13-03-2025, 16:40 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06-06-2025, 03:51 von Leif Stelhammer.)

Wie musste es sich wohl anfühlen, ein Adliger in den heißen Ländern zu sein. Wenn er sich nicht recht täuschte, dann durfte dort unten sogar eine großkönigliche Hochzeit stattfinden, aber wer hatte in diesen Zeiten überhaupt den Kopf dafür? Sollte Augusto nicht lieber zusehen, dass ihm sein Land nicht unter dem Fettarsch weggezogen wurde und er auf kaltem Stein sitzen durfte? Leif merkte man in den letzten Wochen besonders an, dass er in seinem Kopf Platz für genau eine Sache hatte, und das hatte nichts mit Frau und Wein zutun - nichts, was er den Castellanos täglich anprangerte und sie beileibe gerne mit bloßen Händen darin ertränken würde, bis ihr aufgedunsenes Gesicht fett und vollgesogen durch ihr dämliches Gesöff schwamm. Wenn überhaupt, dann hatte Leif sich noch nie ferner von allen Feierlichkeiten gefühlt. Sein Lächeln hatte sich noch nie so falsch und verboten angefühlt, während er überspielte, dass ihm seit dem Eisfeuerfest jegliche Freude am Feiern vergangen war.
Doch hier ließ er sich nieder, den Bierkrug in der Hand, wo er mit Erik, Kjell, Halger und Veith schon unzählige Male ein Wiedersehen gefeiert hatte. Eigentlich fanden sie immer einen Grund, in der Schenke vorbeizuschauen, die Leif mittlerweile schon fast sein drittes Zuhause nennen konnte, und sei es nur, um einen lausigen Geburtstag nachzuholen. Heute fehlten der Gruppe drei Männer, aber das hielt Halger und ihn nicht davon ab, die Erinnerungen zu würdigen und ein weiteres Mal voneinander Abschied zu nehmen, bevor es Leif auf seine Reise zog. Ohne Worte hob er den Krug und schlug ihn gegen den des anderen, dass auch über seine Kriegerhand etwas Bier schwappte.
“Ich bin guter Dinge”, begann er schließlich, zurückgelehnt und mit einem Bein auf seinem Knie. Sein Blick ruhte auf Halger in der alten Vertrautheit, die er mit ihm teilte - eine, die von so einer rohen Einfachheit geprägt war, dass er sie nur mit einer Handvoll Männer teilte. “Wenn du jetzt noch packst, dir selbst Disziplin beizubringen, dann kann das bei den anderen auch noch was werden.” Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, Halger den Aufbau des Lagers zu überlassen, hm? Leif musste wohl felsenfest von den Fähigkeiten seines Freundes überzeugt sein, dass er mit seinem Vorschlag nicht nur vor den Königsrat getreten war, sondern Halger auch vor seinem eigenen Vater vertreten hatte. Es gab einige Entscheidungen, die der Prinz bereute, aber das Vertrauen in den rothaarigen Hünen war keine davon. Er war alt genug, um sich seiner Verantwortung für sein Land zu stellen und die Schürzenjagd zum Nebenberuf zu machen, älter als Leif und mit einem großen Herzen gesegnet. Und sollte er doch darin versagen, die Krieger auszubilden, die das Land brauchte, dann gab es da immer noch eine ganze Burgbesatzung, die ihm schon Feuer unter dem Hintern machen würde.