24-04-2024, 16:10 - Wörter:

„Zurecht. Meine Krieger lieben Bier sogar so sehr, dass sie sich ihre Bäuche vollsaufen und in einem Jahr zum Krieg rollen, statt zu laufen.“ Seine Krieger waren schön gewählte Worte von Aleena und stimmten ihn zufrieden, fast schon ein wenig glücklich und definitiv wohlgesonnener. Nach dem langen Tag auf dem Rücken eines Pferdes, umringt von besagten Kriegern, die ein Siegeslied nach dem anderen aus ihren Kehlen gegrölt hatten, war Streit das Letzte, was er noch gebrauchen konnte. Außerdem, ob er es zugeben wollte oder nicht, machte Spring’s Court tatsächlich irgendwas mit seinem sonst so rauen Gemüt. Es war bestimmt benebelt von den Blumen, oder das Rosenwasser hatte irgendwelche nicht gewollten Nebenwirkungen. Vielleicht war er auch einfach nur müde und hatte genug zu kämpfen mit der inneren Frustration und dem nicht ausgestoßenen Testosteron. Da aber Aleena nichts für seine Unausgeglichenheit konnte, bemühte er sich doch ein wenig, sie nicht direkt damit zu konfrontieren oder seine Worte doch zumindest so zu wählen, dass sie nicht davon erschlagen wurde. Auch ihre Worte stimmten Leif ruhiger und gaben ihm das Gefühl, dass sie verstand, was ihn so störte. Nachdenklich strich er sich über den Bart und nickte. „Vielleicht, aber… wir hätten weitergehen können. Charles hat schon eine Armee aufgestellt, wir hätten mehr einnehmen können von der Provinz.“ Während er noch versuchte, nach den richtigen Worten zu suchen, schien Aleena sie mühelos zu finden und für einen Moment flog sein Blick hinüber zu ihrer kleinen Gestalt. Was auch immer das sein mochte, heute schien sie besonders bemüht, Leif zu verstehen und auf ihn zuzugehen. Er wusste nicht ganz, was er davon halten sollte, und vielleicht war das auch gut so; vielleicht sollte er gar nichts davon halten und sich nur verstanden fühlen. „Es fühlt sich so an, als würde etwas fehlen“, gab er zu und in der Tat fehlte etwas – Leif spürte die Frustration langsam abnehmen, und das war gut so. Es tat gut, mit jemandem darüber zu sprechen. „Vielleicht hab ich zu viel erwartet, oder man hat mir zu viel versprochen, keine Ahnung. Die anderen haben ja kein Problem damit, ihren Sieg zu feiern, es…“ Wie fasste man das am besten in Worte, was einem schon den ganzen Tag das Herz schwer machte? „… fühlt sich für mich einfach nicht wie ein Sieg an.“
Die Worte wurden klarer, je länger er sie im Raum stehen ließ. Huh, ja. Vielleicht hatte er einfach ein verdammtes Problem damit, nicht als Sieger aus der Schlacht hervorzugehen. Denn was hatte er schon gewonnen? Wohl kaum Erfahrung. Kein Land. Nicht einmal Blut hatte er an seiner Axt kleben. Höchstens die Anerkennung seines Vaters, in Zukunft mit mehr Kriegern unter sich in den Krieg ziehen zu dürfen, wenn er sich bis dahin nicht selbst eine Wampe angetrunken hatte und in den Krieg rollen konnte. Leif merkte gar nicht, wie er Löcher in den Boden starrte, ehe er seinen eigenen Becher hob und ihn in einem kräftigen Zug lehrte. Mit dem Handrücken über seine Mundwinkel wischend, stellte er gerade den Becher ab und wollte sich in derselben Bewegung schon aufs Bett niederlassen, hätte er nicht zuvor den geistesabwesenden Gesichtsausdruck seiner Frau eingefangen. „Alles in Ordnung?“, runzelte er die Stirn und für einen Herzschlag trat doch tatsächlich so etwas wie Besorgnis in seine Züge. Statt sich aufs Bett zu setzen, war Leif drauf und dran, auf sie zuzugehen, denn irgendwas sagte ihm, dass sie unter diesen Stoffschichten nicht ganz so stabil auf den Beinen stand, wie sie vielleicht den Anschein machte.
