19-01-2025, 06:22 - Wörter:

Mit dem gleichen Leuchten in den Augen, das durch den Halbschatten, in dem sie lag, nur dezent gedämpft wurde, beobachtete sie Caeus und dann seine Hand, die auf ihrer warmen, nackten Haut ein angenehmes Prickeln hinterließ. Was waren ein paar Jahre Altersunterschied noch gleich? Vielleicht müsste sie sich das nochmal durch den Kopf gehen lassen, warum sie alles an diesem alten Mann so verdammt anziehend fand. Das fing schon bei den Augen an, die sie hier im Schatten gar nicht so richtig sah. Oder sein markantes Kinn, die Haut von Kampf, Sonne und Erfahrung gezeichnet. Die breiten Schultern, die einfach kein Recht hatten, ihm zu gehören. Das Gefühl von trainierten, starken Händen auf ihrer Haut. Heofader, seine Hände…
“Du warst in King’s Portal auf ner Hochzeit? Sag bloß nicht deine eigene.” Ein verspieltes Zwinkern später und Aurelia hatte das Bedürfnis, sich zu strecken. In dieser liegenden Position drehte sich alles so angenehm und verlieh ihrem Umfeld einen Hauch von Realitätsferne. Ihre Lieblingsstunde war schon immer nach den schlechten Entscheidungen und bevor sie die Entscheidungen einholen gewesen. “Gönn mir eine Pause, ich war bis eben mittendrin. Außerdem ist mir iiirgendwo… mein Wein verloren gegangen.” Eine trockene Kehle benetzte man bekanntlich am besten mit dessen süßen Schwere, nicht mit Wasser oder so einem gesunden Zeug - wobei Aurelia wohl nicht hinterfragen würde, was man ihr in die Hand drückte, solange es irgendwie in einem Krug schwamm. Dabei fiel ihr Blick wieder auf Skadi, oder besser gesagt auf das Getränk, was sie in der Hand hielt.
Etwas schwerfälliger als sonst rappelte sie sich in eine sitzende Position auf und griff nach Caeus Hand. “Bleib doch ein wenig bei uns. Ich hab dir meine Freundin noch gar nicht vorgestellt”, zog sie ihn neben sich, damit er sich ebenfalls auf dem Mauervorsprung niederlassen konnte und nicht gleich wieder auf dem Sprung war. Von Skadi hingegen erwartete sie nur den Krug in ihrer Hand. “Caeus, Skadi. Skadi, Caeus. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, mit wem ihr es zutun habt, weil ich mich nur mit der besten Gesellschaft umgebe.” Sicher konnte Skadi das bestätigen, die ungefähr wöchentlich über all die Idioten in Aurelias Leben informiert wurde, und Caeus, na ja, der konnte zumindest froh sein, dass sie bisher kein sonderlich schlechtes Wort über ihn verloren hatte. “Du weißt, der Anführer der Söldnertruppe mit diesem ausgefallenen Namen.” ’Schwarze Bruderschaft, was soll das überhaupt heißen? Darauf fallen die Frauen doch alle rein. Interpretieren eine dramatische Geschichte hinter seine dunklen Augen und halten ihn für den tragischen Helden. Das Amüsement in Aurelias Blick verriet, dass sie sich an die Worte erinnerte, die sie damals in Gesellschaft ihrer Freundin genutzt hatte, um Caeus zu beschreiben. Provokativ, fast, so wie sie offen ließ, welche Geheimnisse sie mit ihrer Freundin geteilt hatte. Ein bisschen Denkarbeit würde ihr vielleicht gut tun, wenn sie nicht gleich wollte, dass die Wärme neben ihr wieder verschwand; dann wiederum, zum allgemeinen Denken war es heute wohl deutlich zu spät.