23-02-2025, 07:24 - Wörter:

Mit weniger Grazie, als sie gerne zugeben würde, hievte Aurelia sich endlich halb in die Aufrechte. Die Haare fielen ihr schwer über die nackte Schulter und rahmten Skadis Gesicht ein, das im Schein des Feuers eine angenehme, fast anziehende Wärme versprühte, im Kontrast zu den kalten Schatten um ihre Augen. Noch immer dasselbe atemlose, leichte Lächeln auf den Lippen, konnte man nicht sagen, dass die Wirtstochter nachdachte, als ihr Blick durch schwere Wimpern hinunter zu den Lippen ihrer Freundin wanderte.
Ein Lächeln, das sich im Bruchteil einer Sekunde deutlich schelmisch zuspitzte. “Entschuldige, ich helf dir.” Ob sie nun tatsächlich beim Aufstehen half, lag im Auge des Betrachters - auf jeden Fall schnappte sie sich aus völlig altruistischen Gründen den Weinbecher aus Skadis Hand, ehe sie sich wieder ordentlich neben Caeus setzte. “Noch einmal und ich bin weg, ehrlich.” Der Blick, nur halb so streng, wie sie gerne gehabt hätte, galt ganz dem Söldner und währte auch noch, als sie ihre Nase im Weinbecher versenkte, was ihrer Mimik spätestens jetzt jegliche Ernsthaftigkeit nahm. Zufrieden mit der Wärme in ihrem Bauch und dem süßen Geschmack auf der Zuge lehnte Aurelia ihren Kopf wieder gegen seine Schulter und schmolz ein wenig gegen den harten Körper. “Ich bin auch für einen Szenenwechsel”, nahm sie das Gespräch von vorhin wieder auf, als hätte sie nichts anderes getan als aufmerksam zugehört. “Aber nicht zu dir, ich will deiner Madame nicht über den Weg laufen. Lasst uns irgendwohin, wo man die Sterne sehen kann.” In Aurelias Kopf schwirren Bilder von den flachen Dachterassen der Stadt, dem Apfelhain außerhalb der Stadtmauern, einem Schiffsdeck - weit genug entfernt von den Feiernden und doch nahe genug, um Gelächter zu hören und den Feuerschein zu sehen. Wenn es nach ihr ging, würde sie am liebsten beide mitnehmen; und vielleicht hatten die anderen auch gar keine andere Wahl, als mitzukommen.