This is a wild game of survival
There's no surrender and there's no escape. Are we the hunters or are we the prey?

Wintergard war seit Tagen in einem Festtagsfieber der Vorbereitung gewesen und hatte am gestrigen Tage die tapfernden Krieger aus den eigenen Reihen gebührend in Empfang genommen. Die gesamte Stadt war auf den Beinen und Straßen gewesen, hatte gejubelt und gefeiert. Die Tore der königlichen Festung hatten einladend offen gestanden, man hatte Musik gespielt und der Alkohol war in solch großen Mengen geflossen, dass Ariald zwischendrin Sorge gehabt hatte, sie würden den gesamten Jahresvorrat versaufen. Natürlich hatte sie die Kunde, dass der Angriff gut ausgeangen war, schon vor einiger Zeit erreicht, aber es war doch etwas anderes gewesen, seinen Sohn in ganzem Stück wieder im Arm zu halten. Der Tag war nicht nur wegen der ausgiebigen Feierlichkeiten anstrengend gewesen sondern auch, weil es Ariald mürbe machte, so viel Stolz und Missmut gleichzeitig in seiner Brust zu spüren. Aber er hatte den Kriegern und allen voran Leif diesen Tag aus tiefstem Herzen gegönnt und deshalb mit schwierigen Gesprächen hinter dem Berg gehalten. Sowieso hatte er sich gern zurückgehalten, hatte sich mit Raik, welcher sich diese Feierlichkeiten natürlich nicht hatte nehmen lassen, um ein Fass des hochwertigsten Mets gekümmert und hatte seine Familienschar dabei beobachtet, wie sie den Sieg ausgelassen gefeiert hatten. Ob diese Feiern in Zukunft der Vergangenheit angehören würden? Ob sie im Monat der Ernte in Ruhe das Eisfeuerfest feiern würden? Wenigstens hatte Ariald dank des Mets geschlafen wie ein Eisbärenbaby und Frigga war bereits unterwegs, als er mit Kopfschmerzen von einem Bediensteten geweckt wurde. Diesen schickte er erstmal weg und befahl ihm, so schnell wie möglich wieder die Vorhänge zu schließen, wenn er nicht wollte, dass es heute zu einer Hinrichtung auf der Festung kam. Blödes Sonnenlicht aber auch. Ja, er vertrug diese Mengen an Alkohol nicht mehr so wie früher und als er dann irgendwann endlich wach und bei sich war, stiegen ihm die Ereignisse des vergangenen Tages -oder der vergangenen Wochen wieder in den Kopf. Er hatte gestern allerlei Geschichten von dem glorreichen Sieg über Eastergold Meadow gehört, die immer wilder geworden waren je weiter der Abend voran geschritten war. Ariald brauchte dringend einen sachlichen Bericht aus erster Hand – und sie mussten über die Zukunft sprechen. Dem König war nicht entgangen, dass der Kronprinz den Sieg über die Frühlingsstadt als ‚ersten Sieg‘ betitelt hatte. Kunde aus Spring’s Court über die weiteren Pläne hatte ihn bisher nicht erreicht, dahingehend war Leif wahrscheinlich auf einem aktuelleren Stand.
So hatte Ariald an diesem Morgen (oder Mittag?) eine kurze Katzenwäsche vorgenommen und sich in eine bequeme Gewandung geschmissen. Auf dem Weg in sein Arbeitszimmer hatte er eine Magd angewiesen, in einer halben Stunde nach Leif zu schicken und ihm direkt Frühstück an den Schreibtisch zu bringen. In den Gängen wurde bereits fleißig gewerkelt, um allerlei Hinterlassenschaften der gestrigen Feier zu beseiten. Irgendwo ertönte ein angestrengtes
“NICHT RENNEN!“ aus einer Abzweigung und Ariald bog bewusst in die andere Richtung ab. Er hatte Kopfschmerzen und noch kein Rührei gehabt, da brauchte man ihn gar nicht mit tobenden Kindern behelligen. Tief durchatmend schloss er die Tür seines Arbeitszimmers hinter sich und betrachtete die Karten auf dem Schreibtisch. Dort hatten seine Berater und er vor einigen Tagen die Gegebenheiten der angrenzenden Ländereien studiert. Gemeinsam mit einem Waldläufer hatten sie alternative Routen zu den Hauptverkehrsstraßen eingezeichnet – einfach für „den Fall der Fälle“. Kopfschüttelnd und leise seufzend ging er näher und nahm eine der Karten in die Hände. Was taten sie hier eigentlich? Plante er gerade einen Krieg? Sah er sich wirklich Routen durch das Gebirge östlich von Wolfsmark an, um irgendwann eine Armee dadurch in Richtung Castandor zu führen? Oder von Leif
führen zu lassen?
Arialds Frühstück wurde gebracht und abgestellt und dass der König nicht mal aufsah, obwohl es nach Speck, Rührei und frischem Brot duftete, war vielsagend. Stattdessen nahm er das nächste Blatt Pergament in die Hand. Eine feine Skizze der Verteidigungsanlage rund um Bardon Pass. Sie war in die Jahre gekommen, weil seit Jahrzehnten kein Krieg mehr geherrscht hatte, aber dennoch war die Stadt denkbar gut aufgestellt, wenn es um die eigene Verteidigung ging. Hohe Mauern, feste Wehranlagen und der natürliche Schutz des Gebirges. Müde fuhr Ariald sich mit der Hand über das Gesicht und sah auch nicht auf, als sich die Tür erneut öffnete. Er hatte Leif bereits an dessen Schritten erkannt, immerhin hallten diese seit über 20 Jahren durch die Gänge seiner Burg. All diese Themen waren schwierig, aber der König kam nicht darum, zu lächeln, als er aufblickte und ihn sein Ebenbild aus jungen Jahren (also mehr oder weniger!) ansah.
„Die erste Nacht Zuhause ist immer wieder etwas Besonderes, was?“