung erhalten würde. Dies minderte den Widerstand einiger weniger, und bestätigte die große Masse, die auch vorher schon bereit gewesen war, den Condottiere zu unterstützen. Manch einer griff nun beherzt nach den anderen Gauklern. Nicht unbedingt, weil diese tatsächlich eine Gefahr darstellten, sondern weil sie sich natürlich erhofften, gesehen und bezahlt zu werden. Und so konnten Iakovos mit Daphne auf dem Arm, zwei weitere Männer, die ihn bei seiner Tragearbeit durch Türaufhalten und Aufpassen unterstützen, aus der Taverne gelangen. "Hört auf, das könnt ihr doch nicht machen!", sagte einer der jüngeren Gaukler, der vollkommen außer sich war. Daphne war zwar nicht grade ein beliebtes Mitglied der Truppe gewesen, aber es kam ihm natürlich nicht richtig vor, dass ein Wildfremder sie gegen Bezahlung einfach mitnahm.

Drakore hielt eingeschüchtert den Mund, als Belisarius sich ihm wieder näherte. Irgendwie... erwartete er immer noch, von dem Hünen verprügelt zu werden - oder Schlimmeres. Und da zwei Kerle ihn festhielten, war weglaufen aktuell keine Option. Als Belisarius sein Angebot platziert hatte, war Drakore natürlich durchaus ebenfalls verlockt. Normalerweise wäre er davon ausgegangen, für viel Gold so ziemlich alles zu machen. Doch er glaubte, bald gar keine Gauklertruppe mehr zu haben, wenn er einmal einen seiner Leute an einen Verrückten verkaufte. Und was wäre er dann? Nein.. er musste heute auf das Gold verzichten, um morgen neues verdienen zu können. Grimmig betrachtete er daher den Condottiere. "Ich werd' die Wachen informieren. Damit kommt Ihr nicht durch! Menschen kann man hier nicht kaufen!", gab Drakore sich - zu seiner eigenen Überraschung - als Hüter von Recht und Ordnung. Einfach nur, um seinem Gegenüber widersprochen zu haben! Aber er wusste, dass er unter genauer Beobachtung von Jammerspecht und Siebenstern stand - die es sicherlich brühwarm auch Tausendmesser erzählen würden. Und wenn sie davon erfuhr.. konnte er nachts auch nicht mehr ruhig schlafen.

Nachdem Iakovos und die zwei anderen draußen angekommen waren, wo die Luft vergleichsweise so viel angenehmer war, als drinnen, überlegten sie kurz, was weiter zu tun war. "Öffne das Tor da; da steht unser Karren drin. Und dann hilf mir, schnell anzuspannen..." Gesagt, getan. Einer der zwei Kerle schob das Tor auf und dahinter stand ein Wagen, mit dem sie üblicherweise wohl Waren hin und her transportierten. Auf die Ladefläche legten sie die bewusstlose Sängerin mitsamt ihrem bunten Korsett, das einer von beiden mitgenommen hatte. Und dann fingen sie an, den Karren zu dritt aus dem Schuppen des Wirts hervorzuziehen. Der Condottiere würde damit sicherlich zufrieden sein.
Nachdem sie den Wagen in den Hof geschoben hatten, holten sie den alten Gaul des Wirts aus dem Stall und spannten diesen schonmal vorne an. Tja, jetzt warteten sie eigentlich nur noch auf den Mann, der sie bezahlen würde.
Als Daphne die Augen langsam öffnete, fühlte sie sich zunächst durch Lichtblitze wie geblendet. Dann ließen die bunten Lichter aber auch schon nach und sie blinzelte hoch in den Sternenhimmel, der friedlich und still über ihr hing. Doch sie fühlte sich immer noch benommen, fast schwindelig, obwohl die kühle Luft das Atmen noch zusätzlich zu erleichtern schien. Schwach hob sie die Arme an und legte sich die Hände schützend übers Gesicht. Sie wusste noch nicht, wo sie war, nahm aber entfernt laute Stimmen und Unruhen wahr, während um sie herum geschäftig gearbeitet und ein Gaul angespannt wurde.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Belisarius Caderitor
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#12
Belisarius gewann nicht über sich aber über die Massen. Er hatte jedwede gewöhnliche Moral zerschlagen und sie durch Gier ersetzt. Die Massen an diesem Ort folgten seiner Lüge willfährig. Dies war gefährlich, nicht allein für sich, sondern bewies nur eines, dass die Linie einer Gesellschaft zur Barbarei sehr dünn war. Belisarius war selbst erstaunt darüber, wie leicht es ihm gefallen war, diese Massen für sich zu bewegen. Ihm gefiel diese Position auf der einen Seite aber er fürchtete sie auch auf der anderen Seite. Wie viel Gutes konnte daraus entstehen, wenn Massen leicht verfielen und gegen jede eigene Vernunft handelten? Umso wichtiger schien ihm nun Kontrolle. Er musste mehr Kontrolle gewinnen, um nicht Opfer jener Massen zu werden, wenn sie einem anderem folgen würden. Doch eines war klar, dass er verantwortlich war. Er wollte es so, er wollte die Sängerin retten, um sie zu bewahren und er wollte seine Lüge zu Gewissheit machen. Einmal sollte eine Lüge wirklich Wahrheit werden, was in sich unmöglich schien. Es wäre wahrlich Magie, wenn es ihm gelänge, einen Menschen aus dieser Zeit zu retten, dessen Wunsch gespeist aus lebenslanger Trauer war. Diabolisch schlich der unheilige Mann durch die Reihen der aufgebrachten Menge, die sein Tatwerk tat und fast blind seine Weisungen umsetzte. Sie taten sogar mehr als das, dienten sich bereitwillig an, um in ihrer Tat gesehen zu werden. Ein kaltes Grinsen zeigte sich auf Belisarius Gesicht, dessen Machthunger sich nicht immer verbergen ließ. Etwas in ihm hatte Gefallen daran gefunden, so dass er sich nicht ganz befreien konnte. Er hatte seiner eigenen Verdammnis Würde verliehen, seitdem Tag an dem ihm sein Vater das Handwerk der Familie eröffnet hatte. "Informiere Sie ruhig," sagte Belisarius und trat elegant vorbei. "Die Wachen werden hier nichts Verbotenes erkennen. Wir helfen einer armen Frau... Wir helfen doch nur...," formulierte er seine eigene Wahrnehmung und war sich sicher, dass dies auch die Wahrnehmung der Wachen sein würde, die nicht minder abhängig von ihrer eigenen Position waren. Belisarius konnte sich sicher sein, dass dies keine Folgen haben würde. Belisarius schien sich fast in einem Tanz wiederzufinden, als er durch die Reihen ging. Immer wieder beobachtete er aufmerksam, fast verspielt, die Handlungen der Menschen und war durchaus dankbar für diesen Umstand und doch blieb dort ein kleiner Zweifel, ob diese Lüge nicht zu viel verlangte. Diese Lüge, die er sich selbst erzählen wollte, sich selbst wahr machen musste.

"Jeder erhält seine Bezahlung," vergewisserte er sich abermals. "Insbesondere, da wir ja alle nur helfen wollen. Diese arme Frau braucht eine Heilerin," verbreitete er die Lüge, damit sie von allen geglaubt und weitergegeben wurde. Man musste den Massen helfen, zu glauben und zu wissen, was sie zu tun hatten. Ihre moralische Verunsicherung war gut, hilfreich und so bot er dieser Angst eine gute Antwort. Sie halfen alle nur. Sie würden Gutes tun. Es war einfach. Nur glauben mussten sie, sich selbst diese Geschichte immer wieder berichten, damit sie wirklich wurde. Belisarius hatte verstanden, was zu tun war, so dass sich seine Stimme ruhig und fast flüsternd bewegte. "Danke," sagte er und nickte dem Wirt und weiteren Personen zu, die sich gut angedient hatten. Es war nun ihre gemeinsame Hölle. Ihre gemeinsame Verdammnis, die sie bereitwillig akzeptierten. Sie alle hatten sich Handlungen gegen das Vertrauen in die Gesellschaft schuldig gemacht. Sie hatten eine junge Frau einem Fremden überlassen, ohne zu wissen, was er wirklich plante. Niemand kam auf die Idee eine Heilerin zu beschaffen, niemand hinterfragte die Handlungen und niemand wagte es sich gegen den teuflischen Charakter zu stellen, der sich jetzt fürstlich erhob, obwohl nichts Fürstliches in seinem Gesicht lag. In diesem Augenblick trug Belisarius eine unsichtbare Krone. Als sich die Kreise aufmachten, ihre Handlungen abzuschließen und Daphne sanft verbrachten, um sie auf einen Karren zu legen, folgte Belisarius mit einem behändigen Abstand. Draußen warteten die Gesellen und Handlanger auf ihre Bezahlung, die Belisarius ohne weiteres entrichtete. Mit schnellen Fingern zählte er die Münzen ab und gab sogar noch ein kleines Trinkgeld für die besondere Willfährigkeit.

Danach blickte er in den Karren, wie es Daphne ergangen war. Es schien er soweit gut zu gehen. Doch eine Heilerin war immer noch notwendig. Belisarius war noch immer besorgt. Doch noch immer galt es Geschäfte zu erledigen. Er ging eiligen Schrittes in die Taverne, um dort noch die restlichen Handlanger mit der versprochenen Entlohnung zu bezahlen. Viele Hände öffneten sich, die er gerne füllte, so dass dieses Intermezzo keine Folgen haben würde. Alles hatte seinen Preis und Belisarius war bereitwillig bereit, jeden zu zahlen, der ihm Handlungsfreiheit erlaubte. Schließlich bewegte er sich wieder zum Karren. Er war sehr zufrieden, was sich ja auch in der Bezahlung gespiegelt hatte. "Ich breche nun auf. Wer begleitet mich? Es ist nicht mein Karren und nicht mein Pferd," fragte er und deutete auf den Karren mit dem angespannten alten Gaul. "Wir fahren zu meinem Anwesen. Dort habe ich eine Heilerin, die ansonsten meine Truppen versorgt," forderte er ein und machte eine hektische Geste, dass man sich beeilen müsse. So setzte er sich zu Daphne in den Ladebereich des Karrens, blickte fürsorglich auf sie herab und wartete nur noch auf einen Handlanger, der den Karren lenken würde. Er würde den Weg so genau, wie möglich, beschreiben, so dass sie schnell ihr Ziel erreichen würden. Ihm war es durchaus ernst und er ging davon aus, dass seine Truppenheilerin, die er sehr gut bezahlte und so von weiteren Wanderungen abhielt, eine gute Alternative zu anderen war. Daphne war bei unsicherem Bewusstsein, legte ihre Hand schützend über ihr Gesicht. Ein gutes Zeichen. "Keine Sorge. Wir kümmern uns," sagte er fast väterlich in ihre Richtung. Sein Anwesen lag die Hauptstraße entlang, über einige Nebenwege direkt an der äußeren Mauer dieser Stadt. Es war vor allem am großen Wehrturm zu erkennen und der Zitadellen-artige Bauweise. "Mein Pferd," befahl er und ließ sich die Zügel seines Pferds reichen. Er stand auf und verließ den Karren, da es Daphne soweit gut ging, dass keine Lebensgefahr bestand. Er würde als Geleit fungieren und deutlich signalisieren, dass sie es eilig hatten. Belisarius sattelte auf, ritt sanften Trabs neben den Karren und wartete auf einen Mann, der sich dieser Aufgabe als Lenker annahm.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Daphne Christopoulos
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#13
Nachdem Belisarius alle Anwesenden ausgezahlt hatte, blieb nur noch Iakovos übrig, der sich sogleich erbot, den Wagen zu lenken. "Das mach' ich, Herr. Nennt mich Iakovos. Ich bin der Sohn des Wirts!", stellte er sich ordentlich vor und machte sowas wie eine kleine Verbeugung, da er mittlerweile annahm, es mit einem Adligen zu tun zu haben. Natürlich wusste er, dass es auch andere reiche Leute gab und Reichtum nicht automatisch mit Adel einher ging. Doch es war von eigenen Truppen und einer eigenen Heilerin die Rede - es musste sich also um einen Adligen halten! Doch insgesamt verschwendete Iakovos keinen allzu großen Gedanken an die Motive des Fremden. Da er den Anfang der Szene nicht mitbekommen hatte, nahm er auch irgendwie an, dass sie der armen Sängerin helfen würden. Aus seiner Sicht nicht schlecht, denn sie war schön anzusehen und angenehm zuzuhören gewesen. Insofern freute er sich schon darauf, sie bald wieder als Gast im Hause seines Vaters begrüßen zu dürfen. Und den spendablen Adligen natürlich umso mehr!

Da sein Gegenüber nicht allzu sehr auf Small Talk aus war, beeilte Iakovos sich, vorne aufzusteigen und loszufahren. Er hörte aufmerksam zu und nickte die Richtungsanweisungen ab. Er hörte auch zufrieden zu, wie Belisarius fürsorglich auf die Bardin einredete - er konnte also nichts Verwerfliches an seinem Tun erkennen. Zumal er sich zudem ebenfalls noch ein gutes Trinkgeld versprach.

Daphne merkte nur, wie der Boden, auf dem sie lag, zu beben und ruckeln begann. Es war ihr unbequem, doch es gelang ihr noch nicht, den Kopf länger als einen Moment anzuheben um die kleinen Unebenheiten auszugleichen. Daher drehte sie sich während der Fahrt mühsam auf die linke Seite und legte ihren Kopf zumindest auf den angewinkelten linken Arm. Den rechten legte sie schützend darüber. Insgesamt wirkte sie dadurch unruhiger, als zuvor, doch das Gewackel und Geschaukel ließ auf kein Ausruhen zu. Ob sie wollte oder nicht, sie wurde gerade durchgeschüttelt, was sich irgendwie auch empfindlich auf ihren Magen auswirkte.

Mit der Zeit wurde ihr Bewusstsein während der Fahrt klarer und sie begann, ihre Umgebung mehr und mehr wahrzunehmen und vereinzelte Gedanken zu erfassen. Sie wusste noch nicht, wo sie war, schlussfolgerte aber, dass es sich hier nicht um ein Erdbeben handelte, sondern sie offenbar auf einem Wagen saß - vielmehr lag. Sie hörte das Geklapper der Wagenräder auf dem zwar ordentlich gelegten Pflaster, doch schien der Wagen auch schon bessere Tage gesehen zu haben. Sie fuhren hier einfach nicht über einen weichen Lehmboden oder Gras - so viel erkannte sie, ohne konkret darüber nachgedacht zu haben. Sie kannte das Klappern eines schäbigen Karrens, weil sie selbst oft einen ziehen musste.

Bald schon hatten sie das Anwesen der Familie Caderitor erreicht und der Wagen machte Halt. Iakovos band den Zügel an geeigneter Stelle an und beeilte sich, Belisarius weiter zur Hand gehen zu wollen. "Soll ich sie irgendwohin tragen?", erkundigte er sich fast ein bisschen zu aufgeregt, nachdem Belisarius irgendjemandem von seinen Leuten Bescheid gegeben hatte, dass die Heilerin sich einfinden sollte.

In dem Moment gab auch Daphne ein gequältes Seufzen von sich und schien gerade zu versuchen, sich aufzurichten, wozu sie aber noch nicht die nötige Kraft zu haben schien. Doch sie hatte nun wieder die dunklen Augen geöffnet und blickte desorientiert und verwirrt um sich. "Wo bin ich..?", fragte sie in Richtung des Sternenhimmels und in voller Erwartung, dass sich gleich Drakore oder Tausendmesser bei ihr melden und alles erklären würden.

Rabia Jazairi, sesshaft gewordene Heilerin

Wie bestellt kam ihnen dann auch bereits die in die Jahre gekommene Heilerin entgegen. Graue Strähnen durchzogen die ansonsten dunkle, üppige Haarpracht, die ähnlich wie Daphnes Haare mit Muscheln und Perlen geschmückt waren. Als gebürtige Sommerländerin war ihre Haut aber ein wenig dunkler. Dunkel waren auch ihre Augen umrandet und ihre Lippen geschminkt. Neben den traditionellen, bewährten Heilmethoden praktizierte sie auch einige ausgefallenere und alternative Ansätze. Doch ihre kundigen Hände hatten den Condottiere bisher nicht enttäuscht. Ihr Aussehen mochte wild wirken, ihre Moralvorstellungen etwas abgeklärter als die der durchschnittlichen Wanderheilerinnen, aber wenigstens verstand sie sich hervorragend auf ihr Handwerk. Während sie näher kam und sich die Szenerie besah, rieb sie sich bereits vorfreudig die Hände. Obwohl sie sich bezüglich des Wanderns niedergelassen hatte, so hatte sie ihr Heilhandwerk doch bisher nicht aufgegeben. Im Gegenteil war sie eine stets geschäftige Frau, von der man gut und gerne annehmen konnte, dass sie niemals schlief. "Na, wen hast Du denn da mitgebracht?", fragte sie wie eine über-neugierige Mutter, die auf ein Mitbringsel oder Geschenk ihres heimkehrenden Sohnes wartete.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Belisarius Caderitor
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#14
All die Macht, die erlangte, war bedeutungslos. Bedeutungslos, wie alles, woran Menschen glauben wollten, wenn man im Angesicht der eigenen Schuld stand. Belisarius blickte den hilfsbereiten Sohn des Wirts an. Er war augenscheinlich ein freundlicher Mensch, der sich dienstbar anbot und vielleicht sogar noch Erwartungen und Hoffnungen im Leben fand. Belisarius beäugte den Mann, versuchte zu verstehen, was diesen antrieb und schloss damit ab, dass er brauchbar war. "Iakovos, du wirst meinen Dank erhalten. Ebenso, wie dein Vater. Ihr habt uns sehr geholfen," antwortete Belisarius von seinem Pferd aus und deutete in die richtige Richtung zu seinem Anwesen. Ein merkwürdiger Wind zog durch die Straßen, wirbelte den Staub vom Kopfstein auf, so dass sich kleine Windspiele zeigten, indem sich die Staubkörnern in Mustern über die Stein bewegten. Belisarius hatte in diesem Augenblick aber keinen Sinn für diese feine Ästhetik, die das Leben ihm zuspielen wollte. Er führte seinen eigenen Kampf, suchte seinen eigenen Sinn und verlor für diese Zeit den Blick für die Welt. Der Sohn des Wirts beeilte sich, tat seine Arbeit am Wagen und alsbald brachen sie auf. Belisarius hatte seine Ziele erreicht. Aber waren es wirklich seine Ziele? Was war davon übrig geblieben? Wer war er als Mensch? War er überhaupt ein Mensch? Fragen, die unbeantwortet bleiben mussten, da Belisarius für diesen Moment um eine Lüge stritt, die er selbst glauben wollte aber wusste, dass es niemals wahr sein konnte. Der Kriegsherr verlangsamte den Schritt seines Pferdes, um etwas zurück zu fallen, um Daphne zu beobachten, wie sie dort lag. Er sorgte sich um sie. Doch die Sorge eines Mannes, wie Belisarius, war niemals eine gerechte Sorge, sondern selbstsüchtig. Er sorgte sich um seinen Traum. Nicht um die Seele von Daphne. Wer mit Mensch umging, wie er es tat, tat dies auch in allen anderen Situationen. Ein schneller Blick versicherte sich Iakovos, ob dieser Mann seine Tat gut verrichtete und er leitete den Wagen gut an, so dass das Gespann aufrichtig fuhr. Mit ebenso schnellen Worten lotste er den Sohn des Wirts durch die wirren Straßen der Stadt, immer wieder auf den großen Wehrturm zeigend, der die Zitadelle seines Anwesens überkronte. Es war eine Krone aus Stein, schwarz-grauem Stein, der so unheilig und fremd wirkte, da er sich gar nicht ins Stadtbild einfügen konnte. Der große Turm wirkte bedrohlich mit seiner okkulten Farbe und den geraden Wehrzinnen. Kaum konnte man die Banner an ihm erkennen, die von ihm herabhingen. Belisarius verachtete diesen Turm, doch er erfüllte seinen Zweck. Er war ein gutes Symbol für sein Handwerk, ein abschreckendes Warnzeichen für seine Feinde und ein Kennzeichen seiner Mächte. Doch je näher man diesem Bollwerk kam, umso klarer wurde es, dass es eher ein Kerker und Verließ war. Man ließ hier alle zivilen und freien Träume zurück, da hier kein Platz für liebevolle Träume war.

Die kalte Ambition blieb als einziges übrig. Belisarius spürte wieder diese feine Kälte in seinem Genick, einem Windhauch gleich, erinnerte sie ihn daran, dass auch er sterblich war und eine Schuld mit sich trug, gar verflucht war. Egal, was er für sich glaubte, wissen zu wollen, so war alles seltsam leer. Wenn er hoffte, war dies keine Hoffnung, sondern Vergeltung. Wenn er half, verdarb er. Alles, was in seine Fänge geriet, erfror und verlor sich am Ende. Daphne war eine Gefangene, wie er selbst. Doch wusste sie es noch nicht. Alle waren hier gefangen, nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in den toten Ideen eines vergangenen Kredos, eines nun Dogma gewordenen Sinns. Doch etwas verweigerte sich. Als sie reisten, die Wege zum unheiligen dunklen Turm fanden, begleitete sie ein Licht aus den Himmeln, welches vergebungsvoll auf sie fiel. Zwar brach die Nacht ein, doch der Mond gab sein Licht bereitwillig ab, um den Verlorenen ein Leuchtfeuer zu sein. Der Tag ging vorsichtig und die Nacht trat mit ihrem stillen Tanz entgegen. Allen Sterblichen wurde eine Gnade zu teil. Belisarius wagte einen Blick zum kommenden Mond hinauf. Eine Wolke glitt vorbei, verbarg dessen Angesicht und dann war da dieses wunderschöne Licht, welches herabfiel. Eine Melancholie befiel den Kriegsherren, da er sich daran erinnerte, was er einst sein wollte. Doch nun war er es nicht mehr. Er senkte seinen Blick herab, in einer stillen Schuld, die nicht nach Vergebung verlangte aber bedurfte. Ein Teufel, getrennt von den Himmeln, suchte ständig, nach einem Pfad zurück. Doch es gab keinen Weg zurück. Für niemanden. Die Zeit kannte keine Gnade und mit Sicherheit kein Pardon. Sie verlief stur ohne nach einem Sinn zu fragen. Die Zeit war kein Richter, nur ein Henker. Wieder dieser Windhauch, dieses Gefühl von Kälte und Frost. Belisarius erhob sein Haupt, versuchte sich zu erwehren, seine Aufgaben zu sehen und es gelang abermals den Fluch zu beschwören. Belisarius machte weiter. Er machte einfach immer weiter, unaufhaltsam und beständig, wie die Zeit selbst. Sie erreichten ihr Ziel. Der Sohn des Wirts eilte herbei und fragte, ob er die Sängerin irgendwo hinbringen solle. Belisarius nickte, nachdem er einen beistehenden Boten beauftragt hatte, nach seiner Heilerin zu schicken, und zeigte zum großen portal-artigen Tor seines Anwesens, im Schatten des dunklen Turms, umgeben von dicken Mauern, bewehrt mit Wehrgängen. Zwei Wachen standen dort, erhoben ihre Hellebarden und richteten sich militärisch geübt auf. Es waren seine Wachen, die ihn erkannten und einen wortlosen Gruß vorbereiteten.

"Meine Heilerin," rief er dennoch lautstark, so dass seine brachiale Stimme über das Tor hinweg flog. Er hatte es eilig und wollte nicht mehr warten. Eine der Wachen nickte und wiederholte den Ausruf, ohne ihren Posten zu verlassen. Das Wort drang weit fort und alsbald tauchte die gewünschte Heilerin tatsächlich auf. Belisarius saß von seinem Pferd ab, übergab es einem Stalljungen, der ebenfalls herbeigeeilt war. Mit eleganten langen Schritten trat er auf Rabia Jazairi zu. Ihr Angesicht störte ihn keineswegs, obwohl es so mancher als seltsam und gruselig empfand. Sie hatte ihre eigene Art zu leben aber hatte herausragende Talente. Belisarius hatte immer schon ein Auge für besondere Menschen und Talente. Sein engstes Umfeld war gezeichnet von besonderen Menschen, die nicht ganz in die Welt passten aber besondere Talente mit sich brachten. Wo andere diese Menschen verstießen, nahm er sie auf und gab ihnen Aufgaben und einen Sinn. Belisarius war erfolgreich, weil er mit dem arbeitete, was das Leben ihm bot und gab sich keiner Eitelkeit hin, ein besserer Mensch zu sein. Er war es mit Sicherheit nicht, so denn er auch Zeit und Interaktion mit anderen Außenseitern teilen konnte, die dem Leben auch etwas abringen mussten. "Rabia, alte Freundin," grüßte Belisarius mit einem freundlichen Lächeln. Er vertraute ihr. Natürlich vertraute er keinem Menschen wirklich aber ein wenig Vorschussvertrauen hatte Rabia längst gewonnen. Immerhin erhielt sein Heer am Leben, mischte Gift für seine besonderen Ziele und im Allgemeine hatte sie oft gute Einfälle, wie man mit manchem Problem umgehen könne. Beide teilten Gewissheiten und das machte sich gleicher als manch anderen Menschen. Sie enttäuschten sich nicht, traten füreinander ein und arbeiteten an ihren gemeinsamen Aufgaben. "Eine Sängerin, die einen Unfall in einer Taverne hatte," erklärte er und deutete auf den Wagen, dann auf Iakovos, der hoffentlich die Frau bei sich trug. Durch die Entfernung konnte Belisarius ihr verlassenes "Wo bin ich...?" nicht wahrnehmen. "Sie nennt sich Daphne und ich glaube, dass sie sich als Agentin wunderbar eignen würde. Wir müssen sie nur entsprechend vorbereiten und sie kann ein Leben mit uns führen," sagte er etwas leiser und trat dabei sehr nahe an Rabia heran. "Du hast nicht zufällig noch einen Trank des Vergessens?" Ein Gift, welches zwar keine Persönlichkeit auslöschte, aber zu einem diesigen und verwirrten Zustand führte, so dass man in der Tat Zeitgefühl und manche Erinnerung verlor. Es hatte jedoch einen entscheidenden Vorteil, denn es erlaubte Suggestionen und eine erleichterten Zugang zum Geist einer Person. Manipulation fiel dann schlicht leichter und man konnte einem Geist so manche Idee einsetzen, die sich dort festsetzen konnte. Diese Eigenschaft setzte er gerne ein, um Gefangenen Informationen zu entlocken oder seine Agenten vorzubereiten, damit sie ihre Rollen wirklich leben konnten. Auch half es so mancher Seele durch die grausamen Aufgaben, die Belisarius stellte. Einen Meuchelmord zu vergessen, konnte hilfreich sein und der Trank half dabei. "Ich denke, dass sie zu uns gehören sollte. Doch, du kennst mich, die Entscheidung werde ich ihr überlassen," meinte er und verlor dann jenes Lächeln aus seinem Gesicht. Er hoffte, dass Daphne bleiben würde. "Doch zunächst solltest du ihren Gesundheitszustand überprüfen," sagte er und gab den Weg frei, indem er einen Schritt zurück machte.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Daphne Christopoulos
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#15
Da der Adlige schon einige Schritte weiter bei seinen Leuten angekommen war, hörte nur Iakovos das Fragen des Mädchens. Und nachdem er für einen Augenblick ganz hilflos zwischen Belisarius' Rücken und Daphnes hochhackigen Stiefeln hin und her geblinzelt hatte, eilte er zurück zu der jungen Frau. "Du bist in Sicherheit! Gleich wird die Heilerin da sein und nach Dir sehen!", versicherte Iakovos in Daphnes Richtung. Sie drehte den Kopf so weit, dass sie erkennen konnte, wer da mit ihr sprach. Sie hätte nicht sagen können, dass sie diesen Burschen schon jemals gesehen hatte, doch das spielte auch keine wirkliche Rolle. "Und die anderen?", fragte sie, während sie abermals versuchte, sich aufzurappeln. "Du solltest Dich lieber schonen. Aber deine Leute sind noch bei uns in der Taverne. Wahrscheinlich kannst Du sie später wieder bei eurem Lager treffen, oder so...", erklärte Iakovos ruhig und rückversichernd. Grade auch, weil er Daphne nicht mit dem Streit beunruhigen wollte, den er vorhin noch in der Taverne miterlebt hatte. Jetzt, wo er wusste, dass tatsächlich eine Heilerin im Anmarsch war - da erschien sie auch schon - kam ihm das viele Drama in der Taverne fast schon etwas surreal vor.

Zumindest schien Daphne dahingehend beruhigt zu sein, dass sie den Kopf nochmal zurücklehnte und sich aus der liegenden Perspektive umsah und zu Atem und Kräften kam. Ihr Blick wurde immer klarer und sie erkannte die hohen Zinnen eines Turms, dessen bedrohlicher Schatten fast schon sinnbildlich auf sie herabfiel. Dahinter stand ein großer, schöner, fast schon runder Mond. "Hilf' mir auf!", bat sie Iakovos, der kurz unschlüssig neben ihr gestanden hatte. Ein bewusstloses Mädchen zu tragen war ihm leichter gefallen, als eines, das mit ihm sprechen und sich vermeintlich wehren konnte. Aber nun tat er natürlich, wie ihm geheißen, griff nach einer ihrer Hände und ihrer Schulter um sie in eine sitzende Position zu bringen. Daphne schloss gequält die Augen und fühlte sich schwindelig, aber sie war der Meinung, wieder einigermaßen bei Sinnen zu sein. Mit der freien Hand krallte sie sich in die halbhohen Wände des Karrens und versuchte, nach vorne zu rutschen, bis ihre Füße fast schon den Boden berühren konnten. "Kannst Du aufstehen? Vielleicht solltest Du lieber nicht...", sagte Iakovos während der Condottiere sich mit seiner Heilerin unterhielt. Doch Daphne hörte nicht auf ihn. Sie hatte einen eigenen Kopf und vorallem fand sie ihren Willen langsam wieder. Doch dass das Runterrutschen vom Karren auf die eigenen Füße keine gute Idee gewesen war, bemerkten sowohl sie selbst als auch Iakovos sofort. Er schlang die Arme um sie und hielt sie fest während ihre Knie noch weich wie überreife Feigen waren. "Sachte... Schau, da ist die Heilerin!", sagte Iakovos und zog Daphne hoch, die noch an ihrer Niederlage, ihr In-Die-Knie-Gehen, zu knabbern hatte. Naschön.. dann ging es ihr eben nicht gut. Und schlecht war ihr auch noch. Sie schlang einen Arm an Iakovos' Rücken hoch und er griff ihr mit seinem Arm beherzt unter die Kniekehlen um sie vollends aufheben zu können.

Beim Anblick des Condottiere kamen in Daphne nach und nach einige Erinnerungen an den heutigen Abend zurück - sie hatte bisher noch nicht mal bemerkt, dass ihr etwas gefehlt hatte. Doch nun fragte sie sich, was möglicherweise sonst noch verloren gegangen war. Während Iakovos sie in Richtung der anderen beiden trug, hatte Daphne Gelegenheit, sich vor dem Anblick der Heilerin zu gruseln. Und gleichzeitig keimte wieder eine Hoffnung in ihr hoch. Ein Zuhause - Informationen über ihren Vater. Sie hatte nie aktiv danach gesucht und war trotzdem fündig geworden. Das kam ihr immer noch wie ein Wunder vor.
Es war ein seltsames Gefühl, des sich gleichzeitig Öffnen und Schließen wollens, das sie überkam beim Anblick der zwei ungleichen Personen.

***

Rabia warf ihrem jungen Freund einen wohlwollenden Blick zu und schloss kurz zufrieden nickend die Augen, als Belisarius sie seine alte Freundin nannte. Sie wusste, dass er es nicht so gemeint hatte... aber sie zog ihn gerne damit auf und nannte ihn gelegentlich einmal ihren "jungen Freund". Doch als er zu erzählen begann, von einer verunfallten Sängerin, da fingen ihre Augen sofort an, sich neugierig umzublicken. Und für einen Moment konnte man die Güte und den Hilfswillen in ihren Augen erkennen, der vermutlich schon Hunderte, vielleicht Tausende dazu bewogen hatte, über ihr merkwürdiges Äußeres hinwegzublicken und ihr einfach so, blind zu vertrauen, ohne enttäuscht zu werden. Das Heilerinnen-Gen war auf jeden Fall in ihr - wenn auch anders ausgeprägt, als bei manch anderer. "Unfall...?!", fragte sie nach, denn dies konnte so ziemlich alles bedeuten. Doch Belisarius schien mit seinen Ausführungen noch nicht am Ende zu sein. Zumal ... was hätte ihn schon der Unfall einer beliebigen Sängerin interessiert? Es musste also mehr dahinterstecken. Und dieser Eindruck täuschte sie offenbar nicht. "Oh... ein neues Vögelchen für die Stange...", schloss sie und versuchte, neugierig an ihm vorbei zu blicken um einen Blick auf besagte Daphne zu werfen. Unweigerlich fragte sie sich, was ihn bewogen hatte, in einer Sängerin eine Agentin entdeckt zu haben... doch sie hatte seine Entscheidungen noch nie angezweifelt oder gar verbal in Frage gestellt. Sogleich erkundigte er sich auch nach einem Trank des Vergessens, was Rabia nur schweigend abnickte. Natürlich.. sie hatte immer eins-zwei verkorkte und versiegelte Phiolen davon gut verschlossen in ihrer Kammer. Man konnte schließlich nie wissen, wann sie spontan notwendig werden würden.
Rabia betrachtete Belisarius sehr aufmerksam. Er würde die Entscheidung ihr überlassen. Aber ... würde er das wirklich? Er hoffte auf ihr Bleiben und das machte Rabia noch neugieriger. "Ich sehe sie mir an - am besten in Ruhe in meinen Räumlichkeiten; allein, damit sie ein bisschen Vertrauen fassen kann... ", beschloss sie und hoffte darauf, dass Belisarius diese Entscheidung hinnehmen würde.

Dann bemerkte sie die stümperhaften Versuche der zwei jungen Leute, Daphne auf die Beine zu helfen und stieß Belisarius sacht mit dem Ellenbogen an, um ihn ebenfalls darauf aufmerksam zu machen. Doch sie schritt auch gleichsam schon an ihm vorüber in Richtung Iakovos und Daphne, die mittlerweile auch noch den zweiten Arm um Iakovos geschlungen hatte, um sich festzuhalten. Sie blickte der Heilerin verunsichert und ein bisschen eingeschüchtert entgegen, doch diese wusste, mit solchen Menschen umzugehen. Viele Kranke, Verletzte und Schwache fühlten sich unsicher, einfach weil sie sie sich wehrlos und verwundbar vorkamen. "Hallo, Kleines. Hab' keine Angst; ich bin Rabia, eine Heilerin aus Abu Kabir. Hast Du schonmal von dieser Stadt gehört...?", fragte sie mit sanfterem Gegurre, als  man ihr dies auf den ersten Blick zugetraut hätte. "Ich kann Dir davon erzählen... und werde dabei sehen, wie ich Dir helfen kann..." Die Heilerin schien genau zu wissen, was sie tat, denn Daphnes Blick auf sie wurde gleich ein bisschen weicher. "Weißt Du, in Abu Kabir ist die Luft so heiß, dass man sie beinah schmecken kann. Viel heißer noch, als die Mittagssonne hier in King's Portal", erklärte sie weiter und kam den jungen Leuten entgegen, nur um dann bei ihnen angekommen wieder kehrt zu machen und sie hinter sich her in das Anwesen zu führen. Während des gesamten Weges redete Rabia ungefragt weiter. "Du fragst Dich vielleicht, wonach derart heiße Luft wohl schmeckt... ich kann es Dir verraten.", erzählte sie und machte derweil immer wieder kunstvolle, ruhige Pausen. "Sie schmeckt vorallem nach Gewürzen. Safran, Curry..." Ihre Stimme war warm und weich und einlullend, was Daphne dazu veranlasste, jegliche Gegenwehr und Angst fallen zu lassen. Wie hypnotisiert ließ sie sich von Iakovos tief in das Anwesen des Caderitor tragen.

Zumindest bis sie an den Räumlichkeiten der Heilerin angekommen waren. Daphne wagte einen vorsichtigen Blick hinein und spürte die Unruhe wieder in sich anschwellen. "Daphne... so heißt Du doch, nicht wahr? Dein Freund kann Dich hier absetzen und vielleicht legst Du dich noch einmal hin... ich habe gehört, was Dir passiert ist... Das muss ein großer Schreck gewesen sein... ", sprach Rabia sanft weiter. Und sobald Iakovos sie abgesetzt hatte, schickte sie sich auch schon an, die Tür vor den beiden Männern zu schließen.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Belisarius Caderitor
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#16
Rabia war eine verlässliche Person in seinen Reihen und dies nicht nur, weil sie so seltsam entrückt war, wie sie alle hier, sondern weil sie hier auch ein Zuhause gefunden hatte. Belisarius gab sich große Mühe, dass diese Zitadelle und das Anwesen eine Zuflucht für sie alle war. Hier fanden sie alle ein Zuhause, die ihr Zuhause verloren hatten und bereit waren, andere Wege durch das Leben zu gehen. Dieser Ort war besonders und das machte ihn vielleicht grausam. Doch Grausamkeit trieb Rabia nicht an und auch Belisarius in diesem Augenblick nicht. "Sie ist einfach umgefallen. Ich vermute, dass es ihr Korsett war...," erklärte der Kriegsherr auf die Frage der Heilerin und zog dabei beide Schultern hoch. Er konnte es nicht genau sagen aber hatte umso erstaunlicher schnell gehandelt. Wahrscheinlich war es das Korsett aber er war keine Heilerin oder Gelehrter. Umso wichtiger war es nun, dass Rabia alles tat, was möglich war, um die Ursache zu erfahren. Belisarius war ehrlich besorgt. Selten war dies so aber wenn er jemanden gefunden hatte, der an diesen Ort passte, sorgte er sich.

Die sektenhafte Verbundenheit, die sie hier alle empfanden, gab ihnen Zuversicht und eine Aufgabe in einer Welt, die sie nie ganz angenommen hatte. "Wir werden sehen, was ihre Zukunft bringt," sagte er und gab sich vielsagend und gleichzeitig zurückhaltend. Erst einmal galt es, dass sie soweit gesund war und er seine Pläne mit ihr erst verfolgen konnte, wenn sie bereit dafür war. Er hatte niemals jemanden an diesen Ort gebracht, der nicht freiwillig bleiben wollte. In gewisser Hinsicht hatte sie den Teufel mit ihrer Hoffnung beschworen, ihren Vater zu finden. Rabia würde ihren Beitrag leisten und der teuflische Belisarius den Rest. So war es hier immer. Menschen kamen in der Hoffnung etwas zu finden, blieben aber verflucht und gebunden an diesen Ort zurück. Doch der Fluch war nicht immer ersichtlich, nicht zu erspüren aber er war hier, überall, wo sich seine Leute fanden. Belisarius hatte eine Variante von Hölle erschaffen, die aus Dienstbarkeit und Hingabe bestand, weniger aus reiner Qual und Pein. Alle dienten sie hier, aus manch freiem Willen, verirrt und verlassen von der Außenwelt und ihren eigentlichen Familien. Aufgabe, Sinn und Zuflucht waren mächtige Werkzeuge eines despotischen Mannes, der sich selbst in diesen Zeiten verloren hatte. Doch war nicht der Teufel der erste und letzte Gefangene seiner eigenen Welt? Belisarius wusste darum, verdrängte es und glaubte wirklich, Menschen zu helfen, wenn er sie an diese Aufgaben band und ihnen anbot, mehr zu sein als bloße Staubkörner im Wind. Belisarius war ein Unhold aber sicherlich hier nicht unmenschlich, da auch ein Teufel Wünsche und Träume auf eine bessere Welt besaß. Mit aufmerksamen Augen blickte er Rabian an, versuchte ihr die Dringlichkeit zu vermitteln, da nicht nur seine Lügen nun auf Daphne bauten, sondern auch seine eigene Zuversicht. "Danke," sagte er, als die Heilerin klar entschied, Daphne zu untersuchen. Belisarius war es gleichgültig, dass sie dies ohne seine Aufsicht tun würde. Vielleicht war es sogar besser.

Belisarius war oft geduldig, wenn er Pläne verfolgte aber in diesem konkreten Fall lag ihm mehr an Daphne, da sie in ihm dieses korrupte Mitgefühl geweckt hatte. Belisarius sammelte verlorene Seelen ein, fand sie und brachte sie in seine Dienste. Die sogenannten Täubchen waren nicht nur Werkzeuge, sondern auch Lebenssinn für einen Mann, der sonst nicht viel an Seelenwert aufbieten konnte. Jede Taube war ein Stück von ihm selbst, wie auch jeder Mann seiner eigenen Garde, ein Teil seines Wunsches war, diese Welt zu verändern. Alle dienten sie diesem Traum, die Welt wirklich verändern zu können. All das Geld, die politische Macht, richtete Belisarius darauf aus, so unabhängig zu sein, wirklich alles zu verändern. Niemand wusste genau um seine Ideen, seine wahren Wünsche, dass er die Welt nicht allein beherrschen wollte, sondern alles verändern musste, was Herrschaft bis jetzt gewesen war. Er hatte seine Seele verkauft, um dieser Teufel zu werden, der den Himmel der Göttlichkeit entreißen würde. Sie würde sehen, was er noch werden konnte und wer ihm folgen würde. Sie alle würden sehen, und doch war er jetzt artig einsam. Es gab keinen Platz für seine Wünsche, keinen Platz für seinen Sinn oder Traum. "Tue das," sagte er nur, gab ihr den Weg frei und blickte dabei fürsorglich Daphne an. Sie gehörte hierher. Belisarius sah sie an, wusste darum, dass ihre leidvolle Vergangenheit sie gezeichnet hatte und ihre spontane Sehnsucht nach einem Vater Anzeichen genug war, dass sie auch eine Verlorene war, wie sie alle.

"Kümmer dich gut um sie," meinte er nur und trat dann müde ab, nachdem er sie alle begleitet hatte. Alles war geregelt, die Wege gezeichnet und doch blieb für ihn kein Platz mehr. So revolutionär seine Macht gewesen war, so groß seine Stärke und sein Planungsgeschick, so war er so entrückt und fremd in diesem Augenblick. Es lag allein an Rabia, sich wirklich um Daphne zu kümmern. Die Tür schloss sich. Er konnte es nicht. Mit gesenktem Haupt, einem für ihn traurigen Blick, entfernte er sich aus dem Anwesen in Richtung des großen Turmes, der über allem thronte und wahrlich das Symbol seiner Macht war. Ein dunkler Turm, so dunkel, wie jede Hoffnung für andere an diesem Ort schien, doch hatten in dessen Dunkelheit viele ihr Licht gefunden. Doch Belisarius fand hier kein Licht, sondern nur diese frostige Einsamkeit, als er über den Platz schritt. Immer weiter, auf diesen Turm zu. In tiefen Gedanken zog er Kreise, machte Pläne und war stets im Geschehen der Zukunft, welches er beabsichtigte zu gestalten. Iakovos wurde ein Essen und Wein angeboten, bis sich wieder Zeit fand, ihn vernünftig zu bezahlen. Der Kriegsherr war gerade nicht ansprechbar.

Die Zeit verging langsam aber beständig. Belisarius war inzwischen im Anwesen, saß unmittelbar auf einer Bank vor der Kammer der Heilerin und wartete still. Er wollte die Praktiken seiner Heilerin nicht stören, besaß noch genug Anstand und war bereit wirklich zu warten. Seine Pläne verlangten stets Geduld und so hatte er sich bereit gemacht, sehr viel Zeit auf Daphne zu verwenden, damit auch sie an diesen Ort fand und bleiben würde. Sie gehörte nicht ihm aber der gemeinsamen Sache und der damit verbundenen Zukunft. Diversität vereinte sie an diesem Ort und wenn Daphne zustimmte, konnte sie wahrhaft ein Teil davon sein. Die Tür öffnete sich einen Spalt und Belisarius sprang auf. Echte Sorge in seinem Angesicht.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Daphne Christopoulos
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#17
Rabia sagte zwar nichts mehr zu Belisarius, aber sie hatte durchaus gehört und verstanden. Sie würde sich schon gut um die Kleine kümmern. Es kam selten vor, dass er derart junge Leute anschleppte, aber vermutlich waren die noch leichter zu formen. Doch damit hatte sie meist nichts zu tun. Und auch jetzt galt ihre Aufmerksamkeit weniger Belisarius' Interessen, als dem Zustand der jungen Frau, die von ihrem Freund abgesetzt wurde.
Obwohl Daphne sich immer noch etwas schlapp und verwundbar fühlte, wollte sie sich nicht hinlegen, sondern blieb an die Wand hinter sich gelehnt auf der Liege sitzen. Von hier aus konnte sie auch einen besseren Blick in das ordentlich ausgeleuchtete Labor der Heilerin werfen. Es verfügte über eine offene Feuerstelle, über der klischeehaft ein Kessel hing, in dem irgendetwas vor sich hin blubberte. Doch Daphne starrte eher die vielen Regale voll mit Blättern, Käfern, Gedärmen (... so sicher konnte sie das aus der Ferne nicht sagen), Pilzen und anderen merkwürdigen Dingen an.

"Du hattest wahrscheinlich noch nie mit einer Heilerin zu tun, oder?", fragte Rabia, während sie dem Blick von Daphne folgte, die sachte den Kopf schüttelte. "Kannst Du dich denn daran erinnern, was passierte, bevor Du ohnmächtig wurdest? Erzähl mir, woran Du dich erinnerst...", bat Rabia und fing dabei auch an, den Körper ihres Gegenübers mit den Augen zu untersuchen.
Daphne presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick, betrachtete den Boden und versuchte, sich an alles zu erinnern. "Ich hatte einen Auftritt und habe gesungen und musiziert. Dann wollte ich mein Trinkgeld einsammeln und ..." Sie hielt inne. Natürlich war da noch die grobe Erinnerung an das Gespräch mit dem Fremden, den sie eben noch auf dem Hof gesehen hatte. Aber ... sie konnte sich nicht mal an seinen Namen erinnern. Nur daran, dass er etwas über ihren Vater wusste. Sie versuchte, sich anzustrengen. Sicher hatten sie noch mehr gesprochen...
Rabia erkannte, dass Daphne in einer gedanklichen Sackgasse steckte. "Nicht schlimm. Erzähl' mir was über Dich, wie du heißt, wie alt Du bist, wann Du das letzte Mal was gegessen hast...", sagte Rabia mit sachter Stimme während sie mit einer Kerze in Daphnes Augen leuchtete. Nebenbei waren das natürlich Informationen, die auch für Belisarius sicher interessant waren. "Daphne Christopoulos. Ich bin 17... und gehöre als Bardin zu einer Gruppe von Gauklern. Man nennt mich dann Elfgesang. Ich bin die einzige von uns fünf, die musiziert und singt...", berichtete sie, denn das waren einfache Fragen, leicht zu beantworten. "Elfgesang... das klingt aber bezaubernd...", säuselte Rabia gedankenversunken mit schwärmerischer, tiefer Stimme und wahrlich ein bisschen verzaubert, während sie ihre Untersuchung fortsetzte und Daphne aufforderte, sich hinzulegen. "Unser Anführer ist aus Farynn und die glauben dort an Elfen in den Hügeln und sowas...", erklärte Daphne den Namen und entspannte sich ein wenig.
"Hast Du sonst noch jemanden, den ich später informieren soll? Eltern, Geschwister?", fragte Rabia, diesmal durchaus neugierig. Hier konnte sie wichtige Informationen erhalten. "Meine Mutter wohnt in der Stadt. Hermia...", antwortete Daphne und auf die abermalige Nachfrage nach Geschwistern schüttelte sie den Kopf. "Wer ist der Mann, mit dem ich her gekommen bin? Mit dem Du gesprochen hast...? Er sagte, er weiß etwas über meinen Vater...", erkundigte Daphne sich, nachdem man sie auf ihre familiäre Situation angesprochen hatte. Rabia legte den Kopf zur Seite und lächelte sacht. "Der Hausherr will sich Dir bestimmt nachher selbst noch vorstellen...", antwortete sie bedachtsam, da sie nicht vorgreifen wollte.

Die ganze Angelegenheit dauerte bestimmt eine Stunde, denn Rabia war eine Frau, die sich nicht drängeln ließ. Belisarius mochte ja seine Pläne haben, aber es ging hier auch um einen Menschen, der Aufmerksamkeit verdiente. Als Rabia die Tür öffnete, erblickte sie sofort ihren jungen Freund, der scheinbar vor der Tür gewartet hatte. Vermutlich nicht die ganze Zeit über, aber das war auch nicht weiter von Belang.
Rabia schloss die Tür hinter sich, denn natürlich wollte sie zuerst mit Belisarius allein sprechen, bevor er sich auf Daphne stürzte. "Also... sie heißt Daphne Christopoulos, ist grade mal 17 und hat eine Mutter, Hermia, in der Stadt. Soweit ich sagen kann, keine Geschwister. Angeblich weißt Du etwas über ihren Vater, zumindest hat sie mich danach gefragt.
Sie kann sich nicht mehr vollständig an euer Gespräch erinnern, auch nicht an deinen Namen. Aber ansonsten scheint sie mir in Ordnung zu sein. Keine Infektionskrankheiten, keine Hautkrankheiten, keine Verletzungen, keine Läuse, keine Flöhe, alle Zähne im Mund, gute Augen... mit ziemlicher Sicherheit ist sie noch Jungfrau.

Warum sie ohnmächtig wurde, kann ich nur erahnen. Zu wenig gegessen, zu wenig getrunken, langen Auftritt gehabt, stickige Taverne, große Aufregung, mysteriöser Fremder..."
Sie grinste und entblößte dabei ihre eigenen Reihen von Zähnen, die sie meist mit Kohle säuberte und die entsprechend ein wenig Verfärbungen aufwiesen.

"Sie klagte über Kopfschmerzen und ansonsten mach' ich mir nur Sorgen um ihre Mangelernährung. Vermutlich hat sie ihr ganzes Leben immer wieder gehungert und sich einseitig ernähren müssen.
Für heute sollte sie keine weiten Strecken mehr zurücklegen müssen..."
, fasste die Heilerin zusammen. Sie sprach sehr ruhig, damit man sie auf der anderen Seite der Tür nicht hören konnte. Und der letzte Teil war fast schon eine klare Ansage in Belisarius' Richtung. Nichtsdestotrotz zog sie einen der gewünschten Tränke hervor und überreichte ihm das kleine, noch verkorkte und versiegelte Fläschchen. Die Entscheidung, ob Daphne die Flasche trinken sollte, oder nicht, würde Belisarius treffen müssen. Möglicherweise war ja doch irgendein K.O.Kriterium für ihn dabei gewesen. Und Rabia wollte das Fläschchen definitiv nicht verschwendet wissen. Auf nüchternen Magen würde die Wirkung bestimmt ganz gut ausfallen.

"Hast Du den Jungen wieder fortgeschickt? Oder soll ich das noch erledigen?
Ach, und vielleicht sollten wir ihr das Korsett wieder geben. Wenn sie mit Kleidern so haushalten muss, wie mit Essbarem, dann ist sie vermutlich froh darum, es wieder zu bekommen..."
, schloss Rabia ihren Vortrag und legte ihre Hände ineinander. Sie schien mit sich selbst äußerst zufrieden zu sein. Weniger, weil sie ein Lob wollte oder dergleichen - nein, gegen derartige Banalitäten war sie erhaben - sie fühlte sich einfach immer gut damit, wenn sie einem Menschen hatte helfen dürfen. Zur weiteren Eignung des kleinen Singvogels konnte und wollte sie keine Entscheidung treffen. Und daher sagte sie auch nichts in diese Richtung.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Belisarius Caderitor
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#18
Rabia schloss die Tür hinter sich und trat vor Belisarius, welcher andächtig gewartet hatte und sich nun eifrig erhoben hatte. Manche Pläne brauchten schlichte Geduld, die er sehr wohl aufbringen konnte. Die Heilerin, die stets gute und gerechte Dienste geleistet hatte, teilte ihren Bericht mit und gab somit alle relevanten Fakten preis, die Belisarius brauchte, um die Lage zu bewerten. Beide wussten stets, was gebraucht wurde und handelten sehr zielgerichtet. Belisarius lauschte aufmerksam, wollte nichts überhören und merkte sich die relevanten Daten. Immer wieder nickte er dabei. Rabia bestätigte, dass sie Daphne Christopoulos hieß. Noch dazu kamen weitere Informationen, die Belisarius als sehr wichtig erachtete. Daphne war gerade mal 17 und hatte eine Mutter namens Hermia, welche in King's Portal lebte, eine ihm bekannte Stadt. Soweit keine Geschwister, was durchaus nützlich war und auch brauchbar für die angedachten Pläne. Noch immer glaubte Daphne die schlecht gewundene Lüge, die Belisarius schnell konstruiert hatte. Belisarius nickte abermals und schluckte dann.

Diese Lage war schwierig aber irgendeinen Nutzen musste er jetzt daraus ziehen. Es gab immer etwas zu gewinnen aber auch zu verlieren. Daphne war jetzt an einem Ort, wo beides dicht beieinander lag. Weiterhin konnte sich nicht mehr vollständig an das vergangene Gespräch erinnern, was ebenfalls bei den Plänen half. Vergessen und eine Anfälligkeit für Vergessen war genauso brauchbar für die Ideen und Wünsche, die Belisarius hatte. Er wollte mehr aus Daphne machen, als eine bloße Bardin. Sie hatte wirklich Potenzial und so glaubte der Kriegsherr wirklich daran, dass er Daphne in ein neue Zukunft bringen konnte. Sie brauchte nur eine kleine Wandlung, die Belisarius begünstigen konnte. Rabia teilte ihm auch mit, dass Daphne ansonsten bei Gesundheit war. Auch dies war wichtig, um nicht unter der kommenden Prozedur zu leiden, die viele durchlaufen hatten aber sie war nicht ohne Gefahr. Belisarius wollte ihr augenscheinlich eine Wahl lassen und glaubte mit Sicherheit selbst daran, dass er das Richtige tat. Der Selbstbetrug war eine mächtige Waffe. "Danke, Rabia" - sagte Belisarius und legte dabei der Heilerin fürsorglich und sehr freundschaftlich seine Hand auf die Schulter. Er war ihr wirklich dankbar. "Wer werden noch herausfinden, was es mit all dem auf sich hat," versicherte er seiner Heilerin, die mehr als gute Arbeit leistete. "Wenn Daphne zu uns findet, wird sie keinen Hunger mehr erleben," meinte er vorsichtig und deutete in Richtung Tür. Er wollte eigentlich direkt beginnen aber hielt sich noch zurück. "Ich werde das beachten," versicherte er Rabia und blickte ihr dabei direkt ins Gesicht. Er wollte Daphne keinerlei Schaden zufügen aber glaubte, dass ihr Leben unter dem dunklen Turm besser verlaufen würde, als bei vogelfreien Gauklern. Belisarius war kein Mann des reinen Mitgefühls, sicherlich verdorben und entrückt aber auch er hatte etwas Menschliches. Es war eine ferne Erinnerung von dem Menschen, der er hätte werden können und so war es auch diese Erinnerung, die seine Lügen an diesem Ort perfektionierte.

"Ich werde dich später dazu holen, wenn es abgeschlossen ist," erklärte er und ging bereits die notwendigen Schritte der Initiation durch, um aus Daphne eine Dienerin der dunklen Sache zu machen. Rabia würde wissen, was geschehen würde, und dennoch und vielleicht auch nichtsdestotrotz zog sie einen der gewünschten Tränke hervor und überreichte ihm das kleine, noch verkorkte und versiegelte Fläschchen. Belisarius nahm es behutsam entgegen, fest in seiner Faust verschlossen und senkte für einen winzigen Augenblick sein Haupt vor Rabia, fast so als ob er um Verzeihung bitten wollte. Er öffnete seine großen Augen wieder, als Rabia nach dem Wirtsjungen fragte. "Er wartet bei Speis und Trank auf seine Bezahlung. Du kannst ihn gerne fortschicken, sobald er bezahlt wurde. Rede ruhig noch mit ihm. Ich glaube, dass die Sache auch für ihn schwierig war," ordnete Belisarius freundlich an und war sich auch in dieser Sache sicher, dass Rabia dies erledigen würde. Sie tat immer das, was gut für sie alle war. Doch seine Worte waren kein Befehl, sondern viel mehr eine freundliche Bitte, die weniger Order war. "Wir heben das Korsett auf und geben es ihr bei passender Zeit zurück," meinte er und lächelte fürsorglich; auch er war in diesem Moment nur Mensch. Diese Zitadelle war sein Zuhause, ein Ort, der nicht immer einer vollen Masquerade bedurfte. "Ich werde nun hineingehen...," sagte er und nahm die Hand von Rabias Schulter. Danach trat er durch die Tür, nachdem er sich versichert hatte, dass die Heilerin keinerlei weiteren Wunsch oder Wort mehr hatte. Ein fester Atemzug und Belisarius suchte wieder seine Rolle auf dieser neuen Bühne. Er verinnerlichte noch einmal den Bericht von Rabia und legte sein fürsorgliches Gesicht auf, was genauso eine Lüge war, wie alles, was er sonst als Rechtfertigung benutzte. Das Theater begann mit einem kleinen Aufzug.

Andächtig, wie zum Anbeginn, trat er in die Kammer. "Hallo," sagte er vorsichtig, wobei er sich langsam gab und behutsam Schritt um Schritt eintrat. "Darf ich eintreten?" - fragte er aus Höflichkeit nach, um sie nicht zu überfallen. "Ich bin Belisarius, der Herr dieses Hauses und wir haben uns Sorgen gemacht...," leitete er sorgsam seine Worte ein und schloss dann die Tür hinter sich, da er davon ausging, nicht weggeschickt zu werden. Immerhin hatte er ja angeblich Informationen über ihren Vater, so dass er schlicht erahnte, dass dies ein wichtiger Hebel für Daphne war. Er würde seine Lügen weiter benutzen, sie weiter spinnen und ausdehnen, damit Daphne auch an diesen Ort hier fand, um einer Sache zu dienen, die größer war, als pure Gaukelei für kleine Münze. "... du wurdest gut behandelt?" Natürlich wurde sie das, da Rabia die beste Heilerin war, die er selbst kannte aber er wollte Daphne das Gefühl geben, aufgehoben zu sein und das ihr Wohlbefinden, wirklich zu seinen Prioritäten gehörte. Noch gehörte es das auch und so war es nur eine Halbwahrheit. Belisarius setzte sich mit etwas Abstand von ihr auf kleinen Hocker, stellte die kleine Phiole auf dem Tisch in Griffnähe zu Daphne ab aber erklärte noch nicht, was in diesem Fläschen war, sondern stellte es schlicht nur bereit für das weitere Vorgehen. "Dein wahrscheinlicher Vater ist mit mir verwandt. Leider ist er verschwunden und wir nehmen an, dass er tot ist. Doch vor seinem Verschwinden beauftragte er uns, nach seiner Tochter zu suchen, die er einst verlassen musste. Mit etwas Glück erkannte ich seine Gesichtszüge in deinen und als mir Rabia gerade berichtete, dass du aus King's Portal stammst, wurde mir alles klar," begann er seine Erzählung und versuchte dabei sehr ruhig zu sprechen, damit seine Worte sanftmütig wirkten. "Mein Onkel Ignatius war oft bei einer Hermia und ich vermute, dass er dein Vater ist," begann er damit die Lüge auszubauen und versuchte dabei auf ihre Reaktion zu achten, um gegebenenfalls Details spontan anzupassen. "Doch ich will dich nicht damit überfallen. Ruhe dich erst einmal aus...," sagte er und lächelte fürsorglich, wobei er eine vertrauensvolle Geste mit seiner Linken machte. Die Vorgehensweise war bei allen gleich und so ging Belisarius genau jenem Werk nach, was er sein schon viele Jahre beging. Er fand verlorene Seelen, rekrutierte diese und setzte sie willfährig ein. Leider gab es genug verlorene Menschen, die in seine Fänge geraten konnten. Aufmerksam beäugte er Daphne, ohne dabei zu starren oder angespannt zu wirken.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Daphne Christopoulos
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#19
Rabia nickte ihrem Gegenüber zu, als dieser ihr dankte und freundschaftlich eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie hob ihre eigene Hand und tätschelte seinen ausgestreckten Unterarm. Wenn, dann hatte die Geste höchstens etwas Mütterliches. Sie waren Verbündete in allem, was sie taten und Rabia hatte nun den kleinen Teil erledigt, der in ihrer Verantwortung lag. Der Rest ging sie erst einmal nichts mehr an.
Wohlwollend nahm sie seine Bitte auf, nach dem Burschen aus der Taverne zu sehen und diesen auf einen sicheren Heimweg zu führen. Sie würde schon die richtigen Worte finden. Und immerhin konnte er daheim ohne zu Lügen behaupten, dass er die Bardin bei einer Heilerin abgegeben hatte.

Rabia nahm sich vor, das Korsett noch vom Wagen zu holen und dieses an einem geeigneten Ort für den Hausherrn zu hinterlegen, während er nun seinen eigenen Geschäften nachgehen wollte.

*****

Nachdem die Heilerin verschwunden war, setzte Daphne sich wieder auf. Obwohl sich an ihrer Situation wenig verändert hatte, fühlte sie sich etwas besser. Allein schon, weil jemand anderes ihr bestätigt hatte, dass alles in Ordnung war und ihre Kopfschmerzen sicherlich auch bald zurückgehen würden. Mittlerweile fühlte sie sich auch wieder bei vollstem Bewusstsein und so nutzte sie die Gelegenheit, sich mit wachem Blick umzusehen. Neben ihr stand ein kleines Schränkchen, auf dem einiger interessanter Krimskrams herumlag. Sie liebte Tand und vorallem glänzende Dinge. Ohne zu wissen, was es war, griff sie nach einer Pipette und führte sich das kleine Ding vor Augen um es näher in Augenschein zu nehmen. Essbares konnte sie leider nicht erkennen, ansonsten hätte sie sich sicherlich nicht beherrschen können. Nachdem sie die Pipette in den Händen gedreht und gewendet hatte, ohne herauszufinden, was es war, legte sie das Stück wieder weg und nahm stattdessen eine metallene Schale in die Hand, die mit getrockneten Blütenblättern und Orangenschalen gefüllt war. Sie roch daran und drehte die Schale in den Händen, lauschte dem Geräusch der trockenen Blütenblätter, die in der Schale herumglitten und knisternd aufeinandertrafen.
Dann hörte sie, dass sich an der Tür etwas tat und gab sich nicht einmal die Mühe, ertappt auszusehen. Sie blickte kurz in die Richtung der Tür und stellte das Schälchen dann wieder behutsam ab. Da sie nichts weggenommen hatte, schämte sie sich auch nicht für ihre Neugier.
Diesmal kam der Hausherr zur Tür rein und fragte nach, ob er eintreten dürfe. Daphne nickte ihm etwas verblüfft über die Frage zu und lehnte sich wieder gegen die Wand hinter sich. Jetzt, wo sie von der Bühne runter war und nicht im gleißenden Licht stand, hatte ihre Präsenz einiges eingebüßt. Ihre Augen tanzten und lachten jetzt nicht. Vermutlich, weil sie sich gerade jetzt immer noch sehr klein und verwundbar fühlte. Doch sie betrachtete ihr Gegenüber mit größtem Fokus. Belisarius, wiederholte sie stumm seinen Namen, formte ihn mit den Lippen nach, nur um zu erkennen, ob sich dabei etwas in ihr regte. Doch Fehlanzeige. Es traf sie hart, sich nicht vollständig an das Gespräch mit ihm erinnern zu können.
Dabei bemerkte sie natürlich nicht, dass sie in der Taverne ihre Namen nicht mal ausgetauscht hatten. Nur... weil er ihren Namen schon kannte, ging sie automatisch davon aus, dass sie über ihre Namen gesprochen hatten. Ihre Annahme, sich nur nicht mehr darin erinnern zu können, entsprach also nicht den Tatsachen. Dass er sich Sorgen gemacht hatte, berührte sie ebenfalls auf seltsame Art. Normalerweise machte sich niemand Sorgen um sie - aber vermutlich auch, weil es dazu bisher keinen Anlass gegeben hatte. "Tut mir leid, dass ich für so viel Aufruhr gesorgt hab'...", sagte sie und versuchte es mit einem schiefen Lächeln.
Er hinterfragte sogleich, ob man sie gut behandelt hatte, was sie mit einem energischen Nicken bejahte. Rabia kam ihr zwar immer noch ein wenig unheimlich vor, doch sie hatte sich freundlich und sanft um sie gekümmert.
"Wie ... wie darf ich Euch denn ansprechen und nennen?", fragte sie, denn sie erinnerte sich mittlerweile daran, dass sie ihn für einen Adligen gehalten hatte. So großzügig wie das Trinkgeld ausgefallen war. Und ja, er hatte ihr einen Namen genannt, aber sie war sich noch nicht sicher, ob sie ihn duzen durfte, oder eher nicht.

Dann erzählte er von ihrem Vater und Daphne richtete sich automatisch ein wenig im Sitzen auf. Sie löste sich von der Steinwand hinter sich und beugte sich so weit vor, wie es ging, wenn man sich noch nicht wieder vollständig auf die Tragkraft seiner Beine verlassen wollte. Ihr Blick war vollkommen fokussiert, sah ihm gebannt in die Augen. Hinter ihren eigenen Augen schien einiges in Bewegung gekommen zu sein. Sie schien die Geschichte abzuwägen. Ignatius war nie der Name gewesen, den sie sich für ihren Ritter-Vater vorgestellt hatte, ... aber sie war bereit, sich daran zu gewöhnen. Da ihre Mutter sich bezüglich ihres Vaters immer extrem ausgeschwiegen hatte, war Daphne bereit, alles zu glauben, was man ihr berichtete. Onkel Ignatius.. nein... Vater Ignatius, korrigierte sie ihre Gedanken und versuchte herauszurechnen, was das für ihre Beziehung zu Belisarius bedeutete. "Dann... wären wir Cousins...", stellte sie vollkommen verblüfft fest.

Es war tatsächlich eine Menge, die es für Daphne zu verdauen galt und sie wusste noch nicht, ob sie weitere Häppchen an Informationen überhaupt schon aufnehmen konnte. Die Information, dass er aktuell verschwunden und möglicherweise tot war, drang erst langsam zu ihr durch. Natürlich loderte ein Feuer von Sehnsucht und Sorge in ihr hoch, während sie darüber nachdachte, was sie tun konnte, um ihn vielleicht zu finden. Doch die Aufgabe schien zu überwältigend. Belisarius wandte vermutlich daher auch nun ein, dass sie sich erst einmal ausruhen solle.
Wie auf Kommando lehnte sie sich wieder mit dem Rücken an und atmete durch.
Und da sie nicht zur schüchternen Sorge gehörte, stellte sie sogleich ungeniert ihre nächste Frage.
"Kann ich heute Nacht bei Euch schlafen?", fragte sie hoffnungsvoll - und schien damit nicht gerade den Raum zu meinen, in dem sie sich gerade befand. Nichts an der Art, wie sie die Frage stellte, war auch nur im entferntesten Sinne als anrüchig zu verstehen. "Ich schlaf' auch auf dem Boden... ich will nur nicht allein sein", erklärte sie sich und hoffte darauf, dass er ihrem Wunsch stattgeben würde.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 
Unregistered
Belisarius Caderitor
Alter
Beruf
Wohnort
Stand
User
#20
Das war zu leicht. Belisarius hegte ein Misstrauen gegen Leichtigkeit und einfache Zufälle. Daphne verfiel der Lüge zu einfach und zu schnell. Belisarius hatte grundsätzlich keinerlei Vertrauen in solche Situationen, die nur durch eine Erzählung abgesichert waren, die jederzeit geändert werden konnte und manchmal musste. Er beobachtete Daphne genau, achtete auf jede Augenbewegung und auch Gestik. Der Kriegsherr wollte sie verstehen, ihre Schwachpunkte zählen und deren Nutzen gewissenhaft abarbeiten. Gründe gab es viele, doch keinerlei Grund war ausreichend genug, um zu erklären, warum Daphne geeignet war. Sie war geeignet, weil sie durch Zufall an den Teufel geraten war, der stets nach Verlorenen suchte. Belisarius nutzte das, was ihm geboten wurde. Und Daphne bot sich sich sehnsüchtig als mögliche Agentin an, nicht weil Belisarius ein derartiges Angebot klar genug formuliert hatte, sondern weil sie einsam war und eine wirklich Familie suchte, eben ihren Vater, deren Verlust sie gebrandmarkt hatte. Dieses Brandzeichen konnte Belisarius deutlich sehen, wie es über Daphnes Leben ein Zeichen hinterließ. "Es ist euer Leben und euer Schicksal. Der Aufruhr ist längst vergangen, sofern ihr für diesen auch nichts konntet," erklärte er mit einer gewissen Unschuld in seinem Gesicht, welche ebenso gespielt war, wie sein Angesicht menschlich wirkte. Seine Lüge machte das Theater genügsamer, brauchbarer und entfernte es von seinem wahren Selbst. Er konnte nicht sauber trennen und doch trennte er sich selbst von allem ab, was er tat. Niemand wusste wirklich, was er wirklich dachte und wünschte. Vielleicht wusste seine geliebte Skadi mehr über ihn, sprach es aber aus Rücksicht nie an, sondern teilten gemeinsame Zeiten ehrlich und verschwiegen sich ihre Grausamkeiten. Verglich er Daphne mit Skadi? Nein, das tat er nie. Er verglich nie etwas, was ihm von Bedeutung war, mit der grausamen Realität, die sein Handwerk nun einmal war.

Der unheilige Kriegsherr wollte Daphne benutzen, verwenden und redete sich ein, ihr damit zu helfen. Belisarius Mitgefühl war dahin gespuckt, leer und so fremd, wie seine Sehnsucht nach einer anderen Welt, die ihm verzeihen konnte. Doch die gab es nicht, da er nicht einmal sich selbst verzeihen konnte. All die Narben und die erfahrene Gewalt hatten ihre Spuren tief in seine Seele und auch sichtbar auf seinen Körper gebrannt. Einst begonnen von seinem Vater, dann von der Welt übernommen und letztlich tat er sich selbst all diese Grausamkeit an, die ihn stets von der liebevollen Welt trennte. Belisarius imitierte das Gute nur, war es aber nicht. Doch Daphne konnte es nicht sehen, wollte es nicht sehen, gab sich diesem Theater hin und der unheilige Geist, der Belisarius nun einmal war, nahm es wissentlich auf. Er sah jedwede Regung in ihrem Gesicht und nahm es genügsam hin. "Du kannst mich einfach Belisarius nennen. Ich habe es hier unter Freunden nicht mit falschen Höflichkeiten," sagte er und lächelte dabei und meinte dies sogar ernst. Niemand musste sich hier wirklich verstellen und doch taten es fast alle, entweder durch Eifer, Irrglauben oder Furcht. Der größte Lügner von allen war jedoch Belisarius selbst, der nicht nur andere einbezog, sondern auch sich selbst. Wenn Daphne auch diesem Eifer und Irrglauben verfallen sollte, sich ihnen anschließen musste, sollte sie dies frei tun. Er würde ihr keine Kette aus Metall schmieden, sondern seine Ketten waren bösartiger. Seine Ketten lagen im Wunsch, in der Seele, im Geist und der Hoffnung, die Menschen an seine Sache banden. Menschen glaubten an ihn, glaubten seinen Lügen, die so gut verfügt und gegossen waren, dass sie eine schöne Scheinwelt schufen, die einem selbst Sinn und Sehnsucht gab. Deshalb suchte er Verlorene, da diese sich stets an etwas ketten würden, was ihnen Zuhause oder Sehnsucht war. Daphne folgte bereits brav und zeigte keinerlei Zweifel, so dass sich Belisarius zurücklehnte, jedoch behielt er jenes fürsorgliche Gesicht bei. Alle Worte waren angekommen, breiteten sich aus und wurden bereits durch ihren Verstand ergänzt. Die Saat ging auf, ohne großes Zutun und diabolisches Untermalung. "Wir wären Cousins, ja," bestätigte er die Unwahrheit, gab sich selbst ihr hin und bot sich sogar selbst als Familienmitglied an, um Daphne genügend Raum auf dieser Bühne zu geben. Belisarius war gut darin, sich selbst zurück zu nehmen, damit die Lüge und Unwahrheit mehr Platz hatten, die sich aus den Gedanken der Menschen herausschnitt. Ihre Verblüffung war nur ein weiterer Weg in ihre Gefangenschaft. Ein Gefängnis erwartete sie, welches keinerlei Mauern brauchte. Es war eine Hölle, deren Teufel selbst darin gefangen war. Daphne begab sich ohne eigenes Wissen über ihren Umstand an einen dunklen Ort, der sie niemals gehen lassen würde. Ihre eigene Sehnsucht nach einem Vater war der Pfad, den der teuflische Belisarius nutzte, indem er nun eine Geste mit seiner Hand machte und dann das kleine Gefäß mit dem Bewusstsein brechendem Gift näher zu ihr schob. Bald wäre es soweit. Nur noch ein wenig Zeit und Daphne würde eine weitere gefallene Seele werden.

Sie fragte bereits hoffnungsvoll, ob sie die Nacht im Anwesen und gleichsam der Zitadelle verbringen konnte. So fragil, so naiv und so gläubig war die junge Daphne, dass sie nicht sah, wessen Bühne sie hier bespielte. Belisarius nahm den Unterton deutlich wahr, verlor jedoch sein Lächeln und zeigte sich besorgt. Er musste ihre Hoffnung nutzen, umlenken und verwenden. Details waren in dieser delikaten Lage wichtig. "Natürlich kannst du dies. Als meine Cousine steht dir selbstverständlich ein Gästezimmer zu. Du musst nicht auf dem Boden schlafen. Du bist eine von uns," stellte er fest und wählte diese Worte bewusst, damit Daphne die Lüge noch mehr verinnerlichte. "Du wirst nie mehr allein sein," sprach er mit einem merkwürdigen Ton und log nicht einmal. Sobald sie zum Haus gehörte, dem dunklen Turm ein Untertan war, gab es kein Alleinsein mehr, sondern nur noch Aufgaben und Pflichten, die stets als hingebungsvolle Suche daherkamen. "Doch da dein Vater verschwunden ist, kann ich noch nicht beweisen, dass du zu unserem Haus gehörst. Doch werde ich dich nicht aufgeben, da ich mir sicher bin, dass du meine Cousine bist. Ich werde dem Wunsch von Ignatius entsprechen und dich frei aufnehmen...," begann er mit den Einschränkungen und überführte die Bühne in jenes Opferritual, welches notwendig war, damit Daphne wahrlich den Pfad zum dunklen Turm gehen konnte. "... es wird Zeit brauchen. Ich werde dies alles rechtlich klären müssen aber bis dahin, hast du hier ein Zuhause und eine Familie," log er nicht einmal. Alle, die die delikaten Aufgaben für ihn erledigten, lebten gut und bequem. Er sorgte sich gut um sie, denn die Ketten mussten stets neu bearbeitet werden, damit nie eine Seele auf die Idee kam, nach dem wahren Himmel zu suchen. "Doch alles hat seinen Preis, Daphne. Alles im Leben kommt nicht ohne Preis daher," begann er mit dem Opfer. Sie musste Teile ihres Bewusstseins opfern, ihren Geist wandeln lassen, damit die Manipulationen wahrlich Ketten werden konnten. Belisarius würde keine Agentin zulassen, die nicht jenen Ritus durchlaufen hatte, um sich auszuliefern. Nur eine ausgelieferte Persönlichkeit, konnte das tun, was notwendig war und war verlässlich genug, um Belisarius nicht dauerhaft zu enttäuschen. Er tippte neben die kleine Phiole. "Dies ist ein Heilmittel für deine Seele, für dich als Mensch," begann er den Ritus, der nicht den freien Willen zerbrach aber in gewisse Formen brachte. Daphne musste jedoch frei wählen, denn die Wahl war die wahre Prüfung in dieser Sache, die Belisarius so wichtig war. "Durch die lange Zeit fern von uns, hast du dich verloren und dieses Mittel wird dir helfen, dich zu erinnern, zu befreien und es wird dir auch helfen, gut zu schlafen," sagte er und nickte ihr fürsorglich auffordernd zu. Sie musste es selbst nehmen, ansonsten konnte er nicht weiter machen. Diese Prüfung war so wichtig, dass Belisarius nicht darauf verzichten konnte. Denn sie zeigte, inwieweit sich Daphne kontrollieren ließ. Kontrolle war alles, was wirklich notwendig war.
Neues Inplayzitat
Inplayzitat hinzufügen
Zitat
Folgendes Zitat wird als denkwürdiger Inplay-Moment eingetragen.
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: