17-11-2024, 22:01 - Wörter:

Caeus' Mundwinkel zuckten kaum merklich, ein stilles Echo seiner Gedanken. Seine haselnussbraunen Augen, durchzogen von einem fast ätherischen grünen Schimmer, ruhten auf ihr, als suchten sie nach etwas, das sich in Worte nicht fassen ließ. Sie war schön – unbestreitbar, auf eine Weise, die nicht jedem Blick sofort erlag.
Manche hätten vielleicht nach opulenteren Formen gesucht, nach üppigen Kurven, die an Sanddünen erinnerten, weich und einladend. Doch Zariyah trug eine andere Art von Schönheit in sich. Ihre Linien waren schlicht, beinahe unnahbar, und doch von einer Eindringlichkeit, die alle Erwartungen entwaffnete.
Nein, es war nicht die Fülle ihres Körpers, die den Valerius in den Bann zog. Es war das Feuer, das in ihren dunklen Augen glomm, verborgen und doch unübersehbar. Diese Wildheit, die Freiheit versprach und doch jeden fesselte, der sie wagte anzusehen. Eine Unantastbarkeit, die keine Worte brauchte, um ihn unweigerlich in ihre Welt zu ziehen. "Was bedeutet 'ya sayyidi'?", seine Stimme war tief und nachdenklich, wie ein Flüstern, das nur für sie bestimmt war, während sein Blick zurück zur Badewanne glitt, hinab zu ihrem dampfenden, duftenden Inhalt. Blütenblätter schwebten träge über das Wasser, ihre Farben zart und flüchtig wie das erste Licht der aufgehenden Sonne über den Dünen Mataryyias.
Die leisen Schritte, begleitet vom sanften Klingen der Glöckchen an ihren Fesseln, hallten in seinen Gedanken nach, als wäre jeder Ton ein Teil einer ungeschriebenen Melodie. Es war, als ob die Welt stillstand, als ob sie all die Schwere des Daseins sanft beiseitegeschoben hätte. Die Sorgen um Tiberius und seine Tochter – verblasst wie der Schatten im Schein der Kerzen in diesem Raum. Die Pläne, die Strategien, der ständige Tanz auf Messers Schneide – sie existierten nicht mehr.
Er war hier.
In diesem Moment.
Mit ihr. Einer Fremden.
Caeus hob den Blick erneut, und für einen endlosen Moment trafen sich ihre Augen. Doch es war nicht nur der Blick, der ihre Nähe spürbar machte. Es war etwas Tieferes, Unausgesprochenes, wie ein unsichtbares Band, das sich zwischen ihnen spann und die Welt um sie herum verblassen ließ.
Ihre Präsenz füllte den Raum – unaufhaltsam, allumfassend, als wäre sie das Zentrum, um das alles kreiste. Seine Augen glitten über ihr seidiges Kleid, blieben an den zarten, kunstvollen Stickereien hängen, die sich wie kleine Geheimnisse über den Stoff zogen. Das Gold, das im Licht glühte, spiegelte sich in ihrer Haut wider. Ihre Worte umschmeichelten die Stille, und doch war es die Art, wie sie ihn musterte, die seine Aufmerksamkeit wirklich fesselte. Es war ein Blick, der tief drang, bis zu den Schichten, die er vor der Welt zu verbergen wusste. Vielleicht hätte es ihn erschrecken sollen, wie mühelos sie ihn zu durchschauen schien – besser, als es je jemand getan hatte.
"Ihr seid sehr aufmerksam...", seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Murmeln, fast wie ein Geständnis, während er sie dabei beobachtete, wie sie die Ziegenmilch in das Bad goss. Der milchige Strom traf das warme Wasser, kleine Wellen bildeten sich und brachen, ein stiller Tanz, der den Raum mit einer seltsamen Intimität füllte.
Dann, ein Moment, so flüchtig wie ein Atemzug – seine Finger glitten sacht über ihre Wirbelsäule. Es war keine zufällige Berührung, sondern etwas Zögerliches, fast Ehrfürchtiges. Sein Blick folgte der Bewegung, als ob er das Geheimnis ihres Seins mit den Fingerspitzen erfassen wollte.
In dieser Berührung lag Faszination, ein stilles Staunen. Als würde er etwas berühren, das ihn gleichermaßen anziehen wie zerstören könnte – eine Kraft, die sowohl Leben spendete als auch das seine fordern könnte. Wie nah dieser Gedanke an der Realität lag, konnte Caeus nicht erahnen.
Er holte tief Luft, seine Brust hob und senkte sich langsam, als sie den Blick senkte. Ihre Hände glitten nach oben, bereit, ihn von seinen Kleidern zu befreien. Doch in dem Moment, als ihre Haltung fast schüchtern wirkte, zogen sich seine Augenbrauen leicht zusammen.
Caeus hielt inne und musterte sie, den Anblick, die leise Geste. Es missfiel ihm. Die Unschuld, die Sittsamkeit – solche Masken hatten ihn nie gereizt. Er war ein Mann, der die Wahrheit hinter den Fassaden suchte, und sie brauchte ihm nichts vorspielen. Nicht sie.
Denn letztlich wusste er, was sie war.
Und sie wusste ebenso gut, was er war.
Mit einer Bewegung, die seine gewohnte Autorität ausstrahlte, legten sich seine groben Finger um ihr Kinn. Sie waren nicht hart, nicht verletzend, doch seine Berührung ließ keinen Raum für Widerstand. Mit einem sanften, aber unmissverständlichen Zug hob er ihren Kopf, zwang ihren Blick zurück zu ihm. "Ich möchte, dass Ihr mich dabei anseht.", seine Stimme war tief und leise, fast ein Flüstern, doch in ihrem Ton lag keine Spur von Milde. Es war eine Forderung, klar und unverrückbar, eine Stimme, die keinen Widerspruch kannte. Seine Augen suchten die ihren, als wollte er nicht nur sehen, sondern ergründen – jede Nuance, jedes verborgene Geheimnis, das sie hinter diesen dunklen Tiefen verbarg.
