18-08-2024, 18:06 - Wörter:
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Überrascht sah Alden zu Grace, die plötzlich aufsprang, als er seinen Freund vorgestellt hatte, und ihm lachend die Hand entgegenstreckte. Alles geschah so schnell, dass er nicht reagieren konnte. An Godwyns fassungslosem Blick erkannte er, dass dieser die Fürstin in diesem Moment enttarnt hatte. Noch während Alden nach den richtigen Worten suchte, um Grace Ashmores Anwesenheit zu erklären, warf sie ihm einen hilfesuchenden Blick zu, entschied sich dann jedoch, die Situation selbst in die Hand zu nehmen.
Die beiden Ritter waren sichtlich überrumpelt von der jungen Frau, die plötzlich aufstand, den Tisch umrundete und Godwyn umarmte. Er stand wie vom Blitz getroffen da, während Alden auf der Bank saß und nicht wusste, ob er lachen oder weinen sollte. Ohne den vorherigen Kuss hätte Alden seinem Freund vielleicht noch erklären können, dass dies nur ein „harmloser“ Ausflug der Fürstin war, die unbedingt eine Taverne besuchen wollte – was ja der Wahrheit entsprach. Doch da Godwyn die Fürstin erkannt hatte, war klar, dass die Situation durch ihre jüngste Aktion kaum mehr als unbedenklich bezeichnet werden konnte.
„Ich brauche jetzt etwas zu trinken“, murmelte Godwyn, wandte sich ab und ging zum Tresen. Alden kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass er mit der Situation völlig überfordert war und erst einen Drink brauchte, um klarzukommen. Meist blieb es jedoch nicht bei einem oder zwei Drinks, sondern Godwyn verließ die Taverne erst, wenn er kaum noch aufrecht stehen konnte oder seinen Rausch im Hinterzimmer ausschlief.
„Er ist nicht sauer, Grace, nur überrascht“, versuchte Alden die junge Frau zu beruhigen. „Du hast nichts Falsches gesagt. Aber… warte, was hast du vor?“ Verwirrt beobachtete er, wie die Fürstin entschlossen zum Tresen ging. Alles schien aus dem Ruder zu laufen. Mit großen Augen sah er ihr hinterher, unfähig zu begreifen, was hier gerade geschah. Doch da er die Situation nicht einfach sich selbst überlassen konnte, stand er ebenfalls auf und folgte ihr.
Er sah, wie die Fürstin neben Godwyn am Tresen stand und laut verkündete, sie würde die Rechnung übernehmen und ihn an ihren Tisch einladen. Die Wirtin schob gerade einen Becher Met zu Godwyn, der zwei Münzen dafür hinlegte. „Das ist nicht nötig, Charlotte“, sagte er mit einem kurzen Seitenblick zu Grace, nahm den Becher in die Hand und leerte ihn in einem Zug. „Noch einen.“ Auch der zweite Becher verschwand schnell, doch den dritten ließ Godwyn vor sich stehen und starrte nachdenklich hinein. Er ignorierte sowohl die Einladung als auch die seltsame Entschuldigung. Die Wirtin hingegen schien es nicht zu interessieren, wer zahlte. Sie nahm die Münzen und lächelte Grace freundlich an.
„Schätzchen, woher kommst du denn, dass du nicht weißt, dass der Mann für die Frau bezahlt? Nicht andersherum. Ich an deiner Stelle würde das ausnutzen – unsere hübschen Ritter sind alle sehr spendabel.“
Sie zwinkerte Grace zu, bevor sie zur anderen Seite des Tresens ging, um einen anderen Gast zu bedienen.
Als Alden die beiden erreicht hatte, nahm er die Fürstin sanft an der Hand und zog sie ein Stück zur Seite. „Charlotte, meine Liebe, wärst du so nett und würdest zurück zum Tisch gehen? Ich muss kurz mit meinem Freund allein sprechen. Bitte.“ Er lächelte sie freundlich an, bevor er sich an ihr vorbei zu Godwyn schob. „Godwyn, ich kann das erklären. Es ist nicht so, wie du denkst.“
Godwyn schnaubte, drehte sich zu Alden und funkelte ihn an. „Was soll ich denn denken? Du sitzt in dieser Taverne und küsst die verheiratete Cousine des Königs in aller Öffentlichkeit. Bist du noch bei Verstand?“ Er starrte Alden scharf an, dann wanderte sein Blick wieder zurück zu seinem Getränk, als läge dort die Antwort auf die Dummheit seines Freundes.
Alden hielt Godwyns Blick stand, ein Hauch von Trotz in seinen Augen. „Godwyn, es ist nicht, wie es aussieht“, begann er erneut, doch selbst er wusste, wie schwach diese Worte klangen. Godwyn kannte ihn zu gut, um sich mit solchen Erklärungen zufriedenzugeben.
„Nicht, wie es aussieht?“ Godwyns Stimme war leise, aber voller Bitterkeit. „Wir haben schon viel zusammen durchgestanden, Alden, aber ich hätte nie gedacht, dass du deine Affären mittlerweile in aller Öffentlichkeit auslebst – vor allem nicht mit der Cousine des Königs. Das ist nicht nur leichtsinnig, es ist gefährlich. Willst du unbedingt beim König in Ungnade fallen und sie ins Unglück stürzen? Denkst du überhaupt nach?“
Alden seufzte tief und fuhr sich nervös durch seine Locken. „Ich weiß, was du sagen willst, und ich verstehe deine Bedenken. Aber was zwischen Grace und mir passiert, ist... komplizierter, als es aussieht.“
Godwyn schüttelte nur den Kopf, seine Stirn in Falten gelegt. „Das ist mir egal, Alden. Kompliziert oder nicht, es ist falsch. Du bringst sie in Gefahr, und das weißt du. Also beende es, bevor es zu spät ist.“
„Du hast recht, es ist gefährlich. Aber ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht. Ich habe ihr einen Abend in der Taverne mit meinen Freunden versprochen. Also, gib dir einen Ruck, setz ein freundliches Gesicht auf und komm an unseren Tisch. Dann kann ich auch keine weiteren Dummheiten anstellen.“
Alden versuchte die Situation zu entschärfen, indem er den Fokus auf den ursprünglichen Zweck des Abends lenkte – den Besuch der Taverne. Doch trotz der Bedenken, die Godwyn geäußert hatte, konnte der Ritter seine tiefen Gefühle für Grace nicht ignorieren. Ihm war jedoch klar, dass er in der Öffentlichkeit vorsichtig sein musste und sich keine weiteren unüberlegten Handlungen leisten durfte, so schwer es ihm auch fiel.
Godwyn brummte etwas Unverständliches, ließ sich dann aber dazu überreden, gemeinsam mit Alden zu dem Tisch zurückzukehren, an dem Grace wartete. So hatte er seinen Freund wenigstens im Auge. „Euer Gnaden“, sagte Godwyn leise und verbeugte sich leicht, bevor er sich auf die Bank setzte. „Ich meine, Charlotte. Wie gefällt Euch der Ausflug in die Taverne bisher?“
Bevor Grace antworten konnte, meldete sich Alden zu Wort, der noch am Tisch stand. „Habt ihr auch so einen Bärenhunger wie ich? Ich könnte jetzt eine Schale Eintopf vertragen.“ Er sah die beiden an, registrierte Godwyns Kopfschütteln und machte sich dann erneut auf den Weg zur Theke, um etwas zu essen zu holen.
