17-08-2024, 18:28 - Wörter:
![[Bild: tumblr_inline_p97c2uh7Wv1sy58dp_540.gif]](https://64.media.tumblr.com/38949eeb019026b075f73680408a7bb6/tumblr_inline_p97c2uh7Wv1sy58dp_540.gif)
In kürzester Zeit hatte sich zwischen den beiden eine Intensität entwickelt, die selbst Alden überraschte. Zwar hatte er schon Leidenschaft und intensive Momente erlebt, die sein Herz berührt hatten, doch das hier war anders. Im Vergleich zu den Gefühlen, die er für Grace hegte, waren all seine bisherigen Liebschaften nur oberflächliche Berührungen gewesen. Es ging so viel tiefer, als hätte eine unsichtbare Macht den Ritter und die Fürstin zusammengeführt und hielt sie fest in ihrem Bann. Je länger sie zusammen waren, desto stärker zog es sie zueinander hin. Diese Kraft war überwältigend, und Alden wusste nicht, wie lange er diesem Sog noch widerstehen konnte.
Als Alden Graces sanfte, beinahe schüchterne Frage hörte, schlug sein Herz schneller. „Es gab vielleicht Momente in meinem Leben, in denen ich dachte, ich hätte stark empfunden“, begann er leise, „doch diese Intensität überrascht mich genauso wie Euch. Es ist, als wäre ich in einem Sturm gefangen, einem Sturm, der mich mitreißt, ohne dass ich jemals den Drang verspüre, entkommen zu wollen.“ Er sah sie an, ihre Hände immer noch in seinen, und für einen Moment vergaß er die Welt um sie herum. Die Spannung zwischen ihnen war spürbar, ein Wechselspiel aus Sehnsucht und Zurückhaltung. Doch dann wurden sie von Menschen angerempelt, die hastig vorbeieilten, und der intime Moment war wieder zerstört. Warum hatten alle es immer so eilig? Die Bemerkung über die Stadt, die zur Nacht erwachte, schien Grace zu überraschen. Auf ihre Antwort, wo sie normalerweise ihre Nächte verbrachte, nickte Alden. „Ja, und dadurch verpasst Ihr das wahre Leben, Grace.“
Sie gingen weiter, und Alden dachte darüber nach, was ihn an Spring’s Court so reizte. Vielleicht war es das pulsierende Leben, das hier spürbar war. Die meisten Menschen zeigten sich hier so, wie sie wirklich waren – rau und ungeschliffen. Die Masken, die die feine Gesellschaft oft trug, fehlten hier weitestgehend. Neben der falschen Spielchen, Intrigen und Gerüchte fand Alden das ehrliche Leben erfrischend. Das war es, was er der Fürstin zeigen wollte, dass sie für ein paar Stunden die auferlegten Zwänge zumindest teilweise hinter sich lassen und das wahre Leben kosten konnte.
Hin und wieder grüßte ihn ein Passant oder neigte respektvoll den Kopf, was Alden erwiderte. Auch Grace fiel dies auf, und sie fragte, ob er viele der Menschen kannte. „Einige ja. Einige arbeiten im Palast, und die, die uns gerade begegnet sind, gehören dazu. Dass sie Euch nicht erkannt haben, beweist, dass die Tarnung funktioniert.“ Zufrieden setzte Alden seinen Weg fort, mit Grace an seiner Seite.
Sie sprachen über ihre Familien und ihre Heimat, doch als Alden Grace enthusiastisch nach Hazelbrook einlud, blieb sie stehen und sah ihn überrascht an. Was die Fürstin ihm dann offenbarte, machte die gute Laune auf einen Schlag zunichte. Dennoch war Alden nicht wütend auf ihren Ehemann, denn seine Sorge war durchaus nachvollziehbar. „Ich verstehe“, sagte Alden und seufzte leise. „Was, wenn die Gerüchte wahr sind? Bereut Ihr es dann, dass Ihr Euch mit mir getroffen habe? Falls ja, bringe ich Euch zurück in den Palast, und niemand wird etwas merken. Ich will Euch keinesfalls in eine Lage bringen, die Ihr später bereuen würdet.“ Er sah Grace ernst an, denn es war ihre Entscheidung, ob sie den Weg mit ihm weitergehen wollte oder nicht. „Ich möchte absolut ehrlich zu Euch sein, Grace. Ich bin nicht unglücklich über das, was Euer Mann über mich denkt oder sagt. Das ändert nichts an meinen Gefühlen. Diese Oberflächlichkeiten bin ich gewohnt, da die meisten Männer ihre Frauen als Besitz ansehen, der eifersüchtig verteidigt werden muss. Und ja, ich gebe es zu, ich liebe Frauen für das, was sie sind, Heofaders Krönung der Schöpfung. Und damit meine ich nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Geist, wenn sie sich dessen bewusst werden dürfen. Ich gebe ihnen das, was sie so oft von ihren eigenen Männern nicht bekommen: Respekt, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, das Gefühl, wertvoll und begehrt zu sein. Ich würde niemals eine Frau zu etwas zwingen, was sie nicht will oder mit Gewalt etwas fordern. Darauf gebe ich mein Wort als Ehrenmann. Aber ich sage auch, dass es mit Euch etwas Besonderes ist, was ich so noch nicht erlebt habe, Grace, und ich hoffe, Ihr könnt meinen Worten Glauben schenken. Also, Euer Gnaden, ich frage Euch jetzt und hier: Wollt Ihr den Abend mit mir verbringen oder nicht? Es ist Eure Entscheidung.“
Alden wartete auf eine Antwort, während sie erneut am Straßenrand standen und die Menschen um sie herum hasteten. Er spürte, dass es ihm tatsächlich sehr schwerfallen würde, Grace jetzt zurückzubringen, doch es sollte ihre Entscheidung bleiben. „Was Hazelbrook betrifft… wir werden einen Weg finden, ohne dass es jemandem auffällt. Meine Familie stellt nicht viele Fragen, und ich würde Euch gerne meine Heimat zeigen, wenn Ihr das möchtet.“
Als sie die Taverne erreichten und Alden Graces überraschte Reaktion auf seinen frechen Streich sah, konnte er sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ihr Lachen war wie Musik in seinen Ohren, und ihre spielerische Drohung ließ seine Augen strahlen. „Ich kann es kaum erwarten, liebste Cousine“, erwiderte er mit einem verschmitzten Zwinkern.
Am Tisch in der Taverne ließ Alden Grace einen Moment allein, um etwas zu trinken zu besorgen. Als er mit zwei Bechern Cider zurückkam, bemerkte er sofort den betrunkenen Mann, der sich zu ihr gesetzt hatte. Sein Gesicht verdüsterte sich, doch bevor er etwas sagen konnte, zog Grace ihn näher zu sich und flüsterte ihm ihren kühnen Vorschlag ins Ohr. Ein Lächeln stahl sich auf Aldens Lippen. Er stellte die Becher auf den Tisch, setzte sich neben Grace und beugte sich vor, seine Hand sanft an ihre Wange legend, ihre Haut warm und weich unter seiner Berührung. „Nun, wenn meine Cousine so nett bittet“, raunte er. Für einen winzigen Augenblick verweilte er, ihre Blicke miteinander verschlungen, und die Welt schien den Atem anzuhalten. Dann schloss er die letzten Zentimeter und ließ seine Lippen auf ihre sinken.
Der Lärm der Taverne, die Menschen um sie herum – alles verschwamm zu einem fernen Hintergrundrauschen. Für einen kurzen Moment war da nur noch Grace. Ihre Wärme, ihre Zuneigung, ihre Zartheit. Der Kuss begann sanft, fast zärtlich, doch die Leidenschaft zwischen ihnen ließ ihn schnell tiefer und intensiver werden. Seine Lippen umschlossen ihre, fordernd und doch behutsam. Seine Hand wanderte von ihrer Wange in ihren Nacken, als er sie näher an sich zog, als wollte er sie niemals loslassen. Die Zeit schien stillzustehen, während sie sich in diesem Kuss verloren, ihre Herzen im Einklang, einander näher als je zuvor. Die Welt um sie herum existierte nicht mehr – es gab nur noch das brennende Verlangen und die intensive Verbindung, die sich in diesem alles verzehrenden Kuss manifestierte.
![[Bild: SDDTi.gif]](https://s12.gifyu.com/images/SDDTi.gif)
„Ich fasse es nicht, das kann nicht dein Ernst sein, Alden Sutherland!“
Abrupt löste sich Alden von Grace und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, dass er sich hier in der Öffentlichkeit zu so etwas hatte hinreißen lassen. Er brauchte einen Moment, um seine Atmung und seinen Herzschlag zu beruhigen, bevor er sich zu seinem besten Freund umdrehte. „Schön, dich zu sehen, Godwyn. Setz dich doch zu uns. Darf ich vorstellen: Godwyn Wakefield, Ritter der Königsgarde. Und das ist meine Cou… Freundin Charlotte.“
Godwyn stand in der Nähe des Tisches, die Arme verschränkt, und sah ihn mit einem Blick an, der irgendwo zwischen Fassungslosigkeit und Ärger lag. Er war ja schon viel gewohnt von seinem Freund, doch hemmungslos in der Öffentlichkeit herumzuknutschen war dann doch neu. Der betrunkene Gast hatte mittlerweile das Weite gesucht. „Ich brauche jetzt was zu trinken.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zur Theke. Alden räusperte sich, leckte sich über die Lippen und sah dann Grace entschuldigend an. „Ich schätze, spätestens jetzt fliegt deine Tarnung auf, Grace.“
